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^Ik 154, S. Juli 1912. Nichtamtlicher Teil. «örsmbl»» I. d. Dtschn. BuG-nd-I. 8111 Aus dem belgischen Buchhandel. m. (II siehe Nr. 84.) Die vergangenen Wochen waren reich an bemerkenswerten Ereignissen im literarischen und wissenschaftlichen Leben Belgiens. Am 8. Mai hatten wir eine »Llrrnrlsstutrou^ Üla.6t6rliii6lc«, einige Tage später die »Lluni- IesI -rtioir I' i i- 8 n u 8«. Der Anlaß zu der elfteren war die Verteilung des Nobelpreises an Belgiens größten Dichter. Die Maeterlinck zugedachte Ehrung bestand in einer Fest aufführung von dessen Drama »Pellöas et Mälisande« in der Königlichen Oper. Die Frau des Dichters, die schöne und berühmte Schauspielerin Georgette Leblanc, spielte die Haupt rolle, Mölisande. Das belgische Königspaar wohnte der Auf führung bei; der König überreichte dem Dichter bei dieser Gelegenheit das Groß-Offiziers-Kreuz des Leopoldordens, eine der höchsten belgischen Auszeichnungen, die dem Roten Adlerorden II. Klasse entspricht; er bewies dadurch von neuem, in welch hoher Achtung bei ihm die nationale Literatur steht. Das Drama wurde mit der wenig bekannten musikalischen Be gleitung von Gabriel Faurä aufgeführt; die Egmont-Ouver- türe von Beethoven und die Vorlesung eines Kapitels aus Maeterlincks »Leben der Bienen«, des wunderbaren »Hoch- zcitssluges«, gingen voraus. Maeterlinck wohnte der Auf führung in der Loge des Bürgermeisters bei; den Organisato ren des Festes, Vorstandsmitgliedern der BrüsselerLiterarischen Gesellschaft »Oarcla urtmtiguo 6l litlöruira«, wird in der Presse allgemein vorgeworfen, daß die an deren belgischen Dichter, vor allem seine Kampf genossen aus der ersten Zeit der »Oouiia Lelgigus«: Ver- haeren, Giraud, Gilkin, Leroy, Valöre Gille, zu demselben nicht hinzugezogen worden waren. Also wieder die »olym pische Unnahbarkeit« des großen Dichters, an der jedoch das belgische Volk, das sich Maeterlincks ersten Dichtungen gegen über sehr kühl Verhalten hatte, die Hauptschuld trägt. Durch die ihm erwiesene Ehrung hat es einen Teil seiner Schuld nun mehr abgetragen und dafür den äußerst seltenen Genuß ge habt, Maeterlinck in seiner Mitte zu sehen. Aber jetzt sind die Genter nicht zufrieden, die gewünscht hatten, daß diese Ehrung in seiner Vaterstadt Gent stattfinde. Auch der größte belgische Geschichtsforscher, Henri Pi renne, dem die andere Kundgebung galt, ist Genter Bürger, und wieder haben es die Genter bedauern müssen (ihr Bürgermeister Braun sprach es in seiner Festrede offen aus), daß die belgische Hauptstadt der Universität Gent zuvor gekommen ist. Die Ehrung Pirennes fand am 12. Mai in der Königlichen Akademie statt; alle Größen des wissenschaft lichen und offiziellen Belgiens wohnten ihr bei, und außer holländischen und französischen Gelehrten hatte sich auch Pircn ncs verdienstvoller deutscher Übersetzer Professor Arnheim aus Berlin eingesnnden. Als Erinnerung an Pirennes fünf undzwanzigjährige Dozentenlaufbahn wurde das Ergebnis einer Sammlung, 38 WO Frcs., zu einer »Stiftung Pirenne« bestimmt, deren Zinsen als Preise für Leistungen auf dem Gebiete der historischen Wissenschaften verteilt werden sollen. Beiläufig sei erwähnt, daß von den bisher erschienenen vier Bänden der »Geschichte Belgiens« — über die ein frühere Brüsseler Brief bereits berichtet hat — insgesamt 28 500 Exemplare gedruckt worden sind. An neuen geschichtlichen Werken ist zu verzeichnen: Ctcsse A. de Villermont, I-'Inkanto Isakalla, xonvarnnuto Oos Ravs-Ras. Mit Vorwort von Professor Godefroid Kurth 2 Bde. (Verlag von Duculot-Roulin in Tamines, 15 Frcs.) Qnellenwerk über das Zeitalter Philipps II. und den Anfang des 17. Jahrhunderts bis zum Dreißigjährigen Krieg. Di Napoleonische Zeit behandelt ein anderes Quellenwerk: Major E. Cruhplants, RuRalgiguo sous la. Ooiniuutiou Irg.nxa.is6: OnmoiirivL Oans 168 ciOavant Raxs-Üas autiieIii6N8 (2 Bde., Lebögue L Cie., 12 Frcs.); die belgische Revolutions zeit schildert Frans van Kalken: Ls roxauma Oos Raz-s- 8as ob Irr Revolution balßu 06 1830. Mit 13 zeitgenöss. Stichen. (Lcbögue L Cie., Frcs. 3.50). Die gleiche Zeit be handelt folgendes, von der »Königlichen Geschichtskommission« herausgegebene Quellenwerk: Baron Camillo Buffin, Np- inoir88 6t cloouni6nt8 inOOits 8UI 1a. Revolution k6lA6 6t la 6anipaj;ii6 06 Qix-Oours 1830—31). 2 Bde. (Kieß ling L Co. 15 Frcs.). Im Verlage von Lebögue L Co. erschien ferner soeben der 2. Band der bedeutenden Monographie des großen belgi schen Staatsmannes während der liberalen Epoche: I'röro- Orkan, von Paul Hymans, dem Leiter der liberalen Partei (ö Bd. 5 Frcs.); es ist ein politisches Geschichtswerk, das wegen der darin geschilderten Zeit um 1868—09 auch in Deutschland Aufmerksamkeit verdient. Graf Goblet d'Alviella, einer der ältesten Brüsseler Universitätslehrer, hat ein großes religions geschichtliches Werk geschrieben, das jedoch nicht in Belgien, sondern bei Paul Geuthner in Paris verlegt wurde: 6ro- z-aneos, Ritbv, In8titution8. 3 Bände. Frcs. 22.50. Der unermüdliche kunsthistorische Verlag von G. van Oest L Cie., »R'äOilour Oos arlistos«, wie ihn die belgischen Schriftsteller nennen, hat im vergangenen Winter wieder einige umfangreiche Neuigkeiten verlegt, bzw. zum Abschluß gebracht. An erster Stelle ein von E. van Overloop, dem Direktor des Kunstgewerbemuseums herausgegebenes Tafelwerk »Lls- töriaux pour 88ivir ö. I'kisloiro 06 la 06nt6ll6 6N 861 Aicpio: Ooniollos anoi8nn88 068 Ausöos i'ovaux 068 art8 Oöcoratiks 6t InOustriols ä 8rnx6ll68«. Die Spitzcn- Sammlung des hiesigen Kunstgewerbe-Museums ist bekanntlich die erste der Welt und verfügt über die bedeutendste Fach- bibliothek. Das Werk erschien in 5 Lieferungen mit zusammen über 100 Reproduktionen in Phototypie, Folioformat, Subskr.- PreiS 125 Frcs., und ist soeben fertig geworden. — Die unver geßliche, dem Zeitalter Rubens' gewidmete Kunstausstellung des Jahres 1910 soll durch folgendes Werk verewigt werden: Trösor 06 I'rrrt K61Z6 au XVII« 8iöel6. Näniorial cl8 I'Rxposilion O'ari ancion ü 8rux6ll68 6N 1910. Voll ständig in 10 Lieferungen bzw. 2 Bänden in 4°, mit etwa 180 Tafeln in Heliogravüre und Heliotypie. Jede Kunstgattung ist von einem Fachgelehrten bearbeitet. Bisher sind 5 Liefe rungen erschienen. Subskriptionspreis auf das ganze Werk 200 Frcs., Luxusausgabe (25 Exemplare auf Japanpapier) 400 Frcs. — 1-68 Rriniitils IlamanOs, von Fierens-Gevaert, 4 Bände in 4", mit je ca. 100 Seiten Text und 30—40 Tafeln; Subskriptionspreis 60 Frcs., gebunden 72 Frcs. — R'Vrl Llosan (Die Kunst im Maastal), von Jules Helbig; 2 Bände mit über 200 Abbildungen, wovon 65 außer dem Text, Preis 50 Frcs. — Vioux Rruxollas, VIKuin eonlanant 50 plan- cli68 O'aprös 168 o6uvi68 ardiilScluialss los plus cka- ractörisliguos Ou XIII« UN XVIII« siöel6, von Stadt- Archivar Professor G. des Marez. In Mappe 5 Frcs. Als demnächst erscheinend zeigt die gleiche Firma schließ lich noch eine Prachtausgabe des geschichtlichen Romans aus Altbrüssel: Ros vsrlus kourMaisos, von dem derzeitigen Justizminister H. Carton de Wiart an. Sie ist mit mehr als 80 farbigen Holzschnitten! von dem bekannten Maler Amädöe Lhnen geschmückt und auf holländisches Büttenpapier gedruckt. Preis 25 Frcs. Von unserem belgischen Nationaldichter Verhaeren sind zwei neue Bände erschienen, beide jedoch bei französischen j Verlegern. Hölöno 06 Kparto, Drama, bei Riviöre L Co. IM«»