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Allgemeiner Anzeiger : 08.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190502080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19050208
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19050208
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-08
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.02.1905
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politische Kunälekau. Die revolutionäre Bewegung in Ruhland. * Der Zar hat Abgesandte derArbeiter der Staatsdruckereien empfangen und sich mit den einzelnen über deren Arbeit und persönliche Verhältnisse unterhalten. * Eine Sozialreform auf dem Gebiete der Arbeiterfrage soll auf die Anregung Herrn v. Wittes in Angriff genommen werden. Im Ministerrate wurde über die Untersuchung der Vorgänge vom 22. Januar gesprochen und der Finanzminister beauftragt, eine Reform der sozialen Gesetzgebung auf dem Gebiete der Arbeiterfrage auszuarbeiten. (Das wäre immer hin etwas!) 'Zur Entlassung 'Sw iato Polks kommen eigentümliche Meldungen aus Peters burg, aus denen sich ergibt, daß die Demission mit allen Zeichen der Ungnade eiteilt worden ist. Der Zar hat einfach das Gesuch ge nehmigt ohne die üblichen Gnadenbezeugungen. Nun meldet auch noch die Petersburger Telegr.- Agentur', der bisherige Minister des Innern, Fürst Swiatopolk-Mirski, sei auf elf Monate ins Ausland „beurlaubt" worden. *Aus welchem Grunde das ,Wölfische Bureau' am Donnerstag die Nachricht von der Freilassung Gorkis in die Welt hinein telegraphiert, ist unklar. Gorki befand sich auch am Sonntag noch in Haft, wird aber be handelt, wie ein gefangener Offizier. Über haupt wird über die Aufstandsbe wegung in Rußland das Blaue vom Himmel heruntsrgelogen; kontrollieren kann man es ja nicht so leicht! 'Die Duma in Kiew beschloß, eine Ergebenheitsadresse an den Fürsten Swiato polk-Mirski abzusenden, worin sie ihr Bedauern über die Erkrankung des Fürsten ausspricht und ihm baldige Genesung wünscht. In der Adresse wird weiter die Hoffnung aus gesprochen, den Fürsten in den ersten Reihen der erwählten Begründer der Wieder geburt des Vaterlandes zu sehen. 'Die Zahl der bei den Unruhen in Warschau Getöteten ist sehr hoch und beläuft sich, nach Angabe des Arztepersonals, auf sechshundert, die der Verwundeten auf mehr als tausend. Die Beerdigung der Getöteten wurde in der Nacht unter dem „Schutze" des Militärs vorgenommen. * * * Ter russisch-japanische Krieg. 'Kuropatkins Mißerfolg wird nunmehr auch russischerseils zugegeben. Wie dem,B. T.' aus Petersburg gemeldet wird, ist die fünftägige Schlacht auf dem russisch n rechten Flügel resultatlos verlausen. Beide Teile haben unter großen Opfern ihre früheren Positionen behauptet. Ungemein schwer waren dieKampses- bedingungen; die gewöhnlichen Geschütze erwiesen sich zur Zerstörung von Verschanzungen wirkungs los, nur M elin i t b o m b en konnten den ge frorenen Boden sprengen. Hierzu trat die furcht bare Kälte. Die Arzte konnten die Verwundeten nicht verbinden, weil ihnen die Finger erstarrten. Verwundete, die nicht sofort ausgenommen wur den, fand man nach ein oder zwei Stunden erfroren. Viele erfroren beim Transport, daher die hohe Verluftziffer. 'In Petersburger politischen Kreisen erhält sich seit dem letzten Mißerfolge Kuropatkins mit großer Hartnäckigkeit das Gerücht, die A b - berufung des Oberkommandierenden der Mandschurei-Armee Kuropatkin sei binnen kurzem zu erwarten. Es darf als sicher ange sehen werden, daß der Petersburger Generalstab größere Personalveränderungen in der Führung der Mandschurei-Truppen für notwendig hält, und Kuroparkin soll obenan in der Liste der jenigen stehen, die zurückberufen werden sollen. ' General G r i p e n b e r g hat aus „Gesund- hsitsrücksichteu" den Oberbefehl über die zweite Mantschureiarmee an den Korpslommandeur General Mylow übergeben. 'Die Zeitung ,Nuß' veröffentlicht ein sen- satiowlles Gerücht, wonach die von der russi schen Regierung sür Wladiwostok gecharterten ausländischen Schiffe sich frei willig in die Hände der Japaner begeben, da sie hoch versichert seien und 80 Prozent der Frachtgelder im voraus erhielten, überdies von den Japanern Prämien bekämen. Be weise für diese ungeheuerliche Behauptung bringt das Blatt nicht bei. * Die neueren Urteile über General Stössel erfahren durch folgendes, offenbar absichtlich in diese Form gefaßtes Beileids telegramm des Admirals Jessen an die Witwe des Generals Kontradenko eine eigenartige Beleuchtung: „Wir bitten Sie ergebenft, gnädige Frau, den aufrichtigen Aus druck unsrer Betrübnis über diesen nicht nur für Sie, sondern auch für das ganze teure Großfürst Nikolaus Michajlowitsch. Großfürst Nikolaus Michajlowitsch ist der älteste Sohn des Großfürst-FelvmarschallS Michael Nikola jewitsch. Er ist Anhänger der Neformpartei und daher am russischen Hofe wenig beliebt. Kürzlich wurde er der Stellung als Befehlshaber der kauka sischen Grenadier-Division in Tiflis enthoben. Der jetzt 45 jährige Großfürst hat eine gründliche mili tärische Erziehung genossen. Er war zwei Jahre Kompagniechef, drei Jahre Schwadronschef, drei Jahre Kommandeur eines Infanterie-Regiments und sechs Jahre Divisions-Kommandeur. Im türkischen Kriege erhielt er den Georgenorden und prcußischerseits den Orden Lour Is merits. Rußland nicht wieder gutzumachenden Verlust entgegenzunehmen. Denn ohne diesen Verlust würde unsre Zitadelle unzerstörbar erhalten sein." * * * Deutschland. * Der Kaiser hat in einem an den Reichs kanzler gerichteten Erlaß seinen Dank sür die ihm zu seinem Geburtstage dargebrachten Glückwünsche ausgesprochen. * Das Befinden des Prinzen Eitel Friedrich hat sich seit Freitag soweit ge bessert, daß die täglichen Berichte der Arzte fortan in Wegfall kommen. * Prinz Ludwig, der präsumtive bay rische Thronerbe, hat am Donnerstag mittag eine Deputation des Zentralkomitees der bayrischen Zentrumspartei in Audienz empfangen. Für die gegenwärtige politische Lage in Bayern ist bas um so bezeichnender, als Prinz Ludwig bisher es vermieden hatte, mit den Männern des Zentrum in nähere Be rührung zu treten. 'Nach den Dispositionen sür die Ver handlung über die Wasserstraßenvor lage im Preuß. Abgeordnetenhause liegt der Schwerpunkt derselben in der den Anfang bildenden generellen Erörterung. Diese und die damit eng zusammenhängende Spezialbesprechung des Rhein-Hannover-Kanals wird am Montag zum Abschluß gebracht werden können. Man hofft aber an diesem Tage die ersten und für das Schicksal der ganzen Vor-! tags entscheidenden A bstimmungen bereits! vornehmen zu können. Der Nest, der Groß- ! schiffahrtsweg Berlin-Stettin, die öst lichen Wasserstraßen und die verschiedenen von der Kommission der Vorlage beigefügten Neben- bestimmungrn dürften sodann voraussichtlich keine allzulange Zeit in Anspruch nehmen, so daß voraussichtlich bis zum 11. Februar außer der zweiten Lesung auch die dritte Lesung der Wasserstraßenvorlage zum Abschluß gebracht werden kann. *Jm Ruhrrevier zeigen sich noch keine friedlichen Anzeichen. Von der Untersuchung der Bergarbeiterbeschwerden durch eine gemischte Kommission find die Arbeiter- Vertreter fortgeblieben, weil ihnen die Stenographen verweigert wurden und sie sich auch sonst in ihrer Bewegungsfreiheit beengt fühlten. Frankreich.' * Am Freitag wurden die Zeugenver- nehmungenvorderHull-Kommission geschlossen. Die Russen blieben bei der Be hauptung, daß sie von japanischen Torpedo booten bedroht wurden! * Der neue Marineminister Th o m- s o n beabsichtigt, die von seinem Vorgänger Pelletan abgeschafften Flottenmanöver im Laufe dieses Jahres wieder abzuhalten. Spanien. 'Don Quixote, der edle Held von La Mancha, dem Cervantes in der gleich namigen Dichtung ein klassisches Denkmal ge setzt hat, soll vom 7. bis 9. Mai Gegenstand großer Ehrungen in ganz Spanien fein. Der neue Ministerpräsident selbst hat die Sache in die Hand genommen. Deutscher Reichstag. Am 3. d. wird die zweite Lesung dcS Etats des Reichsamts des Innern nebst den dazu vorliegenden Resolutionen fortgesetzt. Ab. Gothein (frs. Vgg.): Es ist ausgeschlossen, daß die Bergarbeiter auf das Versprechen des Preuß. HanoelsministerS hin die Arbeit aufnehmen. Bis die Novelle zum Preuß. Berggesetz erledigt ist, kann es noch lange dauern. Außerdem verlangen die Arbeiter mit voller Berechtigung, daß alle Berg leute unter ein einheitliches Reichsberggesetz gestellt werden. Der Zechenbeiricb muß der Gewerbeordnung unterstellt werden. Uuscre Resolution fordert nur das notwendigste. Der Bundesrat muß die Be fugnis erhalten, die Arbeitszeit einzuschränken, denn Preußen tut es nicht mit Rücksicht auf seine eigenen Betriebe. Wir verlangen ein gesetzliches Verbot des Nullens und die Gleichstellung der Arbeiter und Arbeitgeber bei Abschluß des Arbeitsvertragcs. Nbg. Spahn (Zentr.): Wir werden sowohl der freisinnigen wie der nationalliberalen Resolution zustimmen. Das Reich ist unter allen Umständen für die Bergzesetzgebung zuständig, und ich freue mich,daß der Staatssekretär die Notlage, die zum gesetzgeberischen Einschreiten nötigt, zugegeben hat. Der sozialdemo kratische Antrag ist nnr eine Wiederholung der Forderungen, die wir 1892 beim preußischen Berg gesetz erhoben haben. Wir verlangen den acht stündigen Normalarbeitstag vom Beginn der Ein fahrt bis zum Beginn der Ausfahrt, ein Verbot des Wagennullens und die obligatorische Einführung von Arbeiterausschüssen und Kontrolleuren aus dem Arbeiterstand. Der Streik ist durch den Widerstand der Arbeitgeber gegen das Koalitionsrecht der Ar beiter verursacht. Wo ist denn der lang ange kündigte Gesetzentwurf über die Rechtsfähigkeit der Berufsvercine? Die Novelle zum Berggesetz könnte auch schon fertig sein! Die Arbeiter haben mit Recht ein Mißtrauen gegen die Haltung der preußi schen gesetzgebenden Körperschaften. An unserm guten Willen dürfen sie jedoch nicht zweifeln. Sachs. Bundesbevollmächtigter Geh «RatFis cher verteidigt das Verhalten der sächsischen Gerichts höfe in einer Strafsache wegen KonlraktbruchS gegen frühere Angriffe des Sozialdemokraten Sachse. Abg. Frh. v. Richthofen (kons.): Wir werden gegen alle Anträge stimmen. Wir hatten den Streik für ein nationales Unglück, sür ein Verbrechen gegen die Wohlfahrt des Vaterlandes. Auf administrativem Wege kann nur Preußen vorgehen, weil es die Ver waltungsorgane besitzt. Abg. Mugdan (frs. Vp.): Eine landesgesctzliche Regelung des Bergrechts wäre in diesem Augenblick ein schlimmer Fehler. Es ist traurig, daß Preußen mit partikularistlschen Maßnahmen den Bundesstaaten borangehi! Und wer verbürgt denn, daß der preußische Landtag die Novelle des Handels ministers zum Berggesetz nicht ablehnt? Besser als alle Bülowrcden gegen Bebel wäre es, wenn dcr Reichskanzler hi^r vor 14 Tagen mit einem fertigen A (Inter äer j^aske. 17j Roman von Lady Georgina Robertson, izoryekung.) Lord Chesleigh stand mit den beiden Damen auf Deck und bewunderte die landwirtschaftlichen Reize der Gegend. Mathilde war gleich ihm voller Bewunderung für die Szenerie, während Ellen sinnend in die blaue Flut starrte. Sie betrachtete die kleinen Wellen, die sich bildeten, indem das Schiff das Wasser durchschnitt, sie sah die Spiegelung des Himmels, dort am Horizont schien er sich mit dem Meere zu vereinigen. Wenn auch in Wirklichkeit der Übergang so leicht, so einfach wäre, wenn sie in die goldenen Tore hätte eingehen dürfen, ehe sie den großen Fehler ihrer übereilten Heirat beging! Und wie eine Vision kam die Idee über sie, wie alles werden würde, wenn sie jetzt stürbe. Ihre Eltern würden tief um sie trauern, aber die Sorge, die jetzt um sie auf ihnen lastete, würde von ihnen genommen werden. Auch Mathilde und Ariur würde ihr Tod treffen, ab sie würden sich bald trösten und nach Ablauf der Trauerzeit durften sie sich ganz angchören. Wohl würden sie auch fernerhin ihrer in Liebe und Wehmut ge denken, aber sie stand ihrem Glücke nicht mehr im Wege, sie konnten sich gegenseitig angehören und würden auch das Kind mit Liebe umfangen. — Das Kind! Bei dem Gedanken zog Ellens Herz sich krampfhaft zusammen. Nein, das Kind, die kleine Maus, wie Sir John es immer nannte, sollten sie nicht haben. Eine Hand legte sich auf Ellens Schulter und Mathildens Stimme unterbrach den düsteren Traum mit den Worten: „Ellen, liebstes Herz, du siehst so trostlos, so verzweifelt aus, was fehlt dir? Ich habe deinerMutter versprochen, über dich zu wachen und beobachtete dich schon eine Weile. Sage mir, was dich drückt?" „Ich weiß es selbst kaum," entgegnete die junge Frau ausweichend. „Versuche doch, glücklich zu sein," fuhr Mathilde fort, „du hast soviel Liebe im Leben und bist unser aller Sonnenschein. Wir kennen keinen höheren Wunsch als den, dich gesund und kräftig wieder nach England zurück zubringen." „Das kann ihr Ernst nicht sein," dachte Ellen bitter, „denn ich stehe ihrem Glück im Wege." „Sitze hier nicht allein, Ellen," begann Mathilde wieder, „laß mich bei dir bleiben und mit dir sprechen. Ich möchte so gerne etwas für dich tun, was es auch ist, wenn ich nur wieder ein Lächeln auf deinem Gesicht sehe." Ellen sah ihre Cousine an. „Ich danke dir," sagte sie, „ich glaube selbst, daß ich bald ganz glücklich sein werde." „Gott sei Dank," rief Mathilde aus, welche die Äußerung wörtlich auffaßte. „Wie froh würden wir alle darüber sein! Und nun laß mich bei dir bleiben, damit du die schweren Ge danken vergissest." Sie brachte Ellen bequeme Kissen und weiche Decken, machte ihr einen behaglichen Sitz zurecht und fing an, ihr allerhand zu er ¬ zählen und sie auf die Natritschönheiten auf merksam zu machen. Aber Ellen blieb still und einsilbig und nach einer Weile hatte Mathilde das Gefühl, daß sie ihr nur lästig war. Sie nahm ein Buch und ging auf die andre Seite des Schiffes, ohne Ellen aus den Augen zu lassen. Lady Chesleigh war wieder allein und über legte, wie selten sie diese Wohltat genoß. So bald zu Hause ein Familienglied dies gewahrte, war es sofort bemüht, ihr Gesellschaft zu leisten und sie zu unterhalten. Jetzt konnte sie ihren Gedanken ruhig weiter nachhängen. Hatte das beständige Grübeln sie um ihren Beistand gebracht? Den Tod erflehte sie, — sollte sie statt dessen dem Wahnsinn verfallen? „Nur das nicht, mein Gott, das nicht," dachte sie und wandte ihre Blicke zum Himmel empor. Von dort kam Frieden in ihr wundes Herz; sie dachte an die Zeit ihrer Krankheit, wo sie den goldenen Toren so nahe gewesen war, auch jetzt sagte sie sich: „Eine kurze Spanne Zeit, nur ein wenig Geduld, und du wirst am Ziele sein." Sie bemerkte nicht, wie Mathilde ihren Gatten herbeigewinkt hatte und daß beide be sorgt zu ihr h'nüberblickten. „Artur," sagte das junge Mädchen, „Ellen gefällt mir nicht. Sieh' den Ausdruck ihres Gesichtes an, ich habe kaum je so etwas Trost loses gesehen." Lord Chesleigh beobachtete seine Frau einige Minuten, dann erwiderte er ruhig: „Ich glaube nicht, daß Ellen einen greifbaren Kummer hat, Gesetzentwurf erschienen wäre. Ein Notgesetz könnten wir in drei Tagen erledigen. ASg. Korfanty (Pole) tritt für die reichs gesetzliche Regelung der Bergbauverhältnisse ein. Abg. v. Tiedemann (freik.): Meine Freunde werden sich an der Erörterung nicht beteiligen, weil wir die Landesgesetzgebung, nicht das Reich in dieser Frage für zuständig halten. Abg. Burckhardt (christl.-soz.) tritt für die Forderungen der Bergarbeiter ein vom Standpunkt der christlichen Gewerkschaften. Gerechtigkeit nach beiden Seiten müsse geübt werden. Der Klaffen kampf von oben müsse ebenso verurteilt werden, wie der von unten. Abg. Frh. v. Heyl (nat.-lib): Hätten wir Arbeitskammern, wäre der Streik nicht ausgebrochen. Wir bekämpfen durchaus die monopolistischen Syndikate und fordern eine Regelung des Berg rechts durch das Reich im Interesse der süddeutschen Arbeiter. Eine Enquete durch den Beirat für Arbeiterstatistik muß vorausgehen und alle Arbeiter müssen hinzugezogen werden. Staatssekretär Graf v. Posadowsky: Die Anzeigen über Belästigung von Arbeitswilligen haben sich nach polizeilicher Untersuchung nicht fest stellen lasten oder sind nicht erweisbar. Die Berichte, die mir vorliegen, beschweren sich über die Zechenverwaltungen, die fort gesetzt von Tumulten und Demonstrationen erzählen. Die wenigen Ausschreitungen sind hart bestraft. So lange sich solche Arbeitermaffen sich so musterhaft ruhig verhalten, haben wir ein Interesse daran, das Einschreiten der Exekutive hintanzuhalten. Die Arbeiterverbände bemühen sich die Ordnung aufrecht zu erhalten, wir werden sie darin unterstützen, aber gegen jede Ausschreitung scharf einschreiten. Geh. Rat Meißner bespricht das Wagennullen als Disziplinarmittel und verteidigt sich gegen frühere Angriffe. Abg. Bebel (soz.): Die Strafen für Belästi gung Arbeitswilliger sind furchtbar hoch. Eher wäre ein Gesetz zum »schütz der Streikenden am Platz! Noch nie ist ein Streik von solcher Aus dehnung so ruhig verlaufen. Trotzdem drohte der Reichskanzler sofort mit der Exekutive. Und im Kaiserschloß hat man sich am 27. Januar über die Vorgänge in Rußland unterhalten und er wogen, was man tun würde, wenn deutsche Arbeiter sich mit einer Bitte friedlich ihrem Könige nahen würden. Wir wissen wohl, gegen wen die Drohungen gerichtet wurden. Aber die, die sie treffen sollten, lachen darüber. Die Bergarbeiter warteten m s ein Wort der Versöhnung. Da hatte das soziale Königtum Gelegenheit eiren Petrisischzug bei den Arbeitern zu tun. Man hat sich die Ge legenheit entgehen lasten. Der preuß. HandelS- minister ist im Ruhrgebiet nicht sehr schmeichelhaft bekannt; seine Wahl in den Reichstag mußte wegen großer Beeinflussungen kassiert werden. Er war stets auf feiten der Unternehmer. Wo sind die preußischen Musterwerkstättcn? Die Minister haben die sozialpolitischen Erlasse des Kaisers mit Füßen getreten .... (Präsident Graf Ballestrcm ruft den Redner wegen dieser Äußerung zur Ordnung.) Morgen sind es 15 Jahre, daß die Erlasse bestehen! Aber nichts ist ausgeführt worden. Mit dem Interesse der Gesamtheit ist es nicht vereinbar, daß eine kleine Grupps den ganzen Kohlenbergbau in Händen hat. Im Jahre 1872 waren es noch 631 Eigentümer, im Jahre 1903 nur noch 303! Die Resolutionen Auer und Golhein werden angenommen, die Resolution Heyl abgelehnt. Darauf vertagt sich das Haus. Von unä fern. Gezeichnete Fische. Die Biologische An statt auf Helgoland hat zur Erforschung der Wanderwege der Fische eine große Anzahl mit einer numerierten Aluminium-Marke versehen, sür deren Wiederzusendung mit Orts- und Zeit angabe je 1 Mk. Belohnung bezahlt wird. Ein wertvoller Münzensund ist bei Keitum (nahe Tondern) gemacht worden. Ein Teil der 70 silbermünzen stammt aus der Zeit Ottos 111. (983—1002), ein andrer aus der Zeit des Königs Knud von Dänemark (I0I4 bis 1035). Das Gepräge der Münzen ist vorzüg lich erhalten. Im Alter von 10» Jahren verstarb dieser Tage die Witwe Wierzburski in Rosa bei Gnesen. Die alte Frau erfreute sich bis zuletzt der besten Gesundheit, bewahrte sich ein gutes Gedächtnis und machte sich im Haushalte nützlich. Hinrichtung. Die Engelmacherin Elisabeth : Wiese in Hamburg ist am Donnerstag früh hingelichtet worden. Sie leugnete bis zuletzt ihre Schuld. > s das Leben hat sie verwöhnt, und wem es keine Sorgen bringt, der macht sich welche." „Du meinst, daß wir alle Ellen zu seht verzogen haben, und daß sie dadurch launisch geworden ist," versetzte Mathilde nachdenklich' „Das glaube ich nicht, sie hat eine so felbstlost, anschmiegende Natur. Liebe kann ihr nie schaden- Ich bin überzeugt, daß etwas sie drückt." „Was immerhin nur auf Einbildung be' ruhen kann," fügte Lord Chesleigh achselzuckend hinzu. Ob er je seine Worte bereute? * * * Die Nacht sank herab. Und immer noch sad Ellen an demselben Platz und starrte in b blaue Flut. Mehr als einmal hatten ihr Gat^ und Mathilde sie gebeten, etwas zu genieß^ uud sich dann zur Ruhe zu begeben, aber lehnte alles ab. Es war eine eigene Lektio"' die sie hier in der Einsamkeit und Stille dtt Nacht lernte. t Plötzlich entstand eine Unruhe unter den ' leuten. Das schlimmste Schicksal, welches ein^ Schiffe auf offener See begegnen kann, staA der ,Villa Rocca' bevor; ein Brand war cE gebrochen und wurde erst entdeckt, als A Flammen hoch aufschlugen. Eine Ladung war an Bord und großer Schrecken überT die Passagiere, als sie gewahrten, wie sch"!, das Feuer weiter um sich griff. Welch ein traft zwischen dem verheerenden Element der friedlichen Stille der Natur, dem sts", besäeten Himmel über der spiegelglatten Stt, Ellen las die Gefahr, in der sie sich "
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