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Allgemeiner Anzeiger : 19.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190507194
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-19
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 19.07.1905
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kW» Deutschland. Hochzeits- überdr »7s der Reede von und den Kron« Gefle (Schweden) den König Prinzen von Schweden. * Die Kosten für das schon genug gestraft ist, ob er nicht ebenso schwer gelitten hat, wie Sie, ob das Bewußt sein, Ihnen Ihr Lebensglück geraubt zu haben, ihn nicht unglücklich macht! Und dann — der Schein muß doch gegen Sie gesprochen haben, und Ihr Freund war durch seine Schwester argwöhnisch gemacht und aufge stachelt worden. Dennoch wollte er Sie wohl nicht töten, Sie, den er einst seinen Freund genannt hatte. Es war aber ein furchtbares Verhängnis, daß der Schuß so unglücklich traf. — Nein, Herr Ottingen, ich meine doch, Sie haben kein Recht, Ihren Freund so durchaus zu verdammen. Vergeben Sie ihm. Wer weiß, welches mächtige Geschick beide Gatten auseinander gerissen hat. — Und sollten Sie erfahren, daß Ihr früherer Freund vielleicht doch wieder glücklich geworden ist, so gönnen Sie ihm sein Glück. Die. alte Schuld ist längst verjährt, und darum rate ich Ihnen, ver suchen Sie Ihr Unglück mit Würde zu tragen, nur so können Sie hoffen, noch einmal glücklich zu werden/ Otlingens Augen hallen, während sie sprach, wie gebannt auf ihrem Antlitz geruht. Als sie nun ergriffen innehielt, nahm er ihre Rechte in seine Hände und preßte sie an sein hoch schlagendes Herz r „Aus Ihnen spricht ein Engel, Gräfin, und ich will versuchen, mich seinem Macht- spruch zu fügen. Ja, ich will versuchen, dem einstigen Freunde das Glück zu gönnen, das er besitzt — ich will es ihm nicht rauben, nicht trüben — aber für mich erhoffe ich kein Glück mehr/ Tlen äu2t cier Kaiser? Dem preußischen Hofe sind jene Reste mittelalterlichen Zeremoniells fremd, die noch n andern Monarchien sich erhalten haben. Am französischen Hofe der Bourbonen z. B. satten die Herzöge Anspruch darauf, vom Könige mit „Aon Oousin" angeredet zu werden, — wenn sie auch in Wirtlichkeit nicht im geringsten mit ihm blutsverwandt waren. In Italien ind es die Riller drs Annunziaten-Ordens, die >as Recht besitzen, Vettern des Königs sich zu nennen und genannt zu werden, und daß die zairischen Granden erster Klasse das stolze Privileg genießen, ihr Haupt in Gegenwart res Königs zu bedecken, ist uns allen be kannt, seitdem wir auf der Schulbank den die Jnnenbauten des Schlosses leiteten. *Nach Petersburger Meldungen, die in London eingegangen find, soll die Aus stoßung des Admirals Krieger aus der russischen Marine bevorstehen, weil er es unterlassen, den meuternden „Potemkin" sofort anzugreifen und in die Luft zu sprengen. — Die Nachricht klingt wenig glaubhaft. Man wird in Petersburg wohl die Gründe kennen, die den Admiral verhinderten, energisch vor zugehen. Twei flauen. Roman von E. Borchart. (yorts^mig.) erbittet. Ungarn wolle sich keineswegs von der habsburgischen Dynastie losreißen, noch seine Wehrmacht von der Österreichs trennen; die gegenwärtige Bewegung bedeute mir eine Etappe in der Fortentwickelung des nationalen ungarischen Lebens. (Wohin will sich denn Ungarn entwickeln?) Frankreich. * Nachdem die Kammer allerhand Schwierig keiten gemacht hatte, ehe sie die Amnestie- Vorlage anzunehmen bereit schien und noch ehe über die letztere eine Abstimmung erfolgt war, wurde die Kammer durch ein Dekret Loubets geschIossenund die hauptsächlichsten Verurteilten, die von dem Amnestiegesetz ge troffen werden sollten, von Loubet einzeln begnadigt. Ob Deroulede von dieser Begnadigung Gebrauch machen wird, steht noch dahin. Minister Witte. Zum ersten Unterhändler Rußlands ist in letzter Stunde Minister Witte an Stelle Murawiews er nannt worden. Seine Ernennung erfolgte auf persönlichen Wunsch des Zaren. > In Petersburg ist man an leitender Stelle zu der Erkenntnis ge kommen, daß Murawiew nicht die geeignete Per sönlichkeit sei, eine so verantwortungsvolle Mission zu erfüllen. Witte gilt von jeher als einer der Führer der russischen Friedens Partei. Ec ist stets gegen die Fortführung des Krieges eingeireten. Durch seine Ernennung hat es den Anschein, als ob zur zeit die Friedensfreunde in Petersburg die Ober hand erlangt hätten. Für die nun beginnenden Unterhandlungen in Washington ist dies ein äußerst günstiges Zeichen, das nicht verfehlen wird, bei allen Freunden der Menscheit die lebhafteste Sympathie hervorzurufen. Afrika. *Das deutsch-französische Ma rokko-Abkommen wird, einer.Standard'« Meldung zufolge, in Tanger mit großer Freude ausgenommen. Die deutsche und die französische Mission reisen gleichzeitig von Fes ab. Sie werden vorher dem Sultan einige Ratschläge zur Abfassung des Programms für die Marokko-Konferenz erteilen. Asien. "über die Lage der türlischen Truppen in ,km aufständischen Demen hat man seit Wochen nichts mehr gehört. Die Verzögerung >er türkischen Expedition gegen die Auf- tändischen in Sanaa, die erst im September oder Oktober beginnen soll, wird nach einer aus Konstantinopel zugehendsn Meldung auf die lerzeit ungünstigen klimatischen Verhältnisse, insbesondere aber darauf zurückgeführt, daß man vorerst den nötigen Train und alle andern Er- orderniffe für den Vormarsch vorbereiten will. In dieser Beziehung war bei den bisherigen Aktionen gegen die Aufständischen alles ver nachlässigt worden, und das war die Haupt ursache der Mißerfolge gegenüber den Auf- tändrschen. Spanien. * Madrider Blättern zufolge hat der ver haftete Anarchist Leyra die Urheber des Attentats gegen den König angegeben. Die bei Leyra beschlagnahmten Papiere erwiesen übrigens seine Beziehungen mit dem internatio nalen Anarchistenverband. Balkansiaate«. *Die Pforte hat die Forderung der sechs Großmächte, betreffend die Finanzkon trolle in Mazedonien, als über das Mürzsteger Programm hinausgehend und die Rechte und die Unabhängigkeit der Türkei ver letzend, abgelehnt. Außerdem sei die Maß regel bei erfolgreichem Verlauf der von der Pforte getroffenen Reform-Maßregeln ganz un nötig. ordnet, indem die Arbeiter hier einen von der Stadt unterstützten Verein bilden. Die Ver sagung des Rechtsanspruches geschieht nicht aus Fiskalität. Der Ausschluß der Klagbarkeit soll nach der ,Soz. Prox.' unnütze Streitigkeiten vermeiden und die Arbeiter gegen Nachteile bei Bemessung der städtischen Renten ficherstellen. Mit der Anerkennung der Klagbarkeit würden fie unter Umständen aufhören, invalidenver- sicherungspflichtig zu sein. * Wie der .Köln. Ztg.' aus Bremen mit geteilt wird, ist die Entscheidung des Senats über den in der Bürgerschaft angenommenen Antrag Kunoth auf Abschaffung des kon fessionellen Religionsunterrichts noch nicht gefallen. Der Senat hat sich noch nicht zu dem Antrag geäußert. Irgendeine Reform des Religionsunterrichts wird aber bestimmt erwartet. *Dis oldrnburgischenLandtags- Wahlen find auf den 7. Oktober anberaumt worderr. Der Landtag tritt voraussichtlich Anfang November zusammen. Österreich-Ungarn. *Das Pariser .Journal' bringt einen Auf sehen erregenden Artikel des Grafen Äpponyi, , Do ianz j K erst . ,T politische K.unäsckau. Der r»ssisch-jav««»sche Krieg. * An Stelle Murawiews ist Minister Witte zum ersten Friedensunterhändler bestimmt worden; damit soll die Friedens- partet einen bedeutenden Erfolg er« rungenhaben. * Außer unbedeutenden Schar mützeln wird vom Kriegsschauplatz keine besondere Bewegung gemeldet. General Lene- witsch berichtet vom 11. d. Ms dem Bezirk Hailungchen: Am 8. Juli erhielt unsre Ab teilung im Tale des Flusses Chamiche Feuer von den Bergen her am linken Ufer des Flusses. Die Japaner räumten nach einer Beschießung das Ufer und zogen sich nach Süden zurück. Trotz großer Wegeschwierigkeiten setzte unsre Abteilung ihren Marsch im Fluß tale des Chamiche fort, bis fie au eine Stelle kam, wo der Weg vollkommen aufhörte. Unsre Abteilung kehrte deshalb um und ging in nördlicher Richtung Mück, ohne irgendwelche Verluste erlitten zu haben, nachdem fie noch den Feind beschossen hatte. Gleichen. Es ist vielmehr preußische Tradition, daß selbst die nächsten Familienangehörigen des Kaisers nur im int-msten Familienkreise in ihm nicht ausschließlich den Monarchen und Herrscher, sondern den Verwandten sehen. Selbst die Geschwister und Kinder des Kaisers sprechen daher in Gegenwart Dritter fast nur mit ihm und von ihm unter Beilegung des Titels .„Majestät" und unter Anwendung der dazu gehörigen Redeform. Der Kaiser aber, der sich, wie man weiß, viel weniger im.Verkehr ab schließt, als feine Vorgänger auf dem Throne und gesellschaftlichen Umgang, wenn man es so nennen darf, in großem Maßstabe pflegt, hat die Sitte eingeführt, diejenigen Personen, die ihm besonders sympathisch erscheinen, durch das brüderliche „Du" auszuzeichnen, und die Zahl dieser Personen ist sogar eine verhältnismäßig große. Namentlich, wenn der Kaiser sich im Kreise seiner Korpsbrüder, der Bonner Borussen befindet, kann man ihn viele der Anwesenden mit „Du" ansprechen hören, und das gilt natürlich in erster Linie von denen, die seine Studiengenoffen waren und die sich zum Teil jetzt, wie z. B. der Minister von Bethmann- Hollwegund derOberpräfident vonWaldow in den höchsten Staatsstellungen befinden. Die gemein schaftliche Zugehörigkeit zum Korps der Preußen war wohl die Ursache, weshalb der Kaiser den Fürsten Herbert Bismarck duzte. Auch der Reichskanzler Fürst Bülow, den der Kaiser selbst in Briefen und Telegrammen nie anders als mit „Du" anspricht, ist ja während seiner Univerfitätszeit Bonner Preuße gewesen. In jedem Jahre besucht der Kaiser zur Jagd einige der Großgrundbesitzer seines Reiches, so den Grasen v. Tiele-Winckler, den Herzog Christian Kraft v. Ujest, den Fürsten Henckel v. Donners marck, den Fürsten Richard Dohna-Schlobitten usw., und den meisten von ihnen widerfähtt es wohl, von ihrem kaiserlichen Jagdgafte durch das „Du" geehrt zu werden. Auch den Grasen Waldersee duzte der Kaiser in dessen letzien Lebensjahren, und das geschah wohl eher als ein Ausdruck freundschaftlicher Gesinnung, denn aus dem Grunde, daß die Gemahlin des Feld marschalls aus erster Ehe die Witwe eines Prinzen von Schleswig-Holstein und daher eine Tante der Kaiserin war. Erwähnt mag nach sein, daß Graf Paul Schuwalow, der ehemalig-: russische Botschafter in Berlin, die Ehre genoß, vom Kaiser geduzt zu werden. Als auf Wunsch des Kaisers das Alexander-Regiment dem scheidenden Grafen nach seiner Ernennung zum General-Gouverneur von Polen ein Abschieds fest gab, nannte der Kaiser während der ganzen Rede, die er zu Ehrch des Grafen bei der Tafel hielt, diesen nicht anders als „Du" und überreichte ihm schließlich als persönliches An denken ein goldenes Zigarettenetui, in das eine gleichfalls das Wort „Du" enthaltende Wid mung eingraviert war. Auch diejenigen seiner Adjutanten, die lange in seinem Dienste find und die er besonders schätzt, duzt der Kaiser öfter. Von und fern. Absturz eines Bundesratsbevoll mächtigten in den Alpen. Wie die ,Nat.« Ztg.' meldet, verirrten sich Mittwoch beim Ab stieg von dem Baeßlerrücken auf der Krauters alp der württembergische Bundesratsbevoll mächtigte Staatsrat v. Schicker und sein Sohn in einer steilen und durch Regen schlüpfrig ge wordenen Grashalde. Der Sohn stürzte in einen tiefen Einschnitt ab. Der Vater wollle ihn retten, stürzte dabei aber ebenfalls ab. Er konnte sich jedoch in eine nahe gelegene Gast wirtschaft begeben, von wo aus eine Rettungs- cxpcdition sich ausmachte und den Sohn, der beide Füße gebrochen hatte, zu Tal beförderte. Staatsrat v. Schicker selbst hat anscheinend keine Verletzungen erlitten. Die Tabakausstelluug in Schwedt a. O. sat einen Aufwand von 5000 Mk. erfordert, der jedoch völlig durch die Einnahmen gedeckt wurde. Zur Förderung des brandenburgische' Tabakbaues hat der Landwirtschaftsminister die Staatsbeihilfe von 2000 Vik. auf 5000 Mk. erhöht. rat F, hat di Ande Fraicc Travv des P bereit- 8i Tage siraße teils darunt Vie e Der L MO D Me find d teure fiickt. vor S inalmi B Ujähr in Brl mittag getötet ist nick Lehrer Et bandst Stadt des S Gen'w Abded Oberst behani Poudr Lergjs Cheun Unterst errege fabrik »krzte einen ivar i Genick dorn, Noqge »lehr i , Fw '»Sei Pse' rmntei Mete vamil Di Mem Urgei Meist bogen baue besetzt. Latror Mchi Diese, A R. Mue Marc dabej basten d>»it f, Lche l Landu Haffte »ach z Ubrbc Chauss Gliern ^lops Alvan ^liva etzt n sattelt bedeckt geschenk der mittleren und kleineren Städte Preußens für das Kronprinzenpaar be»' laufen sich nach einer Mitteilung des Komitees auf 22 986,76 Mk. Im ganzen Warrn von den 453 beteiligten Städten und Gemeinden 23188,36 Mark eingelaufen. *Prinz Heinrich VII. Neuß, der Veteran der deutschen Diplomatie, beging am Freitag seinen 80. Geburtstag. Im Jahre 1853 irat Prinz Reuß zu der preußischen Gesandt- ! schast in Men über und begann damit seine ! Diplomat enlaufbahn, der er mit ge- i k "U Aeaie beachte lange 'T eben ^eale. »E Aar t Atting bieflej, Met' Uß st «"derst D -3 Park." . Be labeih Golste ^-ht Mku ^ldc. I ringer Unterbrechung bis zum Jahre 1834 treu ! geblieben ist. Seit Gründung des Deutschen Reiches hat er 23 Jahre die deutschen An gelegenheiten als Botschafter in Petersburg, Konstantinopel und Wien vertreten. Die ,Nordd. Allg. Zig.' hebt hervor, daß er dem Fürsten Bismarck ein allezeit geschätzter und bewährter Mitarbeiter gewesen ist. * Etwa 30 deutsche Städte haben eine be sondere Altersversorgung für Stadt arbeiter geschaffen. Die meisten Satzungen versagen den Arbeitern einen Rechtsanspruch auf diese Versorgung. Ein solcher wird von München gewährt, dafür werden aber den Arbeitern Beiträge an eine Pensionskaffe auf erlegt. In Mona ist die Sache ähnlich ge- „Mich?" rief Elisabeth entsetzt aus, indem fie aussprang, „was habe ich mit Ihrem Leben zu tun ?" „Ganz richtig, Gräfin, da» ist auch mir noch pn rechten Zeit eingefallen, und nun sagen Sie mir nur das eine: daß Sie es begreifen, daß Sie es vielleicht auch sogar entschuldigen können, wenn ein Mensch, dem man wie mir alles ge raubt hat, was ihm das Leben besitzens- und lebenswert gemacht hatte, sich doch einmal auf bäumt gegen das entsetzliche Geschick, das ihn unschuldigerweise betroffen hat und daß ihm dann jedes Mittel, das ihm zur Erreichung einer vielleicht unedlen, aber doch immerhin be greiflichen Rachebefriedigung dienen zu können scheint, willkommen ist." „Ich kann Ihnen leider gar kein Urteil über das mir Mitgeteilte aussprechen, lieber Herr Ottingen," entgegnete Elisabeth sanft, „mir erscheint das, was Sie mir gesagt haben, alles so ungeheuerlich, daß ich mich darin nicht zurechtfinden kann. Wer kann einen Freund, ein heißgeliebtes Weib verurteilen, ohne fie zu hören, und wer kann sich von einem Dritten so beeinflussen lassen, daß er geradezu blind und taub wird für alles bessere Gefühl, für alle Vernunft und Einsicht — aber eins nur weiß ich, armer Freund: „Die Rache ist mein" — spricht der Herr! — Sie dürfen sich nicht rächen, Herr Ottingen. Sie können nicht wissen, ob Ihr Freund nicht Za de» rassischen Wirre«. *Der Zar lehnt die Amnestie für politisch Verbannte a b. Die in der letzten Zeit sich mehrenden politischen Attentate haben bei dem Zaren den höchsten Unwillen hervorgeruien, der sich durch die entsprechend gefärbten Be richte des Polizeiministers Trepow nur noch steigert. Es ist daher kein Wunder, wenn das Gesuch des Irkutsker Generalgouverneurs, der beim Zaren um eine Amnestie für politisch Verbannte in Sibirien einkam, mit folgender bezeichnenden Randbemerkung des Zaren ver sehen wurde: „Auf keinen Fall." * Der Zar hat den Marineminister beauf tragt, das Werk der Neueinrichtung der Flotte in jeder Richtung zu betreiben. (Bei den gegenwärtigen entsetzlichen Zuständen des Landes läßt sich nicht leicht etwas über flüssigeres »orstellen als dieser Erlaß und sein Inhalt.) *,Daily Telegraph' wird aus Petersburg gemeldet, daß ein Komplott entdeckt worden sei, welches bezweckte, daskaiserlich e Schloß Jkinskoje bei Moskau, wohin sich der Zar mit seiner Familie begeben wollte, in die Luft zu sprengen. Dies sei der einzige Grund, weswegen die dorthin beab- si/üate Reife der Zarenfamilie aufgegeben u m sei. Unter den kaiserlichen Gemächern ein decke man einen geheimen unterirdischen Gang, in dem sich große Mengen Dynamit be- fanden. Zahlreiche verdächtige Personen wurden verhaftet, darunter zwei Ingenieure, die * Der Kaiser empfing am Donnerstag an Bord der „Hohenzollern" auf es nicht. Doch nein l" beruhigte er sich selbL „das wird nicht sein sie wird mich auch lieben. Gräfin, haben Sie Dank, tausend fachen Dank für alles, was Sie mir gesagt haben! Ich bin ein neuer Mensch geworden durch Ihre Reinheit und Güte, und des Himmels reichsten Segen flehe ich auf Ihr Haupt herab. Leben Sie wohl — ich werde Sie Wiedersehen l Sagen Sie mir, ob Sie mir ein gutes An denken bewahren wollen, oder ob Sie mich vergessen werden?" „Nein, ich vergesse Sie nicht, Herr Ottingen, entgegnete Elisabeth einfach, ihre Hand in di» seine legend. ^Und wenn ich Sie wiederseht, so hoffe ich, in Ihren Augen das Glück leuchten zu sehen." „Das Glück," wiederholte Ottingen w't träumend. Dann preßte er seine Lippen auf Elisabeths Hand und wandte sich zum Gehen. Elisabeth blickte ihm gedankenvoll nach, wie er langsam, den linken Fuß nachschleppend, aver trotzdem kräftig vorwärts schritt, bis sich 'E* hohe dunkle Gestalt in den Schatten der Edel tannen verlor. Dann stieg ein Seufzen aus ihrer Brust, schwer und bang, es war ihr so weh und oe« klommen zumute, daß fie hätte weinen mogem War es Ottingens Geschichte, die fie so ergnM hatte, oder war ihr eigenes Leid dabei wieder wach geworden? — Eine eigentümliche Empst» düng beherrschte fie: ihr war es, als ob das, was st soeben gehört hatte, fie persönlich angmge, wenn die Geschichte eng mit der .. knüpft wäre. Woher kam ihr die Sympathie für den fremden Mann mit fernem „Warum nicht? Ist die einstige Frau ihres früheren Freundes nicht frei? Lieben Sie fie noch, gehen Sie zu ihr und legen Sie ihr Ihr Herz zu Füßen." „Ich? Ein Krüppel? ' fragte Ottingen bitter lächelnd zurück. „Warum gebrauchen Sie immer den häß lichen Ausdruck, der auf Sie kaum paßt, Herr Ottingen? Sie mit Ihrer herrlichen Stimme dürfen es doch wagen, noch um die schönste, beste Frau zu werben/ In Ottingens Augen blitzte eS auf: „Das sagen Sie mir, Gräfin Landegg?" rief er, von Scham und Reue gepackt. „Ja!" antwortete Elisabeth einfach. „Und meine Schuld, mein vergiftetes Leben? Darf ich die Geliebte, die Hohe und Reine daran ketten?" „Die Liebe überbrückt jede Kluft, fie ver- edelt und macht glücklich, fie . . ." Hier stockte Elisabeth. Was sür Worte redete fie da zu einem Fremden? Sie predigte von der Liebe und hatte doch selber die Liebe nicht — fie sprach von Glück und empfand doch keins. Heiß wallte es in ihr auf, alles Blut drängte sich zum Herzen, ihr Gesicht ward bleich und ein tiefunglücklicher Ausdruck trat in ihre schönen Augen. Ottingen bemerkte die Veränderung nicht. Er hatte sich abgewandt, ein tränenloses Schluchzen erschütterte seinen Körper. Erst nach Minuten wandte er sich jäh Elisabeth wieder zu und rief: „Und wenn fie mich nicht wieder liebt, wenn fie mich von sich stößt? Ich ertrüge „Don Carlos" lasen. In Preußen. kennt man derartige Gebräuche nicht, und der Besitz der höchsten Auszeichnung, die der König von Preußen zu verleihen bat, des Schwarzen Adlerordens, schließt nur für den bürgerlich Geborenen die Verleihung des erblichen Adels in sich. Und zu den Rechtstiteln keines einzigen preußischen Magnaten gehört es, dem der die Unterstützung der öffentlichen Meinung ! Kaiser wie einem Verwandten oder sonst gegen- Europas sür Ungarns Forderungen! über zu irrten, als sei er nur ein Erster unter
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