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Schristleitung, Vruck unö Verlag von N. 8churig, Bretnig. Nr. 52. Sonnabend den t. Zuli 1905. 15. Jahrgang. Oerttteb-S und SSchstkcke-. Bretnig. Zu dem am kommenden Sonn tag in Neustadt stattfindenden Turnfeste de» Meißner Hochland-Gaues ist folgendes Pro» gramm aufgestellt worven: Sonnabend den 1. Juli von >/,4 Uhr nachm. ab E mp f angder an» lammenden Turner und Begleitung derselben nach dem Festbureau „Hotel Stern". Da selbst Ausgabe der Fest- und Wohnungs» karten. Abgabe der Fahnen m ver Turn halle. '/,7 Uhr nachm. Kampfrichter- sitzung. (Turnhalle ) 7 Uhrnachmitttags Beginn desWetlurnens ebendaselbst. i/,9Uhr abends Beginn des Kommerses 'm großen Saale des Schützenhauses. Sonn tag den 2. Juli 5 Uhr früh Weckruf. 6 Uhr früh Fortsetzung des Wettur - nens. Bis 12 Uhr mittags E m p f a n g der ankommenden Vereine. 10 Uhr vormittags Gemeinturnen der Gauvorturnerschast am Barren und Geräteturnen der Gauriegen sür's Chemnitzer Kreissest. (Festplatz) i/zl Uhr nachm. Ab ho len der Festjnngfrauen. 1 Uhr nachm. Stellen zum Festruge an der Turnhalle. Begrüßung der Festgäste ans dem Marktplatze seilens der Stadlvertretung, Aufnahme der Ehrengäste in den Festzug; derselbe bewegt sich durch die Hauptstraßen der Stadt nach dem Festplatze, hierselbst Be grüßung durch den Vorsitzenden des Turn- Vereins Neustadt. l/z3 Uhr nachm. Allge meine Gaufreiübungen, hieraus Ge räteturnen und Spiele der Bezirke des Gaues, dann Keulenschwingen und Kreisfreiübungen Mit Dauerlauf, zum Schluß Kürturnen und Verkündigung der Sieger. Montag den 3. Juli 9 Uhr vorm. Ausflüge: Unger, Götzingerhöhe, Berghaus. 8 Uhr abends Fest - ball (Schützenhaus) — Die 2. Klasse der 148. Kgl. Sächs. Landeslotterie wird am 12 und 13. Juli ge zogen. Die Erneuerung der Lose ist noch vor Ablauf des 3. Juli bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Lose auf gedruckt und anfgestempelt ist, zu bewirken. Wer dies veriamm, orer sein Los von dem Kollekteur vor Ablauf des 3. Juli nicht er halten kann, hat dies bei Verlust aller An sprüche an däs gespielte Los der Königlichen Lolteriedirek ton noch vor Ablauf des 8. Juli unter Beiuigung des Loses der ersten Klasse und des Euieueruugsbetrages anzuzeigen. — Die deulsch'en Turner haben auf dein Nordamerikanischen BundeSturnsest in India- Napolis bedeutende Erfolge errungen. Sie erhielten beim Wetturnen 8 Preise, darunter 5 erste. Werler wird noch gemeldet, daß das Mitglred des Männerturnvereins München Julius Keyl den ersten Preis errang. Der Sieger, als brillanter Turner weithin bekannt, ist ein Glied der achtköpfiqen Riege, die die deutsche Turnerschast als ihre erwählten Weiturner übers Meer entsandte. Großröhrsdorf. Am Dienstag ist der jugendliche Arbeiter S., welcher an der Kreissäge in der Pauflerfchen Mühle beschäf tigt war, mit der einen Hand in die Säge geraten, wobei ihm zwei Finger abgerissen wurden. Pirna, 27. Juni. Zu einem erbitterten Kampf zwischen italienischen undDimWen Bauarbeitern kam es gestern nachMttaMauf dem Bauplatze der neuen Zellulosesabsti bei Heidenau. Eine Erbitterung über die'Be schäftigung so vieler italienischer Arbeiter be stand schon lange; gestern entwickelte sich ein leidenschaftlicher Zusammenstoß, nachdem zuerst ein Streit zwischen einem italienischen Polier und einem Maschinisten voraurgegangen war. Die Italiener flohen dann vom Bauplatze und lagerten beim „Carolabade". Heute wurden sie entlassen, um durch heimische Arbeiter er setzt zu werden. Eine Wiederholung de» Tumult« dürfte sofort erfolgen, falls aufs neue italienische Arbeitskräfte eingestellt wür den. Die Stimmung ist sehr erregt. Dresden, 27. Juni Die hinterlassenen Millionen des im Februar d. I in Dresden verstorbenen Großindustriellen Geh. Kommer zienrat Eschebach bildeten kürzlich den Gegen stand einer Zeitungsnotiz, in der gesagt war, Eschebach habe sein großes hinterlassenes Vermögen der Stadt Dresden ausgesetzt, und zwar so, daß dieselbe nach dem Ablauf einer gewissen Zeit berechtigt sei, die Erbschaft an- zuttetrn. Die Sache liegt jedoch, wie man aus sicherer Quelle erfährt, wesentlich anders. Bekanntlich stand der Verstorbene in dem Rufe eines hochherzigen Wohltäters und Menschenfreundes. Insbesondere hatte er für seine zahlreiche Arbeiterschaft schon bei Lebzeiten ganz bedeutende Stiftungen ins Leben gerufen und noch kurz vor seinem Tode plante er den Bau eines Genesungsheims auf dem Weißen Hirsch bei Dresden, das eben falls für seine Arbeiter bestimmt sein sollte Seine Villa am Alvertplatze in Dresden entt hält z. B. einen Palmengarten und eine Ge- mäldegallerie, die allein schon eine Sehens würdigkeit bilden. Der Bau selbst ist bedeutend schöner und größer und auch ziemlich so groß als das daneben stehende Königliche Schau spielhaus. Alle diese Umstände waren der Grund, daß das große Publikum den Ver storbenen für reicher hielt, als er in Wirklich leit war. Infolgedessen war wohl auch die Arbeiterschaft der großen Eschebachschen Werke in Dresden und Radeberg etwas enttäuscht, als sie erfuhr, daß ihr verstorbener Chef ihnen nur 50 000 Mark ausgesetzt hatte. Es muß nun in Betracht gezogen werden, daß der Verstorbene sein Vermögen, das auf rund 4 Millionen Mark geschätzt wird, sehr wenig rentabel angelegt hatte. Ein Drittel war in Grundbesitz festgelegt, dessen Unterhaltung ebenfalls wieder bedeutende Summen ver- schlang. Von dem »och verbleibenden Ein kommen hat nun Eschebach eine große Anzahl laufender Unterstützungen verfügt. Nur für den Fall, daß nach 50 Jahren keine direkten Erben oder Nacherden Eschebachs mehr vor Händen sind, fällt der Stadt Dresden die Erbschaft zu. Bis jetzt ist jedoch dieser Fall so ziemlich ausgeschlossen, da Eschebach außer seiner Gattin auch einen Sohn und eine Tochter hinterlassen hat. — Der Verein für Nadwettfahren hat für sein nächstes großes Rennen am 9. Juli wie verum nebst einem Stundenrennen für Dauer fahrer mit Motorführung Fliegerrennen aus geschrieben, und zwar diesmal größeren Stiles. Das lebhafte Interesse, welches beim letzten Rennen diesem Teile des Nennsportes ent gegengebracht wurde, war Veranlassung hierzu und kommt hierbei da» im vorigen Jahre aus gefallene Elbtal-Rennen, welches 1903 von Rütt gewonnen wurde, zum Austrag. Die Leitung steht mit hervorragenden Kräften für Flieger- sowie für Dauersahren in Unter handlung, so daß bei diesen Rennen erst klassiger Sport zu erwarten steht. — Die Einwohnerzahl der Stadt Dresden betrug am 1. Juni 502800 Personen. Dresden, 28. Juli. Der bekannte Dresdner Gesangsmeister, König!. Musikdirek tor Professor Hugo Jüngst ist als Preisrichter zu dem groben eidgenössischen GesangSwett- streit deutscher und französischer Zunge in Zürich vom 14. bi» 18. Juli d. I. berufen worden und zwar für die Abteilung „Kunst gesang". Außer dieser ist noch ji eine Ab teilung für einfachen und schweren Volksge sang vorgesehen. In jeder Abteilung amtieren 5 deutsche und 2 französische Preisrichter. Für den Wettstreit haben sich im ganzen 119 Vereine mit zirka 10,000 Sängern gemeldet. — Mit dem 1. Juli wird auch in Frei berg der Türmerposten auf dem 27 Meter hohen Turme der St. Petrikirche eingezogen. Das Anschlägen der Stundenglocke und das Sturmen bei FeuerSgefahc soll durch eine elektrische Läuteaulage künftig ausgeführt wer- den. Die Aufgabe der Türmer war es auch bisher, mittags 11 und 12, abends 7 und 8 und morgens 3 und 4 Uhr das Bergglöckchen je eine Viertelstunde zu läuten. Diese alte Merkwürdigkeit Freibergs, die mit dem Berg bau zusammenhäugt, soll so weit eingeschränkt werden, daß das Bergglöckchen nur mittags 12 Uhr und abends 7 Uhr je eine Viertel stunde geläutet wird. — Die in Waldheim wohnende ledige Artistin W. begoß den Artisten O. nachts aus Eifersucht mit Petroleum. Glücklicherweise erwachte O, bevor die Megäre die Lagerstätte in Brand setzen konnte. Die W. wurde ver haftet, unternahm aber in der Zelle einen Selbstmordversuch, indem sie sich eine Hut nadel in die Brust stach. Schwerverletzt mußte Vie Täterin ins Krankenhaus überführt wer den. Das Mädchen hatte den verheiralelen Artisten vergebens zu überreden versucht, mit ihr nach Amerika zu reisen. — Am Montag nachmittag versuchte ein in Bennewitz bei Wurzen wohnhafter 30 Jahre alter bayrischer Steinbruchsarbeiler seine in Althen bedienstete Geliebte auf freiem Felde zu ermorden, indem er ihr mittelst seines langen Brotmessers eine Reihe gefährlicher Verletzungen beibrachte. Einige in der Nähe arbeitende Leute nahmen auf das Geschrei des Mädchens hin sofort die Verfolgung des flüch tigen Burschen auf. Als dieser sah, daß es für ihn keine Möglichkeit des Entrinnens mehr gab, versetzte er sich selbst mit dem gleichen Messer einen wuchtigen Stich in den Nacken. In Panitzscher Flur brach er infolge des Blut verlustes bewußtlos zusammen unv gab als bald seinen Geist auf. Das Mädchen, das im Alter von 18 Jahren steht, blutete schwer aus vier Wunden, doch soll Aussicht bestehen, ihr Leben zu erhalte». Die Tat wird auf Eiferfucht zurückgeführt, da der Arbeiter bald heiraten wollte und auch schon zum Teil die Einrichtung angefchafft hatte, das Mädchen aber sich in letzter Zeit von ihm abwandte. — Eine Stiftung von 3000 Mark wurde durch Exzellenz Oberstmarschall Graf Vitztum v. Eckstädt und Gemahlin als Dank für die allseitig geleistete Hilfe beim Brande des Schlosses Lichtenwalde der Gemeinde über wiesen. Die Zinsen des Kapitals sollen all jährlich am 1 Mai drei armen, würdigen Frauen und Mädchen oes Ortes überwiesen werben. — Fünfmal Trauer in einem Jahre hat der Gastwirt R. Pfeifer in Oberkcoss-n, „Gasthaus zur Linde", gehabt. Zuerst starb der Schwiegervater Pfeifers, dann der Schwager, darauf folgte seine verheiratete Tochter, dann starb die Mutter und am Dienstag wurde auch die Gattin beerdigt. Diese war die zweite Frau, die erste verlor Pfeifer vor 14 Jahren. Adorf. In der Nacht zum Dienstag kurz vor 12 Uhr ist hier ein starker Erdstoß verspürt worden. Die Richtung war Süd- Nord. Erderschütterungen sind hier in der letzten Zeit wiederholt wahrgenommen worden, ohne daß man ihnen Bedeutung beigemessen hat. Auerbach. Ein 19-jähriger junger Mann au« Plauen warf sich in der Nähe ve» hiesigen Bahnhofes beim Herannahen eines Zuges auf die Schienen unv wurde schrecklich zugerichtet. Der Kopf wurde ihm vom Rumpfe getrennt. Baö Elster. Dem russischen „Roten Kreuz" ist im Vorjahr von mehreren Kur» virektionen Deutschlands unv Oesterreich« das Anerbieten gemacht worden, russischen Ossi» zieren, die im Kriege gegen Japan verwundet worven sind, die Kurmrtlel des Bades unent» zeitlich zu verabfolgen. Von diesem Aner bieten ist jetzt in unserem Badeorte zum ersten Male Gebrauch gemacht worden, indem der Hauptmann vom Stabe des 86. Infanterie» Regiments, der in der Schlacht an den Putow- Hügeln durch Schrapnellschuß schwer verletzt worden war, zum Kurgevrauch nebst seiner Gemahlin zur Pflege hier eingetroffen ist. Plauen i. V., 27. Juni. Aus ver Bahn hofstraße kam cin elektrischer Straßenbahn wagen infolge Versagens der Bremse ins Rollen, sauste abwärts die steile Straße und fuhr in ein Haus, wobei, dem ^Vogtländischen Anzeiger" noch, 1 Person gelölet und 14 verletzt wurden. Leipzig, 26. Juni. Während des be kannte» Leipziger Aerztestreiks äußerte der praktische Arzt Dc. Kloberg in bezug auf einen Kollegen, der zur Behandlung eines seiner eigenen Patienten zugezogen worden war, zu dem Vater desselben: „Wie können Sie denn den nehmen? Das ist ja ein St ikdrecher!" Das Schöffengericht ersah in d^,:r Bezeich nung entgegen der Behauptung des Dr. Klo berg, daß das Wort „Ltreikorecher" längst seinen beleidigenden Charakter verloren habe, doch eine Beleidigung unv verurteilte ihn zu 75 Mark Geldstrafe. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 2. nach Trin: 8 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. Uhr Gottesdienst. Kollekte für den Kirchbau in Deutschein siedel bei Sayda Kirchennachrichlen von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Johanne Ilse, T. des Tischlermeisters Beruh. Willibald Schurig 66. — Martha Ella, T. des Wald arbeiters Damel Nase 5. — Johanna Dora, T. des Fabrikarbeiters Martin Mar Groß- mann 134l. — Linda Esso, T. des Scuhl- bauers Robert Erwin Oswald 171. —Irma Flora, T. des Favtikarbeirers Alwin Max Rammer 125v. — Rosa Gertrud, T. des verstorbenen Fabrikarbeiters 'Emst Richard Philipp 93c. Die Ehe schloffen: Emil Erwin Walther, Gutsbesitzer in Rennersvors, mit Elsa Flora Eisold 222. Als gestorben wurden eingetragen: Fried rich Bernhard Hause, Fleischer 256, 60 I. 7 M. 20 T. alt — Ernst Friedrich Schöne, Fabrikarbeiter 273g, 45 I 1 M. 12 T. alt. — Johanne Juliane Grohmann geb. Hennig, Witwe 45, 83 I. 8 M. 23 T. alt. Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de» All jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholunge« gewähre« »ir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag l/,n Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,ii Uhr ein,«send«. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Al! Abonnementspreis inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung«bvter» vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau» 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld.