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Allgemeiner Anzeiger : 22.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190503223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19050322
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19050322
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-22
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.03.1905
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Lord Chesleigh saß in der Bibliothek. Vor ihm bedeckten aber seine Au! freut nonn schor zu b mm wun Ich Verl, «lau würi seit Mat dera Vere! recht klug lasse Sie aller sügti Heutz grati unse habe seine Gedanken auf Ellen über. ES war wunderbar, daß sie an sonnenhellen Tagen immer besonders bei ihr weilten — sie schien ja nur Wie wunderbar doch das Leben oft führt! Daß sie, die reiche Erbin, Sir Johns einzige Tochter, ein Geldgeschenk erhalten und an nehmen würde, kam Ellen trotz allem Kummer fast komisch vor. Am Abend desselben Tages ließ Lord Chesleigh Mrs. Bird zu sich rufen. Er teilte ihr mit, daß er sich mit Miß Burton verlobt habe, und er hoffe, Mrs. Bird werde trotzdem in ihrer Stellung bleiben. Dann sprach er noch von seinem Wunsche, daß auch Mrs. Moore im Hause bliebe. Er werde nach seiner Hochzeit einige Monate reisen und möchte ihr das Kind für die Zeit ganz anvertrauen. Mrs. Bird versprach, mit ihr zu reden und verließ sehr beruhigt das Zimmer. „So gut die Stelle hier ist," murmelte sie, als sie die Treppe hinaufging, „ich wäre doch nicht geblieben, wenn Miß Forbes ins Haus gekommen wäre." Sie ging direkt zu Ellen und richtete das Anerbieten ihres Herrn aus. „Sprechen Sie noch nicht darüber," bat sie, „aber Lord Chesleigh wird bald heiraten. Er hat es mir selbst gesagt." „Schon bald?" wiederholte Ellen leise. „Ja, und er wird eine längere Hochzeits reise machen. Sie sehen so erstaunt aus, es ist doch nichts Wunderbares, wenn ein so junger, hübscher und reicher Herr eine zweite Frau nimmt." „Nein," entgegnete Ellen zögernd, „aber nach so kurzer Zeit!" „Es ist doch schon lange genug ber. Darauf kommt es ja auch nicht an. Ich bin nur froh K Anter äer Mske. 29) Roman von Lady Georgina Robertson. 'Aertredmiy.) „Verzeihen Sie," begann Ellen leise, „Ihre Freundlichkeit und Güte rührt mich tief. Wie lange ist es her, seit mir jemand etwas ge schenkt hat. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, ich will bas Geld von Ihnen an nehmen." Und im stillen fügte sie hinzu, daß sie eS zum ewigen Andenken aufbewahren wollte. „Es freut mich, daß Sie es so auffafsen," sagte Mathilde, „und nun will ich Ihnen Adieu sagen, ich habe noch allerlei zu tun, ehe ich abreise." Sie streckte Ellen ihre Hand hin, die diese kaum berührte. Dann verließ sie das Zimmer. War es nicht töricht, daß Ellen die Bank note wieder an die Livpen preßte und von neuem bitterlich weinte? So lieb war ihr ein Geschenk von Mathilde, obgleich es dazu dienen sollte, ihre Liebe zu dem Kinde zu er kaufen. „Nie werde ich diesen Schein fortgeben," dachte sie, „und wenn ich verhungern müßte, ich lasse ihn nicht von mir, so lange ich lebe!" Während sie ihn betrachtete, fielen ihr tausend Beweise von Liebe und Freundlichkeit ein, die Mathilde ihr in ihrem Leben erzeigt hatte. Stets hatte sie für Ellen gesorgt, sie in Krankheiten gepflegt und ihr jeden Stein aus dem Wege geräumt. Und dann die Selbstlosigkeit, mit der sie ihr Artur zugeführt hatte. über seine Wahl, wir werden die neue Lady Chesleigh alle willkommen heißen." „Die neue Lady Chesleigh!" sagte Ellen leise. Dann fragte sie: „Glauben Sie, daß er noch zuweilen an seine junge Frau denkt, die damals ertrank?" „Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, daß er sie vergessen hat. Oft habe ich ihn vor ihrem Bilde stehen sehen; das ist doch ein Zeichen, daß er ihrer gedenkt. Ich für meinen Teil wünsche, sie wäre nicht gestorben, ich glaube, sie war besser als alle andern." „Spricht er zuweilen von ihr?" fuhr Ellen fort. „Mit uns nicht. Mit niemand außer Dora, aber der erzählt er immer von ihr. Ich glaube fest, er liebt Miß Burton nur, weil sie die Verwandte seiner leider viel zu früh verstorbenen Frau ist. „Wie fern ihnen allen doch die Wahrheit liegt," dachte Ellen, aber eS war ihr ein Trost, daß die Leute nicht im geringsten an Arturs Liebe zu seiner verstorbenen Frau zweifelten. Papiere und Bücher den Tisch, rfmerksamkeit fesselten sie nicht. Er dachte nur an sein Glück, und versuchte, sich klar zu machen, daß nach jahrelangem Warten, nach manchem Kampf er endlich die Hand danach ausstrecken durfte. Von Mathilde glitten für Glück und Sonnenschein geschaffen. Mit Rührung gedachte er ihrer großen Liebe und ein Bedauern regte sich in ihm, daß sie so früh hatte sterben müssen. „Womit habe ich die Liebe von zwei so vortrefflichen Menschen verdient," dachte er, „wie Mathilde und Ellen waren! Die erste, ein innerlich gefestigter, reifer Charakter, die andre ein harmlos-fröhliches Kind. Beide so ganz verschieden in ihrem inneren und äußeren Wesen, nur eins in der Liebe zu mir. Und dann mußte er sich eingestehen, wie ganz unwert er dieser Liebe gewesen war, und sein« Träume spannen sich weiter, wie er sein fernere- Leben gestalten und Mathilde glücklich machen wollte. Er schrack plötzlich empor; in der Tür« stand Lady Fordes. „Ich habe ein paarmal geklopft," sagte sie, „hoffentlich störe ich nicht." Er sprang auf und geleitete sie höflich zu einem Sessel. „Es ist mir immer eine Ehre, wenn Si« mich aussuchen," erwiderteerverbindlich. „Hoffent lich haben Sie die Vormittagsstunden angenehm im Freien zugebracht." Sie sah ihn lächelnd an. „Ich habe eine Neuigkeit gehört, die mich in Erstaunen setzt," begann Lady Forbes zögernd. „Man sagt, daß Sie heiraten wollen, Lord Chesleigh." Einige Augenblicke benschte tiefes Schweigen, dann sagte er: „Wundern Sie sich darüber? „Nein, ich riet Ihnen ja immer, Ihre« Hause eine Herrin zu geben, das ist nach e- damit politisch krebsen zu gehen, da der gegen wärtige Kriegsminister an dem Unwesen schuld los ist.) Frh. v. Gebsattel wurde als Nachfolger des Generals v. Endres zum bayrischen Militärbevollmächtigten in Berlin und zum Mitglied deS BundeSrats ernannt. * Die japanische Regierung stellt Quartier für 43 000 in der Schlacht bei Mukden g Deutschland. * Kaiser Wilhelm trifft nach den bis herigen Festsetzungen am 5. April in Neapel ein. Die Kaiserin und die kaiserlichen Prinzen werden am 27. d. nachmittags mit der Eisen bahn in Taormina eintceffen. poiitifeke Auncifebau. Ter rusfisch-japanis^e Krieg. * Der Rückzug Kuropatkins ist bei Tieling noch nicht zum Stillstände gekommen. Am 13. d. meldete der russische Oberfeldherr noch, die Angriffe der Japaner im Süden von Tieling seien mit großen Verlusten für den Feind abgeschlagen worden. Aber Oyama berichtet amtlich, daß er um Mittemacht zum Donnerstag Tieling besetzt habe. Es ist also den Russen nicht möglich gewesen, den letzten befestigten Punkt bis Charbin zu halten. Das einzige Heil der Russen besteht noch darin, Laß sie sich im Besitze der rückläufigen Bahn nach Charbin halten; denn andre geordnete Landwege existieren auf dieser weiten Strecke fso lang wie von München nach Berlin) nicht. Kuropatkins Berichte atmen außerordentliche Zufriedenheit; er findet überall bei den Truppen „vollkommene Ordnung"; die frisch eingetroffenen Regimenter machen einen „ausgezeichneten Ein druck." Aus seinen Berichten hat man noch nicht erfahren, daß er bei Mukden eine Schlacht und fast die Hälfte seines Heeres verloren hat. Allerdings ist nicht anzunehmen, daß er feinen Zar frech anlügen wird, vielmehr werden von seinen Berichten wahrscheinlich nur die unver fänglichen veröffentlicht. "Nun ist Kuropatkin doch ent lassen, nachdem noch am Freitag aus Peters burg gemeldet worden war, er stehe uner schüttert beim Zaren in Gnaden. Er befindet sich bereits auf der Rückreise in die Heimat. An seine Stelle ist als Oberbefehlshaber der 67 jährige Linewitsch getreten, der bei Mukden mit verhältnismäßig gutem Erfolg den rechten Flügel der Russen kommandierte. — Kuropatkins Schicksal erinnert an das Benedeks im 1866 er Kriege. Aus Gehorsam übernahmen beide ein verantwortungsreiches Amt, dem sie nicht gewachsen waren und dessen Schwierig keiten noch dadurch vermehrt wurden, das hinter den Kulissen noch allerhand einflußreiche und unverantwortliche Ratgeber ihre Hand mit 'm Spiele hatten. *,Nowoje Wremja' meldet: Nachdem die russischen Truppen Tieling geräumt haben und in Stellungen nördlich von Tieling zurückgegangen find, ist hier eine heftige Schlacht zu erwarten. Die Japaner rücken mit enormen Kräften auf die rechte russische Flanke. "Marschall Oyama wird seine Armee in zwei Teile teilen, von denen der eine nach Wladiwostok, der andre nach Charbin marschieren wird. Russtscherseits wird behauptet, daß in den Reihen der Japaner Tschungtschusen und Chinesen mitgekämpft haben. Italien. "Die Regierung läßt halbamtlich erklären, daß die Großmächte darüber einig seien, im gegenwärtigen Augenblick ihre Ver mittelung zur Beendigung des ostafiatischen Krieges nicht anzubieten. Die Mächte 'eien der Ansicht, „daß Rußland bald selbst zu der Einsicht kommen werde, daß ihm eine Fortsetzung des Krieges unmöglich sei." fangen genommene Russen her. Diese sollen auf verschiedene. Garnisonstädte Japans verteilt werden und zwar sollen im ganzen 20 Städte Gefangene aufnehmen. "Der Kriegsrat in Petersburg erklärte GripenLergs Handlungsweise am Schahe für gerechtfertigt. (Eine neue Backpfeife für Kuropatkin!) * Es hieß schon vor längerer Zeit, Rosch- djestwensky habe mit seinem Geschwader Madagaskar verlassen und die Rückreise angetreten. Das wurde damals von Peters burg ans offiziös geleugnet. Jetzt kommt die neue Meldung, das russische Geschwader sei — unbestimmt wohin — in See gegangen. * * Die revolutionäre Bewegung in Rußland. "Die russischen Reformer bereiten sich, wie aus Petersburg berichtet wird, zu einer neuen großen Aktion vor. Es finden zahlreiche Zusammenkünfte statt, und in etwa vierzehn Tagen soll eine Organisation aller Berufsklassen gebildet werden. Sie find fest überzeugt, daß die von der Regierung ein gesetzte Reformkommisfion eine Täuschung und eine Falle ist, und rüsten sich, dieser Über zeugung entsprechend zu handeln. Zwischen dem 20. März und dem Ende dieses Monats sollen .in Petersburg eine Anzahl Zusammenkünfte fiattfinden, teilweise mit Genehmigung der Re gierung. Darunter werden sein: Zusammen^ künfte von Mitgliedern der Semstwos uM Stadträte, von Rechtsanwälten, Schriftstellern, Ingenieuren und Vertretern andrer Berufe. "Am 14. März wurde in Kars ein Polizeiosfizier auf der Straße durch zwei Revolverschüsse getötet. Der Mörder entkam. "Die nach Abessinien entsandte deutsche Mission, die zurzeit in Adis Abeba weilt, wird demnächst die Rückreise nach Deutschland antretsn. Dis wegen eines deutsch abessinischen Handelsvertrages geführten Verhandlungen sind zum Abschluß gelangt. Der Vertrag ist am 7. d. unterzeichnet worden. * Die Budgetkommisfion des Reichstags hat im Extraordinarium des Heeresetats Ab striche in der Höhe von 2 258 000 Mk. vor genommen, davon auf Preußen 1 165 000 Mk., auf Sachsen 1 073 000 Mk. "Abgeordnete verschiedener Parteien haben im Preuß. Abgeordnetenhause zur dritten Be ratung des Etats den Antrag gestellt, die StaaMegierung zu ersuchen, für die öffentlichen Schulen eine den Verhältnissen von Stadt und Land Rechnung tragende Ferienordnung herbeizuführen, welche den Schulaussall bei den Volksschulen, den höheren und mittleren Schulen in derselben Gemeinde tunlichst gleich artig festsetzt. * In Südwest-Afrika hatten unsre Truppen abermals zwar siegreiche aber auch verlustreiche Treffen mit den Aufständischen.' Es wurde ihnen viel Vieh abgsnommen. Österreich-Ungarn. "Kaiser Franz Joseph empfing am Donners tag in Wien den Grafen Tisza in Audienz. Auf Vorschlag des Grafen Tisza begibt sich der Kaiser am Sonntag nach Budapest. Er wird dort auss neue mehrere Politiker in Audienz empfangen. Der Monarch soll ent schlossen sein, die Krise einer raschen Lösung zuzuführen. (Zeit wäre es.) Frankreich. * Der .Gaulois' teilt mit, daß der Ab geordnete Villeneuve angesichts der Haltung des Kriegsministers seine Veröffentlichungen in der Angeberei-Angelegenheit sortsctzen vird. (Wenngleich fich herausgestellt hat, daß die Nationalisten bei dieser für die Republik zweifellos sehr häßlichen Sache im Rechte! waren, so sollten sie doch endlich aufhören, i Aus äem Keickstage. Im Reichstag gab eS am Donnerstag in Fort setzung der Beratung des Etats deS Reichskanzlers zunächst ein Rededuell Bebel-Graf Bülow über Fragen der auswärtigen Politik. Abg. Bebel, der wegen seiner Äußerungen über den Preuß. Justiz- Minister, den er der Rechtsbeugung zieh, zur Ord nung gerufen wurde, meinte, daß, wenn in Rußland ein Polenaufstand ausbräche, Graf Bülow im Auf trage des Kaisers ein Telegramm nach Petersburg senden würde mit dem Versprechen militärischen Bei standes. Als Redner den preußisch-russischen AuS- lieferungSvcrtrag „eine Schmach und Schande" nannte, wurde er zum zweiten Male zur Ordnung gerufen. Reichskanzler Graf Bülow warnte im Interessen der auswärtigen Politik Deutschlands aber mals vor der Einmischung in die inneren Verhält nisse andrer Staaten und hielt den Deutschen eine Strafpredigt, daß sie. statt sich von realpolitischen Interesse leiten zu lassen, aus übergroßer Gerechtig keit-liebe sich andrer Nationen annähmen. Abg. Frh. Heyl zu Herrnsheim sprach dem Reichskanzler das Vertrauen der Nationalliberalen zu seiner aus wärtigen Politik aus. Abg. Schrader (srf. Vgg.) unterstützte die Resolution betr. Kündigung der Aus- lieferungsverträge mit Rußland. Abg. Böckler (Aniis.) polemisierte gegen die Sozialdemokraten. Abg. Heine (soz.) befürwortete die sozialdemokratische Resolution, die um Vorleguna eines Gesetzes er sucht, durch das eine wirksame Verantwortlichkeit des Reichskanzlers festgelegt werde. Abg. Stadthagen (soz.) begründete die Resolution betr. Vorlegung eines Gesetzentwurfs zur Sicherung des Aufenthalts- Verhältnisses der Ausländer. Nach einigen Be merkungen der Abgg. v. Chrzanowski (Pole), Gröber (Ztr.) und des Geheimrats Halley wurde die Weiter- beratung vertagt. Am 17. d. wird die zweite Beratung desEtats des Reichskanzlers fortgesetzt. Abg. Haase (soz.) führt Beschwerde darüber, baß den russischen Auswanderern, sobald sie preußischen Boden betreten, fast mit Gewalt Schiffahrtkarten zur Reise über Hamburg nach Amerika aufgenötigt würden, dies geschehe selbst, wenn die Betreffenden gar nicht nach Hamburg wollten, die Schiffahrtkarte gelte dann als eine Art Paß. Ausländer seien in Preußen infolge der barbarischen Praxis der Polizei stets vogelfrei, obwohl das Auswandererwesen ge setzlich der Reichskontrolle unterstellt sei. Der Erlaß des preußischen Ministers des Innern, daß nur mit Schiffahrkartcn versehene Auswanderer durchgelaffen würden, sei direkt ungesetzlich. Abg. Graf MielczhnSki (Pole) begrüßt die jetzige Freiheitsbewegung in Rußland, und hofft, daß sie siegreich bleiben werde. Abg. Eichhorn (soz.) bespricht die polizeilichen Maßnahmen Preußens und Sachsens gegen dis Freizügigkeit, namentlich bei Angehörigen der sozial demokratischen Pariei. Staatssekretär Graf v. Posadowsky weist nach, daß das preußische Ansiedlungsgesetz nicht gegen Reichsgesetz und Neichsvsrfossung verstoße. Die Kontrollstationen hätten sich für sanitäre Zwecke sehr bewährt, da die Auswanderer oft aus Gegenden kommen, wo ansteckende Krankheiten herrschen. Auch Amerika, Frankreich und Australien hätten zum Teil weit schärfere Bestimmungen und Kontrolle über die Einwandernng. Er wolle nicht bestreiten, daß einzelne Mißgriffe borgekommen seien, das sei aber bei einer so umfangreichen Organisation nicht zu vermeiden. Die Niederlassung eines unbe scholtenen Deutschen sei heute gesetzlich ohne be sondere Erschwerungen möglich, wirtschaftlich stehe überhaupt einem Deutschen, der in irgend einem Bundesstaate seinem Erwerbe nachgehen wolle, nichts im Wege. Abg. Spahn (Zentr.) bekämpft die preußische Polenpolitik, der er vorwirft, daß sie auf Protestan- tisierung hinausgehe. Abg. Bernstein (soz.) warnt das deutsche Publikum, sein gutes Geld in russischen Anleihen anzulegen, Rußland werde in Zukunft seine Finanzen nicht mehr in Ordnung halten oder seine Zinsen bezahlen können, die Großsinanz entäußere sich auch schnell ihres russischen Besitzes. Fürst Bismarck habe seinerzeit auch die Beleihung der russischen Papiere verboten. Wer sein Geld nach Rußland gebe, mache c Ger klärt v. z E'« Akro die k Lefitz gesch «mar Mitt vom Steh in e miet- Beiß Als ließ keine und zur! Wer Wald geleg Qnei speist einia Volk Mt tag, feier Bevk teilm Zeit einen achtn im j mehr Schi! 3 Oftse eine nicht gesur schme Weni Nich Hund nur Seeh mich vcrspi C zwer lager Sinn es di mit haust, Rädc große halbe, in da einen die H boten 50 P kräftik Revol drohe, blick z in Un so we Weg^ Hilfe wurde Und v erst 1; S- 20 jäh des ir Wents der K Ei sich a w Pl aus L Zuges Von unä fern. Geldbriefmarder. Unte. dem Verdacht, eine Anzahl von Geldbriefen entwendet und ihres Inhalts beraubt zu haben, wurde Donnerstag mittag in Berlin der 28 jährige Postbote Paul H. verhaftet. Er hatte sich durch unverhältnismäßig große Ausgaben verdächtig gemacht, und man stellte ihm deshalb eine Falle, in die er auch ging. sich mitschuldig an der Massenschlächterei in Ostasien, die den Zaren zum Verbrecher stempelt. (Vize präsident Paasche ruft den Redner wegen dieser Bemerkung zur Ordnung und gleich darauf noch einmal, als Redner denselben Gedanken in andrer Form wiederholt.) Redner schließt damit, daß die Regierung hinter diesen Börsentreibereien stehen müsse. Reichskanzler Graf Bülow erklärt solche Ein griffe in daS Leben der Börse in der heutigen Zeit für unmöglich. ES sei richtig, daß Rußland eine Anleihe in Deutschland mit Hilse der großen Banken ausgenommen habe, und die deutsche Regierung habe keinen Grund gehabt, dieser Anleihe entgegenzuircten, da wir zu Rußland in guten politischen Be ziehungen ständen. Wenn Fürst Bismarck einstmals gegen eine russische Anleihe ausgetreten sei, habe er als Grund bezeichnet, daß Rußland die Gelder zur Rüstung gegen Deutschland verwenden wolle. Falls Japan bei uns eine Anleihe aufnehmen wollte, habe die Regierung nichts dagegen. Was Herr Spahn über die Ostmarkenpolitik gesagt habe, ent spreche einer unrichtigen Auffassung. Weder haben wir die Offensive ergriffen, noch denken wir daran, irgendwie eine Konfession im Osten zu bevorzugen oder gar die katholische zu bekämpfen. Wir be kämpfen lediglich die trotz aller schönen Redensarten vorhandene Tendenz der Großpolen, die Ostprovinzen von Deutschland und Preußen abzutrennen. Abg. v. Tiedemann (freikons.) charakterisiert auS seiner Erfahrung als Regierungspräsident die Polen und die polnische Bewegung und gibt dem Reichskanzler völlig recht, daß alle unsre Gesetze nur Abwehr-Maßregeln seien. DaS Endziel sei die LoSreißung der Ostprobinzen von Preußen, wie sie schon 1848 und 1863 versucht worden sei. Abg. v. MielczhnSki (Pole) erinnert den Vorredner daran, daß 1848 auch in Berlin Revo lution gewesen sei. Abg. v. Oldenburg- Januschau (kons.) führt an, daß der Reichskanzler in der Ostmarkenpolitik viel getan habe. In die russischen inneren Verhält nisse dürfen wir uns unter keinen Umstünden einmischen. Abg. Büsing (nat.-lib.) ersucht den Reichs kanzler, auf den bisherigen Wegen der Ostmarken- politik sortzufahren. Abg. Haase (soz.) erklärt die ministerielle Ver ordnung über die Zulassung der russischen Aus wanderer für ungesetzlich. Staatssekretär Graf Posadowsky erkärt, darüber werde er sich wohl mit dem Vorredner nie verständigen. Die Kontrollstationen seien nicht nur für die Auswanderer, sondern sollen hauptsächlich sür Rückwanderung dienen. Die Aufenthaltsbe schränkungen richteten fich in Preußen nur gegen vorbestrafte Leute. Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Spahn (Ztr.) und Gröber (Ztr.) legt Abg. v. Iazd - zewSki (Pole) die Wünsche und Ziele der Polen dar und sucht aus der Geschichte nachweisen, daß die preußische Regierung stets die Angreiferin und die Polen in der Abwehr waren. Die Behauptung deS Reichskanzlers, daß die Polen die Ostprovinzen vom Deutschen Reiche loßzureißen trachteten, könne er unmöglich ernst nehmen. Reichskanzler Graf Bülow erwidert dem Abg. MielczhnSki, daß eS zwar richtig sei, daß die Berliner im Jahre 1848 — wenn auch recht törichterweise — einen Aufstand gemacht hätten, daß sie damals aber absolut nicht die Absicht hatten, sich vom preußischen Staat loSzureißen, wie eS die Polen gleichzeitig taten. Die preußische Regierung habe eS an Ent gegenkommen gegen die Polen jahrzehntelang nicht fehlen lassen, eS habe aber zu immer größeren Agitationen der Polen geführt. Von seiner Ansicht über die großpolnische Agitation lasse er fich nicht abbringen. Nach einigen Bemerkungen des Abg. v. Gerlach (fr. Vgg ) schließt die Erörterung. Der Titel „Gehalt des Reichskanzlers" wird bewilligt. — Die Resolutionen über Elsaß-Lothringcn und über die Übersichten über die Bundesrats beschlüsse werden angenommen, desgleichen die Reso lution über die Kündigung der AuSlieserungsverträgc. Abgelehnt worden die Refolutionen über die Verant wortlichkeit der Minister und die Aufenthaltsverhält nisse der Ausländer. Damit ist der Etat des Reichskanzlers erledigt. Hierauf beginnt das Haus den Etat deS Auswärtigen Amts, der nach kurzer Debatte bewilligt wird.
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