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So klug die Gräfin auch war, so besaß si? bei ihrer Jugend doch noch nicht die Erfahrung und Men- sckenkeunttnß jeden dieser Verehrer sogl'ick zu durch- schaden; lN? es märe k'ln Wunder gewesen w<nn Verschiagenyeit und Verstellung endlich den Lieg davon getragen Härten, und Emt^e ein beweinens- wertheS Opfer der List und Ranke geworden nare. Welche man von allen Setten au rendete, die hrrr, liehe Bente zu erobern. Zn ihrem Glück lerrue sie gerade in der Z'tt, wo em Nebenblchie^ den an dern jagte und dennoch keiner dem andern welchen Woure, ans einem Morgenspa^i rgange einen jun gen Mann kennen; er war der Sohn des Pfarrers gus eu cm benachbarten Dörfchen, weiches zurG a>- schafc ihres Vaters gehörte; er hatte erst kürzlich die Akademie verlassen und unterstützte den atten Vater in seinem peicstcriickcu Amte. Schon war ihm der Nus vorausgegangen, daß er bet einer glücklichen Geßchtsbildung und schönen Gestalt viele Kenntnisse und Gctstesvorzügc besitze, einen tadel losen L benswandel führe und den schönen Künsten sich weihe, ein Musiker und Dichter ssy. Emilie hatte selbst schon Gedichte von thm gelesen, Arien auf dem Flügel und aus der Guitarre gespielt, die er gefertigt, in Mußt gesetzt hatte und in denen «in Gerst wehrte, der des Verfassers sanftes gefühl volles Herz und sein ausgebildetes Talent verrieth; Was Wunder, daß, ohne ihn gesehen zu Haden, sich eine Zuneigung in ihr regte, welche bei persön- sicher Bekanntschaft eh^r wuchs", als abnahm. da durch Bescheidenheit und durch eine^r Anstrich von Schwärmerei sein Geist und Gemüth mit eitum unnennbaren Zauber umgeben ward. Ze mehr Weithheun es zu vermeid.» schien, ihr, wenn sie sich sslctn befand, zu begegnen, je ernster und zu- rnckhau nder er in ihrer Nähe war, desto mehr wuchs ihre Liebe, ja sie fühlte es lief in dem Jn- uersten. nur er werde ihr das Leben verschönern kö rnen. Obgleich ihr würdiger Vater nickt unter tue Vielzahl der Tnrannen gehölte, welche oft aus blvl-em Niedern Eigennutz, Gülle, oder aus thö- riq^m Stolze ihre Töchter durch erzwungene Vere btndungen -ebtNtckattg unglücklich machen, oder die schwere Verantwortung auf nch laden, daß brave Ki'.der galrenlos ihr Dasevst vertrauern und ihre schöne Bestimmung nickt erfüllen, so vermochte sie es denno l- ruckt über sich, dem Greise ihre geheime und Perlige Liebe zu gestehen sie verschloß alle Küm mernisse in ihrer rcmen lunglräuUch.-n Brust. Ob der bletergesiimte Vater ^re füllen Leiden und süße sten Wünsche seines zärtlichst qe'iebten Kmdes er- rleth, oder ob er der ununterbrochenen Anfragen und Bestürmungen endlich müde war, womit ihn die Herren Ehestandccandidaten belästigten; genug, — er verschiß sich an einem Morgen mit seiner Tockter, um sich über diesen wichtigen Gegenstand mir ihr zu besprechen — er drückte sie mit der An rede an sein Vaterberz: „ick wünsche dich, Mil chen, vor meinem Ende verheirathet, aber auch da bei glücklich zu sehen. Du weißt, wie sehr ich dich liebe, weil du es verdienst — ich werde dich zu kei ner Verbindung zwingen, allein der mir lästigen und dir selbst gehässigen Bewerbungen und Zudring- lickketten ein Ende zu machen, wünschte ich doch, daß du dich zu einer Wahl entschließen mochtest; du hast dritten freien Willen, ich werde den mit Freuden als metn n Schwiegersohn umarmen und segnen, der dir gefällt und brav und edel denkt." Emilie, schon darauf vorbereitet, wenn ihr Vater diesen Gegenstand aus die Dahn bringen und eine Erklärung von ihr verlangen würde, bar ihn, zu erlauben, daß sie einen von ihren Bewerbern a f die Probe stellen dürfe und setzte hinzu: Sie d- fft? mit dieser kleinen Prüfung allen übrigen die Lust zu benehmen, sich um ihre vergoldete Hand zu bemühen. Der weise und liebevolle Greis war das sehr zufrte« den: sie mußte zhn von dem P öbchcn unterrichten. Der Graf, den Scharfblick seines Kindes bewun dernd, ward entzückt über ihren Einfall und meinte: wer in dieser Probe besteht und diese Bedingungen anntmml, verdient dnne HarW und Mtlne Gold- sacke, ja noch zehnmal so vtct dazu.