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Amtsblatt tiir die Ortsbehörde irnd den Gemein-erat ?u Bretnig. Lokol-Aiizeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, EroßrShrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementrpreis inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltung«blattes" vierteljährlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserat-, die 4gespaltene Korpu«zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de« All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Leitungsbote* jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,1I Uhr etnzusende«. Bchrislleilung Druck unb Verlag von A. 8chuvig, Breinig Nr. 78. Sonnabend den 3V. September 190». 1». Jahrgang. OertlickeS und SächstscheS. Bretnig. Vom 1. Oktober ob werden die Schalter des hiesigen Kaiserlichen Post amtes erst um 8 Uhr früh geöffnet. — Mit Morgen Sonntag beginnt der Gottesdienst um S Uhr. Großröhrsdorf. Am Dienstag abend verschied hier plötzlich Herr Fabrikbe sitzer Johann Gotthold Schurig, Ritter pp. Der Verstorbene war ein edeldenkender Mann und bei seiner Arbeiterschaft sehr beliebt. Erst in diesem Jahre, am 13. Mai, und zwar zu seinem 75 jährigen Geburtstag« hat er wiederum einen Beweis seiner Gutherzigkeit geliefert, indem er am genannten Tage eine Stiftung ins Leben rief, deren Zinsen all jährlich am 13. Mai den Angestellten und Arbeitern zugute kommen sollen. — Bei den Abräumungsarbeilen auf der Brandstelle des Gläser scheu Mühlengrund- stückes in Bischheim wurde ein größerer Mün- zerfund gemacht, welcher in teilweise zusammen- geschmolzenen, aber auch noch gut erhaltenen alten Silbermünzen besteht Dieselben sollen nach Sachverständigen-Gutachten einen Wert von über 400 Mark repräsentieren. Dresden. Der Unglücksfall, der sich Unlängst bei einer Nachtfeldoienstübung abspielte und den Tod des Unteroffiziers Blümke vom Großenhainer Husaren-Regimeni herbsisührte, beschäftigte das Kriegsgericht der 3. Division Nr. 32. Angeklagt war der 1884 zu Groß hartmannsdorf bei Freiberg geborene, noch unbestrafte Soldat Ernst Alwin Kröner von der 3 Eskadron des 1. Husaren - Regiments Nr. 18 in Großenhain. Es wurde ihm zur Last gelegt, am Abend des 19. August, wäh rend er bei einer Felvdienstübung in der Nähe des Dorfes Wistanda al« Schnarrposten sungierte, durch unvorsichtige Behandlung seiner Dienstwaffe verschuldet zu haben, daß sich der Karabiner entlud und dem Unterosfi zier Blümke in die Brust drang, der an den erhaltenen Verletzungen acht Tage später, am 27. August, verstarb. Nach der Darstellung des Angeklagten, dem als Verteidiger sein Eskadronchef, Rittmeister v. Hofen, zur Seite stand, hatte er an genanntem Abend schon einmal zwei Alarmschüffe abgegeben, weil er eine verdächtige Gestalt, die er für eine feind liche Patrouille hielt, bemerkte, und darauf im Straßengraben unter einem Baume Posto gefaßt. Schon nach wenigen Minuten tauch ten von mehreren Seiten Gestalten auf, die sich trotz seines „Halt, wer da?" heranschlichen Er gab darauf nochmals einen Alarmschuß ad und sprang dann aus dem Graben, dade seinen Karabiner von neuem ladend. Zum Abschteßen kam er jedoch nicht mehr, da ihm der Feind schon zu dicht auf den Fersen war. Plötzlich tauchte direkt vor ihm eine Gestalt auf und rin Schuß krachte. Ein lauter Schmerzensruf wurde vernehmbar, dann brach die Gestalt zusammen. Der Schuß, aus der Mündung des K.'schen Karabiners kommend, halte den Unteroffizier in die Brust getroffen Und ihn tödlich verletzt. Wie der Schuß wSgehen konnte, darüber vermochte der Ange klagte nichts Sicheres anzugeben. Er nimmt an, daß ihn jemand, wahrscheinlich der Ver unglückte selbst, gestoßen hat, wodurch er mit bem Finger dem Abzüge zu nahe gekommen sein muffe. Nach der Anklage besteht die Un> Vorsichtigkeit des Angeklagten darin, daß er, obgleich der geladene Karabiner ungesichert ^ar, den Finger am Abzug gelaffen und den Mündungslauf nicht nach oben gehalten hat. Aus der Beweisaufnahme ergab sich, daß sich K. nach den Schießvorschristen gerichtet hat und die Schuld wohl ausschließlich den Angreifer, den Unteroffizier Blümke, selbst trifft, da er sich auf keinen Fall dem Posten so dicht nähern durfte. Das Kriegsgericht neigte dieser An- icht ebenfalls zu und erkannte aus Freisprechung >es Angeklagten. — Das Ende eines Liebesromans. Die Verhaftung eines Assistenzarztes und einer 21 Jahre alten Verkäuferin, die am Dienstag in Dresden in der Johannstadt erfolgte, macht dort viel von sich reden. Beide unterhielten ein intimes Verhältnis. Um die Folgen zu beseitigen, soll das Mädchen eines Verbrechens gegen das keimende Leben und der Arzt sich der Beihilfe dazu schuldig gemacht haben Vor einigen Wochen gab der Arzt dem Mäd chen den Abschied, den diese stch so zu Herzen nahm, daß sie Lysol trank, um sich zu ver giften. Sie konnte jedoch noch lebend in das Krankenhaus eingeliefert werden, wo es gelang, sie wieder herzustellen. Aus dem Kranken- Hause entlassen, wurde sie in das Unter suchungsgefängnis übergeführt. Sebnitz, 25. Sept. (Ein dummer Spaß.) Nicht wenig verwunderte Augen dürste eine auf der Obergaffe wohnende Frau gemacht haben, als sie am Sonnabend plötz lich den Besuch von Verwandten aus Schöna an der Elbe erhielt, welche ihr da» letzte Ge leit zum Grabe geben wollten, und ebenso erstaunt dürften diese gewesen sein, als sie die Totgesagte gesund und munter bei ihrer Beschäftigung als Wäscherin antrafen. Der in Böhmen wohnende Schwiegersohn derselben hatte sich nämlich erlaubt, seine Schwieger mutter bei einem Besuch in Schöna als ge storben auszugeben. Zittau, 24. September. In der Nacht zum Sonnabend vergiftete sich hier im Gast Hofe „Stadt Prag" die aus Reichenberg in Böhmen stammende Kaufmanns-Ehefrau Marie Sturm. Die Frau wohnte schon seit einigen Tagen in dem Gasthofe und gab als Grund ihres Aufenthaltes geschäftliche Besorgungen an. Der heute hier erschienene Sohn der Selbstmörderin gab an, daß seine Mutter jedenfalls aus Furcht vor Strafe die Tat be gangen habe. Sie soll ihr eigenes Anwesen in Brand gesteckt haben. Pirna. Um sich zu töten, nahm ein 20jähriqes, aus Zchista stammendes Mädchen, das früher Kellnerin und zuletzt in einem hie sigen Gasthofe als Küchenmädchen tätig war, eine ätzende Flüssigkeit zu sich. Die Lebens müde erreichte ihren Zweck nicht, verletzte sich innerlich aber derartig, daß sie in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Die Tat geschah anscheinend infolge von Liebes kummer. — Zwei junge Mädchen erstickt. Auf dem dem Rittergutsbesitzer Radegast gehörigen Tal gute Oschatz sind zwei polnische Erntearbeiter innen, Leonore Koch und Marianna Matya, infolge Einatmung von Kohlengasen erstickt Die beiden Mädchen, die im Alter von 18 bis 20 Jahren standen, schliefen gesondert von den übrigen Arbeiterinnen in einer Kammer, die durch einen Grudeofen geheizt wurde. Sie hatten sich Montag abends 9^ Uhr zu Bett begeben. Als am Dienstag früh der Vorar- bester sie wecken wollte, erhielt er keine Ant wort. Ein Unglück vermutend, schlug er das Fenster ein; die ausströmenden Gase bestätig ten seine Vermutung. Man öffnete nun Fenster und Tür und fand die beiden Mäd ¬ chen leblos vor. Eins der Mädchen hatte der Tod auf vem Lager ereilt, das andere hatte versucht, sich nach der Tür zu schleppen, war aber aui den Fußboden hingesunken und lag entseelt kurz vor der Tür. Wiederbele bungsversuche, die sofort angestellt wurden, waren erfolglos. Grünhain, 25. Sept. Au» Mangel an Beweisen wurden die Klempner Süß und Stoll, die bekanntlich verdächtig waren, auf den Bäckergesellen Patzsch und dessen Geliebte Frida Pausch einen Mordversuch mit einem ievolverschuß gemacht zu haben, wieder aus reien Fuß gesetzt. — Zwei in einer Ziegelei zu Raschau be- chäftigte Ziszelstreicher, welche am Sonntag nachmittag mit einem Handwerksburschen zu- ammen dem Alkohol fleißig zugesprochen und ich dann gemeinsam auf ein Strohlager zum Schlafen hingelegt hatten, weckten den Hand- werksburschen dadurch, daß sie dessen Lager anzündeten. Der Aermste erlitt aber dabei so schwere Brandwunden, daß er am Montag früh verstorben ist. Die Täter, mit Namen Lang und Flechsig, sind verhaftet worden. — Am Familientische erschaffen hat sich am Scnnabend abend in Plauen der Fabrik weder Otto Louis Plank, als er eben mit einen Angehörigen ein harmloses Spielchen mit Karten gemacht hatte, wobei einige Glas Bier getrunken worden waren. Außer seiner Frau saßen noch mit am Tische die Tochter des Mannes und sein zukünftiger Schwieger- ohn. Ohne jeden besonderen Grund schien Plank plötzlich in Schwermut zu verfallen. Er äußerte, daß er sein Leben satt habe, holte aus der Kammer einen Revolver und schoß sich, nachvem er wieder auf seinem Stuhle Platz genommen, ehe es jemand verhindern konnte, eine Kugel in die Schläfe. Au» der Wunde floß kein Tropfen Blut, der Lebens müde war aber sofort tot. Der unter so eigentümlichen Umständen aus dem Leben Ge schiebens stand im 47. Lebensjahre. — Zum Fall Ebeling. Wie aus Leipzig berichtet wird, ist von Mitgliedern der Niko- laigemeinde eine Petition in Umlauf gesetzt worden, in der das evangelisch-lutherische LandeSkonfistorium gebeten wird, Herrn Pastor Ebeling in sein Amt an der Nikolaikirche wieder einzusetzen oder doch wenigstens die Suspendierung aufzuheben. Es fragt sich nur, ob das Konsistorium gegenüber dem Erkenntnisse des Disziplinargericht» jetzt über haupt noch die Möglichkeit hat, dem Wunsche der Petenten zu willfahren. Leipzig. Die Freifrau v. Biedermann in Dresden hatte sich, wie seinerzeit berichtet, vor dem Landgericht Dresden wegen Betrugs zu verantworten und wurde zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Die von der Angeklagten eingelegte Revision, welche unrichtige Anwen düng des Gesetze« rügte und prozessuale Be schwerde erhob, hat das Reichsgericht als un begründet angesehen und verworfen. — Was eine Universität kostet. Die Aus gaben für Zwecke der Universität Leipzig im Jahre 1905 beziffern sich auf über2l/z Millionen Mark, und 200,000 Mark mehr als im Vor jahre. Davon bezahlt der Staat 2 Millionen, ungerechnet 165,000 Mark Unterstützungen an Studierende. Leipzig, 28 September. Nach der Schwüle des gestrigen Tages ging in der 6, Abendstunde ein schweres Gewitter über Leip zig nieder, wie es in solcher Stärke hier selten zu verzeichnen ist. In der Nürnberger Straße am Grundstück 44 traf ein Blitzstrahl den Oberleitungsdraht der roten Straßenbahn, doch wurde der Straßenbahnverkehr nicht ge stört. Die Heftigkeit des Gewitters hatte geradezu eine Panik in der Bevölkerung her» vorgerufen, sodaß Grobfeuer gemeldet wurde, wo ganz geringe Anlässe vorlagen. So mußte die Feuerwehr mit großem Zuge nach Conne witz, Bornaische Straße 35 eilen. Zum Glück hatte man es aber nur mit einem un gefährlichen Essenbrand zu tun. In Lonne witz auf derselben Straße war durch Blitz schlag ein StraßenbahnauSschaltkasten in Brand geraten. Kleinfeuer wurde in der Mahlmann- straßr Nr. 2 gemeldet. Es stellte sich aber heraus, daß nur Wasser von der Kaiser Wrlhelm-Straße hierüber in den Keller ge drungen war. Aus diesen übertriebenen Meldungen ist ersichtlich, in wie große Be unruhigung die hiesige Bevölkerung während de» immerhin lang andauernden Gewitters geraten war. Kein Wunder auchl Blitz folgte auf Blitz, Donnerschlag auf Donner schlag, sodaß man befürchten mußte, daß jeder schlag ein Einschlager sei. Ein Glück, daß das schwere Gewitter noch so gnädig vorüber- gegangen ist. — Wegen verschmähter Liebe in den Tod gegangen ist der am 5. Januar 1833 zu Hamburg geborene Kaufmann Albert Ernst Mende. Der junge Mann, der sich zu Anflug dreses Jahres besuchsweise bei einem Onkel in Pausa aufhielt, hatte dort seine 18-jährige Cousine kennen gelernt und sich mit dem jungen Mädchen, dar ihm sehr gut gefiel, ver lobt. Das Liebesverhältnis scheint sich aber später, als der junge Kaufmann nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt war, gelockert zu haben. Mende schrieb wiederholt Briefe nach Pausa, die aber in letzter Zeit unbeantwor tet blieben, bis ihm da» Mädchen seinen Ring zurücksandte und mitteille, daß es die Verlobung, da sie übereilt zustande gekommen, nicht mehr aufrecht erhalten könnte. Ernst Mende machte sich daraufhin auf und reiste nach Pausa; da der Empfang sehr kühl aus fiel und da» Mädchen sich von ihm wandte, gab er sich durch einen Revoloerschuß den Tod. Seine Wertsachen — eine goldene Uhr, Ring, SchlipSnadel usw. — hat Mende in ein Taschentuch gepackt. Sie sollen nach An gaben in einem hinterlassenen Briefe an seine Eltern gesandt werden. Den Eltern Mende« wurde sie betrübende Tat telegraphisch mit geteilt. Sie werden davon um so schwerer getroffen, als eine Schwester des jungen Selbst mörders seit über Jahresfrist spurlos ver schwunden sein soll. Wie man noch mitteilt, ist Ernst Mende zuletzt Oberkellner in einem der ersten Hotels in Hamburg und bereit» längere Zeit in Amerika gewesen. Wildenfels, 27. Sept. Um seinen 90jährigen Vater gelegentlich der Kirmes in Ortmannsdorf zu besuchen, kam nach 35jähriger Abwesenheit der Schuhmacher Richard Günther das erstemal wieder heim; dabei lernte er seinen 33 Jahre jüngeren Bruder kennen, den er, da er im Jahre 1870 nach der Schweiz ausgewandert und sein Bruder erst 1873 ge boren war, noch nie gesehen hatte. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 15. p. Trin.: ^9 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. 9 Uhr Gottes dienst.