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Allgemeiner Anzeiger : 06.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190408064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19040806
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19040806
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-08
- Tag 1904-08-06
-
Monat
1904-08
-
Jahr
1904
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 06.08.1904
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politilcke Kunälckau. Der japanisch-russische Krieg. *Die Kämpfe, die etwa seit Freitag zwischen Russen und Japanern auf der ganzen Linie im Gange find, und in denen bereits der russische Korpskommandeur Graf Keller auf dem linken russischen Flügel gefallen ist, dürften sich vielleicht zu der lange erwarteten Entscheidungsschlacht aus wachsen. Auch diesmal find die Japaner die Angreifer, aber General Kuropatkin scheint eine Entscheidungsschlacht annehmen zu wollen. Auf seine Berichte an den Zaren allein gründet sich die öffentliche Kenntnis der Sachlage. Dürste man ihnen glauben, so siegten die Russen immer, zögen sich aber schließlich stets zurück. *Bei Port Arthur haben die Japaner, wie nach einer ,Reuter'-Meldung in Tokio ver lautet, nach dreitägigem, hartnäckigen Kampfe Shantaikau, eine wichtige Verteidigungs- Position, genommen. * Von russischenSchiffsverlusten wissen allerlei japanische und englische Mel dungen allerlei Unverbürgtes zu berichten: Nach einem Telegramm des Berichterstatters der Zeitung Magst verließen am 24. Juli zwei große russische Dampfer von je 6000 Tonnen unter dem Schutze des Nebels und in Be gleitung eines Torpedobootszerstörers Port Arthur: sie hatten viele Zivilpersonen an Bord. Japanische Torpedobootszerstörer vom Blokade- geschwader entdeckten jedoch die Schiffe, als der Nebel sich verzog. Die Russen hißten die weiße Flagge. Beide Dampfer und der russische Torpedobootzerstörer wurden nach der japa nischen Flottenbasts gebracht. * Das Wladiwostok-Geschwader ist den Verfolgenden Japanern wiederum glück lich entkommen. Das Geschwader ist nach Wladiwostok zurückgekehrt. » * * Deutschland. *Zwei deutsche Prinzen gehen nach dem Kriegsschauplatz im Osten. Prinz Friedrich Leopold ist, wie ,Wolffs Bureau' aus Potsdam meldet, zur Entsendung in das russische, Prinz Karl Anton vonHohen - zollernzur Entsendung in das j ap anis ch e Hauptquartier ausersehen worden. *Reichskanzler Graf Bülow ist wieder in Norderney eingetroffen. * Die Reichsjustizkommission für die Reform des Strafprozesses hat die erste Lesung der zu ihrer Bearbeitung und Beratung über wiesenen Fragen erledigt. Die Ergebnisse werden den Einzelregierungen zur Vorlage und Prüfung unterbreitet werden, wenn die Ergebnisse der zweiten Lesung vorliegen und ihre Verwendung in einem vorläufigen Entwurf gefunden haben. Die Reichsjuflizkommission wird zur zweiten Lesung im Oktober zusammentreten. * Die geplante Erhöhung derBier - steuer soll sich, der ,Freis. Ztg.' zufolge, in der Form einer Staffelung derBrau - malzsteuer vollziehen. Da aus der neuen Braumalzsteuer beträchtliche Mehreinnahmen für die Reichsfinanzen erzielt werden sollen, werden natürlich die Staffelsätze nicht derartig abge messen werden, daß die kleinen Brauereien um so viel entlastet werden, wie die größeren an Mehrertrag von Brausteuer erbringen. Das Endergebnis wird vielmehr sein, daß die kleineren und mittleren Brauereien zwar günstiger weg- kommen als die größeren, aber doch im Ver gleich zu dem heutigen Einheitssatz von 2 Mk. auf den Zentner Braumalz eine stärkere Be lastung erfahren. * Die in Preußen angefiedelten russischen Rückwanderer wurden bis jetzt, auch wenn sie schon in Rußland ihrer Militärpflicht genügt hatten oder aus besonderen Gründen davon befreit waren, nach Erlangung der preußischen Staatsangehörigkeit bei körperlicher Brauchbar keit zum aktiven Militärdienst in Preußen aus gehoben, falls sie nicht das 31. Lebensjahr schon überschritten haben. Es ist jetzt bestimmt worden, daß in jedem solchen Falle eine Ent scheidung der Ersatzbchörde dritter Instanz (Oberprästdent und kommandierender General) K Auf Aukmesköken. 11) Erzählung von F. Stöckert. sAon'etzmtg.) „Ja, er muß bald kommen," erwiderte Elvira scheinbar gleichgültig, aber doch kaum ihre innere Erregung beherrschend. über Hannas Gesicht hatte sich eine fahl« Blässe gebreitet. Mit Beben dachte sie daran, wenn draußen der wohlbekannte Schritt ertönen würde, dem sie oft mit Herzklopfen gelauscht. Ach, war es nicht alles nur ein wüster Traum, daß sie hier neben dem Kommerzienrat saß, und er sie seine Braut nannte, und Elvira so nervös aufgeregt im Zimmer hin und her lies? — O nein, es war kein Traum, es war harte, grau same Wirklichkeit! — Dort stand Hoff ja plötzlich mitten im Zimmer und neben ihm auf seinen Arm gelehnt Elvira, die vorhin hinaus geeilt war, um ihn zu begrüßen und ihm das frohe Familienereignis zu verkünden. Die Sonnenstrahlen spielten auf Hoffs bleichem Gesicht, aus welchem die dunklen Augen wie geistesabwesend in Leere starrten. Jetzt trat er näher, mit tonloser Stimme stammelte er einen Glückwunsch, seine Hand umschloß einen Moment die ihre und sein todestrauriger Blick traf sie bis in das innerste Herz. Jetzt wußte sie es wohl, kein Zweifel war mehr möglich, seine Liebe zu ihr war wahr und aufrichtig gewesen. „Solche Überraschung hatten Sie sich wohl heute nicht vermutet!" rief der Kommerzienrat, Hoff dabei warm die Hand schüttelnd. „Elvira willst du nicht dafür sorgen, daß wir ein gutes Glas Wein zusammen trinken," sagte er dann. Nach etwa 20 Minuten (uns schienen sie eine Ewigkeit) hörten wir die Töne der Sirene eines Torpedobootes, darauf das Anstoßen eines Schiffes an den Bord unsrer Schalanda und endlich die Stimme eines Japaners, offen bar eines Offiziers, der zu unfern Chinesen in gebrochenem Russisch sagte: „Ach, was? find Russen da — ja?" — Mein Gefährte wurde nervös. Mir war auch nicht wohl zu Mute, aber die Chinesen waren offenbar keine Ver räter und antworteten: „Mija!" (Nein.) — Alsdann hörten wir, wie die Japaner an Bord unsrer Schalanda kamen und alle Winkel mit Ausnahme unsres mit Gerümpel be worfenen Eckchens besichtigten. Mit uns war ein kleines Hündchen. Es schmiegte sich an mich, als ob es instinktiv die Gefahr begriffe. Nun aber begannen die Japaner irgend etwas auf unsrer Schalanda zu verfrachten. Be sonders machten sie sich über unsern Köpfen zu tun. Es erwies sich hernach, daß sie auf unsre Schalanda von dem Torpedoboote Pro vision verfrachteten, die sie chinesischen Scha landen, auf die sie gestoßen waren, abgenommen hatten, und die darauf von unsrer Schalanda nach der Insel gebracht wurde; letztere dient den Japanern offenbar als eine Art Nieder lagepunkt. Sodann schleppte man unsre Scha landa im Bugsterseil. — Wir erstickten fast in der dumpfen Luft unsres Verstecks und wurden von der Ungewißheit gequält, wohin man uns wohl bringe, ob nach Sasebo oder direkt auf den Boden des Ozeans. In Gedanken nahmen wir Abschied von der Heimat, vom Vater lande . . . nach einer kurzen Frist aber blieb die Schalanda stehen, und dann arbeiteten die Ruder; wir fuhren offenbar an das User der Insel. Bis zum Abend lud man hier Pro vision aus. Uber uns gingen Schildwachen, mit den Waffen klirrend. Wir waren in dem widerwärtig stinkenden Luk säst hermetisch ein gesperrt ; das Blut hämmerte in unsern Schläfen, noch eine Minute ... und es schien uns, wir verlieren das Bewußtsein ... wir ersticken. Aber da hebt irgend eine wohltätige Hand den Deckel der Luke von dem Gerümpel und gibt, ihn ein wenig öffnend, der reinen Lust die Möglichkeit des Zutritts. Wir saugen gierig mit der ganzen Lunge den Strom der Seelust ein. Dieselbe Hand streckt uns ein Tee kännchen und zwei Tassen zu. Unsre Wohl täterin war die Frau des Schalandasührers, eine kleine Chinesin. Das Herz der Frau ist gut, trotz der gelben Hautfarbe seiner Besitzerin. Schon früher hatte sie, als sie erfuhr, daß wir Frau und Kinder haben, mit Trauer, fast mit Tränen zu uns in ihrem gebrochenen Russisch gesagt: „Japaner . . . Kapitäne werden töten. . . Madame . . . dann groß weint." — Gegen 11 Uhr nachts erlaubten uns die Chinesen, aus unferm Schlupsloch zu kriechen, und zeigten uns vier japanische Torpedofänger, die etwa 25 Sashen von uns vor Anker lagen. Es war eine Mondnacht, und wir konnten die Posten an Bord der Torpedoboote betrachten. Zu unsrer Betrübnis mußten wir uns auf Drängen der Chinesen wieder in die Luke ver bergen. Am Morgen erlaubten die Japaner unsrer Schalanda, ihren Weg fortzusetzen. Am Morgen des 27. Mai trafen wir wohl behalten in Futschou ein (35 Werst zu Pferde von Tschisu). Hier mietete unser Chinese ein Gefährt, indem er mich für einen Franzosen und meinen Gefährten für einen Engländer ausgab, und in der Nacht trafen wir in Tschifu ein. In dem Gasthause, wo wir Quartier nahmen, stürzten sich die ausländischen Zeitungskorrespondenten gleich einem Rudel hungriger Schakale auf uns. Wir sagten ihnen, daß wir aus Jukau gekommen wären und ihnen nichts Interessantes mitteilen könnten. Von uncl fern. Eine Erinnerung an Andr«. Ein Kapüän aus Tromsö hat eine Flaschenpost von Andrös Polar-Expedition gefunden. Die Flasche, die bei einer kleinen Insel nördlich von Spitzbergen gefunden wurde, enthielt einen von 1898 da tierten Brief. Näheres über dessen Inhalt ist erst nach einem Monat zu erwarten. menschliche Getriebe! „O du Alltagsgesicht des Lebens, ich will dich nicht sehen, ich will nicht! ich will nicht!" So rief es in seinem Innern. „Des Schicksals eherne Stimme hat mir sein Erwache! zugerufen, und ich weiß nun, wohin es mich führen will, dort hinauf zu jenen lichten Ruhmeshöhen. Die Rosen der Liebe blühen zwar nicht in der klaren, kühlen Höhen luft, aber dunkler Lorbeer rankt sich um weiße Marmorsäulen, und die Großen der Erde reichen sich zum Geistesbunde die Hände, und was unter ihnen liegt, darüber breitet sich die Nacht der Vergessenheit. Und dahin will auch ich ft-eben, ganz sicher! Nur erst hinaus aus diesen engen Mauern, aus dieser kleinstädtischen Welt!" Vorläufig trieb es Hoff zum Tor hinaus, in die Einsamkeit der Natur. Seine heißen Blicke ruhten auf einer ziemlich reizlosen Gegend. Die Landschaft war flaches Land, hier und da eine dunkle Fichtengruppe, ein trübes Gewässer, aber Heller Lenzessonnenschein lag darüber und den Dichteraugen Hoffs, die da erwachend um sich schauten, entfaltete auch diese armsenge Landschaft heute ihre stillen Reize. Welch eigene melancholische Stimmung lag da über jener Fichtengruppe, die sich dunkel abhob von der leuchtend grünen Saat der Felder ! Unter den dunkeln niederhängenden Zweigen leuchteten die weißen Sterne von Anemonen hervor, und darüber wölbte sich der blaue weite Himmelsdom. . . . Hoff wußte es selbst wohl kaum, daß ihm die Tränen in die Augen traten, als er das stille Landschaftsbild in sich aufnahm. SS wa darüber herbeizuführen ist, ob der AusgehobenMJn der dortigen Kathedrale wurde eine Bombe aus Billigkeitsgründen der Ersatzreserve über-> ausgefunden mit cmer halbverbrannten Zünd wiesen werden soll. «scknur. Wäre diese ausgebrannt, so hätte eine Explosion während der Zeremonien, denen der König beiwohnte, großes Unheil angerichtet. * Der neu zu wählende oldenburgische Landtag wird sich den .Oldenb. Nachr.' zu folge nicht mit wichtigen gesetzgeberischen und andern Vorlagen beschäftigen, außer der Erb - folgeangelegenheit, die ganz allein Grund für die Auflösung des letzten Landtags bildete. Außerdem wird vielleicht noch ein Gesetz vorbereitet werden, betreffend Aufhebung der Regierungen in Lübeck und Birkenfeld, deren Aufrechterhaltung zu kostspielig ist. *Jn Sachen der Rechtschreibung von Ortsnamen hat die württembergische Regierung eine sehr vernünftige Maßregel ergriffen. General Graf Keller ch. Da auch jetzt, nach Einführung der neuen verein fachten Rechtschreibung, in Ortsnamen das „h" bei Zusammensetzungen mit „roth", „thal" u. s. w. zum Teil noch geschrieben wird, während radikalere Reformer eS analog der sonstigen Schreibweise dieser Worte weglassen, und somit ein Gemisch in die Schreihart solcher Ortsnamen kommt, aus dem man sich überhaupt nicht mehr herausfindet, setzte die Regierung ein, durch die eine endgültige Regelung der Rechtschreibung solcher Ortsnamen herbeigeführt werden sollte. Auf eine Umfrage in den beteiligten Gemeinden entschieden sich nur wenige sür Bei behaltung des „h". Die Kommission ordnete daher an, daß das neue Staatshandbuch die betreffenden Namen ohne „h" zu verzeichnen hat. * Die Einkreisung der Hereros und des Waterberges schreitet vor. General von Trotha meldet in einem Telegramm vom 26. Juli, das hier infolge Verstümmelung ver spätet eingegangen ist: „Die Lage am Water berg ist unverändert." Unter den HereroS sollen Krankheiten wüten; auch sollen die Nahrungs mittel knapp werden. Frankreich. *Die radikal-sozialistischen Pariser Blätter beglückwünschen sich zu dem Bruche zwischen Frankreich und dem Vatikan. Sie geben der Hoffnung Ausdruck, die Negierung weide dabei nicht stehenbleiben und versprechen ihr ihre Unterstützung zur völligen Trennung von Kirche und Staat. Die oppositionellen Blätter zweifeln, daß Combes bis zur Trennunng von Kirche und Staat gehen werde und beschuldigen ihn, er wolle vor allem die Dauer seines Ministeriums verlängern. .Soleil' sucht nachzuweisen, daß der Bruch mit dem Papste unheilvolle Folgen haben werde, und spricht sein Erstaunen darüber ms, daß das Parlament nicht zusammenberufen worden sei. *Die Generalrats-Wahlen am Sonntag haben eine starke ministerielle Mehr heit ergeben. Spanien. * In Madrid heißt es, daß ein Attentats versuch gegenKönigAlfons während dessen Besuches in Santiago verübt wurde. Ruhland. * Uber dem Namen des Verbrechers, dessen Bombenwurf Minister v. Plehwe zum Opfer fiel, liegt noch immer der Schleier des Geheim nisses, nur über seinen Beruf, Alter und der gleichen machte er dem ihm behandelnden Chirurgen Professor Pawlow einige Andeutungen. Die Behörden setzen inzwischen ihre Forschungen nach Komplicen des Mörders fort, während fich die Petersburger Gesellschaft in Vermutungen über Plehwes Nachfolger ergeht, wo bei auch die Idee der Schaffung eines Neichs- kanzlerpostens für Witte auftaucht. Balkanstaaten. * Zwischen der Pforte und den beiden Reformmächten find neue Schwierigkeiten entstanden. Die Mächte wollen die Zahl der fremden Offiziere in der Gendarmerie beträchtlich vermehren, stellen in diesem Sinne Anträge an die Pforte und beharren auf diesen. Die Pforte macht nun teils aus finanziellen, teils aus politischen Gründen Schwierigkeiten. Die Mächte jedoch behaupten, daß die Pforte, als fie den neuen Organisationsplan annahm, damit auch eine später notwendig werdende Vermehrung des Offizierkorps gutgeheißen habe. Amerika. * Castro, der liebenswürdige Präsident von Venezuela, hat seinen bisherigen Streichen einen neuen folgen lassen. Er hat alles Eigentum der Bermudas-Asphalt-Company mit Beschlag belegt und verlangt fast 10 Mil lionen Schadenersatz sür die Hilfe, die diese angeblich den Revolutionären geleistet habe. Ein Telegramm aus Port of Spain meldet, daß die englische Gesandtschaft in Caracas im Namen der englischen Aktionäre Einspruch da gegen erhoben hat. Offenbar in dem Wunsche, Deutschland in die Sache hineinzuziehen, meldet das .Reutersche Bureau' gleichzeitig, der deutsche Gesandte Pelldram habe der vene zolanischen Regierung ein Ultimatum über reicht, in dem die sofortige Zahlung der Zinsen der Entschädigung verlangt wird, die Deutsch land gemäß dem Bowen-Protokoll zugesprochen ist. Die englische Meldung wird halbamtlich als vollständig erfunden bezeichnet. Afrika. * In dem neuentfachten marokkanischen Bürgerkriege sollen, wie in Tanger gerücht weise verlautet, bereits heftige Kämpfe zwischen dem Prätendenten und den kaiserlichen Truppen stattgefunden haben. Der Prätendent soll Ujda besetzt haben. Sine Aucht aus Port Arthur. Vom Charbinski Westnik find interessante Mitteilungen über die Flucht zweier Herren auS Port Arthur veröffentlicht worden. Sie hatten am 6. Juni diese Stadt auf einer chinesischen Schalanda (einer Schaluppe von zehn Meter Länge und drei Meter Breite) ver lassen, um nach dem gegenüberliegenden Tschifu zu fahren, über ihre Erlebnisse berichtete einer der Herren folgendes: Wir waren die etwa sieben Werst der Bucht mit Rudern ab gefahren und machten gerade bei der Mündnng ins Meer zur Nacht Halt. Am Morgen gegen vier Uhr wehte ein günstiger Wind, wir hißten die Segel und hielten unsern Kurs auf Tschifu. Aber da sahen wir in der Ferne japanische Schiffe. Offenbar hatte man auch uns bemerkt. Es ertönten zwei Kanonenschüsse, aber wir be schlossen, unsre Fahrt fortzusetzen. Wir waren schon den Küsten der Insel Bei-chuan-tschen- Dav ganz nahe gekommen. — Plötzlich krachten von der Insel Gewehrsalven in unsrer Richtung; die Kugeln summten um uns. Auf unsrer Schalanda waren fünf chinesische Matrosen, ihr Führer mit seiner Frau und einige chinesische Passagiere. Die Chinesen gerieten sofort in Aufregung und zwangen uns beide, uns zu verstecken. Sie warfen auf uns Taue, Netze, Stricke, Matten und alles mögliche Gerümpel. „Meine Zeit ist sehr knapp heute," wandte Hoff ein. „Ach, lassen Sie Ihre Klienten einmal warten, und nehmen Sie Platz!" erwiderte fröhlich der Kommerzienrat. Schwerfällig ließ sich Hoff auf einem Sessel, Hanna gegenüber, nieder. Wie ein Ver schmachteter griff er dann nach dem Wein, den ein Diener jetzt kredenzte. Auch Hanna setzte bas Glas durstig an die heißen, trockenen Lippen. Dann klangen die Gläser zusammen. Als Hoff mit ihr anstieß, zitterte ihre Hand so heftig, daß fie das Glas fallen ließ. Klirrend fielen die Scherben zu Boden, und an ihrem Kleide rieselte das rote Naß herunter. „Scherben bedeuten ja Glück," sagte Hoff bitter. „Glück?" wiederholte Hanna mit einem so seltsamen Ton, daß Hoff fie betroffen an schaute. „Ja, Glück, mein Kind!" rief auch der Kommerzienrat heiter. „Dich glücklich zu machen, soll wenigstens von nun an meine Hauptsorge sein, und ich hoffe, es wird mir gelingen." Ein düsterer Blick Hoffs streifte das sorglos heitere Gesicht des Kommerzienrats. „Wer wird denn nun zuerst Hochzeit machen? Wir oder ihr?" rief Elvira. „Nun, das Alter hat doch wohl das Vor recht," meinte der Kommerzienrat. „Gewiß haben Sie das Vorrecht!" sagte Hoff und griff nach seinem Hut. „Auf Nimmerwiedersehen!" murmelte er leise, als er sich von Hanna empfahl. Tief erschrocken sah sie zu ihm auf. Noch ein wehmütiger Blick Hoffs traf fie, dann wandte er fich rasch um. Elvira geleitete ihn zur Tür hinaus, und als fie dort allein im Hausflur standen, um schloß er ihr zartes Handgelenk plötzlich mit eisernem Griff. „Was das dein Werk, Elvira?" rief er, und Haß und Verachtung leuchtete in seinen Augen. „Nein, Hans, nein — ich — ich . . ." „Nun?" „Ich habe bloß in Papas Auftrag mit Hanna geredet, und fie war sofort bereit, Papas Braut zu werden." „Und was hast du ihr von mir gesagt?" „Nichts." „Mädchen, lüge nicht!" Er schüttelte ihre zarte Gestalt und die ganze zornige, mühsam zurückgehaltene Leidenschaft brach jetzt aus ihm hervor. ' , „O Hans, ich habe wirklich nichts gesagt, ich besinne mich nicht." „Nun, es bleibt fich schließlich auch gleich, geschieden find wir beide trotzdem doch!" Ohne ein Abschiedswort wandte er fich der Tür zu. „Hans! Hans, o bleibe doch!" rief ihm Elvira nach. Aber er hörte nicht auf den Ruf voll ver zweifelter Angst und sah sich nicht wieder um nach dem verstörten, schreckensbleichen Gesicht Elviras. Dröhnend fiel die Haustür hinter ihm ins Schloß. Wie ihn draußen alles anwiderte, das ganze
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