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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt Nir die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags S Uhr angenommen. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All Abonnementsprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungebote» vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus i Mark jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren mir Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. SchrifNeilung, Druck und Verlag von N. Skhnrig, Bretnig Nr. 72. Mittwock den 7. September 1904. 14. Jahrgang. Die Verlobung des Kronprinzen. Gelbensande, 4. September. Die Verlobung des Deutschen Kronprinzen mit der Herzogin Cäcilie zu Mecklenburg ist heute nachmittag offiziell bekannt gegeben worden. Schwere Brandkatastrophe in New York Frankfurt a. M. , 5. September. Wie tue Frankfurter Zeitung aus New Jork von heute meldet, ist in der Altorneyslraße ein großes Miethaus niedergebrannt, wobei 14 Personen ums Leben kamen und 25 - verletzt wurden. Oertliches und Sächsische». Bretnig Zu der am 28. August in Königstein stattgefundenen Gauvorturnerstunde des 4. Meißner Hochland-Turngaues hatten sich 101 Turnwarte und Borturner aus 33 von 36 zum Gaue gehörigen Vereinen emge funden, von welchen 99 am Turnen teilnahmen. Fünf Vereine fehlten meist unentschuldigt. Üm 12 Uhr wurde unter Leitung des Gau- Zurnwarts Fischer mit Aufmarsch und Stab- Übungen (Winden) die reichhaltige Turnord- »ung angefangen. Es war zugleich ein Vor- übungsturnen fürs Kleisturnfest 1905, ber welchem Stabübungen zur Turnorbnung ge hören. Es folgten dann einige Spiele und Geräteturnen in 10 Riegen. Ohne große Ruhepause begann nun das Gemeinturnen sämtlicher Turner an vier Recken unter Lei tung des Turnwarts Kern-Schandau, bei welchem zwei Schwingarten zur Geltung kamen, die etwas Neues im Neckturnen boten und für manchen Vorturner unerwartet waren. Das Gemeinturnen an drei Pferden unter Leitung des BezirksturnwartS Biener-König, stein ging flott vor sich und zeigte ein munteres Vild im Gemeinturnen. Nu» folgte Gemein turnen an zwei Barren unter Leitung des Turnwarts Hickmann-Königstein, welches eben falls zur Zufriedenheit aller Turner und Zu- schauer ein lebhaftes Treiben entwickelte. Es folgte zum Schluß die Vorführung einer Horturnerriege Bischofswerda am Barren (Eisprünge mit Geschwinge), welche reichen ^eifall erntete, und gemeinsames Kürturnen, um 3 Uhr begannen im Schützenhaus die Beratungen, wobei das stattgefundene Turnen besprochen wurde. Anträge waren nicht ein- gegangen. Als Ort der Frühjahrüversamm- mng 1905 wurde Bischofswerda, fürs Turn- üwltturnen Sebnitz und für die Herbstver- mmmlung Ottendorf bei Neustadt gewählt. Eine Sammlung zur Kreisunterstützungkasse ergab 6 M. 32 Pf. — Mit Rücksicht auf die durch außerge wöhnlichen Wassermangel für die Bevölkerung der Lausitz eingetretene» Mißstände wirs auf Allerhöchsten Befehl der Ausfall der Korps- Manöver de» 12. sächs. Armeekorps angeordnet. , Pulsnitz. Die Gattin des Geh. Kommer- iwnrat» Hempel ist in einem Bade Ober- °ayerns am Sonnabend an einem Herzschlage dr Alter von 48 Jahren verschieden. Die Absetzung erfolgt am 7. d. M. aus hiesigem vliedhofe. Kamenz. Herr Stabshoboisi Kämmer di 13. Infanterie - Regiment Nr. 178 ist b^' September infolge überkommener Dienst- Schädigung nach 17 jähriger Dienstzeit in i"nsion getreten. . K a menz, 2. September. Der von Herrn adtverordneten - Vorsteher Rentsch in der " Mgen Stadtverordnetensitzung gestellte An trag, die Veteranen hiesiger Stadt aus den letzten Kriegen, soweit dieselben ein Ein kommen nur bis zu 1000 Mark haben, von den Kommunalanlagen zu befreien, wurde einstimmig angenommen. — Ein Unglücksfall mit tödlichem Aus- gange ereignete sich am Donnerstag nachmit tag in dem auf Bernbrucher Flur b. Kamenz gelegenen Hslbachschen Steinbruche. Der dort beschäftigte, in den dreißiger Jahre» stehende Steinarbeiter Peickert wurde beim Aufladen von Abraum von einer 7 Meter hohen Felswand von plötzlich hereinbrechenden Stein- und Schuttmassen teilweise verschüttet und an eine Lori geschleudert, wodurch ihm die Schädeldecke zertrümmert wurde und er einen mehrfache» Beinbruch erlitt. Aus dec schrecklichen Lage befreit, gab er nach quäl vollen Leiden während des Transportes nach dem Krankenhause seinen Geist auf Peickert hinterläßt Frau und drei Kinder im Aller von 1—4 Jahren, welchen sich allseits die größte Teilnahme zuwendet. — Von einem traurigen Familienereignis wurde die Familie des Stellmachers Kulisch in Neukirch heimgesucht. Dem Genannten wurde dieser Tage ein Kind geboren, welchem die Augen vollständig fehlen. Zittau. Der Stationsvorsteher Weber aus Bertsdorf, welcher sich seit dem Berts- dorfer Eisenbahnunglück am 7. August in Untersuchungshaft befand, ist au» der Haft entlasten worben. Das Unglück scheint er freulicherweise für keinen der Verletzten töd« liche Folgen zu haben. Auch das Befinden des am schwersten verwundeten Geschäftsge- hilfeü Mönch, der sich im städtischen Kranken hause befindet, hat sich in erfreulicher Weise gebessert. Dresden, 3. September. Den Feuer tod erlitten gestern vormittag bei einem Stubenbrand zwei Kinder des Maschinisten Petzold in der im Hause Elisenstraße 70 ge legenen Wohnung. Die mittags zurück kehrende Mutier der unglücklichen Kinder fand die 2l/, Jahre alte Tochter als verkohlte Leiche vor, während der 3^/, Jahre alte Sohn noch einige Lebenszeichen gab, dann aber ebenfalls verschied, nachdem der Vater nach Hause gekommen war. Das Feuer ist durch sprühende Funken au» dem Ofen ent standen. — Am Sonntag nachmittag stieg der be kannte Luftschiffer Paul Spiegel vom Dresd ner Radrennplatze trotz strömenden Regens, von einer Dame begleitet, pünktlich 5*/, Uhr auf. Nach einstündiger Fahrt landete derselbe glatt bei Pratzschwitz bei Pirna. Die er reichte Höhe betrug 2420 Meter bei 4 Grad Wärme Celsius. — Für Gastwirte ist nachstehende gericht liche Entscheidung von besonderem Interesse. Ein Schweinauskegeln hatte der Gasthoss besitzer Heinze in Kleinbauchlitz bei Döbeln im Mai d. I. öffentlich angekündigt und er hielt dafür von der Amtshauptmannschast Döbeln eine Strafverfügung, weil er ohne Genehmigung Waren öffentlich ausgespielt hatte. Er beantragte richterliche Entscheid ung und erzielte jetzt vor dem Schöffengericht des Amtsgericht» Döbeln Freisprechung. Das Gericht trat der Ansicht de» Angeklagten bei, daß Schweineauskegeln nicht als öffentliches Ausspielen im Sinne von § 286 de» R,- St.-G.-B. zu betrachten sei, denn es komme dabei nicht auf den Zufall, sondern auf die Geschicklichkeit des Mitspieler» an, auch sei jedem Mitspielenden die Gelegenheit geboten gewesen, einen der größeren Gewinne oder als kleineren Gewinn eine Bratwurst mit Sauerkraut zu erhalten, den Wert des bezahl ten Loses also zurückzubekommen. Die Kosten de» Verfahrens, auch die Anwaltskosten, wurden der Staatskasse auferlegt. Meißen, 2, Sept. Weil er Hundefleisch als Kalbfleisch verkaufte, ist vom hiesigen Schöffengericht ein Hausbesitzer in Obermeisa namens Hausmann zu fünf Monaten Gefäng nis verurteilt worden. Außerdem erhielt er noch wegen Ungebühr vor Gericht drei Tage Haft. Seine Frau wurde wegen Beihilfe bei dem Fleischhandet zu einem Monat Ge fängnis verurteilt. Der Hund war dem Hausmann von einem Fleischermeister zur Beseitigung übergeben worden. — Geheimnisvolles Dunkel umhüllt noch den Tod des 18 Jahre alten Artur Arno Seidel aus NebeSgrün bei Auerbach, dessen Leichnam am Donnerstag mittag von einem Waldarbeiter 800 Schritte von der Straße Asch-Hrslau im Komenda-Hochwalde bei dem Orte Himmelreich im Heidegestrüpp aufgefun- den worden ist. Die Uhrkette, die Seidel besaß, war abgerissen; ein Teil hing noch im Knopfloch der Weste, ein anderer lag unter der Leiche. Der Rest der Kette und die Uhr fehlen. Dagegen war die Brieftasche des Ermordeten mit 18 Mark Bargeld und einigen Briefmarken in der Hosentasche vor handen. Seidel, dessen Persönlichkeit durch mehrere bei ihm vorgefundene Ansichtskarten festgestellt wurde, war Schüler der Königlichen Kunstschule für Textilindustrie in Plauen. Er hatte bereits seit Mittwoch der vorver gangenen Woche nicht mehr am Unterricht teilgenommen. Als der Direktion die Mit teilung gemacht wurde, daß Seidel sich auch in seiner Wohnung nicht befindet, setzte sie sofort den Stadtrat zu Auerbach, als den Wohnort dec Mutter des Seidel, sowie auch die Polizeiverwaltung in Plauen in Kenntnis, Seidel, der einer der begabtesten Schüler der Kunstschule, wurde vollständig durch Stipen dien und durch die Lehrer der Kunstschule durch Erteilung von Freitischen unterhalten. Demnach scheint ausgeschlossen zu sein, daß er sich im Besitze größerer Geldmittel befun den hat, die Veranlassung zu seiner Ermord ung hätten geben können. Seidel litt aller Wahrscheinlichkeit nach öfters an tiefen Ge mütsaufregungen, die in der letzten Zeit so gar öfters den Eindruck des Tiefsinns machten. Hierin scheint auch der Grund zu liegen, daß er sich von der Lehranstalt zu Plauen ent fernt hat. Am Freitag vormittag hat die Oeffnung der Leiche stattgefunden. Der Ob duktionsbefund hat zur Klärung der Ange legenheit nichts beigetragen. Der Befund schließt Selbstmord unbedingt aus, die Aerzte vermögen aber nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob Seidel ermordet worden oder ob ein Unglücksfall vorliegt. — Im Banne geistiger Umnachtung hat sich bekanntlich am 23. Juli d. I. abends gegen 7 Uhr die aus Möschlitz bei Schleitz stammende, 48 Jahre alte Zimmermannsehe frau Karoline Daßler in Thierdach bei Pausa die linke Hand abgehackt. Ferner hat sie sich noch sieben weitere Beilhiebe in den linken Arm, sowie an der Stirn beigebracht Die Aermste hat sich hierzu ein Zimmermannsbeil vom Oberboden geholt, in einem leeren Schweinestalle in der hintersten Ecke mit alten Säcken ein Lager bereitet und sich dann auf der Türschwelle des Stalles die grausigen Verstümmelungen zugefügt. Am 1. Septem ber hat sich die bedauernswerte Frau, immer noch an geistiger Umnachtung leidend, in Thierbach in einer Bodenkammer entleibt. — Unter dem schweren Verdachte, ihreigene» dreivierteljähriges Kind, ein Mädchen, ums Lebe» gebracht zu haben, ist die aus Sehma bei Annaberg stammende, in Aue wohnhafte 34 Jahre alte Handarbeitersehefrau Therese Leonhardt geb. Pollmer verhaftet worden. Das Kind, das am 28. v. M- verstorben und am 31. beerdigt worden ist, soll von der Mutter dermaßen unmenschlich behandelt und vernachlässigt worden sein, daß es vollständig erblindet und gänzlich abgemagert war. Schließ lich soll es von der Leonhardts in Betten er stickt worden sein. — In Falkenstein verstarb am Mittwoch der im 4. Lebensjahre stehende Sohn des Handelsmanns Max Freitag, und am folgen den Tage folgte ihm 'ein im 6. Lebensjahre stehender Bruder im Tode nach. Es liegt wahrscheinlich Vergiftung vor, da die Kinder vermutlich Giftbeeren gegessen haben. Ein dritter Sohn liegt noch krank darnieder. Die ärztliche Sektion wird über den traurigen Vorfall Aufklärung bringen. Leipzig. Die Diebe, die in der Nacht zum 29. Mai in dem Engrosladen von Löhmer am Brühl für 100,000 Mark kost- bare Felle entwendeten, sind am Freitag morgen festgenommen worden. Es sind ein Rauchwarenzurichter, ein Zigarrenmacher, ein Färber, alle dreie aus der Nähe Leipzig», ein galizischer Arbeiter, sowie ein Ofensetzer aus Finsterwalde. Bi» auf den zuletzt Ge nannten sind die Festgenommenen sämtlich mit Zuchthaus vorbestraft, und die ersten beiden haben auch schon im Jahre 1900 in einer Rauchwarenzurichterei in Schkeuditz für 40,000 Mark Felle gestohlen, die ihnen wieder abgenommen werden konnten. Der Rauch warenzurichter hatte auch diesmal die ge stohlene Ware an einen auswärtigen Fabri kanten zu verkaufen gesucht und dies führte zur Festnahme. Beschlagnahmt wurden Waren im Werte von 30,000 Mark, während solche für 70,000 Mark noch zu ermitteln sind. Marktpreise in Kamenz am 1. September 1904. höchster,niedrigster Preis. Preis. 50 Kilo Korn Weitzen Gerste Laser Heidekorn Hirse «. 6 8 g 7 9 12 k. 50 75 50 50 SO «. 6 8 6 7 8 11 ?. 40 65 15 15 70 70 Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd. - -E. Erbsen 50 Kilo Kartoffeln SO Kilo I 5 21 2 10 s k. so 80 60 25 Dresdner Schlachtviehmarkt vom 5. Septbr. 1904. Zum Auftrieb kamen: 3769 Schlachttiere und zwar 715 Rinder, 1175 Schafe, 1552 Schweine und 327 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 38—40, Schlachtge» wicht 68—70; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 35—38, Schlachtgewicht 62—66; Bu-kn: Lebendgewicht 37—39, Schlachtgewicht 62—66; Kälber: Lebendgewicht 46—47 Schlachtgewicht 68—72; Schafe: 73—74 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 46—47Schlachtgewicht 59—60. Es sind nur die Preise süvfdie besten Viehiortrn verzeichnet