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hatte. Etwas früher als sonst verließ Margot nicht eine Minute über die festgesetzte Zeit hinaus warten zu lassen. Das Stubenmädchen, welches er beauftragte, ihn an zumelden, meinte schnippisch, er möge nur unangemeldet hinein gehen, denn es sei ihr verhoten worden, das Zimmer zu betreten. Verwundert folgte Wolfgang ihrem Rate und klopfte an die Tür des Salons. Er hörte, daß es Margots volltönende Stimme war, welche „Herein" rief, und zu feiner freudigen lleberraschung sah er im nächsten Augenblick, daß sie ganz allein im Zimmer war. (Fortsetzung folgt.) Vas Avbanckenkniat in Stuttgart. Im Mittelalter wurde eS Sitte, daß nicht nur jedes Land, jede Stadt und Gemvlndc, solidem auch jeder Stand und Beruf einen bestimmten Heilige» als Schutzpatron verehrte. Sv wurde der heilige Urlmnus, der im S. Jahrhundert Bischof von LangreS Ivar nnd nach der Legende Weinberge durch sein Gebet vor Schaden bewahrte, zum Schutzheiligen der Weinberge und Weinbauer erkoren. Sein Gedenktag fällt auf den Lü. Alai, und eine alte Wetterregel versichert: „Scheint am Urbanstag die Sonne — So gedeiht der Wein zur Wonne; Regnet's aber, nimmt er Schaden — Und wird selten wohl geraten." In den Weingegenden von Württemberg findet man Sankt Urban vielfach in Weinschenken mit einem für sein fürsorgmdes Wirken bezüglichen Spruch dargestellt, und am 8. Mai wurde in der schwäbischen Haupt- und Residenzstadt Stuttgart, die so anmutig im Schoß von Rebenhügeln gebettet liegt, ein Urbandenkmal enthüllt. Es erhebt sich auf dem Urbansplatz der erhöht hinter der rückwärtigen Front des Museums der bildenden Künste in der Neckarstraße liegt, inmitten einer hübschen Anlage auf einer Basis mächtiger Steinblöcke vulkanischen Ursprungs aus der Schwäbischen Alb. Sein Schöpfer, der Stuttgarter Bildhauer A. Fremd, ist dem Konventionellen ferugeblieben und hat seinen Urban nicht als Heiligen dargestellt, sondern in lebens voller Realistik als Stuttgarter „Wingerter" (Weingärtner), der eine „Krette" (Bütte) mit Trauben auf dem Rücken trägt und mit seiner Last einen Augenblick rastet. Er hält dem Beschauer einen mit Wein gefüllten Pokal entgegen; neben ihm lehnt die Hacke, und. auch der wachsame Spitz zu Füßen des Mannes ist von dem Künstler nicht vergessen. nun in eine weite, unbestimmte, wohl nimmer zu erreichende Ferne gerückt sei, lasteten schwerer auf ihm, als er sich's selber einge- slehen mochte. Aber er hatte ja die Größe des Opfers, das er unbedeutlich den Hinterbliebenem seines Wohltäters gebracht, von allem Anbe ginn nicht unterschätzt, und er war darum auch vollständig ge sichert vor jeder Anwandlung verspäteter Reue. Und sein strenges Pflichtgefühlt bewahrte ihn glücklich vor einer Vernachlässigung der einmal übernommenen Aufgaben, wie sie der geringe Anreiz der einförmigen Tätig keit vielleicht bei man chem anderen im Ge folge gehabt haben würde. Er setzte viel mehr den ganzen Reich tum seines Wissens und seiner Fähigkeiten da ran, das Vertrauen der jenigen zu rechtfertigen, die ihn auf seinen Posten berufen hatten. Die Fabrik war im Be sitz eines wertvollen Patents, das ihr zu nächst allen anderen ähnlichen Unternehmun gen gegenüber einen we sentlichen Vorsprung sicherte; aber die gesamte Technik war gerade auf diesem Gebiete in mäch tigem, unaufhaltsamem Vorwärtsschreiten, und jeder Tag konnte eine neue Erfindung, eine bedeutsame Verbesserung bringen, durch welche dieselbe Ueberlegenheit irgend einen: anderen Etablissement zugewen det wurde. In Gedan ken an diese Möglichkeit war Wolfgang unab lässig bestrebt, selbst zu erreichen, was sür die Techniker der Konkur renz ein Ziel sehnlicher Wünsche war. Er sah ja besser als sonst einer die Fehler und Mängel, die nach dem gegen wärtigen Stande der Technik auch seinen Er zeugnissen noch anhaf ten mußten, und wenn es sich dabei auch nur um scheinbar gering fügige Dinge handelte, die keinen Erfinder be rühmt machen konnten, so war doch sein Ehr geiz jetzt allein darauf gerichtet, jene Mängel zu beseitigen. Die Stu dien und Versuche, welche diesem Zwecke galten, bildeten nnn seine liebste Erholung rind ließen ihn wenig stens zeitweilig ver gessen, auf wie viel Grö ßeres er aus Dankbar keit Verzicht geleistet er heute die Fabrik, um eine» Besuch in Fräulein von Plothows Pensionat beabsichtigte, »nie» beim Pförtner gesagt, daß die Damen ausgegangen seien. Und wen» er wirklich das Glück gehabt, sie anzutreffen, so hatte er während der Unterhaltung umsonst aus eiu Wort oder einen Blick Margots gewartet, daraus er die beseligende Gewißheit hätte gewinnen können, daß sie noch irümec des Versprechens eingedenk sei, welches sie ihm damals im Angesicht der untergehenden Sonne gegeben. Er wußte ja, daß sie den Wunsch hegte, das süße Ge- dümms noch vor ihrer Mutter und vor Edith bewahrt zn sehen; aber es wollte ihm doch Heinen, als ob sie in dem Bestreben, sich nicht iu verraten, eine allzu große Rücksichtslosigkeit gegen seine Empfindun gen offenbare. Ihre un- Mbare Kälte, "die sich dohl gelegentlich ein- M auf einen mahnen- en Blick der Baronin s gnädig herablassende Kindlichkeit verwan delte, hätte ihn ja gewiß °w das tiefste gekränkt, Mn er sich in der Er- Merung an jenes Ge- uäch nicht immer Wie ks hätte sagen dürfen, es gar nicht ihr Mres Gesicht sei, wel- sie ihm da zeigte. Von dem Verkehr des 'Wien Arkadi Aprarin den Damen wußte ^wohl und er war so- zweimal in ihrem genannten Salon mit N zujammengetroffen. er ahnte nicht, bw ' welchem Grade von kstranlichkeit dieser "'gang bereits ge- ^e» sei, nnd so wenig Apathisch ihm auch w stutzerhafte, süßlich ^enswürdige Russe "s — der Argwohn, er in ihm vielleicht Uw Nebenbuhler zu habe, hatte doch '^als Wurzel gefaßt seinem Herzen, ^ein Mbe an Margot ja felsenfest, daß echch selber eine Be- wMng des geliebten Nchens, wie sie in KM» Verdacht ent- M gewesen wäre, .s verziehen haben ^e. Dbr Mann war ^unangenehm, und . Mte, dem Zwange aufrichtigen Na- l gehorchend, bei beiden Begeg- ^U seine Artig- L nur mit kühler hMhaltung aufge- ^dien; aber er dachte daran, ihn als Feind zu behan- «r- Und er war weit entfernt, ihn zn Die mit großer Eilfertigkeit dnrchgeführte Einrichtung der war inzwischen vollendet worden, nnd dec Betrieb hatte seit mehreren Wochen begonnen. , ».Die Aussichten für das Gedeihen des Unternehmens waren vornherein sehr glänzende, und die Stellung des Direktors Selbständigkeit und andere,: äußerlichen Annehmlichkeiten W nichts zn wünschen übrig. ^rotzdem fühlte sich Normann gedrückt und unbehaglich in tzZUuen Verhältnissen. Das ewige Einerlei seiner Beschäftigung die Gewißheit, daß die Erfüllung seiner einst gehegten Träume