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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt tnr die Nrtsbehöröe und den Gemeinderat ?n Vretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch »nd Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten UnterbaltungSblatteS" vierteljährlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Roten inr Haus l Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf de« N" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Mbatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag V,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag r/,11 Uhr einzusendev. SchrisNeilung, Druck und Verlag von N. 8lhuvig, Breinig Nr. 36. Sonnabend den 6. Mai 1905. 15. Jahrgang. Oertlickes und Sächsisches. Bretnig. Wie wir hören, findet eine offizielle Schillerfeier am nächsten Dienstag in unserem Orte nicht statt, doch wird in hiesiger Schule während des Vormittags unterrichts den gröberen Knaben- und Mäo- chenklafsen ein Lebensbild des Dichterfürsten vor Augen geführt werden. Bretnig. Lparkassenbericht auf April. In 192 Posten wurden 28802 Mk. 44 Pf. eingezahlt, dagegen in 80 Posten 16400 Mk. 71 Psg. zurückgezahlt, 27 neue Bücher aus gestellt und 16 kassiert. — Dem Vernehmen nach dürste demnächst auch mit einer umfassenderen Ausprägung von kleineren Scheidemünzen, namentlich von Zehnpfennigstücken,vorgegangen werden. Diese Münzsorte ist bei der Prägung in den letzten Monaten stark zurückgeblieben. — Frühlingsmüdigkeit. Mit den heißen Maiwinden kommt sie, mit den schwülen, schwerenDuftwolken, die dieblühendenSträucher ausatmen, die weiche lässig-süße Erschlaffung, die so oft einen Schleier um das Auge webt und wie ein halbes, kaum erfaßtes Weh an das Herz greift — gerade, wenn die. Sonne am hellsten leuchtet und die ganze Welt in Schönheit und Erwartung zu erschauern scheint. Sie ist in uns und um uns, wie etwas, das sich nicht greifen läßt, mit den Gedanken, nur ein Hauch, ein Schatten, schnell kommend und schnell flüchtend! Der Wind, der in kurzen warmen Stößen über das Gras huscht und seine Rispen neigl, bringt sie mit, die weißen Blütenblätter, die sonnetrunken von den Kelchen taumeln und sterben muffen, ehe sie etwas von ihrem heißen, wonnigen Eintagsleben begriffen haben, wecken sie und das Vogellied, das leise in der Luft klingt und ferne von uns still wird, sagt davon. Sie ist wie der Schatten de» Lichtes, in dem wir zur Maienzeit leben, wie das wehmütige, verlorene Echo der Luft, die uns umjubelt und wenn ste zu uns kommt, faßt uns ein Trauern an und das Herz wird uns schwer und venkt sich hinaus aus Glanz und Glück und hinein in eine müde Einsamkeit, die uns lezse weh tun wird. Und aus der Ver gangenheit lösen sich Erinnerungen und sprechen von denen, die nicht mehr sind, über denen das Gras grün ist und auf deren Gräbern die weißen Narzissen schwanken. Alles Tote, was wir haben, liebe Menschen und zerstobene Träume und verlorenes Glück, weht wie ein Schemen an uns vorüber und nm hören Worte, die längst verklungen, und wir sehen Augen, die erloschen sind. Das kommt, um uns zu mahnen, daß wir denselben Weg wan dern müssen und unser Herz fühlt es, ohne daß unsere Gedanken davon wissen wollen. Wa» uns in Licht und Blütenfülle heimlich so traurig machen kann, das ist die Vor empfindung von dem Frühling, den wir nicht mehr erleben werden. — Der Mat bringt die Zeit der Hellen Nächte und den Höhepunkt des Frühlings, andererseits aber auch fast stet» einen Kälte rückfall während de» Regiment» der gefürch teten drei Eisheiligen Mamertus, Pankratius und Servatius (11. bis 13 ), welcher der Vegetation recht verderblich werden kann. Hoffen wir, daß in dieser Beziehung alles gnädig abgeht und daß der diesjährige Wonne monat seinem Namen alle Ehre macht. — Ein trockener Sommer wäre auch dieses Jahr wieder zu erwarten, wenn sich eine alte Regel bewahrheitet, wonach große Trocken heit im Sommer eintreten soll, wenn im Frühjahr die Eiche vor der Esche treibt, wie es jetzt beobachtet werden kann. Hauswalds. Bei der hiesigen Spar- kaffe wurden im Monat April d. I. in 47 Posten 2949 Mark 17 Pfg. eingezahlt und 4 neue Bücher ausgestellt. Dagegen erfolgten 12 Rückzahlungen im Betrage von 2287 Maik 17 Pfg. Hauswalde. Laut amt»hauptmann- schastlicher Bekanntmachung ist infolge eines am 26. April in Rammenau getüteten tollen Hunde» für die Ortschaften Kindisch, Säuritz und Hauswalde die Festlegung, Ankettung oder Einsperrung aller Hunde auf die Zeit vis zum 26. Juli d. I. verhängt worden. Großröhrsdorf. Der hiesige Ge- meinderat hat die Einziehung des Gemeinde fußweges, Flurstück Nr. 691 für Großröhrs- vvif, welcher von der früheren Post an der Bischofswerdaer Straße nach der Pulsnitzer Straße zu führt, beschlossen. — Großes Aufsehen erregt in Kamenz ein Doppelselbstmord durch Vergiften. Als am Dienstag früh da« Geschäft des Schnitt warenhändler» Julius Hartmann zu vorge rückter Stunde geschlossen blieb und aus wiederholtes Klopfen nicht geöffnet wurde, erfolgte die polizeiliche Oeffnung der Wohnung. Hierbei fand man in der Wohnstube das An fang der 50er Jahre stehende kinderlose Ehe paar tot auf, die Frau auf dem Sopha sitzend, während der Mann auf den Dielen lag. Sie hatten sich mittels Cyankali vergiftet. Miß liche Vermögensverhältnifle dürften der Be weggrund sein. — In der Dampfziegelei Cunnersdorf bei Kamenz wurde der Grubenarbeiter Staffel durch eine niedergehende Tonwand verschüttet. An den hierbei erlittenen Verletzungen ist er tags darauf gestorben. — Das „Dresdner Journal" schreibt: Durch die Berichte über die starke epidemische Verbreitung der Genickstarre in Oberschlesien und durch die fortgesetzten Mitteilungen in den Zeitungen über das Auftreten dieser Krankheit in verschiedenen Gegenden Deutsch lands und jeden einzelnen vorgekommenen Erkrankungsfall ist in weiten Kreisen der Be völkerung die Befürchtung hervorgerufen wor den, daß auch in Sachsen eine umfängliche Ausbreitung der genannten Krankheit zu ge wärtigen sei. Diese Befürchtung ist zurzeit als eine zu weit gehende zu bezeichnen. Bis jetzt sind innerhalb Sachsens vier Fälle von Genickstarre festgestellt worden, davon zwei an zwei Orten in der Lausitz und je einer im Erzgebirge und im Vogtlande. Schon aus dieser geringen Zahl der Fälle und wei ter noch daraus, daß die vier Orte, in denen die Erkrankungen vorgekommen sind, weit von einander entfernt liegen und von den vier Kranken aus eine Uebertraguug der Krank heit auf andere Personen nicht stattgefunden hat, ist zu erkennen, daß es sich nicht um ein epidemische» Auftreten der Genickstarre, sondern nur um vereinzelte Erkrankungsfälle handelt. Solche vereinzelte Fälle sind aber bisher schon fast in jedem Jahre in größerer oder geringerer Häufigkeit vorge kommen, nur sind ste nicht wie die jetzt be obachteten in den Zeitungen mitgeteilt worden und daher auch nicht zur allgemeinen Kennt nis gelangt. Wir dürfen sonach wohl hoffen, daß da» Auftreten der Genickstarre wie in den früheren Jahren so auch in diesem Jahre auf vereinzelte Fälle beschränkt bleiben und ein epidemisches Umsichgreifen derselben nicht stattfinden wird, zumal, da nunmehr auch die kalte, nasse Witterung, welche die Entstehung und Verbreitung der Krankheit erfahrungsge mäß ganz wesentlich begünstigt, dauernd vor- über zu sein scheint. Ueberdem wird behörd licherseits der Krankheck fortgesetzt vollste Auf- merksamkeit zugewandt, um eine Ausbreitung derselben zu verhüten. Zu diesem Zwecke ist auch vom Könial. Ministerium des Innern in einer Verordnung über die Anzeigepflicht bei ansteckenden Krankheiten vom 29. April 1905 für die Genickstarre gleichwie für Typhus. Diphtherie und Scharlach vorgeschrieben wor- den, daß jeder Erkrankungs- bez. Todesfall, sowie jeder dieser Krankheit verdächtige Fall zur Anzeige gebracht werden muß, va selbst verständlich Maßnahmen gegen das Umsich greifen einer Krankheit nur dann Erfolg ver sprechen, wenn sie auf jeden einzelnen Er- krankungssall, der zu dem Umsichgreifen Anlaß geben kann, sich erstrecken. Zugleich ist auch an die Medizinal- und Medizinalpolizeibe hörden bezüglich sonstiger zur Verhinderung einer epidemischen Verbreitung der Genick starre zu treffenden Vorkehrungen Anweisung ergangen. Dresden. Infolge Erschreckens bei einem Hundebiß ist am Dienstag die 12 Jahre alte Tochter des Bäckermeisters Scholz aus Grottau in einer hiesigen Klinik gestorben. Das Mädchen war vor einigen Tagen von einem großen Hund auf der Straße angefallen und in die Wade gebissen worden. Durch den Schreck wurde das Mädchen krank und mußte in eine hiesige Klinik ausgenommen werden, wo es starb. Königstein. Die vom hiesigen Schiller- Feier-Komitee an die Königliche Obersorst- meisterei Schandau gerichtete Anfrage um Genehmigung zum Anzünden von Höhenfeuern ist in ablehnendem Sinne beantwortet worden, da erfahrungsgemäß gerade im zeitigen Früh jahre die Waldbrandgefahr am größten ist. Zittau. Eine große Anzahl englischer Offiziere sind am Freitag hier durchgereist und haben sich unter Leitung eines Generals per Rad auf ver Zollstraße Zittau—Grottau nach den böhmischen Schlachtfeldern begeben. Diese Offiziere, die von der englischen Kriegs schule sind, werden zunächst die Königgrätzer Schlachtfelder besuchen. Die Führung der insgesamt 40 Offiziere hat der Adjutant des Prinzen zu Schaumburg-Lippe, Baron Almen- stein, übernommen. Die Herren werden sich in Königgrätz einige Tage aufhalten. Frankenberg, 3. Mai. Gestern mittag gegen 12 Uhr ertönten hier abermals die Sturmglocken und Alarmsignale. Da die Trümmer von Schloß Lichtenwalde, da» nun mehr völlig ausgebrannt ist, neuerdings durch den herrschenden heftigen Wind in Brand geraten waren und die dort stationierten Brand wachen der Feuerwehren von Lichtenwalde und Braunsdorf nicht imstande waren, den an allen Ecken und Enden wieder auflodern den Flammen genügend Einhalt zu tun, wurde telephonisch die Hilfe der Frankenberger Turner-Feuerwehr verlangt. Diese rückte denn auch bald mit der Landspritze ab, der dann ein größerer Mannschaftstransport mit Löschgeräten folgte. Se. Exzellenz der Herr Oberstmarschall Graf Vitzthum v. Eckstädt weilte gestern fast den ganzen Tag über an der Brandstätte. Ein großer Teil der wert vollen Gemäldegallerie ist gerettet worden, jedoch sind im Arbeitszimmer des Grafen alle Gemälde und Kostbarkeiten verbrannt, darunter ein Gemälde im Werte von 36 000 Mark. Oelsnitz i. E. Unbekannte Diebe drangen nachts-in die NHenräume der hie sigen katholischen Kirche ein. Sie hatten sich dadurch Eingang verschafft, daß sie die Tür füllung vollständig ausmeißelten, wobei sich die Kirchenräuber jedenfalls erheblich ver letzten, da überall Blutspuren gefunden mur- den. Durch den in den Räumen befindlichen Wachhund wurden sie jedoch verscheucht. Plauen, 3. Mai. Die Verhandlung gegen das Mörderpaar Neumann, das be kanntlich im Februar d. I. den Gutsbesitzer Herrn Forner aus Thoßsell im Waloe in der Nähe von Vogtsgrün ermordete und seiner wenigen Barschaft beraubte, wird vor dem hiesigen Kgl. Schwurgericht am 16. Mai stattfinden. Für den 15. Mai ist vor dem hiesigen Schwurgericht Verhandlung gegen den 34 Jahre alten Gelegenheitsarbeiter Gustav LouiS Mühlfriedel aus Tirpersdorf angesetzt, der bekanntlich am 17. Dezember 1904 früh in der Klemmsgasse in Reichenbach seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau ausgelauert und ihr beim Herannahen au» einem kleinen Blechkruge Schwefelsäure ins Gesicht geschüttet hatte. Die Folge war, daß die bemitleidenswerte Frau auf beiden Augen vollständig erblindet ist. — Auf dem Haltepunkte Dennheritz bei Meerane verunglückte der Privatmann Karl Friedrich Engelmann aus Dennheritz beim Aussteigen au» der vierten Klaffe eines Glau chau-Geraer Personenzuges, indem ihm beide Füße abgefahren wurden. Der Verunglückte ist ins Meeraner Krankenhaus überführt wor den, wo er verschieden ist. — In Halle wurde ein erst vergangene Ostern aus der Schule gekommenes Mädchen von einem Kinde entbunden. Das Mädchen erkrankte jedoch derart an Kindbettfieber, daß an seinem Wiederaufkommen gezweifelt wird. Der Verführer des Mädchens wohnte bei dessen Pflegeeltern. — Ein ergenartige« Vorbeugungsmittel gegen die Genickstarre glaubt man in ein zelnen Orten Oberschlesiens gefünden zu haben. Die Seuche befällt bekanntlich mit Vorliebe jugendliche Personen, und mit Rücksicht darauf lassen viele Leute ihre Kinder nach Herzens lust — Zigarren und Zigaretten, ja selbst die Pfeife rauchen. Offenbar glaubt man, daß der Tadakrauch zur Abtötung des in der Nasen- und Mundhöhle hausenden Krankheits keimes beitragen könne. Die Aerzte stehen diesem durchaus nicht einwandsfreien „Haus- mittel" mit begreiflicher Skepsis gegenüber. Kircheimachrichten von Bretnig. Sonntag Misericordiasdomini: ^z9 Uhr Gottesdienst. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Max Albert, S. de» Ziegeldecker» Friedrich Max Hennig, 336 b. Ernst Walter, S. des Mu» sikers Ernst Feodor Gehricke, 171. Melanie Marga, T. de» Fabrikarbeiters Friedrich Hermann Ernst Mersiovsky. Lina Gertrud, T. de» Fabrikarbeiters Heinrich Gustav Röse berg, 140 b. Als gestorben wurden eingetragen: Linda Anna, T. des Färbergeh. Max Knöfel, 288, 1 Jahr 15 Tage alt. 1 totgeb. Mädchen des Malers Friedrich Bernhard Nitsche, 256 h. WirtschastSbesitzer Karl Heinrich Hofmann, 336, Ehemann, 65 Jahre 5 Monate 9 Tage alt.