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politische Kunäscbau. Ter russisch-japanischr Krieg. *Die Japaner haben nach schweren Kämpfen Liaujang, das bisherige Haupt- quartierKuropatkins, erobert. Der japanische General Kuroki führt seine Garde und die 2. Division gegen Kaiping, Nodzu rückt auf Tatschitsao vor; drei andere Divisionen rücken unter Oku von Waiongou (wo die blutige Schlacht gegen Stackelberg statisand) heraus, die 12. japanische Division stößt in Eilmärschen nach Mulden, dem Schlüssel der russischen Stellung vor. Die Vorpostengefechte haben bereits wieder begonnen. *Eine aus Liaujang eingetroffene Depesche meldet, daß durch Signale der mit den Japanern einverstandenen Chinesen, die schon bei Wafangou die russischen Stellungen, insbesondere die Position der Batterien ver rieten, Stackelbergs Nückzugsplan vereitelt worden sei. Seit Sonntag nacht schlägt man sich bei Kaitschou. *Nosig gefärbt erscheinen die russischen Berichte über Port Arthur: „Unser Geschwader in Port Arthur ist vollzählig und völlig auSgebesscrt, das Befinden und der Geist der Garnison und der Bewohner ist ausgezeichnet. Alle leben in der sichern Zuversicht, daß keine Macht sich Port Arthur bemächtigen kann. 600 Frauen haben dem Kom mandanten der Festung ihre Dienste angeboten. Der allgemeine Geschäftsgang hat sich in keiner Weise geändert. Port Arthur ist mit Lebensmitteln für sechs Monate vollständig versehen und wenn die Portionen verringert werden, sogar für ein Jahr. Während der letzten Tage, die der Belagerung vorangingen, gelang es, eme große Menge Vieh nach der Festung zu schaffen. Die Musik spielt dreimal in der Woche auf dem Boulevard. Die japanischen Vorposün stellen in einer Entfernung von 24 Werst von Port Arthur und nur drei Werst von den russischen Vorposten entfernt." *Der japanifchen Armee auf der Halbinsel Liautung soll es nach russischen Mit teilungen an Lebensmitteln mangeln. *Nach Meldungen aus Mukden sind auf den gesunkenen japanischen Transportschiffen „Hitachi Maru" und „Sado Maru" ein ganzes Regiment Infanterie mit dem Kommandeur und der Fahne unterge gangen. *Jn Japan, wo man durch die bis herigen Kriegserfolge verwöhnt zu sein scheint, herrscht Unmut wegen des durch das Wladiwostokgeschwader verschuldeten Verlustes von fünf japanischen Transportschiffen. Der befehlende japanische Admiral Kamimura wird heftig getadelt, daß er das russische Geschwader habe entkommen lasse. Man fordert von ihm öffent lich R ü ck t r i t t o d e r S e l b st m o r d. In dessen scheint es Kamimura geglückt zu sein, das Wladiwostokgeschwader zu stellen und zum Ge fecht zu zwingen. Beglaubigte Einzelheiten darüber fehlen noch. * * * Deutschland. * Die Devutation der süd westafrika - Nischen Farmer und Kaufleute ist hier vom Reichskanzler empfangen worden. Graf Bülow sagte in seiner Erwiderung aus die vorgelraaenen Wünsche, daß sowohl die Frage der Erhöhung der Entschädigungs summe, als auch die Form der Hilfeleistung einer erneuten Prüfung unterzogen werden soll. Die im Schutzgebiet eingesetzte Kommission soll bis zum Wiederzusammentreten des Reichstags neues Material liefern. Im Herbste werden im Nachtragsetat für Südwestafrika auch neue Beihilfen an die geschädigten Ansiedler ge fordert werden. Der Reichskanzler erklärte sich schließlich bereit, den Wunsch der Deputation, vom Kaiser empfangen zum w rden, zu be fürworten. * König Georg ist am Montag früh in Ems zum Kurgebrauch eingetroffen. * Prinz-Regent Luitpold hat au den Finanzminister v. Riedel ein sehr gnädiges Handschreiben gerichtet, in dem er dem Minister mitteilt, er könne seinem Ent- l as su n g s g e s u ch nicht statt geben. Der Regent hebt die Verdienste Riedels um das Land hervor, gibt dem Wunsche Ausdruck, Riedel möchte noch so lange wie möglich an der Spitze der bayrischen Finanzverwaltung stehen, und betont, wie schwer es ihm selbst fallen würde, in seinem hohen Alter den erprobten Rat Riedels vermissen zu müssen. * Über die V er s ch uld u n g der Städte lassen jetzt die Regierungen Erhebungen an stellen. In diese Erhebungen, die sich auf die Gesamtschuldcnlast, deren Tilgung, auf den Sollbetrag der unilagefähigen Staats- und Gemeindesteuern, sowie auf den auf den Kopf der Bevölkerung entfallenden Schnldenbetrag erstrecken soll, find nach den ,Berl. Reuest. Admiral Besobrasow. Der kühne Führer des Wladiwostok-Geschwaders, Admiral Besobrasow, hat den Japanern sehr empfindliche Verluste bcigebracht. Die von ihm be fehligten russischen Kriegsschiffe „Rurik", „Rossija" und „Gromoboi" haben bekanntlich n. a. die Trans portschiffe „Sado Maru", „Hitachi Marn" und „Nagato Maru" zum Sinken gebracht. Dabei ist ein ganzes japanisches Regiment mit Kommandeur und Fahne umgekommen. Die russischen Schiffe sind so geschickt geführt worden, daß mau sie überall an der japanischen Küste gesehen haben will und doch nicht recht weiß, wo sie sich befinden. Besobrasow ist im Jahre 1845 geboren. ?885 wurde er zum Kapitän I. Ranges befördert. 1897 erhielt er seine Ernennung zum Chef des Kronstädter Hafens. Aus besonderen Wunsch Skrpdlows ist Besobrasow seiner zeit zu dessen Sonschef ernannt worden. Nachr.' auch die Landgemeinden von über 10000 Einwohner einzubeziehen. * Generalleutnant v. Trotha hat, wie der .Schloß Ztgck aus Beilin gemeldet wird, sofort nach seiner Ankunft telegraphisch be deutende Verstärkungen verlangt. Die militärische Lage sei sehr ernst, Oberst Leutwein sei zu weit vorgestoffen, so daß unsere Rückzugs- und Etappoulnne fast ohne Verteidigung sei und es den Hereros ein " leichtes wäre, sie an jedem beliebigen Punkte zu unterbrechen rwd ernsteste Schwierigkeiten zu bereiten. (Hoffentlich übertreibt der Gewährs mann der ,Schief. Ztg') Osterreich-Ungarn. * Wie nunmehr feststeht, wird Kaiser Franz Joseph mit K ö ni g Ed u a rd von E n g - land auf österreichischem Boden zusammen treffen. Der Kaiser unterbricht deshalb am 14. August seinen Jschler Aufenthalt und reist nach Marieubad, wo am 15. August das Zusammentreffen erfolgt. Noch am selben Abend kehrt der Kaiser nach Ischl zurück. England. * König Eduard tritt am Donnerstag seine Reise nach Kiel an. Der König wird neun Tage in Kiel bleiben. Spanien. * König Alfons hat ein zwischen Spanien und dem Vatikan getroffenes Übereinkommen über die rechtliche Lage der reli giösen Orden unterzeichnet. Dieses Über einkommen führt verschiedene Reformen in dem Konkordat ein, die sich auf mehrere zweifelhafte Punkte beziehen. Das Abkommen soll sofort den Kammern mitgeteilt werden. Ein weiteres Übereinkommen, das die wirtschaftlichen und finanziellen Fragen regelt, die sich aus diesen Reformen ergeben, soll in Rom unterzeichnet werden. Balkanstaaten. * Zur Lage in Mazedonien wird aus Saloniki gemeldet: Eine Anzahl Reservisten hat wegen des Ausbleibens der Besoldung und der Erlaubnis zur Heimkehr revoltiert. Sie werden in der Festung Tophane bei Saloniki eingesperrt werden. — Gerüchte von einem be vorstehenden Anschläge auf die Regierungs gebäude und die Munitionsdepots haben eine Verschärfung der Sicherheitsmaßregeln veranlaßt. * Der ehemalige serbische Minister Todorowitsch wurde wegen Veruntreuung von Pachtzinsen des Staatsgutes Negoi zu 18 Monat Gefängnis und zur Ersatzleistung von 39 822 Dinar verurteilt. Asten. *Die englische Tibet Mission ist ermächtigt worden, am 25 d. nach Lhassa, der Hauptstadt des Dalai-Lama, vorzudringen, wenn die Tibetaner nicht innerhalb dieser Frist einen kompetenten Unterhänder mit dem chine sischen Amban nach Gyanu und Gyangtse senden. Rußland sei von Englands allge meinen politischen Ansichten benachrichtigt Warden und habe sich durch die Darlegungen „für bestiedigt erklärt". Handt,rg. Am Montag erledigte das Abgeordnetenhaus in zweiter Beratung die Gesetzentwürfe betr. die Ver besserung der Vorflut in der unteren Oder, Havel und Spree, sowie betr. Maßnahmen zur Verhütung von Hochwassergefahren in der Provinz Brandenburg und im Havelgebiet der Provinz Sachsen. Der Gesetzentwurf betr. die Verschärfung der Strafen gegen das Spiel in außerpreußischen Lotterien wurde in dritter Lesung angenommen, ebenso in zweiter Lesung die Vorlage betr. Erhöhung des Grundkapitals der Seehandlung. In zweiter Lesung wurde der in Form eines Gesetzentwurfs etnge- brachts Antrag des Abg. Arendt betr. die Gewährung von Beihilfen an ehemalige Angehörige des preußi schen Heeres und der Marine, die am Kriege gegen Dänemark teilgenommen haben, angenommen. Dor Regierungkvertreter verhielt sich ablehnend mit dem Hinweis darauf, daß die Versorgung von Veteranen Rcichssachc sei. Das Abgeordnetenhaus erledigte am Dienstag eine Reihe von Vorlagen, u. a. in zweiter Lesung den Gcfetzcnt rurf über die Befugnis der Polizei behörden zum Erlaß von Verordnungen über die Verpflichtung zur Hilfeleistung bei Bränden. Hierzu wurde eine Resolution angenommen betr. Unfall- sürsorge für Feuerwehrleute und Heranziehung aller im Bezirk einer Provinz arbeitenden Feuerversiche- rungsgcsellschaften zu Beiträgen zu dem genannten Zweck. Zu einer längeren Besprechung führte die Interpellation der Konservativen betr. die noch malige Untersuchung von Fleisch in den städtischen Unterfuchungsämtern. Minister v. Podbiclski verlas in Beantwortung der vom Abg. Winckler begrün deten Interpellation eine Erklärung der Staats regierung. Nach den 88 5 und 14 des preußischen Ausführungsgesetzes sei bei der Einführung bereits einmal tierärztlich untersuchten Fleisches in Gemein den mit SchlachthauSzwang nur die allgemeine polizeiliche Nahrungsmittelkontrolle zulässig. Fmüch verkenne die Regierung nicht, daß dies im Gesetz nicht mit Ler genügenden Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht sei. Japan unä VeutlManä. Es läßt sich leider nicht verschweigen, daß in der japanischen Presse augenblicklich eine förmliche Hetze gegen Deutschland angestellt wird. Seit dem Anschluß Deutschlands an das Eingreifen Rußlands und Frankreichs, das Japan aus dem eroberten Port Arthur zurück zugehen zwang, ist im japanischen Volke der Groll nicht erstorben, wenn es ihn auch meister haft zu verbergen weiß. In der Zwischenzeit konnte man an der geflissentlichen Bevor zugung, die andern Nationen erwiesen wurde, bemerken, wie die Gesinnung war, die man gegen uns hegt, wenn auch nur selten die unverfälschte Feindschaft irgendwo hervortrat. Die Presse schwieg über Deutschland und nur gelegentlich kam sie einmal mit einem Angriff hervor, aber ein energischer Protest der Ge sandtschaft beim japanischen Auswärtigen Amt genügte dann jedesmal, um am folgenden Tage den Rückzug herbeizusühren. Das wurde anders, seitdem die mandschurische Frage be gann, sich zuzuspitzen. Ein Blatt nach dem andern, sogar die offiziösen Zeitungen griffen Deutschland an und die .Japan Mail' wirkte kräftig mit. Bald nach dem Ausbruch des Krieges erschienen dann aus unbekannten Gründen in den beiden Regierungsblättern ,Nichi Nicht' und ,Kokumin' einige lauwarme Artikel. Neuerdings aber ist auf der ganzen Linie das Feuer gegen Deutschland wieder er öffnet worden. Alle Blätter mit Einschluß der offiziösen erheben gegen Deutschland schwere Vorwürfe wegen des Verkaufs einiger Dampfer an Rußland, trotzdem sie für Kriegszwecke nicht verwendbar sind, trotzdem der Verkauf eine Privatsache von Privatpersonen ist, trotzdem das Bölkerrecht den neutralen Mächten völlig freien Handel gestattet und trotzdem — Japan von vielen fremden Staaten, besonders auch von Deutschland, zahlreiche Handelsschiffe teils ge mietet, teils gekauft hat. Auch Frankreich hat 1870/71 aus England und Nordamerika Kriegsmaterial erhalten. Deutschland hält fich betreffs des Handels mit Rußland in den be scheidensten Grenzen des Erlaubten und ge währt Japan nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch tatsächlich genau dieselben Vorteile. Den Verkauf von Schiffen an Rußland ver bieten, hieße Japan bevorzugen und zugleich die deutsche Industrie und den deutschen Handel schädigen. Aber obwohl das Deutsche Reich und sein Handelsstand völlig korrekt ver fahren, zeigen sich die japanischen Blätter doch im höchsten Grade erregt, und selbst vom Ministerium aus wird neuerdings wieder und wieder auf das Wort von der „Gelben Ge fahr" hingewiesen. Das Mißtrauen gegen Deutschland ist außerordentlich groß, zahlreiche Deutfche sind vom hauptstädtischen Pöbel in den Verdacht der Spionage gebracht, einer wird zu seinem Schutze im eigenen Hause von einem Geheimpolizisten bewacht. Das Volk kann sich nicht beruhigen, weil die Presse immer neues Mißtrauen säet, und die Regierung schwankt beständig zwischen der Anklage und Verteidigung Deutschlands, und dabei haben Deutsche der japanischen Armee, Verwaltung, Justiz und Wissenschaft unvergängliche Dienste erwiesen. Von unä fern. Denkmals-Enthüllung. In Moers fand am Montag die Enthüllung des vom Kaiser der Stadt und der Grafschaft Moers geschenkten Denkmals der Kurfürstin Louise Henriette, der Gemahlin des Großen Kurfürsten, in Anwesen heit des Prinzen Eitel-Friedrich statt. Auf der Saalburg wurde einem General leutnant die goldene mit Brillanten befehle Uhr gestohlen. Die Kriminalpolizei verhaftete dort auf einmal eine Pariser Taschendiebs gesellschaft von vier Personen, zwei Männer und zwei Frauen. U Vie Mläern leben Erben. 83j Roman von M. Brandrup. (FcrNttzmig.) Fanny v. Hagel deckte für kurze Zeit ihre Hände auf das bleiche Gesicht. „Wir reisen natürlich, Liebling," erwiderte sie dann leise, „und zwar schon heute abend." Leutnant v. Grön hatte sich, nachdem er das bekannte Oftseebad Z. ausgesucht, um dort viel leicht Vergessenheit seines Kummers über den Verlust der Geliebten zu finden, ein elegantes Quartier in einem der anmutig gelegenen Logier- Häuser des Ortes gemietet. Als leidenschaftlicher Reiter kaufte er fich dann ein Pferd. Daß man ihm dasselbe als wild und ungebärdig schilderte, hinderte ihn nicht, denn er liebte es, derartige Kreaturen zu zähmen. Leider sollte ihm dies bei dem neuerworbenen Rappen nicht gelingen, denn schon während des ersten Rittes mit demselben zeigte das Tier seine Tücken und schleuderte Leo mit einer solchen Gewalt gegen einen Prellstein, daß der Unglück liche dort bewußtlos liegen blieb. Was dann folgte, ist bereits berichtet wor den. Jetzt aber warf sich der Patient, die Augen von dem Ausdruck der Erwartung beherrscht, ruhelos in seinem Bett umher. Die schweren rotseidenen Gardinen, die zu Kopfende desselben von einem kunstvoll geschnitzten Baldachin herab hingen, waren dicht zusammengezogen, so daß dem Kranken jeder Blick nach den beiden hohen Fenstern unmöglich gemacht war. Schwester Margarete, eine ältliche Kranken pflegerin, faß an dem Lager und strickte. Jetzt aber letzte sie ihre Arbeit in den Schoß und satzte mit leiser Stimme: „Me find so unruhig, Herr von Grön I — Tut Ihnen etwas weh und soll ich die lindernde Medizin herbeiholen, die der Sanitätsrat ver schrieben hat s" „Rein, nein, Schwester," erwiderte der Kranke matt. „Ich bedarf des Trankes nicht, denn ich habe augenblicklich keine Schmerzen." „Und doch zeigen Sie sich so verändert!" „Freilich, das bin ich! Aber begreifen Sie dies nicht in anbetracht des Besuches, den wir erwarten?! Übrigens, Horst ist doch zur rechten Zeit zum Bahnhof gefahren, Schwester?" „Gewiß, Herr von Grön." „Und wie spät haben wir es jetzt?" „Zehn Uhr! Die Herrschaften müssen in jeder Minute vorfahren." „Gott sei Dank, dann treffen Sie mich noch am Leben." „Aber Herr von Grön, Ihr Zustand hat sich seit gestern — ich möchte saft sagen, genau von der Minute an, in der Ihr Herr Bruder Ihnen die Depesche Frau von Hagels zeigte — der artig günstig verändert, daß von einer Gefahr für Jyr Leben nicht mehr die Rede ist." „Lassen Sie das, Schwester Margarete. Sie wollen mich ja doch nur trösten," flüsterte der Kranke. Und die ihm gebliebene Rechte auf den Arm seiner Pflegerin legend, setzte er hinzu: „übrigens möchte ich ja gern noch leben, — wenn ich es auch nur als Krüppel tun kann, der. . .' Er unterbrach fich und versuchte seinen Kopf zu heben. „Aber fährt da nicht so eben ein Wagen vor das Haus, Schwester? Nicht wahr, Frau von Hagel kommt jetzt?" Die Schwester war zu einem der Fenster geschritten und antwortete: „Wenigstens steigt Ihr Herr Bruder mit zwei jungen Damen aus, von denen die ältere auf die Beschreibung paßt, die Sie mir von Frau voy Hagel gemacht haben. Nun aber bitte, lieber Herr von Grön, nehmen Sie sich auch ein wenig zusammen und seien Sie ruhig. Ich werde die Herrschaften im Salon empfangen." „Ja, gehen Sie, Schwester. Aber — hören Sie auf mein Flehen und führen Sie Fanny so bald als tunlich zu mir." „Frau von Hagel wird gewiß gleich bei Ihnen erscheinen," erwiderte die Krankenpflegerin, dann verließ sie das Gemach. Leo drückte die Hand auf das Herz. Er versuchte, seinen armen verstümmelten Körper in eine sitzende Stellung zu bringen, eS gelang ihm aber nicht, und er mußte liegen bleiben und fich damit begnügen, mit angespanntem Gehör nach der Richtung zu lauschen, in der der Salon lag. Wirklich vernahm er bald Stimmen von dort, aber er hörte nur eine einzige, die schöne, ein wenig tiefe des Weibes, das er schon seit so vielen Jahren mit der ganzen Innigkeit feines guten treuen Herzens geliebt hatte. Und dann? Kamen da nicht schon leichte Schritte durch die Räume, welche das Schlaf gemach von dem Salon trennten? So ging Schwester Margarete nicht. Es war ein jugend licher Fuß, der über die Teppiche glitt. Die Tür öffnete sich. Bleich und zitternd, aber schöner denn je trat Fanny von Hagel über die Schwelle des Zimmers, in dem fie so sehnsüchtig erwartet wurde. „Fanny, meine einzige, heißgeliebte Fanny I" Wie Jubellaute waren die Worte über die Lippen des Kranken gekommen. Lautlos aber flog die schlanke Gestalt des jungen Weibes über den prachtvollen Smyrnateppich, der daS Parkett deckte. Und dann lag die schlanke Ge stalt lautlos vor dem Bett des Patienten auf' den Knien. „Fanny, wie soll ich dir danken, daß du gekommen bist, um meine letzten Lebensstunden zu erhellen!" Nur ein leidenschaftliches Schluchzen ant wortete ihm. Zu sprechen vermochte die junge Frau nicht, angesichts der grausigen Verände rung, die das schwere Wundfieber nach der Operation bei Leo hervorgerufen hatte. Er aber streichelte die blasse Wange der Geliebten und öffnete die Lippen, ohne doch ein Wort über dieselben zu bringen. „Leo, armer Leo I" flüsterte Fanny. „Vater im Himmel!" unterbrach fie aber ihre Rede, indem fie sich in namenlosem Entsetzen über den teuren Mann beugte: „er stirbt," stöhnte sie und schaute mit dem Ausdruck übermensch licher Verzweiflung in die plötzlich starr ge wordenen Züge des Geliebten. Dann stürzte sie zur Tür. „Horst, „Horst!" rief fie, als sie dieselbe kaum geöffnet hatte. „Um Gotteswillen komm, Leo ist tot!" Aber es war nicht so. Nur eine Ohnmacht hatte den furchtbar Geschwächten überfallen,