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politische Aunälchau. Die revolutionäre Bewegung i« Rutzlaud. ^Großfürst Sergius, der Onkel und zugleich Schwager des Kaisers (er hat die ältere Schwester der Zarin zur Fran) ist am Freitag nachmittag in Moskau das Opfer eines Bombenattentats geworden. In der Nähe des Justizpalastes wurde eine Bombe unter seinen Wagen geworfen, die unter furcht barem Knall zertrümmert wurde; der Großfürst wurde in Stücke zerrissen. Die Attentäter, von denen einer schwer verletzt ist, und mehrere ver dächtige Studenten wurden verhaftet. "„Semski S ob or" ill gegenwärtig das allgemeine Schlagwort in Rußland; es be herrscht augenblicklich alle Tagesfragen, be schäftigt Liberale wie Konservative; jeder ist überzeugt, daß etwas Entscheidendes eintreten muß, daß Rußlands inneres Staatsleben an einem Wendepunkt angelangt ist, und daß es kein Zurück gibt, nachdem einmal die Kugel ins Rollen gebracht worden ist. Die Einberufung einer Volksvertretung ist vom Zaren im Prinzip bereits beschlossen, freilich erwartet man nicht einen Semsli Sobor, der wie das Wort Semski besagt, nur die Stimme des Landbesitzes zum Ausdruck bringt, sondern die Vertretung allerStände soll sich daraus herausarbeiten. "Die polnisch-sozialistischen Streikkomitees fordern zur unverzüglichen Wiederaufnahme der Arbeit auf, nachdem die Ausstandsbe wegung in Russisch-Polen als politische Demonstration ihren Zweck er reicht habe. Die Arbeiter sollen jetzt ihren Werken ihre wirtschaftlichen Forderungen vor legen; sollte diesen nicht bis zum 1. Mai ent sprochen werden, so würde ein Generalstreik ausbrechen. "Die Krankheit Pobedonoszews hat sich, wie aus Petersburg gemeldet wird, sehr verschlimmert. Er muß allen Negierungs geschäften fern bleiben und wird durch Sabler, seinen Gehilfen im Neichsrat, vertreten. Auf Anraten der Arzte darf er überhaupt nicht mehr tätig sein, selbst wenn eine Besserung in seinem Befinden eintreten sollte. * * Der russisch-japanische Krieg. " Die Friedensvermittelungen werden zwar jetzt von verschiedenen Seiten geleugnet, aber in einer Art und Weise, die eine indirekte Bestätigung dafür sind, daß wenigstens Versuche nach jener Richtung hin gemacht wurden. Auch meint man, die „Semski Sobor". Bewegung in Rußland werde von der Regierung zugelassen, um von einer solchen Volksvertretung den Fliedensvorschlag zu hören, worauf man dann mit mehr Anstand als jetzt zu Verhandlungen gelangen könnte. "Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß die Agitatoren für den Frieden in ihren Mitteln nicht besonders wählerisch find. Um den weitesten Kreisen die Notwendigkeit eines so fortigen Friedensschlusses klarzumachen, wird namentlich immer und immer wieder darauf hingewiesen, daß Deutschland die jetzigen Schwierigkeiten Rußlands ausnutzen wolle, um den russischen Einfluß auf dem Balkan ganz matt zu setzen, und da der Russe im Innersten seines Herzens doch mindestens ein gewisses Mißtrauen gegen die deutsche Politik hegt, so sollen solche Hinweise auf einen sehr empfäng lichen Boden. "Die Japaner beschossen dieser Tage den Putilow-Hügel mit achtzölligen Ge schützen und verwendeten 250 Pfund schwere Geschosse. Hieraus geht hervor, daß die Belagerungsgeschütze von Port Arthur in den Linien der Japaner aufgestellt sind; das russische Zentmm ist dadurch in eine neue schwierige Lage gebracht. "Die russische Regierung bestellte bei ver schiedenen österreichischen Etablissements Geschütze und Geschosse für viele Ml- lionen Mark. * * Deutschland. * Der Kaiser wohnte der Enthüllung des Denkmals für den Admiral Coligny im Berliner Lustgarten bei. Der Admiral ist der Großvater der Kurfürstin Luise Henriette, der Gemahlin des Großen Kurfürsten; er war das erste Opfer der „Pariser Bluthochzeit". "Zur silbernen Hochzeit des Kaiserpaares werden die Schleswig- Holsteinschen Jungfrauen auf Wunsch der Kaiserin Gaben zur Errichtung eines Säuglings heims sammeln. Bisher sind bereits 60 000 Mark eingegangen. Anfangs war die Schenkung eines Bauernhauses geplant. Herzog Karl Eduard von Sachsen-Koburg- Gotha. * Herzog KarlEduardvonSachsen- Koburg und Gotha hat sich mit Prinzessin Viktoria Adelheid, der ältesten Tochter des Herzogs Friedrich Ferdinand zu Schleswig - Holstein - Sonderburg-Glücksburg, verlobt. "Gegenwärtig ist ein industrielles Syndikat in Vorbereitung, das dem Handel und der Industrie die Wege in Abessinien eröffnen soll. Man wird zunächst die Ergebnisse der gegenwärtig in Abessinien befindlichen deutschen außerordentlichen Gesandtschaft abwarien und dann sachkundige Persönlichkeiten bestimmen, die das Land bereisen sollen. Es wird be absichtigt, unter Anlehnung an eine deutsche Bank das Syndikat weiter auszugestalten. Vian erwartet in interessierten Kreisen, daß auch die Regierung dem Unternehmen ihre Unterstützung nicht versagen wird "Der Bundesrat stimmie der Ausprägung weiterer Zehnpfennigstücke in Höhe von fünf Millionen Mark zu. "Von der Reichstagskommisfion find die Handelsverträge mit allen gegen die Stimmen des Abg. Gothein (freis. Vgg.) und der Sozialdemokraten angenommen worden. "An der Annahme der neuen Handelstarifverträge durch den Reichstag wird nicht gezweifelt. Man hält es auch für sicher, daß die Parlamente der übrigen Bertragsstaaten ihre Zustimmung erteilen werden. Es ist deshalb darauf zu rechnen, daß anfangs März nächsten Jahres die neuen Handelsbeziehungen platzgreifen werden. Es werden sich infolgedessen die verschiedensten Arbeiten notwendig machen. Was zunächst Deutschland selbst betrifft, so wird der Bundesrat die letzte Hand an das amtliche und an das statistische Warenverzeichnis zum Zolltarif legen müssen, um auch für die Zollbeamten die Aus führung des gleichzeitig mit den neuen Tarif verträgen in Kraft zu setzenden autonomen deutschen Zolltarifs zu erleichtern. Aber auch in andern Staaten werden sich ähnliche Arbeiten nötig machen. Rußland beispiels weise hat sich, da von der deutschen Handels welt der Mangel eines russischen Amtlichen Warenverzeichnisses unangenehm empfunden wird, verpflichtet, wenigstens eine Zusammen stellung der Zolltarifentscheidungen, wie sie auch in Frankreich existiert, vorzunehmen und zu veröffentlichen. Spätestes anfangs 1907 wird diese Zusammenstellung .üg sein. "Dem Vernehmen nach werden demnächst im kaiserl. Statistischen Amt die Beratungen der Sachverständigen mit den Beamten des Amtes über die Festsetzungen der Einheitswerte für die im Jahre 1904 ein- und ausgeführten Waren beginnen. Im März werden die Beratungen erst zu Ende geführt werden können. "Die Verhandlungen der braun schweigischen Lotterieverwaltung mit Preußen bezwecken die wechselseitige Zulassung der Lotterielose: von einer Ver schmelzung der beiden Lotterien ist keine Rede. Jetzt ruhen die Verhandlungen wieder. "Im Stuttgarter Gemeinderat wurde auf Antrag des sozialistischen Gemeinderats mitgliedes Kloß beschlossen, der notleidenden Bergarbeiterschaft des Ruhrgebietes eine Unterstützung von 5000 Mk. städtischerseits zu bewilligen. Für den Antrag stimmten 14 und gegen denselben 6 Mitglieder. — Ein gleicher, in der Breslauer Stadtverordnetenver sammlung gestellter Antrag wurde ab ge lehnt. Das Gleiche geschah in Fürth. Österreich-Ungarn. * Im österreichischen Abgeordnetenhause sprachen sich fast sämtliche Redner gegen die Fortdauer der wirtschaftlichen Zusammen gehörigkeit mit Ungarn auf Kosten Österreichs aus. Frankreich. "Der Senat hat sämtliche Artikel deS Militärgesetzes angenommen. Damit ist die zweijährige Dienstzeit gesetzlich fest gelegt, denn obwohl wegen einiger vom Senat vorgenommener Änderungen die Vorlage an die Deputiertenkammer zurückgehen muß, ist an der Zustimmung mcht zn zweifeln. Rußland. * Ein seltsamer Zufall hat es gefügt, daß an demselben Tage, der über das Zarenhaus so blutiges Unheil gebracht hat, Prinz Fried rich Leopold von Preußen in Zarskoje Selo eintraf, der dem Zaren einen Brief seines kaiser lichen Vetters überbrachte. Von London nach Pans im Ballon. In sechs Stunden mit dem Ballon von London nach Paris sind, wie bereits mitgeteilt, zwei Pariser Sportsmänner, Jacques Faure und Herbert Lantham, gefahren. Sie haben so auf die schnellste nur mögliche Art die Reise zurück gelegt und eine romantische, an großartigen Eindrücken und Aufregungen reiche Fahrt durch gemacht. Faure ist zwar erst 32 Jahre alt, machte aber bereits seine 125. Ballonfahrt, während sein Vetter Lantham ein Neuling in den Mysterien des Luftreiches ist und seine erste Fahrt machte. Faure erzählte etwa folgendes über sein interessantes Abenteuer? „Es ist mir nur geglückt, die Fahrt zu machen," meint er, „weil ich mich durch keine Hindernisse zurück schrecken ließ. Man legte mir überall Schwierig keiten in den Weg. Um 6'/- Uhr abends ist alles fertig; ich brenne vor Ungeduld und Begier und um 7 Uhr rufe ich endlich mit freudig erregter Stimme: „Los!"; eine ungeheure Menge hat sich angesammelt, ein wildes „Hurra" begleitet unsern Ausstieg. Wir schießen in die Höhe und lassen die tausendköpfige Masse tief unter uns. Wir steigen und steigen, bald find wir 2000 Meter hoch. London leuchtet unter uns auf; aus einem dichten Nebelschleier blitzen Flammen und Lichter. Das Mondlicht gießt seinen bleichen Glanz in den weiten Äeltenraum und erfüllt mit einem blassen Schimmer die Luft. Und plötzlich blitzt es auf, und ein unruhiges Gewoge breitet sich unermeßlich unter uns aus: es ist das Meer. Ich wende mich zu meinem Kameraden, dessen erste Fahrt es war, und zeige auf die leise glänzende Fläche: „Bist du fest entschlossen?" frage ich. „So fest wie du l" „Nun dann vorwärts!" Wir hatten den „Hervö-Stabilisator" bei uns und verwandten ihn sofort, als wir über dem Meere waren, mit glänzendem Erfolge. Wir gerieten, bis auf eine Höhe von etwa 800 Meter herabsinkend, in eine Windhose, und der Ballon neigte sich bedenk lich ; doch durch den Apparat geriet er bald in die schönste Gleichgewichtslage, und nun be gann sür uns der schönste Teil der Fahrt, eine zauberhafte Traumreise, wie wir sie bisweilen in den Märchen lesen, wenn ein magisches Noß den auSerwählten Prinzen über ferne Weiten durch die Luft trägt. In der lautlosen Ruhe der Nacht, die uns umfing, schwamm der Ballon langsam und still dahin, umflossen von den milden Melancholien der Mondesklarheit, während hinter uns im Wasser der Stabilisator seine glänzende, filbrig aufblitzende Spur zog. Aus dieser hinreißend schönen Traumfahrt weckte uns der stärker werdende Wind; ich hielt es für klüger, mich über das Meer hinaus zuheben, da uns ein Windstoß hätte Hinein schleudern können, und stieg wieder in die Lüfte. Doch was für ein Anblick bot sich uns da erst! Wie eine Vision der Erhabenheit und Größe erschien uns nun das Meer, der Himmel und die Wolken, während unten wie zwei Möwen zwei weiße Dampfer vorbeifuhren, deren Schnaufen wir in der Nachtstille hörten. Zwei Stunden nachdem wir das Festland von Eng land aus den Augen verloren hatten, langten wir in der Höhe von Dieppe an. Ich hatte mein Ziel erreicht, den Kanal mit dem Ballon zu durchqueren. Wir segelten weiter, ungewiß, wo wir waren und wo wir uns herablassen sollten. Plötzlich schien der Horizont sich auf zuhellen; ein lichter Schein zuckte am Himmel auf. „Es wird Tag," sagte mein Vetter. Doch es war erst ein Uhr; wie hätte die Sonne, die jetzt im Winter so träge ist, schon aufwachen sollen? Es mußte also das Licht einer großen Stadt sein. Wir näherten uns. Die Lust war klar, ohne jeden Nebel, da sah ich in einem ganz feinen Dunst Tausende von Lichtern leuchten; als alter, erfahrener Kenner unsrer Hauptstadt wußte ich sogleich, das ist Paris, und bas Herz schlug mir Höher. Von London nach Paris im Luftballon, das war mehr, als ich mir vorgenommen hatte. Wir beschlossen also, zur Erde uns herabzusenken, und um 1 Uhr 45 Minnien morgens kam der „Aero- Club II" auf festen Boden in der nächsten Umgebung von Paris nieder. Wir waren in sechs Stunden von London nach Paris ge langt. Niemand rundum zu sehen! Ich ließ meinen Vetter in der Gondel zurück, in der er fest einschlief. Ich besorgte in der Nähe einen kleinen Wagen, auf den der Ballon verladen wurde. Dann gingen wir beide, bis wir eine Droschke trafen, und kamen so recht vergnügt von unsrer Lustfahrt nach Hause." Hk (Inter äer Mske. 21) Roman von Lady Georgina Robertson. (Fortsetzung.) Kein schüchterner Jüngling, kein noch so spröder Backfisch konnte irgend welche Bekannt schaft gemacht haben, ohne daß es Miß Rowleys scharfe Augen bemerkt hätten. Wenn jemand, der ihre Zunge fürchtete, einen Umweg machte, so war es klar, daß er kein gutes Gewissen hatte oder hochmütig war. Und nach diesem gefährlichen Orte richtete Lsdy Chesleigh ihre Schritte, um eine kleine Erfrischung zu sich zu nehmen. Miß Rowley war ausnehmend liebens würdig. Sie brachte ihrem neuen Gaste selbst die gewünschten Biskuittörtchen, veranlaßte ihn, ein Glas Limonade zu trinken und rückte den bequemsten Stuhl zurecht. Dann schien ihr die Zeit gekommen, um die Fragen über das „Woher" und „Wohin" zu stellen. Jeder Klatsch lag Ellen fern und sie fiel Miß Row leys Neugier gleich zum Opfer. „Sie find fremd hier," begann die Dame, „daS bemerkte ich gleich. Werden Sie längere Zeit in Brookton bleiben?" „Einige Wochen," entgegnete Ellen zaghaft. „Und haben Sie schon eine Wohnung ge funden? Ich könnte Ihnen sonst eine nach weisen." Ellen war sehr erfreut über das Anerbieten; dann erinnerte sie sich der Rolle, die sie spielte und sagte, daß ihre Mittel ihr nur ein kleines Zimmer erlaubten. Das war ja gerade, was Miß Rowley meinte. Sie sah forschend in das Gesicht der Fremden. Das einzig Schöne wcn der Mund, dessen sein geschwungene Linien auf ein jugend liches Alter deuteten. Andre Gäste traten ein und nahmen Miß Rowleys Aufmerksamkeit in Anspruch. Ellen beobachtete sie und faßte den Entschluß, sich bei ihr nach den Ashbrooker Verhältnissen zu er kundigen. Aber wie sollte sie es anfangen? Würde ihre Stimme nicht die Bewegung ver raten, die bei dem Gedanken an ihren Mann, an ihr Kind sie durchbebte? Als Miß Rowley wieder zu ihr kam, um ihr noch Backwerk anzubieten, fragte Ellen: „Ist Brookton eine große Stadt?" „Nicht groß, aber sehr vornehm," war die Antwort. „Wohnen einige von den Adelsfamilien hier?" fragte Ellen weiter. Miß Rowley strahlte. Hier war doch jemand, der sich für ihre Erzählungen inter essierte. „Brookton gehört zum großen Teil Lord Chesleigh," erwiderte sie. „Sein Gut Ashbrooke liegt nicht weit von hier." Ellen war außerstande, ein Wort zu sprechen. Schon die Nennung des Namens, den auch sie trug, brachte sie um ihre Fassung. Miß Rowley bemerkte ihre Erregung nicht, sondern fuhr fort: „Ich habe die Lieferungen für seinen Haushalt und er spricht öfter vor. Leider hat er großen Kummer." Ellen fühlte, daß sie bleich wurde. Er war in Sorge — was konnte es sein? Großer Gott, wenn das Kind krank wäre! „Ja, große Sorge hat er," wiederholte Miß Rowley. „Er war verheiratet mit einer schönen, liebenswürdigen Frau. Man hat mir Dinge von ihr erzählt, die mir die Tränen in die Augen brachten, ob sie wahr find oder nicht." Aber keine Frage verriet, welches Interesse ihre Zuhörerin an dem Bericht nahm und sie fuhr fort: „Lord Chesleigh reiste mit seiner Frau nach Italien, ich glaube wegen ihrer Ge sundheit und bei einer Seereise ertrank sie." „Sie ertrank?" fragte Ellen mechanisch. „Ja, ist es nicht schrecklich? Ich habe sie nie gesehen, aber sie soll so schön gewesen sein. Alle bewunderten ihr goldblondes Haar. — Sie sind ganz brünett. Sie haben wohl lange im Auslande gelebt?" „Das habe ich," sagte Ellen, deren Hände so zitterten, daß fie kaum das Glas halten konnte. „Lord Chesleigh wird sich Vorwürfe machen, daß er die Reise überhaupt unternommen hat," meinte Miß Rowley. „Ist das sein einziger Kummer?" fragte Ellen. „Daß er seine Frau verloren hat? Ja; mir scheint auch, daS ist wohl genug, obgleich es ja mehr Frauen in der Welt gibt." „Sie sprachen von einem Zimmer sür mich," unterbrach Ellen das Gespräch. „Wollen Sie mir die Adresse geben?" Und nachdem sie dieselbe erhalten hatte, ver ließ sie den Laden. Draußen in der frischen Luft kam sie wieder zu sich. Sie fragte sich, ob sie nicht doch wohl zu viel unternommen hätte. Wie sollte fie ihren Plan durchführen, wenn schon der Klang von ihres Gatten Name fie so mächtig erregte! Es dauerte eine Weile, bis Ellen sich so weit faßte, um den Namen — Mrs. Bonder — zu lesen, welchen Miß Rowley ihr ausgeschrieben hatte. Nachfragen ergaben, daß die Witwe am Ende der Straße wohnte, in einem der freund lichen Häuschen, die fie vorhin so bewundert hatte. Das Zimmer gefiel ihr, die verlangte Miete war nicht hoch, und Ellen nahm »S gleich in Besitz. Es war ihr ein lieber Gedanke, jetzt in der Nähe ihres Kindes zu weilen, zu wissen, daß jeder Tag ihr ein Wiedersehen bringen konnte. Und eine Ueberraschung wartete ihrer. NrS. Bonder kam heraus, um wegen des Abend brotes zu fragen; sie war eine redselige kleine Frau und hielt es für ihre Pflicht, ihre Mieterin zu unterhalten. Lady Chesleigh wäre lieber allein gewesen; aber als fie im Laufe des Gesprächs erfuhr, daß Mrs. Bonders Tochter im Schlosse diente, war ihr Interesse völlig bei den Erzählungen. Es war nicht schwer, die Redelust der Wirtin auf Lord Chesleigh und sein Kind zu lenken; sie konnte hunderterlei Dinge von ihnen berichten. „Es ist ein Vergnügen", sagte sie, „wenn mau die beiden zusammen durch die Stavr gehen fleht. Die Kleine strahlt und hält die Hand des Vaters so fest, als ob sie dieselbe nie loslassen wollte. Uird wie viel er von vem Kinde häll. Er lebt nur für dasselbe und wv es kaum aus den Augen."