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polirilcke Kunäscbau. Der russisch-japanische Krieg. *Auf dem Kriegsschauplatz in der Man dschurei scheint tatsächlich ein Stillstand in den Operationen der beiden gegnerischen Heere eingetreten zu sein. Ganz im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme, daß die Ofsensiv- Sewegungen der Japaner und die fortwährenden Plänkeleien im Vorpostenbereich, denen durch weitergreifende kavalleristische Bewegungen ein besonderer Nachdruck verliehen wurde, zu einer neuen großen Schlacht führen würden, hat sich die Offensive der Japaner auf die Insel Sachalin beschränkt, dort freilich mit völlig un bestrittenem Erfolge. * Bei den letzten Kämpfen auf Sachalin haben die Russen 160, die Japaner 70 Mann verloren. *,Daily Telegraph' wird aus Tokio ge meldet, Lenewitsch habe die Absicht, dieOffen- sive zu ergreifen, endgültig aufgegeben. Die russische Armee fei nunmehr damit be schäftigt, ihre Stellungen zu befestigen, die Regenzeit hat begonnen. * * Zu de« russischen Wirre«. * In Rußland bessert sich einstweilen nichts; so wenig die Aussichten, wie die Regierung, noch auch Volk und Militär. Die Meuter fülle im Heere mehren sich. In Lodz ver sagten Mannschaften des Jekaterinburgischen Regiments den Offizieren den Gehorsam; darüber kam es zu blutigen Zusammenstößen. Die Meuterer wurden schließlich überwältigt und nach der Festung Iwangorod gebracht. — In Feodosia im Schwären Meere, welche Stadt erst kürzlich durch die Bedrohung des „Knjäs Potemkin" öfter genannt wurde, schoß nach beendetem Exerzieren ein Trommler auf den Regimentskommandeur mehrere Schüsse ab, die zwar nicht diesen trafen, aber einen Unter offizier töteten und einen Offizier schwer ver wundeten. Der Meuterer wurde in Haft gesetzt. * Großfürst SergiusMichailowitsch ist seines Postens als Inspekteur der Artillerie enthoben und der Posten überhaupt eingezogen worden. Dagegen wurde die Stelle eines Generaltnspekteurs der Artillerie neugeschaffen und Großfürst Sergius Michajlowitsch zum Inhaber dieses neuen Postens ernannt. Und da beklagen sich die Russen noch über die Lang samkeit oder gar den Mangel an Reformen! *Jn Sessau (Kurland) wurde der Kirchen vorsteher Baron Bistram von Aufrührern erschossen. Baron Hahn-Platen wurde durch den Müller Wikone gerettet, der selbst einen Schuß in den Unterleib erhielt. Fürst Lieven, der Adelsmarschall von Kurland, reiste sofort nach Petersburg, um energische Maß nahmen gegenüber der Untätigkeit der Verwal tung durchzusetzen. * * * Deutschland. *Um eine vom Kaiser ausgearbeitete Felddienstordnung, die die Erfahrungen des russisch-japanischen Krieges berücksichtigt, zu erproben, fand am Freitag auf dem Truppenübungsplatz Friedrichsfeld bei Wesel eine Übung statt, an der auch das Infanterie- Regiment Nr. 158 aus Mülheim an der Ruhr teilnahm. Sämtliche Generale und Obersten des 7. Armeekorps waren dazu eingetroffen. * Zur Entgegennahme der Eidesurkunde des Herzogs Karl Eduard war der Sachsen- Koburg-Gothaer Landtag auf den 19. Juli einberufen. *Jn Schwarzburg-Sondershausen unterzeichnete der Fürst Karl Günther zu seinem Negierungsjubiläum einen Gnadenerlaß. * Der ,Reichsanz/ veröffentlicht das Ab - i kommen zwischen dem Deutschen Reiche und i einer Reihe europäischer Staaten mit Ausschluß! der Türkei und der Balkanländer über Ver-i waltungsmaßregeln zur Gewährung wirksamen Schutzes gegen den Mädchenhandel. * Das Ergebnis der am Montag vollzogenen Wahlen zum bayrischen Landtag deckt sich im allgemeinen mit den Urwahlen. Das Zentrum gewinnt 18 Sitze, die Sozialdemo kraten gewinnen einen Sitz. * DiedeutscheMilitäreisenbahn, welche anläßlich der Boxerunruhen für das deutsche Expeditionskorps nach China geschafft wurde, sollte nach Schanghaier Meldungen an die Firma Schwartzkopf in Tsingtau und von dieser wieder an Japan verkauft worden sein. Die .Köln. Ztg/ bezeichnet diese Nachricht als unrichtig und fügt hinzu: Das Material der Feldbahn ist, nachdem es bereits seit Jahren öffentlich zum Verkauf gestanden hatte, mangels von Abnehmern größtenteils nach Deutschland zurückgeschafft worden. Die Firma Schwartz kopf hat lediglich einen Posten Schienen er worben. Geh. Kommerzienrat Frentzel ch. Österrerch-UnMr«. * Der Konflikt in Ungarn spitzt sich immer mehr zu. Als Antwort auf die Drohung der Regierung, die Orisbelchlüsse bezüglich des stillen Widerstandes aufzuheben, hat die Koa lition auf der ganzen Lime mit noch schärferer Agitation eingesetzt. Graf Albert Apponyi, der die Agitation leitet, fordert Überall zum äustersten Widerstand auf. Unter seinem Einfluß proklamierte auch das leitende Komitee der Koalition den Kampf bis zum äußersten und betraute den Grafen Andrassy, den Grafen Apponyi und Polonyi damit, Ver haltungsmaßregeln für den nationalen Wider stand auszuarbeiten, damit dieser überall gleich geartet sei. Zahlreiche Munizipien gehen sogar über die Beschlüsse der Koalition hinaus und verweigern die Einberufung der Reservisten zu den Waffenübungen, was in Regierungs kreisen große Bestürzung hervorruft. Frankreich. *Die jetzige französische Regierung knüpft an die Beschlüsse des Konvents von 1873 an. Damals wurden vom Konvent National- denkmäler für Rousseau und Vol taire beschlossen; diesen Beschluß der ersten Republik wird die dritte ausführen. Dänemark. * Das deutsche Kronprinzenpaar stattete Montag dem Prinzen und der PrinzessinChri ft ian von Dänemark auf Schloß Marselisborg einen Besuch ab. *Die vorzeitige Rückkehr König Christians nach Kopenhagen wird mit einem alsbald zu erwartenden kurzen B e - s u ch Kaiser Wilhelms am dänischen Hofs in Verbindung gebracht, wie denn anderseits diese Monarchenchezegnung angeblich mit der skandinavischen Krise Zusammen hängen soll. Spante«. *Das Ableben des früheren spanischen Premierministers Villaverde, der Mr 58 Jahre alt geworden, weckt allenthalben tiefes Bedauern. Selbst seine erbittertsten Gegner loben seine Vaterlandsliebe, seinen Edelsinn und seins gediegenen Kenntnisse. Auf dem finanziellen Gebiet hatte der Verstorbene durch einschneidende Maßnahmen vielen Inter essenten mißfallen, aber nach dem amerikanischen Kriege das Land vor dem Bankrott gerettet. Balkanstaaten. *Es ist wieder in den Blättern viel die Rede davon, daß der Großsultan sehr krank und gegen die Thronfolge eine Intrige im Werke sei, um diesen zu beseitigen. * Tue Vorgänge im SchwarzenMeere scheinen dem Sultan doch einiges Unbehagen verursacht zu haben. Das Ergebnis dieses Un behagens ist zunächst der Plan einer türkischen Schwarzmeerflotts. Ein Jrade soll schon die Neuanschaffung von zwei Panzerschiffen, vier Kreuzern, sechs Torpedobootskreuzern und 12 Hochseetorpedobooten anordnen, damit die türkische Motte der russischen Schwarzmeer flotte gewachsen sei. Ob diese Schiffe aber auch wirklich gebaut werden, steht allerdings auf einem andern Blatt. Amerika. * Elihu Root, der neuernannte Staats sekretär des Auswärtigen, wird bereits all gemein in Amerika als der nächste Kandidat der republikanischen Partei für diePräsident- schäft genannt. Präsident Roosevelt hat be kanntlich wiederholt erklärt, er sei unter keinen Umständen geneigt, im Jahre 1908 zu kandi dieren, beabsichtigt vielmehr, unmittelbar nach Beendigung seines Amtstermins, dem Beispiele seines Vorgängers General Grant folgend, eine auf ein ganzes Jahr berechnete Weltreise zu unternehmen. Aste«. * Die chinesische Regierung will zwei (von den 6000) Prinzen ihres Kaiserhauses nebst hohen Hofbeamten zum Studium fremder Staats einrichtungen ins Ausland senden. LüäwestAfpika. Der nächtliche Angriff des Hauptmanns von Koppy am 27. Mai aus die Bande des Cornelius wird in einem Berichte der ,Franks. Ztg/ aus Keetmannshoop folgendermaßen ge schildert : Die Kompanie Koppy war von Warmbad nach Holoog gerufen worden, weil letztere Helio graphenstation von Morris bedroht war. Dort erhielt die Kompanie den Befehl zum Marsch nach Seeheim, weil man annahm, daß Corne lius nach den kleinen Karrasbsrgen zu ziehen beabsichtige. Von Seeheim aus folgte sie dann in eiligen Märschen den Eingeborenen nach Jnachab und weiter zum Fischfluß. Dis Schwierigkeiten des Geländes waren groß. Wagen und Karren konnten nicht mitgeführt werden. Proviant und die Gebirgsgeschütze wurden aui Maultiere gepackt, die Pferde mußten oft weite Strecken geführt werden. Leutnant der Resewe von Trotha, der, vom Bezirk Bethanien kommend, sich der Kompanie angeschlossen hatte, führte die Spitze. Der Nachtmarsch vor dem Gefecht war äußerst an strengend und spannend, da man wußte, daß man den Eingeborenen auf den Fersen war. Früh gegen 3 Uhr sah man in weiter Ferne ein Feuer und glaubte das Lager der Einge borenen gefunden zu haben. Ringsum war in dessen nichts zu finden, wohl aber wurden kurze Zeit darauf die wirklichen Lagerfeuer, eine Strecke davon liegend, gesichtet. Die Hotten totten lagen in einem kleinen Nebenrevier des Fischflusses in einer langgestreckten Schlucht. Offenbar hatten ihre Posten geschlafen, denn das Nähsrkommen der Kompanie, die ihre Pferde führte und den Fischfluß durchwatete, wurde nicht bemerkt. Trotz der Verwirrung, die dem Überfall folgte, feuerten die Einge borenen heftig, jedoch ohne Erfolg. Unter großem Geschrei der Weiber flohen sie zu Fuß und waren bei Tagesanbruch in den Bergen. Die Gebirgsgeschütze, die inzwischen auch heran gekommen waren, feuerten noch einige Schüsse aus weite Entfernung den Fliehenden nach. Auf unsrer Seite war nur ein Mann verwundet durch Schuß in den Oberarm. Erbeutet wurden 90 Pferde, 70 Sattel ausrüstungen, 50 Stück Großvieh, 400 Stück Kleinvieh, 22 Gewehre 88 und 71 mit vieler Munition, sowie die Decken und Kochg"^ der Eingeborenen. Einer Anzahl Hüte A weißen Tüchern nach zu schließen waren E Witbois dabei. Die Pferde waren fast A schlapp geritten und auf dem ganzen RM gedrückt; daß die größte Zahl davon nichts schlagen war, hinderte auf dem steinigen Bode» das rasche Vorwärtskommen der Eingeborene» ganz bedeutend. Eine Menge Hufeisen Wie» sie aus dem geplünderten Farmhause zu JnaW zwar mit, offenbar hatten sie sich aber noch kE Zeit zum Beschlagen nehmen können. Auch"» Geld wurde gesunden, und viele Ausrüstung^ gegenstände von abgeschossenen Patrouillen, Offiziersbocksättel, Satteldecken, Karabiner, Feld' flaschen usw. Der Angriff erfolgte mit 50 MA der Gegner war etwa 150 Mann stark. D» Abteilung Koppy zählte mit den zwei Gebügs geschützen etwa 80—90 Diann. Da der PA viant zu Ende war, kam das erbeutete BA sowie auch der ganze Salzvorrat der Hottentotte« unsern Leuten sehr zu statten. Von unci fern. Der Ehezwist im Hause KobE Nachdem die Prinzessin von Koburg von A Pariser Gerichtsärzten für geistig gesund erM und die Kuratel über die Prinzessin auM hoben wurde, hat Prinz Philipp von KobAS die Ehescheidungsklage beim Landgericht,7 Gotha, das für Rechtsstreitigkeiten der M glieder des herzoglichen Hauses zuständig H eingereicht. Die öffentliche Verhandlung mr« voraussichtlich im Oktober stallfinden. Die Exkaiserin Eugenie von FraA reich traf auf ihrer Jacht „Thistle" in ein. Die Kaiserin machte eine Rundfahrt dM die Stadt und wohnte dem Gottesdienst in d" katholischen Kirche bei. Dann ging die JA' mit der Exkaiserin an Bord von Kiel nach Sto»' Holm in See. Adolf Frentzel, Geh. Kommerzienrat und langjähriger Vorsitzender des Deutschen Handelt tages, ist am Montag im Sanatorium i" Schlachtensee bei Berlin im Alter von 71 Iaht"" gestorben. Ein Denkmal für den „Maler Müller' ' wie der mehr als Dichter denn als Maler schätzte Zeitgenosse Goethes, Friedrich ME in der Literaturgeschichte bezeichnet wird, ist Kreuznach enthüllt worden. Minister v. Budde beim Skat. Eist"' bahnmiutster v. Budde traf neulich auf Durchreise zur Teilnahme an der Abnahme A Harzbahn Eisfelder Talmühle—Stiege in NoA Hausen ein und nahm für die Nacht im HoA „Friedrichskron" Quartier. In diesem A gerade eine Reihe von Stammgästen in genM' sicher Runde beim edlen Skat, wobei in A Pinke gespielt wurde. Der Minister, derM das Spiel reges Interesse zu haben s<M näherte sich dem Tisch und unterhielt sich mit ist" Spielern in jovialster Weise, bis diese schließt den ihnen unbekannten Gast aufforderten, A „vierten Mann" beim Skat zu machen. ZA v. Budde folgte der Aufforderung, nachdem » sich restauriert hatte, mit liebenswürdigster A reitwilligkeit, und so nahm das VierwsnzeM» seinen fröhlichen Fortgang unter allerlei launig"" Bemerkungen des hinzugekommenen „viert"" Mannes", der aber bei der bekannten SkaM" der Nordhäuser wenig günstig abschnitt und A Schluffe die Zeche bezahlen mußte. Erst spät» als nach Beendigung des Spiels dem E das Fremdenbuch vorgelegt wurde, erfuhren A Spieler zu ihrer Überraschung, mit wem sie""" die Pinke herum zusammen gesessen hattA Herr v. Budde aber hat durch seine Beteilig"^ an diesem alteingewurzelten Pinkeskat bewiest"' daß er wenigstens in bezug auf den Skat a" dem alten „Tarif" festhält und hier nicht die Einführung von „Reformen" denkt. Ei« Schützenfest ohne Bier wurde A Sonntag in Brandenburg a. H. gefeiert. Di" Bierzeltbefitzern war das Standgeld zu und da eine Einigung mit der Leitung A' Schützengilde nicht zu erzielen war, streikten st" am Sonntag, sodaß es auf dem Schützenp!"' kein Bier gab. K frauen. 28) Roman von E. Borchart. (Fortsetzung.) „Elisabeth!" Nun erhob sie sich von ihrem Platz und ging ihm langsam und zögernd entgegen. „Willkommen, Herbert," sagte sie kühl und gelassen. Graf Landegg hatte eine Bewegung ge macht, als ob er ihr die Arme entgegenbreiten wollte. Bei ihrem kühlen Empfang sanken sie herab. Er nahm nur die Hand, die ihm Elisabeth gereicht hatte, und führte sie an die Lippen. „Ich bin früher zurückgekehrt, als ich es beabsichtigte, Elisabeth," sagte er und sah sie an. Ihr Antlitz war undurchdringlich ernst; er konnte nicht erkennen, was sie empfand. „Du hättest lieber gesehen, ich wäre länger geblieben?" fragte er unvorsichtig und von ihrem Schweigen gereizt. Elisabeth sch ihn mit stolzem Blick an: „Ich konnte mich wohl kaum freuen, da du es nicht der Mühe für wert gehalten hast, mich von deiner Ankunst in Kenntnis zu setzen." „Elisabeth, also das ist es? Du zürnst mir, daß ich dir nicht davon schrieb?" „Das fragst du noch?" „Und wenn ich nun überraschend für dich hätte kommen wollen und Beate dir ohne meinen Willen Mitteilung von meiner Rückkehr gemacht hätte?*» Elisabeth atmete fast befreit auf. An eine solche Auslegung hatte sie nicht gedacht. Aber Stolz und Trotz hielten noch immer ihr Herz umpanzert. „Überraschungen haben nie den gewünschten Erfolg," erwiderte sie herbe. „Das sehe ich," entgegnete er mit bitterem Lächeln. „Doch nun habe die Güte und reiche mir deinen Arm; Beate erwartet uns zu Tisch." Schweigend legten sie den Weg zum Speise zimmer zurück, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Elisabeth hatte die vermeintliche Kränkung noch nicht überwunden, und Graf Landegg fühlte sich seinem jungen schönen Weibe gegen über nicht ganz frei von Schuld. Allerdings hatte er sie mit seiner Rückkehr überraschen wollen, aber nicht in der Absicht, ihr eine Freude zu bereiten. Vielmehr hatte ihn eine heiße, wilde Eifersucht Heimgetrieben, die Beates letzter Brief in ihm entzündete. Er wußte es, daß Beates Sticheleien schon einmal zum Unglück für ihn geworden waren, aber er redete sich ein, daß diesmal keine Anzüglichkeit von der Schwester Seite beabsichtigt worden sei. Die Erwähnung Klaus Rodens, seine Anwesen heit auf Boyneburg war so harmlos, fast nebenher berichtet worden, daß er unmöglich eine böse Absicht der Schreiberin darin hatte erkennen können. Er wußte aber, daß Elisa beth ost nach Boyneburg ging und mit dem Besuch Zusammentreffen mußte, auch hatte der Name „Klaus Roden" sein ganzes leidenschaft liches Blut in Aufwallung gebracht. Er ver stand es selbst nicht, warum er nicht fürchtete, er schalt und tadelte sich, daß er seinem Weibe, das so hoch und rein in seinem Herzen stand, dis Schmach auch nur des geringsten arg wöhnischen Gedankens antun konnte. Trotzdem hatte er die Eifersucht nicht niederzwingen können, trotzdem war er ohne jede weitere Überlegung nach Landegg znrückgeeilt. Er wußte, daß sie ihm trotz mangelnder Liebe treu bleiben würde, aber schon allein der Gedanke, daß sie von Klaus Rodens bezwingender Gestalt und Wesen, seinem künstlerischen Geist ange zogen werden könnte, trieb ihm das Blut heiß zum Herzen. Zu gleicher Zeit war aber auch eine heiße Sehnsucht nach seinem schönen, liebreizenden Weibe in ihm aufgestiegen, und er hatte es kaum erwarten können, wieder daheim zu sein, sie wieder zu sehen und zu sprechen. In dieser Stimmung war er bis in ihr Zimmer geeilt, aber ihr kühler Empfang hatte ihn niedergedrückt und seine eifersüchtigen Gefühls von neuem rege werden lassen. Er war jedoch gewohnt, sich zu beherrschen und Hütte um alles in der Welt Elisabeth gegen über seine Eifersucht nicht verraten mögen. Er gab sich also bei Tisch harmlos und heiter, und Elisabeth, von dem Wunsch beseelt, Beate keinen Einblick in ihre tiesinnersten Gefühle, noch überhaupt in ihre Ehe zu gestatten, kam ihm hierin nur zu gern entgegen. Die Un terhaltung wurde somit eine anregende und fesselnde. Graf Landeggs Berichte über seinen Aufenthalt im Salzburgischen waren so lebendig, daß Elisabeth sich keinen Zwang an-1 zntun brauchte, um ihm mit Aufmerksamkeit zuhören. Erst uachdemBeate das Zimmer verlassen Hull" trat das alte kühle Verhältnis der beide" Gatten wieder zutage, und von keiner Sell" wurde eine Annäherung gesucht. Der folgende Tag verlief in gleicher Weis"- Sie begegneten sich höflich, aber durchaus zeremoniell. Der Graf mußte sich in sein"" Abwesenheit in der Tat geändert haben oder die Änderung datierte von jenem letzten Tag" vor seiner Abreise her, wo er das Verhängnis volle Blatt aus Elisabeths Tagebuch fa"d- Er war merkwürdig ernst und wortkarg, ver« brachte die meiste Zeit auf den Feldern ob"« im Walde und kam nur zu den Mahlzeiten in» Schloß. Elisabeth fühlte sich vernachlässigt und ,uA befriedigt, sie, die bisher froh gewesen war, sein"" Gesellschaft überhoben zu sein. Sie sehnte sich nach Menschen, mit deM sie zwanglos plaudern konnte. Seit jenem Ausflug nach der Ruine Lauenstein hatte Edith Boyneburg und den kleinen Werner n«v" wiedergesehen. Es drängte sie, zu den Freunde» zu gehen; vielleicht kam sie dort auf and"", bessere Gedanken. , _ Sie nahm Hut, Handschuhe und SchE und ging die Treppe hinab. Im Vestlb»' trat ihr unerwartet Graf Landegg entgegen Er war im Reitanzug, hielt noch die ReA gerte in der Hand und war ganz bestaubt un» ?Wo willst du hin, Elisabeth?" fragte "" ganz obenhin.