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für die Grtsbehördc nnd den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, HansiWlde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abomrementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhalmngsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ine Haus l Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboteu jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag i/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Schnftleilung, Druck , ik> Verlag von A. Bchuvl'g, Drelm Nr. 63. Sonnabend den 6. August 1904. 14. Jahrgang. Lertlickes und Süchstsckes. Bretnig. Die Kgl. Amtshauptmann- lchast Kamenz macht unterm 4. August d. I, folgendes bekannt: Bei der Königlichen Amts- hauptmannschast sind Beschwerden darüber er hoben worden, daß bei der jetzt herrschenden Trockenheit das Wasser der öffentlichen Ge- wässer im hiesigen Verwaltungsbezirke von den oberen Anliegern durch Ziehen von Grä ben, Anstauung u. s- w. für ihre Zwecke un Uebermaß und derart in Anspruch genommen wird, daß es den unteren Anliegern völlig «der doch nahezu völlig entzogen wird. Mil Rücksicht auf den durch die anhaltende Trocken- heil hervorgerufenen Tiefstand der öffentlichen Wasserläufe wird daher im allgemeinen öffentlichen Interesse und zur tunlichen Er haltung des jedem Anlieger zustehendeu Rechtes auf den gemeinen Gebrauch des Wassers hiermit bis auf Weiteres jedes außergewöhn liche Ablelten oder Verbrauchen von Wasser aus öffentlichen Wasserläufen im hiesigen Bezirke verboten und oas ungehinderte Ab- laufenlaflen des Wassers angeordnel. Zu widerhandlungen werden, soweit nicht besondere gesetzliche Bestimmungen einschlagen, mit Geld strafe bis zu 150 Mark oder Haftstrafe bis zu 14 Tagen geahndet. — Die Jagdkarten. Formulare auf das Jagdjahr 1904—05 sind aus Leinwand her gestellt und von hellblauer Farbe. Pulsnitz, 3. Aug. Erschossen au^ge sunden wurde gestern abend 8 Uhr der bei der Firma Hause in Pulsnitz angestellte Ex pedient Oskar Frohs aus Mönchenfrei auf einer Bank im Garten des Restaurants zum heiteren Blick in Burkau. Frohs hatte sich früh unter einem Vorwano aus dem Geschäft entfernt und sich nach Burkau begeben, wo er die Tat verübte. Er ist verheiratet, Vater eines Kindes. Als Motiv wir) Schwermut angenommen. Frohs wird als ein intelligenter Uann und gewandter Beamter geschildert. Kamenz, 4. August. Ein wehmütiger .Gedenktag für unsere Stadt war der heutige, indem in der Nacht vom 4. zum 5. August des Unglücksjahres 1842 der größte Teil derselben ein Raub der Flammen wurde Es wurden damals über 500 Gebäude, Nat Haus, Kirchen, Schule, Posthaus rc in Asche gelegt und das durch die Verheerung für die öOOO Abgebrannten erwachsene Elend war ?in unermeßliches. Mit großen Opfern wurde einer Zeit die Stadt wieder ausgebaut, jedoch lange Jahre eriorderte es, ehe die Bewohner Schaft sich von den Folgen des Unglückes nur einigermaßen erholt hatte. Ein Ueberbleibsel aus jener Zeit ist noch die Kamenzer Stadt- Bleche, welche der verarmten Bevölkerung zum reichen Segen wurde und deren Amorti- mtion im Jahre 1910 bevorstehl. — Das Elbwafser ist noch weiter gefallen. Der Stand von 222 om unter Null am 2. M. ist der bisher tiefste Stand und noch Innrer sendet bei fortgesetztem Negenmangsl A Sonne ihre glühenden Strahlen herab. Der zweite Pfeiler (vom Altstädter Ufer aus) lleht denn auch bereits trocken da, und er Shorts zu den wenigen Pfeilern, die noch dem flachen Elbstrom umspült wurden Während der nahe König Albert - Hafen immer für kleinere Schiffe gangbar ist, Hai am Pieschener Winterhafen aller Verkehr ^gestellt werden müssen. Nach langem ver- Michen Ringen hat daher auch die Sächsisch, ohmische DampsschiffahrtSgesellschaft höherer bwalt weichen und ihren ganzen Dampfer betrieb einstellen muffen. Der Dresdner Pegel zeigte am Dienstag früh 222 om unter Null, und da in Aussig vom Montag zu Dienstag früh das Wasser volle 5 ein fiel, ein Umstand, der in Dresden ebenfalls zum Ausdruck kommen wird, so ist eine weitere Aufrechterhaltung des Schiffsbetriebs zur direk ten Unmöglichkeit geworden. — Durch Ein stellung der Fahrten den schmucken Personen- dampfer ist der Verkehr auf unserem vater ländischen Elbstrom nunmehr vollständig lahm gelegt, was im Allgemein Interesse außeror dentlich zu bedauern ist nno in volkswirt schaftlicher Hinsicht einen schweren Schaden bedeutet. Wiewohl seit mehreren Tagen zeit weise Gewitter- und Regenwolken am Himmel stehen, so berechtigen diese, selbst wenn sie zur Erde kommen, noch zu keinerlei Hoffnungen auf endgültige Besserung; hier kann nur er giebiger Landregen im Omellengebiet der Elbe und deren Nebenflüsse helfen. — Seltsame Funde in der Elbe. Das Durchsuchen des Strombettes hat schon man cherlei seltsame Funde zu Tage gefördert. Zu dem Bösendorfer Klavier ohne Beine, das man bei Sebusein im Elbbette entdeckte, ist dieser Tage ein vollständiger eiserner Koch herd durch den Fährmann Christoph Werner in Pschüra (Böhmen) aufgedeckt worden. Der glückliche Entdecker suchte einen Anker und sano — den Sparherd, den er inmitten der Elbe als Wahrzeichen auf die Beine stellte. Unterhalb Tetschen zogen Kinder ein Paket silberne Löffel aus dem Schlamme; diese sollen aus einem Diebstahle in einem Aussiger Hotel stammen — Uniformändcrungen im sächsischen Heere. Das Gardereiter - Regiment und das Kara binier-Regiment haben von jetzt ab insofern eine Aenderung in ihrer Uniform erhalten, als der Schleppsäbel an einem weibledernen bezw. schwarzledernen Koppel über dem Waffen rock getragen wird, wie bei den preußischen Kürassieren, deren Gattung beide Regimenter ungefähr entsprechen. Das Aussehen der schweren Reitertruppe hat dadurch entschieden gewonnen. Der weiße Haarbusch cuf dem Tombakhelm ist ebenfalls ganz in Fortfall gekommen, auch für Paradezwecke. Ob hier für eine andere Dekoration, ähnlich dem preu- sischen fliegenden Adler auf den Helmen der Gardes du Corps, angebracht wird, steht vor läufig noch dahin, ist aber nicht ausgeschlossen. Auch der sächsische Train, der bisher das S.itengewehr unter dem Waffenrock trug, führt es von jetzt ab an einem schwarzen Koppel übergeschnallt. — Ein Naturmensch in des Wortes ver- wegenster Bedeutung hatte seit einigen Tagen sein Heim in einem kleinen Mietgarten zu Dresden aufgeschlagen. Seine Wohnung be stand aus einem einen Meter tiefen Loche, das er sich selbst in den Lehm gegraben hatte. Dort hauste er ganz nackt in Gemeinschaft mit einem Hunde und zwei Hühnern und drohte jedem, der sein mit Draht eingezäunteS Gärtchen betrat, mit einer Klage wegen Haus friedensbruchs. Seine Nahrung bestand aus Kornkörnern und Wasser. Da jedoch Mch Zer sonderbare Heilige am Hellen lichten Tag ohne jede Bekleidung in seinem Garten herum- lief, wurde er am Mittwoch mittag durch Polizeibeamte verhaftet und nach einem geeig neten Unterkommen gebracht. Der neue Diogenes heißt Hörschel, ist 32 Jahre alt, gelernter Kaufmann und soll wohlhabende Eltern haben. Vielleicht trägt die Hitze der letzten Wochen die Schuld an dem eigen tümlich-.»! Verhalten des jungen Mannes. Pirna. Die 10 jährige Tochter der Familie Gliemann in Sporbitz bei Mügeln goß in Abwesenheit ihrer Eltern zu dem im Kocher brennenden neuen Spiritus hinzu, wobei die aufschlagende Flamme die Kleider des Mädchens in Brand setzte. Dasselbe erlitt dabei so erhebliche Brandwunden, daß es im Johanniter-Krankenhause zu Dohna- Heidenau gestorben ist. — Auf dem Verbandstag der Saalinhaber Sachsens, der am 16. und 17. August in Chemnitz stattfindet, werden unter anderen folgende Punkte zu beraten sein: Das Mili tärverbot, die Verschiedenheit der Tanzregula- live und die Bestrafungen von Saaiwirten wegen unterlassener Verweisung von fortdil bungsschulpflichtigen Personen von Tanzsälen, sowie sür Zuwiderhandlungen der Vereine gegen polizeiliche Verordnungen. Auch die Bekämpfung des FlasLenbierhandels wird auf der Tagesordnung flehen. Oberoderwitz, 2. August. Einen aufregenden Vorfall konnten heute die Passa giere des um 10 Uhr 25 Min. vormittags vom Bahnhof Oberoderwitz abgehenden Zuges beobachten. Als sich letzterer einige hundert Meter vom Bahnübergang Ninive befand, scheute das Pferd eines Wagens, der von Oberoderwitz auf der Straße nach Ruppers dorf fuhr, vor dem heranbrausenden Zuge. Das wild gewordene Pferd stürmte mit dem Zugs um die Wette dahin. Ein Zusammen stoß an dem Bahnübergang schien unvermeid lich. Im letzten Moment riß aber der Führer des Wagens, der die Geistesgegenwart nicht verloren hatte, kurz vor den Barrieren das Pferd auf den links nach Oberrupperlsdors abzweigenden Weg. Durch die jähe Wen dung stauchte der Wagen und das Pferd riß sich los, konnte aber sofort wieder eingefangen werden. — Noch ist die Einwohnerschaft von Lan gendorf bei Hohenstein Ernstthal in Aufregung über den Mordversuch, welchen der Strumpf wirker Richter an seinem Großvater unter nahm, da durcheilte eine neue Schreckensbot schaft da- sonst so stille, friedliche Dörfchen. Der 1859 geborene Fabrikspuler Otto Voigt, ein geachteter, arbeitsamer, ruhiger, in zweiter Ehe lebender Man», warf am Montag abend seiner Frau eine Schlinge um den Hals, um sie zu erwürgen. Der überfallenen Frau ge lang es jedoch, die Hand zwischen Schlinge und Hals zu bringen und so die Tat zu vereiteln, Die Frau, welche hilferusend die Flucht ergriff, warf der wütende Ehemann mit voller Wucht die Treppe hinunter, sodaß sie bewußtlos liegen blieb. Dec Täter jedoch ergriff die Flucht durch die Hintertür des Hauses und suchte semen Weg nach Meins dorf, wo er im Teiche des Gutsbesitzers Voit ertränkt aufgefunden wurde. Außerdem zeigt sich au der linken Kopfseite eine Schußwunde Schon seit längerem hat sich V. in den Be sitz eines Revolvers gesetzt; somit muß er seine Tat schon länger vorbereitet haben lieber den Grund sind verschiedene Gerüchte im Umlauf. V. soll mit seiner Frau oft in Unfrieden gelebt haben. Die Frau befindet sich auf dem Wege der Besserung. Leipzig, 2. August. Das „L. Tgbl." schreibt: Falsche Gerüchte über das Auf treten der Cholera in Leipzig sind noch mehr als in unserer Stadt selbst m der Umgegend und auswärts verbreitet. Wir haben bisher, um keine Beunruhigung zu verbreiten, von den Gerüchten keine Notiz genommen, weil sie uns als falsch bezeichnet worden waren. Nachdem aber heute von zwei Seiten, näm lich aus Dresden und aus Berlin, über diese Angelegenheit telephonische Anfragen an uns gerichtet worden sind und auch die auswärtige Presse bereits anfängt, sich mit der angeblichen Cholera in Leipzig zu beschäftigen, teilen wir folgendes mit: Auf Grund der uns ge wordenen amtlichen Auskunft können wir feststellen, daß an dem ganzen Gerüchte kein wahres Wort ist. Es ist nicht einmal die in Leipzig in heißen Monaten öfters auftce- tende Öiroloru no8tra (Brechdurchfall) auch nur in einem einzigen Falle bei Erwachsenen festgestellt worden. — Ein Schaffner aus Chemnitz beleidigte am Sonntag in Gröba eine Fleischersehefrau in die Sittlichkeit verletzender Weise. Der Ehemann der Beleidigten führte den Mann auf das Gemeindeamt, doch gelang es ihm, zu entkommen. Er versah seinen Dienst wie der, sprang aber bei Mittweida vom Zuge und erhängte sich. Der Schaffner hinterläßt Frau und sechs kleine Kinder. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 10. nach Trin.: l/,9 Uhr Gottes dienst. Vom 15.—31. Juli. Getauft: Johanna Rosa, Tochter des Fabrikarbeiters Bernhard Rodert Seifert. — Max Georg, Sohn des Zigarrenmachers Emil Max Haufe. — Eine uneheliche Tochter. Getraut: Martin Ludwig Nitzsche, Erdarbeiter, hier und Minna Lina Peschel. — Richard Max Steglich, Handarbeiter, hier und Ida Martha Schäfer. — Otto Max Benad, Färber, hier und Maria Meta Minna Schäfer. — Karl Friedrich Fröde, Lehrer in Dresden und Martha Helene Mattick. — Franz Erwin Oswald, Fabrikarbeiter in Ohorn und Emilie Martha Kind. — Max Richard Körner, Zigarrenarbeiter in Hauswalde und Meta Hedwig Schäfer. Begraben: Martha Helene, Tochter des Fabrikarbeiters Alwin Edwin Petzold, 8 M 3 T. alt. — Karoline Wilhelmine verw. Röntzsch geb. Wustmann, Garntreiberin, 76 I 6 M. 27 T. alt. — Albert Rudolf Müller, Sohn des Zimmermanns Ernst Bruno Müller, 1 I. 9 M. 2 T. alt. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Frida Martha, T. des Färbermeisters Ferdinand Robert Schöne 279 b. — Johanna Gertrud, T. des Maschinenarbeiters Paul Arthur Müller 134 g. — Linda Frida, T, des Zimmer manns Julius Edwin Zimmermann 91 d. — Max Kurt, S. des Fabrikarbeiters Georg Maximilian Schuster 171 b. — Karl Hilmar Werner, S. des Lehrers und Kantors Paul Ludwig Sandmann 79d. Die Ehe schlossen: Gustav Oswald Tschirner, Fabrikarbeiter in Radeberg, mit Bertha Anna Großmann 358 Als gestorben wurden eingetragen: Fried rich Max Nosenkcanz, Fabrikardeiler, ledig, Nr. 53b, 22 I 2 M. 3 T. alt. — Karo line Ennlie geb. Mauksch, Witwe des Webers Karl Friedrich Richter 172, 76 I. alt.