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Allgemeiner Anzeiger : 24.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190506240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19050624
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19050624
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-24
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.06.1905
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'Von MILZ fern. Das KronprinzikHmar hat am Dienstag seinen feierlichen Einzug in Potsdam ge halten. Englische Gäste in Berlin. Die Mit glieder der englischen „Gesellschaft zum Siudium kommunaler Einrichtungen im Auslande" sind am Moniag auf ihrer Teutschlandsahrt in Berlin eingetroffen und in den festlich erleuchteten Sälen des Rathauses von den städtischen Be hörden empfangen worden. Der FahrraddicLstahl in Berlin nimmt in der letzten Zeit wieder bedenklich zu. Er lohnt auch immer noch, wenn auch die Räder billiger werden; denn der Absatz ist leicht, vollzieht fick rasch und hat einen bedeutenden Umfang. Die Besitzer machen aber mich den Dieben die Arbeit oft sehr leicht, indem sie die Räder nicht nur Minuten-, sondern auch stundenlang auf der Straße stehen lassen, ohne sich darum zu kümmern. So spielte dieser Tage ein Radler drei Stunden Skat und wunderte sich dann, daß ihm das Rad, das er draußen auf den Büraer- steig gestellt hatte, unterdessen gestohlen war. Eine ganze Anzahl Raddiebe fiel in den letzten Tagen der Kriminalpolizei in die Hände. Ein Einbrecher, Welke, der erst vor kurzem nachts bei einem Möbel- Händler in der Gartenstraßs cinstieg, Tische und Stühle wegtchleppte, aber vorläufig wieder steige- lasten wurde, weil er eine Wohnung hat, wurde beim Verkauf von Rädern aboefaßt, dis er bei einem Einbruch in die Werkstatt eines Mechanikers in der Chauffeestraß' erbeutet hatte. Ein Hausdiener Ordon lieh sich von einem Händler „als Geschäfts- diener" ein Rad, weil er seins zu Haust gelasten habe, und verkaufte es unter falschem Namen bei dein nächsten Händler. Eine schwarze Liste Ler Fahrgeld- Preller haben die Berliner Droschkenkutscher ausgestellt, weil sie angeblich von der Staats anwaltschaft und dem Gericht keinen genügenden Schutz gegen solche Fahrgäste genießen. An der Spitze dieser Liste glänzt heute ein Herr (Wohnung und Adresse ist genau angegeben), dem nachgesagt wird, daß er in drei Tagen 19,30 Mk. Fahrgeld drei Kutschern schuldig ge blieben sei. Die gerichtliche Verfolgung des Schwindlers hatte bisher noch keinen Erfolg, ebensowenig wie der Strafantrag gegen einen andern Fahrgeldpreller, der nach einer längeren Fahrt aus der Droschke sprang und enkommen wäre, wenn ihn nicht ein Schutzmann und Passanten dingfest gemacht und zur Zahlung gezwungen hätten. Die schwarze Liste soll regelmäßig weiter veröffentlicht werden. Unterwasser-Signale. Die Versuche mit dem Unterwasser-Signalapparat wurden von Vertretern des Reichsmarineamts fortgesetzt und ergaben weiterhin ein so günstiges Resultat, daß die gesamte Einrichtung sofort vom Nsichs- viarineamt angekauft wurde. Frau Krupp in Essen spendete 50 000 Mark für das deutsche Krankenhaus in Kon- ^antinopel. Eine Erinnerung an den Prozeß Anna Rothe. In vieler Erinnerung steht "och der Prozeß, in dem das vielgenannte Vlumenmedium Anna Rothe wegen ihrer an geblichen spiritistischen Künste verurteilt worden In der damaligen Verhandlung vor dem Verliner Gericht erregte es erklärlicherweise be deutendes Aufsehen, daß der Präsident des »bersten Kassationsgerichtshofes in Zürich, Dr. Sulzer, als Entlastungszeuge für Frau Rothe erschien. Sein damaliges Auftreten in Berlin Mite m Zürich sehr peinlich berührt. Eine Folge davon war, daß bei der Neuwahl des Kassationsgerichtes, die am Montag vorge- kommen wurde, Dr. Sulzer einstimmig nicht ^iedergewählt wurde. Zwei Kinder von einem Bären zer- Lischt. Im Dorfe Dornbock bei Halle ent- "oh der Bär eines herumziehenden Bärenführers Ad zerfleischte zwei Kinder so, daß an ihrem "ufkommen gezweifelt wird. Das Tier wurde Wossen. Verdorbenes Fleisch. Auf dem Ritter- Mte Schönfeld bei Konstadt find der Nitter- Atsbesiser v. Watzdorf und dessen Gattin, Mer eme dort zu Besuch weilende Dame und Ae Rech? von Bediensteten, im ganzen zwölf Pionen, unter heftigen Vergiftungserscheinun- A schwer erkrankt. Ein Stubenmädchen ist inzwischen gestorben. Es wird angenommen, daß verdorbenes Fleisch dis Ursache bildet, doch wird erst die eingeleitete Untersuchung Gewiß» heit bringen. Eine seltsame Manie. Bei der Sektion der Leiche eines 15 jährigen aus unbekannter Todesursache gestorbenen Mädchens in Flens burg stellte sich heraus, daß das junge Mädchen von einer krankhaften Manie besessen gewesen war, Nägel zu verschlucken. Die Sektion förderte nicht weniger als 58 Nägel zutage, die von der Verstorbenen nach und nach ver schluckt worden waren. Girr guter Fang. Die Polizei verhaftete in einer Kaschemme in Köln fünf Personen, die bei einem Einbruch in ein Gold- und Juwelen- Hermann v. Lmgz, einer der wenigen großen Dichter unserer Zeit, hat das Zeitliche gesegnet. In dem hohen Alter von 85 Jahren ist er dahin gegangen. Lingg ist der Schöpfer einer neuen poetischen Gaitung geworden, der historischen Lyrik. Sein größies Werk: „Die Völkerwanderung" gibt uns in dichterischer Schönheit und Kraft, in histori scher Treue die gewaltigen Vorgänge jener großen Zett. Ebenso ist seine „Geschichte der Stadt Rom tm Mittelalter" ein Kunstwerk von dauerndem Wert. Auch auf dramatischem Gebiet hat sich Lingg ver sucht. In seinen späteren Gedichtsammlungen, von denen die „Zcitgedichte", die.„Schlußsteine", die „Jahresringe" die bedeutendsten sind, sind wunder bare Schönheiten erhalten. aeschäit Wertgegenstände im Betrage von 25 000 Mk. erbeutet haben. Man fand in ihrem Besitz eins Anzahl Revolver schwersten Kalibers, sowie eine Menge geraubter Brillanten. Tragödie. Der jugendliche Lehrer Mengel im Dorfe Wiesenfeld (Hessen) erstach seine Ge liebte. Die Erstochene, das schönste Mädchen des Ortes, ist die Tochter eines Landwirtes. Die Tat geschah, wie es heißt, in Gegenwart der Eltern. Mengel wurde verhaftet. Unvorsichtige Automobilisten. An der Brücks zu Kaiserswerth rannte ein Kraftwagen gegen einen Brückenpfeiler. Ein Insasse wurde auf der Stelle getötet, zwei wurden lebens gefährlich, der Führer des Wagens leicht verletzt. Beim Fensterln erschossen. In Priesting bei Tann (Niederbayern) hat in der Nacht zum Dienstag ein Güler einen Bauernburschen, der zum Kammerfenster seiner Tochter wollte, er schossen. Der Bursche halte sich auf wieder holten Anruf nicht entfernt, darauf gab der Gütler den todbringenden Schuß ab.. Tragisches Ende eines Obersten. Oberst Viktor v. Reitz, Kommandant des 7. Infanterie- Regiments in Graz, hat sich am Sonntag in einem Wiener Hotel erschossen. Er hinterließ mehrere Briefe an das Grazer Korpskommando, das Kriegsministerium und an mehrere Generale. Der Selbstmord erregt in Militärkreisen großes Aufsehen. Oberst Reitz war sehr tüchtig und stand vor der Ernennung zum General. Er war aber fest einiger Zeit nervenleidend und verübte den Selbstmord zweifellos in einem Antall von Verfolgungswahn. Überfallen. Der Prälat Franz Schleicher, ein Führer der christlichsozialen Partei und Abgeordneter des Reichsrates und Landtages, wurde am Sonntag in Rohrbach, wo er Prämien des Landtages an Arbeiter verteilte, von ihm feindlich Gesinnten überfallen und mißhandelt. Er mußte sich in ärzliche Behand lung begeben, bevor er mit der Bahn nach Wien befördert werden konnte. Die Branntweinkneipe. Als Mörder der englischen Erzieherin Miß Carry, die vor einigen Tagen auf freiem Felde bei Nanterre erdrosselst aufgefunden wurde, ist der in einer Werkftätte von Puteaux beschäftigte 27 jährige Schmied Gailhard verhaftet. Der Tat ge ständig, erklärte Gailhard weinend: „Die Branntweinkneipe hat mich zum Scheusal ge macht." Station Eismeer! Am Bau der Jung fraubahn ist der Tunnel zur Station Eis meer (in einer Höhe von 3161 Meter) durch schlagen worden. Zwei Norweger. Zwischen dem Dichter Björnstjerne Björnson und dem Ministerchef Mickelsen hat dem ,Bergens Aftenblad^ zufolge nachstehender Telegrammwechsel stattgefunden. Björnson, der s. Z. am eifrigsten für Verhand lungen mit Schweden eiferte, aber die Be wegung, die nach dem Scheitern der Verhand lungen in Norwegen auftrat, nicht billigte, telegraphierte an Michelsen: „Nun gilt es, zusammenzuhalten." Michelsen erwiderte: „Nun gilt es, das Maul zu halten." Geheimnisvoller Tob eines spanischen Prinzen. Der Jnfant Alfons von Orleans hat am Sonntag einen tragischen Tod gefunden. Er und Prinz Don Karlos unternahmen einen Spazierritt in die Umgegend von Tardo. Der Jnfant verlor sich auf einem Nebenwege im Gebirge und wurde nach zwei Stunden tot aufgefunden. Anscheinend ist er vom Pferde gestürzt und seinen Verwundungen erlegen. d. Eine Operation auf hoher See. Der Kapitän des Dampfers „Majestic", der kürzlich in New Jork eintraf, berichtete, daß er sein Schiff mitten auf hoher See halten lassen mußte, um eine notwendig gewordene Operation zu ermöglichen. Der Schiffsarzt hatte eine schwierige Operation an einem Kellner auszu führen und glaubte sie nicht vornehmen zu können, während das Schiff in Bewegung war. d. Die Jagd nach dem Dollar, die die Amerikaner zu einem rastlosen und aufreibenden Leben antreibt, zeigt besonders in New Jork so bedenkliche Folgen für die Gesundheit, daß die Sanitätsbehörden der Stadt warnend ihre Stimme erheben. So weist der Präsident des dortigen Gesundheitsamtes nachdrücklich darauf hin, daß allein in einer einzigen Woche 125 Personen an Herzkrankheiten in New Jork ge storben find; diese wären wie die immer häufiger werdenden Magenkrankheiten auf die Über hastung aller Tätigkeiten im modernen Leben zurückzuführen, und besonders ließen fich die New Iorker niemals die nötige Zeit zum Mittagessen. Der Bericht des Beamten hat in New York lebhafte Beunruhigung hervorgerufen, zumal bedeutende Arzte der Warnung lebhaft beipflichten. b. „Flaggentag" in Amerika. In allen Schulen der Ver. Staaten wurde am vorigen Mittwoch der „Flaggentag" gefeiert. Dieses jäbr che Fest wird mit Paraden, Ansprachen, FüMmhissen und Salutieren der nationalen Flagge begangen; es soll die jungen Ameri kaner lehren, die Würde des nationalen Ab zeichens hoch zu halten. In Amerika, wo so viele Nationalitäten zu einer Masse verschmelzen sollen, hat fich der Flaggentag zweifellos als wertvolle Einrichtung für die Erziehung des Volkes erwiesen. Furchtbare Mscnbahnkatastrophe. Ein mit Arbeitern besetzter Güterzug stieß bei Baltimore mit einem Personenzug zusammen. 18 Arbeiter wurden getötet, 20 verwundet. Die Lokomotivführer und Heizer beider Züge wurden ebenfalls getötet, die Fahrgäste des Personenzuges kamen infolge der größere« Widerstandskraft der Wagen unverletzt davon. GericktsbaUe. 88 Berlin. Die Polizeibehörde hatte bekannt lich die Aufführung deS Dramas „Der tote Löwe" von Blumenthal verboten. Die Beschwerde gegen das polizeiliche Verbot wurde vom Oberpräsidenten abaewiesen. Der Oberpräsident erklärte, der Sturz deS Herzogs von Oliveto erinnere so eindringlich an die Entlastung des Fürsten Bismarck, daß gegen über der Bedeutung dieses geschichtlichen Ereignisses die abweichende Charakterschilderung und sonstige Momente d^r Dichtung nur als Beiwerk in Betracht kamen, und für den Theaterbesucher ohne besonderes Interesse sind. Den dramatischen Kern des Dramas bildet das historische Ereignis, das im Stur, des Herzogs verkörpert ist. In einem monarchischen Staate ist es aber als eine Störung der öffentlichen Ordnung anzusehen, wenn Regierung so ki° deS lebenden Monarchen von derart weltgeschichtlicher Bedeutung auf die Bühne gebracht und einer Kritik der Theaterbesucher unterbreitet werden. Gewisse Bevölkerungskreise, die durch l ie Entlassung des Fürsten Bismarck leidenschaftlich erregt worden sind, würden durch die Ausführung des Stückes lebhaft be unruhigt werden, insbesondere wenn das Stück in der ReichShauptstadt aufgeführt würde, wo sich daS historische Ereignis selbst zugetragen hat. Dieser Bescheid des Oberpräsidenten wurde durch Klage beim Oberverwaltungsgericht angefochten, das am 19. Juni d. die Entscheidung aufhob und daS Theaterstück freigab. Frankfurt a. M- Der Elektrotechniker Klee hatte im Sommer 1902 auS einem Neubau Back öfen, Badewannen und Badeöfen im Werte von 250 Mk. gestohlen und schleunigst verkauft. Darauf brannte er nach Italien durch. Die hiesige Straf kammer verurteilte ihn zu 1V« Jahr Zuchthaus und 5 Jahr Ehrverlust. 88 Konitz. Von der Anschuldigung, die Polizei stunde überschritten zu haben, war der Gastwirt H. vom Landgericht freigesprochm worden, weil er seinen Gästen mitgeteilt hatte, daß die Polizeistunde eingetretcn sei und die Gäste nur 14 Minuten sich über die Polizeistunde in dem Lokale aufg-halien hatten; eS könne von einem Wirte nicht verlangt werden, daß er Gäste, die sich in besserer Lebens stellung befinden, aus seinem Lokale weise. DaS Kammergericht hob aber die Vorentscheidung auf und wies die Sache an das Landgericht zur andcrweiren Verhandlung und Entscheidung mit der Begründung zurück, der Wirt müsse unter allen Umständen rechtzeitig positive Mittel anwenden, um die Gäste alsbald nach Eintritt der Polizeistunde aus dem Lokal zu entfernen: unerheblich sei es, ob sich die Gäste in angesehener Lebensstellung befinden oder nicht. ES reiche nicht aus, wenn der Wirt lediglich Feierabend biete und keine Getränke nach Eintritt der Polizeistunde mehr verabfolge; eine Über schreitung der Polizeistunde um 14 Minuten könne nicht straffrei bleiben. Nachdem H. darauf vom Land gericht zu einer Geldstrafe verurteilt worden war, wurde die Revision des Angeklagten vom Kammer- gericht als unbegründet zurückgewiesen, da die Vor entscheidung ohne ersichtlichen Rechtsirrtum er gangen sei. Kuntes Allerlei. „US Hannes schlappert net!" Aus einem rheinischen Gebirgsdörfchen wird folgendes drolliges Geschichtchen erzählt: Der Landrat beehrte das Dörfchen mit seinem Besuche und wird vom Bürgermeister zum Mittagessen ein- geladen. Ms man sich zum Mahle nieder gesetzt hatte, holt die geschäftige Frau Bürger meister aus dem wohlgefüllten Linnenschranke für den Gast eine Serviette. „Geben Sie doch Ihrem Mann auch eine Serviette," meinte der Gast. „Dös iS net netig, Herr Landrat," er widerte da aber stolz die Frau Bürgermeisterin, „us Hannes schlappert net!" * * * Ergreifendes Gedicht. Jüngling (zum Verleger): „Ich habe hier ein kleines Gedicht tragischen Inhalts. Als ich es meiner Mutter vorlas, weinte sie tatsächlich darüber." — Ver leger (nach Lektüre des Gedichts): „Sie sagten, Ihre Mutter habe darüber geweint?" — Jüng- Mgt „Ja." — Verleger: „Na, dann gehen Sie jetzt nach Hause und versprechen Sie Ihrer Mutter, nie wieder Gedichte zu machen. Ich glaube bestimmt, die alte Dame wird dann ihre Augen trocknen." u-a. """" "" , „Die Pfingstrosen find flott gemalt, Frida," !»8te Rolf dann, „nur die Nachtschatten solltest »U bester belichten. Siehst — ich meine so —' „ Er nahm Pinsel und Palette und tuschte die Mmen auf. Mit kundigen Augen verfolgte sie M Gebaren. Und mn traten die andern Aumenfarben reich und lebhaft zwischen den Mpurnen Pfingstrosen hervor. „ „Wie ich dich vermissen werde, Rolf," sagte A Plötzlich leise. „Drei lange Jahre werde ich nicht sehen - und „ Er trat von der Staffelei hinweg und auf zu. »Und?" fragte er sanft. „Du wirst in dieser Zeit deine alte, ge- "Mte Freundin vergessen," entgegnete fie und ^uen^A stahl fich dabei aus ihrem bi. beugte fich über fie. Er küßte leicht " Zähre von ihrer Wange. « wirst einst ganz wieder gesund werden, Mda, sagte der junge Maler warm. „Wenn An großer Künstler bin — dann . . ." Dann! bj^bem Herzen des jungen Mädchens echote tzim -Wörtchen wieder und der ganze goldene . rn eines schönen Zukunftstraumes "»rchflute e Fridas Seele. k^ise faßte fie Rolfs Hand und drückte einen ^n, innigen Kuß darauf. E^nn! flüsterte fie kaum hörbar. alte Martha kam mit den klirrenden Hs» Gabeln und Messern und begann den "AM decken. me Spanne Zeit später saßen fie beim Essen und ließen es fich gut munden. Fröh- lich kreisten die Becher mit gutem Rheinwein und auf die Romreise Rolfs wurden fie geleert. Zwei Tage danach kam er nun, von der geliebten Freundin Abschied zu nehmen. Es war ein schweres Scheiden zwischen den beiden jungen Leuten und als er endlich ging, nahm er die Pfingstrosen von der Staffelei und sagte ernst: „Dieses Bild nehme ich mit nach der alten Roma, Frida. Sollte ich dort einen Heilkünstler finden, der dir deine jugendliche Elastizität wiedergeben kann, dann sollen diese Pfingstrosen wieder zu dir zurückkehren." Sie gab darauf keine Antwort, nur ihr Auge hob fich empor zu dem Stückchen Sommer himmel, der fich über den Gleisen der Stadt bahn ihr zeigte. Drei Jahre! Eine kurze Zeit und doch manchmal so lange für den einzelnen. Und so waren fie für Frida Hartmann vorübergegangen. Jede Woche hatte Rolf Wehring an die Freundin geschrieben kurze und lange Briefe, manchmal voll künstlerischen Übermuts, manchmal ernst und voll Hoffnungen für seine künstlerische Zukunft. In Ser römischen deutschen Künstlerkolonie hatte man Rolf sofort ernst genommen. Sein reger Fleiß und seine künstlerische Individualität brachten ihm nicht nur allein Freunde in Hülle und Fülle, sondern auch Arbeitsausträge sonder Zahl. So hatte Rolf Mehring im letzten Jahre seines Auf enthaltes in Nom von der deutschen Regierung ein historisches Kolossalbild in Auftrag ge nommen, das jetzt seiner Vollendung entgegen ging. Mit diesem Bilde wollte er wieder in die deutsche Heimat heimkehren. Das hatte Rolf im letzten Briefe an Frida geschrieben, aber während der ganzen Zeit nie nur eines Wortes erwähnt, was er einst während des Gespräches beim Abschiede wegen des Heil künstlers gesagt. Bang sah die junge Mädchenseele in die ferne Zukunft. Unheilbar! Dieses unerbittliche Schlußwort schien das Schicksal ihr gegenüber gesprochen zu haben. So war die Jahreswende herangekommen und mit ihr, wie an allen andern Festen die großartigen Geschenke aus der ewigen Stadt. Darunter, wie fast stets, ein wohlverpacktes Bild. Oft hatte Frida geglaubt, fie werde ihre Pfingstrosen, die fie ja nach Rolfs Worten als Vorboten der Genesung von ihrem Leiden be trachten sollte, sehen, aber stets waren es kleinere Bilder des Freundes, die er gemalt. Nun stand die alte Martha mit Zange und Hammer bewaffnet vor dem Lehnstuhle ihrer Herrin und öffnete die Rahmen, die das Bild vor Druck schützten. Frida stieß einen Schrei aus. Ihr Auge haftete auf dem Stilleben der Pfingstrosen, die Rolf vor beinahe d^ri Jahren nach Rom mitgenommen hatte. Aber fie sah auch ein kleines Briefchen, das am unteren Ende des Bildes befestigt war. „Martha, den Brief! den Brief!" rief fie in äußerster Erregung und als die treue Dienerin das Schreiben ihr übergab, da riß fie hastig das Kuvert entzwei. Sie las nur wenige Zeilen. „Ich habe den Mann gefunden, Frida, der dir deine Gesundheit wiedergeben kann. In einigen Tagen kommt Doktor Bartoly zu dir. Er wird dich und die gute, alte Martha nach Rom bringen. Hier wirst du genesen an meiner Seite. Ich bleibe in Rom. Dein Rolf." Und als die Frühlingssonne über der heiligen Siebenhügelstadt aufging, da schritt vorläufig noch auf Krücken eine junge Dame durch den großen Garten von Doktor Bartolys Sanatorium. Neben der halb Genesenden humpelte die gute alte Martha einher. Doktor Bartoly hatte den Charakter von Fridas Leiden richtig erkannt und schon in den ersten Monaten der Behandlung der jungen Malerin konnte er Rolf Wehring mit Gewiß heit die vollständige Heilung versprechen. Von der St. Peterskirche in Rom klangen feierlich und ernst die Pfingstglocken über die Siebenhügelstadt hinaus. Und an diesem fest lichen Tage verließ ein junges, fröhliches Ge schöpf am Arme des Geliebten das Institut Doktor Bartolys. Genesen! Mit Hellem Jubel führte Rolf seine Braut in sein Atelier. Dort stand von Rosen und andern Blumen bekränzt, Fridas Bild: Pfingstrosen. Sie fiel dem Geliebten davor um den Hals und in Tränen der Freude schluchzte fie auf: „O Pfingsten, du Fest der Freude! Heil dir!" Mi Ende.
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