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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt tiir die Ortsbeliöröe und den Oemeinderat m Bretnig. Lvinl-Anzciger siir die Ortichaitci! Breinig, Hauswalde, Nroßröbrsdvrs, Frankenthal und Umgegend. Anserate, die 4gespaltene Kvrpuszeile I» Psg., sowie Bestellungen auf den A jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Anserate, die 4gespaltene Kvrpuszeile Ist Psg-, sowie Bestellungen auf den L Mwnnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten linterbaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Nr. 37. Schnslltililng, Druck und Verlag von N. Schllvig, Bretnig. 15. Jahrgang Mittwoch den 10. Mai 19V5. OertliÄes und SäehsistveS. Bretnig Bei der am 1. Mai d. I. erfolgten Arbeiter Zählung wurden hierorts gezählt: Männliche Arbeiter über 20 Jahre 159, weibliche über 20 J:hre 95, männliche von 16 bis 20 Jahren 34, weibliche von 16 bis 20 Jahren 47, männliche von 14 bis 16 Jahren 6, weibliche 3, zusammen 346 Ar beiter. Bretnig. Am 4. d. M. übernachtete der hiesige Bewohner M. K. mit seinem Ein spänner in einem Gasthose in Straßgräbchen. Als dieser frühmorgens sein Pferd putzte, entdeckte er, daß demselben über Nacht ein bedeutender Teil des Schweifes abgeschnitten worden war. Am nächsten Morgen, als er Wiederum das Pferd säuberte, fand er weiter noch eine adgeschnitteue Stelle im Schweife. Nun wurde es dem K. doch zu toll, er lieb den in Oßling stationierten Gendarm Weih, rauch an das Telephon rufen, um ihm diesen Vorfall zu melden. Auf gegenseitige Verab redung trafen sich Beide vor dem Orte, und er dauerte auch nicht lange, so waren die Täter durch den genannten Gendarm ermittelt. Einer derselben ist der in dem dortigen Gast hofe bedienstete Hausknecht Wenzel, der andere der Schmiedelehrling Zinke daselbst. Bei einer Durchsuchung bei letzterem wurden noch 2 Päktchen Pferdehaare vorgefunden, die der selbe gelegentlich des Hufbeschlags abgeschnitten hatte. — Zur Herbeiführung einheitlicher Preise für alkoholfreie Getränke in den Bahnhofs wirtschaften hat die Sächsische Staalseisen- bahnverwaltung bestimmt, daß künftig daselbst ein Glas Zitronen- oder Himbeerlimonade für höchstens 20 Psg, eine Taffe Tee für höch stens 20 Pfg. und ein Glas Tee für höch stens 25 Pfg. zu verkaufen sind. Wegen Durchführung dieser Maßnahme ist jetzt das Erforderliche veranlaßt worden. Die Neuerung wird vielen Reisenden willkommen sein. — Postkartenblocks werden vielleicht bald von der Reichspost ausgegeben werden. Das Reichspostamt hat verschiedentlich wegen der Zweckmäßigkeit angefragt und eine günstige Auskunft erhalten, sodaß ein Versuch erwartet «erden darf. — Die ersten Münzen mit dem Bildnisse de» Königs Friedrich August werden voraus sichtlich im Laufe nächsten Monat» in der König!. Sachs. Münze, die stch in Mulden hütten befinde», geprägt und bald danach herau-gegeben werden. Großröhrsdorf. Am Sonntag fand in Bischofswerda im Hotel „König Albert" eine von der Gewerbekammer Zittau einbe rufene Versammlung der Jnnungsobermeister des Kammerbezirks statt, zu welcher außer den Jnnungsvorständen eine beträchtliche Zahl Handwerker (gegen 200) erschienen waren. Nachdem durch den Gewerbekammer-Vorsitzen den, Herrn Stadtrat Reiche-Bautzen, die An wesenden begrüßt, nahm Herr Sekretariats- «Went Dr. Gebhardt Zittau da» Wort, um sich in seinem Vortrage über den gegenwärtigen Stand des Genoffenschaftswesens in Sachsen zu verbreiten Gewünscht und zugesagt wurde, den Bericht in Druck legen und den einzelnen Innungen zugehen zu lassen. Sodann sprach man über die Meisterkurse, wobei dem Wunsche des Obermeisters Herrn Berger-GroßröhrS dorf, im Herbste dieses Jahres einen solchen Kursus in Großröhrsdorf abzuhalten, stattgegeben ward. Hierauf wurde über die v« den Gesellenprüfungen gemachten Erfahr ungen berichtet, wie auch über zahlreiche Fragen der Gewerbeordnung eine lebhafte Aussprache geführt, wobei die Herren Stadt rat Reiche, Syndikus Rollfuß und Sekretär Döring die gewünschten Auskünfte erteilten, l/yö Uhr endete die Versammlung. Kamenz. Am Sonntag vormittag ver haftete dis Polizei einen bisher hier in Stell ung gewesenen 18 jährigen Bäckergesellen, welcher sich der Wechselfälschung schuldig ge macht hat, wobei er die Namen seines Meisters und eines Fahrradhändlers mißbrauchte. Der Betrüger erbeutete auf diese Weise das erste Mal 80 Mark, während ein weiterer Versuch erfolglos blieb. — Landgericht Dresden. Einer der ver wegensten Viehräuber hatte sich in der Person des 29jährigen Schweizers und Kutschers Karl Bruno Franz vor der 3. Strafkammer zu verantworten. Der gemeingefährliche Ver brecher wurde gefesselt in den Saal geführt, auch sonst hatte man alle Sicherheitsmaßregeln getroffen, da der Angeklagte, ein herkulisch gebauter Mann, zu allem fähig ist. Wegen Hehlerei waren mitangellagt die Fleischer Emil Edwin Kotte au» Copitz und Franz Max Scharfe aus Kleinnaundorf. Zum ersten Male erschien Franz in der Nacht des No vember zu Skassa bei Großenhain bei einem Rittergutsbesitzer. Die beiden wachsamen Hofhunde mußte er durch Lockspeisen zum Schweigen bringen. Er erbrach den Stall und suchte mit einer Kuh das Weite. Da durch das Gebrüll des übrigen Viehes die Gutsbewohner erwachten und oie Verfolgung ausnahmen, ließ der Räuber die Kuh im Stiche und verschwand im Walde. Wenige Tage später tauchte der Räuber in der Sächsischen Schweiz auf. Er erbrach zu Cunnersdorf bei Pirna den Stall des Rittergutsbesitzers Wieß ner und zog zwei wertvolle Kühe heraus. Dieser Plan glückte ihm, er entkam und ver brachte die Tiere für 500 Mark an einen Unbekannten. Jedenfalls hat er die meisten der gestohlenen Kühe über die böhmische und bayerische Grenze gebracht. Kaum war der Cunnersdorfer Diebstahl vorüber, so ver schwand nächtlicherweile aus dem Gutsstalle de« Fabrikbesitzers Dr. Miersch in Lohmen ebenfalls eine Kuh im Werte von 250 Mark und aus dem Kuhstalle des Gutsbesitzer» Görne in Tronitz eine Kalbe. Auch diese Tiere hatte F. zur Nacht mittels Einbruchs aus den Ställen geholt und verkauft. Mit der größten Verwegenheit trat der Räuber auf dem Rittergute Bärenstein auf. Nachdem er wieder den Hofhund durch vorgeworfene Flerschstücke beruhigt hatte, suchte er im Stalle ein gemästetes Kalb aus, schlachtete es auf der Stelle und suchte mit dem Fleische unbe merkt das Weite. Einen gleichartig ange legten Diebstahl versuchte F. auch in Daube, wurde jedoch durch ein blökendes Kalb ver scheucht. Die Gendarmerie von 5 Dörfern wurde mobil gemacht, um den Schrecken der Sächsischen Schweiz unschädlich zu machen. Fr. hatte sich nach dem Bogtlande in Sicher heit gebracht und wurde erst nach längerer Zeit in der Nähe vor Chemnitz verhaftet In der Hauptverhandlung legt der Räuber ein unumwundenes Geständnis ab. Den Mit angeklagten Fleischern kann aber ein straf bares Verschulden nicht nachgewiesen werden. Sie erreichen Freisprechung, während Franz zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehr verlust verurteilt wird. Polizeiaufsicht ist Mässig. — Eine Seltenheit wird es sein, wenn nicht überhaupt ein Einzelfall, daß ein Bürger 40 Jahre lang im Dienste der freiwilligen Feuerwehr steht, und davon über 29 Jahre als Branddirektor. Dies ist der Fall bei Herrn Branddirektor Hofmann in Meißen, welcher am 5. Mai diesen Tag beging und seit 1876 Branddirektor der Stadt Meißen ist. — Eine Arbeitgeber wie Arbeiter interes sirrende Entscheidung fällte das Gewerbegericht Döbeln in Sachsen in einer Entfchädigungs- klage eines Arbeitgebers gegen einen Arbeiter. Der Kläger, ein Schloflermeister, hatte elek trische Zuleitungen in neun Hausgrundstücken auszuführen. Diese Arbeit hatte er seinen Gehilfen machen lassen, sie war aber so mangelhaft ausgeführt, daß die Zuleitungen nicht an die Hauptleitungen angeschlossen werden konnlen. Er klagte nun gegen den Gehilfen. Es erfolgte aber Abweisung der Klage. Das abweisende Urteil wurde mit § 254 des B. G.-B. begründet. Den verur sachten Schaden habe vorwiegend der Kläger selbst verschuldet dadurch, daß er es an der nötigen fach- und fachgemäßen Beaufsichtigung habe fehlen lassen. Bautzen. Ein Sensationsprozeß wird am 17. d. M. das hiesige Schwurgericht be schäftigen. Der 30 Jahre alte Bahnarbeiter Gustav Emil Israel ist angeklagt, am 14. Oktober v. I an dem 22 Jahre alten Haus mädchen des Kretschams in Neugersdorf, Helene Ginsky, an der Spitzkunncrsdorfer Straße bei Seifhennersdorf bei Zittau einen Lustmord verübt zu haben. Israel war am 16. Oktober früh in Warnsdorf verhaftet und, da er dringend verdächtig war, an das Amtsgericht in Großschönau eingeliefert wor den- Er wurde wieder entlassen und am 18 Oktober nochmals verhaftet. Seit dieser Zeit befindet er sich hier in Untersuchungshaft. Zittau, 6. Mai. Durch hereinbrechende Kohlenmaffen verschüttet wurde am Freitag nachmittag 4 Uhr beim Abbau in den Hirsch felder Braunkohlen- und Brikett-Werken auf Seitendorfer Flur der Bergarbeiter Gustav Ebermann aus Königshain. Die sofort mit aller Energie betriebenen Rettungsarbeiten waren nach einer Stunde so weit gediehen, daß Aussicht auf Bergung des Unglücklichen vorhanden war. Auf eine an ihn gerichtete Frage, ob er noch lebe, gab der Verschüttete die Antwort: „Ja, aber macht schnell, lange halte ich es nicht mehr aus." Bald darauf aber erfolgte ein Nachsturz weiterer Massen, welche die Befreiung Ebermanns verzögerten. Nach */z6 Uhr konnte er zwar geborgen wer den, die Hilfe kam aber zu spät. Ebermann gab zwar noch schwache Lebenszeichen, starb jedoch bald darauf. Der Verunglückte hinter läßt eine Witwe und vier kleine Kinder. — Hinter einen Schmugglertrick sind die österreichischen Zollbeamten auf dem Bahnhof in Zittau gekommen. Der Händler Joses Machazek au» Deutschbrod in Böhmen ver suchte am Donnerstag abend von dort aus etwa 15 Kilogramm Saccharin einzuschmuggeln Die Einfuhr dieses Süßstoffe» nach Oesterreich ist überhaupt verboten. Daher war das Unternehmen de» Machazek ziemlich gewagt In einer eigen» konstruierten Weste war das Saccharin verteilt und diese hatte oer Schmugg ler angezogen. Den „Zöllnern" auf dem dortigen Bahnhof gefiel nun die „süße Weste" derart, daß sie da» Kleidungsstück genau be trachten wollten und dabei den Schmuggel entdeckten. Machazek mußte zahlen; zunächst „nur" 1000 Kronen Gefällsstrafe. Außerdem wartet seiner noch eine besondere Bestrafung, da er rückfälliger Schmuggler ist. Der Er tappte will La» ganze Quantum Süßstoff in München für 120 Kronen erstanden haben. Diese Angabe dürfte aber nicht stimmen, da ein Kilogramm etwa 60 Kronen kostet. Hainichen. Auf eigenartige Weise ist das i/zjährige Kind des Fabrikarbeiters Fleuti in Pappendorf ums Leben gekommen. Die Mutter hatte sich auf eine Halde Stunde zum Wäscheauflegen in fdie Nachbarwohnung begeben und chre drei Kinder in der Stube allein gelassen. Als sie zurückkehrte, lag das jüngste mit dem Gesicht auf dem Sofa und war erstickt. Z w i ck a u, 4. Mai. Der 1877 in Hohen stein-Ernstthal geborene Lehrer Friedrich Emil Frenzel, seit 1898 Lehrer an der Volksschule in Gersdorf, wurde von der Strafkammer des hiesigen Landgerichts wegen Verbrechens nach §8 1^4- 1 und 176, 3 des Strafge setzbuches in mehr als dreißig Fällen zu drei Jahren Zuchthaus und Ehrverlust auf gleiche Dauer verurteilt. Als die Verfehlungen des Angeklagten an den Tag kamen, floh er nach der Schweiz, kehrte aber nach kurzer Zeit zurück und stellte sich freiwillig der hiesigen Staatsanwaltschaft. Leipzig. Ein hiesiger Offizier war auf sein Los mit dem Einsatz herausgekommen. Der betreffende Kollekteur sandle ihm darauf am 16. November 1903 ein neues Lo» der fortlaufenden Lotterie mit dem Anerbieten, ihm das Los, das den Einsatz gewonnen hatte, zurückzugeben. Ein dem Schreiben beigesügtes Formular ließ erkennen, daß die Rücksendung des alten Loses die Annahme des neuen be deuten solle. Der Offizier erhielt des Buß tags wegen den Brief am 19. und deant» wartete ihn wegen dringender Dienstobliegen heiten erst am Abend des 20. November. Am Tage des Empfangs gewann aber das neue Los den Betrag von 60 000 Mk. Als nun der Kollekteur das neue Los erhielt, er klärte er, daß er den Kaufvertrag jetzt nicht mehr anerkennen könne. Es kam zur Klage, in der dem Kollekteur Recht gegeben wurde. Die Berufungsinstanzen, dis hinauf zum Reichs gericht, bestätigten dies^ Urteil mit der Be» gründung, daß ein Kaufvertrag als zustande gekommen nicht angesehen sei, weck der Offi zier trotz Aufforderung das Lo» nicht sofort zucückgeschickt habe — Eine schreckliche Selbstverstümmelung, welche in ihren Folgen den Tod zeitigte, be ging in Leipzig ein 37 Jahre alter Feilen« Hauer. Jedenfalls in § einem Anfalle geistiger Störung schnitt sich der Unglückliche dierechte Hand an der Wurzel ad uuv starb infolge Verblutung. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 8. Mai 1905. Zum Auftrieb kamen: 4327 Schlachttiere und zwar 914 Rinder, 945 Schafe, 2160 Schweine und 308 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 37—39, Schlachtgei wicht 68—70; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 35—37, Schlachtgewicht 65—68, Bu en: Lebendgewicht 38—40, Schlachtgewicht 67—60; Kälber: Lebendgewicht 47—49, Schlachtgewicht 70—74; Schafe: 70—72, Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 52—53, Schlachtgewicht 65—67. Es sind nur oie Preise für die besten Viehiorten verzeichnet.