Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 14.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190506147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19050614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19050614
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-14
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.06.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
poUriscke Kunälckau. Ler r«sfisch-japa«ifche Krieg. *RoschdjestwenSky hatte von den japanischen Behörden die Erlaubnis erhalten, Deinerseits einen Bericht über die Seeschlacht Lei Tsuschima an den Zaren zu senden. Der selbe emhält indessen keine neuen Angaben, da der Admiral schon bald nach Beginn des Kampfes verwundet wurde. * Nach amtlicher japanischer Feststellung be trägt die Zahl der in der Seeschlacht ge fangenen Russen 6142. 65 Geistliche und Ärzte find davon wieder steigelaflen worden. * Die Japaner widersprechen, daß fie in der Seeschlacht mit Unterseebooten vor gegangen wären; diese hätten wegen des hohen Seeganges nicht verwendet werden können. * Die drei russisch«! Kreuzer, die unter Admiral Enquift nach dem Hasen vonManila entkommen find, sollen sich aus Befehl des Zarcn den Amerikanern übergeben und ihre Schäden auLLcssern. * Die Friedensgerüchte erhalten wieder eine verstärkte Nahrung durch Nach richten auS Washington und Petersburg. Präsident Roosevelts Bemühungen im Friedens intereffe entspringen offenbar dem Wunsche, Rußlands Macht im Stillen Ozean nicht noch weiter geschwächt zu sehen, da er sich über die Haltung Japans nach einem allzu überwältigenden Triumphe gewiß keiner Täuschung hingibt. Anderseits deutet die Wetterfahne Rußlands, die noch dieser Tage fortgesetzt auf Sturm zeigte, plötzlich schöneres Werter an. Au die Tatsache, daß der Zar den amerikanischen Gesandten empfangen hat, knüp't sich die Meldung, daß sich die russische Diplomatie „unter der Hand" bet Nordamerika und Frankreich nach den japanischen Friedensbedingungen erkundigt Habs. So erfreulich diese Stachrichten find, so wird man bei dem Wechsel der Trimmung iu Ruß land abwarreu müssen, ob die friedliche Neigung Bestand hat. Ebenso ist noch unsicher, wie Japan sich dazu stellt. Bisher hieß es einer seits, eS sei geneigt zum Friede« und habe dem Präsidenten Roosevelt das mitgeteilt, aber Ruß land solle die Initiative ergreifen, und auf der andern Sette, es wolle erst noch Wladiwostok und Sachalin in seinen Besitz bringen. Wenn es sich um Vermittelung handelt, so ist es am besten, wenn das wirklich von neutralen Mächten geschieht; als solche können aber England als Verbündeter Japans und Frankreich als Verbündeter Rußlands nicht angesehen werden; eS würde also am besten sein, wenn Nordamerika und der mittel- europäische Dreibund — Deutschland Österreich und Italien — die Vermittelung in dis Hand nehmen. * * * Zu de« russische« Wirre«. *Jm russischen Miuifterrate habe« dem Megiemngsboten' zufolge am Donnerstag die Beratungen über die Vorschläge des Ministers des Innern Bulygin bett, die Volksver tretung begonnen. (Die Herren sollten sich beeilen!) * Die Deutschen iu Rußland haben eine Wendung der russischen Politik zugunsten ihres Schulwesens erfahren. In Resal und Rigr find Wieder deutsche Gymnasien ent standen. * * * Deutschland. * Fürst Leopold von Hohen- zollern, der Chef der nicht regierenden Linie Sigmaringen, ist im 70. Lebensjahre in Bertin, wo er zur Vermählungsfeierlichkett weilte, gestorben. * Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am Donnerstag dem Totalisatorgesetz die Zu stimmung erteilt und deu Gesetzentwurf über das Urhebenecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie den zuständigen Aus schüssen überwiesen. * Uber dir Schließung deS Reichs- Fürst Leopold von Hohenzoller« -st. Fürst Leopold war am 22. August 1835 zu Krauchenwies (Bez. Sigmaringen) als Soh« des Fürsten Karl Anton und duffen Gemahlin Joftphin«, geb. Prinzessin von Baden, geboren. Im Alter von 16 Jahren trat er 1851 als Sekondeleutnant in di» preußisch« Armee ein, der er zuletzt als General- Oberst und C-ef deS Füsilier-Regiments Nr. 40 ongehörte. Wenn der jetzt aus dem Lebe« ge schieden» Fürst im allgemeinen auch keine politische Rolle gespielt hat, so wird sein Nam« doch mit der Geschichte deS dsmsch - französischen Krieges von 1870/71 stets unbrennbar ver bunden sein. Der damalige Erbprinz wurde von den spanischen CorteS als Kandidat für den spanischen Kön-gSthron ausgestellt, eine Kandidatur, die, trotzdem der Erbprinz sie bald darauf zurück- zog, dem Kaiser Napoleon den Vorwand zur Kriegserklärung an Preußen bot. Nach dem Tode des Fürsten Karl Anton, der die Hoheuzollernschen Lande im Jahre 1850 an Preußen abgetreten hatte, ging 1885 der Fürstentiiel auf den Erbprinzen Leopold über, der seinen ständige» Wohnsitz in Sigmaringen nahm. tages erzählt die ,Schles. Ztg/, die Schluß order habe schon um die Mitte des vorigen Monats bereit gelegen. Es sei aber davon abgesehen worden, dem Reichstag hiervon Kennt nis zu geben, weil man die Hoffnung noch immer nicht ganz aufgab, daß der Reichstag sich schließlich doch noch auftaffen und die wichtigsten der noch ausstehenden Ausgaben er ledigen werde. (Wenn es aber der Regierung wirklich auf die Erledigung mehrerer Vorlagen ankam, dann wäre doch gerade die Bekannt gabe von dem Vorliegen der Schlußorder daS geeignete Mittel gewesen, nicht ihre Geheim haltung. Schon Ms diesem Grunde erweist sich die Nachricht als durchaus unglaubwürdig.) *Bei der Reichstagsstichwahl im Wahlkreise Hameln-Linden wurde der National ¬ liberale Hausmann mit 14 361 gegen 10167 Stimmen gewählt, die der sozialdemokratische Kandidat Brey erhielt. * Offiziös wird gemeldet: Zur Zett stehen dis Steuerpläue noch iu keiner Weise fest, weder das Preuß. Ministerium noch der Bundesrat haben schon darüber beraten. Es ist also ganz müßig, sich übrr die voraus sichtliche Gestattung der Einzelheiten den Kopf zu zerbrechen. "Die Konferenz der preußischen Bischöfe in Fulda wurde am Mittwoch mit einer Andacht in der Bouifatiusgruft ge schlossen. *Aus Südwestafrika wird gemeldet, daß der bekannte Baudeuführer Cornelius von Bethanien, nachdem er von der deutscher: Truppe geschlagen worden war, längs des großen Fischflusses nach dec englischen Grenze zu emflieht. — Verschiedene deutsche Truppen- abteUungen treiben die Banden Morengas vor sich her und dem Oranjefluß zu. Sie haben zugleich den Auftrag, dw Rückkehr der bereits auf englischem Gelüst befindlichen Baude Morris in die Gegend von Warmbad zu ver hindern. Euglirnd. , *Die englischen Schlachtschiffe „CanopuS" und „Goliath", nach China be stimmt, find zurückberufen und der Atlan tischen bezw. der Mtttelmeerflotte zugewiesen worden. Man erwartst, daß die größten Schiffe von der chinesischen Station aböerufen werden. Das ist cmch eine Folge deS japanischen See- fieges. Eine russische Flotte hat England in oftafiatischen Gewässern nicht mehr zu fürchten. * Kruppsche KanonensürAfghanistan machen den Engländern Schmerz. Der Staats sekretär für Indien, Brodrick, beantwortete am Mittwoch im Unterhaus eine Frage dahin, eS seien, nachdem dem verstorbenen Emir von Afghanistan von der jüdischen Negierung das Versprechen gegeben sei, sie würde die Einfuhr eigener deutscher Kanonen gest^ten, einige Kruppsche Kanonen im Jahre 1902 nach Kabul gebracht worden, seitdem aber seien keine Kanonen mehr eingeführt. Italien. "Die Konferenz zur Begründung eines internationalen landwirtschaftlichen Instituts zu Rom hielt am Mittwoch eine Plenarsitzung ab, in der durch die Unterzeich nung des Schlußakts die Arbeiten beendigt würben. TchweVeu-Novrvege«. * König Oskar bezeichnete die Beschlüsse des norwegischen Storthings in einem Schreiben an dessen Präsidenten als revolutionäre Schritte eines Aufruhrs gegen den König. *Schweden erkennt die Verewigung Norwegens zur Trennung von der Union nicht an. Gleich wie König Oskar einen energischen Protest eingelegt hat, so find auch die schwedische Regierung und die Presse darüber einig, daß die Union auf einem Ver trage beruhe und daher nicht einseitig von Nor wegen aufgehoben werden könne. — Der Kronprinz von Schweden, der von den Berliner Festlichkeiten Ms dem badischen Großherzogspaare in Karlsruhe einen längeren Besuch abstatten wollte, ist am Donnerstag schleunigst nach Stockholm zurückgekehrt. *Die norwegischen Deputierten, die bisher im schwedischen Staatsrat für aus wärtige Angelegenheiten saßen, find Ms diesem ausgeschieden und nach Christiama zurückge kehrt. Dort wmde ein selbsiäudiges nor wegisches Ministerium des Äußern gebildet und der Minister Loeveland mit der Leitung desselben betraut. Auf Storthiugs- brschluß wurde aus der norwegi schen Kriegsflotte doS schwedische Unionszeichen (auf quadriertem blauroten Grunde ein blaugelbes Kreuz) entfernt. Gleichzeitig ist ein Aufruf an die norwegische Armee erschienen. Afrika. * Die Einführung von chinesischen Kulis in die ehemalige» Burenrepu- bliken zeitigt bereits ihre vorausgssagten Folgen. In der ÄrSsnsmine bei Johannesburg haben am Mittwoch abend dir Chinesen die Weißen iu ihren Quartieren überfallen. Die Weißen flohen. Einer von ihnen ist getötet, mehrere find verwundet worden. OeMsch-Tüäwesr-UfrikL. Anknüpsend an eine Meldung übrr die Bc- sürchtungen deS früheren Gouverneurs Leut wein mit bezug auf eine allgemeine Erhebung der Schwarzen in Südafrika läßt fich ein süd afrikanisches Jingo - Blatt folgendermaßen ver nehmen: „Oberst Lmtwein, der die Ausgabe hatte, den KaffernMfstand in Deutsch-Sü^west-Afrika zu Unterdrücker!, findet sich bemüßigt, seinen Landleuten die Mitteilung zu machen, daß eine allgemeine Gärung unter der schwarzen Be völkerung Südafrikas Platz greife, was wir als das Echo ähnlicher früherer Bemerkungen über Eingeborenen - Unruhen und vorLusfichtliche Kämpfe zwischen W^ßen und Schwarzen usw, zu betrachten geneigt find. Wir können kaum glauaen, der deutsche Statthalter versuche, mit Vorbedacht seine eigenen Schwierigkeiten als einen Hebel zu gebrauchen, um die britische Regierung zu einem Vorgehen gegen die HereroS und Ovambos zu veranlassen, und um de« Kontinent von dem drohenden übel befreien z» helfen. Allein eS ist noch nicht lange her, daß ein inspirierter Artikel aus Berlin Großbritannien über seine Untätigkeit in der Sache Vorwürfe machte, während sein deutscher Nachbar im Süd westen fich aömühi, den beginnenden Brand zu dämpfen, welcher, fich selbst überlassen, über gauz Südafrika fich zu verbreiten den Anscheix habe. Dieser indirekte Ausruf zur Beihilfe ver fehlte jedoch beim Kapministerium (Dr. Jameson Ministerpräsident) seine Wirkung und unsre Truppen überschritten deu Oranjefluß nicht! DieSseitS unsrer Grenze vermögen wir mit nnsrer ziemlich starken Abteilung von berittene» Truppen und berittener Grenzpolizei die Luft Mr Erhebung im Schach zu halten und auch über die Grenze gedrängte Kombattanten zu entwaffnen! Ohus Zweifel ist es kein be ruhigendes Gefühl für die deutsche Regierung, daß die Rebellen nach monatelangeu Guerilla kriegen und nach Verausgabung von Millionen heute immer noch nicht niedergeschlagen sind. Alle Achtung davor, aber trotzdem ist es durch aus nicht eine von unsern Pflichte«, unsre» Freunde«, den Deutschen, aus ihrem Sumpf herauszuhelfen l" Den Hohn und die unterdrückte Freude da Engländer kann man zwischen deu Zeile« hev> ML lesen; kein Wunder, haben fie uns seinerzeit doch so freundlich mit dem Abschaum ihr« Bevölkerung als Ochsentreiber usw. beglück; einem Rest der Brotlosen vom Burenkrieg, voa denen wohl kaum einer je einen Ochsenwage» geführt hat, außer wenn er Wagen und Gespan» herrenlos im Felde gefunden und solche de» nächsten Markte zum Verkauf zutrieb! Es WS» doch endlich an der Zeit, eiuzufchen, daß wir von jener Seite nichts Gutes zu erwarte» haben; Leute, die den „Konzentrationslagern" so rücksichtslos das Wort geredet Haden und ehrliche Feinde (Weiße) als Spione und Räuber erschossen^ sollten vor ihrer eigenen Tür kehren, dort gibt's genug aufzuräumen. Von unä fern. Eine« eigenartige« Znsammenstvh mit einem Schutzwrum hatte an dem Sonntage, an dem das Kronvrinzenpaar seinen erste» Kirchgang tat, der Hof- und Garnisonpredig« Keßler aus Potsdam, der einstige Erzieher d« Kaiserkivder. In der Nähe des Berlin« Domes hatte fich der Geistliche iu der vordersten Reihe des Publikums aufgestellt, um die Rück kehr des Hofes von dem Gottesdienst zu er warten. Der Kaiser bemerkte ihn, als « vorüberging, und winkte ihn zu fich heran. Dies hatte nun ein in der Nähe stehend« Schutzmann übersehen, der fich mit großer Eile auf den Hofprediger stürzte, als dieser aus de» Publikum Heroin trat und auf den Kaiser zu» schritt. Er packte ihn bei der Brust und zsv- drückte ihm dabei den Zylinderhut, den del Geistliche abgenommen hatte. Der Kaiser schritt auf deu Hofprediger zu, reichte ihm die Hand und sprach zu ihm einige Worte. Der dienst» eifrige Schutzmann stand wi« versteinert da. Segettvettfahrt Tover Hclgolanv. Der Kaiser hat einen Pokal für eine Segelwett» fahrt Dover—Helgoland für Jachten mit Hilss» Maschine gestiftet, die am 17. d. beginnen soll- Zur Teilnahme sind nur Jachten berechtigt, die die Ozeanwettfahrt mitgemacht haben. Gewitter und WoUenbräche haben i» vielen Teilen des Reiches großen Schaden an» gerichtet. Die erste elektrische Boübah« tx Deutschland. Die Vorarbeiten zu der Ver bindungsbahn zwischen Hamburg und Altona, die als erste elektrische Voll bahn m Deutschland eingerichtet werden soll, find bereits in Angriff genommen worden. Diese Bahn soll mit d« Eröffnung deS neuen Hamburger Hauptbahn» Hofes im Herbst nächsten Jahres in Beiried genommen werden. Dis Aufträge zum Bau uud zur Ausrüstung der Strecke und der Be» triebLmittel dürsten schon in nächster Zeit ver geben werde». O Twsi grauen. 18) Roman von E. Borchart. (Fortstdung.) Elisabeth wandte sich kühl ab, fie sprach von Alltagsdingen, während Herbert fich vor Sehnsucht verzehrte. Wie eine Königin, so stolz und anmutsvoll schritt fie darauf an seiner Seite hinunter in den Eßsaal, und er mußte all seine heiße Liebe wieder verschließen in seines Herzens ttefinnersten Schrein. Während des Mahles suchte jeder dem andern sein Inneres zu verbergen, jeder wollte den andem hinwegtäuschen über die Leere und Qual seines Herzens. Und so kam man darüber hin in anscheinend guter Stimmung. Elisabeth hatte sogar die Kraft, ruhig zuzu hören, als Herbert nachher den Brief der Eltern, der an beide Gatten gerichtet war, vor las. Und dann kennten fie sich. Sie dankte ihm noch einmal für seine Güte und verriet mit keinem Ton, mit keiner Miene, wie furcht bar schwer es ihr wurde, die reichen Geschenke von ihm annehmen zu müssen. Er küßte ihr wie immer die Hand und hielt fie darauf noch eine Sekunde fest. Sie merkte es nicht oder wollte» es nicht merken. Schnell verabschiedete fie fich noÄ von Beate und ging hinauf in ihr Zimmer. Hier brach ihre bis dahin mühsam bewahrte Selbstbeherrschung zusammen. Sie weinte und schluchzte, und erst die Vorstellung, daß er es ihr morgen ansehen könne, ließ fie die Tränen trocknen und unterdrücken. Aber fie fand keinen Schlaf bis tief in die Nacht hinein und ruhte deshalb am näcksten Morgen länger als gewöhnlich. Als sie fich aber er hoben nnd im Bade erfrischt hafte, war sie wieder mutig und freute sich sogar aus den Nachmittag, wo sie und Herbert zu Boyne- burgs geladen waren und malte fich die Freuds des kleinen Werner aus über alle die Herrlichkeiten, die man ihm aufgebaut hatte. Und sie selbst brachte ihm heute den lange der- sprachen«» Pserdestall mit den Pferdchen von echtem Fell und den selbstgearbeiteten Scha bracken. 12. Der heißerfehnte Frühling ist endlich da. Die Bäume und Sträucher stehen in vollem Blätterschmuck, die Blumen blühen, die Vögel fingen und lachender, goldener Sonnenschein erfüllt die Welt. Elisabeth fitzt jetzt viel auf ihrem Tornrös chenbalkon. Sie berauscht fich an der Aussicht, die fie von hier genießt, wie am ersten Tage ihres Hierseins. Wenn sie nach den Bergen blickt, wenn die Firnen im Abendsonnenglanze rötlich glänzen oder die heißen Mittagsstrah. len den Schnee glitzern lassen, immer empfin det sie die gleiche Andacht beim Betrachten dieses gewaltigen erhebenden Bildes. Dar über versinkt ihr die Alltäglichkeit, ihre Seele schwingt fich zu reinen Höhen, fie empfindet keine Sorge, kein Unbeftiedigisein mehr. Mr eine Sehnsucht wird wach, die so lange unter drückt wurde, die fich aber nun nicht länger bannen läßt, die ihr das Herz zu sprengen droht: die Sehnsucht nach der göttlichen Mufik. Die Trauer um den Vater ihres Gatten oder vielmehr noch eine seltsame Furcht und Scheu vor einer Wiederholung jener Szene mit Herbert in ihrer Brautzeit hat sie bisher davon abgehalten, zu fingen. Aber heimlich hat sie doch gehofft, er würde sie dazu auffordern. Er hat es ebensowenig getan wie in der Brautzeit, und fie ist zu stolz gewesen, es ohne, vielleicht gegen seinen Willen zu tun. Es hat fie ge kränkt und verletzt, denn sie hat vor ihrer Ver lobung mit ihm oft sein hohes Kunstverständnis von andein rühmen hören. Welchen Grund seine Abneigung gegen ihren Gesang haben kann, ist ihr ein Rätsel. Mit seiner ersten Ehe hängt es zusammen, seine Bemerkung damals hat es ihr gezeigt, aber vermag er denn noch immer nicht, fich von jenen trüben Erinnerungen loszureißen? In ihrem Zimmer, wenn fie wußte, daß er nicht daheim war, hatte fie wohl hin und wie der gesungen, aber fie hatte kein Instrument zur Begleitung. Den Bekannten gegenüber hatte fie sich ängstlich gehütet, von ihrer Be gabung zu sprechen; man hatte seltsamerweise auch nie von Kunst und Mufik zu ihr ge sprochen. Nur Edith Boyneburg fragte einmal, ob fie musikalisch sei. Sie konnte und wollte ihre heilige Kunst nicht verleugnen. Ein Wort gab das andere, und schließlich wußte Edith von den Künstlerträumen, denen Elisabeth in ihrer Mädchenzeit nachgehangen hatte. Auf das stürmische Drängen der Gräfin hin hatte fie fich sogar verleiten lassen, zu fingen. Die beiden Frauen waren ganz allein. Graf Boyneburg war auf die Felder gegangen und batte den kleinen Werner mitgenommen. Und Elisabeth hatte gesungen, erst scheu, dann fich selbst nnd ihre Umgebung vergessend. Edith war daraus ganz närrisch vor Be geisterung gewesen und hatte die Freund!» immer wieder umarmt und geküßt und sie ge scholten, daß fie ihnen so lange diesen Genuß entzogen hätte. Darüber war Elisabeth zur Besinnung gekommen, und sie hatte Edith ge beten, fie nie wieder zum Singen zu veran lassen und gegen jedermann, auch gegen die beiden Gatten zu schweigen. „Aber weiß denn dein Gatte nicht, daß und wie herrlich du fingst?" hatte Elisabeth erstaunt und befremdet gefragt. „Doch er weiß eS . . . aber ... ja siehst du ... er ist in Trauer und . . . ich erzählte dir von meinem Künstlertraum ... ich wollte doch Bühnensängerin werde» . . . und du be greifst, daß er nicht gem daran erinnert werde» mag!" stotterte Elisabeth ganz verlegen. „Nein, das begreife ich eigentlich nicht, A wenigsten von deinem Gatten. So kleinlich m Graf Landegg nicht." Elisabeth war feuerrot geworden. „Nun, ich weiß den Grund auch nicht aber nicht wahr, du gibst mir daS Verspreche«, ihm nichts von meinem heutigen Singen erzählen?" . „Ja, ich gebe eS, doch wenn wir allein stÄ wirst du für mich dann wieder einmal finge» „Ja, gern — aber nun laß uns von etwa* anderem reden." a, Edith war darauf eingegangen, aber st hatte befremdet den Kopf geschüttelt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)