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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienetag vormittag V-H Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusende». Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf dea All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser- sämtlichen Zeitungsbote» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung,« gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei» inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung»blattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau» l Mark 3V Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Schristleilung Druck und Verlag von N. Lchuvig, Bretnig Nr. 84. Sonnabend den 2l. Oktober 1905. 15. Jahrgang. 1 . __ »M——MM OertlickeS nnd Sächsisches. Bretnig. In die Bienertsche Ver- kaufsstelle von Losen der königl. sächs. Landes lotterie fielen in den letzten 3 Ziehungstagen vom 17. bi» 19. d. M. zwei Gewinne je 500 Mark, zwei je 1000 Mark und einer zu 3000 Mark. Bretnig. Als Schulgeldkassierer wurde am letzten Dienstag Herr Albin Philipp Nr. 105 d vom hiesigen Schulvorstand gewählt. — Da» Jahr 1906 ist ein Gemeinjahr. Aschermittwoch fällt auf den 28 Februar, Ostern infolgedessen auf den 15. April, Pfing sten auf den 3. Juni. Die Saison der Mas kenbälle dauert im kommenden Jahre, wie im laufenden, wiederum lange, nämlich vom 8. Januar bis Ende Februar, also reichlich sieben Wochen. Die hohen Feste fallen auch 1906 ziemlich spät. Das Jahr 1906 beginnt und schließt mit einem Montag und ist daher so wohl am Anfang als auch am Ende feiertazs- leicher als sonst. Die Schulferien fallen 1906 immer auf späte Termine. Die großen Ferien beginnen erst am 81. Juli, die Michaelisferlen am 29. September. — Die Postkartenblocks zu 10 Stück sind jetzt bei den Postanstalten zum Verkauf einge gangen. — Der neue am 1. November d. I. in Kraft tretende Tarif im preußisch sächsischen Personen- und Gepäckoerkehr enthält für die Beförderung unverpackter einsitziger Zweiräder die folgende Neuerung: er wird, wie es im sächsischen Binnenverkehr bereits der Fall ist, die Gebühr von 50 Pfg für jede» Rad nicht Nochmals erhoben, wenn ein Reisender das Rad wieder ausliefert a vor der Auslieferung auf Grund einer neuen Anschlußfahrkarte, d. nach der Auslieferung bei Fortsetzung einer Unterbrochenen Fahrt. — Der neue TruvpenübungSplatz für das 12. sächsische Armeekorps wird voraussichtlich in die Gegend hinter Königsbrück gelegt wer den. Der Platz liegt reichlich fünf Stunden von Dresden und ist mit der Bahn Dresden Schwepnitz von der sächsischen Residenz in 1'/z Stunden erreichbar. — Der Jnvalidendank für das Königreich Sachsen hat den beiden sächsischen Armeekorps zur Unterstützung würdiger und bedürftiger Militarinvaliden sowie von deren Familien je 250 Mark zur Verfügung gestellt. Die gleiche Summe wurde auch dem Jnvaliden dank in Berlin zur Unterstützung der Inva liden der Marine, der Schutztruppen lowie der ostasialischen Besahungötruppen überwiesen. — Der finanzielle Abschluß des dritten Sächsischen Kreisturnfestes hat zu dem erfreu lichen Ergebnis geführt, daß die dafür gezeich neten Haftsummen nicht in Anspruch genom men werden brauchen. Die von den städtischen Kollegien zu Chemnitz zur Verfügung gestell ten Beihilfen von 5000 Mark konnten infolge dessen ebenfalls zurückgegeben werden. Pulsnitz. Der Ehrenbürger der hiesigen Stadt, Herr Wirkt. Geh. Nat Pro fessor Dr. Kühn in Halle, hat der Schule seiner Vaterstadt sein Porträt geschenkt und durch seinen Schwiegersohn, Herrn Hauptmann Freytag aus Spremberg, in Gegenwart dessen Faltin sowie der Spitzen der Stadt- und Schulbehörde, des Lehrerkollegiums und der oberen Schulklassen am Dienstag überreichen lassen. Dresden. Aus Furcht vor dem Mili- 'ärdienst hat sich am Freitag früh zwischen 1 und 2 Uhr ein Rekrut de» hiesigen Jäger- Bataillon» au» dem zweiten Stock in den Hof gestürzt. Er erlitt einen Schädelbruch und wurde ins Krankenhaus gebracht. An seinem Auskommen wird gezweifelt. — Mit dem Neubau der AugustuSbrücke in Dresden soll im nächsten Frühjahr begonnen werden. Den Beitrag aus Staatsmitteln hat erst der jetzt zusammentretende Landtag zu be willigen. Der Fonds für den Brückenbau be läuft sich jetzt auf etwa 4 Millionen Mark. — Wie man aus Dresden schreibt, wird sich der Empfang Sr. Majestät des Kaisers, der am 25 Oktober Sr. Majestät dcm König seinen Gegenbesuch abstattet, auch seilens der Stadtgemeinde zu einem überaus glanzvollen gestalten. Se. Majestät der Kaiser wird vor mittags gegen 11 Uhr mittels Sonderzuges auf dem Hauplbahnhofe eintreffen. Hier fin det zunächst großer militärischer Empfang statt. Die Begrüßung des Kaisers durch dis städtischen Behörden und beide städtischen Kollegien erfolgt voraussichtlich am Eingänge der Prager Straße. Der Kaiser fährt Vann durch die Prager Straße, Seestroße und Schloßstraße nach dem Residenzschlofle uns wird abends nach der Festoper Dresden wie der verlassen. Die Fahrt geht abends über vie AugustuSbrücke, durch die Hauptstraße nach dem Neustädter Bahnhofe. Für den feierlichen Empfang des Kaisers wird der Eingang der Prager Straße festlich ge schmückt. Meißen, 16. Oktober. (Wer andern eine Grube gräbt.) Um einen Scheidungs grund gegen seine Ehefrau zu erlangen, halte ein 27 Jahre alter hiesiger Schmied seine Ehefrau einem anderen Arbeiter in raffinierter Weise zugesührt. Dies hatte für ihn uner wartete Folgen Wegen schwerer Kuppelei wurde er vom Landgericht Dresden zu 10 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehren rechtsverlust verurteilt. — Dr. Oertel, der bekannte Schriftleiter der bündlerischen ^Deutschen Tageszeitung", hat augenscheinlich die Hoffnung noch nicht ausgegeden, den bei der letzten ReichStagSwahl verlorenen sächsischen Wahlkreis Freiberg wiederzugewinnen. Wenigstens hat er am Freitag in einer Nachveisammlung des kon servaliven Vereins für den östlichen Teil des 20. Reichötagswahlkreises, wie der „Saydaer Anz." berichtet, eine politische Rede gehalten, die agitatorischen Charakter trug. — Selbstmord im Eisenbahnzug. In einem Eisenbahnzug der Bahnlinie Zittau Reichen berg wurde, als ein Reisender den Abort eines Wagen» 3. Klaffe betrat, an der Tür klinke der Aborttür die Leiche eines Erhängten vorgefunoen. Da der Lebensmüde den Selbst, mord nur während der Fahrt des Zuge» ver übt haben konnte, wurden sofort Wiederbe lebungsversuche unternommen, jedoch erfolglos. In dem Toten stellte man den Tischler Tauch mann aus Klein-Borrwitz fest. — Glück und Aerger. Der glückliche Ge winner de» Hauptgewinn» der Gewerbe Aus stellung zu Görlitz, der Hohenbockaer Kantor, hat mit der Unterbringung und Verwertung seines Gewinnes, de» Einfamilienhauses, seine liebe Not. Er hat bi» jetzt keinen Käufer gefunden, der ihm ein auch nur annähernd dem angeblichen Werte de» Hauser ent sprechendes Gebot gemacht hätte und äußerte neulich in einem Lokale, daß er sich in seinem Leben noch nicht so viel geärgert habe, al» in der Zeit, nachdem er da» Hau» gewonnen. Da zu einem Hause notwendig auch eine Baustelle gehört, so sucht der Besitzer jetzt durch die Zeitung einen geeigneten Grund und Boden. Lieber wäre er aber bereit, oa» Haus nebst Einrichtung sehr billig zu verkaufen. Mittweida. Mit den hohen Fleisch- preisen haben sich die hiesigen Fleischermeister in einer stark besuchten Versammlung beschäf tigt und nach längerem Meinungsaustausch beschlossen, unter Wegfall des Zwischenhandel» einmal versuchsweise aufdirektem WegeSchlacht- vieh zu kaufen Man erhofft hierdurch die Detailpreise herabsetzen zu können oder wenig sten» ein nochmaliges Steigen der letzteren zu vermeiden. Obermeister Springer und Fleischermeister Kärnsch werden sich nach Husum (Holstein) begeben und auf diesem, durch seinen Riesenantrieb bekannten Platz einen größeren Viehankauf bewirken. — Seit Mittwoch voriger Woche ist in Zschopau der Lokalrichter Mihlan verschwun- den. Ec hat sich der Untreue und erheblicher Unterschlagungen schuldig gemacht und eine nicht unbedeutende Schuldenlast zurückgelassen; bis heute fehlt jede Spur von ihm. — In der Nacht zum Montag gegen ^12 Uhr ließ sich in Annaberg der Referendar Sch. vom Amtsgericht Radeberg von einem au»fahrenden Personensuge innerhalb des Bahn hofs in selbstmöroerischer Weise überfahren. Der Tod trat sofort ein. — Ohnmachtsanfall am Traualtar. Eine unerwartete Unterbrechung fand am Sonn abend vormittag in Zwickau eine Trauung, indem während der heiligen Handlung der Bräutigam an der Seite seiner Braut ohn mächtig zusammens.ink. Ein tieferschütterndes Wehgeschrei von feiten der Braut und aller mit anwesenden Freunde und Verwandten er füllte die Kirche und die Orgel und der Ge sang mußte verstummen. Zufälliger Weise befanden sich unter den Anwesenden frühere Soldaten, die sich in solcher Lage Rat wußten, sie öffneten sofort die Oberkleider des Bräu tigams und wandten die beim Militär üblichen Maßregeln an. Nach und nach erholte sich der Bräutigam, mußte aber noch in den Wagen getragen werden. Der herbeigerufene Arzt konstatierte, daß die Ohnmacht lediglich durch zu enge Halsbekleidung herdeigeführt worden sei. Nachmittag« hatte sich der Bräutigam soweit erholt, daß die Trauung in der Be hausung vollzogen werden konnte. — Ein Rennbahn-Fallissement. Der Sport- platz in Plauen i. V. hat die Eröffnung der Konkursverfahrens beantragt. Die Ursache ist in oer ungünstigen Witterung zu suchen; die Auslagen der Engagement» und die Be triebskosten konnten keinerlei Deckung finden, da regelmäßig jeden Sonntag die Rennen aus fallen mußten und damit auch keine Eintritts- gelber einkamen Reichenbach. Nachträglich wird vom Königsbesuch hier erzählt: Viel Vergnügen hatte der Monarch an der rund 75 Jungen starken Reichenbacher Knaben-Exerzierschule, die sich vor dem Rathause aufgestellt hatte. Die Knaben, die in ihrer kleidsamen Uniform sehr schmuck aussahen, präsentierten stramm und schneidig vor dem Herrscher, der sichtlich erfreut lachend meinte: ^Die Bengels sind wirklich großartig, machen ihre Sache famos", und freundlich salutierend schritt er die Front entlang. Adorf. Flotten Absatz für ihre Waren finden jetzt die jenseit» der österreichischen Grenze wohnhaften Fleischer. Die Grenzbe wohner Sachsen» dürfen bekanntlich, wenn sie sich vom Gemeindevorstande eine Legitimations karte ausstellen lassen, je 2 Kilogramm Rind-, Kalb- und Hammelfleisch zollfrei einführen. In der gegenwärtigen Zeit der Fletschteuer- ung und der Kirmesfeiern in den Grenzdör fern des oberen Vogtlande» kann man, nament lich an den Sonnabenden, eine förmliche Völkerwanderung beobachten, und e» soll nicht selten Vorkommen, daß viele Leute ohne da» ersehnte Fleisch heimkehcen. Der Preisunter schied bei den genannten Fleischsorten beträgt 15 bis 20 Pfg, pro Pfund. Im Preise de» Schweinefleisches besteht diesseits und jenseit» der böhmischen Grenze kein wesentlicher Unter schied. Auch die zollfreie Einführung lletner Mengen Mehl wird in der Zelt der Kirchen- weihen und de» Stollendacken» von den Grenz bewohnern fischig geübt. Zwönitz. Hier zeigte sich am Montag früh die herrlichste Winterlausschaft: Die Bäume waren dicht Mit Schnee bedeckt und die ganze Flur trug eine ziemlich hohe Schnee decke, die außerhalb der Stadt auch weiter liegen blieb. Dies wäre alles herzerfreuend, wenn nicht die Landleute in größter Sorge wären, wie sie die nach draußen liegenden Kartoffeln ernten könnten! Leipzig. Der Maurer Forster, oer kürzlich bei Corbetha au» dem Schnellzuge sprang, als man ihm einige Augenblicke tue Fesseln abnahm, in denen er von Aachen nach Leipzig in» Untersuchungsgefängnis trans portiert werden sollte, weit ec sich schweren Diebstahls und Sitllichkeitsoerdrechens schul dig gemacht hatte, wurde hier ergriffen, wie er in oer Elsenvahntadestelle zu Leipzig-Plag- witz einbrechen wollte. Dabei erfolgte eine förmliche Jagd durch eine Reihe von Straßen uno Gärten. Schließlich flüchtete Forster in ein Haus, wo er au« dem ersten Stockwerk in den Garten sprang uno sich derart ver letzte, daß er nicht weiter konnte und wieder festzenommen wurde. Leipzig. Em 18jähriger Kaufmann, der aus einem Lokale in Eutritzsch wegen unge bührlichen Benehmen» hinausgesteckl wocoen war, schoß au» Aerger äu» einem scharf ge- taoenen Revolver gegen die Tür de» Lokale» und traf dabei einen 17jährigen Kaufmanns lehrling in den rechten Unterschenkel. Dec Verwundete kam ins Krankenhaus. Der Täter wurde verhaftet. — 100 Millionen Mark geerbt. Auf Grund eine» richterlichen Urteils letzter Instanz wurde, wie aus Amerika gemeldet wird, einem Arzt au» Kovurg eine Erbschaft von etwa 100 Millionen Mark zugespcochen. Die Werte sind zum größten Teil in Eisenbahnen, Berg werken und Pelroleumterrains investiert. Der Erblasser ist ein Lehrerssohn aus Thüringen, der in der Milte des vergangenen Jahrhunderts nach Amerika kam und durch hohe Intelligenz, Glück und Fleiß einen enormen Reichtum und eine sehr hohe, einflußreiche Stellung in Minnesota erlangte. Er starb plötzlich, ohne Testament und chne rechtsgültige Verfügungen. Es entspann sich ein jahrelanger Prozeß. Hervorragenden Anteil an dem Ausgange dieser Sache soll oer deutsche Botschafter rn Washington habe», der mit großer Energie die Rechte des deutschen Erven vertreten hat und zu diesem Zwecke persönlich wiederholt mit ihm rn Kovurg konferiert Hal, Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 18. n. Trin.: 9 Uhr Gottes dienst. 11 Uhr Kirchliche Unterredung.