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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Schrislleilung, Druck und Verlag von A. Schmig, Bretnig. Nr. 73 Sonnabend den 1v. September 19V4. 14. Jahrgang mit 31. Der Mgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hans 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag '/z11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bi» vormittags 9 Uhr angenommen. sonen wurden diesmal von der Schutzmann- schast am Sedantage wegen Verübung groben Unfugs durch Abbrennen von explosiven Feuerwerkskörpern auf öffentlichen Plätzen und Straßen zur Anzeige gebracht. Chemnitz, 6. Sept. Das Urteil ge gen den Leutnant Venus, der vom hiesigen Kriegsgericht wegen Urkundenfälschung und Betrugs zu acht Monaten Gefängnis und Dienstentlassung verurteilt wurde, ist rechts kräftig geworden, da Venus auf das Rechts mittel der Berufung verzichtet hat. Zur Ver büßung der Strafe wurde Venus nach der Strafanstalt Zwickau gebracht. Er hat ein Gnadengesuch an den König abgeschickt. — Die Stadtverordneten in Zwickau lehn ten in ihrer letzten Sitzung die Wiederwahl des Bürgermeisters Münch mit 16 gegen 11 Stimmen ad. Rochlitz, 6. Sept. Am heutigen Tage verbreitete sich das Gerücht, daß der Raub mörder Schramm aus Crottendorf im See litzer Walde gesehen worden sei. Wie be kannt, ist das Opfer Schramms, der Ge- meindekaffierer Dietze aus Bernsdorf, in See litz begraben worden. Irgend welcher An halt, daß es sich tatsächlich um die gefürchtete Person gehandelt hat, hat sich bis jetzt jedoch noch nicht ergeben. — Beim Ausbrennen eines Wespennestes entstand am Dienstag früh durch die Unvor sichtigkeit eines damit beauftragten Malerge hilfen auf dem Dache der Brinkmannschen Villa in Glauchau Feuer, welches erst nach 1^/, stündiger Löscharbeit bewältigt werden konnte. Der betreffende Malergehilfe wurde beim Ausbruch des Feuers von einer Ohn macht befallen, und geriet in Gefahr, abzu stürzen, er wurde noch rechtzeitig gerettet und ins Krankenhaus geschafft. Ein Feuerwehr mann erlitt bei Einschlagen des Daches Ver letzungen. — Einen schweren Kampf mit einem Geistes kranken hatten dieser Tage mehrere Einwohner von Oberlungwitz bei Glauchau zu bestehen. Der in der Nähe der Rotherschen Fabrik wohnende Handarbeiter Stabinau, Vater von 4 Kindern, hatte an diesem Tage wieder, wie schon seit vielen Jahren, epileptische An fälle. Seine Frau hatte schon am Nachmittage unter Zurücklassung ihres kleinen Kindes aus der Wohnung flüchten müssen, da er sie er stechen wollte. Als nun einige Männer auf dem Heimweg begriffen waren, machte Stabi- nau wieder Lärm. Er versuchte bei seinem Hauswirt die Kammenür einzuschlagen, auch drohte er das Haus niederzubrennen. Schließ lich kam er mit einem Messer auf die Straße und versetzte einem der Anwesenden einen Stoß vor die Brust mit demselben, Ein Schutzmann schritt nun zur Festnahme oes Kranken. Doch waren 5 Mann nötig, um diesen zu bewältigen, zu fesseln und in die Ortszelle zu schaffen. Am andern Morgen wurde der Unglückliche nach dem Emmahospital überführt. — In Wurzen verstarb am Sonnabend im 50. Lebensjahre der erste und bisher auch einzige sozialdemokratische Stadtrat im König- reich Sachsen, der Bureauvorsteher Julius Künzel. Der nun Verstorbene war früher in Leipzig wohnhaft, wo er der Redaktion des ^Vorwärts" angehörte, dann die „Fackel" redigierte und später bei dem Rechtsanwalt Puttrich tätig war. Nach seiner Uebersiedelung nach Wurzen gelangte er ins Stadtverord- neten-Kollegium, wurde in demselben zum Vizevorsteher und schließlich 1894 zum Stadt rate gewählt, welches Ehrenamt er bi» 1900 bekleidete. Künzel kandidierte seinerzeit auch bei der Landtagswahl im 20. ländlichen Wahlkreise. — Wie schnell der Telegraph heutzutage Nachrichten auch aus den fernsten Weltteilen zu uns bringt, beweist ein am vergangenen Sonnabend in Wurzen eingetroffenes Tele gramm des Herrn Paul Eilart, welcher gegen wärtig in Südwestafrika als Soldat im Felde gegen die Hereros steht. Das betreffende Telegramm, welches den in Wurzen lebenden Eltern meldet, daß er sich wohl befindet, war am Sonnabend um 6 Uhr in Swakop- münd aufgegeben und traf bereits 8 Uhr 20 Minuten tn Wurzen ein, also von Swakop- mund bis Wurzen 2 Stunden 20 Minuten. — Dem Vorsitzenden der Deutschen Turner- schäft, Herrn Dr, meo. Ferdinand Goetz in L.-Lindenau, der unlängst als Vertreter der Deutschen Turnerschaft am italienischen Bun desturnfeste in Florenz teilnahm, wurde da» Offizierskreuz des Ordens der Italienischen Krone verliehen. Die Inhaber dieses Ordens haben das Recht, sich „Cavaliere" zu nennen. Schneeberg, 6. September. Von einem sogenannten Gcldmännel sind in Brunn döbra zwei Einwohner von Zschorlau und Lindenau um 1000 Mark geprellt worden. Für diese Summe waren ihnen 12000 Mark in nachgemachtem Gelds versprochen worden. Kaum hatte der Schwindler die 1000 Mark erhalten, so verschwand er auch auf Nimmer- wiedersehn. — Am Mittwoch früh hat der 1863 ge borene Gelegenheitsarbeiter Adolf Günnel in Mühlzrün i. V. seine um 4 Jahre ältere Ehefrau Martha geborene Geißler mittels zweier Beilhiebe dermaßen verletzt, daß die Unglückliche hoffnungslos darniederliegt. Der Täter stellte sich selbst dem Gerichte. Trunk sucht und Eifersucht sollen ihn zu diesem Schritte veranlaßt haben. — Ein Mordversuch wurde in Rodewisch i. V. in der Lenkschen Webwarenfabrik ver übt. Die dort beschäftigte Arbeiterin Rosa Schmidt wurde von dem ebenfalls dort be schäftigten Arbeiter Seifert Saus Stützengrün zuerst mit einem großen Schraubenschlüssel lebensgefährlich verletzt und dann mit einer Schnur zu erdrosseln versucht. Der Täter ist flüchtig. Plauen, 8. September. Gestern ent stand hier zweimal Großfeuer. Nachmittags brannten im Ortsteil Reusa zwei Häuser und abends im Ortsteil ChrieSwitz teilweise Henkels Brauerei und ein Rittergut nieder. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. — Ueber den Ertrag der diesjährigen Ernte wird aus Bautzen geschrieben, daß, so weit es sich zurzeit übersehen und beurteilen läßt, es sich in der Lausitz trotz der langen Trockenheit immerhin um eine gute Miltel ernte handeln wird. Die Körnerfrüchte sind sämtlich gut eingebracht und haben guten Körneransatz aufzuweisen; nur der Hafer hatte teilweise nicht so reichlich eingesetzt. Die Kar toffeln, bei denen zu befürchten war, daß die große Trockenheit zu sehr auf ihre Entwickel ung einwirken würde, geben eine befriedigende Ernte, wenn auch ihr Preis etwa 1 Mark pro Zentner höher als sonst bleiben wird Der Obstertrag ist für alle Früchte befrie digend. Schlecht dagegen sind die Aussichten für den Landwirt hinsichtlich der Futterver- hältniffe. — Der Turnkreis Sachsen ist der größte von allen bestehenden Kreisen. Es gehörlen dazu Anfang diese» Jahres 1090 Vereine an 860 Orten mit 133 273 Mitgliedern, von denen 79 848 praktische Turner sind, darunter 6832 Vorturner. Der Kreis umfaßt 25 Turngaue, unter denen wiederum der Leip ziger Schlachtfeldturngau mit 71 Vereinen an 42 Orten und 13115 Mitgliedern der stärkste ist. Kamenz, 6. September. Am Sonntag waren 73 Jahre verflossen, seitdem dem Königreich Sachsen die Konstitution verliehen wurde. An dem hochbedeutsamen Gedenk tage hatte unser Rathaus Flaggenschmuck an- gelegt. — Hochinteressant war am Dienstag nach mittag die Errichtung eines abessinischen Brunnens am Raine der Schützenhauswiese in Kamenz durch ein Pionier-Kommando. Nach reichlich 3 Stunden, welche Zeit Bohrung und Eintreiben des Eisenrohres in Anspruch nahm, wurde Wasser in Tiefe von etwa mehr al» 4 Meter erreicht, welches iVz Meter Wafferstand zeigte. Die Beschaffenheit des selben wird sich erst nach Einsetzung des Momentan nicht vorhandenen Pumpwerkes -eigen. Stolpen, 7. Sept. Durch Streiterei mit einem Mädchen kam kürzlich der 10-jäh- rige Junge des Tagearbeiters Herberg hier zu Schaden. Das betreffende Mädchen stach den Knaben mit einem Messer so heftig in die Hand, daß sich dessen Ueberführung in ein Dresdner Krankenhaus nötig machte. — Ein weiterer Unfall unter Kindern passierte am Sonntag in der Nähe der Buschmühle. Durch Spielen mit einem Revolver, welchen sich oer 13-jährige Schulknabe H. zu ver schaffen gewußt und der geladen war, ging der Schuß los, dem Knaben an der Haub entlang und streifte einen Teil des Armes. Da mehrere Kinder gegenwärtig waren, konnte ieicht ein größeres Unglück passieren. — Im benachbarten Heeselicht hat sich der Gutsbe- sther B. Schäfer im nahen Walde durch Er hängen selbst entleibt. Gersdorf. Beim Stellen des hier ver- quartierten Artillerie-Regiments Nr. 28 aus Pirna ereignete sich am Dienstag früh inso- tern ein Unglücksfall, indem ein Fahrer durch Ausschlagen eines Pferdes derart verletzt ^e, daß er, dienstunfähig, von Kameraden Quartier getragen werden mußte. Königsbrück, 7. Sept. Ein dreister Einbruch ist in vergangener Nacht hier ver übt worden. Diebe sind nächtlicher Weile in das Grundstück des Amtsgerichts einge drungen und haben ziemliche Geldsummen ge stohlen. Soweit sich an den hinterlassenen Spuren feststellen läßt, haben die Eindring linge ihren Weg in das Grundstück von der Gartenseite her genommen; im Hofe de» Be amtenwohngebäudes haben dieselben eine dort befindlich gewesene Leiter verwendet zum Uebersteigen der Mauer, welche das Wohnge bäude von dem Grundstücke des Amtsgerichts trennt. Vom Hofe des Gerichtsgebäudes aus sind die Einbrecher mittelst Leiter nach der 1. Etage gestiegen, haben ein Fenster einge drückt und sind in das Dienstzimmer einge- drnngen. Aus der Kasse des Gerichtsvoll ziehers fehlen etwas über 200 Mark, alles andere, Briefmarken u. s. w., ist unberührt. Das Beil, mit dessen Hilfe die Diebe den Tisch erbrochen haben, befindet sich noch am Tatort. Nach der Tat haben sich die Ein brecher jedenfalls durch den Garten wieder entfernt. Die Täter müssen eine gute Lokal kenntnis besessen haben. Ihre Ermittelung ist noch nicht gelungen. Dresden, 7. Sept. Um sich zu töten, sprang gestern abend ein 18 jähriger Hand lungsgehilfe von der Carolabrücke in die Elbe. Da er bei dem niedrigen Wasserstande seinen Zweck nicht erreichte, ging er wieder ans Land und wurde von hier aus seinen Eltern zugeführt. Dresden. Zum hiesigen Grundstücks krach meldet der „Dr. Anz ", daß im August im Amtsgerichtsbezirk Dresden 59 Grund stücke, davon allein 40 in Dresden, zwangs weise versteigert worden sind. Geschätzt wer- den sie insgesamt auf 4 469 152 Mark, während 4 907 600 Mark Hypotheken auf ihnen lasteten. Ausgefallen sind 1 876 000 Mark! Als Er werber traten fast durchgängig Hypotheken- gläubiger auf, deren eigenes Kapital von 861 000 Mark den vorstehenden Ausfall auf 1 015 700 Mark reduziert, da an dessen Stelle nunmehr das Guthaben am Werte der er standenen Grundstücke getreten ist. — Der älteste Einwohner Dresdens, der in der Röhrhofsgasse wohnende Privatus Neumann, ist am Sonntag gestorben. In geistiger und körperlicher Frische feierte Neu mann am 4. März d. I. den 100. Geburts tag, er ist also genau 100 Jahre und 6 Monate alt geworden. — Die Forderungen der Prinzessin Luise. Dr. Stimmer, der Advokat Mattachichs, der kürzlich nach Paris abreiste, wird von der dort weilenden Prinzessin Luise von Koburg Anträge behufs Beilegung der Affäre ent- gezennehmen. Die Prinzessin formulierte end gültig ihre Forderungen dahin, daß sie die Aushebung der Kuratel wegen Geistesschwäche und die Zuweisung einer Lebensrente begehre. Dagegen verzichtet sie auf die Scheidung. — Oberleutnant Brachmann vom 7. Kö nigs - Infanterie - Regiment Nr. 106 erlitt, wie au» Werdau berichtet wird, am Mitt woch einen schweren Unfall. Als er die 1. Kompagnie durch die Schulstraße daselbst führte, scheute sein Pferd und warf den Reiter auf das Asphaltpflaster, wo er bewußtlos liegen blieb. Man brachte den Offizier zu nächst in die Gastwirtschaft zur Wartburg und von da mittels Geschirrs nach seinem Quartier. Die durch de» Sturz erlittenen Verletzungen sollen schwer sein. Chemnitz. Nicht weniger als 113 Per Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag den 1L. p. Trin.: Früh 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. ^9 Uhr Gottesdienst. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Ida Helene, T. des Bauarbeiters Emil Bernhard Walther, 131 n. — Linda Margarethe, T. des Schuhmachers Martin Robert Ziegenbalg, 99. — Robert Max, S. des Fabrikarbeiters Robert Hermann Schurig, 165. — Alfred Georg, S. des Lagerh. Emil Ed. Mager, 104. Die Ehe schloffen: Bernhard Richard Steglich, Färber in Bretnig, mit Clara Martha Sieber hier, 256 p. Als gestorben wurde eingetragen: Ernestine Wilhelmine geb. Heide, Hebamme, Ehefrau des Bandwebers Gustav Adolf Ziegenbalg, 292, 54 I. 11. M. 3 T. alt. Oertllckes und Sächstsckies. — Die Schonzeit für Forellen hat 1. September begonnen und geht am Dezember zu Ende.