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Ein kleines Mädchen von ohngefahr 9 Jah ren, welches einem Sergeanten von der Besatzung angehörte, war bei ihm sehr beliebt. Sie lei stete ihm daher oft Gesellschaft. Jedes Mal, wenn sie kam, neigte er sich zu ihr, um sie zu küssen. Er hielt immer Etwas, gewöhnlich ein gemachte Früchte, eingewickelt für sie in Bereit« schäft. Einmal hing er ihr eine kleine goldne Uhr mit den Worten um: ,,Da, Julie, hast „Du Etwas als ein Andenken an mich." Er schnitt hierauf^ so gut er konnte, mit einem Fe dermesser folgende Worte auf das Gehäuse: Der Kaiser an Julien, seine kleine Freundin. Er lehrte ihr auch zeichnen. Er entwarf Skizzen von den in der Ferne liegenden Bergen und von verschiedenen drolligen Dingen, worüber sie lachen mußte, für sie. Sie zeichnete sich übrigens kei neswegs durch hervorstechende liebenswürdige Ei genschaften vor Andern ausz auch konnte man eben nicht sagen, daß sie ein zu ihrem Alter be sonders kluges Kind sey. Buonaparte schrieb seinen Namen ohne u, Er habe sich des u bloß zu der Zeit bedient, sagte er, als er die italienische Armee zum ersten Male commandirt hätte, und zwar den Jtaliänern zu Gefallen. Es sey aber das Eine so richtig als das Andere. Nach seiner Rückkehr aus Egypten habe er den Buchstaben u weggelassen, ob sich gleich seine Vorfahren alle mit dem u geschrieben. Aus dieser Kleinigkeit, setzte er hinzu, habe man eine Sache von großer Wichtigkeit gemacht. In der letzteren Periode seines Lebens hatte er einen auffallend starken Kopf. Er hatte sich angewöhnt, die Hände immer in den Beinkleiöer- Taschen zu haben, und nur, wenn er eine Prise Tabak nehmen wollte, welches sehr öfters geschah, nahm er sie heraus. Auch zog er die Stirne immer in Falten und gab, mit verschlossenem Mund, kurz abgebrochene, unverständliche Töne von sich, welches um so öfterer geschah, wenn ihm etwas Unangenehmes begegnet war. In diesem Falle trommelte er auch oft einen Marsch mit dem Munde, oder trällerte eine seiner ehe maligen Lieblings-Arien. Zuweilen gerieth er, nach Tische, in ein gewisses dumpfes Hinbrütcn, indem er, wenn Alles abgetragen worden war, sich auf beide Arme stützte und mit unverwand tem Blick auf das Tischtuch hinstarrte, oder eins Arie murmelte und den Takt dazu an einem Glase schlug, welches zuletzt öfters mit solcher Heftigkeit geschah, daß das Glas zerbrach, wor auf er sich mit Ungestüm erhob und in die daran stoßende Galerie ging. Dann war er auf ein mal wieder so ruhig, daß man auch nicht die geringste Spur feiner vorherigen mürrilchen Laune an ihm bemerkte. V. Seme Krankheit und sein Tod. Vom Monat Sevtembcc 1Z17 an war er öf ters unpaß. Jin Mai igiH gab I). O'Meara seine Krankheit für eine Leber-Krankheit, welche sehr bedenklich sey, aus. In den ersten Tagen des Januar 1^19 Zeigten sich mehrere Symptome eines Schlagflusses und am i7ten ejnsci. wurde er wirklich davon betroffen. Von dieser Zeit an verschlimmerte sich sein Uebel immer mehr und mehr. Am z. Mai 1321 gabcn die Aerzte, de ren er fünf hatte, alle Hoffnung zu seiner Ge nesung auf und am ^ten ejusch früh 6 Uhr, we« Niger 6 Minuten, endigte er eine sonst so glan zende, jetzt aber die Vergänglichkeit alles Irdi schen mit tief erschütterndem Ernste predigende Laufbahn. Napoleon Buonaparte, am ,5. Au, gust 1769 zu Ajaccio auf der Insel Corsica geboren, starb, nachdem er über neun volle Jahre die kaiserliche Würde bekleidet und Jahr im LxiUo zugebracht hatte, in seinem Z2sten LebenS- Jahre.