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pottrilcbe Kunälckau. Der russisch-japanische Krieg. *Mit Spannung harrt man der Entwicke lung der Dinge in Ostafien, wo gegenwärtig sowohl um Port Arthur wie um Li au - jang die entscheidenden Kämpfe des diesjähri gen Feldzuges ausgefochten werden. Aber ob wohl im Norden wie im Süden die Japaner im Vorteil sind — die Entscheidung fehlt noch immer. Auf beiden Seiten wird ungewöhnliche Tapferkeit entwickelt und der Todesverachtung der Japaner steht die gleiche militärische Tugend der Russen gegenüber. Jin Norden sind die Truppen Kuropatkins aus allen ihren vorgeschobenen Stellungen zurückgedrängt auf Liaujang, das in den letzten Monaten fortge setzt stark befestigt worden ist. Indessen dürfte sich Kuropatkin doch nicht auf die Verteidigung dieses Ortes versteifen, wenn ihm die Gefahr droht, von den Japanern umzingelt und von seiner Rückzugslinie nach Mukden und Charbin abgedrängt zu werden. Die Meldungen über Port Arthur lauten widersprechend. Nach japanischen Quellen sei die Feste bereits so gut wie gefallen, der äußere Verteidigungsring wäre durchbrochen und die volle Eroberung nur eine Frage von Tagen. Die Russen dagegen versichern, Port Arthur könne sich noch bis zum Jahresschlüsse halten. - * Laut einer Drahtung aus Kobe hatten die Japaner am 27. August alle Außen werke von Port Arthur genommen, während die Russen noch die Zitadelle, das Fort am goldenen Berg und die Forts am Tigerschwels und auf Liaotischan behaupteten. * Eine Nachricht, die, wenn sie sich bewahr heitet, von sehr großer Tragweite ist, kommt aus Tokio. Danach soll es den Truppen des Generals Kuroki gelungen sein, die Bahn linie zwischen Mukden und Liaujang durch Sprengung einer Eisenbahnbrücke zu unterbrechen. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt noch nicht vor. Ist sie richtig, so ist den Russen die Möglichkeit abgeschnitten, sich auf Mukden zurückziehen zu können. Auch könnten sie von dorr Verstärkungen nicht mehr heran ziehen l Schon früher ist gemeldet worden, daß Kurokis Truppen die Bahnlinie zwischen Liaujang und Mukden erreicht hätten. *Jn dem Nachhutgesechte bei Liaujang wurden u. a. der russische Generalmajor v. Rut - kowski und Oberstleutnant v. Ra oben getötet. * „Das L altisch e G eschw ad er ist am 25. August, wie es heißt, aus 10 Tage in See gegangen." So meldet der Draht aus Petersburg. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, daß die Angabe „auf zehn Tage in See ge gangen" weitergehende Reisepläne des Ge- schwaders verdecken soll. Und diese Reisepläne könnten nur nach Ostasien Hinzielen. Anderseits wäre es einigermaßen überraschend, nach allem, waS man bisher über die See- tüchngkeit dieses Geschwaders gehört hat, daß es so in aller Stille aktionsfähig geworden sein soll. *Wortbruch wird den Russen japa- nischerseits vorgeworfen. Japan verlangt nach einer,Reuter'-Meldung, daß die Mannschaften der in Schanghai desarmierten russischen Schiffe, wie in Tsingtau von Deutschland, so hier von China festgehalten werden; Japan ist zu diesem Verlangen durch die Wiedereinftellung der Be satzungen des „Warjag" und „Korejetz" im baltischen Geschwader veranlaßt, trotz des Ver sprechens, daß diese Leute sich nicht mehr am Kriege beteiligen sollten. * * * Deutschland. * Graf Bülow ist von Norderney in Berlin eingetroffen und hat seine sämtlichen Amisge chüfte wieder übernommen. *Jn dieser Woche endigen für den größten Teil der Mitglieder der verschiedenen Ressorts der Reichsverwaltung die Urlaubszeiten. Im Reichsschatzamt wird dann, nachdem auch der Chef der Neichsfinanzverwaltung zu den Ge schäften zurückgekehrt ist, mit der endgültigen Vorbereitung der Aufstellung des nächsten R e i ch s h a u s h a l t s v o r a n s ch l ag be gonnen werden. Wie srüh oder spH der nächste Reichsetat dem Reichstag zugänglich gemacht werden wird, hängt voraussichtlich auch davon ab, zu welchem Termin der Bundesrat seine Sommervertagung beendigen wird. Es pflegt dies verschieden zu sein, je nachdem dringlichere oder minder dringende Arbeiten für ihn vorliegen. *Nach einer in Rheinbach gehaltenen Rede des Abg. Spahn (Ztr.) zu schließen, wird die Diäten frage den Reichstag in der nächsten Session ernstlich beschäftigen und wahrscheinlich auch zu dem gewünschten Ergebnis sühren. *Der vorläufige Entwurf einer Brau sonderer Zuneigung für England ist indes nicht viel zu spüren. Gegenwärtig ist ein kleiner Konflikt auf der größten der Inseln, Jersey, ausgebrochen, indem wegen Mangels an Entgegenkommen seitens des Lokalparla ments gegenüber der Garnison, diese auf Befehl aus London die Insel hat verlassen müssen. Italien. * Der Bischof von Laval, Geay, hat sich wieder dem päpstlichen Stuhle unter worfen. Er ist, wie der ,Osservatore Romano' mitteilt, in Rom eingetroffen, gehorsam dem Befehl des Papstes. Das vatikanische Blatt richtet an die katholische Presse die Aufforderung, sich der Erörterung dieser Angelegenheit zu ent Oie Kriegslage bei liaujang auf ihre Hauptstellung südlich und östlich von Liaujang zurückgehen mußten. Für die Russen liegt die Gefahr nahe, daß auch ihre Haupistellungen umgangen werden. Sollte das der Fall sein, so würden natürlich alle Pläne Kuropatkins illusorisch werden, denn mit Angriffen aus der Flanke, wie sie ihm jetzt passieren, kann er unmöglich von Anfang an gerechnet haben. Nach dreiundzwanzigtägiger Pause haben die vereinigten japanischen Armeen die Aktion gegen Kuropatkin wieder ausgenommen. Natürlich sins die Japaner, sowie sie es von Anfang an getan haben, sofort wieder zur Offensive übergegangen, es ist ihnen gelungen, den ganzen linken russischen Flügel zu umfassen, sie haben die vorgeschobenen russischen Linien umgangen, so daß die Russen steuer-Novelle unterliegt, der ,N.-L. KZ zufolge, vor seiner endgültigen Feststellung der Begutachtung der Einzelregierungen. Diese ziehen, soweit Veranlassung vorliegt, auch Ver treter der in Betracht kommenden Gewerbe betriebe in vertrauliche Beratung. *Der soeben neugewählte olden burgische Landtag hat nach dem jetzt festgestellten Ergebnis der Wahlen folgende Zusammensetzung: 8 Anhänger des Bundes der Landwirte, 8 Nationalliberale, 8 Anhänger des Zentrums, 2 Nationalsoziale, 10 Mitglieder der Freisinnigen Volkspartei, 4 Sozialdemokraten. Gegen die mcheren Parteiverhältnisse gewannen der Bund der Landwirte 5, die Nationalsozialen 2 Sitze; die Nationalliberalen verloren 3, die Freisinnige Volkspartei 2, die Sozialdemokratie 2 Mandate. Frankreich. *Jn Paris wirbelte vorübergehend eine angebliche Spionage-Angelegenheit Staub auf. Matiw und ,Petit Parifiew er klären, es handle sich darum, daß der j ap ani- scheMilitärattachö dem früheren Agenten Lajoux Anerbietungen für Lieferung von Mit teilungen über die Verteidigung von Indochina gemacht haben soll. Der Attachö stelle dies entschieden in Abrede, und von zuständiger Stelle werde die Angelegenheit nicht als ernst betrachtet. England. * An der Küste der Normandie gehören be kanntlich den Engländern als letzter Rest ihrer im Mittelalter so ausgedehnt gewesenen französischen Besitzungen noch heute die soge nannten Kanalinseln. Die Bevölkerung lebt im Genüsse der im Bereiche der englischen Herrschaft üblichen Selbstverwaltung im allge meinen ruhig und zufrieden dahin, von be ¬ halten und die Entscheidung abzuwarten, die der Heilige Stuhl treffen wird. Rußland. * InRiga ist es zu blutigen Straßen- unruhen gekommen. Vor dem Gefängnis versammelte sich eine große Menschenmenge, die mit den Gefangenen in Verkehr treten wollte. Als der Gehilfe des Polizeimeifters Lischin Hinzulam, wurde er mit Schüssen und Stein würfen empfangen und lebensgefährlich ver wundet. Die Menge mußte gewaltsam ausein andergetrieben werden, wobei noch zwei Polizisten Verwundungen erlitten. * Die Stände Finnlands sind durch kaiserlichen Erlaß zu einer ordentlichen Session auf den 6. Dezember d. nach Helstngfors zu sammenberufen. Zugleich wurde Befehl gegeben, daß der nächste Landtag im Jahre 1907 zusammentreten soll. (Also schon in drei Jahren!) Balkanstaaten. * Die schon mehrmals verschobene Krönung König Peters von Serbien soll nun mehr, wenn nicht wieder etwas dazwischen kommt, am 21. September stattfinden. I^aien als Srfinäer. Daß wir Dilettanten hervorragende Er findungen verdanken, weist die ,Welt der Technik in einem sehr interessanten Aufsatze nach. Wer hat nicht schon etwas von Samuel Morse, einem Maler, dem Erfinder des nach ihm benannten Drucktelegraphen (Morse-Telegraph) gehört, wer nicht von dem Barbier Arkwright, dem Erfinder der Spinnmaschine, wer nicht von dem eng lischen Geistlichen Cortwright, dem Erfinder des mechanischen Webstuhls? Soll doch der Er- K 6m familien-Sebeimnis. 4j Kriminalroman von Eberhard Woldenberg. Morler»»«.; „Den Kammerdiener Ribbeck," so hieß es in dem Bericht weiter, „kann kaum ein Verdacht treffen. Derselbe kam, wie seine Schwester bezeugt, am Montag mittag bei ihr an und hat bis zum Dienstag morgen, wo ihn die Nachricht von dem Verbrechen erreichte, die Stadt nicht verlassen. Der Verwalter Grabow dagegen will am Montag abend nach zehn Uhr bei seinem gewöhnlichen Rundgang um das Schloß in dem Parke einen Mann, bemerkt haben, den er für den Diener Ribbeck hielt, der aber bei seiner Annäherung entfloh " „Mir bleibt nicht viel mehr zu sagen," nahm Hartung das Wort, als Willi das Blatt sinken ließ. „Mein Vater mochte seine Unschuld be teuern, so viel er wollte, verschiedene Umstände sprachen gegen ihn. Der Hammer war sein Eigentum und außerdem fand man in einem dichten Gebüsch des Parkes einen Rock meines Vaters und in dessen Taschen ein Päckchen Wertpapiere aus dem Geldschrank des Freiherrn. Wie diese Papiere in seinen Rock, und wie dieser selbst an jenen Ort gekommen, das wußte mein Vater nicht zu erklären. So wurde er denn des Raubmordes und der Brandstiftung schuldig befunden und verurteilt." „Mein Gott!" schrie Willi auf, „er starb doch nicht —" „Er starb im Gefängnis, kurz vorher, ehe sich die Pforten des Zuchthauses für ihn öffneten." „Entsetzlich," stöhnte Willi, „unschuldig ver urteilt !" „Ja unschuldig," bekräftigte Hartung. „Mein Vater war ein einfacher, schlichter Mann uud gewiß nicht ohne Fehler, aber ein Verbrechen und noch dazu ein so entsetzliches hätte er nie mals begehen können." „Und der wirkliche Täter ist bisher nicht entdeckt worden?" „Nein, dein Großvater, Willi, gilt noch heute für einen Mörder, und sein Name ist noch immer gebrandmarkt. Begreifst du, was ich gelitten habe all diese Jahre hindurch unter dem unerträglichen Bewußtsein, für den Sohn eines Verbrechers zu gelten, und wie ich ge zittert habe und noch zittern muß bei dem Ge danken, daß die Gesellschaft, in der wir leben, von diesen Dingen Kenntnis erhält?" Willi barg erschüttert das Gesicht in den Händen, während seine Mutter zu dem vor Er regung bebenden Gatten trat und ihm be ruhigende Worte zuflüsterte. Der Oberst, dem diese Mitteilungen gewiß nicht neu waren, den sie aber nicht weniger als Willi bewegten, blickte mit kummervollem Ausdruck auf seinen Schwiegersohn. „Aber deine Schwester und dein Bruder, Papa, was ist aus ihnen geworden?" fragte Willi plötzlich, die Hände finken lastend. „Leben sie noch und wo, in welchen Verhält nissen ?" Sein Vater wandte fich ihm wieder zu. „Auf diese Frage kann ich dir nur antworten, daß ich das alles nicht weiß. Mein Bruder Rudolf Halle ein Handwerk erlernt und ging nach dem Tode unseres Vaters in die Welt, ohne daß ich je wieder von ihm gehört hätte." „Auch von deiner Schwester ist dir nicht bekannt, ob dieselbe noch lebt?" fragte Willi enttäuscht. „Du weißt ja, in welchem Verhältnis ich zu meinen Geschwistern stand und wie weit unsre Wege auseinander gingen," erwiderte sein Vater sichtlich verstimmt. „Verzeih', lieber Papa," sagte Willi, „aber ich hätte doch gern gewußt, was aus meinem Onkel und meiner Tante geworden ist." „Ich muß mich selbst anklagen," begann sein Vater wieder freundlich. „Meine Schwester Friederike hatte wohl am meisten unter dem Unglück zu leiden. Sie war damals verlobt mit einem achtbaren und wohlhabenden Hand werker, der aber noch vor der Verurteilung meines Vaters das Verhältnis löste. Friederike ging darauf nach Leipzig und nahm eine Stelle bei einer alten Dame an. Von da ab jedoch habe ich auch von ihr nichts mehr er fahren." „Sie hat dir keine Nachricht gegeben?" „Nein, niemals. Ich habe freilich auch keinen Versuch gemacht, mit ihr in Briefwechsel zu treten. Heute tut es mir leid. Gott mag wissen, wie es ihr ergangen ist," sagte Hartung düster. „Nun laßt es aber genug sein mit diesen Geschichten," bemerkte der Oberst. „Du, Alfred, hast dir durch Fleiß und harte Arbeit eine Lebensstellung gegründet, und von der Höhe, auf die dich dein Talent und deine Leistungen erhoben, kann und wird dich nichts sinder des Schießpulvers nicht ein rauher Kriegs mann, sondern ein sriedfertiger Mönch, Bertold Schwarz, gewesen sein! Gehören nicht zu de» glänzendsten Namen der Kulturgeschichte der des Buchdruckergehilfen Benjamin Franklin, des Er finders des Blitzableiters, und der des Juweliers Fulton, des Erfinders und ersten Erbauers eines praktisch verwertbaren Dampfbootes? Und wenn die Namen Hinterlechner und Madesperger, zweier Schneider, in der großen Öffentlichkeit nicht so bekannt find, wie sie es verdienten und wie es sein sollte, und wenn auch Engländer und Amerikaner die goldenen Früchte ein- heimsten, so haben sie sich doch durch die Er findung der Nähmaschine einen Ehrenplatz in der Ruhmeshalle der großen Erfinder gesichert. Wahre Großtaten vollzogen durch ihre Erfin dung Gutenberg und Senefelder. Gutenberg muß schon aus dem Grunde als Laie bezeichnet werden, weil er insbesondere jenes Fach nicht kannte, dessen volle Beherrschung sür die erfolg reiche Durchführung der Idee notwendig war, die Metallbearbeitung. Senefelder war von Beruf Jurist, wurde später Schauspieler, endlich Schriftsteller; in dem Bestreben, seine Arbeiten selbst zu vervielfältigen, wozu er durch Geld mangel gedrängt wurde, gelangte er zur Er findung der Lithographie. Er überzog eine Platte aus Kalkschiefer mit Wachs, ätzte in diese die Schrift verkehrt mit Scheidewasser, und der lithographische Druck war erfunden. Später gestaltete er schrittweise seine Erfindung aus; er sügte die Erfindung des Hochdruckes, dann die des lithographischen Umdruckes und schließ lich die des Farben- und Notendruckes hinzu. So wurde er nicht bloß der Erfinder, sondern auch der erste Meister seines Faches. Er war einer der wenigen Laienerfinder, die sich auch der Vervollkommnung ihrer Erfindung widmen. Nur wenige Dilettanten haben allerdings die Kraft, den Dilettantismus abzustreifen und fich mit eiserner Energie dem Studium zu widmen, den Mangel an schulmäßiger Bildung durch nachträgliches^ Lernen gut zu machen und fich dann an die Lösung technischer Probleme heran- znwagen. Wir nennen hier die Namen Edinson und Watt, die als Dilettanten ihre ersten Er findungen machten und dann die Notwendigkeit technischer Ausbildung erkannten. Und das wäre wohl die wünschenswerteste Ausgestaltung des Dilettantismus im Erfinden, wenn die Kennt nisse der Grundlehren der Naturwissenschaft und der Physik so 'allgemein würden, daß die häufig sehr bedeutenden Kombinations- und Verstandes kräfte, die jetzt im Nachjagen nach unerreichbaren Zielen verbraucht werden, in den Dienst wirk lich naturwissenschaftlichen Denkens und For schens gestellt würden. - - Von I^ad unci fern. Ein überaus schlechtes Ptlzjahr ist das gegenwärtige. Wohl infolge des trockenen Sommers liefert die Pilzernte im Gegensatz zum Vorjahre fast gar keine Erträge. Pfeffer linge findet man ganz vereinzelt, und Stein pilze, die im vorigen Jahre in besonders reicher Menge gefunden wurden, find bis jetzt über haupt noch nicht da. Für manche arme Familie bedeutet die Mißernte einen nicht zu unter schätzenden Einnaymeausfall. Ihren hundertsten Geburtstag feierten am Freitag in Klein-Lengden (Kreis Göttingen) die Zwilligsbrüder Heinrich und August Meyer. Das greise Brüderpaar erfreut fich noch des besten Wohlseins. Ein Testament auf einer Schiefertafel hat ein alter emeritierter Lehrer, der kürzlich als Junggeselle in Wriezen a. O. starb und ein Vermögen von 138 000 Mark hinterließ, zurückgelassen. Ursprünglich hatte er testa mentarisch zwei Verwandte, die in Friesack und einem Berliner Vorort wohnen, zu seinen Erben eingesetzt. Dies wurde ihm aber auf seinem Sterbebette wieder leid, so daß er fich eine Schiefertafel geben ließ und darauf seinen letzten Willen niederschrieb, welcher dahin ging, daß vier Verwandte ihn gleichmäßig zu be erben haben. Die Rechtsgültigkeit dieses Testa ments wird kaum anzuzweifeln sein, so daß jeder Erbe etwa 34 000 Mk. erhält. herabstürzen, auch nicht das Bekanntwerden deines Familiengeheimnisses." „Ganz recht," fiel Beatrice zu ihrem Gatten gewandt ein. „Du mußt diese selbstquäle rischen Gedanken aufgeben. Beschäftige dich nicht mehr mit der traurigen Vergangenheit, sondern denke an die Zukunft Willis. Die Freude, die er uns noch bereiten wird, muß uns entschädigen für frühere Übel. Und dir selbst steht ja nächstens schon eine erhebende Freude bevor, die Aufführung deines Schau spiels. Vermag das deinen Trübsinn nicht zu bannen?" Ihr Gatte reichte ihr stumm die Hand, kehrte fich aber sogleich wieder ab, indem er unhör bar vor sich hin flüsterte: „Wie lange werde ich noch zu leben haben? Ich muß jetzt schon die Dosis des Giftes verstärken, die bisherige wirkt nicht mehr genügend; noch ein halbes Jahr, und es ist zu Ende." Niemand hatte diese rätelhaften Worte ver nommen, denn seine Frau redete währenddem zu Willi. „Die Laufbahn deines Vaters," sprach sie, „war die denkbar schwierigste. Ihm hatte niemand die Wege geebnet, wie es dir ge schehen. Durch eigene Kraft ist dein Vater zu einer vornehmen Stellung emporgestiegen. Im bin überzeugt, daß du dich immer bestrebe« wirst, ihm nachzueifern. Eine vornehme Stellung, lieber Willi, ist mit hoher Ver antwortlichkeit verbunden. Dein Vater hat stA bemüht, den Sinn für diese in dir zu wecken und zu pflegen. Daß du de« Einfluß, den du einst erlangen wirst,