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Allgemeiner Anzeiger : 30.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190508301
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-30
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.08.1905
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dortige Sultan für alle Fälle auf Den!schlaf hofft, worin er sich jedoch arg täuschen dürfte. Die Franzosen werden von ihm jetzt ziemlich wegwerfend behandelt; im Lande selbst sind mehrmals Franzosen beraubt worden, ohne daß der Sultan bisher Genugtuung gewährt hat. Frankreich beabsichtigt eine militärische Demon- uraffon und will seine Gesandtschaft aus Fes abberufen, was man ihm gewiß nicht verdenken kann. — Der,Tcmps' meldet, es werde eine in Marokko zu gründende internationale Bank als erste Finanzoperation die Rückzah lung der 10 Millionen-Anleihe vornehmen, die deutsche Bankhäuser dem Sultan be willigt haben. * In den letzten Wochen und Dagen wurde bei der Erörterung von der Notwendigkeit des Baues größerer Panzer für unsre Kriegsflotte (mit einem Deplacemem von etwa 16 000 Tonnen) darau' hmgewwsen, daß 'üc K.iegs- fahrzeuge von solcher Größe und solchem Tief gang sehr wahrscheinlich auch an eine Umge staltung des Kaiser Wilhelm-Kanals Schiffes ist die wahlfreie Trennung von 2?" pflegung und Fahrt. Das Schiff führt eine selbständige Wirtschaft an Bord (Rif,' Carlton Restaurant), in dem sich jeder Fahrgast nach Belieben selbst brköstigen kann, wenn er an der gewohnten Gasthofiasel-Berpflegung, die in den Fahrpreis einbegriffen werden kann, nicht teil zunehmen wünscht. Viel hat ferner von sich reden gemacht, daß dieser Dampfer zum ersten Male den elektrischen Fahrstuhl und das elek trische Lichtbad auf die See bringen wird, daß ein ganzes Deck mit Staatskadinen ausgerüstet sein wird, wie das in diesem Umfange noch kein Schiff auszuweisen hat. Die Ausstattung der einzelnen Kammern, die Pracht und An nehmlichkeit der Gesellschaftsräume ist vorläufig nur nach den Vorbereitungen und den Auf trägen zu beurteilen; sie find so entworfen, daß st« zweifellos die vornehmsten Reffenden der Alten und Neuen Welt für stch gewinnen werden. Natürlich wird das Schiff mit allen erprobten Sicherheitseinrichtungen versehen, namentlich mit den neuesten Erfindungen gegen Feuers- nid Zusammenstoßgefahr. Daß die „Kaiserin Auguste Viktoria" ein Doppelschrauben-Dampfer ist, ver dient kaum besonderer Erwähnung. Das Verkehrsgebiet der „Kaiserin Auguste Viktoria" ist die weitaus wichtigste Straße des Weltverkehrs, die nach New Aork. Nur dort kann ein Schiff solcher Größe und von solchem Glanz der Reiseeinrichtungen lohnende Be schäftigung finden. Bekanntlich tritt schon am 1t. Oktober d. ein nur wenig kleineres Schwester schiff, die 22 500 Tonnen große „Amerika", in die gleiche Fahrt ein; auch dieser Dampier gehört der Hamburg - Amerika - Linie. Die „Kaiserin Auguste Viktoria" wird voraussichtlich ihre Fahrten im Frühjahr des nächsten Jahres beginnen. . Z« de« russischen Wirre«. * Die Not in den durch Mißernte be troffenen Gouvernements wird diesmal be sonders groß werden, weil eine doppelte Hilse, die bei trüberen Notständen in Bereitschaft war, jetzt völlig versagt. Das Rote Kreuz ff ausschließlich mit dem Kriege beschäftigt, und es ist nicht die geringste Aussicht vorhanden, daß es den bedrängten Bauern Unterstützung gewähren kann. Noch schlimmer aber ist eS, daß auch von den Semstwos nichts mehr zu erwarten ist. Zunächst find die Mittel, die ihnen zur Beifügung stehen, außerordentlich be- scheiden, und iodnnn können fie keine sehr wirk same Tätigkeit enttalten, well ihnen durch das kaiserliche Manifest über die Reichsduma der Lebensfaden abgeschnitten ist. Die ganze länd liche Verwaltung wird in ein Stocken geraten, das überaus verhängnisvoll werden muß. Die Bauern, die schon jetzt in äußerstem Elend leben, können sich unmöglich bis zu einer besseren nächstjährigen Ernte durchschlagen: fie müssen ohne organisierte Hilse verhungern oder zur Selbsthilfe greisen. In den Provinzial- Verwaltungen herrscht ein ungeheurer Wirrwarr. Man sieht fürchterlichen Zeiten entgegen, und die Agrarrevolution in den notleidenden Provinzen scheint unvermeidlich. * Der Kriegszustand ist über Stadt und Bezirk Warschau verhängt worden. *In der Nähe von Radom (Rusfisch- Polen) ist eine Eisenbahnbrücke durch Dynamit zerstört worden. " Noch in diesem Herbste soll eine außer ordentliche Tagung des finnischen Land tages stat fi iden. Die Hauptaufgabe dieses außerordentlichen Landtages wird sein, die Beteiligung Finnlands an der Reichsduma genau festzustellen. In den russischen diplo matischen Kreisen steht man den Beschlüssen dieses außerordentlichen Landtages mit Spannung entgegen. Von unä fern. Eine Straßenbrücke über einen Teil der Altstadt ist in Homburg nunmehr fertiggestellt worden. Dort war bisher die Luisenstraße, das Homburger Boulevard, an ihrem oberen Ende wie abgeschnitten, denn hier begann die tieferliegende Altstadt, durch die der Wagen verkehr nur unter schwierigen Umständen er folgen konnte. In der Altstadt selbst waren die Häuser furchtbar zusammengepfercht, und an manchen Stellen herrschten erschreckende Wohnungsverhälmffse. Um allen diesen Übel« ständen abzuhelfen, beschloß die Stadt Hom burg auf Anraten des damaligen Oberbürger meisters, jetzigen Landrats Dr. v. Mair, 26 Häuser in der Altstadt anznkaufen, fie mederzulegen und eine Straßenbrücke zu bauen, die, über die Altstadt führend, die Luisenstraße und die Chaussee nach der Saalburg direkt ver bindet. Der Kaiser wird die Brücke zuerst be nutzen. Das ganze Projekt erforderte einen Kostenaufwand von 378 000 Mk., wovon ein Teil von dem Oberbürgermeister v. Marx ge schenkt wurde, ebenso ein 150 Morgen großes Terrain. Den Rest bezahlt die Gemeinde. Nene Waldmünze«, die ersten Zwanzig« marütücke mit dem Bildnis deS Königs von Sachsen, find nunmehr in Kurs gegeben worden. Die Stücke find in der Königlichen Münze zu Muldenhütte geprägt und tragen das Münz zeichen V. Auch die übrigen Münzen mit dem Bilde des Königs Friedrich August beginnen jetzt ihre Wanderungen auf dem Markt. Eine stürmische Fahrt hatte der Dampfer „Graf Waldersee" von der Hamburg-Amerika- Linie auf seiner letzten Reise von Hamburg nach New Dork. Zwei Tage lang wütete ein festiget Sturm und riesige Sturzseen ergossen ich über den Dampfer. Schließlich wurde die türmische See dadurch erheblich besänftigt, daß 5 Pfund Ol auf die Wogen gegossen wurden. Lie Wirkung des Ols auf die Wogen soll, wie die Passagiere erklären, geradezu eine magische gewesen sein. Erschossen. In Marten wurde, dem ,B. T.' zufolge, der Bergmann Sasse von dem Polizeisergeanten Dieckmann, der während eines Sireites einen Schreckschuß abgeben wollte, er schossen. politische kluncilckau. Ha den Friedensverhandlungen. * Vonden Friedensverh a nd lu n gen ist nich s Neues zu berichten. Der Hauptstreit punkt besteht noch in der Frage der Kriegs- koftenentschädignng. Rußland wird, wie Witte versichert, keine Kopeke be- zahken — nicht des Geldes willen, sondern aus Gründen der nationalen Ehre. Japan aber fordert 100 Mill. Pfund Sterling, das find zwei Milliarden Mark l Roosevelt ist nach wie vor emsig bemüht, einen Ausgleich zu stande zu bringen "Daß man übrigens auch russischer seits stm? ans Frieden hofft, geht aus einer Nachricht der New Docker Staats- zeitnng' hervor, die bestimmt zu wissen be- hauptet, daß die russische Regierung bereits Kontrakte wegen Transnortes von Truppen von Ostafien nach der Heimat mit Dampferlinien abgeschlossen har. Das soll auch vom Nord deutschen Lloyd zugegeben sein, der pro Kopf 90 Dollar fordert und die Hamburg-Amerika- Linie mit heranziehen will. " Der Kaiser von Japan gedenkt nach dem Friedensschluß nne Europareise an zutreten und dabei den König von England und alle wichtigen Städte des Festlandes zu besuchen. bezeigte Nachgiebigkeit gegen die 'schwedischen Forderungen dadurch gefördert worden ist, daß .Versuche, bei den Mächten unter der Hand die Aneikennung zu erlangen, erfolglos gewesen find. Balkanstaaten. * Aus Mazedonien meldet die .Franks. Ztg/, daß auf den griechischen Bischof von Strumitza, als dieser von Gabrowo nach Strumitza zurückkehrte, geschossen worden ist. Der Bischof blieb unverletzt, dagegen wurde ein Priester verwundet. Tum StapeUauf äes grössten äeutscben Dampfers. Am 29. August findet auf der Werft des Stettiner Vulkan der besonders feierlich ge plante Stapellaus des Dampfers „Kaiserin Auguste Vittorio" der Hamburg—Amerika-Linie statt. Das Ereign's hat deswegen die Auf merksamkeit weitester Kreise auf stch gezogen, weil es stch wieder einmal um die Taufe eines „technischen Wunders" allerhöchster Ordnung handelt, eines Ozeandampfers, der dazu be stimmt ist, die im internationalen Wettbewerb so viel gerühmte Leistungsfähigkeit der deutschen Schiffahrt abermals um ein gut Teil zu ver vollkommnen. In Würdigung dieser Tatsache hat der Kaiser bekanntlich beschlossen, mit der Kaiserin den Feierlichkeiten des Stapellauses beizuwohnen. Die „Kaiserin Auguste Viktoria" ist eine in Deutschland neue Sch'ffsgattung. Das Schiff ist 206 Meter lang, ha! einen Rauminhalt von 25 000 Registertonnen und trägt alles in allem rund 21000 Tonnen. Nach seinem Raum inhalt ist die „Kaiserin Auguste Viktoria" das größte Schiff der Welt, und was 21000 Tonnen Tragfähigkeit bedeuten, erkennt man daraus, daß diese Last 420 000 Zentnern oder der Tragfähigkeit von 2100 Eisenbahn-Wagen gleich kommt. Sinngemäß darf die neue Dampfergattung nicht mit Schnelldampfern ver glichen werden. Die Bauart und die Maschinen der „Kaiserin Auguste Viktoria" find nicht darauf gestellt, einen neuen Schnelligkeitsgrad zu erobern. Der Schnelldampferbau ist be- wnders durch die Enolge der deutschen Schiff- baukunst auf eine Höhe gebracht worden, die mit den zurzeit verfügbaren Mitteln schwerlich noch weiter gesteigert werden kann. Unter diesen Umständen ist es natürlich, daß die Hamburg—Amerika-Linie heute rhre gesamte Kraft einsetzt, Fortschritte auf anderm Gebiete, namentlich für die Bequemlichkeit der Reisen den, zu erzielen, und das um so mehr, als die früher unbedingt herrschende Vorliebe der Reisenden für die Schnelldampfer seit einiger Zeit augenscheinlich nachgelassen und einer erhöhten Würdigung der Vorzüge minder schneller, aber um so größerer Ozean dampfer (ruhiger Gang, geringere Fahr preise usw.) Platz gemacht hat. Die „Kaiserin Auguste Viktoria" ist nur drei Meter länger als der Schnelldampfer „Deutschland", aber mit ^3,47 Meter Breite auch drei Meter breiter und m t 16 38 Meter Tiefe fast drei Meter tiefer. Die äußere Gestalt des Sch ffes zeigt al'o mehr Fülle als die des berühmien Ham burger Schnelldampfers. Die Maschinen können 17 200 Pserdekräste entwickeln; fie sollen dem Schiffe eine Geschwindigkeit von 17 Knoten verle-hen, so daß die Überfahrt nach Nord amerika 7Vr Tage beanspruchen wird. Der höheren Geschwindigkeit der Schnelldampfer setzt es ruhigeren Gang, mäßigere Preise und eine Vollkommenheit der Innenausstattung entgegen, die zwei'ellos für die nächste Zeit führend und bahnbrechend sein wird. Darauf beruhen die Vorzüge dieses Dampfers. Wie nur je ein Schiff wird es die Vorstellung eines schwimmenden Palastes erwecken, in dessen Innenrüumen der Reisende vergißt, daß er baS Land verließ und auf dem Weltmeere wohnt. Die erstaunliche Größe des Schiffes fügt zur Pracht der Gelasse die behaglichste Geräumig keit und zu dieser mit gutem Grunde ein er- höhies Gefühl der Sicherheit. Die hervorragendste Eigenart des neuen gedacht werden müsse. Wie indes von zuständiger Seite verlautet, liegt vorläufig kein Plan vor, den Kaiser Wilhelm-Kanal oder dessen Schleusen einem Umbau zu unter werfen. * In dem Wettbewerb der deutschen und englischen Seefischerei war in den letzten Jahren der Vorteil entschieden auf deutscher Seite. Seit 1900 ist die Zahl der Fahrzeuge der deutschen Fischereiflotte oqn 56t Schiffe mit 35 052 Tonnen auf 623 Schiffe mit 47 800, also um rund 30 Prozent des Tonnengehalts gestiegen. In derselben Zeit erfuhr die eng lische Fischeinsuhr aus Deutschland eine be trächtliche Steigerung, während anderseits die englische F schausfuhr dem Weste nach auf etwa 16 Prozent, nämlich von 445 300 Pfund auf 374 3M Pfund zurückging. Die deutsche Aus- fuhr nach England hatte gleichzeitig einen mehr als dreifachen Wert, fie erfreut sich im Gegen satz zu dem Rückgänge der englischen Fischexporte einer zwar langsamen, aber doch stetig ouf- steigenden Entwickelung. * Major v. Schleinitz, der nach dem Gou verneur älteste Offizier der Schutztruppe für Ostafrika, wirb fich nach Massauah be- geben, um dort 300 Suöanesen für die Schutz« truppe anzuwerben Mit dem nächsten Ostafrika- Dampser, der am 3. September abgehen wird, werden fich sämtliche zurzeit in Deutschland auf Urlaub befindlichen Offiziere, Arzte und Unteroffiziere der Schutztruppe nach Ostasrika zurückbegeben. Das ist ein Zeichen dafür, daß die Unruhen in Ostaftika doch recht bedenklicher Natur find. "Nach Mitteilung des Gouvernements Kiautschou ist das große Schwimmdock in Tsingtau glatt abgelaufen und an der Ver senkstelle provisorisch festgemacht. Qfterrekch-Ungar«. * Das Kabinett Fejervary wird fich am 15. September mit einem vollständig neuen Programm dem ungarischen Abgeordneten hause vorstellen, fich nicht mehr als einstweiliges sondern als endgültige Regierung erklären und gleichzeitig den Kampf gegen die kommunale Widersetzlichkeit aufs energ-schste führen. Es verlautet offiziös, daß die Regierung mit der Forderung des allgemeinen Wahl rechts das Abgeordnetenhaus auflösen und Neuwahlen ausschreiben wird. Frankreich. "Wie der Pariser ,G«ulois' schreibt, liegt auf dem zwischen Deutschland und Frankreich treitigen Kamerungebiet neben Missum- Missum auch ein Negerort, dem die Franzosen den Namen „Emile Loubet" beigelegt haben. Das Blatt befürchtet nun, daß dieser Ort bei der bevorstehenden Grenzfeftsetzung Deutschland zugesprochen werden könnte und raß man deutscherseits sogar die Bosheit haben könnte, diesen Namen nicht „umzuiaufen". (Wie onnten aber auch die Franzosen so unvor- ichtig sein, den Namen ihres Präsidenten dieser Gefahr auszusetzeu!) Norwegen. * Es verlautet, daß die von Norwegen Deutschland. -Der ,Ostpr. Ztg/ wird aus Berlin ge meldet, daß der Besuch eines englischen Schiffes vom Kaiser nicht in AuSficht genommen worder ist. Sollte er trotz dieser jetzt feststehenden Bestimmungen doch plötzlich erfolgen, so müßten ganz besondere Umstände eimreten, die nicht vorauSzusehen find. Im übrigen sei die freundliche Aufnahme der englischen Seeleute gesichert. Große Fest- lichkeiten würden aber nicht abgehalten werden. Über die Einladung britischer Admirale zum Dtapellauf der „Auguste Viktoria" in Stettin sei biS jetzt noch nichts festgesetzt worden. "Die Marokkofrage wird immer schwieriger. Es scheint tatsächlich, als ob der O Twei frauen. 39 f Roman von E. Borchart. „Mr ist eS, als feierten wir heute erst misein Hochzeitstag," sagte Graf Landegg, fie an fich pressend, und Elisabeth schlang beide Arme um seinen Hals und barg ihr Antlitz an seiner Brust. Die Außenwelt war 'ür fie versunken; fie hatten auch' ihrer Gäste vergessen und das Pochen an der Tür überhört. Plötzlich blickten fie, von einem Geräusch gestört, auf. „Elisabeth!" ries Nora. Jäh errötend und verwirrt sprang Elisabeth auß strich fich das Haar glatt und eilte in die Arme der geliebten Freundin, die au der Seite Klaus Rodens weben eingetreten war. Vier glückliche Menschen verewigte heute die Abendtafel auf Landegg, und spät erst trennte man fich. 21. Es ist Herbst geworden. Die Früchte find gereift, und die Blätter fallen langsam zur Erde. Schwere, bange Wochen, die nur die gegen seitige Liebe leichter enräglich machte, find vor über gegangen. Klaus Roden war gefährlich erkrankt. Noch in derselben Nacht jagte ein reitender Bole in die Stad', zum Arzt, und als dieser ein traf, schüttele er besorgt den Kopf. Lurch Erkältung bet seinem Unfall und die folgende feel^che Erregung war ei.' hochgradiges Ncrven- fieöer bei Klaus ausgebrochen. Tage und Nächte schwebte er zwischen Tod und Leben. Nora war an das Lager des Geliebten geeilt, und mit Hilfe Elisabeths und Graf Landeggs pflegte fie ihn mit heißer, aufopfernder Liebe; fie zitterte um das teure Leben, das ihr, kaum geschenkt, schon wieder genommen werden sollte. Aber die Gewalt ins Fiebers brach, und der Tag kam, wo Roden der Genesung entgegensch'ummerte. Als er zum erstenmal wieder klar die Augen ausschlug, sah er Nora vor fich stehen. „Bleibe bei mir, Geliebte!" hauchte er leise. Und Nora blieb. Von dem Dorfgeistlichen ließ fie fich im Krankenzimmer mit ihm trauen, um ihn nicht verlassen zu müssen. Graf La'-degg und Elisabeth waren die einzigen Zeugen des unter diesen Um ständen traurigen Aktes. Vier Wochen waren seitdem vergangen; Roden war wieder der Alte, oder nein, doch nicht der Alte. Ein Wunder schien fich voll- zogen zu haben. Die Schwäche im Bein war geschwunden, das Knie war nicht mehr steif, die Krankheit hatte alles mit hinweggenommen. Fast so kräftig wie einst war sein Gang und seine Haltung, und mit welchen Gefühlen alle Beteiligten diese Entdeckung machten, läßt fich kaum beschreiben. Heute nun was das Ehepaar Roden zum letztenmal bei den Freunden auf Landegg, um mit ihnen Abschied feiern. Morgen fahren fie nach München, wohin fie ihren künftigen Wohnsitz verlegt haben ; denn beide find an der Hosoper engagiert. Mit freudigem Staunen Hai der Jntenbent den einst gefeierten Helden, den gottbegnadeten Künstler wieder ausgenommen und in den Verband der Oper al? ersten Heldentenor eingereiht. Und nun soll eS fich endlich erfüllen, was Nora und Klaus einst so sehnlich gewünscht haben: fie werden zusammen spielen und fingen. Nora ist ja auch jetzt eine einfache Frau Roden und keine Gräfin Landegg mehr. Mit fieberhafter Spannung sieht das Münchener Publikum dem ersten Auftreten dieses inzwischen berühmt ge wordenen Ehepaares entgegen, und selbst der Hof hat sein Erscheinen zugesagt. Gras und Gräfin Landegg haben ver sprochen, zu diesem wichtigen Tage nach Mün chen zu kommen und fich an der Kunst und den Triumphen ihrer Freunde zu erholen. Graf Landegg ist längst kein Kunstveiächter mehr. Musik und Gesang find aut Landegg nicht mehr verpönt; man huldigt der Muse mehr denn jemals. Der Graf braucht nicht mehr zu fürchten, sein junges Weib an die Kunst zu verlieren. Seit einiger Zeit weilt noch ein lieber Be such auf Landcgg; Elisabeths Eltern »nd Bruder. Der General ist frisch und gesund, Frau von Rittberg noch immer schön und Karl Günter reifer und ernster geworden. Die Eltern freuen fich an dem Glück ihrer Tochter, das ihnen auS deren Augen so warm entgegenleuchtet und sonnen stch darin. Niemand steht es ihr an, daß fie einst ein Opfer brachte, als fie Graf Landegg heiratete. In dem frohen Kreise, der fich heute zum Nbsched für Rodens auf Landegg versammelt hat, fehlt nur ein Glied des Hauses: Beate Sie hat stch nicht überwinden können, ye-mzu« kommen, solange Klaus Roden und seine Frau noch aui Steinburg find. Die Liebe zu ihm muß noch nicht erloschen sein, und um dieser Liebe willen verzeiht man ihr, was fie einst', gesündigt hat. Unter dem Vorwand, kranke Freundin nicht verlassen zu können, hat fie ihren Aufenthalt in Salzburg immer wieder verlängert und will erst später heim kehren. Etisabeih fürchtet ihre Rückkehr nicht. Sie weiß, daß fie nun in ihres Gatten Herzen und Haute den ersten Platz hat und daß fie stets die Herrin von Landcgg sein und bleiben wird. Ende. Vie Gewürze unsrer Speisen. Man kann noch immer nicht sagen, daß der Gebrauch von Gewürzen in unsrer täglichen i Kost eine vollständige chemische und phyfich^ logische Aufklärung gefunden hat, aber es ist bekannt genug, daß fie in vielen Fällen als wesentliche Bestandteile unsrer Speisen be trachtet werden und diese Schätzung auch ver dienen, weil fie mehr oder weniger geschmack-! lose Nahrungsmittel dem Gaumen angenehm machen und, was noch wichnger ist, auch die Verdauung fördern, indem fie die Schleimhäute des Mundes und des Magens zu verstärkter f Ausscheidung von Säften anregen. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß Wohlgeschmack der Speisen unzweifelhaft eine wesentliche Vorbedingung für eine gute Ver dauung ist. Anderseits ist es niHt ganz »>«0.
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