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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, »bonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus l Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. - Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg-, sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen ZeitungsbotM jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre» «n Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag */zH Nhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittag« 9 Uhr angenommen. Schristlestuttg, Druck unk> Verlag von N. Schurig, Breinig. Ar. 49. Sonnabend den 18. Znni 1904- 14. Jahrgang. Furchtbarer Schiss-brand in Amerika. Tausend Opfer. Ein Schiffsbrand, wie er hinsichtlich der Hahl der Opfer in der Geschichte ähnlicher Katastrophen einzig dasteht, hat, wie aus New Dork gemeldet wird, dortselbst am Mitt woch stattgefunden. Die schrecklichen Einzel heiten, soweit sie bisher bekannt wurden, wecken die Erinnerung an die größten Kata- mophen. Wer denkt nicht sofort an den Theaterbrand in Chicago, der vor wenigen Monaten erst Ende Dezember v. I. über 600 Personen vahinraffle, wenn er liest, daß kill Vergnügungsdampfer, auf dem sich fast durchweg Frauen und Kinder — nahezu looo — befanden, auf See von einem ver heerenden Feuer ergriffen wurde, und daß last alle Paffagiere entweder ein Opfer der Flammen oder des Wassers geworden sind. Wenn die Angaben über die anscheinend ökauenerregenden Menschenverluste vorläufig auch noch unbestimmt gehalten sind, scheint er sich doch wieder um eine Katastrophe zu handeln, wie sie nur im „Lande der unbe grenzten Möglichkeiten" zur Tatsache werden kann. Ueber das Unglück wird aus New Jork folgendes berichtet: Der, Dampfer „General Slocum", aus dem die Zonntagsschule der deutsch luthe rischen Sankt Markus Kirche eineu Ausflug machte, geriet auf oem East River beim Hellgate in Brand und brannte aus. Viele hundert Menschen, meist Kinder, sollen um- gekommen sein. Und ein weiterer Bericht, dem zufolge die Katastrophe nicht weniger als 100V Opfer, die zum größten Teil Deutsche sind, gefordert hat, besagt: Die Polizei schätzte spät nachts die An zahl der bei dem Brande des Dampfers „General Slocum" Umgekommenen auf rund Tausend. 447 Leichen wurden be reits geborgen. Die Mehrzahl der Gäste waren Deutsche aus den unbemittelten Schichten ces Ostviertels von New Jork Nur 2 vom Hundert der Leichen lassen sich rekognoszieren. Lertliches und Sächsisches Bretnig. Der Tag des Schulfestes, °uf den sich schon seit langer Zeit unsere kleine Kinderwelt sichtlich freut, rückt immer Naher, Das Einüben der Spiele mit den Kindern ist im flotten Gange und auch die Sauarbeiten dürften baldigst beendet sein. Ad so wollen wir hoffen, daß auch der Wettergott an diesem Tage freundlich her- ütederschauen möge. Gleichzeitig sei auch die hiesige Bewohnerschaft herzlich gebeten, durch ^flaggen oder andere Schmückung der Häuser Fest verschönen zu helfen. — Keine Kirschkerne verschlucken. In der Kirschenzeit können Eltern nicht dringend ge- darauf hingewiesen werden, ihre Kinder vavor zu warnen, beim Kirscheneffen Kerne Munterzuschlucken. Vielfach geschieht dies Vhne Absicht, aus Unachtsamkeit, bei manchen, namentlich kleineren Kindern aber werden die - bsne mit voller Absicht ober au« Nachahmung«. wenn sie e« bei anderen sehen, mitge- in -I" vielen Fällen schadet es nichts, . vielen jedoch können Folgen eintreten, von Nen die Kinder in ihrem Unverstände keine ynung haben. Darmverschlingungen, Darm, "etzungen, Blinddarmentzündungen usw. können durch derartige Torheiten entstehen und nehmen häufig unter großen Qualen einen tödlichen Ausgang. Selbst operative Eingriffe, die als letztes Rettungsmittel gewöhnlich vor- gencmmen werden, bieten keine Gewähr für die Heilung. Wer also seine Kinder lieb hat, mache sie auf die Gefahr des Verschluckens der Kirschkerne aufmerksam. Bautzen, 13. Juni. (Schwurgericht.) Wegen Totschlags hatte sich heute der bisher noch unbestrafte, 1885 in Niedersteina geborene und daselbst wohnhafte Maurerlehrling Max Adolf Garten zu verantworten. Derselbe ist angeklagt, die 29jährige Dieustmaga Josepha Snelinska am 26. Oktober v. I. getötet zu haben. Garten hatte mit der Snelinska ei» Verhältnis angeknüpfl, das nicht ohne Folgen blieb. Der Angeklagte wurde deshalb, da er noch so jung ist, vielfach verspottet. Am 26. Oitober abends 10 Uhr holte der Angeklagte das Mädchen, das bei einem Gutsbesitzer in Dienst stand, unter einem Vorwande ad und führte es an einem Teich vorüber. Im Aer- ger über verschiedene Aeußerungen der Sne- Unska stieß dann der Angeklagte das Mädchen m den Teich hinein und ging, ohne sich um das Schicksal desselben zu kümmern, ruhig nach Hause. Die Snelinska fand in dem Teiche den Tod. Dem Wahtspruche der Ge schworenen gemäß wurde der Angeklagte des Totschlags für schuldig erklärt und unter Ver- sagung mildernder Umstände zu 10 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. 3 Monate Untersuchungshaft fan- den Anrechnung. Kamenz. Die durch ihre Tochter inWiesa kürzlich verübte Brandstiftung hat sich die hier wohnhafte Frau verw.Z. derart zu Her- zen genommen, daß sie am Mittwoch abend in ihrer Behausung in der Breitenstraße ihrem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Der Leichtsinn des Mädchens hat also nicht nur das Brandunglück verschuldet, sondern auch die Mutter, die als eine äußerst rechtliche F.ou geschildert wird, in den Tod getrieben. Kamenz. Wie uns von unserem Bautz ner Berichterstatter gemeldet wird, unternahm der am 13. Juni wegen Totschlags vom Schwurgericht Bautzen zu 10 Jahren Zucht haus verurteilte Maurerlehrling Max Adolf Garten aus Niedersteina am Mittwoch mittag gelegentlich einer Vorführung einen Fluchtver- such. Es gelang ihm. sich von seinem Trans porteur plötzlich loszureißen, er gelangte aber nur bis in die Nähe der Predigergaffe. Dort wurde er etngeholt, sestgenommen und hierauf in sicheren Gewahrsam gebracht. K. T. — Ueber die Vollstreckung von Gefängnis strafen an Personen männlichen Geschlechtes ist am 3. d. M. die folgende ministerielle Verordnung ergangen: „Nachdem die neuer richtete Gefängnisstrasanstalt zu Bautzen fer tiggestellt, ferner beschlossen worden ist, vom I. Juli 1904 ab die Strafanstalt für männ liche jugendliche Gesängnissträflinge von Sach senburg nach Bautzen zu verlegen und sie als eine räumlich gesonderte Abteilung der neuen Anstalt einzurichten, wird mit allerhöchster Genehmigung unter Aufhebung der Bestimm ungen unter Ziffer 3 und 5 im zweiten Ab sätze der Verordnung vom 19. November 1889 (Gesetz- und Verordnungsblatt von 1889, Seite 99) inbezug auf die Einlieferung männlicher Gefängnis sträflinge in die Landes strafanstalten folgendes verordnet: Vom 1. Juli 1904 ab sind einzuliefern: I. Personen männlichen Geschlechtes, die längere als ein ¬ monatige Gefängnisstrafe zu verbüßen und das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in die Abteilung für Jugendliche der Strafanstalt Bautzen, 2. Personen männlichen Geschlechtes, die längere als dreimonatige Ge fängnisstrafe zu verbüßen und das 18. Lebens jahr vollendet haben, wenn die Strafvoll streckungsbehörde ihren Sitz hat a) in den Landgerichtsbezirken Bautzen und Dresden in die Strafanstalt zu Bautzen, b) in den LandgerichlSbezirken Leipzig und Freiberg in die Strafanstalt zu Hoheneck, c) in den Landgerichtsbezirken Chemnitz, Plauen und Zwickau in die Strafanstalt zu Zwickau. 3. Die in der Abteilung für Jugendliche zu Bautzen befindlichen Gefangenen verbleiben, wenn sie das 18. Lebensjahr vollendet und noch Strafe zu verbüßen haben, in der Straf anstalt Bautzen Zittau. Ein Waldbrand entstand am Dienstag im städtischen Forstrevier am Töpfer. Das Feuer brach in einem sogenannten Kahlschlage aus, aus welchem eine große An- zahl Stämme lagerten. Der Brand ergriff einen Teil des angrenzenden, etwa 90jährigen Baumbestandes. Im ganzen ist eine Fläche von über einem Hektar von dem Brande be troffen worden. Die Löschungsarbeiten waren sehr erschwert, da ein ziemlich starker Ostwind wehte. Die Ursache konnte noch nicht er mittelt werden. — Gegen den ehemaligen Hauptmann und Kompagniechef Lindner im 103. Infanterie- Regiment, der, wie seinerzeit berichtet, im Februar dieses Jahres zu Bautzen nachts in «ine Schlägerei mit Zivilpersonen verwickelt wurde und dabei von seiner Waffe Gebrauch machte, wurde deshalb auf Verfügung des Ge richtsherrn vom Kriegsgericht dec 32. Division ein Strafverfahren eingeleitet, das aber, wie verlautet, vor kurzem, nachdem der genannte Offizier längere Zeit auf seinen Geisteszustand hin beobachtet worden war, eingestellt worden ist. Dem Hauptmann ist inzwischen der Ab schied unter Gewährung der gesetzlichen Pen sion bewilligt worden. — In Weißig bei Kömgstein entwickelte sich kürzlich auf einem Grundstücke eine Windhose, welche das dort ausgebreitete Heu gewaltig in die Höhe trieb. Erst in größerer Entfernung fiel es wieder herab. Auch Bäume erzitterten, sodaß man glaubte, sie würden entwurzelt. — „Sonst kracht's I" Sehr viel Freude am Vogelschießen muß ein Bürger der Stadt Plauen i. V. haben, der in einem dortigen Blatte folgende Anzeige veröffentlichte: „Als Bürger von Plauen verlange Verlängerung des Schützenfeste» bi« Mittwoch. »Sonst kracht's!" — Zur Vorsicht im Genuß mahnt folgen des Vorkommnis: Am Sonntage hatte ein böhmischer Arbeiter in Plauen im Genuß von Gurkensalat uno Bier de» Guten zuviel getan. Er wurde schwer erkrankt und bereit» bewußt los in» Krankenhaus gebracht; dort ist der Unbedachte verstorben. - — Die Delegierten de» sächsischen Kegler bunde», die zum 3. sächsischen Bundes-Kegcl- fest in Chemnitz weilten, hielten am Montag nachmittag die ordentliche Bundesversammlung ab Al« Ort de» nächsten Bundes-Kegelfestes bestimmte man Meißen. Den interessantsten Punkt der Beratungen bildete die Beschluß fassung darüber, ob der Sächsische Keglerbund sich dem Deutschen Keglerdunde anschließen solle oder nicht. Nach heftiger, fast zwei stündiger Debatte wurde schließlich einem An ¬ träge des Verbandes Cheminicia, den Säch sischen Keglerbund weiter existieren zu lassen, stattgegeben. Nach einer Ergänzungswahl für den Aussicht»rat erreichte die Sitzung ihr Ende. Leipzig, 13. Juni. Ein Todesurteil beschäftigte zum zweiten Male das Reichsgericht. Der Schäfer Theodor Burchardt in Esplingerode (Eichsfeld) hatte am 30. April 1903 den in Geschäften zu ihm kommenden Schafhändler Bust aus Hollenbach in seinen Stall gelockt, dort mit einer Hacke erschlagen und nachdem er dem Toten zirka 4000 Mark Geld, welche» dieser zum Vieheinkauf bei sich hatte, abge nommen, den Leichnam unter einem Dünger haufen vergraben. Ebenso hat er den Hund des Ermordeten totgeschlagen und vergraben. Den größten Teil des Gelve» hat der Mör der in dem Keller seines Hauses eingcmauert. Als das Verschwinden des Bust ausfiel, lenkte sich sofort der Verdacht auf Burchardt, doch gelang es ihm, den Verdacht zu zerstreuen. Erst einem aus Hannover herbeigerufenen Kriminalbeamten, welcher sich verkleidet bei Burchard» einführte, gelang es, den Mörder zu entlarven. Das Landgericht Göttingen hatte B. zum Tove verurteilt, doch wurde dieses Urteil vom Reichsgericht wegen eines prozessualen Verstoßes aufgehoben. In der neuen Verhandlung hat das Schwurgericht den B. wieder zum Tode verurteilt. Noch mals ergriff B. das Rechtsmittel der Revision, doch hat das Reichsgericht diese verworfen, weil das Urteil jetzt keinen Rechtsirrtum er kennen läßt. — Kurz vor Empfang der heiligen Taufe verschied am Sonntag in Meerane im Gottes- Hause ein Säugling. Für die Paten und die Eltern des kleinen Wesens war dies .in jäher Abschluß der Tauffestlichkeit. Plauen i. V. Bei dem Einbruchsdieb stahl in das Uhrengeschäft von Ed. Kuhn an der Johannstraße sind den Dieben insgesamt 62 goldene, 4 vergoldete, 17 silberne und 1 stählerne Damenuhr, 8 goldene, 3 vergoldete, 57 silberne und 14 stählerne Herrenuhren, sowie 11 vergoldete Uhrketten im Gesamt- werte von 3000 Mark in die Hände gefallen. E» scheint sich um dieselbe Einbrecherbande zu handeln, die während der letzten Monate in Halle und Leipzig ganz ähnliche Diebstähle ausgeführl hat. — Die Benzinexplosion in der Vogtlän dischen Drogerie von Gebrüder Großer in Plauen hat voch noch ein Menschenleben ge fordert. Dienstag früh ist im Krankenhause der Marklhelfer Otto Wolf an den erlittenen Brandwunden gestorben. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 3. p. Tr.: r/,9 Uhr Gottesoienst. 2 Uhr Miffionsstunde Kirchennachricht-n von Großröhrsdorf An Geburten wurden eingetragen: Elsa Helene, T des Heizer» Otto Friedr. Nitzsche 242. — Max Willi, S. Les Arbeiters Max Emil Born 226 c. — Alwin Albert, S. de» Fabrikarbeiters Alwin Ernst Petzold 260g. — Rosa Elisabeth, T. des Stellmachers Bernhard Richard Hause 213. — Gustav Erhard, S. des Bandfadrikanten Hermann Bernhard Gebler 327. Als gestorben wurden eingetragen: Elsa Gertrud, T. des Handelsmanns Emil Edwin Berge 155, 11 M. 1 T. alt —Otto Georg, S. des Tagearbeiters Otto Richard Lehmann 286, 2 M. 24 T. all.