Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt lür die Ortsbehörde und den Gemeinderat )» Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten NnterhaltungSblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus I Mark 2V Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Lll gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« »ir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag */z1l Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Lagen nur bis vormittag« 9 Uhr angenommen. Schriftlrch mg, Druck uiifi Verlag von N. Bretnig. Nr. 71. Sonnabend den 3. September 1904. 14. Jahrgang. Mekanntmachung. Die Gemeinde-, Armen- und Feuerlöschtassen-, sowie die Schul- und Kir- chenanlagen Rechnungen vom Jahre 1903 liegen vom t. Sept. d. I an 4 Wochen lang in den Stunden vormittag» von 9—12 und nachmittags von 3—6 Uhr zur Einsicht nahme der Beteiligten beim Gemeindevorstand au». Bretnig, am 24. August 1904. Der Gemeinderat Oertliches und Sächsische-. Bretnig. Sparkaffenbericht auf August d. I. In 126 Posten wurden 9840 Mark 79 Pf. eingezahlt, dagegen in 22 Posten 3391 Mark 51 Pf, zurückgezahlt, 10 neue Bücher ausgestellt und 4 kassiert. Bretnig. Sein diesjähriges,Stiftungs fest hält der hiesige Männergesangverein am 13. November im deutschen Hause ab. — Am 27. November gibt der hiesige gem. Chor „Harmonie" im Gasthof zur Sonne ein Konzert mit darauffolgendem Balle. Bretnig. Der vielberüchtigte Ein brecher Stender aus Böhmen, der bekanntlich seinerzeit in Kamenz bedeutende Diebstähle ausgeführt hatte, scheint in hiesiger Gegend von neuem sein lichtscheues Gewerbe betreibe» zu wollen. Derselbe hat es vornehmlich auf Gasthäuser abgesehen, die er schon bei Tage mit seinem Besuche beehrt. Er läßt sich ge wöhnlich daselbst in der Nähe eines Fensters Nieder und benutzt einen günstigen Augenblick, um dieselben aufzuwirbeln. Er verschwindet dann, kehrt jedoch nachts wieder, steigt durch die aufgewirbelten Fenster in die Gaststube Und nimmt, was ihm in die Hände fällt. — (Manöver-Postsendungen.) Beim Heran nahen der militärischen Herbstübungen wird dringend empfohlen, Postsendungen für die an den Uebungen teilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marschquartieren, sondern stets nach den ständigen Garnison- orten zu richten, da nach den postseitig ge troffenen Maßnahmen die schleunige und richtige Zuführung der Sendungen an die Empfänger auf solche Weise am besten ge sichert ist. Ferner ist es unumgänglich not wendig, in den Aufschriften der Postsend ungen an alle im Manöver befindlichen Mili- Hrpersonen (Mannschaften sowohl wie Ossi- iiere und Einjahrig-Freiwillige) außer dem Familiennamen auch den Dienstgrad und Truppenteil (Regiment, Bataillon, Kompag. uie, Eskadron, Batterie usw.) genau anzu- Seben, falls nicht unerwünschte Verzögerungen in der Ueberkunft eintreten sollen. Es em pfiehlt sich nicht, solche Postsendungen an Offiziere und Einjahrig-Freiwillige, für welche ^ie Postverwaltung Gewähr leistet — also Pakete, Postanweisungen, Wertbriefe usw. — "postlagernd" nach einer im Manövergelände gelegenen Postanstalt zu adressieren. Bei der Abholung derartiger Senvungen führt der Mangel an genügenden Ausweispapieren für me Empfänger vielfach zu unangenehmen Bieiterungen. — Die Ziehung der vierten Klaffe der 146. Kgl. Sachs. Landeslotterie findet am 14. und 15. September statt. — Ein überaus schlechtes Pilzjahr ist das Tkgenwärtigr. Wohl infolge des trockenen sommers liefert die Pilzernte im Gegensatz ium Vorjahre fast gar keine Erträge. Pfeffer ige findet man ganz vereinzelt und Stein- p^ze, die im vorigen Jahre in besonders reicher Menge gefunden wurden, sind bis letzt überhaupt noch nicht da. Für manche Familie bedeutet die Mißernte einen zu unterschätzenden Einnahmeausfall. Großröhrsdorf. Der Färber Grundmann, welcher erst kürzlich au« dem Zuchthause enrlaffen worden war, wurde dieser Tage wiederum durch die Gendarmerie- Brigade an da» kgl. Amtsgericht eingeliefert und zwar wie vor einigen Jahren wegen ver suchten Sittlichkeitsverbrechens an einem 12- jährigen Mädchen. Hanswalde. Bei der Sparkasse Hauswalde wurden im Monat August 1904 in 58 Posten 3846 Mark 05 Pfg eingezahlt und 5 neue Bücher ausgestellt. Dagegen er- folgten 9 Rückzahlungen mit 3624 Mark 93 Pfg. und 1 Buch wurde kassiert. Kamenz. In letzter Zeil find in der Gemeinde Rauschwitz kurz hintereinander drei Typhuseikrankungen vorgekommen. Es sind jedoch sofort behördliche Maßnahmen getroffen worden, fodaß Grund zur Befürchtung wei terer Ausbreitung nicht vorliegt. — Ein Unfall ereignete sich kürzlich in Kamenz dadurch, daß rin 22-jähriger Bursche durch übermäßiges Schaukeln im Luftschiff bei plötzlichem Hemmen hinausgeschleudert wurde. Zeine dabei erlittenen Verletzungen sind zum Glück unbedeutende. — Prinzessin Luise von Koburg — ver schwunden! Die Prinzessin Luise von Ko burg, geborene Prinzessin von Belgien, welche seit vier Jahren in der Heilanstalt des Sani- tätsrats Dr. Pierson in Coswig untergebracht war, jetzt aber in Begleitung eines Arztes und einer Hofdame in Bad Elster zur Kur weilte, ist in der Nacht zum Mittwoch von dort spurlos verschwunden. Stark vermutet wird eine Entführung durch den Oberleutnant v. Mattasich-Keglevich, zu dem die Prinzessin bekanntlich früher in intimen Beziehungen stand, die zur Trennung von ihrem Gemahl und zu ihrer Unterbringung in die Heilanstalt führten, v. Mattasich wurde seinerzeit wegen Wechselfälschungen zu längerer Kerkerstrafe verurteilt. Nach Verbüßung derselben ist er unausgesetzt auf eine Wiedervereinigung mit der Prinzessin bedacht gewesen, auch soll er im Laufe der Zeit — so auch in diesem Sommer — bereit» verschiedene Entführungs- versuche gemacht haben, die jedoch fehlschlugen. Wiederholt wurde berichtet, daß v. Mattasich in der Nähe der Heilanstalt von Coswig ge sehen worden war und daß er mit der Prin zessin flüchtige Begegnungen gehabt hätte. Die Prinzessin war in der Nacht zum 11. August um '/zl2 Uhr mittel» Salon - Auto mobil», au» Coswig kommend, in Elster ein getroffen und hatte wie früher im Hotel „Wettiner Hof" in der ersten Etage Wohnung genommen. — Prinzessin Luise Diarie Amalie von Koburg ist geboren zu Brüssel am 18. Februar 1858 als die Tochter des jetzt re gierenden Königs Leopold von Belgien und vermählte sich am 4. Februar 1875 mit dem Prinzen Philipp von Sachsen - Koburg und Gotha. Ihre jüngere Schwester ist die Ge mahlin des verstorbenen Kronprinzen Rudolf von Oesterreich, die jetzige Gräfin Lonyay. — In Bad Elster bewohnte die Prinzessin sieben Zimmer in der ersten Etage. Sie war begleitet von einem Arzte, ihrer Hofdame und drei Bediensteten, sowie einem Wächter, der nachts auf dem Korridor zu wachen hatte. Seit einigen Tagen bemerkte man, daß einige Herren, wahrscheinlich von v. Mattasich gr- sandt, sich Mühe gaben, mit der Prinzessin zu sprechen oder ihr Papiere in die Hand zu spielen. Obgleich ununterbrochen aufgepaßt wurde, muß es doch einem gelungen sein, ihr ein Papier zuzustecken, und mittels Nach- schlüssel» muß die Tür ihre» Hotelzimmers geöffnet worden sein. Hiernach ist sie wahr scheinlich in einem bereitstehenden, sehr schnell fahrenden Automobil in -er Nacht entflohen. Sämtliche Schmucksachen von hohem Werte, sowie einige» Bargeld hat sie mit sich ge nommen. Gleichzeitig mit ihr ist aus dem Hotel ein Herr aus Graz verschwunden. Man glaubt, daß er ein Mithelfer war. Nach forschungen haben ergeben, daß Mittwoch früh :/z2 Uhr für eine Dame ein Wagen nach Franzensbad bestellt worden ist. Der Kut scher war bis abends 7 Uhr noch nicht zu rück. Der Besitzer des Wagens wurde ver hört, konnte aber keine Auskunft geben. Nachforschungen in der Umgegend von Asch, Franzensbad und Roßbach waren ergebnislos. Die zum Schutz für die Nacht ausgestellten Wachen haben von der Abreise der Prinzessin nichts bemerkt. — Dem vormittags gegen ^8 Uhr von Riesa nach Dresden verkehrenden Güterzuge ist am Dienstag bei der Ausfahrt aus dem Riesaer Bahnhofe eine Rangiergruppe in die Flanke gefahren, wodurch 10 Wagen teils entgleisten, teils umgeworfen wurden. Glück licherweise sind Personen bei diesem Unfälle nicht verletzt worden, auch erlitt der Betrieb keine nennenswerten Störungen. Riesa. Immer schwieriger gestaltet sich die Wasserversorgung in manchen Ortschaften In Gohlis, Zschepa und Lorenzkirch sind nur noch wenige Brunnen intakt, die das Trink- wafler liefern, während das zum Wirtschafts bedarf und für das Vieh benötigte Wasser dem Elbstrom entnommen wird. Durch Ein stellen von Bütten in die Brunnen wird ver- sucht, das Wasser zu sammeln, wo dies durch spärlichen Zufluß einer Wasserader möglich ist. Ein ähnliches Verfahren geschieht ferner auch am Elbufer, indem in unmittelbarer Nähe des Wassers Fässer eingegraben werden, worin sich da» durch eine Kiesschicht filtrierte Flußwafser behufs Verwendung sammelt. Z i l t a u. Eine unangenehme Zollgeschichtc widerfuhr diese Woche einer Firma im nord westböhmischen Jndustriebezirk. Dieselbe hatte einen Waggon Frachtgut nach Zittau beor dert und den Inhalt all» Baumwollabfälle deklariert, für welche kein Ausfuhrzoll zu zah len ist. Die österreichischen Zollbeamten unterzogen jedoch den Waggon» in Zittau einer gründlichen Prüfung und entdeckten hier bei, daß sich bei der Tür des Waggons wohl eine geringe Menge Baumwollabfälle befan den, die übrige Ladung aber aus Hadern und Lumpen bestand, die einem bedeutenden Aus fuhrzoll unterliegen. Der Zoll würde in diesem Falle über 500 Kronen betragen ha ben. Außerdem fanden sich aber noch 7 Ballen Kettengarn im Gewicht von 900 Kilo vor, die wieder der Achtsamkeit der fach- fischen Zollbehörde entgehen sollten, um hier 500 Mark Einfuhrzoll ersparen zu können. Die Zollbehörden belegten da» Kettengarn mit einer Strafe von beinahe 3000 Mark. Der Adressat verweigerte daraufhin die An nahme der Ladung. Die ganze Sendung im Gewicht von 5000 Kilo ff. von der öster reichischen Zollbehörde mit Beschlag belegt worden. Dem österreichischen Staate wird durch diese Entdeckung an Strafe und Zoll eine Einnahme von etwa 6000 Kronen zu- fließen. Wie verlautet, soll der hiesige Em pfänger zugleich auch der eigentliche Absender der beschlagnahmten Waren sein. — Der auf dem Bahnhof zu Waldenburg angestellt gewesene und wegen Unregelmäßig keiten im Dienste flüchtig gewordene Sta tionsassistent Schmißräuther wurde in Riesa verhaftet. Leipzig, 31. Aug. Ein schwerer Un glücksfall ereignete sich heule früh gegen 4 Uhr auf dem bayrischen Bahnhofe. Dem GaSwärter Heinrich Finsterbusch, 42 Jahre alt, wurden von einem durch die Lokomotive abgestoßenen Zugsteil, den er begleitete, beide Beine abgefahren. Der Verunglückte wurde unverzüglich nach dem Stadtkrankenhause überführt, wo ihm beide Beine amputiert werden mußten. Bei der Schwere der Verletz ungen ist an dem Aufkommen des F. zu zweifeln. — Im Verhandlungssaal des Leipziger Gerichts verhaftet wurde am Mittwoch der 63 Jahre alte Zimmerman« K. wegen Mein eidsverdachtes, nachdem er in einem gegen den Agenten S. geführten Strafprozeß wegen Er pressung eine den übrigen Zeugenaussagen widersprechende Bekundung gemacht hatte. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 14. p. Trin.: */,9 Uhr Gottes dienst. 11 Uhr Kirchl. Unterredung mit den Jungfrauen. Kirchl. Nachrichten vom 1.—31. Aug. 1904. Getauft: Liddy Elsa, Tochter de» Fabrikarbeiters Friedrich Otto Zschiedrich. — Alfred Willy, Sohn des Maurer» Armand Georg Boden. — Klara Elsa Christine, Tochter de» Lehrer- Julius Bruno Hoppe in Leipzig. — Marie Charlotte, Tochter de» Schneiders Gustav Reinhold Bitterlich. — Hans Erich, Sohn des Färbers Robert Paul Schöne. — Frida Elsa, Tochter des Maurers Richard Paul Steglich. — Minna Helene, Tochter de» Packers Martin Emil Schurig in Großröhrs dorf. — Hellmuth Otto Erich, S. des Satt lermeisters Friedrich August Bienert. — Erika Charlotte Johanna, T. des praktischen Arztes August Wilhelm Paul Saling. Getraut: Ernst Richard Zscharnack, Tagearbeiter und Rosa Klara Werner in Großröhrsdorf. Beerdigt: Karoline Auguste Schölzel geb. Kleinstück, Ehefrau des Leinwebermeisters Gustav Rein hold Schölzel, 72 I. 11 M. 25 T. alt. — Friedrich Hermann Boden, Schnittwarenhänd- ler, 47 I. 3 M. 29 T. alt. — Gust. Karl Großmann, Sohn des Maurers Gust. Bruno Großmann, 6 M. 7 T. alt. — Max Bruno Hoyer, Handelsmann, 41 I. 7 M. 8 T. alt. — Adolf Gustav Philipp, Gutsbesitzer, 65 I. 6 M. 1 T. alt. — Anna Martha Ander» geb. Heinrich, Ehefrau des Färbers Friedrich Hermann Anders in Pulsnitz, 31 I. 2 M. 7 T. alt. — Friederike Salome verw. Haupt mann geb. Gebler, 70 I. 11 M. 15 T. alt. — Eine totgeborene Tochter des Band webers Gustav Hermann Körner.