Volltext Seite (XML)
Nuance den in den besten Gesellschaftskreisen groß gewordenen Aristokraten verriet, verband Herr von Oertzen einen unbändi gen Stolz. Er war' aufs gewissenhafteste um die Ehre des ihm unterstellten Offizierkorps besorgt und betrachtete es als eine seiner Hauptaufgaben, streng darüber zu wachen, daß sich kein Unbefugter in den Umgangskreis seiner Offiziere drängte. Wehe dem Offizier, der sich einfallen ließ, mit einer Familie Verkehr zu unterhalten, die von ihm gesellschaftlich in Acht und Bann getan worden. „Wie war doch der Name Ihres Fräulein Braut?" fragte er, nachdem der Leutnant mit militärischer Knappheit seine Meldung erstattet. „Von Fel —?" „Felsen, einfach Felsen, Herr Oberst." Ein ganz feiner, kaum bemerkbarer Zug von Unzufrieden heit drückte sich in einem leichten, blitzartigen Zucken der Ge sichtsmuskeln des Obersten aus. „Ihr Fräulein Braut wohnt hier in der Stadt?" „Zu Befehl, .Herr Oberst." Herr von Oertzen zuckte mit den Achseln, zum Zeichen, daß er sich des Namens nicht erinnere. „Erzählen Sie mir etwas über die Familie der Dame," forderte er seinen Untergebenen auf. „Der Vater meiner Braut," begann der Leutnant, „war Gutsbesitzer, er starb vor mehreren Jahren. Drei Brüder des selben waren aktive Offiziere in der Armee und fanden alle drei 1870, bei Gravelotte, den Heldentod." Der Oberst horchte hoch auf, und ein lebhaftes Interesse zeigte sich in den aufblitzenden Augen. „Alle drei Brüder, sagen Sie, in ein und demselben Ge- fest?" fragte er. „Jawohl, Herr Oberst. Der seltene Fall soll damals in der Armee viel Aufsehen gemacht haben, und der Kommandeur, General von Fransecki richtete eigenkändig einige kondolierende Zeilen an den zu der Zeit noch lebenden Vater der gefallenen drei Brüder." ' Der Oberst nickte beifällig, und die aristokratischen Züge seines Gesichts nahmen einen freundlicheren Ausdruck, an. „Ihr Fräulein Braut wohnt nun —?" „Bei ihrer Mutter, Herr Oberst." (Fortsetzung folgt.) Gemeinnütziges. Gedämpfte Sänveinsnieren. Eine große, fein gewiegte Zwiebel ist in Butter hellgelb zu dünsten, worauf drei in Scheibchen ge schnittene Nieren dazugetan und etwa 15 Minuten gedämpft werden. Mit einem Schuß Rotwein abgelöscht, müssen die Nieren, die gleich zeitig zu salzen und zu pfeffern sind, noch einige Minuten dünsten, um schließlich mit feingewiegter Petersilie bestreut, angerichtet zu werden. Wer die Sauce sämig liebt, kann dieselbe zuvor noch mit einem halben Teelöffel Kartoffelmehl abzieheu. Gcflngelkuovf. Das übrige von beliebigem Geflügel wird voni Bein gelöst und fein gehackt. Dann kocht man zwei Hände voll Reis in Fleischbrühe und läßt ihn erkalten. 190 Gramm Butter wird abgerührt, drei Eigelb und das weiße zu Schnee mit den anderen Teilen vermischt, in eine Puddingform gefüllt und eine Stunde in Wasser gekocht. Man schmälzt es ab oder gibt eine leichte Buttersauce dazu. Gegen Rheumatismus ist die Blüte der Roßkastanie von sehr günstiger Wirkung, indem man nn Frühling solche Blüten sammelt, zerkleinert und sie in eine Flasche mit gutem Spiritus bringt, welche fest verkorkt einige Wochen in die Sonne gestellt werden muß. Man gießt nach dieser Zeit den Spiritus ab und reibt die schmerzenden Stellen damit ein. — Im Harz ist es übrigens eine weitverbreitete Sitte bei Rheumatikern, einige ausgereifte Kastanien beständig in der Tasche zu tragen. In welcher Weise sich aber die Wirkung geltend machen soll, findet keine Erklärung. Blasen an de» Füßen, welche zuweilen durch enges Schuhwerk, sowie durch anhaltendes Marschieren entstehen, kann man schnell heilen, wenn man Glyzerin anwendet, welches man mit Arnika- oder Hamamelistinktur (etwa l Teil auf 3 Teile Glyzerin) vermischt hat. Auch Einreibungen mit Kamphersalbe oder Kampheröl sollen sich bei diesem Leiden sehr gut bewähren. Blind gewordene Fenster und Gla-gefäße zu reinige». Die Fenster werden vollständig klar, wenn man sie mit in Regenwasser getauchten Brennesseln schauert und danach spült. — Gläserne Gesäße, in denen ölige, fettige Substanzen aufbewahrt gewesen, reinigt nian am besten mit Lauge, welche von Buchenholz gewonnen wurde, wodurch eine Emulsion des Fettes hervorgebracht wird. Silber- und Goldtresse > zu waschen. Dieselben werden, wie der „Praktische Wegweiser", Würzburg, schreibt, über ein mit Leinwand bewickeltes Mangelholz gezogen und mit gewöhnlicher Seife und lauwarmem Regenwasser so lange gewaschen, bis sie rein sind, dann gut abgespült, durch Zuckerwassec gezogen und ans der linken Seite halb trocken geglättet. Während der Wüsche ringt man tue Tressen in Wasser. Nachtisch. 1. Ouadraträlsel. Die Buchstaben dieses Quadrats lassen sich so ordnen, daß in den wagerechten Reihen bekannte Wörter entstehen, während jede Eckenlmie eine Frauenaestalt aus einem Drama Schillers nennt. Die Wörter k, a b 6 6 bezeichnen 1. ein biblisches Buch, 2. eine ä ä 6 6 6 6 Stadt an der Weser, 3. ein Raubtier, 6 6 8 k b i 4. einen berühmten Physiker und Mathe- matiker, 5. ein Gebäude, das zu besonderen Versammlungen dient, 6. eine Festung in Spanien. ü n ir n n 0 0 r r r r r 1' t u V vv 2. Rätsel. Das Letzte ist ein Dieb Und kann die ersten Zwei nicht leiden. Das Ganze ist auch ein Dieb, Stiehlt just die ersten Beiden. 3. Verwandlungsaufgabc. Aus nachfolgenden sieben Worten sind durch Fortlassung und Neueinfügung je eines Buchstaben sieben andre Worte zu bilden. Die neueingefügten Buchstaben nennen den Namen eines - bekannten Erforschungsreisenden: Reim, Saal, Buch, Base, Elbe, Burg, Bel. Lösung der Aufgaben in voriger Nummer. i. Nadel, Faden, Fingerhui ist dar beste Heiraisgal. 2. Fliegemchwauun. b. Woelhe, Oldenburg, Ebaugelium, Thcophauo, Hugenotte», Egmmu. Lustiges. Verschuappt. Fräulein: „Ich kann gar nicht glauben, daß Sie mich lieben I" Junger Mann: „Aber bedeuten Sie doch Ihre Ber- mögensverhältnisse l" Darum! Weinreisender (Prahlhans): „Bon meinem Haus sind außer mir noch elf Reisende angestellt, deren jeder bei 20 Mark Tagesdiäten ein Gehalt von 5000 Mark hat!" Kunde: „Na, da wunderts mich nicht mehr, daß für den Wein kein Gehalt übrig bleibtI" u»id Brrlag: Reue Berliner BerlagS-Anstalt, Aug. LIrcbd, Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr. SO. Verantwortlich für dte Redaktion der Reuen Berliner VerlagS-Anstalt, Aug. KrebS: L. Schulz, Charlottenburg, Guevickestr. 37.