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Allgemeiner Anzeiger : 20.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190408200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19040820
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19040820
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-08
- Tag 1904-08-20
-
Monat
1904-08
-
Jahr
1904
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 20.08.1904
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„Aber, was denken Sie denn? Ich kann dort das schwere Steingutgeschirr nicht mit bezahlen!' Einer umfangreichen Schmuggelei istman im Fährenverkehr zwischen Kopenhagen auf die Spur gekommen. Die schwedischen Zollbehörden hatten schon längere Zeit Anzeichen wahrge nommen, die auf eine große Schmugglerbande hindeuteten. Dieser Tage hielt man eine elegant gekleidete Dame an, die ausfällig oft die Reise nach der schwedischen Küstenstadt ausführte und bei den Zollbehörden in dem Verdacht stand, jener Bande anzugehören. Eine Durchsuchung der Dame bestätigte den Verdacht vollauf. Auf der Innenseite eines intimen Kleidungsstückes fand man bei ihr mehr als 30 goldene Uhren befestigt und in dem hohen Haarputz eine an sehnliche Zahl von Goldketten und anderen Wertgegenständen. Amerikanische Milliardäre als Wohl täter. Der frühere Präsident des Stahltrusts, Schwab, teilt mit, daß er zusammen mit seiner Frau beschlossen habe, beider Vermögen zur Gründung und Erhaltung technischer Schulen sowie zur Errichtung technischer Ab teilungen bei bereits bestehenden Schulen zu verwenden, da es keinen Ruhm bringe, reich zu sterben. Schwab erklärt ferner, es falle ihm schwer, sein Einkommen lediglich für seine persönlichen Bedürfnisse auszugeben. seine einfache Unterschrift hat den Wert und die Bedeutung eines Eides. Alle Anwesenden: die Sache auf die Wage. — Dame (auUecegt): I als 3500 Rinder getötet und ein Vermögen von 2 Millionen erworben hat. trag eingelaufen — „Für wen von uns? Gericktskatte. Köln. Gegen das Urteil des Schöffengerichts, das einen Arbeiter zu einem Tage Gefängnis ver urteilt hatte, weil er bei Gelegenheit eines Aufstandes einen Arbeitswilligen gestoßen und getreten hatte, halte der Staatsanwalt Berufung eingelegt. Die Strafkammer verurteilte den Angeklagten unter Be rücksichtigung seiner Vorstrafen zu drei Monat Gefängnis. Wilhelmshaven. Das hiesige Obcrkriegs- gericht sprach im Wiederaufnahmeverfahren den Heizer Fleischer von der Anklage des Meineids frei. Fleischer hat bereits sieben Monat Festung verbüßt. Es wurde ihm eine Entschädigung zuerkannt. Scklafwettkämpfe. Auf was die Amerikaner nicht alles kommen, um etwas noch nie Dagewesenes in Wettkämpfen zu bieten! So haben, wie eine englische Zeit schrift erzählt, vor einiger Zeit eine Anzahl Männer in New Jersey Wettkämpfe veranstaltet, bei denen es darauf ankam, wer es am längsten ohne Schlaf aushalten konnte. Ein Mann von New Jersey war der Sieger im hehren Streite; er erreichte den Rekord der „Nichtschläfer", in dem er 83 Stunden und 27 Minuten hinter einander wachte. Diese bemerkenswerte Aus dauer bewies ein Nachtwächter der Sicherheits polizei namens John Brooke. Den Wettregeln nach erhielten die Freunde eines jeden Kämpfers die Erlaubnis, ihren Champion durch die ver schiedensten Mittel wachzuhalten; und die un glaublichsten Kniffe wurden angewandt, um dem „Einduseln" der Kandidaten vorzubeugen. Starker Kaffee wurde von allen getrunken, während aber die meisten den Tabak ver schmähten, rauchte der Sieger Brooke unzählige Pfeifen und Zigarren. Gegen Ende des Kampfes, als auch die letzten untrügliche Anzeichen ein tretender Bewußtlosigkeit zeigten, bemühten sich ihre Freunde sie durch Schütteln, Stechen mit Nadeln, Zwicken und sogar durch Anspritzen mit Eiswasser zu ermuntern. Der erste der zwölf Kandidaten New Jerseys, der abfiel, war ein Schutzmann, der nach 23 Stunden zu schnarchen begann. Abgesehen von dem großen Interesse, das dieser sonderbare Wettbewerb bei den Sen sationshungrigen natürlich Hervorries, wurde auf diese Weise doch auch bewiesen, daß die Aus dauer des Menschen im Wachen viel größer ist, als man erwartet hatte. Die durchschnittliche Zeit, die nach dem Ergebnis dieses Wettbewerbes ein menschliches Wesen hintereinander wachen karrn, war 32 Stunden und 27 Minuten. Nach dem dieses neue Sportgebiet einmal betreten war, folgten ähnliche Veranstaltungen sehr bald nach. Eine der amüsantesten war der Wett kampf zur „Erprobung der Muskelstärke im Schlafe". Der Sieger in diesem Wettstreit wurde, wer am längsten sitzend schlafen konnte. Bekanntlich ist das ziemlich schwer, da die Halsmuskeln bald erschlaffen, der Kopf nach vorn überfällt und der Schläfer dadurch aufwacht. Die Bestimmungen dieses Kampfes waren sehr einfach. Die Teil- nehmer machten sich einen vergnügten Abend im Klub, tranken und rauchten nach Belieben und nahmen dann in bequemen Stühlen mit leichtgeschweiften Lehnen Platz. Jeder bekam nun eine neue Zigarre und die Anweisung, ruhig oder geräuschvoll, wie es ihm beliebte, einzuschlafen. Der Schluß des Schlafes be zeichnete das Herabfallen der Zigarre. Die Aufpaller amüsierten sich kostbar über die krampf haften Anstrengungen der Schläfer, die Zigarre fest im Munde zu behalten. Einem Deutschen gelang es, sie so fest zwischen die Zähne zu klemmen, daß er fie in keinem Fall verloren hätte. Obwohl fie nach und nach von selbst ausging, blieb der Stummel unbeweglich im Munde des Schlafkünstlers; nachdem er mehrere der ausgesetzten Preise gewonnen hatte, bat man ibn, aufzuhörcn, um den andern auch einige Chancen zu lassen. Da den Teilnehmern Ge tränke und Zigarren unentgeltlich verabreicht wurden, kamen diese Wettkämpfe in gewissen Kreisen so in Mode, daß die „Polizeistunde" öfters vergessen wurde. Infolgedessen wurde dem Wirt mit Entziehung der Konzession ge droht, und auf diese Weise ging der „Wett kampf zur Erprobung der Muskelstärke im Schlafe" zugrunde. Kuntes Allerlei. Einfach. „Ich brauche für unsre Scheidung eine neue Toilette." — Mann: „Die bezahle ich nicht mehr." — Gattin: „So? Dann bleiben wir beisammen." (Meggd.y „Kollegen". Richter: „Angeklagter, durch Ihr Leugnen machen Sie uns ja eine Riesen arbeit." — Angeklagter: „Aha, Sie arbeeten Schmerz und ihre Verzweiflung nicht achtend, don ihr gegangen war. Er hätte diese Größe !?ohr nie erreicht, wäre er in dieser unvergeß- Mn Stunde schwankend geworden in seinem Entschluß, seinem hohen Streben; hätte Une Mission auf Erden, die ihm der große Neltenordner vorgeschrieben, nicht voll und »anz erfüllt. . Und Hanna? War es schließlich auch ihre Mge Mission auf Erden gewesen, allein der TUnst zu leben, in ihr allein das Glück zu ^den? Wohl ist fie ihr zur Trösterin ge worden, die heilige Kunst, und fie ist stolz und Mcklich, Hohes darin erreicht zu haben; aber Mz vergessen kann fie den Liebestraum nicht, einst durch ihre Seele gezogen — Sie hat Manche einsame Stunden, wo fie sich in sich ^bst zurückzieht, fich in selige Erinnerungen Wenkt. , .2!" süßer Vergessenheit der Gegenwart Wien dann wohl ihre schlanken Finger übe: 2? Tasten des Flügels, und durch das stille ^werKlingt wie ein Gruß aus ferner Zeit Und hast du einmal nur erfahren DeS Leben» ganze Seligkeit, Laß ruhig nun darüber rauschen Die Wogen einer trüben Zeit. Ende. Aur Zara Bernhardts Lehrjahren, div?' Sara Bernhardt erzählt in ihren „Me- tz. die im ,Strand Magazine' veröffentlicht "en, einiges Interessante von ihren Jugend- Ein Umbau der Kaiser-Jacht „Meteor" ist gutem Vernehmen nach beschlossen worden. Während seines kürzlichen Aufenthaltes in Swinemünde ließ der Kaiser den Marinebau meister Müller aus Kiel zu fich bescheiden, um mit ihm wegen des Umbaues der Schuner- Jacht „Meteor" zu verhandeln. Die Abficht des Kaisers, bei Herresdorf eine neue Jacht bauen zu lassen, hat fich, einiger Differenzen wegen, zerschlagen. Das Geschäft soll in die Brüche gegangen sein, weil fich Herresdorf nicht auf den gewünschten Tiefgang des Schiffes hat einlassen wollen. Müller, ein erfolgreicher Jachten-Konstrukteur, wird daher den „Meteor" nach den speziellen Wünschen seines kaiserlichen Besitzers umbauen. Die Reblaus ist, nachdem erst vor wenigen Tagen Reblausherde in der Lage Belz der Gemarkung Laubenheim festgestellt worden find, nach der .Köln. Ztg.' auch in drei Weinbergen der Gemarkung Muffendarf gefunden worden. Auch ans Lorch geht ein Bericht ein, wonach in der Lage Lahn die Reblaus auftritt. Ein großer Brand in den Forsten des Herzogs Ernst Günther ist, wie aus Primkenau gemeldet wird, ausgcbrochen. Einige Tausend Morgen bei dem Dorf Neuvorwerk find zer stört. Dieser Ort ist vollständig niedergebrannt; die Einwohner konnten nur das nackte Leben retten; einige Personen werden vermißt. Die Garnisonen von Glogau, Sprottau, Sagan, Liegnitz entsandten Löschkommandos zur Hrlfe- leisiung. Verlorene Ordensdekoration. Durch das Landratsamt in Bochum sollte irgend jemand einen Orden ausgehändigt erhalten; derselbe war ordnungsmäßig von der Königlichen Regierung in Arnsberg zur Post aufgegeben worden, ist aber nicht angekommen. Das Reichspostamt erläßt daher eine Bekanntmachung mit der Überschrift: „Verloren gegangen", in welcher der in Arnsberg als gewöhnliches Paket aus gelieferte, in einem „verschlossenen Kästchen" schlummernde Orden als ein „silberner Adler nebst einem schwarz-weißen Bande" beschrieben und hinzugefügt wird, daß der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Augelegenheiten „großen Wert" auf die Wieder- herbeischaffung der Ordensdekoration legt und daher bei sämtlichen Postdienststellen „gründliche Nachforschungen" angestellt werden sollen. Merkwürdig ist an der Geschichte nur, daß man den ungenannten, wertvollen Orden im „ge wöhnlichen" Paket versendet, obgleich die Be hörden doch Portofreiheit genießen. Verhaftung eines Bankdefraudanten. Der flüchtige Prokurist Ernst Graumann in Nürnberg, dessen Veruntreuungen den Zusammen bruch des väterlichen Bankhauses G. Graumann herbeisührtcn, wurde in Genua verhaftet. Der verhaftete Vater des Prokuristen, Bankier Gerson Graumann, war tags zuvor gestorben. Aus Eifersucht tötete in Breslau der Schuhmacher Karl Kafka auf offener Straße die Wüwe Marie Ratsch, mit der er verkehrte, durch Mehrere Revolverschüsse. Kafka, der die Tat in Gegenwart der beiden Kinder der Witwe ver übte, wurde verhaftet. Faustrecht. Kürzlich glaubte man in die Zeit des Faustrechts znrückversetzt zu sein. Kamen da von Mülhausen her 3 Wagen mit Zigeunern, und diese arbeitsscheuen Gesellen benahmen sich derart, daß die Gendarmerie von Habsheim telephonisch zu Hilfe gerufen werden Wußte. Einem vorübergehenden Mädchen, das Brot verkauft hatte, wurde das ganze Bargeld abgenommen. Ein Milchmädchen, das die Ab gabe von „Freimilch" abschlug, wurde mit Steinen bombardiert. Die in der Gegend wohnenden Händler entgingen einem uner wünschten Besuche nur durch das Eintreffen der Gendarmen. Diese nahmen auch einige der Führer gefesselt mit, während die übrigen sofort ben Ort verlassen mußten. Ein Erlebnis am Basler Zollamt wird der ,Straßb. Post' von einer Leserin wlgendermaßen geschildert: Eine Dame kommt Wit einem Korbe voll Geleegläsern und einigen Töpfen mit eingemachten Früchten: „Bitte, ich wöchte dies verzollen!" — Der Beamte stellt zuerkannt. Die „große Sara" gesteh! selbst zu, wie entzückend und feinfinnig Marte Lloyd die Rolle der „CÄimöne" in Moliöres „Misan- thrope" gegeben habe und wie trotz der Ein tönigkeit ihrer Deklamation und der unpersön lichen Schüchternheit der Bewegungen doch die naiv grausame, verführerisch quälende Koketterie lebendig hervortrat. Diese Rolle, die fie mit dem Auge der Eifersucht und der Wut mit angesehen, ist ihr immer in der Erinnerung geblieben; sie erzihlt, daß fie immer an den Preis der Marie Lloyd denken müsse, wenn fie eine neue Rolle einstudiert. „Ich bemühe mich zuerst, die äußere Erscheinung der Person mir völlig deutlich zu machen; ich krieche in sie hinein vom Kopf bis zu den Füßen; ich gehe mit ihr spazieren und aus Schritt und Tritt um gibt fie mich wie mein Schatten, ich suche ihre besondere Anmut, ihre geheimen Fehler, ihre Launen und Gewohnheiten zu ergründen. Kurz, ich will die Gestalt völlig lebendig mit Fleisch und Blut dem Publikum vorführen, wie fie die Geschichte uns darbietet oder wie fie der Dichter geschaffen hat." Sara Bernhardt spricht dann daon, wie fie versucht habe, „die Figuren der Geschichte, z. B. die Jungfrau von Orleans, möglichst historisch genau darznstellen; aber das Publikum habe fie in diesen Bemühungen nie unterstützt. Man wolle eine geschichtliche Ge stalt stets in dem Lichte auch aus der Bühne sehen, von dem fie in der allgemeinen Auf fassung, in der Legende umstrahlt ist. Jeanne d'Arc darf nie die kräftige und handfeste Bauerndirne sein, sondern stets muß sie als das verklärte Heldenweib auftreten. . . . Nach dieser Von äer Tarenfamilie. Zu den männlichen Verwandten des Zaren gehören, wie ein englisches Blatt schreibt, ein Bruder, vier Onkel, vier Vettern ersten Grades, zehn Vettern zweiten Grades, dreizehn Vettern dritten Grades und ein Großonkel. Sein Bruder, sein Großonkel, seine Onkel und die Vettern ersten und zweiten Grades find Groß fürsten und werden Kaiserliche Hoheit an geredet, während die Vettern dritten Grades nur russische Fürsten sind und Anspruch auf das Prädikat Hoheit haben. Außer dem Zaren hat das kaiserliche Haus also 33 männliche Mitglieder, die eine schwere Last für Rußland bedeuten; denn jeder erhält als Geburtsrecht ein Einkommen von etwas 2 Mill. Mk. jähr lich, von seiner Geburt an bis zur Todesstunde. Die Großfürsten und Fürsten des russischen Kaiserhauses erhalten also jetzt jährlich 66 000 000 Mk. im ganzen. Die Großfürsten brauchen das Geld aber nicht sehr nötig; denn fie haben ungeheure Güter im ganzen Lande. Im ganzen haben diese 33 Großfürsten und Prinzen 5000 englische Quadratmeilen Land besitz, also etwa den vierzigsten Teil des ge samten Gebietes des europäischen Rußland. Außer diesen großen Gütern gehören ihnen noch 325 Paläste und Schlösser, und sie be- schästigen 20000 Bedienstete. Die Großfürsten genießen viele rechtliche und gesellschaftliche Vorrechte in Rußland. Sie können vor einem öffentlichen Gericht nicht verklagt, auch als Zeugen in einem öffentlichen Prozeß nicht vor geladen werden. Wenn einer eine Klage gegen einen Großfürsten vorbringen will, so muß der Fall einem besonderen Gerichtshof vorgelegt werden, der ausschließlich zu dem Zweck ge bildet ist, Rechtsstreitigkciten zu verhandeln, in die Mitglieder der kaiserlichen Familie ver wickelt sind. Wenn bei einem Prozeß die Zeugen aussage eines Großfürsten nötig ist, so muß sich eine Kommission von Gerichtsbeamten zu ihm in seine Wohnung begeben und dort seine Aussage ausnehmen. Der Großsürst braucht die schicksalen, und zwar ist sie bei jener ent scheidenden Epoche auf dem „Konservatorium" angelangt, in der fich die ersten Anfänge ihrer Begabung zu entwickeln begannen. Sie be richtet sehr hübsch von den kleinen Mißgeschicken, die ihr bei der großen alljährlichen Preisver teilung am Konservatorium begegneten. Zu nächst hatte ihr ein ungeschickter Friseur gerade zu diesem wichtigsten Tage eine höchst unkleid same Haartracht zurecht gemacht und durch Brennen und Kräuseln, durch eine Unmenge Haarnadeln und Pomade der kleinen Debütantin den Kopf ganz verwirrt. So erscheint fie denn bei der ersten Wettbewerbung, in der um die Preise für die Tragödie gekämpft wird, in höchst unvorteilhaftem Lichte. Sie spricht durch die Nase, ihre Stimme hat einen hohlen und matten Klang, ihr Gesicht ist ganz gedunsen. Ihr Austreten ist denn auch eine allgemeine Enttäuschung, und fie bekommt keinen Preis; es wird nur erwähnt, daß fie im vorigen Jahre den zweiten Preis erhalten habe. Nun aber nimmt fie alle Kräfte zusammen, um wenigstens aus dem Wettbewerb für das Lustspiel als erste Siegerin hervorzugehen. Alle geheime Sehn sucht nach Ruhm steigt in ihr aus und vermischt sich mit ihrer mystischen Liebe zu Gott und friedvoller Ruhe, so daß fie in ihrem kleinen Mädchenherzen beschließt, wenn fie nicht den ersten Preis bekäme, ins Kloster zu gehen. Den ersten Preis hat fie nun freilich nicht be kommen, aber ins Kloster gegangen ist fie auch nicht! Sie hatte nämlich eine Nebenbuhlerin, ein zartes, liebliches Mädchen, Marie Lloyd, und dieser wurde einstimmig der erste Preis — Beamter (kaltblütig): „Heda, Maier, geben Sie mal einen großen Bogen Papier her und schütten Sie den ganzen Kram daraus. Die Madame will nur das Obst verzollen!" — Dame: „Um Gotteswillen, nein! Aber nie wieder schaffe ich Eingemachtes über die Grenze, auch wenn es noch mehr Obst gibt, als in diesem Jahre!" Begnadigt. Der seinerzeit wegen Be truges vom Schwurgericht in Wien zu 15 Monat schwerenKerkers verurteilte Frh. Franz v. Lerchen feld wurde vom Kaiser begnadigt. Eine Skandalaffäre in der Pariser Gesell schaft. Durch Vermittelung zweier Freundinnen, der Baronin Horn und der Frau von Morigny, kaufte die in der vornehmsten Nariser Gesellschaft verkehrende Gräfin Latour-Dupin-Verclauze von dem bekannten Juwelier Marty einen Schmuck im Werte von 200 OM Frank, angeblich als Brautgeschenk für eine nahe Anverwandte. In Wahrheit sollte der Schmuck veräußert werden, damit die Gräfin die ihrem Gatten nicht bekannten Schulden bezahlen konnte. Der Juwelier Marty bestand aber auf so fortige Bezahlung oder auf Rückgabe des Schmucks. In seiner Gegenwart kam es nun zwischen der Baronin Horn und Frau v. Morigny zu einem heftigen Streit, der schließlich in Tätlichkeiten aus- artcte. Der Baronin gelang es zu fliehen. Die Gräfin und Frau v. Morigny brachte man zum SicherheitSchef; der Schmuck wurde bis auf die Ringe im Werte von 60 OM Frank zurückgestellt. Graf Latour-Dupin versprach, den Juwelier zu ent schädigen. Schweres Automobtlunglück. Infolge Bremsenbruches an einer Automobildroschke, die die Straße nach Trouville bergab fuhr, sauste das Gefährt vier Kilometer weit mit rasender Geschwindigkeit in die Stadt Trouville hinein und rannte in einen Bäckerladen. Von fünf Passagieren waren zwei aus der Stelle tot. Die andern drei Passagiere sowie der Mechaniker mußten nach dem Hospital gebracht werden, wo sie schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt daniederliegen. Ein gefährlicher Spaziergang. Neun Spaziergänger, die in dem englischen Badeorte Ramsgate sich am Fuße der Klippen ergingen, wurden dort von der Flut überrascht. Die Flut stieg sehr schnell, und ein Ersteigen der Klippe war, wie sich bald herausstellte, vollständig un möglich. Dazu kam, daß weit und breit kein Boot zu sehen war. Erst als den verzweifelten Leuten das Wasser bis an die Brust gestiegen war, hörte man auf der Klippe ihr Geschrei, und es gelang einem Rettungsboot, die unglück lichen Spaziergänger ihrer schlimmen Lage im letzten Moment zu entreißen. Mehrere Damen, die fich in der Gesellschaft befanden, wurden nach ihrer Rettung ohnmächtig. Eine Stadt ohne Briefmarken. In der verkehrsreichen Kreisstadt Bandino bei Lodi find seit einigen Tagen die Briefmarken voll ständig ausgegangen. Am 11. August waren 8 Tage vergangen, seitdem das Postamt die letzte Marke verkauft hatte; auch im Piivat- befitz befinden fich keine Marken mehr. Als Kuriosum verdient erwähnt zu werden, daß ein Kaufmann einen Wertbrief, für den sonst zwei Marken genügt hätten, mit 60 Stück Zentefimo- Marken bekleben mußte, und diese sechzig waren die allerletzten des genannten Markenbestandes der Stadt. Wer seine Briefe nicht unfrankiert fortschicken will, muß in die Nachbarstädte laufen oder fahren, um Briefmarken zu kaufen. Spaniens berühmtester Stierkämpfer der letzten Zeit, Mazzantini, will endgültig von einer Laufbahn Abschied nehmen, die ebenso reich war an Ruhm und Triumphen wie an Gold. Mazzantini übt 34 Jahre die gefährliche Profession eines Stierkämpfers aus und hat in dieser langen Zeit nicht nur die Madrider und die Bewohner andrer großer spanischer Städte „entzückt", sondern auch in Paris vor mehreren Jahren große Erfolge zu verzeichnen gehabt. Der Stierkämpfer, der auf den stolzen Namen einer xrima espaäa Anspruch erheben kann, steht heute im 50. Lebensjahr und beabsichtigt nun, sich nur seiner Familie zu widmen. Der Ge Abschweisung kehrt die Künstlerin zu jener un glücklichen letzten Pr isverteilung zurück, an der sie auf dem Konservatorium teilnahm: Sie be kam den zweiten Preis, aber all ihr geheimer Arger über die Zurücksetzung ward zwei Tage später in grenzenlosen fast kindischen Jubel ver wandelt, als ein Bries anlangte, der die junge Künstlerin zum Direktor der „Comsdie fransaise" Thierry beorderte. Nachdem noch die schwieri gen Fragen der Toilette und des ganzen Auf tretens glücklich gelöst find, kommt der große Moment, in dem fie ihren Kontrakt für das Engagement an der Bühne Moliöres in den Händen hält. Von Coquelin, der ein Jahr vorher seine Bühnenlaufbahn begonnen, freund lich begrüßt, mit den üblichen Prophezeiungen einer großen Zukunft empfangen, beginnt nun ihr eigentlicher Ruhmesweg, der diesmal wirk lich die Voraussagungen wahrmachen und zu einer höchsten Höhe führen sollte. Aus dem Aufsatzhefte eines Gym nasiasten: Die Griechen verloren einen festen Fuß nach dem andern. — Als im Harz die Bergwerke kein Erz mehr lieferten, klammerten sich die Bewohner desselben an die Kanarien vögel und gebrauchten diese als Hebel zur Selbsterhaltung. Die Bewohner dieses Land- striches nähren sich von Holzschnitzereien, daß sie davon nicht fett werden ist selbstverständlich. (LugtnL.Y In -er Frauenversammlung. Die Vor sitzende : „Meine Damen, es ist soeben ein An feierte erzählte einem Journalisten, daß er während seiner Tätigkeit als Torero nicht weniger - Wahrheit seiner Aussage nicht zu beschwören, ! also ooch nich jerne?" yL«». Jarq.y
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