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Allgemeiner Anzeiger : 25.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190510253
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19051025
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-25
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.10.1905
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Von I^ak unä fern. Alle drei Borkumer Leuchttürme find bei einem Gewitter in der Nacht zum DonnerS- lag schwer beschädigt worden. Um der Unlauterkeit im Heilgewerbe zu Auern, ist sür den KreiS Darmstadt eine neue Verordnung erlassen wvrden. Danach wird u. a. bestraft, wer sich erbietet, die Heilbehand lung eines Kranken auf schriftlichem Wege ohne !>eisönliche Untersuchung (Fernbehandlung) zu übernehmen. Bei eiuem Duell, das Mittwoch morgen bei Braunschweig zwischen zwei Offizieren des dortigen Husarenregiments Nr. 17 stattsand, wurde Leutnant K. schwer verwundet. Liebesdrama. In Bremen tötete der Arbeiter Lhmker seine Braut, eine Plätterin, durch einen Retzolverschuß in die Schläfe; darauf jagte er fich selbst eine Kugel durch den Kops. Der Mörder war sofort tot, daS Mäd chen starb auf dem Transport nach dem Krankenhause. Ei« eigenartiger Unfall ereignete fich in Sundem bei Dortmund. Bei Sprengarbeiten in einem Steinbmche mittels Dynamits durch schlug ein emporgeschleudertes Felsstück ein be nachbartes Wohnhaus und tötete den Besitzer. Mit Stuhlbeine« erschlage». In Themar in Thüringen wurde in der Mittwoch- Acht in einem Streit beim Kirmestanz der Dienstknecht Hörnlein, ein Vater von sechs Andern, mit Stuhlbeinen erschlagen, ein zweiter Knecht lebensgefährlich verletzt. Vier Verhaf tungen wurden vorgenommen. Schreckenstat einer Wahnsinnige». Die Frau des Zechenbeamten Doerschel in Essen er- hüngte während der Abwesenheit ihres Mannes >hre beiden drei- und fünfjährigen Kinder und bann fich selbst. Die Tat ist offenbar in einem Anfall von Geistesgestörtheit verübt worden. Gegen die eigene Mutter! In Brilon swrde ein zu Besuch bei seiner Mutter weilender Ager Smdent verhaftet. Er hatte mit einem, wie es heißt, mit Platzpatronen geladenen Mower auf seine Muster geschossen und sie ün Gesicht schwer verletzt. Er flüchtete dann »uf sein Zimmer und richtete den Revolver Segen fich und verletzte fich schwer an der Schläfe. Die Verletzung ist jedoch nicht lebens- gesährlich. Racheakt 's Der Fleischermeister Koschitzki aus Betsche ist in Neugörzig ermordet worden. Er weilte dort in Geschäften und kehrte abends 'n einen Gasthof ein. Plötzlich wurde er mausgerusen und vor der Tür von zwei Knechten überfallen; ein dritter erstach ihn. Koschitzki war sofort tot. Wahrscheinlich handelt fich um einen Racheakt. so Millionen Mark für Wasser in der Mutter. Uber die NahrungSmittelversälschung und die Maßregeln zu ihrer Bekämpfung bringt die Aeimarischc Ztg/ Mitteilungen von Prof. MatiheS- Ma, in denen der bekannte Gelehrte u. a. darauf hinweist, daß die Geldstrafen bet Übertretungen A NahrunaSmittelgesctzes, meist in Höhe von iO bis 15 Mr., nicht geeignet sind, z. B. einen Ailchfälscher abzuschrecken, der bei einem Bezug An nur 50 Liter täglich im Jahre einen unredlichen gewinn von 709 Alk. hat. Setzt er nämlich den °0 Litern täglich 10 Liter Wasser zu — und daS 'N der gewöhnliche Satz — so hat er Alich bei einem Verkaufspreise von 20 Pfennigen '»r das Liter 2 Mk. unredlichen Gewinn. Und Unn er 2 Liter Rahm (gleich 2 Mk.) auS der Mch von 3,8 Prozent Fettgehalt herausnimmt und A so aus den geringsten zulässigen Fettgehalt von -8 Prozent bringt, so hat er wieder 1,60 Mk. Alich und 584 Mk. jährlich unredlichen Gewinn, »keß ist auch der Schaden, den der Käufer erleidet, Aem er wässerige Butter kaust. Eine Berechnung M an, daß bei einem Wassergehalt von 20 Prozent Mi der mittleren von 12 Prozent im Deutschen Ache rund 30 Millionen Mark jährlich für Wasser ^ahlt werden. Elve Entdeckung über die Cholera, on der Pariser Akademie der Wissenschaften Me Prof. Chantenesse das Ergebnis seiner Eholeraftudien mit. Diese haben ihn zu der Miayme gefühlt, daß die Fliegen einen be brütenden Anteil an der Verbreitung der asiati ¬ schen Cholera dmch die Verschleppung dek Kommabazillus in Speisen, Getränken und Wasserläufen haben. Eine eigenartige Straßenbeleuchtung wird zurzeit in Paris erprobt, und zwar mit einem angeblich die höchste bisher erreichte Leuchtkraft bietenden, dem Lysol ähnlichen Erzeugnisse, das auS Abfällen hergestellt wnd, die vorzugsweise den deutschen Koksstätten ent stamme«. Die Brüder des Sahara-Kaisers. Das Narrenreich deS Kaisers der Sahara hat durch den Ausgang eines Prozesses einen neuen Schlag erlitten. Die Brüder des Sahara- Kaisers Lebaudy haben vor Gericht den Prozeß gewonnen, den sie gegen ihren Bruder ange strengt hatten, weil dieser sich bisher geweigert hatte, auf Grund der mit seinen Brüdern abge schlossenen Kontrakte die Dokumente zu unter zeichnen, in denen er nicht als „Kaiser der Sahara" anerkannt war. Gin Boxerkampf auf Tod u»d Leben wird in Paris zum AuStrag kommen, voraus gesetzt, daß die Polizei nicht noch in letzter Stunde einen Strich durch die Rechnung macht. Es handelt fich dm im, festzustellen, ob die französische oder die japanifche Boxerkunst, das sog. Dschiu-Ditsu, die wirksamste Art der körper lichen Verteidigung ohne Waffen darstellt. Die französische Meihods wird durch den bekannten Athleten Dubois vertreten, während für das japanische System der Turn- und Fechtlehrer Rö-Niö eintritt. Es ist jedes Mittel erlaubt, den Gegner kampfunfähig zu machen — nur die Augen dürfen nicht aus den Höhlen gedrückt werden. Im übrigen kann von Fäusten und Füßen nach jeder Richtung hin der ausgiebigste Gebrauch gemacht werden. Der „haarigste Mau» der Welt' zu sein, diesen Ruhm nimmt ein Franzose namens Louis Coulsn in Anspruch, der als Former in den Eisenwerken von Montluyon arbeitet. Er hat oft Angebote erhalten, fich zur Schau stellen zu lassen, hat dies aber stets entschieden abgelehnt. Er ist 79 Jahre alt und seit 67 Jahren als Former tätig ; er will fich jedoch erst pensionieren lassen, wenn er achtzig Jahre alt wird. Conlon ist nur klein, aber sein Bart ist so riesig lang, daß er ihn bei der Arbeit zusammenrollen und unter seine Bluse stecken muß. Dieser riesige Bartwuchs ist in seiner Familie erblich. Sein Vater hatte einen bis auf die Knie herabhängenden Bart; auch zwei seiner Onkel hatten einen ähnlichen Bartschmuck. In der Grossstadt verloren. Eine Dame in London unternahm eS jüngst, wie seinerzeit be richtet wurde, im Auftrage eine- dortigen Blatte», nachdem eine genaue Personalbeschreibung von ihr veröffentlicht war, durch das dichteße Gewühl in den Straßen der Großstadt zu gehen und abzu warten, ob einer sie erkennen und sich die hübsche Summe verdienen würde, die auf ihre Auffindung gesetzt worden war. Jetzt ist ganz New Jork in Heller Aufregung über einen ähnlichen Versuch, der vom .American' gemacht wird. Er hat einen Herrn Raffles „verloren" und setzt nun auf dessen Auf findung eine Belohnung auS. Auch diesmal bestätigt sich wieder die Erfahrung, daß mau nirgendwo ver borgener bleiben kann als in der Großstadt, da, wo fich die größten Menschenmassen zusammendrärgen. Raffles gibt jeden Tag genau an, wo er sein wird, und große Menschenmengen sind in dem bezeichneten Gebiet auf der Suche nach ihm. Acht Tage lang war er bereits seinen Verfolg!rn rntgangen, und er beschloß nun das Wagnis, dar Gebiet der Wall street zu betreten. Schon eine Stunde vor Mittag warteten viele Tausende auf ihn. Mit jeder Minute wuchs die Menge, die Geschäfte auf der Börse stockten, da die Makler ihre Kurse vergeßen und miteinander wetteten, ob der geheimnisvolle Raffles gefangen würde oder nicht. Mehrere Personen wurden auch angehalten, aber der wirtliche Raffles wurde nicht gefunden. Die Verwirrung war schließlich so groß, daß der Befehl an die Polizei erging, den gesuchten Mann zu verhaften. 8000 Polizisten nahmen daher an der Suche teil, aber auch sie ohne Erfolg . . . Andalusische Brigaute«. DaS Räuber wesen in Andalusien nimmt immer mehr über hand. Mittwoch wurde bei Andujar, Provinz Sevilla, ein Kind deS Grundbesitzers Angel Navarro am Hellen Tage entführt. Der Vater erhielt darauf einen Brief, worin ein Lösegeld von 10600 Pesetas gefordert wird. I Ei« serbischer Siudeuteustreik steht in Aussicht. DaS neue Statut der kürzlich eröffneten Belgrader Universität, welches sehr strenge Bestimmungen enthält, erregt nämlich bei den Hochschülern Mißstimmung. Der Un mut der Studenten richtet fich besonders gegen die Bestimmungen bezüglich deS Besuches ein zelner Vorlesungen, wonach die Hörer ge zwungen werden, allen Vorlesungen beizu wohnen. Die Studenten beabsichtigen, dem akademischen Senate eine Denkschrift zu über reichen, in der fie Abänderung der mißliebigen Bestimmungen fordern und drohen, falls diesem Verlangen nicht entsprochen werde, die Univer sität zu verlassen. Roosevelt und das Fußballspiel. Präsident Roosevelt ist energisch gegen die rohe Art und Weise aufgetreten, in der das Fuß ballspiel auf den amerikanischen Universitäten betrieben wird. Nach einer Nachricht soll Roose velt hierzu durch einen Unfall veranlaßt sein, der seinen Sohn traf. Daß es angebracht ist, gegen daS Rugby > Fußballspiel, wie eS in Amerika gespielt wird, Front zu machen, be weist die Tatsache, daß bei Fußballspielen am 11. d. in Amerika 20 Spieler verletzt wurden. Ein Klub in Virginia wurde sogar wegen tödlicher Verletzung eines Mitgliedes aufgelöst. GericktskaUe. Halle. Um im Gefängnis ein Obdach zu finden, zertrümmerte der in große Not geratene Buchhalter Fichtel eine Schau'ensterscheibe im Werte von 350 bis 400 Mk. Wegen Sachbeschädigung vor die Strafkammer gebracht, erklärte er, die Tat aus purer Verzweiflung in Not und Arbeitslosigkeit begangen zu haben. Der Staatsanwalt ließ das Motiv gelten und beantragte 14 Tage Gefängnis. Das Urteil lautete aber auf drei Monat Gefängnis. Landau (Pfalz). Die Strafkammer verurteilte den Weinhändler Joh. Braun von Ederheim wegen Vergehens gegen das Wringest tz zu 200 Mk. Geld strafe. 6000 Liter dcS beschlagnahmten Weins werden eingezogen. Braun hatte seinen Wein durch Zuckerwässerung überstreckt, sowie Natron zugesctzt. Naumburg. DaS Oberlar desgericht hat die Berufung des früheren Handwerktkammcr-S-kretärS Mühipfort gegen da» Urteil des Landgerichts zu Halle verworfen. Kuslifcke VolksUeäer. d. Eine sehr interessante Arbeit über die Lieder der russischen Bauern ist kürzlich von der Akademie der Wissenschaften in Petersburg ver öffentlicht; es ist eine Auswahl von solchen Liedern, die Eugenie Linew mit Hilfe des Phonographen gesammelt hat. Sie bilden kein einfaches Melodienalbum, sondern einen kom- pendiösen Band und bieten außer der sehr sorg fältigen Notierung der gesammelten Lieder sehr genaue Angaben. Der Gedanke, die Volkslieder zu sammeln, wurde in Amerika in der Ver fasserin angeregt. Sie hielt in mehreren Städten, in New Jork, Boston, Chicago Vor träge und ergänzte fie durch Lieder. Dabei wurde mehrmals die Frage an fie gestellt: „Singen Sie echte Volkslieder?" Wenn fie dann bejahend antwortete, fühlte fie fich beun ruhigt und fragte fich, ob fie wirklich daS Recht zu solcher Antwort hätte. Was fie bis dahin gesungen, stammte aus den besten Publikationen, aber ihr war noch nie der Gedanke gekommen, selbst bis zu den Quellen vorzudringen. Nach sechs Jahren unermüdlicher Arbeit hat nun Eugenie Linew dem Publikum eine Sammlung von Originalliedern vorgelegt, die allen Wünschen, die man daran stellen kann, entspricht. Die Lieder find sehr naiv, viele gehören dem Gebiet der Parabel an. So wird z. B. in dem Liede „Lootchina" dem Birkenholz, das ohne Flamme verbrennt, eine junge Frau verglichen, die ohne Liebe geheiratet worden ist und die nun schmachtend, verfolgt und unverstanden in der Familie ihres ManneS lebt. Ein zartes kleines Gedicht beginnt mit den Worten: „Singe nicht, kleine Nachtigall." Der Vogel soll nicht fingen, weil sein freudiges Lied den Schmerz eines jungen ManneS erhöhen würde, der ihn fingen hört, und dessen ungetreue Verlobte in diesem Augenblick am Arm seines Nebenbuhlers in die Kirche geht. In einem andern melancholischen Liede wird eine Lerche gebeten, einen Gefangenen in seinem finsteren Verließ zu trösten. In einem RekrutierungSlied „DaS Tal" wird daS Los der Leibeignen bejammert, „deren Leben nur ein langes Leiden ist". Alle russischen Komponisten schöpfen aus derselben Quelle, alle hängen vom Volkslied ab, besonders Glinka, der Scköpfer der russischen Nationaloper und seine Nachfolger. Spuren des Volksliedes findet man in den Kompositionen von VertowSky, Serow, Blaremberg. Selbst die Musik Tschaikowskys ist voller Anklänge an die Volkslieder, obgleich der Künstler einmal erklärte, daß er diese Lieder sehr wenig gekannt habe. Harmonisch fügen fich diese russischen Volkslieder sehr schwer den Regeln der modernen Musik. Viele werden im Chor gesungen. Die erste Stimme, gewöhnlich ein Mezzostpran oder ein Alt, bringt zuerst das Thima, und die andern Stimmen vereinen fich darauf, um es aufzu nehmen und Harmonien hineinzumischen, die ost den Charakter einer Improvisation haben. Natürlich können nur musikalisch begabte Personen so phantasieren, die andern folgen im Gleichklang oder in der Oktave. Die Spinnerinnenlieder und die im Hause zur Be gleitung kleiner häuslicher Arbeiten gesungenen Lieder haben gewöhnlich ein lebhafteres Tempo und werden mit weicher Stimme kunstvoll vor- getragen. Gemeinnütziges. Gegen Migräne wird ein Teelöffel Koch salz mit einem Schluck Wasser empfohlen. Noch sicherer hilft ein Teelöffel voll Brom-Natrium, mit Wasser heruntergeschluckt. Am besten wirken natürlich alle solche unschädliche Mittel zu Anfang des Anfalles genommen. Die Blase« an den Füße«, die zuweilen durch enges Schnhwerk, sowie durch anhalten des Marschieren entstehen, kann man schnell heilen, wenn man Glyzerin anwendet, daS man mit Arnika oder Hamamelcstinkur (etwa ein Teil auf drei Teile Glyzerin) vermischt hat. Auch Einreibungen mit Kampfersalbe oder Kampferöl sollen fich bei diesem Leiden gut be währen. Kuntes Allerlei. d." Eine Statistik über Bevölkern«--- z«nahme veröffentlicht ein Japaner, Dr. Takano; er beabsichtigt damit, seinen Landsleuten vor Augen zu führen, wie niedrig die Zunahme der Bevölkerung in Japan ist, und will fie dadurch warnen. Nach seinen Aufstellungen beträgt die jährliche Zunahme auf Tausend in den ver schiedenen Ländern der Welt: Norwegen 13,9; Deutschland 13,2; Holland 12,3; Europäisches Rußland 11,9; Schweiz 11,9; England 11,5; Dänemark 10,9; Japan 10,2; Belgien 9,8. Er setzt dann seine Analyse fort und gibt folgende Vergleiche der Eheschließungen auf 1000, der Geburten auf 1000 Heiraten und den Überschuß der Geburten über die Todesfälle auf 1000: haben Sie schon nicht geschlafen? DaS ist bei Ihrem schwachen Zustande sehr schlimm! Ich werde Ihnen gleich etwa? verschreiben zum Heiraten Geburten M^ten Frankreich 7,50 22,1 0,06 Japan 8,78 29,8 8,9 England 7,80 30,0 11,7 Österreich 8,00 37,1 1S,6 Deutschland 8,20 36,1 13,9 Ungarn 8,70 40,4 10,7 Europäisches Rußland 8,60 47,1 14,6 Belgien — — 9,8 * * * Besseres Mittel. Arzt: „Drei Nächte Schlafen." — Patient: „Tun Sie das lieber dem kleinen Kinde in der Wohnung über uns!" Wie die Alte« s««gen. Lehrer (der dem Wirtssöhnchen, daS zum erstenmal in der Schule, eins auf die Finger gegeben hat): „Wirst du jetzt ruhig fitzen?" — W rissöhnchen (heulend): „Nein, »'Beschwerdebuch will ich haben l" lM-s,.-) """" Kampf ums Dasein bestehen und der BaronL- kamilie beweisen, daß das Gefühl der Ehre und des Rechts mir von meinen Eltern vererbt und größer ist als alle Tyrannei des wahnwitzigen Adelsstolzes." „Das ist mein Fleisch und Blut!" rief neudig erregt der Hauptmann. -Das Auge deiner verklärten Mutter blickt in diesem Augen blick auf dich, mein teures Kind." Eine Minute lang war es lautlos still — der Sturm und der Regen draußen selbst schwiegen, und es war, als ob ein kurzer Sonnen strahl die düsteren Wolken durchbräche. „Kampf ums Dasein," begann der Haupt- Aann dann, wie in tiefes Nachdenken ver sinkend. „Noch ein ernstes Wort habe ich dir in sagen, meine Tochter. Du liebst den Grafen, Aw mein Segen über euch, wenn fich sein Herz dir wieder zuwendete. Aber seine Liebe seicht der deinen nicht! Du würdest willig Ain Leben für ihn hingeben, sagtest du. .«ieh, das ist die wahre Liebe, die deine gute, Mge Mutter mir entgegentrug und mü ihrem Mde besiegelte. Denke dir, es wäre dir eine ähnliche Verleumdung über den Grafen kund Aworden, wie man fie diesem über dich hinter- Aacht, würdest du ihn ungehört, ungefragt A einer Weise verlassen haben, die nur zu Autlich sagr: Ich glaube, daß das, waS ge- Auckt steht, was die Lästerzungen erzählen und Miertragen, wahr ist?" . überrascht bückie Berta ihren Vater an; ein MUcher pessimistischer Gedanke war ihr noch M gekommen, aber fie fühlte die Schwere — M Wahrheit desselben. „Nimmermehr!" rief fie, „und wenn die ganze Welt den Grafen sür schlecht erklärt, ich würde es niemals geglaubt haben!" „Das ist die wahre, vertrauende Liebe," ent gegnete er, „und — so weh' es mir tut, es aus sprechen zu müssen — diese Liebe zu dir besitzt der Graf nicht!" „Aber liebster bester Vater, Karl kann noch krank sein, und auf das Gemüt eines Kranken wirkt doch alles ganz anders ein, als auf das eines Gesunden," wagte fie einzuwenden. „Nun gut, mein Kind," beruhigte der Haupt mann die Tochter. „Mag denn diese schänd- iche Verleumdung der Probierstein seiner Liebe ein. Liebt der Graf dich wirklich, so wird er >er Wahrheit nachforschen und dich um Ver zeihung angehen, daß er einen Augenblick an dir zu zweifeln vermochte. Tut er dies nicht — schweigt er, nun dann, so oder so, war seine Liebe zu dir nur ein aufwallendes Gefühl, eine, wenn auch noch so schöne Selbsttäuschung.* Wieder suchten die Augen der Tochter die ihres VaterS. Ja, in ihnen lag volle Menschen kenntnis, fie strahlten die unerbittlich harte, aber unverfälschte Wahrheit. „Ich werde warten — treu und geduldig warten — bis er kommt," sagte Berta, und der Mann, dem fie dies Versprechen gab, kannte jetzt seine Tochter, wie fich selber, er wußte, daß fie Wort hielt. „Und was ich noch sagen wollte, mein her ziges Kind," Hub er wieder an, „mag nun daS Schicksal die Würfel rollen, wie eS will, vor der Not des Lebens, dem schwersten Kampf umS Dasein, bist du geschützt." Und er teilte Berta mit, daß er das Erb teil ihrer Mutter von deren Tante nutzbringend für fie angelegt habe und diese Summe zu einer so stattlichen angewachsen sei, um Berta der eigentlichen Sorge für ihre Zukunft zu über heben. Er hatte bisher niemals hierüber mit ihr gesprochen. Somit hatte der Brief des alten Bawns von Geldern im Grunde genommen daS Gegen- tefl von dem bewirkt, was der verborgene Feind von Vater und Tochter erhofft hatte. Sie hatten resigniert — sie atmeten freier — fie wollten vereint tragen, vereint der Zukunft entgegensehen. Ruhiger waren fie geworden, die beiden so innig miteinander verwandten Herzen — wußte doch der Vater sein Kiud vor der Unbill des Lebens gesichert — und flimmerte doch in Bertas Seele der Stern der Hoffnung, der Lie«. Tot! - Ja, wehe dem, Der aufgcschreckt au» seinem Schlummer wird Inmitten stiller Nacht durch jähen Blitz, Der wie au» wolkenlosem Himmel fährt Und schonungslos sein ird'sche» Lo» zerschmettert I Noch vor kurzen vier Tagen saß Berta in demselben Zimmer neben dem Vater — und beide hatten, nachdem fie übereingekommen, mutig dem Brvorstehenden, das im Schoße der Zeit verborgen lag, eutgegenzugehem die so uötiae Rube «fanden — und Leute schon ktaütz das arme Mädchen an derselben Stelle einem Marmorbilde gleich da. Bertas tränenlose schöne Augen starrten un verwandt das Antlitz eines Toten an, und dieser Tote war ihr Vater. Ein Schlagfluß hatte ihn am Tage vorher plötzlich getroffen, nachdem er kurz zuvor in gewohnter Weise mit fetnrr Tochter den Nach mittagskaffee getrunken. Der Hauptmann pflegte nach dem Kaffe« ein halbes Stündchen zu schlummern, uud wäh rend dieser Zeit begab fich Berta bei sreund- lichem Wetter wohl in den Garten, sonst auf ihr im ersten Stock gelegenes Zimmer, oder beschäftigte fich auch bei der Dienstmagd in der Küche. An diesem Nachmittage befand fie fich im Zimmer und blickte auf den Waldpfad hinaus. Die Birken längs des WegeS, die herrlichen Buchen und die mächtigen Eichen, fie alle waren entblättert, nur an den knorrigen Asten der letzteren zitterten, vom kalten Herbstwinde bewegt, noch fahl und gelb gewordene zackige Blätter, die sich hartnäckig anklammerten und nicht von der Stätte weichen zu wollen schienen, der fie entsprossen. Und hinter dem durchsichtig gewordene« , Laubgehölz erhoben sich, - wie eine dunkelgrüne Mauer, die langgezweigten Nadelhölzer, in deren Kronen eS seltsam rauschte, wie seufzend und klagend über die so rasch entschwunden« Lenz- und Sommerzeit. . M u (Fortsetzung fol-Lj
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