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Allgemeiner AWgk?. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanslvalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, «ionnementsprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus l Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de» All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung»b»tH jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wkr Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag >/,11 Uhr einzusend«. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bi» vormittag» S Uhr angenommen. Rr. 42. Schrislleilung, Vruck und Verlag von A. 8lHnvlg, Breinig. Mittwoch den 25. Mai 1904. 14. Jahrgang Bekanntmachung, Impfung betr. Die -ffeatliche Impfung und Impf Stevifi»«, welche durch den hiesigen verpflichteten Jmpfarzt Herrn Or. msä. Saling vorgenommen wird, erfolgt: 1) für die impfpflichtigen Kinder, welche im Jahre 1903 geboren oder in früheren Jahren von der Impfung entbunden bez. noch nicht mit Erfolg geimpft worden sind, Montag den 30. Mai dieses Jahres van vormittags /zltt Uhr an im «afthof rum Unker h Treppe), 2) an demselven Tage von vormittags /zU Uhr an im genannte« Gast- Hose für alle zur Wiederimpfung verpflichteten Schulkinder: a. welche im Jahre 1903 ohne Erfolg geimpft, sowie b. die in dresem Jahre verpflichteten Schüler Lertlickes und SächstscheS — (Wetterpropheten.) Für Naturfreunde dürfte es nicht uninteressant sein, zu erfahren, daß gewisse Pflanzen und Tiere der Meteoro logie ins Handwerk pfuschen und durch ihr Gebühren allerlei Wetterprognosen stellen. «US der Pflanzenwelt gelten als Wetterpro pheten zu allererst die Blätter der Roßkastanie, lüe bei guten Welteraussichten, auch wenn der Himmel bewölkt ist, die fünf Finger ihrer blätter wie die fünf Finger einer Hand nach ^en Richtungen ausbreiten, sie aber bei herannahendem Regen fallen lassen und zu wMmenziehen, wie man mit der Hand eine Prise nimmt. Die scharlachrote Pimpernelle ^wartet den Tag, an welchem es Regen gibt, auch bei blauem Himmel mit festgeschlossener «litte und prophezeit den Regen 5, 10, sogar 24 Stunden, ehe er eintrifft. Die weißen Wolligen Laternen des Löwenzahnes stehen in ihrer kugelrunden Vollkommenheit nur so lange, vls schönes Welter in Aussicht ist, bei heran sehendem Regen zieht der Löwenzahn die seinen Fadenbüschel zusammen und bildet einen Miniaturbesen. Alle Kleegattungen "appen ihre dreifachen Blätter zusammen und biegen ihre Stengel um, wenn Regen bevor- Üeht. Au« der Tierwelt wird zunächst auf die Frösche aufmerksam gemacht, die bei dau- ernd schönem Wetter sich gelb präsentieren, ^ährend sie braun werden, wenn Rege» droht, spinnen arbeiten am Ausbau ihrer Netze nur bei Aussicht auf langen Sonnenschein. Es leitet sie dabei gewiß der Instinkt, der ihnen M, daß nur bei gutem Wetter Beute in b'e Falle geht, während letztere vom Regen Seflört wird. Wenn Spinnen am frühen Morgen Fäden ziehen, soll man auf anhaltend Mes Wetter rechnen können. Krächzt die Eule bei Regenwetter, so bedeutet das mit der gleichen Sicherheit einen Umschwung der Witterung zum heiteren Wetter, wie der Schrei bes Pfauen bei schönem Wetter den nahen bbn Regen verkündet. Wenn die Schwalben vledrig fliegen, haben die leichten Insekten, Welche am allerersten die Feuchtigkeit empfinden, An Boden ausgesucht, und deshalb ist auf ^gen zu rechnen. Unfehlbar in ihrer Prophe- Wung, aber nur den Küstenbewohuern zu Diensten, sind die Möwen, welche bei regen- singendem Westwinde sich an der Küste 'Mmeln und ein lautes Geschrei erheben. paar Angaben mögen für heute genügen I stelle man die genannten Pflanzen und ^'ere auf die Probe! — Ein gute« Hasenjahr steht zu erwarten, enn nicht elementare Ereignisse diese Hoff- , "ug zu schänden machen. Die jungen Feld ern tummeln sich gegenwärtig in ganzen .ruppxn auf den Fluren, ein sicheres Zeichen >ur, daß der für die ganze kommende Jagd saison ausschlaggebende Satz der Märzhasen gediehen ist. Dresden, 20. Mai. Der frühere Pastor Segnitz an der Annenkirche hier sucht jetzt in strenger gewissenhafter Arbeit seine ehemalige Irrung zu sühnen. Er ist mit seiner Gattin, die auch in der letzten trüben Zeit treu an seiner Seite ausgeharrt, nach dem Vogtlands übergestedelt, wo Segnitz bei einer Firma in Netzschkau Stellung als Korre spondent gefunden hat, nachdem er nach seinem Austritt au» seinem geistlichen Amte Steno graphie und Schreibmaschine erlernte. Das Ehepaar wohnte zurzeit noch bei einem Neffen im Pfarrhause zu K., wird indessen bald wieder den eigenen häuslichen Herd einrichten. Segnitz ist viel in Adorf und Plauen tätig, um oortselbst die verschiedenen Fabriken und Kontore kennen zu lernen. Durch Verwen dung de« Oberkonsistorialrate« O. Dibelius erhält Segnitz eine kleine bescheidene Pension Dresden. Vor der 4. Strafkammer des Königlichen Landgerichts hatte sich der 68 Jahre alte, bisher unbescholtene Renten empfänger Karl Loui» Klemm au» Seelig- stadt wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit zu verantworten. Die Beweisaufnahme fand unter Ausschluß der Oeffentltchkeit statt. Der Angeklagte hatte sich an fünf Kindern in un züchtiger Weise vergriffen. Das Urteil lautete, nach § 176 Absatz 3 des Reichsstrafgesetz buches, unter Annahme mildernder Umstände, auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis Die von Klemm seit 15. März erlittene Untersuchungs haft wurde auf die Strafe als verbüßt ange rechnet. — Das „Dresdner Journal" veröffentlicht das Finanzgesetz aus die Jahre 1904 und 1905. Die einzelnen Paragraphen lauten: 8 1. Auf Grund des verabschiedeten Staats- haushalt»etats werden die Gesamteinnahmen und die Gesamtausgaben des ordentlichen Staatshaushalt» für jede» der Jahre 1904 und 1905 auf die Summe von 333,845,431 Mark festgestellt, und wird zu außerordent lichen Staatszwecken für diese beiden Jahre überdies noch ein Gesamtbetrag von 40,119,275 Mark hiermit ausgesetzt. 8 2. Zur Deckung des Aufwands für den ordentlichen Staats haushalt und seiner auf die Spezialkaffen gewiesenen Verwaltung»- und sonstigen Aus gaben sind, außer den den Staatskassen im adrigen in Gemäßheit de» Staatshaushalts- etals zugewiesenen Einnahmen, auf jedes der Jahre 1904 und 1905 zu erheben: n. die Einkommensteuer mit den vollen gesetzlichen Beträgen (Normalsteuer), b. die Grundsteuer nach 4 Pfg. von jeder Steuereinheit, v. die Ergänzunzssteuer, ä. die Steuer vom Gewerbe betrieb im Umherziehrn, s. die Schlachtsteuer, ingleichen die UebergangSabgabe von Vereins - Der JwpfrevifionS-Termi» wird auf Montag den 6- Juni dieses Jahres festgesetzt und zwar /Är- Ärs T-rrr-Mms« vor» vor-rrrLttass ar», Mr- Äro So/rrLtLinÄsr- vor» vvr-rnLttass Ukr» ar» im Jmpflotale. Es werden daher alle Eltern, Pflegeeltern und Vormünder der im hiesigen Orte sich aushaltenden iwpfpflichtigen Kinder ausgefordert, nach 8 14, Absatz 2 des Jmpfgesetze», wenn eine spezielle Ladung nicht erfolgt, ihre Kinder und Pflegebefohlenen pünktlich zur oben angesetzten Zeit zur Impfung vorzustellen oder über bereits erfolgte Impfung ärzt« ltcheS Zeugnis vorzuzeigen. Bretnig, den 18. Mai 1904. Der Gemei«devorsta«d. ländischem und die Berbrauchsabgabe von ver- einSauSländischem Fleischwerke, k. die Erb schaftssteuer, S. der Urkundenstempel. 8 3. Alle sonstigen Abgaben, Natural- und Geld leistungen, die nicht ausdrücklich aufgehoben sind oder noch aufgehoben werden, bestehen vorschriftsmäßig fort. 8 4. Die zu außer ordentlichen Staatszwecken bewilligte Summe ist aus den Beständen des mobilen Staats- vermögens zu entnehmen. 8 5. Durch das gegenwärtige Gesetz erledigt sich das Gesetz, die vorläufige Erhebung von Steuern und Abgaben im Jahre 1904 betreffend, vom 12. Dezember 1903. — Dem Gemeinnützigen Vereine zu Dres den sind von Herrn Hoflieferant Siegfried Schlesinger daselbst als Grundstock für eine „Siegfried-Schlesinger-Stiftung" 10000 Mark bar mit der Bestimmung übergeben worden, daß von den Zinsen dieses Kapitals kränklichen Kindern bedürftiger Geschäftsleute oder Kin dern bedürftiger kaufmännisch Angestellter, ohne Berücksichtigung des Glaubensbekennt nisses, ein Aufenthalt an der See oder in den Bergen ermöglicht werde. Weinböhla. Wegen Weinfälschung hatte sich vor dem Landgerichte Dresden der Landwirt August Haase zu verantwcrten. Durch die Beweisaufnahme wurde festgestellt, daß der Angeklagte zu Weinböhla zunächst im Jahre 1901 300 Litern Wein 100 Liter Zucker- wasser, im Jahre 1902 zu 800 Liter Wein die Hälfte Zuckerwaffcr zugesetzt und im Jahre 1903 auf Trester Wasser gegossen und unter Verschweigung dieses Umstandes diese Ge mische als Wein und Most in den Handel gebracht hat. Da« Urteil lautete wegen Ver gehens gegen das Nahrungsmittel- und Wein gesetz auf 250 Mark Geldstrafe ev. 23 Tage Gefängnis. Der beschlagnahmte Wein wurde eingezogen. Pirna. Ein Mordversuch wurde am Dienstag abend in einem Hause auf dem Kirchplatze gegen eine hierselbst wohnhafte, von ihrem Ehemann getrennt lebende Frau durch ersteren unternommen. Der Unhold, der in Pobershau wohnhafte 36 Jahre alte Schuhmachergeselle Friedrich Otto Schönherr, war nach Pirna gekommen und hatte zur an gegebenen Zeit seine am Kirchplatze wohnhafte Ehefrau aufgesucht, welcher er dann beim Er blicken mit den Worten entgegentral: „Jetzt habe ich Dich, jetzt erschieße ich Dich!" Gleich zeitig richtete er ein geladene« Doppelpistol auf die Frau und drückte ab. Nur durch den Zufall, daß der Ehemann die Handhabung der Waffe nicht genau kannte und ihre Hähne in die sogenannte erste Ruhe gestellt hatte, wurde das Losgehen des Schusses unmöglich und das Vorhaben verhindert. Die Hausbe sitzersehefrau Ryssel, bet welcher sich die mit dem Tode bedrohte Ehefrau de» Täters i" der Wohnung aufgehalten hatte, stürzte sich nun sofort aiff letzteren, und schlug ihm da« Pistol aus der Hand. Um die Waffe ent stand nun ein heißes Ringen zwischen den Frauen und Schönherr; während dieses Kampfes rief die mit anwesende Tochter der Frau R. um Hilfe, worauf Schönherr alsbald durch einen Schutzmann festgenommen wurde. Auf dem Wege zur Polizeiwache machte Schönherr gar kein Hehl daraus, daß er die Absicht habe, seine Ehefrau zu erschießen. Vielmehr sprach er die Drohung aus, daß er seine Ab sicht später doch noch ausführen werde. — Verhaftung eines sächsischen Defrau danten in Monte Carlo. Wie von dort ge meldet wird, verhaftete die Polizei in Monaco den Defraudanten Gustav Colditz aus Nieder planitz, der der Niederplanitzer Sparkasse 38 000 Mark entwendet hat und das Geld größtenteils vergeudete. Er hat bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt und wird ausgeliefert. Chemnitz. Das hiesige Schwurgericht sprach die Kutschers-Ehefrau Schmiedl hier, welche am 4. November v. I. ihre zwei Kin der ermordet hatte, frei und überwies sie einer Irrenanstalt. — Viel Aussehen erregt in Nerchau und in der Umgegend die Verhaftung des beiden Söhne des Gutsbesitzers Oe. im benachbarten Waqelwitz. Dem dortigen Mühlenbesitzer gleichen Namens waren in der letzten Zeit des öfteren kleinere und größere Posten Ge treide von seinem Speicher entwendet worden. Um den Dieben endlich auf die Spur zu kommen, legte er sich wochenlang mit einem Gewehr auf die Lauer. Endlich gingen die Diebe ins Netz. In einer finsteren Nacht versuchten sie, hinreichend mit leeren Säcken versehen, die Tür des Getreideboden« aufzu brechen. Dabei wurden sie aber von dem Be sitzer überrascht und entlarvt. — »Sämtliche Waschfrauen" von OelSnitz machen folgendes bekannt: „In Anbetracht der steigenden LebenSmittelpreise und der auf reibenden Tätigkeit, welche eine Waschfrau zu leisten hat, erlauben wir uns, von jetzt ab statt 1,50 Maik 2 Mark zu beanspruchen, d. h. inkl. Kost." Rumburg i. B., 20. Mai. Der 19- jährige Drechslergeselle Franz Kümpfe, der vor mehreren Tagen wegen Ermordung seiner Geliebten, der 21 Jahre alten Fabrikarbeiterin Marie Huffai, verhaftet wurde, hat im Ge fängnis zu Böhm.-Leipa ein umfassendes Ge ständnis abgelegt. Der Mörder hat sein Opfer auf einem Felde nahe der Stadt mit einem Taschenmesser förmlich avgeschlachtet. Nach dem Messer wurde am Mittwoch von Gendarmen in der Nähe des Tatortes gesucht.