Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 18.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190406180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19040618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19040618
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-18
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.06.1904
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
politische Auncilckau. Ter nlsfisch-japanische Krieg. * W-e hinter einem Schleier spielen sich die -nge in Ostafien ab; man erfährt von ihnen «mer nur vom Hörensagen, selten durch direkte Berichte. Vor Port Arthur „soll", wie in Petersburg gerüchtweise verlautet, eine große Seeschlacht stattgefunden haben. Po ei russsche und vier japanische Schiffe sollen untergegangen sein. Jedoch liegt noch keine amtliche Bestätigung vor. * Pach einer ebenfalls nur auf Gerüchten beruhenden Meldung aus Niutschwang j ing ein Teil der japanischen Truppen von dort ab, um den südlichen Vormarsch der Russen Mm Entsatz Port Arthurs zu verhindern, und wurde südöstlich von Schungumao angegriffen. Pach kurzem Kampf unternahmen die Japaner einen fingierten Rückzug, und als der Feind sie hitzig veriolgte, fielen sie ihm in die Flanke und fingen ihn in einer Falle. Die Russen zogen sich zurück; sie sollen 800 Mann verloren haben. *Der japanische General Oku meldet amt- Ph, daß die Zahl der in der Umgebung von B anschan von den Japanern ausgefundenen rnssischen Gefalleuen sich auf 10 Offi ziere und 661 Mann beläuft und daß dieselben von der japanischen Militärverwaltung sorgsam und mit militärischen Ehren beerdigt worden sind; außerdem wurden in der Nachbarschaft der Lagerplätze noch ungefähr 30 Gefallene von japanischen Truppen beerdigt. "Der Zar hat angeordnet, daß Berichte über kleine Scharmützel in Zukunft der Öffentlichkeit nicht mehr übergeben werben. Der Zar erklärte, diese Meldungen wären nur dazu angetan, das Publikum zu be unruhigen. * Auf die zweite innere Anleihe, die in Japan ausgenommen wird, haben die Zeichnungen allein in den Städten Tokio, Osaka und Jokohama 86 Millionen Jen betragen. Ter Kaiser zeichnete wieder 20 Millionen Den. (1 Z)en gleich 4 Mk. 20 Pf.) * * * Dentschland. * Das Kaiserpaar begab sich am Mitt woch abend nach Homburg v. d. Höhe. * Eine Regentschafts-Frage in Bayern besteht, wie die Münchener Illa. Ztg/ offiziös schreibt, für die in Betracht kommenden maßgebenden Stellen nicht. Die Auffassung des Prinz-Regenten sei die bekannte, die von dem früheren Ministerpräsidenten Grafen Crailsheim seinerzeit dahin umschrieben worden ist, da? Prinz-Regent Luitpold an den be stehenden Verhältnissen nichts geändert wissen wolle. Im ,Fränk. Kur/ wird diese Auslassung als Ansicht des Ministers Frh. v. Podewils gekennzeichnet mit dem Bemerken, daß dessen Standpunkt weder von allen Mitgliedern des Königshauses, noch von allen Ministern geteilt werde. Die Erklärung des Ministeriums sei erst nach einem langen Meinungsaustausch erfolgt. * Die Reichsregierung bewilligte der pari tätischen deutschen Schule in Rom 3000 Mk. als Beitrag für die Einrichtungskosten und weitere 3500 Mk. für die laufenden Unter haltungskosten. "Zur Anbahnung einer reichsgesetz lichen Regelung des Automobil wesens wird dem Vernehmen nach gegen Ende dieses Monats in Berlin eine Konferenz von Regierungsvertretern und Mitgliedern der größeren Sportvereinigungen, insbesondere des mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins, statt finden. Man beabsichtigt, einheitliche Normen für das ganze Reich ausznstellen. * Gegen die Aufnahme einer Anleihe für Togo richtet sich eine von den Sozial demokraten im Reichstage eingebrachte Reso lution, den Reichskanzler zu ersuchen, er wolle die Ungültigkeitserklärung der dem Lauderwerb der Togo-Landgesellschast zugrunde liegenden Kaufverträge und die Znrückiührung des Landes in den Stammesbefitz der Ein geborenen in die Wege leiten. ! Ol Vie Mläernscben brben. 31 j Roman von M. Brandrup. Gorl'etzmiLU „Fanny ist hier?" rief Leo v. Grön, und schon eilte die hohe Gestalt des Mannes die Freitreppe des Hauses hinauf. Die Hände auf das Mimisch schlagende Herz gedrückt, lauschte Marie seinen ver hallenden Schritten. Dann zähste sie angst voll die Minuten, bis er wieder zu ihr zurück- kehrte. Aber fie hatte lange darauf zu warten, fast eine halbe Stunde verging, ehe fie wieder Schritte auf der Stiege knarren hörte und der Leutnant gleich darauf vor ihr stand. „Nun?" fragte fie tonloS und schaute auf richtig teilnehmend in das erblaßte Gesicht des Hünen. „Nun?" Er lachte bitter. „Ich hätte mir den Besuch bei Frau v Hagel sparen können. Freilich kenne ich nun das bedeutungsschwere Geheimnis derselben, denn sie hat es mir mit all seinen schaurigen Einzelheiten offenbart. AlS ich ihr dann aber sagte, daß ich meinen Ab schied nehmen wolle, erklärte sie mit einer Festig- > leit und Bestimmtheit, die ich ihr nie zugemutet hätte, daß sie hierauf nimmermehr eingehe. Sie ' blieb bei dieser Erwiderung, was ich auch dagegen l einzuwenden hatte." „Und jetzt?" ! „Jetzt gehe ich natürlich," rief er. Aber es > klang wie verhaltene Tränen in seiner Stimme, l „Armer Mensch!" sagte Marie leise, „armes I junges Paar!" i * In Berlin hielt dieser Tage brw inter nationale Frauenkongreß seine Tagung ab. Mehrere hervorragende Führerinnen > wurden am Dion taz vom Reichskanzler Grafen i Bülow und seiner Gattin empfangen. ! "Ein neues Reglement und eine neue t Schießvorschrift für die deutsche ! Feldartillerie werden soeben ausge- . arbeitet. Beide werden notwendig durch die i Änderungen im Schießveffahren und auch in ! der taktischen Verwendung, die das Nohr rücklaufgeschütz beding'. l *Jn Deutsch-Südwestafrika ist I Generalleutnant v. Trothaeingetroffen. t Er meldet vom Sonntag: Bin am 1l. Juni i in Swakopnund eingetroffen. Nach Meldung > des in Swakopmund befindlichen Majors . v. Glasenapp soll der südl'ch des Waterberges : am Omurambo wa Matako vereinigte Feind ! vielleicht 6000 Gewehre stark sein. Ich bin am : 13. mittags in Okahandja. General v. Trotha i wird sich jedenfalls unverzüglich zur Haupt- > kolonne begeben, die mif ihrem Vormarsch gegen den Watcrberg bereits die Quellbäche des , Swakop hinter sich hat. Samuel soll am i Omuramba etwa 6000 Mann vereinigt haben, i Dem neuen Höchstkommandierenden stehen noch , schwere Aufgaben bevor. Möge der deutsche , Heerführer bei den bevorstehenden Ereignissen vom Glück begleitet sein! l * über einen Zusammenstoß der i deutschenSchntztruppeinOstafrika i mit belgischen Soldaten im Kongogebiet wird genieldet: Der in Antwerpen eiugelanfene ! afrikanische Postdampser brach e die Nachricht > mit, daß Leutnant v. Eberstein von der deutsch- l ostafrikanischen Schutztruppe an der Spitze von > 90 Mann ein kongolesisches Dorf am Ruischaru , belegt habe und daß ihm belgischerseits Haupt mann Eng mit vier weißen Offizieren und drei hundert Soldaten entgegengesandt werden sollte. Belgien. * Die Stichwahlen zu den Provinzial räten am Sonntag ergaben einen Sieg der Liberalen, die insgesamt 35 bis 40 Sitze hauptsächlich auf Kosten der Klerikalen gewinnen. In der katholischen Universitätsstadt Löwen gingen den Klerikalen drei Sitze verloren; die Sozialisten hatten einigen Erfolg. Das Er gebnis dieser Wahlen ist insofern wichtig, als die Provinzialräte ihrerseits 26 Mitglieder des Senats wählen. Balkanstaaten. * Zur Feier des Jahrestages der Königs- wahl wird die Stadt Belgrad beflaggt, Dankgottesdienste werden stattfinden und die Stadtgemeinde veranstaltet einen Huldigungs zug vor dem Palais des Königs, wo der Bürgermeister eine Festrede halten wird. Hier auf finden auf mehreren Stadtplätzen Volks feste und abends Illumination statt. "Wie man erst jetzt erfährt, erklärte der österreichische Gesandte Dumba dem serbischen Minister-Präsidenten Pafitsch, er würde, falls der seitens des Offizierkorps ge plante Ball am 11. Juni stattfinden sollte, mit dem gesamten Personale der Gesandtschaft und des Konsulats binnen 24 Stunden das serbische Gebiet verlassen. Dies wirkte und der Ball wurde untersagt. Afrika. * Der Sultan von Marokko hat fast alle Forderungen Raisulis bewilligt. Raisuli Hal entsprechende Benachrichtigung er hallen und man hofft, daß er jetzt zufrieden gestellt sein und seine Gefangenen frei lassen werde. * Zur Absetzung des Sultans von Marokko soll nach einer .Times'-Meldung aus Tanger ein über ganz Marokko verbreitetes Komplott organisiert worden sein. Dasselbe habe nichts mit dem letzten Ausstande gemein sam, sondern habe seinen Ursprung in den ge- bildetenundreligiösenKl assen und werde von vielen hervorragenden Persönlich keiten unterstützt. Der Auiitand sei vereinbart worden, bevor das englisch-französische Abkominen bekannt war; er sei durch das Abkommen jedoch verstärkt worden, da der Sullan jetzt angcklagt werde, das Land an Frankreich zu verkaufen. Als Fräulein Braun zehn Minuten später das Fremdenstübchen betrat, fand fie Fanny schluchzend und halb aufgelöst vor Schmerz auf- und niedergehend. Aber wie tief daS Weh auch war, das die Seele der jungen Frau durchtobte, nun fie sich „endgültig!" wie fie sagte, von dem Geliebten getrennt, — den guten Worten Maries gelang es doch, sie wieder ruhiger zu stimmen. Fanny bat Marie, fie für den Rest des Tages bei den Ihren zu entschuldigen und sie ganz allein zu lassen. Das tat die gute Seele denn auch, und die Folge davon war, daß Frau v. Hagel am nächsten Morgen in durchaus normaler Stimmung am Frühstückstisch erschien. Freilich sah man es ihr an, daß fie schwer gerungen hatte, aber sie war doch vollkommen gefaßt, und als Frau Braun auf Ada zu sprechen kam und dabei meinte, Fanny solle schon heute an die Kleine schreiben, daß fie so bald als tunlich ebenfalls nach Zarnowo käme, willigte die junge Frau freudig in diesen Vorschlag, worauf der Ober förster sagte: „Dann aber bleiben Sie mit dem Töchterchen auch bis zum Winter hier, liebe Gnädige." „Es wird wohl das beste sein," erwiderte Fanny und die Oberförsterin wie Marie jubelten bei diesem Bescheide. In stiller Traulichkeit reihten sich nun in dem weltabgeschiedenen Waldidyll die Tage aneinander. Nach einer Woche holte Fanny Ada mit dem oberjörsterlichen Wagen vom Bahn hof ab. Sie tat dies auf ihre dringenden Bitten nm allein mit dem Kutscher, da fie nicht »sollte, Ter Sultan, dem das Bestehen der Ver schwörung bekannt sei, werde vielleicht gezwungen werden, Fes zu wAassen und werde in diesrm Falle wahrscheinlich nach Tanger gehen. Deutscher Keicbsrag. Am 14. d. steht auf der Tagesordnung die dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Ande- dernng des Münzgesetzes. Ein Antrag des Abg. Blell will die in zweiter Lesung ein- gefügte Ausprägung des Talers wieder beseitigen. Staatssekretär Frh. v. Stengel erklärt, daß für die Regierung die Vorlage unannehmbar sein würde, wenn auch in dritter Lesung die Forderung aus Ausprägung neuer Dreimarkstücke, die einen Bruch mit dem Dettmahystem enthalte, aufrecht erhalten bleiben sollte. Die Ausprägung der 50 Pfennigstücke sei schon in bedeutendem Umfange in Aussicht genommen, sodaß sich die Prägung nicht verschieben lasse. Abg. Blell (frs. Vp.) beantragt, zur besseren Unterscheidung der Fsnsügvsennigstücke von den Fünf- und Zehnpfennigstücken die Fünfzigpfennig stücke auf der Rückseite mit einem kleineren Reichs adler, von einem Eichenkranz umgeben, auszuprägen. Für den Fall der Annahme dieses Antrgges fordert eine von dem Abg. Kirsch (Ztr.) eingebrachte Resolution den Bundesrat auf, die Ausprägung von silbernen Dreimarkstücken in die Wege zu leiten. Abg. Arendt (freikons.) bittet, an den Be schlüssen zweiter Lesung festzuhaltcn und ersucht den Staatssekretär, die llmprägung von Talern zu sistieren. Staatssekretär Frh. v. Stengel erklärt, zu seinem Bedauern nicht in der Lage zu sein, dem letzteren Wunsche des Vorredners zu entsprechen, da Art 4 des MUn Gesetzes dem ertaegenstehe. Abg. v. Strombeck (Ztr.) bittet, kleinere Fünfmarkstücke auszuprägen. Nach weiteren Ausführungen wird in der Ab stimmung der Beschluß der zweiten Lesung über die Ausprägung der Taler aufrecht erhalten. Nach der Erklärung des Schabsekretärs ist damit die Novelle zum Münzgejetz gefallen. Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurfes betr. Aufnahme einer Anleihe für das Schutz gebiet Togo. Abg. Richter (frs. Vp.) tritt der Ansicht ent gegen, "daß durch den Bahnbau Lome—Palime im Togoaebiet die Baumwollfrage gelöst werden könnte. Die Boumwollpreise wurden nicht in den Himmel wachsen. Ihre jetzige Höhe sei nur durch die Spekulation herbeigeführt. Daß dies möglich war, lag nur an den Miß- und Fehlernten der früheren Jahre. Die Rentabilität der Bahn sei nicht nachge- wiesen, der Koloniatdirektor habe eine Rentabilitäts berechnung sogar ausdrücklich abgelehnt, da sie sofort zerpflückt werden würde. Das sei sehr charakteristisch. Redner bringt dann eine Reihe finanzieller Be denken gegen die Vorlage vor. W-nn diese Be denken aber alle ungerechtfertigt sein sollten, warum brächten denn dann nicht die Interessenten in Togo die notwendigen 8 Millionen auf? Abg. Arendt (fteik.) tritt für die KommissionS- beschlüsse ein und weist darauf hin, daß zahlreiche Handeikkümmern sich für das Togobahnproiekt aus gesprochen haben. Man müsse der Kolonie Togo die Möglichkeit zur wirtschaftlichen Entfaltung geben. Abg. Ledebour (so,.) spricht sich dafür aus, daß die Kosten der Bahnbaues von den Inter essenten getragen werden müßten. In Deutschland unterbleibe der Bau wichtiger Eisenbahn strecken, weil angeblich kein Geld vorhanden sei. Den Hauptvor teil von der Bahn werde die Togogesellschaft haben. Die Gesellschaft habe für den Hektar 6 Pfennig ge zahlt. Die Vermutung liegt nahe, daß man durch Trinkgelder Häuptlinge zu Landverkäufen veranlaßt habe, die gar nicht über das Land zu verfügen hatten. Redner befürwortet dann eine von den Sozialdemokraten eingebrachte Resolution, die die Annullierung der dem Landerwerb der Togo-Land- gesellschast zugrunde liegenden Kaufverträge und die Zurücksührung des Lantus in den SiammeSbesitz der Eingeborenen in die Wege geleitet wissen will, da die Durchführung der Kaufverträge zahlreichen Eingeborenen die Existenz unteraraben und daher die Gefahr von Aufständen heraufbeschwören würde. Kolonialdirektor Dr. Stübel: Trotz der Aus dehnung de« Baumwollareals hat die Baumwoll ernte der Welt abgenommen. Die Bahn Lome— Palime soll nicht im einseitigen Interesse der Baum wollplantagenbesitzer, sondern in dem der in der Baumwollindustt ie beschäftigten Arbeiter gebaut wer den. Die Baumwolle allein kommt aber für den Babntransport nicht in Betracht, sondern zum Bei spiel auch Palmrinde. Dazu kommt noch die Natur der Bahn als Ausbeutungsbahn (Aufschlicßungs- bahn). In den 20 Jahren, die Togo zu Deutschland gehört, sind nur in vier Jahren Zuschüsse des Reiches gegeben worden, und zwar nur für werbende An lagen. Zu der sozialdemokratischen Resolution über- daß die Zarnowoer Herrschaften sich durch das Eintreffen des neuen Gastes im Schlaf stören lassen sollten. Das Wiedersehen von Mutter und Tochter war ein außerordentlich herzliches, aber zur Aussprache zwischen beiden kam es doch erst, als Ada zwei Stunden später in dem für sie hergerichteten Bett lag und Fanny zu Häupten desselben Platz genommen hatte. „Du glaubst nicht, Mama," sagte die Kleine nun, „wie glücklich ich war, als dein lieber Brief bei mir eintraf. Brauchte ich mir nun doch nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, wo du hingegangen seist. Dazu freute ich mich auch sehr, daß ich aus Tante Ernas Nähe kommen und zu dir nach dem lieben Zarnowo, mit den guten Menschen darauf, reisen sollte. Horst . . . Herr von Grön," verbesserte fie sich mit tiefem Erröten, „sagte mir übrigens, daß es ihm ebenfalls lieb sei, mich nicht mehr bei der Tante zu wissen." „So? — Sagte er das? Aber wann denn, Kleines?" fragte Fanny mit ihrem alten Lächeln, das jetzt aber einen Anflug von in neren Leiden zeigte. „Wann?" Ada errötete wieder. Dann schlang fie plötzlich ihre Arme um Mütterchens Hals. „O, noch am Abend vor meiner Ab reise! . . . Siehst du, eigentlich wollte mich Fräulein Main gleich nach Grodltten nehmen und ich sollte, bis du mich riefest, bei ihr bleiben. Aber ich dachte mir, das könnte dir möglicherweise nicht recht sein und so schlug ich denn das gütige Anerbieten aus. Fräulein Charlotte aber hoste mich doch, wenigstens zu mhcvd, erklärt der Kosonialdircktor, daß die borcnen den Begriff des Privateigentums in uwem Sinne nicht kennen. Ich müßte keine englische un« französische Kolonie zn nennen, wo nicht die NeckMw bältnisse nach den Heimatsvcrhäitnissen geordnetimd Der Kolonialdirektor legt dann dar. daß die Dertreae mit den Eingeborenen jetzt vom Kolonialaml geMl werden, und daß von einer Schädigung der An geborenen nicht mehr die Rede sein könne. WoM man in der Richtung der Resolution vorgehm, st würden die Interessenten bei den Gerichten Schn? suchen und finden. , Nach weiteren Bemerkungen wird die General- diskussion geschloffen. 8 1 wird mit 148 gegen 68 Stimmen ange nommen, die Resolution der Sozialdemokraten abge- lchni, dagegen die Resolution der Kommission ange nommen, wonach bei dem Abschluß von größeren Landkäufen in den Schutzgebieten die LcbenS- bedingungen der eingeborenen Bevölkerung nicht geschädigt werden sollen und der Inhalt solcher Ver träge dem Reichstage zur Kenntnis zu bringen A Der Rest des Gesetze« wird nach den Kommissioni beschlüssen angenommen. Darauf vertagt sich das HauS. , Sandra-. DaS Abgeordnetenhaus erledigte am Montag debattelos in dritter Lesung den Gesetzentwurf betr. Ausdehnung von Bestimmungen des Berggesetzes auf die Arbeiten znr Aufsuchung von Stein- und Kalisalz und von Solquellen in der Provinz Han nover und betr. die Erweiterung dis Hafens Ruhrort. Die Vorlage betr. Abänderung der Vor schriften über die Zusammensetzung der Kreistage und über die Wahl zum Pi ovimiallandtage in der Provinz Posen wurde nach den Kommission«- beschlüffen in zweiter Lesung erledigt, nachdem Minister v. Hammerstein sich mit diesen Beschüssen einverstanden erklärt hatte. Das neue Wildschaden- gcsetz wurde in zweiter Lesung nach den Kom missionsbeschlüssen angenommen. — Am Dienstag fand keine Sitzung statt. Gemeinden ohne Einnahmen. Eine Seltsamkeit, von der die preußische Statistik berichtet, sind die Gemeinden ohne Einnahmen. Die „Köln. Ztg/ berichtet darüber: Solcher merkwürdigen Gebilde, die eigentlich nur noch in den Blättern des Grundbuches und in den Spalten der Statistik ein verborgenes Dasein führen, gibt es nach der letzten Aus nahme im preußischen Staate 682, und zwar 14 Landgemeinden und 668 Gutsbezirke. Von letzten werden 98 als Seebezirke bezeichnet, deren Kommunalverhältnisse noch nicht geregelt find; wo die Bevölkerung der übrigen 570 Gutsbezirke und 14 Dorfgemeinden ge blieben ist, darüber verrät das amtliche Q'>ellenwerk nichts. Man geht aber wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß in diesen Fällen das verschwundene Dorf von den benachbarten Gutsbezirken und Landgemeinden angekauft und so parzellenweise bereits bestehenden ländlichen Wirtschaften einverleibt worden ist, wodurch die bisherigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude über flüssig wurden. Mit ihrer Niederlegung fiedelten dann selbstverständlich die bisherigen Bewohner in andre Gemeinden über. Der weit häufigere Fall des Verschwinden von Gutsbevölkerungen dürfte ebenfalls durch Parzellierung de! Grundes und Bodens unter den Nachbargütern oder den benachbarten Dorfgemeinden zu er klären sein. Die Zahl der auf diese Weise bevölkerungslos gewordenen und damit tat sächlich nicht mehr bestehenden Gemeinden ist nicht gerade groß; immerhin aber hat unter den in Preußen überhaupt vorhandenen 53 383 städtischen und ländlichen Gemeinwesen jede! 78. keine Einwohner. Zieht man nur länd liche Gemeinwesen in Betracht, so hat von de« 52 117 Dörfern und Gutsbezirken jede 75. Ge meinde keine Einwohner. Betrachtet man die Verhältnisse dieser beiden Gruppen gesondert, so ergibt sich, daß von den 36 162 preußischen Dörfem erst jedes 2583. unbewohnt ist, während unter 15 955 Gutsbezirken 668 ohne Eiw wohner gezählt wurden, so daß schon auf zwei Dutzend Gutsbezirke immer einer fällt, der völlig menschenleer ist. Die Gefahr, von der Nachbarschaft aufgesogen zu werden und so zu verschwinden, find also die Gutsbezirke in weit stärkerem Maße ausgesetzt als die Land gemeinden, so daß gegenwärtig das früher st beliebte Verfahren des Bauernlegens eine er freuliche Umkehrung zu erfahren scheint. kurzen Nachmittagsbesuchen nach Grodiüen, ich war denn auch gestern noch dort —" „Und da sprachst du mit Horst von deine« Scheiden?" „Jawohl, mit Horst von Grön. Nur mit ihm und Eharlotte. Denn Herr Leo ist nicht wieder nach Groditten zurückgekehrt, nachde« er den Seinen geschrieben hat, daß es nun tatsächlich zwischen euch zu Ende sei. --- — Weißt du, Mama," setzte das junge Mädchen hinzu, „er tut mir eigentlich schrecklich leid. Du glaubst gar nicht, wie traurig sein Brief w«^ Aber niemand, selbst dem Bruder nicht, st" er gestanden, warum es wirklich wahr geworden ist, daß ihr euch getrennt habt, nachdem ihr einander kaum wiedergesunden hattet." „ „Still, um des Himmelswillen, Kindl unterbrach Fanny hier die Rede der Kleinen. Dann brachte fie das Gespräch in eine andere Bahn und erzählte Ada, daß auch Fräulein Marie auf der Oberförsterei sei. . „O, das ist köstlich!" rief das junge Mäd chen, dann aber flog es wieder wie in leicht» Verlegenheit über das süße Gesicht: „Es wm auch noch niemand anders Herkommen," hauchte fie gleich darauf. Plötzlich legte fie ihre Arme um Fannys Hals und flüsterte: „Mama, aus« richtig gestanden, hab' ich dir fürchterlich viel zu erzählen. Aber ich wag' es gar nicht, wenn ich dich mit so traurigem Gesicht mir gegenüber „So ist eS wohl etwas sehr Schönes, was du mir zu berichten hast? Sprich nur, Her». Wenn ich selbst auch nicht glücklich bin und nie mehr glücklich werden kann, so beneide ich doH
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)