Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 26.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190507263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19050726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19050726
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-26
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.07.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
poUriscke Kuncisekau. Der rusfisch-japanische Krieg. "Nach den im russischen Hauptquartier von chinesischen Kundschaftern überbrachten Nach richten wollen die Japaner noch in diesem Monat zu entscheidenden Opera tionen gegen Lenewitsch übergehen. * * * Zu de« russischen Wirre«. * Der Moskauer Kongreß der Semst - wos und Städte beriet am Donnerstag über eine Resolution, die den tiefen Unwillen über die Willkür der Beamtenschaft aus drückte. Der Vertreter des Twersch-Semstwos Noeberti erklärte, daß, nachdem die Polizei in eine Privatwohnung eingedrungen sei, eine der artige Resolution nicht mehr genüge. Hierauf wurde das Bureau mit der Ausarbei tung eines neuen Entwurfes beauftragt. Der vom Kongreßbureau ausgearbeitete Entwurf einer Verfassung wurde mit 220 gegen 7 Stimmen ohne Abänderung angenommen. Auch wurde beschlossen, daß sich alle Anwesen den selbst für den Fall in die Volksver tretung wählen lassen sollten, daß der Bulyginsche Entwurf einstweilen durch- gesührt wird. Es ist anzuerkennen, daß der Kongreß bei aller Energie und Festigkeit sich strenge auf dem Boden der gesetzlichen Ord nung hält. * General Kozlow, der als Gouver - neur von Moskau gegenüber dem Semstwokongreß ein nachsichtiges Vorgehen einschlug, soll deswegen durch General Kleigels abgelöst werden. "Die revolutionäre Bewegung scheint, wenn Petersburger Meldungen des .Lok. Anz/ zutreffen, in Heer und Flotte in stetem Anwachsen begriffen zu sein. Fast alle Teile der Wehrmacht scheinen bereits vom Auf ruhrgeiste ergriffen zu sein. Im Sappeurlager bei Kiew wurde auf den Kommandeur des siebenten Sappeur-Bataillons Nemilow ein Bombenattentat verübt, wobei Nemilow, der in seinem Zeit mit Durchsicht von Schrift stücken beschäftigt war, durch Bombensplitter am Hinterkops verletzt wurde. Das Lager wurde sofort alarmiert und die Untersuchung eingeleitet. "In Kronstadt meutert ein Schiff noch jetzt. Die Mannschaften des „Imperator Alexander II." haben zwar ihre Ergebenheit ausgesprochen und 16 Anstifter der Meuterei aus ihrer Mitte aus geliefert, die ins Militärgefängnis gebracht worden find; die Lage Ler meuternden Mannschaft des „Minin" dagegen hat sich nicht geändert. Der Kreuzer befindet fich nach wie vor im Be reiche des Feuers der Forts, die bereit find, ihn zu versenken, falls er den Versuch macht, fich von der Stelle zu bewegen. Es beginnt an Proviant und Wasser auf dem Schiff zu fehlen. *Die Gerüchte über ein auf Pobje- donoszew verübtes Attentat find ohne jede Begründung. Sie wurden Hervor gemfen durch die Festnahme eines jungen Mannes, der auf dem Bahnsteig des Bahnhofs in Zarskoje Selo erregt auf und abging, als Pobjedonoszew den Zug verließ. Bei dem Festgenommenen wurde nichts Verdächtiges ge funden. "In den russischen Städten Warschau, Bialyllok und Helfingfors wurden Attentate auf Polizeibeamte verübt. * * * Deutschland. * Auf seiner Ostseefahrt ist der Kaiser am Donnerstag vor Nyland (Finnland) ein getroffen. An Bord ist alles wohl. "Von englischer Seite wird die Meldung von einer bevorstehenden Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit Kaiser Nikolaus verbreitet. Der Zar verläßt an Bord der Jacht „Polarstem" Peterhof, angeblich zu einer Fahrt längs der Küste. Es sei jedoch bekannt, daß der Zweck seiner Fahrt ein Zusammentreffen mit Kaiser Wilhelm in den schwedischen Ge wässern sei. Die Abwesenheit des Zaren von Peterhof solle vier Tage dauem. Die Nachricht ist vorläufig noch unbestätigt. * Der Aufenhalt der kaiserlichen Familie in Cadinen wird voraussichtlich bis zum 8. August ausgedehnt werden. An diesem Tage beabsichtigt die Kaiserin mit ihren Kindern nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel überzufiedeln, wo auch der Kaiser nach der Rückkehr von seiner Ostseefahrt Auf enthalt nehmen wird. — Das kaiserliche Hof lager wird während des diesjährigen Kaiser- Manövers in den Tagen vom 12.—15. Sep tember in Katzenelnbogen untergebracht werden. Vor wenigen Tagen besichtigten mehrere höhere Hofbeamte unter Führung des Landrats des Kreises die Stadt. * Wie die .Kreuzztg.' mitteilt, hat auf das von den Abgg. v. Kardorff, v. Normann, Paasche usw. eingereichte Gesuch um Be gnadigung des früheren Reichskommissars Dr. Karl Peters der Kaiser die Rechts folgen deS Erkenntnisses des Disziplinarhofes in bezug auf Verlust des Titels aufgehoben. Dem weiteren Anträge auf Bewilligung einer Pension konnte nicht stattgegeben werden. "Zu den Vorarbeiten für die Reform des Strafrechts berichtet die ,Natlib. Korr/: Das Strafmaß für verhältnismäßig geringfügige, sich unter Umständen aus der Not ergebende Vergehungen ist, wie wiederholt bemängelt wurde, vielfach zu hoch. Es wird im Zusammenhang mit der Revision des Strafrechts dafür Sorge getragen werden, daß in dieser Beziehung das sozialpolitische Gewissen der Zeit besser zu seinem Rechte ge langt. Namentlich soll zu erwarten sein, daß auf dem Gebiete der Militärrechts pflege mehr Rücksichten genommen werden, die man als sozial ansprechen kann. * Zur Errichtung von Gemeinde waldungen fordert in der ,Schles. Ztg/ der Landrat v. Klitzing die Gemeinden seines Kreises Sprottau auf. Der Landrat Weifi auf die finanziell günstigen Folgen der Gemeinde waldungen hin und sagt: Die Mittel zum Kauf der zahlreichen Odländereien find mit Leichtigkeit zu erlangen. Einmal wird die Kreissparkasfe nicht verfehlen, für den wirt schaftlich segensreichen Zweck den Gemeinden Darlehen in jeder Höhe zu denkbar niedrigstem Zinsfuß zur Verfügung zu stellen. Zum andern bietet aber vor allem der neugeschaffene soge nannte „Ostsonds" die beste Gelegenheit zur Erlangung namhafter Beihilfen. — In der Tat bietet fich auf diesem Wege Gelegenheit, mit den geringsten Aufwendungen größte Wohl taten für die ländlichen Gemeinden zu er langen. "Im April haben in München Spreng versuche mit einem neuen Sicherheits sprengstoff, dem Vigorit, fiattgsfunden, um seine Leistungen gegenüber den bisher ver wendeten Sprengstoffen und besonders gegen über dem ArmeefprengmiUel, der Pikrinsäure, darzutun. Diese Versuche ergaben die unbe strittene Überlegenheit des Vigorit. Anknüpsend hieran hat eine höhere Militärbehörde in Berlin mit den bayrischen Militärbehörden die Ver einbarung getroffen, in Gemeinschaft mit den Patentinhabern und den Erfindern des Vigorit größere streng militärische Übungen anzustellen, die am 29. Juli in München stattfinden werden. "über einen neuen Truppentrans port nach Südwestafrika wird dem ,B. T/ gemeldet, daß vom Truppenübungsplatz Munster vom 28. Juli eine neue Feldzugs kompanie in Stärke von 300 Mann nebst Pferden abgehen wird. Österreich-Ungarn. "Die ungarische Regierung hob den Be- chluß der Hauptstadt auf, freiwillig e i n- lezahlte Steuern nicht an die Staats kasse abzuliefern. Der Bürgermeister wird aber riese Annullierung nicht zur Kenntnis nehmen, ändern gegen diese bei der Regierung Protest einlegen. Frankreich. "Nach der Abfahrt des englischen Ge schwaders von der französischen Küste sandte der König von England an den Ministerpräsidenten Rouvier ein Telegramm, in dem er seinem Danke für die herzliche Aufnahme, die das große Frankreick der englischen Flotte bereitet habe, Ausdruck gab. Rouvier antwortete, die Regierung der französischen Republik habe fich gefreut, durch die den englischen Offizieren und Mannschaften bereitete Aufnahme bekunden zu können, wie sehr sie fich zu dem gegenseitigen herzlichen Ein vernehmen beglückwünsche, welches zwischen Eng land und Frankreich bestehe. England. * Durch blinden Zufall hat das Ministerium Balfour im Parlament eins Niederlage erlitten; bei einer an sich belanglosen Ab stimmung waren seine Anhänger in geringerer Zahl anwesend als die Mitglieder der Oppo sition. Es ist möglich, daß das Ministerium zurücktritt; die Verhandlungen deswegen find noch nicht abgeschlossen. Schweden. "JnGoeteborg (Schweden) ist Donners tag nachmittag eindeutschesGeschwader eingelaufen und tauschte mit der Elfsborg festung und dem schwedischen Geschwader Salut schüsse aus. Spante«. "Der König von Spanien wird seine Reise nach Berlin am 10. September antreten. Balkanstaate«. "Am Freitag wurde in Konstantinopel gegen den Großsultan bei der feierlichen Auffahrt des Hofes zum Mittagsgebet eine Sprengbombe geworfen. „Der Sultan wurde nicht verletzt" — ob andre Personen auch nicht, darüber schweigt die offizielle Meldung, ebenso darüber, ob der Täter festge nommen worden ist. * Die Gerüchte über eine schwere Er krankung des .Sultans werden als falsch bezeichnet. "Das vor kurzem verbreitete Gerücht, der Sultan Abdul-Hamid beabsichtige, unter Um gehung der andern Prinzen seinem jüngeren Sohn und Liebling, dem Prinzen Bur- Haneddie, den Thron zu sichern, verdient keinerlei Beachtung. Abdul-Hamid dürfte kaum soviel Interesse sür die Thronfolgerfrage haben, daß er fich dieserhalb besondere Umstände machen sollte. Bismarck unä Japan. Man schreibt aus New Jork: Herr Otto v. Gottberg, der den russisch - japani schen Krieg als Kriegskorrespondent bei der japanischen Armee mitgemacht hat, bringt im ,Sonntagsblatt der Staatszeitung' einen „Er innerung an bekannte Japaner" überschriebenen Artikel, der eine interessante Bismarck-Erinne rung enthält. Als er bei einem der bekanntesten japanischen Staatsmänner in Tokio zu Gaste geladen war (der Betreffende wird mit Namen nicht genannt, der Verfasser bezeichnet ihn aber als „Vicomte L., Diplomat, vertrat Japan früher in der Hauptstadt einer europäischen Großmacht, zählt heute zu den höchsten Be amten des Landes und den meistgehörten Rat gebern der Krone"), erzählte ihm der Hausherr folgende Erinnerung an Berlin: „So recht aus der Nähe sah ich Bismarck zum ersten Male nach einem Diner in seinem Hause. Der mächtige und doch so feine Kopf war vom Licht einer Hängelampe bestrahlt, als er mich auf den Sitz neben seinen Lehnstuhl rief. Die schmale und frauenhaft weiße Hand dieses Hünen körpers hielt die lange Pfeife und paff paff stieß er hastig ihren Rauch unter dem buschigen Schnauzbart aus, als er meinte, ich solle von meiner Heimat erzählen. Du lieber Gott, was sollte ich sagen? Ich kam mir so klein neben ihm vor. Aber ich hatte immer etwas auf meinem Herzen gehabt, und nun glaubte ich die Stunde gekommen, um ihm meinen Plan vor zutragen. Ich erzählte also von der Reorgani sation unsres Heeres, von den altsoldatischen Tugenden unsres Volkes und vom kriegerischen Sinn wie dem hohen Ehrbegriffe unsres Sou veräns. Das gefiel ihm. Ich fühlte, daß ich eine Saite angeschlagen, die in seinem Herze» nachklang. Er wurde aufmerksamer, machte zwischen zwei Zügen der Pfeife Kommentare und stellte Fragen. Endlich glaubte ich, ih» da zu haben, wo ich hin wollte. Unvermittelt sprach ich von der eben geschlossenen russisch« französischen Allianz und fügte hinzu: „Wenn Euer Durchlaucht fich eines Tages entschließen, mit der Faust an Rußlands westliche Haustür« zu schlagen, dann könnten wir Japaner vielleicht ein Fenerchen an der Hintsrpsorte anmachen. Im nächsten Augenblicke erschrak ich über meint eigene Tollkühnheit. Die Lippen unter dem eifengrauen Schnurrbart gaben die Pfeife frei, mit einem Ruck saft wendet der mächtige Kopf fich mir zu, und die großen blauen Augen wurden größer als zuvor, bohrten fich fragend in die meinen. Unsre Unterhaltung war be endet. Ich glaubte, zu viel gesagt zu haben. Erstaunt und offen gestanden beunruhigt war ich deshalb, als ich drei Tage später die Weisung erhielt, dem Fürsten im Auswärtigen Amt meine Aufwartung zu machen. Diesmal empfing er mich stehend, in kurzer Audienz: „Ich habe mir Ihren Vorschlag durch den Kopf gehen lassen, lieber Vicomte, und mit Meckel besprochen, was Sie über die Leistungsfähigkeit des japanischen Heeres sagten. Er scheint Ihre Ansichten über Ihre Offiziere und Truppen z» teilen. Also veranlassen Sie gelegentlich Ihrer bevorstehenden Reise nach Japan, daß man den Vorschlag in Gestalt eines ausgearbeiteten Planes vor mich legt, dann könnte ich ihm evenwell näher treten." Als ich Berlin wieder sah, war Fürst Bismarck aus dem Amte geschieden. Von IVak uncl fern. Große Explosion auf einem amerika nischen Kriegsschiff. Auf dem amerikanischen Kanonenboot „Bennington", das in San Diego (Kalifornien) ankerte, explodierte der Kessel, so daß das Oberdeck — seiner ganzen Länge nach — ausflog. Die Besatzung des Schiffes betrug 278 Diann. Von diesen find nach den bis herigen Meldungen 50 Mann getötet und über 200 verletzt. Der Kommandant war kurz vor der Katastrophe an Land gegangen. Lehren der Darmstädter Vergiftung. Die Vergiftung in der Alice - Kochschule w Darmstadt ist bekanntlich von amtswegea untersucht worden, wobei fich ergab, daß sich in den Blechbüchsen der Konserve« giftige Pilze bildeten. Zum Schutze gegen die Ge fahren einer derartigen Vergiftung ist jetzt der Polizeipräsident von Berlin sowie sämtliche Regierungspräsidenten dahin beschieden worden, daß eine Erhitzung auf 100 Grad für die Dauer von 10 Minuten fich als geeignet er wiesen hat, die schädlichen Keime und ihre Sporen in Nährflüssigkeiten abzutöten. Strenge Regel muß sein, daß der Inhalt von Büchsen, die bei der Öffnung einen verdächtigen Geruch erkennen lassen, im Haushalte unter keinen Umständen Verwendung finden darf. Der Brand und die Beraubung der Jagowschen Villa an der neuen Schleuse bei Rathenow, eine Tat, die durch ihre Raffiniert heit Aufsehen erregte, hat zur Verhaftung des Villenbefitzers, des Fabrikanten Bernhard Jagow geführt, da er der Brandstiftung ver dächtig ist. Der Verhaftete ist nach Genthin überführt worden; ein gerichtlicher Lokaltermin an der Brandstätte hat bereits stattgsfunden. Ei« Prozeß Wege« anonymer Briese wird demnächst vor der Strafkammer in Bochum zur Verhandlung kommen. Wie in Lemgo, so erhielten auch in der Stadt Herne Damen der ersten Gesellschaft fortgesetzt anonyme Briefe zugesandt, in denen beißender Spott seine Zügel schießen ließ. Der Inhalt war schwer beleidigend. Aus der Art der Abfassung der Briefs und ihres Inhalts war der Anonymus nur in den ersten Gesellschaftskreisen zu suchen. Der Verdacht lenkte fich auf die Frau eines Beamten. Ein in der Angelegenheit ange- trengter Privatklageprozeß wurde bis zur Er« edigung eines eingeleiteten Strafverfahrens vertagt. Die anonymen Briefe sind Schrift- achverständigen zur Prüfung und Abfassung eines Gutachtens vorgelegt. U frauen. LSj Roman von E. Borchart. iForiittzimg.) Wenige Sekunden später trat Graf Landegg mit kurzem, aber nicht unfreundlichem Gruß ein. Elisabeth sah verstohlen, fast verlegen zu ihm hin. Seine hohe, kräftige Gestalt, sein geistvolles Antlitz, seine ganze männlich schöne Erscheinung war ihr kaum je so ausgefallen, wie eben jetzt. Sie zitterte leicht, als er fich ihr näherte, ihre Hand leicht an die Lippen Khrte und sich an ihrer Seite niederließ. Sie versuchte, heiter und harmlos mit ihm zu sprechen und das Zerwürfnis vor Beate zu verbergen, aber das Herz blutete ihr dabei. Sie bemerkte es nicht, daß ihres Gatten Blicke sie ost mit eigentümlichem Ausdruck suchten; fast wie Abbitte und Reue lag es in ihnen. Er hatte vorhin auf seinem Ritt Graf Boyneburg getroffen und ganz zufällig im Ge spräch erfahren, daß dessen Besuch schon mehrere Tage fort lei. Der Graf hatte auch gefragt, warum Gräfin Landegg so lange nicht zu ihnen gekommen sei. Fast vierzehn Tage wären seit ihrem letzten Besuch verflossen. Aus alledem hatte Landegg ersehen, wie bitter umecht er seinem Weibe getan hatte. Seine unglück liche Eifersucht schien für ihn zum Verhängnis werden zu sollen, und er hatte doch geglaubt, längst dieses leidenschaftlich anslodernde Ge fühl begraben zu haben, längst ruhig und maßvoll und Herr dieser Schwäche geworden zu sein, die ihm schon einmal so großes Unheil gebracht hatte. Er schämte sich jetzt seines unberechtigten Argwohns, er bereute sein heutiges herrisches Auftreten Elisabeth gegenüber und bat ihr im stillen alles ab. Anderseits war er aber doch zu stolz, um offen sein Unrecht einzugestehen. Nur einlenken, versöhnen wollte er seine Frau. Es schien ihm dies nicht so leicht zu sein, denn trotz aller ihrer zur Schau getragenen Harm losigkeit und Gleichgültigkeit merkte er ihr den Zwang an, fühlte er, daß ihre stolze Natur fich noch nicht mit dem heutigen Erlebnis abge funden hatte. Als Beate fich nach Beendigung der Mahl zeit wie gewöhnlich zurückgezogen hatte und Elisabeth ihr folgen wollte, hielt er sie zurück: „Einen Augenblick, Elisabeth," bat er. Elisabeth blieb stehen und sah ihn fra gend an. Sie sah so schön aus in ihrer edlen Haltung, daß er die Lippen zusammenpreßte vor leiden schaftlichem Weh. Wer seine Stimme klang weich und freundlich. „Elisabeth — möchtest du jetzt einen Spazier gang in den Wald, in die Berge mit mir macken?" Elisabeth fühlte, wie sich ihr das Herz zu sammenkrampfte. Es war das erstemal, däß er sie seit jener verhängnisvollen Fahrt im Herbst wieder um einen Spaziergang Lat. Die gemeinschaftlichen Spaziergänge aus der ersten Zeit ihrer Ehe waren ihr eine so schöne Er innerung, daß sie eine Wiederholung fast herbei sehnte, ja alles in ihr drängte dazu, mit ihm zu gehen. Da stieg aber die heutige Szene vor ihrem Geiste auf. .Ich verbiete es dir," hörte sie seine Siimme herrisch tagen, und da übermannte sie das trotzige Gefühl von neuem. „Nun, Elisabeth, willst du nichts" fragte er, als er sie zögern sah. „Nein!" gab sie ihm kurz und kalt zur Antwort. Im ersten Augenblick flog ein fast unmerk liches Lächeln über seine Züge, und er nahm ihre Antwort für das, was sie in der Tat ja auch war, für Stolz und Trotz. Plötzlich aber stieg ein andrer Gedanke in ihm auf und ließ ihn jäh erblassen. „Sie liebt dich nicht, sie will deine Gemeinschaft nicht mehr sie will auch nicht das geringste mehr mit dir teilen," dachte er, da trat auch er zurück. „Gut denn, Elisabeth, du willst es so. — So laß uns fortan unsre eigenen Wege gehen, jeder für fich, nicht mehr zusammen. Lege dir in nichts mehr Zwang auf, tue und lasse, was und wie es dir beliebt. Ich werde dich in nichts mehr hindern und zu bestimmen suchen. Du kannst hingehen, wo du willst und empfangen, wen du willst. Du List deine freie Herrin — Gott befohlen denn!" Er war längst hinausgegangen, aber Eli sabeth verharrte noch immer wie geistes abwesend und regungslos auf ihrem Platz. Zuerst war es ihr, als ob sie ihm nacheilen und ihn zwingen müßte, seine harten Worte zurückzunehmen, aber ihre Glieder waren wie gelähmt. Sie preßte die Hand an den schmerzenden Kopf: Was hatte sie angerichtet in ihrem Trotz? Das Tischtuch zwischen ihm und sich zerschnitten für ewige Zeiten. O, daß sie es nicht gesprochen hätte, dieses kleine böse Wört chen „nein" — daß sie ihr kleinliches Ge- kränktiein überwunden hätte und mit ihm ge gangen wäre! Nun war er im Groll von ihr geschieden, nun würde er sie nie, nie mehr um einen Spaziergang, noch überhaupt um etwas bitten. „Laß uns fortan unsre eigenen Wege gehen." Darin lag das ganze trostlose Bild ihrer Ehe und ihrer Zukunft. Gab es denn kein Zurück, kein Gutmachen mehr? — Doch, eins gäbe es: Die Verleugnung ihres Stolzes, Sie hätte zu ihm gehen und ihn bitten können, ihr zu verzeihen — ihr Herz drängte sie fast zu diesem Schritt. Aber die Furcht vor einer ver geblichen Bitte, vor einer Abweisung seinerseits hielt sie zurück. Diese Demütigung ertrüge sie nicht. Er liebte sie augenscheinlich nicht mehr, er hielt es auch nicht mehr der Mühe wert, sich um ihre Liebe zu bewerben, seitdem er aus ihrem Tagebuchblatte entnommen hatte, warum sie sein Weib geworden war. Er achtete sie vielleicht darum nicht einmal mehr, und es war ihm gleichgültig, was sie dachte und tat. So redete sie fich immer mehr in diese Ge danken hinein und verschloß fich in ihrem Schmerz. Jetzt merkte sie erst, was sie vor dem in ihm ihr eigen genannt hatte und wie köstlich es war, jemand zu besitzen, der einem mit ganzer Liebe zugetan ist. Eine heiße Sehnsucht nach der fernen Freundin erfaßte sie. Wenn sie doch erst wieder hier wäre, wenn sie doch hinüber nach Steinburg eilen könnte und fich bei ihr Trost ergriff Uno ve HalS. Msser außerd lebens gebrack jänznii 3» „Rvle- wie di Oberst einer j gelegei Als e wohl i war, w „Sind deuisch der W gab: , find o Hände Elastiz meine Ei, Mänchl Tattm Helten Roih c einem Grund die er wollte, wit eir Ehe w Gatten der kauf 1000Ü er sei, m G, Schwa drei Ki Stellu, solgede ausbill dekann «inen t Malige weitere wwmei geraten wögeni tu ord die K kög» , Blätter Wng, Untern dunkle wird, g-iettel » Di Touris Renst vier er hausb Feuert Stabil diel bi Szene den H rusuchk Als er !°i, lex Ms G d°ß d dergrif eure P durch Ren Parkes dunkre Polize Parke! zu setz Aurde, Polksr Drohu den m Park Frauei und K dieser lullte Nichts W, Med Sc Augen UUt ei dor de Um A .. Ei, °ur, s ja de, darauf L" L" auf h L' »T And, .Seit s ihre s Wache, ^eder ^°rne Heute
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)