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Allgemeiner Anzeiger : 28.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190409284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19040928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19040928
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-09
- Tag 1904-09-28
-
Monat
1904-09
-
Jahr
1904
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.09.1904
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Eine KriegSheldtn ist in Meiningen ge- ftolben. Es ist dies eine Frau Auguste Kaiser, die sich während des Krieges 1870/71 durch Wege von Verwundeten und Erkrankten in Eiappenlazaretien und im dichten Kugelregen auf dem Schlachtfelde sehr verdient gemacht hat. Die Verstorbene besaß nicht weniger als fünf Orden und Ehrenzeichen; denn sie war im Besitze des Eisernen Kreuzes II. Klasse, der Wegsdenkmünze, des goldenen Verdienstkreuzes, m ihr von der Herzogin Feodora von Sachsen- Deiningen verliehenen Johanniterbrosche mit dem Bildnis der Herzogin und der Kaiser Milhelm-Erinnerungsmedaille. Der Krieger- Berein zu Meiningen hat der Kriegsheldin die letzte Ehre erwiesen. Berj)ma«nSlos. Auf der Zeche „Schnabel" dei Essen a. d. Ruhr stürzten fünf Bergleute ab. Auer war sofort tot, zwei wurden tödlich, zwei «ichler verletzt. Tod durch einen Zwetschgenkern. Die 13jährige Volksschülerin Anna Glück, Tochter sMes Fleischhauermeifters in Steyrermühl, ver- Muckte unversehens einen Zwetschgenkern. Sie erkrankte an einer Blinddarmentzündung und verschied unter großen Schmerzen. Bei einem Grvhfcuer in Steige im Raß kehrte der 77 jährige Clävelin in das brennende Haus zurück, um eine versteckte Geld- Mime von 10 000 Mt. zu holen. In diesem Augenblick stürzte das Haus zusammen. Clävelin Mrde am Morgen zerschmettert im Keller ge- mdeu. Das Geld ist mit verbrannt. Aus dem Gefängnis entsprungen. Eine russische Strafgefangene, die im Tilsiter Gerichts- Wngnis untergebracht war, schützte Krankheit vor und wurde nach der städtischen Heilanstalt gebracht. In der Nacht holte sie nun sämtliche gebrauchte Wäsche, deren sie habhast werden mnie, zusammen und band daraus ein Seil. An diesem ließ sie sich von dem dritten Stock «ab. Das Seil erwies sich zu kurz, und die Ausreißerin hatte noch einen guten Sprung zu M, der aber auch geglückt zu sein scheint, denn ne ist spurlos verschwunden. Ihre Flucht wurde Murch erleichtert, daß sie sich roch im Besitze Hrer Kleider befand. EI« Eifersuchtsdrama spielte sich in der Gemeinde Villeneuve (Departement Lot und Garonne) ab. Ter 57 jährige Bauer Francis Bonnis erschoß seine Frau und seinen Knecht, Welche hinter seinem Rücken unerlaubte Be- fichuugen miteinander unterhalten hatten, und We sich darauf selbst eine Kugel durch den S°pf. „Kuroki" Smith. Die Vorliebe der Eng- Mer für „aktuelle" Vornamen zeigt sich jetzt Mar bei dem russisch-japanischen Kriege wieder, v» weiden jetzt Vornamen wie Kuroki, Kami- Mra, Oku, Togo oder Kuropatkin zu Vaters namen wie Jones, Smith und Brown gewählt. Obwohl die Pfarrer den Eltern oft von der- Wgen Vornamen abraten, so zeigt doch ein Blick in die Kirchenbücher, daß sie nicht aus- sUrotlen find. Sehr beliebt ist auch die Zu- Wmenstellung „Oku Kuroki". Auch viele im aahre 1S04 entstandene Villen find nach ja- banischen Befehlshabern benannt worden. Eine 17 jährige Massenmörderin. In dem ^rte Chatain bei Saint-AuAx wurden seit längerer M furchtbare Gewaltläiigkeiten an Kindern ver- M, ohne daß man den Täter zu ermitteln ver mochte, sodaß eine wahre Panik in dem Dorfe ^richte. Ein kleines Mädäicn war durch eine Kartoffel, die ihm in den Hais gesteckt worden war, ^Diirgt worden, mehrere kleine Kinder fand man in Brunnen gestürzt, tot oder schwer verwundet usw. Jetzt Mich ist eS gelungen, den Urheber oder vielmehr die Ahebcrin dieser Verbrechen zu entdecken. ES ist die "jährige Jeanne Bonnaud. Sie hat bereits ein- Wanden, zwei Kinder, die noch rechtzeitig gerettet Werden konnten, in den Brunnen geworfen, ein "eines Mädchen erwürgt, und ihr Schwesterchen vcr- Wet zu haben, indem sie dem Kinde Petroleum in °°n Mund goß. Mehrere andre Schandtaten, die jv dem Srte an Kindern bcgcurgen wurden, leugnet ae noch ab. DaS verworfene Geschöpf suchte, nach- Mr e« in das Arrestlokal untergebracht worden Mr, zu entfliehen, wurde aber eingeholt und nach Gefängnisse von Saint-Arinx überführt, um W Wut der Bevölkerung entzogen zu werden. - Ein blutiger Ltierkampf fand am Sonntag 'n der Arena des Prado in Marseille statt. Nach sehen, daß Hilba Wechsler die für ihn einzig Md allein passende Partie sei. Als ihm auch ^ine Bitte, die Geliebte in das elterliche Haus als Gast einsühren zu dürfen, ganz entschieden versagt wurde, hatte er eingesehen, daß von nun ab ein Kamps entbrennen würde, aus dem er Mr dann als Sieger hervorgehen konnte, Mnn er seiner Liebe und auch Hedwigs voll- Ardig sicher sei. Als ehrlich denkender Mann war er zu dem Entschluß gekomemen, Hedwigs Mutter noch heute ein freimütiges Geständnis abzulegen, und ihre» Segen zu "bitten. Selbst auf die Besaht hin, seine Wern ernstlich zu erzürnen und sich vielleicht Ms immer mit ihnen zu entzweien, wollte er v>e Geliebte nicht mehr verlassen. Mochte ent gehen daraus, was da wolle, er konnte nicht Moers handeln, sein Herz zog ihn mit Gewalt M ihr, die ihm gehörte fürs ganze Leben. . Da aus das erste Glockenzeichen niemand Mete, war er schon im Begriff, die Klingel Mm zweiten Male in Bewegung zu setzen, W Grabow oben auf der Treppe erschien. Milli fragte ihn höflich, ob Frau Bordowich '"cht zu Hause sei. Die Lippen des Trinkers umspielte ein ver» Mitztes Lächeln. Warum der Herr sich nur v verstelle, fragte er, das könne man sich er» baren, er wisse ja doch, daß nicht der Mutter, andern dem Fräulein der Besuch gelte. »Was berechtigt Sie zu solcher Annahme?" ""Segnete Willi empört über diese Deutung. , Rudolf Grabow fühlte sich durch die in Mrfem Tone gegebene Zurechtweisung etwas "Ngeschüchtert und versuchte mir den Worten den Berichten war da- gebotene Schauspiel eines der widerwärtigsten und empörendsten, die in diesem Genre je geboten worden sind. Seche Stiere wurden abgeschlachtet. Eines der geängstigten Tiere wurde buchstäblich mit „Pantilleros", einer Art Doich, zerfleischt. Sechs Pferden wurden die Leiber auf geschlitzt, da dis Picadores sich sehr unbeholfen zeigten. Diese blutige Schlachterei gab zu lebhaften Protestkundgebungen des Publikums Veranlassung. Bei dem vierten Kampfe sprang ein Stier über die Schranken, wobei er auf einen Angestellten fiel, den er mit seinem Körper erdrückte. Als der Un glückliche sich mühsam erheben wollte, versetzte ihm der Stier mehrere Stöße mit seinen Hörnern. Der furchtbar zugerichtete und aus vielen Wunden Blutende wurde in das Hospital geschafft, wo er kurz darauf verschied. Die Menge zischte den Gemeinderat Oliver aus, der als Präsident bei „Grand Hotel" zu bewegen. Bozidar erklärte aber, er sei ein armer französischer Zeitungs berichterstatter und könne sich als solcher keinen Luxus erlauben, ebensowenig nehme er Almosen an. Die Affäre bildet natürlich das Tages gespräch Belgrads. Zur Hebung der Bolksvermehrung ist der Negierung des Staates Georgia in Nord amerika ein origineller Vorschlag unterbreitet worden. Die Proposition läuft nämlich darauf hinaus, von Staatswegen Väter von sechs Kindern zu „Obersten", solche von zehn Kindern zu „Mitgliedern des Generalstabes" und die Mütter zu „Ehrendamen" zu ernennen, den Junggesellen dagegen alle bürgerlichen Rechte zu entziehen. Zur Besitzergreifung -er Uomman-erstijs-Znseln (Kamtschatka) seitens der Japaner. Im ostasiatischen Kriege herrscht augen blicklich die Ruhe vor drm Gc Witter. Zwar finden südlich von Mulden die Gefechte statt, die bei der Annäherung großer Truppen körper unvermeidlich sind, aber die wirk liche, große und ausschlaggebende Aktion des diesjährigen Feldzuges steht hiernach bevor. Ähnlich verhält es sich vor Port Arthur. Die bisherige heldenmütige Ver teidigung ves Generals Stössri hat es verhindert, daß die Japaner den ent scheidenden Sturm führen konnten —aber die Tage dieser Festung scheinen gezählt zu sein. Dagegen sind die Japaner un ermüdlich tätig, in andern Gebieten des Stillen Ozeans die Russen nicht zu Atem kommen zu lassen. Sie besetzten die Kom- manderskije Inseln bei Kamtschatka, und sie scheinen sich mit dem Plan zu tragen, von der Halbinsel überhaupt Besitz zu ergreifen. Wenn düse kleineren Unter nehmungen auf den endgültigen Ausschlag des Krieges keinen Einfluß ausübcn können, so werden dadurch russische Streitkräfte ab sorbiert, die anderweitig nicht zur Ver- wendung gelangen können. dieser Metzelei fungiert hatte. Die Sache wird noch weitere Folgen haben, da der Polizcikommissar Protokoll über die Vorgänge ausgenommen und dieses den Gerichtsbehörden zugestellt hat. Bom Simplon-Tunnel. Die Schwierig keiten der Durchbohrung des Simplon-Tunnels find in den letzten Tagen außerordentlich ge wachsen, da man auf bröckeliges Gestein stieß, das durch ungeheure Mengen heißen Wassers in eine schlammige Masse aufgelöst wird. Am Mittwoch wurden durch einen Felssturz ein Arbeiter getötet und drei schwer verwundet. Aus dem Harem entflohen. In Monte Carlo ist eine' türkische Prinzessin namens Cheref, die Tochter Hilmi Paschas, des früheren General-Adjutanten des Sultans, eingeiroffen. Es gelang der Prinzessin, dem Harem ihres Gemahls, des kaiserlichen Prinzen Laney, zu entfliehen und sich am 25. Juli mit dem Fürsten Sergius Urasow zu verheiraten. Die Affäre erregt in Konstantinopel großes Auf sehen. Ein Prinz als Journalist. Peinlichstes Aussehen erregt in Belgrad ein Zerwürfnis in der königlichen Familie selbst, das von dem Neffen des Königs, Bozidar Karageorgewitsch, provoziert wurde. Bozidar Karageorgewitsch kam dort plötzlich unangemeldet au, während es früher hieß, er werde mit seiner Mutter zur Krönung kommen, und nahm in einem elenden Wirtshause, wie zum Hohn auf seinen könig lichen Verwandten, Absteigequartier. Bald nach der Thronbesteigung Peters war er nämlich in Belgrad erschienen und hoffte, vom Hofe irgend welche Geldunterstützung zu erhalten. Kö.ig Peter wies aber damals seinen Neffen direkt ab, und man gab ihm auch offen zu verstehen, daß seine weitere Anwesenheit in Belgrad nichts weniger als erwünscht sei. In offenem Zer würfnisse mit seinem Onkel reifte „Prinz" Bozidar nach Paris zurück, wo er in dortigen Journalen seinen königlichen Oheim direkt be kämpfte und seine Ansprüche auf den serbischen Thron verfocht. Als man nun Karageorgewitschs Aufenthalt in der Spelunke erfuhr, versuchte man, ihn zur Ausnahme einer Wohnung im Schnell verwunden. Das Jroquois- Theater in Chicago, das im Dezember v. niederbrannte, wurde dieser Tage wieder eröffnet. Das Haus wa.r bis aus den letzten Platz gefüllt. Bei dem Brande kamen bekanntlich über 1000 Personen um. Eiue schwere Gisenbahnkatastrophe hat sich in Melrose (Massachusetts, Amerika) er eignet. Dort fiel aus einem Wagen ein mit 50 Pfund Dynamit gefülltes Paket heraus. Ein mit 32 Fahrgästen besetzter Wagen der elektrischen Straßenbahn stieß auf der Fahrt dagegen. Infolgedessen explodierte das Dynamit, wodurch der Straßenbahnwagen vollständig zer trümmert, neun Personen getötet und neunzehn so verletzt wurden, daß sie in ein Krankenyaus gebracht werden mußten. Gerickrskakke. BreSlau. Der Unterarzt der Reserve, Augen arzt Dr. med. Gustav T., als Einjähriger beim Grenadierregiment Nr. 11 eiugetrcteu, war im März d. vom Schöffengericht wegen versuchten Be truges zu 80 Mk. Geldstrafe verurteilt worden. Nunmehr hatte sich auch daS Kriegsgericht der 11. Division mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen. Der Vertreter der Anklage beantragte Degradation, da der Angeklagte durch die bei der Tat au den Tag gelegte moralische Haltlosigkeit sich unwürdig gezeigt habe, noch weiter im Heere seine Charge einzunehmen. Das Kriegsgericht erkannte auf Degradation. Gera. Der ehemalige Regler ungSrat Orssel in Gera ist mit seiner Klage gegen den Fürsten auf Anerkennung deS TiietS Geheimer ObcrkabinettSrat abgewiesen worden, weil die Verleihung eines Titels einen Gnadenakt darstellt, zu dem niemand ge zwungen werden kann. Nürnberg. Das hiesige Schöffengericht ver urteilte den Kaufmann Reinhold Hertel, der bereits gebrauchte Marken nach Abwaschung des Poststempels mittels Essigsäure zur Frankierung der Postsachen wieder verwendete, wegen fortgesetzter Portohinterziehung zu 2000 Mk. Geldstrafe und zur Zahlung des vierfachen Betrags des nachweislich hinterzogenen Portos. Stade. Wegen Mißhandlung von Untergebenen in fünf Fällen wurde der Kapellmeister Henckel vom eiuzulenken: „Ich will durchaus nichts Böses damit gesagt haben, geehrter Herr, hätte wohl auch am wenigsten Veranlassung dazu, denn ich bin ja der Onkel des jungen Mädchens." Bei dieser Enthüllung prallte der junge Mann unangenehm berührt, ja fass erschrocken zurück. War es denn möglich? Dieser reduziert aussehende Mansch mit dem widerlichen Lächeln auf den stumpfen Zügen deS Trinkers, sollte ein so naher Verwandler seiner Hedwig sein? Doch es lag kein Grund vor, an der Wahrheit dieser Behauptung zu zweifeln, hatte ihm nicht die Gel'ebte selbst von ihrem Onkel gesprochen? Um ihretwillen mußte er den in ihm auf steigenden Ekel gegen diesen Diann unterdrücken und er zwang sich daher, in höflichem Tone zu sagen: „Das ändert allerdings die Sache, als Onkel haben Sie zweifellos das Recht, die Wahrheit zu fordern. Ich bin mit der Absicht hierhergekommen, Frau Bordowich von meiner Liebe zu ihrer Tochter in Kenntnis zu setzen und ihre Einwilligung zu erbitten." „Wiel" rief Grabow Ms und konnte sein Erstaunen nicht verbergen, „Sie wollen meine Nichte zu Ihrer Frau begehren?" „Zweifeln Sie daran?" „Mein Herr, verzeihen Sie," entgegnete Hedwigs Onkel, dem mit einem Male das Verständnis für die Sachlage zu kommen schien, und der auch einzusehen begann, daß er von dem Studenten genarrt worden sei — „ver zeihen Sie, daß ich auch nur einen Augenblick die Ehrlichkeit Ihrer Absichten in Zwetsel ziehen konnte. Ich freue mich außerordentlich, daß diese Gelegenheit mir die Ehre verschafft, Ihre Bekamstschast zu machen." Er streckte mit diesen Worten Willi die Hand entgegen, welche dieser jedoch übersah. Rudolf Grabow, weit entfernt, sich dadurch beleidigt zu fühlen, plauderte mit wichtiger Miene weiter: „Aber da fürchte ich, vorhin eure Dummheit begangen zu haben, als ich einen Bries meiner Nichte, der unzweifelhaft an Sie gerichtet war —" „Doch nicht einem andern gegeben haben?" fiel ihm Willi erschrocken in die Rede. Onkel Rudolf neigte bejahend, das Haupt. „Wem gaben Sie denn den Brief mrd was enthielt er?" drängte fast außer sich vor Er regung der junge Mann. „Auf beide Fragen kann ich leider keine be friedigende Antwort erteilen," erwiderte Grabow. Auf Verlangen beschrieb er jedoch Bruno Wechsler so genau, daß Willi sofort auf diesen verfiel. Wer konnte auch sonst noch ein Inter esse au seinem Verkehr mit Hedwig haben und hier herumspionieren? Er bebte vor Zorn und Erbitterung bei dieser Entdeckung und schwur sich, den Frechen aufzusuchen und ihm die Beute zu entreißen. Schon wollte er, ohne weitere Erklärungen abzuwarten, davonstürmeu, als ihm einfiel, daß er Hedwig auf alle Fälle benachrichtigen müsse. Er warf einige Zeilen auf eine Visitenkarte, worin er fie bat, ihn noch heute zu erwarten, und eilte dann hinweg, nur mit dem Gedanken an den Bries beschäftigt und von dem Ver langen beseelt, denselben iu seine Hände zu be- kommeit. FÜflller-BataMon J.-RgtS. Nr. 75 seitens des dortigen Kriegsgerichts zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte pflegte die Leute mit Füßen in die Kniescheiben zu treten. Der Vertreter der Anklagebehörde hatte drei Monat Gefängnis beantragt. König Peters kromnNgnien. In Paris ist die Krone verfertigt worden, die Peter I. am Mittwoch auf sein Haupt ge setzt hat. Sie entstammt ebenso wie das Zepter, der Reichsapfel und die Mantelschualle aus den Werkstätten von Falize, dem alten Juwelier der französischen Krone. Diese Stücke sind alle aus dem Metall verfertigt worden, das die Serben für das kostbarste halten: sie find aus den Kanonen gemacht, mit denen Karageorg die Unabhängigkeit des Landes er kämpfte. „Als im Jahre 1804 der große Kara georg, der Großvater meines Herrschers, den Unabhängigkeitskrieg begann," erzählte darüber der serbische Minister VeLnilsch, „bestand seine ganze Artillerie aus Holzkanonen und aus zwei Keinen Bronzekauonen, die ihnen die Serben des nördlichen Ungarn geschenkt hatten. Mit diesen zwei Kanonen halte er nun Belgrad be lagert und eingenommen und ebenso alle die andern festen Plätze Serbiens, und so geht von dieser Bronze die Größe Serbiens aus." Die Krone ist in einem byzantinisch-serbischen Stil gehalten. Sie besteht aus acht kleinen Bogen, die sich über dem kostbaren Stirnreif wölben und ein Kreuz tragen, das die Spitze der Krone bildet. Das Metall, das eine starke Legierung mit Gold aufweift, ist mit Saphieren und Rubinen in natürlichem Schliff geschmückt und mit Blumen aus weißem Metall versehen, so daß der sarblge Zusammenklang die drei serbischen Nmionalsarben wiedergibt. Dis Träger sind abwechselnd mit Blumen aus ErkiLblauem Email und weißen Adlern mit dem nationalen Wappenschild geschmückt. Das Zepter ist ein Meisterwerk der Goldschmiede kunst. Es ist in demselben Stile wie die Krone dekoriert, sein Griff ist umsponnen von einem seinen Netz kleiner Blumen, die in durchsichtigem Email glänzen, und deren Färbung derartig sein getönt ist, daß sie sich zu den Farben der serbischen Fahne zusammenschließen. Der Stab selbst ist mit Email misgelegt, das sich auf fein plattiertem Gold- und Silbergrunde durchsichtig hervorhebt. Ein byzantinisches Kreuz aus Email bildet die Spitze. Auch der Reichsapfel ist von einem Kreuz gekrönt und von Bändern aus durchsichtigem Email umspannt. Die Mantelschnalle endlich ist vielleicht das wunder barste Stück des ganzen Schmuckes. Diese Agraffe ist in der Mitte mit dem serbischen Adler verziert, der sich weiß auf purpurnem Grunde abhebt und das Nationalwappen trägt. Dieses Wappen besteht aus einem einzigen Kreuz auf rotem Grund, und in den einzelnen Feldern stehen vier 8, die bei jedem serbischen Wappen dabei sein müssen. Diese vier 8 bilden die Anfangsbuchstaben von vier serbischen Worten, die lauten: „Samo Slox» Sorbin«, Spssava" und auf deutsch etwa bedeuten: Einig keit allein wird Serbien schützen. Die An regung für die wundervollen Ornamente an der Agraffe hat Falize den Mosaiken in den Klöstern von Ravenna und von Zitcha, dem alten serbischen Nationalheiligtum, entnommen. Zu den Kroniusignien gehört auch noch ein Schwert; doch hat der König ungeordnet, daß diese Waffe in Belgrad geschmiedet werde. Falize ist auch der Schöpfer der Schreibfeder, mit der König Peter die Krönungsakte unterzeichnet. Sie ist aus feinem Golde ziseliert, und um den Halter schlingt sich ein Lorbeerzweig aus Email. Auch er ist mit dem königlichen Adler und dem Monogramm Peters geschmückt. Kuntes Allerlei. Widerspruch. „Flink, Anna, diese Tisch» Lcher sind zu säumen! . . . Wenn Sie die- elden gesäumt haben, geben Sie fie mir unge» äumt zurück!" c,N. -ma Selbstverständlich. Gast: „Die Rechnung ist aber gesalzen!" — Win: „Dafür sind Sie auch in HeüuMorf!" (M-gg.-) Rudolf Grabow sah ihm verdutzt nach, die Karte verlegen zwischen den Fingern hin und her drehend. „Hm," murmelte er, als er sich wieder zu seinem Freunde Ribbeck hinauf begab, „nicht einmal ein kleines Trinkgeld hat er für den armen Onkel bereit, da ist mir der andre doch lieber." — Plan- und ziellos irrte Willi durch di« Straßen und seine Unruhe und fieberhafte Spannung wuchs mit jeder Minute. Wo sollte er Bruno finden, in welchem Lokale ihn auf« suchen? Die Möglichkeit, auf diesem Wege, wo alles dem Zufall anheim gegeben war, etwas zu erreichen, erschien ihm sehr gering; denn ihm mangelte vollständig die Kenmnis, welche Lokale der Student zu besuchen pflegte, und auf Geratewohl eine Anzahl von Restau rants zu durchforschen, wäre vergebliche Dtühe gewesen. Unmutig und im höchsten Grade miß gestimmt blieb er an der Ecke der Friedrich und Leipzigerstlaße stehen und blickte in daS Gewühl der Passanten und Wagen auf den im Laternenlichte glänzenden Straßen. Noch nie im Leben Halle er fich so einsam und verlassen gefühlt, als in diesem Augenblick. Neben ihm stand ein Diann mit einem Päckchen Karlen in der Hand, welche er au die Vorübergehenden verteilte; es war einer jener Reklamezettel» Austräger, wie fie größere Geschäfte und Restaurants zum Dienst auf der Straße ver wenden. »»rr (Fortsetzung folgü)
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