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Ver friedens IMuls. über die Vorgänge in Portsmouth am Dienslag wird berichtet, als die Entscheidung in der Morgenfitzung der Bevollmächtigten fiel und die Japaner sich bereit erklärten, auf die Kriegsentschädigung zu verzichten und in die Teilung Sachalins einzuwilligen, habe Herr v. Witte, von dem es hieß, daß er noch während der Nacht bestimmte Weisungen er halten habe, seine Genugtuung schwer be- meistern können. Der Zar hatte ihn streng angewiesen, jede Forderung einer Kriegsent schädigung zurückzuweisen, und nun hatte er gesiegt und ließ es durchblicken. Für die- jenigen, die die Bevollmächtigten beobachtet hatten, als sie das Hotel verließen, um sich zur Beratung nach der Marinewerft zu begeben, war eS klar, daß die entscheidende Stunde gekommen sei. Noch vor Mittag meldete der Fernsprecher die Verständigung und als bald spielte der Telegraph nach allen Rich tungen, während in dem Gasthof eine ungeheure Aufregung entstand. Die Männer warfen ihre Hüte in die Luft, die Frauen weinten. Man erfuhr, daß eine weitere Versammlung am Nachmittag stattfinden sollte, und war sich darüber klar, daß Rußland einen „vollständigen Sieg" errungen habe. Herr v. Witte verließ die Werft mit Baron Rosen gleich nachdem die Verständigung gesichert war. Als sie an dem Gasthof aus ihrem Motorwagen stiegen, wurden sie mit Fragen und Glückwünschen bestürmt. Die erste Frage war: „Zahlen Sie eine Ent schädigung ?" „Keine Kopeke," lautete die Ant wort des Ministers. Als der Minister seinen Weg durch die Neugierigen in die Halle des Gasthofs sich gebahnt hatte, schritt er auf die Mitglieder der russischen Abordnung zu und teilte ihnen kurz das Ergebnis mit. Er schickte sich an, die Treppe hinaufzusteigen, als die Zeitungsberichterstatter ihm zuriefen: „Was ist geschehen? Wie ist die Sache ge ordnet?" überdem war der Minister in seinen Räumen angelangt, wo er sich ermattet in einen Sessel fallen ließ. Er mußte indes den Wiß begierigen Rede stehen, und nach einer kurzen Pause erklärte er: „Es klingt unwahrscheinlich. Ich kann nicht glauben, daß jeder andre au meiner Stelle eine Möglichkeit des Friedens zu erhoffen gewagt hätte, auf der Grundlage, die Wir jetzt gesichert haben. Von allen Seiten, von Herrn Roosevelt an bis zu meinen eigenen Freunden in Rußland, erklärten mir alle, Ruß land müsse etwas zahlen. Heute früh noch er hielt ich Briefe, worin meine Freunde aus Rußland mich beschworen, über diesen Punkt vachzugeben. Die Japaner wollten unsre Schiffe, ich habe sie verweigert, die Japaner wollten unsre Seemacht in Oftasien beschränken, ich habe ihnen nicht einmal Gehör gegeben. Die Japaner wollten eine Entschädigung oder die mittelbare Rückerstattung der Kriegskosten, ich habe das verweigert. Die Japaner verlangten Charbin und die ostchinefische Eisenbahn, ich habe ihnen nur den Teil dieser Eisenbahn zu gestanden, den ihre Truppen besetzt haben, süd lich von Tschantafu. Ich hatte einige Hoff nung, daß eine Verständigung vielleicht morgen erfolgen würde, und war überrascht, daß sie schon heute zustande kam. Nicht nur zahlen wir keine Kopeke, sondern wir behalten die Hälfte von Sachalin, und zwar diejenige Hälfte, die die Japaner selbst besetzt haben. Die Japaner wollten ganz Sachalin, ich habe auch das abgelehnt. Trotzdem überließ ich ihnen in der letzten Stunde den südlichen Teil, und zwar nur, weil der Beseh! meines Herrschers dahin lautete, ich mußte also gehorchen. In der heutigen Morgenfitzung nun legte ich einen schriftlichen Vorschlag vor, der ein Ultimatum Rußlands darstellte, und die Japaner nahmen chn an! Ich war Vorkommen betroffen! Als ich den Sitzungssaal betrat, hatte ich keine Vorstellung von dem, was da kommen würde. Ich konnte kein so rasches und so günstiges Ende voraussehen. Ich war fest entschlossen, keinen Buchstaben von dem Ulti matum preiszugeben, das ich vorgelegt hatte, und für mich war die Sache aus; ich wußte nicht, wie die Japaner dieses Ultimatum auf nehmen würden." Der Verlauf der entscheidenden Morgen- fitzung stellt die ,K. Z/ nach den verschiedenen Telegrammen wie folgt zu ammen: Die Russen sanden die Japaner schon in dem Saale an wesend. Die beiden Parteien begrüßten ein ander stumm; die beiden Botschafter Baron Rosen und Takahira wechselten einige Worte in englischer Sprache, die beiderseitigen Sekre iäre wechselten einen Händedruck. Nachdem alle Platz genommen hatten, Herr v. Witte und Baron Komura einander gegenüber, legten die Sekretäre den Bevollmächtigten das Protokoll der letzten Sitzung zur Unterzeichnung vor. Darauf teilte Herr v. Witte sein Ultimatum mit. Tiefes Schweigen folgte, währenddem die Japaner einander fragende Blicke zuwarfen. Der sonst so kaltblütige Baron Komura schien tief bewegt. Er überlegte einige Augenblicke und erklärte dann, er brauche einige Augen blicke, um sich mit seinen Kc liegen zu be sprechen. Die Sitzung wurde daher auf einige Zeit unterbrochen, und nachdem sie wieder ausgenommen worden war, erklärte Baron Komura, der Vorschlag, welchen er machen würde, sei nicht derart, daß Herr v. Wüte ihn von vornherein unter Be rufung auf das Ultimatum abweisen könnte. „Japan," so lautete der russische Vorschlag, „verzichtet ohne Vorbehalt auf jede Entschädi gung, ein Teil der Insel Sachalin jedoch und der dazu gehörigen Inseln geht an Japan kraft des Rechtes der Eroberung über." Ler russische Minister hatte sich dahin ausgedrückt, er sei kein Unterhändler mehr, der frei in seinen Entschlüssen sei, sondern der Sprecher des Zaren und der russischen Nation. Was solle er nun seinem kaiserlichen Herrn berichten. Die Russen führten die Unterredung in englischer Sprache, während die Japaner sich ihrer Sprache be dienten und ihre Sekretäre ihre Äußerungen ins Englische übersetzten und umgekehrt. Das verursachte eine gewisse Spannung bei den Ruffen, als Baron Komura die feierliche Er klärung abgab, der Kaiser von Japan habe aus Rücksichten der Menschlichkeit sich bewogen ge fühlt, diesen Vorschlag anzunehmen. Herr v. Witte dankte für diesen weisen Entschluß und schlug einen Waffenstillstand vor, der schon um die Mittagsstunde den beiden Regierungen tele graphisch vorgeschlagen wurde. politische Kundlcdau. Zum Friedensschlüsse. * Anläßlich des Friedensschlusses sind zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren, zwischen Loubet und dem Zaren und zwischen Roosevelt und dem Zaren Glück wunsch- und Dankdepeschen gewechselt worden. Auch dem Mikado find Gratulationen von Loubet und Roosevelt zugegangen. *Ein französischer Ausruf fordert zu einer Sammlung für eine Ehrengabe an Präfi- demen Roosevelt auf. *,Ruß' ist zu der Mitteilung ermächtigt worden, daß das in Paris aufgetauchte Gerücht über einen in dem Abkommen mit Japan ent haltenen geheimenParagraphen, nach dem Rußland angeblich 300 Millionen zu zahlen habe, durchaus unbegründet ist. Rußland gebe Japan nur, was sich bereits in dessen Händen befinde, und zahle nur die tatsächlich gemachten Ausgaben für den Unterhalt der russischen Kriegsgefangenen zurück. Kronprinz Georg bon Serbien. K or Prinz Georg von Serbien, der älteste Sohn des Könips von Serbien, wird am 9. September für volljährig erklärt und zum Leutnant ernannt werden. Deutschland. * Der Kaiserhat dem Prinz-Regen ten vonBayern aus Anlaß des Hinscheidens der Prinzessin Adalbert ein in den herzlichsten Worten gehaltenes Beileidstelegramm zugehen lassen und zugleich die Entsendung eines Prinzen zur Beisetzung in Aussicht ge stellt. Prinz- Regent Luitpold dankte hierauf dem Kaiser für seine Teilnahme, bat aber von der Entsendung eines Prinzen aLzusehen, da die Hinterbliebenen die Beteiligung der Fürstlich keiten aus die Mitglieder der königl. bayrischen Familie und die nächsten Anverwandten be schränkt zu sehen wünschten, und auch ander weitige Vertretungen darkend abgelehnt worden wären. *Die englische Ubungsflotte ist Freitag vormittag in Neufahrwasser-Danzig eingetroffen. * Gegen die Soldatenmißhand lungen hat Kriegsminister v. Einem folgende neue Verfügung an sämtliche Regiments - Kom mandeure der Armee erlassen: „Infolge der zahlreichen Fälle von Soldaten- mißhand-ungen und vorschriftswidriger Behandlung Unt rgebener durch Vorgesetzte, die in letzter Zeit m unliebsamer Weise die Öffentlichkeit beschäftigen, bringe ich den Herren Regiments - Kommandeuren meine Verfügung vom 1. Januar d. nachdrücklichst in Erinnerung. Im besonderen ist den Mann schaften der einzelnen Truppenverbände die strenge Weisung zu erteilen, jeoe Mißhandlung von feiten eines Vorgesetzten auf dem vorgeschriebenen Wege sofort zur Anzeige zu bringen, denn nur mit Hilfe der Mannschaften kann diesen Mißständen gesteuert werden." Die in Erinnerung gebrachte Versügung des Ministers enthält die Bestimmung, daß die Vorgesetzten den Mannschaften überhaupt nicht "Der japanische Finanzagent erklärte in einer Unterredung: Japan besitze nicht weniger als 35 Millionen Piund Sterling (über 700 Mill. M l zur völligen freien Ver fügung in London, Deutschland und den Ver. Staaten. Er sähe deshalb keine Notwendig keit zur Ausgabe einer neuen Anleihe, da die verfügbaren Hilfsquellen Japans reich lich die mit dem Kriege zusammenhängenden Kosten und die dadurch veranlaßten Nebenaus gaben decken. * * * Der russisch-japanische Krieg. * Das Abkommen über den Waffen stillstand ist am Freitag in Portsmouth unterzeichnet worden. Er tritt aber erst nach Unterzeichnung des Friedensvertrages ein, da Japan, wie jetzt entgegen der früheren Meldung bekannt wird, sich geweigert hat, einem sofort in Kraft tretenden Waffenstillstand zuzustimmen. ' zu nahe kommen dürfen, ihre Befehle uri Weisungen vielmehr aus einer Entfernung von drei Schiitt zu geben haben. * Die Beamten der deutschenAnsied- lungstommission, die eine Besichti gungsfahrt nach Amerika unternommen haben, begannen ihr Studium der Kolonisie- rungsarbeiten mit der Besichtigung der Ein wanderungsinsel Ellis-Jsland. *Zwei wichtige kaiserliche Verordnungen werden im ,Reicks-Anz/ veröffentlicht. Die eine regelt die Zwangs- und Straf befugnisse der Verwaltungsbehörden in den Schutzgebieten Afrikas und der Südsee, die andre ist die Bergverordnung für Deutsch-Südwestafrika. Der Bergverordnung unterliegt die Aufsuchung und Gewinnung der Edelmetalle (Gold, Silber und Platin) und der andern Metalle (gediegen wie als Erze), ferner der Edelsteine, des Glimmers und der Halb edelsteine, der Kohlen, Salze und der nutz baren Erde. Die Entnahme von Kochsalz aus den sogenannten Salzpfannen ist dagegen von der Bergverordnung ausgenommen; ebenso ist die Aufsuchung der oben bezeichneten Mineralien auf ihren natürlichen Ablagerungen (das Schürfen) einem jeden gefta England. *Jn London erhält sich das Gerückt, daß der Mikado die Einladung des eng lischen Königs, nach England zu kommen, angenommen habe. * Wie erst jetzt bekannt wird, ist vor einiger Zeit zwischen England und Japan ein neuer Bündnisvertrag geschloffen worden. Einzelheiten desselben werden noch nicht ver öffentlicht, aber es darf behauptet werden, daß d eses Abkommen von weitgehender Bedeutung ist. Es bietet gegenseitige Garantien für den Schutz der britischen und japanischen Interessen, selbst wenn beide Vertragsmächte nur von eilitt einzelnen feindlichen Mackt bedroht werden. Italien. "Die Regierung beabsichtigt, von der Kammer behufs Erneuerung des rollenden Eisenbahnmaterials 500 Millionen Frank Kredit zu verlangen. Nahland. *Jn den russischen Handelszentren wird vom Friedensschluß ein Aufschwung des Handels erwartet. An der Moskauer Börst stiegen Privat- wie Staatsfonds. In Odessa erhofft man eine schnelle Entwickelung der Handelsbeziehungen zu dem fernen Osten. In Nischni-Nowgorod wurde unter dem Eindruck der Friedensmeldnng eine Belebung der Messe Verspürt. Amerika. * Roosevelt will keineswegs auf seinen Lorbeeren als Friedensstifter ausivhen. Er wird, einer Washingtoner Meldung des ,New Jork Herald' zufolge, bald eine zweite Friedenskonferenz nach dem Haag e n- laden, die über besondere Punkte, die sich aus dem russisch-japanischen Kriege ergeben haben, beraten soll. Es soll erörtert werden die Ver wendung drahtloser Telegraphie in KriegS- zeiten durch Nichtkriegführende, die Kontrolle über schwimmende unterseeische Minen auf hoher See sowie die Rechte der Kriegführenden in neutralen Häfen. Afrika. * Zum Verhalten des marokkanischen Sultans in bezug auf die Freilassung des Algeriers Bu Mzian bemerkt der ,Tcmps': „Diese Befreiung erfüllt nur eine der von unserm Gesandten in Marokko gestellten Forderungen. Diese Genngtung war unerläß lich, aber sie istnicht ausreichend. Wenn man sich mit ihr begnügte, würden sich Vor fälle gleicher Art täglich wiederholen." Der ,Temps' sagt, daß Frankreich auf eine Ent schädigung für die willkürliche Verhaftung Bu MzianS und auf Bestrafung des Kaid, der ihn gefangen genommen hat, bestehen werde. Es sei durchaus notwendig, daß Frankreich dieselbe Behandlung genieße, wie sie andern Nationen zuteil geworden sei. Ji Maldfriede. 2j Roman bon Adalbert Reinold. lForvttzung.i Und während der Gras sprach, schien er die Wnlung, welche seine kurze Beschreibung und Einladung bei Berta hervoibrachte, erforschen zu wollen. Er war wie bezaubert von der natürlichen Einfachheit des Mädchens. Wie er das liebliche Erröten ihrer Wangen, das Auf flammen ihrer Augen gewahrte, war es ihm, als habe er nie eine reizendere und anmutigere weibliche Schönheit erblickt. Hatte dies kindliche Mädchen mit dem Blitze ihres Auges plötzlich sein Herz getroffen? Wie war ihm denn? — Dies einfache, ihm, dem hohen Grafen gegenüber fast gering zu nennende Mädchen fesselte ihn — übte eine magische Gewalt auf ihn aus. v. Rohden raffte sich auf; — er schien den Zauberbann, der ihn gefangen genommen, ge waltsam obschütteln zu wollen. Seine Gestalt richtete sich höher — und er streckte Berta seine Hand wie zum Abschiedsagen entgegen. Sie legte bie ihrige schüchtern in die seine. Er ergriff die feine Mädchenhand mit Hast — er hielt sie einen Augenblick in der seinen und spähte zugleich mit leidenschaftlichem Bl ck in Bertas Augen, so daß dem Mädchen eine Purpurwelle in die Wangen stieg. „Entschuldigen Sie, Fräulein," sagte er dann fast hastig, „daß ich Sie so lange inkommo dierte. Ich werde mir erlauben, Ihres Papas wegen wieder vorzusprechen und bitte, ihn einstweilen meine Empfehlung zu machen." Und seinen Hut gegen Verla lüftend, rrat er an sein Pferd, schwang sich in den Sattel, grüßte noch einmal und ritt in gestrecktem Galopp davon, ohne auch nur ein einziges Mal umzublicken. * * * Wie an den Fleck gebannt, stand Berta unter der alten Buche da. Die Hände gefaltet, folgte sie mit ihren Äugen dem davonsprengen den Reiter. Was nur beengte so plötzlich ihre Brust? — Eine bisher unbekannte Seligkeit glühte in ihrem Busen, ihr Herz durchflutete ein ganz unnennbares Wonnegesühl und wiederum durch schauerte ein unbestimmtes, fast ängstliches Etwas das junge Mädchen. Der Reiter war längst ihren Blicken ent schwunden — der Staub, den die pfeilschnell die Erde berührenden Hufe des dahineilenden Tieres aufwarfen, war v.rflüchligt und noch immer stand Berta, unverwandt den Waldpfad hinabsehend, da. Endlich kam wieder Leben in ihre Gestalt — sie trat in den Garten und schritt langsam dem freundlichen Wohnhause zu. Berta ging in das Haus, in das heimische Wohnzimmer. Milde Kühle durchflutete das traute Gemach, wohltuend umfächelte sie die erhitzte Stirn des jungen Mädchens. Berta ließ sich auf einen Sessel nieder. „Was muß der Graf von mir dxnken" — monologifierte sie — „ich habe mich wohl gar wie eine Törin ihm gegenüber betragen — — ich weroe vermeiden, ihm zu begegnen, wenn er zum Besuch meines Papas kommt." Fast in diesem selben Augenblick ritt der Graf von Rohden durch die breite Pforte seines Schloßparkes. Den Trab des Pferdes regelnd und nunmehr den Kiesweg im Schritt dahin reitend, sprach der junge Mann zu sich selber: „Ich will das schöne Bild vergessen, ich darf das schöne Mädchen nicht Wiedersehen." Graf v. Rohden war, wie wir bereits wissen, vor noch nicht langer Zeit von einer mehr- jährigen Reise zurückgekehrt. Ec hatte den Winter über in der Residenz gewohnt, und erst als der Frühling seine Blütenpracht voll entfaltete, gedachte er seines herrlichen Landbesitzes und hatte das wild- bewegte Großstadttreiben mit seinem trauten Wohnort vertauscht. In der Residenz hatte sich der Millionen- Graf, wie man v. Rohden in den vornehmen Kreisen bald nach senrer Heimkehr nach Deutsch land nannte, überall des bevorzugten Entgegen kommens zu erfreuen. Die aristokratischen Salons öffneten sich ihm, man empfing ihn überall mit offenen Armen. Auch in der Familie des Barons von Geldern hatte er Aufnahme gefunden und war hier ein gern gesehener und mit großer Vor liebe behandelter Hausgast. Je öfter man den Grafen aber in den Salons des freiherrlichen Palais sah, um so mehr stechen die übrigen Mitglieder der vornehmen Gesellschaft, namentlich alle Mütter der auf dem Mobilsuß zum Standesamts stehenden Töchter die Köpfe zusammen; denn alle ahnten oder wollten bereits bestimm^ wysen, daß ein be sonderer Magnet den säöuen reichen Grafen in die Gemächer des Barons von Geldern zog- Und dieser Magnet war die schöne Baronesse, die Tochter des HauseS. Als die Wiktersaison vorüber war, teilte Graf von Rohden der Familie von Geldern seinen Entschluß mit, daß er beabsichtige, schon srühzeitig seinen Landbesitz anfzusuchen, da er glaube, daß nach seiner langen Abwesenheit sein persönliches Erscheinen notwendig sei. Die Baronsfamilie kannte das herrliche Rittergut des Grafen, es lag in e ner roman tischen Gegend und war als eins der wert vollsten und Prächtig gelegenen Besitztümer bekannt. Die Familie des Barons von Geldern be stand aus nur wenigen Personen. Seit vielen Jahren Witwer, lebte er mit seiner ebenfalls verwitweten Tochter und deren einziger Tochter zusammen. , ... Das Geschick schien sich an seiner FaMwe in eigentümlicher Weise gerächt zu haben. Der stolze Geldaristokrat hatte seine jünger Tochter verstoßen, weil sie einem Manne Mr Liebe schenkte, der des Barons Familie MM ebenbürtig war. Den eigentlichen Antrieb zu diesem glücklichen Familienzwist hatten seine verstorben Frau, seine älteste Tochter gegeben. Er sew war ein schwacher Charakter, der sich von ftm Frau und deren bevorzugtem Liebling, oe ältesten Tochter, leiten, ja beherrschen ließ. Die älteste Tochter hatte standesgemäßem Offizier von altem Adel geheiratet.