Volltext Seite (XML)
bleiben. Aergerlich über!" Madame von dort, ans dein moorigen Gründe. (Forts, folgt.) v* mich nicht mehr! Wenn er , mich je verraten konnte?" — Wie lange Madeleine so dagestan den hatte, nimmer hätte sie es zu sagen vermocht, als plötzlich eine Stimme an ihr Ohr schlug und sie wie aus einem schwe ren Traume jäh erwa chen ließ. — „O, Herrin, hier seid Ihr?" hörte sie Ona sagen. „Ihr bliebet so lange aus! Der roojäkrtge K»met»enb»uni ini SckloKgsrten zu Pillnitz. Ein denkwürdiger Baum Deutschlands wurde von einem Unfall be troffen, der auf etwa 200 Jahre geschätzte Kamelienbaum im Schloß garten zu Pillnitz, der im Jahre 1801 auf seinen Platz dort verpflanzt wurde und als ältestes, von Japan nach Europa eingeführtes Exemplar, eine botanische Sehenswürdigkeit ersten Ranges bildet. Der im Frelen stehende Baum wird im Winter durch einen Holzbau geschützt, der ge heizt wird. Wahrscheinlich sind nun durch glühende Kohlen, die aus der Kesselfeuerung herausgefallen waren, die Holzteile des an das hölzerne Ueberwintemngshaus außen angebauten Heizraumes in Brand geraten. Dadurch wurde die eine Ecke des Gebäudes ergriffen und der Dach stuhl vernichtet. Zum Glück hat die obere Decke des Hauses Stand gehalten; damit wurde der Einsturz der Baulichkeit und die völlige Vernichtung d,er herrlichen Kamelie verhütet. melke sie vor sich hin. „Drubezkoi ist fern, aber v es befindet sich noch jemand auf Alexandrowo, der Madame Narzisse kennt! Er meint Etienne, und Etienne zum Sprechen zu bringen, wird nicht schwer sein, denn Etienne liebt mich ja nicht mehr! . . . Aber ich will nicht unterliegen! Leczinski soll nicht über mich triumphieren! Ich werde wieder lustig sein, wie die kleine Nina, lebensfroh, wie die glänzende Madame Narzisse einst war, und sollte mir auch das Herz darüber in Stücke springen! Etienne muß mich ja dann wie der lieben, wenn ich scherze und lache und schelmische Liedchen singe, und liebt er mich wieder, dann wird er mich auch nicht verraten können, sondern schweigen — schweigen!" Unten im Korridor blieb sie plötzlich stehen und starrte trostlos und verzweifelt vor sich hin. „Da ist es schon wieder," flüsterte sie, „das Rauschen, das ent setzliche Rauschen!" Sie fuhr mit der Hand über das bleiche, verzerrte Gesicht. „Aber was will ich denn nur?" fuhr sie fort. „Das ist ja nichts, nichts! Die Toten kommen nicht wieder, am allerwenigsten Der gnädige Herr erkundigte sich be reits zweimal nach Euch und da Ihr mir nicht gesagt hattet, daß Ihr einen weiteren Spaziergang vorhabt, so wußte ich ihm auf seine Frage keine andere Antwort zu geben, als die, daß Ihr in den Garten hinabgegangen wäret, und —" „Schon gut!" Madeleine, wandte sich langsam der Sprecherin zu. „Komm!" Sie schob ihren Arm durch den des Mädchens und schleppte sich so mühsam bis in ihr Schlafzimmer, dort warf sie sich über das Bett und lag lange völlig regungslos da. Sie hatte vom ersten Tage an gewußt, daß Leczinski sie be argwöhnte, und war auf alles gefaßt gewesen: aber diese offene Drohung, die er ihr heute ins Gesicht geschleudert hatte, erschreckte sie trotzdem mehr, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie,glich einem Reh, das den Jäger auf seiner Spur weiß und ihm geschickt und ängstlich zu entkommen sucht, dessen Furcht sich jedoch erst dann zur Todesangst steigert, wenn es den Lauf der Flinte sicht. Kraftlos, gebrochen an Leib und Seele, lag sie lang und unzufrieden mit sich selbst, machte er noch ein Paar Mal den Versuch, sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie gab nur knappe, einsilbige Antworten und verab schiedete sich vor dem Hoftor steif und förmlich von ihm. Da wallte es heiß in ihm auf und un fähig, sich länger zu be herrschen und alle Vor sicht außer acht lassend, raunte er ihr zu: „Sie kämpfen mit dem Mute der Verzweiflung, aber Tie werden dennoch un terliegen! Drubezkoi ist fern, aber vergessen Sie nicht, daß sich noch je mand auf Alexandrowo befindet, der Madame Narzisse kennt!" — Er lüftete die Mütze und ging rasch die Land straße hinab, und Ma dame blickte ihm nach, bis seine Gestalt im Nebel verschwunden war. — „Etienne liebt hingsstreckt auf den weichen Decken und vermochte sich weder zu regen, noch etwas zu denken. Ona weinte leise in sich hinein und trocknete der geliebten Herrin den Schweiß fort, der kalt ihre Weiße Stirn deckte. Endlich schlug Madame die Augen auf; sie waren trübe, gleich sam verschleiert. „Mich dürstet!" flüsterte sie matt. Ona beeilte sich, ihr ein Glas Wasser zu reichen, aber sie schüttelte den Kopf. „Nein, gib mir Wein," sagte sie, „denn ich muß Kraft haben!" Das Mädchen besorgte das Verlangte und Madame leerte das Glas auf einen Zug. Wie flüssiges Feuer strömte es ihr durch die Adern^ „So," sagte sie, „nun kleide mich sorgfältig an, hörst Du? Ich muß schön sein heute Abend, so schön, wie damals, als — Fürst Drubezkoi hier war. Weißt Du noch?" „Ach, Herrin, Ihr seid so krank!" klagte die Zofe. — „Nun, deshalb fällst Du mich ja eben Putzen, damit Niemand etwas davon merkt!" entgegnete ihre Herrin mit einem ver- zweifelten Lächeln. „Gib mir das schwarze Sam metkleid, das ich an jenem Abend trug. Und lege auch einen Kranz von Narzissen um den Ausschnitt." — „Es gibt keine Narzissen mehr, Herrin," sagte Ona leise, „ihre Zeit ist vor ¬ senkte den Kopf. — „Es gibt keine Narzissen mehr, wie es auch keine Madame Narzisse mehr gibt!" sprach sie dumpf. „Alles ist vergänglich!" — „Womit darf ich Euch schmücken, Herrin?" wagte Ona zu fragen. — Madame blickte wie aus einein Traume auf. — „Oeffne dort den Kar ton!" sagte sie. „Es liegt ein Kranz künst licher Narzissen darin, den will ich nehmen. Wer nicht ein sehr scharfes Auge hat, merkt wohl kaum, daß die Blu men nur ein schwacher Abglanz ihrer natür lichen Schwestern sind." Sie seufzte. „Dieser Kranz paßt heute auch besser zu mir als einer aus lebenden Blüten!" Sie warf ein schwarzes, schleierartiges Gewebe um die entblößten Schultern und verließ das Gemach. — „Wie sagte er doch?" mur- „Ja! Immer und ewig!" sprach Madame Narzisse leise und faltete mechanisch die Hände. „Das will ich nicht hoffen," sagte Leczinski scharf. „Ich hoffe vielmehr, daß er eines Tages zurückkehrt und spricht. Aber wehe dann denen," fügte er drohend hinzu, „gegen die er Anklage zu er heben hat!" Madame lachte auf. Es war ein wildes, verzweifeltes Lachen, das seltsam laut in den stillen Abend hineinschallte. „Glauben Sie das wirklich?" rief sie mit heiserer Stimme. „Nun, ich sage Ihnen, er wird nie sprechen, — nie — nie!" Er umklammerte plötzlich mit festem Griff ihr feines Hand gelenk. „Ah, verraten! Wie können Sie das Nüssen?" zischte er, seiner Sinne kaum mehr mächtig, aber im nächsten Augenblick wußte er, daß er zu rasch, zu unvorsichtig vorgegangen war, denn Madame sah ihn kalt an und sagte mit erkünstelter Ruhe: „Es machte mir Scherz, Sie durch Widerspruch ein wenig zu reizen, aber wie ich sehe, sind Sie zum Scherzen nicht aufgelegt!" — Er gab sie frei, und sie schritt so schnell vorwärts, daß er Mühe hatte, an ihrer Seite zu