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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Altgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de« Alt gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag V,11 Nhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag */,11 Uhr einzusenden. Schrisileilmig Vruck und Verlag von N. Schurig, Lrelnig. Mittwoch den 9. August 1905. Rr. 63. OertlicheS und Sächsische-. — Ein eifriger Pilzsammler gibt dem »Vogtl. Anz." in folgendem seine seit über 40 Jahren gesammelten Erfahrungen zum besten. Er schreibt: Gelingt es mir, da durch auch nur einem einzigen Vergiflungsfall vorzubeugen, so würde es mir eine Genug- illung sein. Der Edelpilz, er mag heißen wie er will, zeichnet sich, wenn man ihn in frischgepflücktem Zustande, also roh, kostet, durch Wohlgeschmack aus, während bei dem Giftpilze gerade das Gegenteil der Fall ist. Wer daher einen Pilz nicht kennt, schneide vom Stiel oder Hut ein kleines Scheibchen üb, lege es auf die Zunge, zerdrücke es mit den Zähnen und spucke es dann wieder aus. Sofort wird er merken, ob der Pilz gut oder giftig ist. Hat man gute Pilze, so reinige Man sie so bald als möglich u»v richte sie für die Mahlzeit her, trockne sie schnell ab oder lege sie ein. Pilze, die mehrere Tage im Korb oder in der Schüssel zusammenliegen, bevor sie gereinigt und verwendet werden, können leicht Vergiftungserscheinungen Hervor rufen, da der Pilz sehr leicht in Zersetzung Übergeht. Wer mit obiger Vorsicht und mit der nötigen Sorgfalt bei Behandlung der Pilze zu Werke geht, wird sich nicht ver giften. — In den jetzigen Tagen scheint uns die Warnung angebracht: „Effet kein Fallobst!* Der unverhältnismäßig starke Säuregehalt der durchweg unreifen und halbreifen Früchte beschleunigt die Verdauung in abnormer Weise und greift die Schleimhäute des Magens so stark an, daß Gesundheitsstörungen unaus- bleiblich sind. Daher ist es auch keineswegs wohlgetan, das Fallobst, wie vielfach geschieht, zur Viehfütterung zu verwenden. Wohl aber kann das Fallobst auch für unsern Tisch sehr gut nutzbar gemacht werden, wenn man es bei nicht zu starkem Feuer zwei bis dreimal aufkocht, ohne es jedoch völlig zu -erweichen, wodurch an das gewechselte Wasser die oft auch bittere Säure abgegeben wird. Aller dingr braucht die Hausfrau etwas mehr Zucker al« gewöhnlich zu diesem „Apfelmus", aber dafür ist der Erwerb des Fallobstes erheblich billiger als der des reifen, namentlich bei der uach anfänglich so guten Aussichten nun doch ziemlich schwach ausfallenden Ernte viel zu teueren Obstes. — Wenn auch viele der Betroffenen das Bedürfnis dazu leugnen, so wird dennoch ein Entwurf des Ministeriums des Innern, be treffend eine Regelung des Nahrungsmittel- Verkehrs, demnächst in Kraft treten. In den Verkaufs- und Lagerräumen soll der Aufent halt von Haustieren, sowie die Aufbewahrung von Farbe, Seife, Soda, Petroleum und übel- oder scharfriechenden Flüssigkeiten ver boten sein. Eßwaren vor dem Laden offen auszulegen, ist untersagt. Zum Einpacken °arf nur reines, vorher noch nicht benutztes, unbedrucktea Papier verwendet werden. Eis vu» den verunreinigten Gewässern darf mit den Waren nicht in unmittelbare Berührung wmmen. Zuwiderhandlungen gegen diese Be- mmmungen, die manchem tatsächlich vorhan- knen Uebelstano abzuhelfen geeignet sino, wer- in mit Geldstrafe bi« zu 150 Mark oder Hast bis zu 6 Wochen bedroht. Bischofswerda. Auf hiesigem Bahn- ist am Sonnabend vormittag '/z11 Ubr orAagenrücker Haufe zwischen den Rangier- °>,r c" tiegend mit eingedrückter Brust tot ^gefunden worden. Der Unglückliche hat wahrscheinlich stillstehende Wagen mit heran kommenden kuppeln wollen und ist dabei er faßt woroen. Bautzen. Der Verband der Freiwilligen Sanität» Kolonnen vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen hält bekanntlich am 19., 20. und 21. d. M. hierselbst seinen 5. Verbandstag ab. Dem Verbände gehören gegenwärtig 49 Kolonnen mit ca 1S40 Mit- gliedern an. Der Verbandstag findet nach fol gendem Programm statt^ Sonnabend, den 19. August: Empfang der von auswärt» ein treffenden Kameraden. Mittag» 12 Uhr: Er öffnung der Ausstellung im „Schützenhaus". Nachmittags 3 Uhr: Ausschußsitzung. Abend» 8 Uhr: Festkommers. Sonntags früh 8 Uhr: Besichtigung der Stadt. Vormittags l/,11 Uhr: Paradeaufstellung der Kolonnen zu Bautzen, Bischofswerda, Großröhrsdorf, Ka menz, Königsbrück, Pulsnitz, Schirgiswalde sI20 Mann) auf dem Uebungrplatze am „Schützenhaus". Vormittags 11 Uhr Beginn der Uebung Nachmittags 2 Uhr: Gemein same» Mittagessen. Nachmittags >/,4 Uhr: Hauptsitzung des Verbandes im Saale des „Schützenhauses". Abends ^z7Uhr: Abmarsch geschloffen vom „Schützenhaus" nach dem „Bürgergarien". Abends 8 Uhr: Jnstru- mentalkonzert im „Bürgergarten*. Montag, den 21. August: Ausflug nach dem Mönch»- walder Berg. Zittau, 5. Aug. (Große Unterschleife.) 26 000 Mark städtische Gelder unterschlagen hat der Verwalter der städtischen Mühlstein brüche in Jonsdorf, Max Neustadt, der schon über 20 Jahre diesen Posten bekleidet. Die Unterschlagungen waren dadurch ermöglicht, daß der Defraudant bei den vorgenommenen Revisionen sich stets auf die Wirren in Ruß land berief, wohin hauptsächlich die Produkte der Mühlsteinbrüche geliefert werden, und an gab, daß das Geld nicht regelmäßig eingehe. Als der städtischen Aufsichtskommiffion die Rückstände schließlich zu hoch erschienen, stellte sie Nachforschungen an, durch welche die Un regelmäßigkeiten ausgeveckt wurden. Neustadt hat sich selbst der Staatsanwaltschaft gest llt. Dresden. Der Bau des neuen Stände- Hauses geht mehr und mehr seiner Fertig stellung entgegen. Das Gerüst um die Schau seilen ist bereits abgebrochen und am Donners tag wurde, was einen sehr wichtigen Abschnitt im Verlause des Laues bedeutet, der Schluß stein in die Kuppel des Turmes eingefügl. Der Turm, dessen Gerüst auch demnächst fallen wird, soll von vier Flguren flankiert werden, und auch auf der Kuppel wird eine grobe kupferne Figur angebracht. Nachdem ich Herr Baumeister Geyer ins Privatleben zurückgezogen hat, werden die Arbeiten von ,er Firma Louis Geyer Nachfolger, nämlich von den Herren Baumeistern Hermann Macht und Willibald Steglich, ausgeführt. — Am Sonnabend früh versuchte in DreS- den-Löbtau der Kutscher Bergmann an seiner 35 Jahre alten Ehefrau mit dem Beile einen Mordanschlag. Er versetzte ihr ungefähr zehn Hiebe auf den Kopf, so daß die Frau blut überströmt zusammenbrach und — noch röchelnd — mittel« Unfallwagen» nach dem krankenhause gebracht wurde. Die schreckliche Tat soll B. aus Eifersucht begangen haben. Am Aufkommen der Schwerverletzten wird gezweifelt. Seit drei Tagen lebte Frau B. von ihrem Manne getrennt und hielt sich bei Nachbarsleuten auf, da ihr Mann sie wieder- holt arg bedroht hatte. Durch drei Gendarme wurde Bergmann, der den Mordanschlag gegen seine Frau auf dem Korridor der 2. Etage de« Hause» ausgeführt, unmittelbar nach der Tat verhaftet. Das Ehepaar ist kinderlos und seit reichlich 4 Jahren verheiratet. Seit 3 Wochen war B. arbeitslo», seine Frau aber war in der Siemensschen Glasfabrik beschäftigt. — Feuer auf der Dresdner Vogelwiese. Man schreibt: In nicht unerheblicher Gefahr, die auch eine Menschenmenge von über 1000 Personen bedrohte, schwebte am Freitag abend in der 12. Stunde da» große Bierzelt „Augustiner-Bräu". Während die Musik ein Marinestück spielte, wurde aus einem an einem Eisenstabe befestigten Schiff- durch Abgabe von Schüssen Kanonenfeuer markiert. Durch eine glühende Masse wurde dabei ei^ Stück Fahnenstoff in Brans gesetzt, dec sich sofort auf andere Fahnen übertrug, so daß in kurzer Zeit die Dekoration an zwei Balken verbrannte. Nur dem schnellen und entschlossenen Eingreifen de» Personal», einiger Musiker und Gäste ist es zu verdanken, daß nicht das Dach in Brand geriet, was eine furchtbare Feuersbrunst hervorgerufen hätte. Als die Feuerwehr ankam, war bereits alles gelöscht und nahmen die Mannschaften nur noch eine Untersuchung de» Gebälks vor. Durch das Feuer war auch das Geschäft eine Zeit lang gestört. Da» Feuern vom Schiff wurde sofort polizeilich verboten. Freiberg. In einem Anfalle geistiger Umnachtung tötete sich mit einem Revolver der in Heidelberg bei Deutschneudorf bei seinen Eltern zu Besuch weilende Leutnant Süß vom 133 Infanterie-Regiment. Seinem Later, der ihn an seinem Vorhaben hindern wollte, verletzte er durch einen Schlag mit dem Revolver an den Kopf. Meißen, 7. August. In Herzogswalde wurde in vergangener Nacht die Tochter de» Bäckermeister» Neumeier au» Mohorn durch einen Stallschweizer von einer Brücke in die angeschwollene Triebisch geworfen. Das Mädchen ertrank. Der Vater des Mädchen» wurde von dem Verbrecher durch Schläge ver letzt. — Da» liebliche Waldtal Bärenburg bei Kipsdorf war am Sonnabend Zeuge eine» schönen Festzuges. Se. Exzellenz Geheimrat Professor Dr. Fiedler feierte bekanntlich seinen 70. Geburtstag in seiner Villa „Hannchens Sommerheim", in der er seit Jahren im Sommer Ruhe und Eiholung von seiner großen anstrengenden Tätigkeit findet. Von 6 Uhr ertönten die feierlichen Klänge eines Chorals vor der Villa und diesen ersten Klängen schloß sich ein Ständchen an. Um 7 Uhr hielt Professor Dr. Fiedler mit seiner Gattin, seinen Kindern, Schwiegerkindern, Enkeln und Freunden, von Musik begleitet, einen Umzug durch den Ort. Jeder sah mit Freude den würdigen, rüstigen Jubilar an der Spitze de» Zuge» wandern, und viele gute Wünsche folgten ihm. In der Villa selbst trafen im Laufe des Tages zahlreiche Glück» wünsche von nah und fern ein, und auch an Blumen und sonstigen Gaben der Liebe fehlte e» nicht. Meerane. Einen Mißton wird die heraufbeschworene Krise in den nächsten Frei tag hier beginnenden 17. sächsischen Feuer wehrtag bringen, zu dem gegen 5000 aus wärtige Feuerwehrleute hier erwartet werden In Arbeiterkreisen geht man mit der Absicht um, die zugesagten Freiquartiere wieder auf 15. Jahrgang. zugeben und dafür die Streikenden und Au»» gesperrten zu bewirten. Die Fabrikfeuerwehr der Firma I. H. Bornemann hat bereit» er klärt, an dem Feste sich nicht zu beteiligen und auch ihre Ausrüstungsgegenstände schon zurückgegeben. So machen sich die Folgen dieser Lohnbewegung langsam bemerkbar. — Unter dringendstem Verdacht, va» Si- mansche Kind aus Reichenbach umgebracht zu haben, wurde der Schieferdecker Strobel au» Rodewisch verhaftet und in da» Untersuch ungsgefängnis zu Plauen eingeliefert. Strobel ist mit seiner Frau in einen Scheidungsprozeß verwickelt. An jenem Sonntag, 25. Juni, soll Strödel bei den Simonschsn Eheleuten gewesen sein, um sich Geld zu verschaffen; seine Bitte wurde ihm jedoch abgeschlagen. Die Festnahme erfolgte auf Veranlassung dec Staatsanwaltschaft. Plauen i. V-, 2. August Vom hie sigen Landgericht wurde heute gegen drei rohe Burschen, die in der Nacht zwei vom Natur schutzverein zum öffentlichen Nutzen aufgestellte Ruhebänke zerstört hatten, auf exemplarische Strafen erkannt: der eine Angeklagte erhielt l Vr Jahr, die beiden anderen erhielten je 8 Monate Gefängnis. Chemnitz, 5. Aug. Wie noch in der Erinnerung sein dürfte, waren Kaufmann William Gräfe und Schlachthos-direktor Franz Kögler vom Schöffengericht zu einer Gefäng nisstrafe von je 14 Tagen verurteilt worden, weil sie widerrechtlich da» Korund- und Schmirgelwerk de» Herrn Dr. Schönherr in Furth, dessen Besuch verboten war, besichtigt hatten, und das Landgericht hatte auf einge legte Berufung da» Urteil bestätigt. Nun mehr ist durch die Gnade Sr. Majestät de» Königs die Gefängnisstrafe in eine Geldstrafe von je 300 Mark umgewandelt worden. Leipzig. Ein bedauerlicher Unglücks fall ereignete sich am Mittwoch in der Lützow- straße. Da» sechs Jahre alte Töchterchen des dort wohnhaften Schmiedemeisters Beyer wurde von einem Bierwagen der Naumann» schen Bierbrauerei umgeriffen und von einem Hinterrade überfahren. Da» Kind wurde schwer verletzt nach der elterlichen Wohnung gebracht, wo es alsbald starb. Marktpreise i« Kamen, am 3. August 1905. hichsterlniedrigster!! Preis. ss Preis. 50 Kilo Korn Weitzen Gerste Safer Seidekorn Hirse 8 8 7 9 18 k. 50 60 25 60 «. 7 8 7 7 8 17 ?- 20 30 80 30 70 Heu 50 Kilo Stroh 1200 Psd. ^Butter 1 niedrig. Erbsen 50 Kilo s Kartoffeln 50 Kilo I 3 17 2 2 12 3 a-'Z IZZ I I ! Dre-dner Sihlachtviehmartt vom 7. August 1905. Zum Auftrieb kamen: 3471 Schlachttitre und zwar 670 Rinder, 1151 Schafe, 1380 Schweine und 270 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Marl wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 41—43, Schlachtge wicht 73—75; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 40—41, Schlachtgewicht 70—7S, Bullen: Lebendgewicht43—45, Schlachtgewicht 74—76; Kälber: Lebendgewicht 50—52, Schlachtgewicht 74—76, Schafe: 78—80, Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 56—57, Schlachtgewicht 71—73. Es sind nur Vie Preise für die besten Viehiorteu verzeichnet.