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Ein „armer" Reisender hatte sich abends A bas Haus eines Besitzers in Posen ge schlichen, um dort zu übernachten. Er wurde don dem Dienstmädchen gesehen. Als man ihn schnahm, erklärte er, mau möge ihm doch ein Unterkommen verschaffen, schließlich brachte man Hn auf die Polizei. Bei ihm fand man ein Sparkassenbuch von 35 000 Mk. und 900 Mk. bares Geld vor. Nach den angestellten Nach forschungen ergab es sich, daß er ein in den Ruhestand getretener Gerichtssekretär war. Durch die krankhafte Sparsamkeit ist der Mann auf die einfältige Lebensweise gekommen. Der Kandidat für einen SSarfrichterposten. Bei einem mährischen Gerichtshof ist folgendes Ge such eingelangt: „Ich bitte, Herr Präsident, op Sie so gefällig sein wollen und wir Auskunft geben, op ich einen Scharfrichterposten gleichfiel wo bekommen könnte, welcher mir jährlich 4000 Gulden gebet und do ich dis Reisekosten im Dienste nebst den Gehalt bekommen könnte und den Gehalt monatlich in Vorhinein; ich denselben Posten gern annehmen möchte und wenn mir der Dienst der Gesundheit unerträglich wäre, daß ich denselben gleich verlassen boote. Das Geld, welches ich meiner Gesundheits- didrig nicht abgedient hätte, möchte ich retourieren. Am günstigsten wäre es, wenn man mir die Dcli- iwcntcn an meinen jetzigen Posten einliefern <I) Mächte, veil mir meine Kurzsichtigkeit beim Reisen hinderlich ist. Bei diesem Fall könnte ich die Deli- kwmten von ganr Österreich scharirichtern; ich bitte um genauen Unterricht, was bei Hinrichtung der Deliknunien alles zu tun haben werde, und ersuche um längstens monatliche Kündigung, wenn mir der Dienst künftig nicht genehmig wäre." Grausiger Juns. Fu einem Hoi»l in Celqueux bei Angers wurde in einem Koffer, den ein Reisender zurückgelassen hatte, eine zer stückelte Frauenleiche gefunden. . Der russische Hilfskreuzer „Ural", der in der Seeschlacht bei Tsuschima untergegangen ist, gehörte bis zum vorigen Sommer der Flotte des Norddeutschen Lloyd unter dem Namen »Kaiserin Maria Theresia" an und wurde da mals von Rußland angekaust. Der Dampier ist von jeher ein Unglücksschiff gewesen. Im Jahre 1895, wo er noch unter dem Namen »Spree" fuhr, trieb er infolge schwerer Havarie At Hunderten von Passagieren halb voll Wasser fünf Tage lang in der irischen See, bis er, bereits dem Untergang nahe, von einem dassierenden Dampfer eingeschleppt wurde. Im ^rhre 1899 rannte er dann auf der Heimfahrt don Stettin,' wo er umgebaut worden war und den Namen „Kaiserin. Maria Theresia" erhalten batte, an der Ostküste von Jütland auf ein Felsenriff und erlitt eine so schwere Havarie, daß die Reparatur dem Norddeutschen Lloyd auf anderthalb Millionen Mk. zu stehen kam. Jetzt W er im fernen Ostasien am dem Meeres gründe. Die Trinkgelder des Lkönigs. Ein netter Zwischenfall ereignete sich während des Aufent- balls König AlfonS von Spanien in London. König Alfons, der das Unterhaus besichtigte, trollte bei der Perabschiedung von seinen Führern für den 8erx6S.n1: st arm und den Odivk clerck -Trinkgelder" niederlegen. Der König schien über nicht zu wissen, daß ersterer ein Einkommen don 24 000 Mk., der Obisk elsrek ein solches don 40000 Mk. bezieht. Beide hatten also dies jedenfalls sehr freundlich gemeinte Trink geld nicht nötig. Ei« prächtiges Hochzeitsgeschenk. Das Geschenk, das der Khedioe der Prinzessin Mrgarete von Connaught bei Gelegenheit ihrer Vermählung mit dem Prinzen Gustav Adolf don Schweden machen wird, besteht in einem tvundervollen Diadem, das mit Diamanten und Topasen reich geschmückt ist; der Wert dieses Schmucks soll sich auf 200 000 ägyptische Pfund, etwa 4 Mill. Mk. belaufen! Vierzig Jahre im Eis begraben ist die Aichs des vei der ersten Ersteigung des -Ratterhorns am 14. Juni 1865 verunglückten Mitfichen Offiziers Lord Douglas. Die Minnie des Verunglückten ließ damals die Arischer monatelang absuchen, ohne daß es gelang, die Leiche zu finden. Seitdem hat das Mfryereis sich so weit vorwärts bewegt, daß lene Teile, auf die die Verunglückten seinerzeit berabfiürzun, jetzt dis Zunge des Gletschers bilden, und da glaubt mau nun, daß noch im Laufe des Sommers die Leiche des Lord Douglas zum Vorschein kommen werde. 10V vvv Rubel geraubt. Von einem 160 000 Rubel-Diebstahl in Rußland find die deutschen Behörden in Kenntnis gesetzt worden. Der Diebstahl wurde in der Nacht zum 16. Mai maßlicher Täter kommt ein Schlosser in Be tracht, der am 16. Mai aus Lomza nach Johannesburg oder Umgegend zu seinen Ver wandten verzog. Ein wackelnder Campanile. Während eines schweren Gewitters wurde der Glockenturm Vie lÄweäifche königsfamilie. in Lomza bei Nota Koselez ausgeführt. Die eiserne Kasse der Gerichtskammerkanzlei wurde gewaltsam erbrochen und ihres Inhalts von etwa 100 000 Rubel beraubt. Als mut- San Nicolo al Lido in Venedig von einem Blitzschlag getroffen. Die Kuppel wurde zerstört und der Turm so schwer beschädigt, daß man den Einsturz des antiken Kunstbauwerks befürchtet. Die neunschwäuzige Katze hat in Amerika ihren Einzug gehalten, und zwar von Gesetzes wegen. In Portland (Oregon) erhielt Charles Mac Ginty, der erste Mann, der nach den Be stimmungen des Gesetzes über die Mißhandlung von Ehefrauen zur Auspeitschung verurteilt wurde, zwanzig Schläge mit der sogenannten „neunschwänzigen Katze" aufgezählt. Alls zwanzig Schläge wurden mit einer solchen Heftigkeit geführt, daß das Blut spritzte. Nach dem letzten Schlag wurde Mac Ginty be wußtlos. (Die Ehe von Mac Ginty wird nun natürlich ideal werden!) Abgelehnte Schenkung. Die Universität des Staates Mississippi hat die angebotene Schenkung von 25 Millionen Dollar seitens des Milliardärs Carnegie zur Errichtung einer Bibliothek abgelehnt. Der Gouverneur und ein Mitglied der Universität erklärten, die Universität brauche dieses Geld nicht, an dem „das Blut und der Schweiß der Arbeiter hafte." GericktskaUe. Bochum. Die Bergleute Tomaczak, Jakubiak, Banaczak und Alexandra hatten sich dem Streik au- gefchlossen. Entgegen den Mahnungen ihrer Führer, sich deS Alkohols zu enthalten, sprachen sie ihm recht tüchtig zu und führten sich in roher Weise gegen das Publikum auf. Am 20. Januar hielten sie sich in Wanne auf. Sie besuchten mehrere Wirtschaften, wo sie als Zechpreller austraten. Als die Wirte Zahlung der Zeche verlangten, fielen sie über diese der und mißhandelten sie in rohester Art. Obwohl sie bisher unbestraft waren, glaubte das Gericht eine exemplarische Strafe über sie verhängen zu müssen. Der Anführer Tomaczak wurde zu 2 Jahr, die übrigen Angeklagten zu je 1 Jahr 9 Monat Gefängnis verurteilt. Landau (Pfalz). Ein hartes Urteil hat das hiesige Kriegsgericht über einen Soldaten, der sich in der Betrunkenheit vergangen hatte, gefällt. Ein Pionier vom 2. bayrischen Pionier-Bataillon hatte im trunkenen Zustande bei der letzten Schillcr-Fcier einem Unteroffizier seiner Kompanie einen Stoß vor die Brust versetzt und ihn mit dem dort Wichen Schimpfnamen „Scherenschleifer" belegt. Das Urteil lautete auf drei Jahr Zuchthaus. buntes Allerlei. Verbotene Ansichtspostkarten. Heute, wo der Verkehr in Ansichtspostkarten ein so un geheuer großer ist, und diese Karten in so großen Mengen zwischen den Bewohnern der verschiedensten Länder ausgetauscht werden, ist es nützlich zu wissen, daß in manchen Ländern gewisse illustrierte Postkarten verboten sind. In Rußland z. B. darf die Post keine Karie be fördern, auf der sich ein Bild Tolstois befindet, sie werden alle ohne weiteres beschlagnahmt und vernichtet. In der Türkei darf weder der Name Allahs noch der Mohammeds auf einer offenen Karte stehen, ebenso kein Bild einer mohammedanischen Frau. In Portugal find die Beamten angewiesen, alle Karten anzubalten, auf denen sich Karikaturen des Königs befinden. Und in Frankreich endlich gibt man sich alle Mühe, die Beförderung von Postkarten zu ver hindern, die den guten Geschmack beleidigen. Einteilung. Bauer (seinen Schweinestall besichtigend): „Die zwei Ferkel wer'n fett g'macht für d' Steuer, d i e zwei müssen 's Schul geld bringen für d' Bub'n, und mit den drei ander'n, da fang' ich an' Prozeß an mit mei'm Nachbar!" Verweis. Er (kurz nach der Hochzeit): „Aber, Marie, das braucht doch nicht an mir abgespart zu werden, daß du so viel Geld für Heiratsinserate ausgegeben hast!" — Sie: „So ? ! Hättest du dich doch früher gemeldet!" tMegg.y Naive Abbitte. Mutter: „Aber Fr tz, wer wird denn zur Tante sagen, daß sie dumm sei? Gleich gehst du hin und sagst, daß es dir leid tue!" — Fritz: „Liebe Tante, es tut mir leid, daß du dumm bist!" (Mst. Wen.) Unangenehm. A.: „Es ist erstaunlich, mein Lieber, wie ähnlich Sie mir sehen!" — B.: Aber sagen Sie mir doch keine Unannehm lichkeiten." tLe Rire/t etwas Gebietendes in ihrem ganzen Aus sen, die jüngere schlanker, lieblicher, jugend licher noch und doch auch von edlem Stolz beseelt. „ . Eng aneinander geschmiegt fitzen sie auf der «einen Bank, und Elisabeth stellt in jugend- «chem Ungestüm zehn Fragen auf einmal. Da Acht Nora, jenes bezaubernde Lachen, damit «e sich die Herzen ihrer Zuhörer im Sturm Robert, womit sie auch das Berliner Publikum Entzückt har. , »Närrchen, laß mich doch erst die eine Frage beantworten: Im vorigen Monat kam ich von Merika zurück. Mein Flug von New Porl As San Francisco war im wahren Sinne des Wortes ein Triumphzug. Man feierte mich, nran streute mir Lorbeer und Rosen, und doch "" ich fand nicht was ich suchte." Ein langer Seufzer hob ihre Brust, und der Ausdruck ihres edlen Antlitzes ward trübe. Mabeth faßte nach ihrer Hand und drückte «E. Da ermannte sich Nora. „Du willst wissen, wie ich hierher komme? M machte einen Abstecher von München aus '« meine Heimat." „So ist dies deine Heimat?" „Ja hier in der Nähe." „Wie seltsam!" „Weshalb das?" „Du sprachst mir nie davon." „New, du weißt, ich sprach nie zu jemand u.'- memer Vergangenheit, nur bei unsrer .Mn Zusammenkunft in Berlin — du entsinnst y 7- da erzählte ich dir wohl einiges." »Ja, Nora. Wann gehst du wieder nach Berlin zurück?" jragte Elisabeth ablenlend, als sie die Freundin in ein finsteres Grübeln versinken sah. „Nie!" gab sie zur Antwort. „Ich habe meinen Kontrakt mit der königlichen Oper — gebrochen." „Nora, liebste Nora, warum das?" rief Elisabeth erschreckt. „Ich hielt mich länger in Amerika auf, als ich Urlaub hatte. Meine Bitte um Nachurlaub war nicht gewährt worden; so gab ich ihn mir selbst. Man faßte das als einen Kontraktbruch auf und verurteilte mich zu der üblichen Kon ventionalstrafe. Ich zahlte sie, aber mein Stolz empörte sich, und ich verlangte, daß mein Kon trakt gelöst würde. Es geschah auch, aber man verbot mir, je wieder in einem königlichen Theater Berlins aufzutreten. Nun, was sagst du dazu, Elisabeth ? Schickt man so den Lieb ling des Publikums fort?" „Es ist empörend und unverzeihlich." „Ja, aber ich stehe über meinem Schicksal, ich habe andre, herbere Enttäuschungen er tragen, ich werde auch diese überwinden." „Und was gedenkst du du jetzt zu tun?" „Ich verhandle bereits mit München und fahre heute noch hin, um den Kontrakt mit der dortigen Oper zu unterzeichnen." „O, wie himmlisch, Liebste!" fiel Elisabeth hocherfreut ein, „so bleibst du ja in meiner Nähe! Da können wir uns öfter sehen, ich werde deine Stimme wieder hören, dich in deinen Glanzrollen bewundern können! Sei gewiß, ich komme nach München, und wenn ich es —" Sie stockte und errötete jäh. Nora sah ne befremdet an: „Was sprichst du da, Kind? Wohnst du mit deinen Eltern nicht mehr in Berlin?" „Nein das heißt, meine Eltern wohl, aber ich . . .* „Du bist auf einer Vergnügungsreise mit Bekannten nach Oberbayern und zufällig in diese Gegend gekommen?" „Nein, ich wohne ja hier," stieß Elisabeth heraus. „Hier?" — Wo denn, Elisabeth? Du machst mich neugierig." „Auf Landegg." „Auf Landegg?" rief Nora erschreckt. Sie griff nach ihrem Herzen, wohin plötziich alles Blut zmückgewichen schien. Ihr Gesicht war aschfahl und ihre Lippen bebten. „Was machst du auf Landegg ?" „Graf Lanoegg ist mein Gatte." „Elisabeth!" Es ist ein Ruf, so angstvoll und Weh, daß er Elisabeth durch Mark und Bein geht. „Nora, was ist dir?" fragt sie erregt, ver geblich nach einem Schlüssel zu dem befrem denden Wesen der Freundin suchend. „Nichts, ich sehe nur meine Ahnung be stätigt." „Welche Ahnung?" „Damals, im Tiergarten, Kind, weißt du noch? Ein Offizier begegnete uns, es war Graf Landegg. Eine dunkle Ahnung sagte mir, daß du und er . . ." „Wie?" unterbrach Elisabeth sie erstaunt, „du hattest eine Ahnung, wo ich selbst noch nicht im entferntesten daran dachte?" „Ich weiß es wirklich nicht mehr, wie mir dieser Gedanke kam, genug, er war da." „Kennst du denn meinen Gatten?" „Ja, ich kenne ihn. Ach Elisabeth!" Ein innerliches Schluchzen ging durch Noras Körper; sie nahm Elisabeths Kopf zwischen beide Hände und drückte ihn leidenschaftlich an ihre Brust, „du, die Gräfin Landegg, du, meine Elisabeth, meine Nachtigall!" Dann hob sie in jäher Aufwallung Elisabeths Antlitz in die Höhe und sah ihr in die Augen: „Bist du glücklich, mein Kind?" Elisabeth senkte den Blick in tödlicher Ver legenheit. Es ward ihr plötzlich fo bange und weh ums Herz. Da stieg eine Ahnung in ihr auf, blitzesgleich und beängstigend wie etwas Entsetzliches. „Nora, du?" stieß sie zitternd hervor. Liebkosend und beruhigend strich die Hand der andern über ihren welligen Scheitel: „Ja — ich — Elisabeth." Da schluchzte Elisabeth laut auf und barg ihr Gesicht an Noras Brust. „Weine nicht, mein liebes Kind. Ich sehe, du wußtest es vorher nicht und nun hat es dich überrascht. Aber es tut dir so wehe, daß gerade ich es sein muß, oder kannst du mich nun nicht mehr lieben, verurteilst du mich?" „Nora, sprich nicht so," rief Elisabeth jetzt, sich jäh aüfrichtend; „wie könnte ich aufhören, dich zu lieben! Aber es hat mich erschüttert, ja, warum mußt du es gerade sein, ich kann es nicht fassen, nicht begreifen, wie er dich auf geben konnte." St» (Fortsetzung folgt.)