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Allgemeiner Metzer. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend Jttserat-, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All Rabatt nach Nebereinkunst. Schriftleilung, Druck und Verlag von N. ölHllvig, L-relnig. Sonnabend den 24. September M4. 14. Jahrgang Rr. 77. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag l/gii Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag */,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags S Uhr angenommen. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen aus den »4 Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote» vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mar? jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Rabatt nach Uebereinkunst. Mittwoch dm 28. Sept. Biehmarkt, Donnerstag den 29. Sept. Krammarkt in Pulsnitz. Lertlickes «nd Sächsisches Bretnig. Die diesjährigen Herbstferien an der hiesigen Schule beginnen heute Sonn abend und dauern 14 Tage. Der Schul- Unterricht nimmt am Montag den 10. Oktober wieder seinen Anfang. Bretnig. Der am 1. Oktober im Be reiche der Königlich Sächsischen Staatsbahnen in Kraft tretende Winterfahrplan 1904/05 bringt für die Linie Kamenz—Arnsdorf nur eine ganz geringfügige Aenderung insofern, als der Kamenz abends 7^ Uhr verlassende Zug künftig von Großröhrsdorf 1 Minute später (7" Uhr) absährt uno dementsprechend auch um denselben Zeitraum später in Arnsdorf an kommt (7^ Uhr) — Totgeburten iu Sachsen. Die Zahl der Totgeburten in Sachsen ist im Laufe des vorigen Jahrhunderts bis zur Gegenwart er freulicherweise immer mehr zurückgegangeu. Eie fiel von ihrer Höchstzahl, von 4,80 Prozent sämtlicher Geburten seit dem Jahre 1842, bis auf 4 Prozent der Geburten im Jahre 1880 und hat seitdem selbst diese Höhe nie wieder erreicht. Es läßt sich vielmehr ein stetiges weiteres Sinken des Totgeburtcu- Koejfizieuten konstatieren, und im Jahre 1901 kamen auf 100 Geburten nur noch 3,40 Totgeburten. Diese erfreuliche Tatsache darf Man wohl auf die Fortschritte der ärztlichen Kunst, insonderheit der Geburtshilfe, unv auf die in neuerer Zeit immer strengere Ausbild- Ung und Kontrolle des Hebammenwesens zu rückführen. — Der Wasserstand der Elbe hat sich er freulicherweise so gehoben, daß jetzt durch sämtliche Strombogen der Augustusbrücke wieder Wasser fließt. Der große Sandheger auf der Neustädter Seile ist zum größten Teil wieder vom Wasser bedeckt und das Strombett wie die Uferstrecken zeigen ihr ge wohntes Aussehen. Da zu hoffen ist, daß kein neuerlicher Rückgang, sondern eher ein Zunehmen des Wassers eintritt, dürfte der Beginn des Schiffahrtsbetriebs bald zu er warten sein. Der Pegel an der Augustus brücke zeigte am Mittwoch mittag 188 em unter Null an, eine gegen den größten Tief stand von 231 ein schon wesentliche Zunahme — Das chemische Untersuchungsamt der Stadl Dresden veröffentlicht soeben zwei ge radezu haarsträubende Tatsachen, nach welchen ein dasiger Bäckermeister Kehrmehl, das einen widerlichen, fauligen Geruch hatte, zum Backen verwendet hat. Bei näherer Untersuchung sand man neben alten Resten größere Mengen von Holzstückchen, Insekten, Haare und Ge webesetzen. Die gleichzeitig eingelieferten Semmeln waten mit Schimmelpilzen überdeckt Und völlig verdorben Ber einem anderen Bäcker wurde in deni zur Kucheuvackerei be stimmten Mohnfamen eme Mäusefamilre an stetroffen. Dwse mar von dem Meister mit einer Feuerzange erschlagen worden. Trotz dem hatte der vlntdespritzte und mit Exkre menten verunreinigte Mohn zur Kuchenberei- tung weitere Verwendung gefunden. — Der seinerzeit vielgenannte Gastwirt ^oden in Dresden, der du^ch Grundstücksspe- 'ulation seinerzeit zum Millionär geworden war, dann aber nach eingetretenem Krach sein ganzes Vermögen wieder verloren hatte und mit fremdem Gelds nach der Schweiz geflüchtet, dort von seinen Gläubigern gefaßt und später vom Dresdner Gerichte zu längerer Freiheits strafe verurteilt worden war, ist seit Anfang dieser Woche abermals plötzlich verschwunden. Nach Verbüßung seiner Strafe bewirtschaftete er das seiner Frau gehörige Etablissement „Mariengarten" in der Marienstraße. Der Grund seines Verschwindens ist den Ange hörigen unerklärlich. — Vor dem Schwurgerichte zu Dresden wurde am Montag gegen das Kindermädchen Katharina Domaschke aus Kamenz wegen Kindestötung verhandelt. Die 19 Jahre alte, bisher unbescholtene Angeklagte war beschul digt, während der Nacht zum 18. Juni d. I zu Dresden ihr uneheliches Kind gleich nach der Geburt vorsätzlich getötet zu Haden. Während der Beweisaufnahme und der Plaidoyers war die Oeffentlichkeit ausge schlossen. Dem Wahrspruche der Geschwore nen gemäß wurde die Domaschke freigesprochen. — Für den Stationsverwalter Weber in Bertsdorf, dem das Eisenbahn - Unglück vom 7. August d. I. zur Last gelegt wird, und der sich deswegen demnächst vor dem Landge richt in Bautzen zu verantworten haben dürfte, ist in Zittau ein Gnadengesuch in Zirkulation gesetzt worden. Dasselbe ist vom derzeitigen Gefängnisgeistlichen Herrn Pastor Hardeland abgefaßt morden und hat bereits zahlreiche Unterschriften gesunden. Vor etwa 14 Tagen, als sich Weber noch in Untersuchungshaft de- fand, hatte Herr Pastor Hardeland der General direktion der sächsischen Staatreisendahnen Bericht erstattet über die Teilnahme, die dem Verhafteten allgemein entgegengebracht wird. Auf diesen Bericht ist umgehend in sehr liebens würdiger Weise geantwortet worden, daß die Generaldirektion mit Freuden von dieser Teil nahme erfahren habe und etwaige aus oen weiteren Kreisen der Bevölkerungausgesprochene Bitten um milde Beurteilung ihrerseits unter stützen werde. — Gefährlichkeit von Glasflaschen für Berg steiger. Wie gefährlich es ist, gläserne Flaschen auf Gebirgstouren mitzunehmen, das hat ein Unfall gezeigt, der sich am 10. d. M. auf dem Glocknerkarkopse zutrug. Zwei sächsische Alpinisten wollten diesen nicht schwierigen Hochgipfcl ersteigen, wobei der eine, ein ge wisser Hans Zwinger, infolge Ausbrechen eines Griffes abstürzte. Zwinger wäre wohl miteinigenHautabschürfungen davongekommen, denn tue Sturzhöhe war unbedeutend, aber er trug in der Tasche eine Glasflasche; diese zerbrach und die Splitter drangen Zwinger in den rechten Schenkel. Die Verletzungen waren bedeutend, und nur mit Hilfe seines Begleiters vermochte Zwinger abzusteigen. — Am Sonnabend waren 3 Monate ver- flofsen, daß in Crottendorf bei Annaverg der Gemeindekassierer Dietze von dem Polizei wachtmeister Schramm ermordet wurde. Trotz Aufbietung der größten Bemühungen durch Staatsanwaltschaft, Gendarmerie und einen Kriminalbeamten au» Dresden, der einige Wochen in geheimer Mission im Psarrhause zu Crottendorf gewohnt hat, ist bisher keine Spur von dem Mörder entdeckt worden. — Durch einen Steinwurs wurde in Frei berg dieser Tage eine Fensterscheibe des Speisewagens des daselbst nachmittags 4 Uhr 4 Minuten von Chemnitz eintreffenden Schnell zuges zertrümmert. Der Stein dürfte von der Brücke am Hospitalwalde gegen den Zug geschleudert worden fein, Der Täter ist noch nicht ermittelt. Zur Zeit des Paffierens des Zuges hielten sich mehrere Knaben auf der Brücke auf. — Auf der Straße von Hundsgrün nach Adorf wurde ein Einwohner aus letztgenanntem Ort durch Messerstiche in den Rücken lebens gefährlich verletzt. Von den Verübern dieser Untat fehlt jede Spur. Oelsnitz i. V. Eine ungewöhnliche Bestellung aus Deutsch-Südwestafrika ging dieser Tage einem hiesigen Handwerker, dem Sattlermeister Alwin Luft, zu. Er erhielt den Auftrag, zwölf komplette Pferdegeschirre nach Gibeon (Deutsch-Südwestafrika) zu liefern. Besteller ist der aus Gaffenreuth i. V. stam mende Kaufmann und Farmer Fritz Krieß. Die afrikanischen Pferde tragen sogenannte Sielengeschirre (kein Kummet). Für wettere Kreise interessant dürfte in dem Bestellbriefe noch die folgende Bemerkung sein: „Ge schäftlich habe ich keinen Grund zur Klage. Ueber den Krieg mit den Hereros im Norden kann ich nur wenig sagen. Wir hier im Süden (der Brief ist in Kuis zur Post ge geben) sind wegen der großen Entfernung und der spärlichen Nachrichten säst gar nicht unterrichtet und erfahren das meiste aus Zeitungen, die wir aus Deutschland bekommen." — Die Familie des Inhabers eines Fenster- putz Instituts in Buchholz ist an Pilzvergiftung schwer erkrankt. Es liege» krank darnieder die Ehefrau, zwei Kinder und ein Arbeitsge hilfe, der am Vormittag die Schwämme aus dem Waloe geholt hatte. Das Familienober haupt mußte nach dem Genuß der Pilze brechen und befindet sich jetzt außer Lebens gefahr, während der Zustand des Gehilfe» bedenklich lst. Die Vergiftung ist durch den Genuß von Teilen des stark giftigen Knollen blätterschwammes herbeigeführt worden. Wie weiter gemeldet wiro, nimmt die Vergiftung noch einen glücklichen Ausgang. Sämtliche fünf Personen sind, dank der Bemühungen des Krankenhausarztes, wieder außer Gefahr. Im Interesse der Allgemeinheit sei mitgeteilt, daß die Famile verschiedene der bekannten Mittel angewandt, um festzustellen, od unter den gesammelten Pilzen sich giftige Exemplare befinden. Sämtliche Anzeichen, wie das Ver färben einer Zwiebel, vas Anlaufen des Löffels usw. sind nicht eingetroffen. Daraus ergrvl sich, daß lediglich eine gute Kenittnis der Pilze vor Vergiftung zu schützen vermag. — Der Mörder seiner Ehezrau, der Weber Klotz in Giegengrün, der seine Frau aus Eifersucht erstochen und seinen erwachsenen Sohn, welcher der Mutter zu Hilse kam, schwer verletzt hatte, ist auf Anordnung des Landgerichts zu Zwickau zur Beobachtung seines Geisteszustandes in einer Irrenanstalt untergebracht worden. — Der Polizeihund Troll, den das Polizei amt in Leipzig seit zirka einem Jahre besitzt, legte auf der Reitbahn neben dem Polizeige bäude unter der Leitung seine» Dresseurs eine Probe ab, die zur allgemeinen Befriedigung ausfiel. Der Hund, eine Kreuzung von Schäfer hund und Spitz, ist ein Gffchenk des Leip ziger Tierschutzvereins und ist 2 Jahre alt. Das, was der Dresseur, ein Schutzmann, mit dem Hunde vorführte, läßt auch hier die Frage offen, ob nur alles Dressur sei. Troll gab z. B. je nach der ihm genannten Zahl Laute von sich, er führte eine Reihe sogenannter Gehorsamsübungen aus, holte vergrabene Gegenstände hervor, stellte den Manu ohne zu beißen, suchte versteckte Personen auf, nahm Hindernisse, die ein Mann ohne Hilfsmittel nicht übersteigen kann und zeigte sich als schußfest, d. h. er ließ sich durch Schüsse in nichts beirren, aber auch als unbestechlich, denn er ließ eine ihm vorgehaltene Wurst un berührt. Er brachte allein einen Mann nach der Wache und zeigte noch andere Künste. — Der Redakteur der „Leipziger Volks zeitung", Richard Wagner, wurde vom Leip ziger Landgericht wegen Beleidigung der Of fiziere des deutschen Reichsheeres zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die Beleivig- ung war gefunden worden in einer Besprech ung des Baudiffinschen Romans „Erstklassige Menschen". Wagner, der früher als Post praktikant in Hanau tätig war, wurde auf dem Disziplinarwege aus dem Postdienste entlassen, weil ec sich öffentlich als Sozial demokrat bekannte und bei einer Versamm lung ein Hoch auf die internationale Sozial demokratie ausbrachte. Die von Wagner gegen das vorgenannte Urteil eingelegte Revision wurde vor der Verhandlung vor dem Reichsgericht zurückgezogen. Kirchennachrichten von Bretnig. Kirchweihfest. Sonntag den 17. p. Trin.: ^9 Uhr Gottesdienst. Montag den 26. September: ^9 Uhr Gottesdienst. An beiden Tagen wird eine Kollekte für die Gemeindediakonie gesammelt. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Irma Rosa, T. des Geschäftsgehilfen Paul Albi" Nitsche 97. — Erwin Willi, S. des Glas machers Ernst Erwin Hempel 343. Die Ehe schloffen: Edwin Martin Rentsch, Fabrikarb. 123, mit Anna Martha Schurig 52. — Julius Bernhard Gebler, Maurer 299, mit Olga Minna Schöne 339. Als gestorben wurden eingelragen: Emilie Gertruo, T. des Trschlers Emil Paul Bach mann 163, 2 I. 1 M. 5 T. alt. — Maria Magdalena, geb. Zimmermann, Witwe des Arbeiters Karl Schultze 221 e, 84 I. 1 M. 30 T. alt. — Elsa Liddy, T. des Eisen drehers Albert Arno Bauer 120, 1 M. 10 T. alt. — Außerdem ein uneheliches Mädchen, 1 I. 6 T. alt.