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Amtsblatt tnr Sie Ortsbehöröe und den GemeiMrat ?n Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, ErsWhrsdsrf, Frankent-nl g ld ilaigegr i). Der Allgemeine.Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten NnterbaltungSblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus i Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gesnaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de« All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag >^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag »/,11 Uhr einzusendm. SchrifileUuiig Druck unki Verlag non A. LHuvig, Breinig Nr. 9!. Mittwoch den 15. November 1905. 15. Jahrgang. ' . - -- — — OerMckes und SächstsÄes Bretnig. Zur Feier seines 40jährigen Bestehens hatte sich am Sonntag der hiesige Militärverein „Saxonia" mit seinen Gästen im Gasthof zur Sonne vereinigt. Musikvor träge leiteten das Fest ein, worauf dis An wesenden durch den Vereinsvorsteher Herrn Hermann Gebler begrüßt wurden, welcher mit einem Hoch auf unseren König schloß. Nach der nun folgenden Sachsenhymne und einem wei teren allgemeinen Gesänge warf der Genannte einen Rückblick auf die VerernSgeschichte. Er erwähnte dabei u. a, daß am 20, August 1865 der Verein von Kameraden aus Bretnig und Hauswalde gegründet worden sei. Die Mitglieverzahl betrug damals 62, von denen 3 noch jetzt dem Vereine angehören: Ferd. Gebler, Wilhelm Schlotter und Aug. Nitsche. Der 1. Vorsteher war Herr Traug. Horn; im Jahre 1868 wurde Herr Traug. Haupt- mann als solcher gewählt, welcher 26 Jahre dieses Amt verwaltet hat. Seit 1875 führt der Verein den Namcn: „Kgl. Sachs. Militär verein Saxonia". Zurzeit verfügt derselbe über 85 Mitglieder. Im Jahre 1901 war der Verein in der Lage, eine Fahne weihen zu können. Während der 40 Jahre sind an Krankenunterstützung 3481 Mark 35 Pfg. und an Begräbnisgeld 701 Mark aurgezahlt wor- den. Dem Vortragenden wurde durch leb haften Beifall gedankt. Eine überaus bei fällige Ausnahme fand auch die Festrede des Herrn Pf. Reinmuth, die mit einem Hoch auf unseren Kaiser endete. Hierauf gelangten zwei Einakter: „Das eiserne Kreuz" und »Der überlistete Oberförster" zur Auf- sührung und zwar ersterer von tiefem Ernst getragen, letzterer dagegen reich an heiteren Szenen. Die Spieler lösten hierbei ihre Auf gabe vorzüglich und ihre Mühen wurden be lohnt durch laute Beifallrbezeugungen. Ein fideles Tänzchen hielt die Kameraden, welche gar zu ost noch sich dieses Festes erinnern werden, bi» zur frühesten Morgenstunde in gehobener Stimmung beisammen. — Das Kaisermanöver für 1906 findet, wie der „Neuen mil.-pol- Korrespondenz" mit geteilt wird, zwischen einer au» dem 3. (Brandenburgischen) und 5. (Posenschen) Ar meekorps zusammengesetzten Armee-Abteilung und dem 6. (Schlesischen) Armeekorps statt. Bei jeder Partei wird eine selbständige Kavallerie-Division ausgestellt. Eine Festungs kriegsübung, ähnlich der im September aus- gefallenen Uebung bei Thorn, ist für das kommende Jahr nicht beabsichtigt, da die sehr großen Vorbereitungskosten für die oer Cholera wegen abgesagte Uebung die verfügbaren Mittel verschlungen haben. Eine Notwendig keit, derartige Uebungen im Hinblick auf hie in Port Arthur gewonnenen Erfahrungen «bzuhalten, wie dies verschiedentlich in der Presse behauptet worden ist, liegt um so weniger vor, als es bereit» feststeht, daß der "rieg in Ostasie» weder für die Verteidigung, »och für Angriff auf permanente Be ^fiigungen irgendwelche neue Lehren zutage üeförderl hat. Die einschlägigen Gebiete des Heerwesen» stehen in unserer Armee schon ^ngst auf einer wesentlich höheren Stufe, als mes bei den Kriegführenden in der Man- hschurei der Fall war. — Da» 2. Königlich Sächsische Grenadier- Regiment Nr. 101 sandte jedem seiner zur ^chutztruppe in Deutsch-Südwest-Afrika über- Metenen Angehörigen einen Dresdner Christ- Mkn. — Bundesrätliche Schutzvorschriften. Die vom Bundesrate unter dem 27. Juni l. I. für Betriebe, in denen Maler, Anstreicher-, Tüncher-, Weißbinder, und Lackiererarbeiten ausgeführt werden, erlafscuen Schutzvorschriftsn treten nach deren § 12 am 1. Januar 1906 in Kraft. Da diese Vorschriften auch in kleineren und insbesondere Handwerksbetrieben Beachtung zu finden haben, so empfiehlt es sich, die beteiligten Kreise mit dem Wortlaute der Vorschriften bekannt zu machen. — Landlagsa'ogeordneter Stadtrat Kauf mann Gräfe aus Annaberg ist am Donners tag in seiner Dresdner Wohnung nach kurzem Krankenlager verstorben. Der Verstorbene vertrat den 19. städtischen Kreis und war der einzige wildliberale Abgeordnete der Zweiten Kammer. — Sächsischer Mittelstandstag. Der große Anklang und bis rege Beteiligung, die die Mittelstandsbewegung an allen Orten gefun den, haben wohl am besten den Beweis dafür geliefert, daß überall ein wirkliches und tiefes Bedürfnis für eine derartige Bewegung vor handen ist. Erfreulicherweise sind denn auch jetzt die Vorarbeiten so weit gefördert, daß das Programm für den in Dresden am 28 und 29. November zusammentretenderi Mittel- standstag festgesetzt werden konnte. Kamenz. Herr Bezirkstierarzt a. D. Bernhard Weigel von hier ist am 1. diese» Monats als wissenschaftlicher Fleischbeschauer für den Bezirk der Amtshauptmannschaft in Pflicht genommen worden — Neuheitsbericht. (Vom Patevtbureau Krueger, Dresden, Altmarkt,) Alles wird heutzutage in den Kreis der gewerblichen Ausnützung gezogen; selbst da» sagenhafte und von vielen Seiten heftig angezweifelte „Quellenfinden" kommt an die Reihe. Das selbe besteht bekanntlich darin, daß die be treffende Person, mit einer Gerte oder der gleichen versehen, da» Gelände abschreitet; die Nähe eine» unterirdischen Wafferlauses wird durch ein Zucken der Gerte angezeigt, wobei man au» der Heftigkeit de» Schlages die Entfernung der Wasserader von der Ober fläche erkennen will. Die Tatsache selbst ist be wiesen, aber noch nicht erklärt; gewöhnlich glaubte man an sogenannte Sympathiewtrkungen. Neuerdings ist die Sache mehr und mehr wissenschaftlich angesaßt worden und es scheint, als ob diejenigen recht behalten sollten, welche die Wirkung au» dem Erdmagnetismus er klärten und annahmen, daß die Wasserader eine magnetische Reaktion nach oben herbei- ühre. Es ist nämlich ein Apparat patentiert worden, welcher die alte Grundlage der Hasel nußgerten und dergleichen („Wünschelruten") verläßt und ganz wissenschaftlich mit der Magnetnadel arbeitet; die entsprechend vor- gerichtete Nadel soll über oder nahe einem unterirdischen Wasserlaufe in bestimmter Weise ausschlagen. Die Bestätigung dieser Theorie wäre für die Menschheit eine Wohl tat, denn Wasser ist nun einmal das Lebens element und die leichte Auffindung desselben vermag die Kultur und Besiedelung am besten zu fördern. -- Mit einem ungewöhnlichen Fall hatte sich am Sonnabend de» Kreisausschuß der Krei»hauptmannschast Dresven zu beschäftigen. Der verstorbene Bischof Dr. Wahl besaß seit 1894 die Konzession zum Betriebe einer Privat krankenanstalt, die den Namen „Josephstift" führte und an der zurzeit 6 Aerzte und 10 „graue Schwestern" tätig sind. Da der Ver ¬ storbene u. a. auch diese Anstalt seinem Nach folger testamentarisch hinterließ, ging dieselbe auf den neuernannten Bischof Wuschanski über. Dieser suchte nun beim KreiSausschuß um die Uebertragung der Konzession nach und erhielt sie auch, da Bedenken dagegen nicht Vorlagen. Es ist gewiß ein seltenes Vorkomm nis, daß ein Bischof gleichzeitig Besitzer einer Pcivattrankenheilanstalt ist. — Gin Postkuriosum wird in Blasewitz viel besprochen. Von Braunschweig war in Dresden ein Brief eingelausen, der die ge schmacklose Ortsbezeichnung „Protzennest bei Dresden" trug. Um die vielerörterte Findig keit der Post in Ehren zu halten, dirigierte inan den Brief nach Blasewitz. Dort soll in diesem Falle die Findigkeit der Post arg ver- schnupst haben. — Ern Bonmot des Königs Friedrich An gust. Bei der am letzten Dienstag bei Eisen berg-Moritzburg abgehaltenen Königlichen Jagd hat eine Aeußecung der Königs gegenüber dem Amlshauptmanu von Dresden-Neustadt, Geh. Regierungsrat v. CrauShaar, besondere Erheiterung verursacht. Bei einem Kessel treiben war ein stattlicher Fuchs geschossen worden, und der König teilte dem Amtshaupt mann das Jagdglück mit. Dieser, darüber erstaunt, fragt verwundert: „So?" Ohne zu zögern erwidert der König: „Das wissen Sie nicht? Als Amtshauptmann müssen Sie doch eigentlich alles wissen, was in Ihrem Bezirke vorgeht." — Händler nicht der Mörder I Das gegen den Karusselldreher Händler eingeleitete Ver fahren in Angelegenheit des Morde» im Langen Grunde bei Königstein ist wegen Grundlosig keit des gegen den Genannten gerichteten Ver dacht» der Täterschaft seitens der Kgl. Staats anwaltschaft wieder eingestellt worden. Der Verdacht, den Mord und die Beraubung der Ermordeten ausgeführt zu haben, richtet sich nunmehr gegen einen Unbekannten, welcher am 17. Oktober, dem Tage des Verbrechens, in der Nähe von Schöna gesehen worden ist. Derselbe hat den ihm auf der Straße nach Maxdorf i. B. begegnenden Fleischermeister S. aus Laubegast angesprochen und befragt, ob er nicht einen Schleichweg nach Bodenbach wisse, er, der Unbekannte, wolle die Straße und den Elbweg nicht benutzen. Der Unbe kannte trug ein Paket, das in rrtlich-gelbe» Papier gewickelt war und dasjenige Papier gewesen sein soll, in welchem die Ermordete den Blumenstrauß getragen haben soll, der in der Nähe der Mordstelle aufgefunden wor den war. Auf das Paket hatte der Unbe- kannte einen schwarzen Gegenstand gebunden. Der Fremde soll von übermittler Statur ge- wesen sein und graue Hose, graubräunlichen Ueberzieher sowie weichen schwarzen Filzhut getragen haben. Sein Benehmen soll ein schüchternes gewesen sein. Er trug, jedenfalls zur Unkenntlichmachung, eine Brille. Da der Mord erst 5 Tage nach seiner Verübung ent deckt wurde, ist es dem Verdächtigen gelungen, seine Spur zu verwischen, so daß jetzt nur noch ein glücklicher Zufall seine Entdeckung herbeisühren könnte. — Der Lohnkampf in der sächsisch-thüringi schen Webereiindustrie ist jetzt erneut mit voller Heftigkeit entbrannt. Am Sonnabend sind sämtliche Betriebe de» sächsisch - thüringischen Wedereiverbande» geschlossen worden, zugleich hat auch die Konvention der sächsisch-thüringi schen Färbereien und Appretucanstalten den Schluß ihrer Betriebe eintreten lassen. Zwickau. Nicht nur in den Revieren Mitteldeutschlands, sondern auch unter den Bergarbeitern Sachsens macht sich neuerlich eine Lohnbewegung bemerkbar. Zunächst for dern die Belegschaften höhere Löhne und Be seitigung einer Reihe von auf den Gruben bestehenden Mißständen. Das Zweigbureau des Deutschen Bergardeiterverbandes zuZwickau richtet an die Arbeiterschaft einen Ausruf, in dem zugleich die Werksbesitzsr aus die drohende Gefahr aufmerksam gemacht, die Belegschaften aber gewarnt werden, voreilige Schritte zu unternehmen. Eine weiter einzuberufende Sächsische Bergarbeiterkonferenz fall, wenn die Gärung unter den Grubenarbeitern nicht nachläßt, über anderweite Maßnahmen Be schluß fassen, um den Forderungen der Be legschaften Nachdruck zu verleihen. Bei der Bewegung in den mitteldeutschen Revieren handelt es sich hauptsächlich um die Arbeits ordnung. — Der eigene Sohn! Ein Einwohner von Dennheritz bei Meerane hörte während seiner Beschäftigung in der Nähe des Walde» einen Schuß fallen. Er forschte nach der Ursache und fand nur etwa 200 Meter von seinem Standorte entfernt seinen eigenen Sohn, der sich mit einem Revolver zu er schießen versucht hatte. Der Unglückliche, ein 17 Jahre alter Färbereiarbeiter, konnte seinem Vater nur noch die Worte: „Aus Furcht" zurufen, dann entschwand ihm das Bewußtsein. In die elterliche Wohnung nach Dennheritz gebracht, erlag der junge Mann abends 10 Uhr der schweren Verletzung. Plauen. Der „Vogtländ Anz." bringt über die Friedrich August - Brücke folgende Notiz: Die größte einbogige Steinvrücke Europas wird in der illustrierten Zeitschrift „Wiener Bilder" die eben vollendete Eisen bahnbrücke über den Jsonzo, die Salcanobrücke bei Görz, genannt. „In der Saleanobrücks haben wir die größte Spannweite von Stein brücken in Europa, die Spannweite beträgt 85 Meter", heißt es dort in einem Aufsatz über tue Brücke. Da die Spannweite unserer im August geweihten „Friedrich August-Brücke" 90 Meter beträgt, so darf sie auch jetzt noch Anspruch auf den Ruf erheben, daß sie die jenige massive Brücke ist, deren Bogenspann, weite noch von keinem anderen derartigen Bauwerke der Erde übertroffen wird. — Ein altes Gesch Wisterquartett. Am Sonntag beging m Frankenberg Frau Amalie verw. Fischer geb. Lohr ihren 90. Geburts tag, zu welchem ihr Glückwünsche darvringen konnten der 85jährige Bruder, Herr Privat mann Karl Lohr in Crimmitschau, weiter der 81jährige Bruder, Herr Stadtrat a. D, Fried rich Lohr, und endlich die 75jährige Schwester, Frau Auguste verw. Köhler ged. Lohr, beide in Frankenberg. So summiert sich da» Lebeusalter der vier Geschwister auf 331 Jahre. — Opfer des Hochwassers. Das einge tretene starke Hochwasser hat am Sonntag bei Hänichen unwert Leipzig einen bedauer lichen Unfall zur Folge gehabt- Der Zim mermann Schumann aus Glesien fuhr in Begleitung seines Neffen nach Leutzsch. An der Hänichener Brücke kam das Geschirr vom Wege ad und verschwand in oen Fluten. Der jüngere Schumann vermochte sich an einem Weioenbusch zu halten und harrte 1'/, Stunde aus, dis er gerettet wurde. Er wurde krank ins Leipziger Krankenhaus gebracht. Sein Onkel ertrank, ebenso die dem Ritter gut Glesien gehörenden Pferde.