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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, obonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus l Mark 80 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg>, sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbott» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wik Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag */»11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Schriflleitung, Druck unö Verlag von A. Schurig, Bretnig. Mittwoch den 8. Juni 1904. 14. Jahrgang. Nr. 46. Oertliches und Sächsisches. — Die Gerichlsfenen beginnen am 15. Juli und endigen am 15. September. Wäh- rend dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine abgehalten und Entscheidungen er- laßen. — Die Vereinstaler österreichischen Ge präges, welche schon seit länger als Jahres frist außer Verkehr gesetzt sind, tauchen immer noch allenthalben auf. Erst dieser Tage wur den zwei derartige Geldstücke an den Schalter- flellen eines Dresdner Postamts angehalten und der Verfügung des Reichskanzlers vom l3. März v. I. gemäß durch Zerschlagen bs- ziehuugsweise Einschneiden für oen Umlauf unbrauchbar gemacht und dem Einzahler als dann zurückgegeben. Das gleiche Schicksal trifft diese ungültigen Talerstücke bei allen Reichs- und Landeskassen, wie sich auch der Bundesrat seinerzeit damit einverstanden er klärt hat, daß die Kassen der Neichsbank mit den österreichischen Vereinstalern in gleicher Weise verfahren. Da diese nur einen Silber- wert von etwa 70 bis 90 Pfg. darstellen, so kann das Publikum nicht genug ermahnt werden, auf das Vorkommen der österreichischen Vneinstaler genau zu achten, damit es vor Verlusten bewahrt bleibt. — Die Schwurgerichts-Verhandlung gegen den Maurcriehrling Max Adolf Garten aus Niedersteina wegen Totschlags findet Montag den 13. Juni vormittags Uhr in Bautzen statt. Kamenz. Von einem verheerenden Brande wurde am Sonntag Nacht unser Nachbarort Wiesa betroffen. Kurz vor 1 llhr entstand auf noch unaufgeklärte Weise im ersten Stocke des Restaurationsgebäudes des Vogel'schen Tanzetablissemenls Feuer, Welches sich mit derartiger rapider Schnellig keil ausbreitete, daß binnen wenigen Minuten dieses, sowie das angrenzende große massive Eaalgebäude nebst Gaststube und Kegelschub in Flammen stand. Sämtliche Baulichkeiten wurden total in Asche gelegt. Noch kurz vorher hatte in dem Tanzlokole Ballmusik ^attgefunden, und als das Feuer ausbrach, waren noch die Musikanten und letzten Gäste anwesend. Trotzdem, daß der Brand bald demerkt wurde, war an eine Unterdrückung vicht mehr zu denken, doch konnte wenigstens ein Teil des Mobiliars gerettet werden. Vieles ist jedoch dem entfesselten Elemente HUM Opfer gefallen, u. a. auch die dem Männer- Sesangvereln gehörige Bühneneinrichtung im Werte von 500 Mark und verschiedene Ver- wnsutensilien, deren Verlust durch Versicherung gedeckt wird. Dem Kalamitosen dürfte trotz Versicherung sowohl ein größerer Material schaden erwachsen, als auch dadurch, daß der Betrieb des Etablissements auf längere Zeil iahmgelegt ist. Unter dem Verdachte der Brandstiftung ist am Montag ein in dem lokale bedienstetes Mädchen feiten der Gen- darmerie zur amtsgerichtlichen Vernehmung "ach hier überführt worden. Dresden. Vor dem hiesigen Ober- Kriegsgericht wird demnächst die bekannte Pir- üaer Duellangelegenheit zur Verhandlung ge nügen, da, wie seinerzeit berichtet worden, °re beiden am härtesten bestraften Angeklag- früheren Leutnants des 5. Feldar- Ullerie-RegimentS Nr. 64 Korn und Gerlach, re zu 1 Jahr 3 Monaten bezw. 2 Jahren oestungshaft verurteilt worden sind, gegen " Urteil oe» Kriegsgerichts der 3, Divi- Nr. 32 Berufung eingelegt haben, um eine mildere Bestrafung zu erzielen. Von feiten der Verteidigung wird zudem geltend gemacht, daß die Besetzung des Gerichtshofes der ersten Instanz (ein Kriegsgerichtsrat und vier Offiziere) nicht den Bestimmungen der MilitärstrafgerichlSordnung entsprochen habe, da § 52 derselben bestimme, daß das Gericht, falls es eine die Dauer von einem Jahre übersteigende Freiheitsstrafe als verwirkt er achtet, die Hauptverhandlung sofort abzu brechen und die Berufung eines den Vor schriften des § 51 der Militärstrafgerichts ordnung entsprechenden Gerichts (zwei Kriegs- gerichtsräte und drei Offiziere) herbeizuführen hat. Aller Voraussicht nach wird deshalb das Oderkriegsgericht das angefochtene Urteil aufheben und die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das Kriegs gericht zurückverweisen. Dresden. Der -weite diesjährige Jahr markt wird am 27. und 28. Juni abgehalten. Sonntag, den 26. Juni, ist das Auspacken und der Warenverkauf von 11 Uhr vormittags an gestattet. Der Heu- und Strohmarkt wird für Freitag, den 24., und Montag, den 27. d. M., vom Neumarkte nach dem Frei berger Platze verlegt. Dresden. Ein frecher Raubanfall ist am Mittwoch kurz nach Mittag im Königs. Großen Garten verübt worden. Ein 64 jähriger. Privatus wurde in der Nähe der Süd-Allee, wo er sich auf einer Bank nieder gelassen hatte, wiederholt von hinten mit einem starken Knüttel über den Kopf geschla gen. Der Täter hat, trotz wiederholter Hilfe rufe seines Opfers, von diesem nicht abge lassen und ihm 12 bis 14 Schläge beige bracht, sodaß der alte Herr 10 Schritte von der Bank blutüberströmt zusammenbrach. Er hatte noch die Kraft, sich bis zu einem nahe gelegenen Restaurant zu schleppen, wo ihm ärztliche Hilfe g.leistet wurde. Der Täter soll etwa 20 Jahre alt und besser gekleidet gewesen sein. Auf die Ermittelung des Bur schen ist eine Belohnung von 100 Mark aus gesetzt. Pirna. Tödlich verunglückt ist am Donners tag abend der aus dem benachbarten Posta stam mende 17 Jahre alte Knecht Otto Hille, wel cher bei dem Gutsbesitzer Gocht in Eiseroda bei Löbau bedienstet war. Hille wollte, wie er sagte, „einmal ein Fuder Mist im Galopp aufs Felo fahren," er stellte sich vorn aus die Deichsel, der Wagen kippte bei dem schnellen Fahren um, Hille stürzte herab und wurde vom Wagen erschlagen. Zittau. Die alte Unsitte, bei brennen dem offenen Lichte schlafen zu gehen, hat hier kürzlich einen Brand verursacht. Ein hiesiges Dienstmädchen ging abends 11 Uhr schlafen und iieß das brennende Licht auf einem neben dem Bette stehenden Rohrstuhl stehen. Früh in der 3. Stunde wurde ein anderes in dem selben Raume schlafendes Mädchen durch er stickenden Qualm geweckt und sah, daß das Bett des anderen Mädchens angekohlt war und letzteres noch fest schlief. Beide Mädchen konnten den Brand noch ohne fremde Hilfe löschen. Hainewalde bei Zittau. Das respektable Alter von zusammen 400 Jahren repräsentieren die hier lebenden fünf Geschwister Wünsche, vier Brüder und eine Schwester. Der jüngste der Geschwister, Hausbesitzer Emil Gustav Wünsche, vollendete am letzten Freitag sein 70. Lebensjahr. In einem Landauer fuhren die vier übrigen Geschwister, die im Alter von 79, 82, 84 bezw. 85 Jahren stehen, bei dem „Jüngsten" vor, um ihm Glückwünsche zu überbringen. Alle Geschwister erfreuen sich noch bester Gesundheit, sovaß sie fast sämtlich noch ihre Berufstätigkeit ausüben. — Ein peinlicher Vorfall ereignete sich in LangenbernSvorf bei Crimmitschau anläßlich eines Begräbnisses. Als der Sarg ins Grab gesenkt werden sollte, erwies'dieses sich als zu eng, so daß der Sarg in etwa 30 Zenti meter Tiefe hängen blieb. Auf Anregung des Geistlichen begab sich die Trauerverfamm- lung zu einer Leichenfeier in die Kirche. Unter des aber versuchte der Totengräber den Sarg mit Erde zu bedecken, um seinen Fehler nicht merken zu lasten. Nach Aussage von Augen zeugen hat er den Sarg sogar mit den Füßen zu Boden stampfen wollen, wobei der Deckel aufgesprungen und ein Arm des Verstorbenen sichtbar geworden sei. Der Totengräber end schulvigte sich wegen seiner Fahrlässigkeit mit dem — schlechten Wetter. N lederplanitz. Zur Verhaftung des Niederplanitzer Sparkassenkassierers Colditz, der bekanntlich in Monaco föstgenommen wurde, wird von dort geschrieben: Die Ri viera ist mit der Zeit ein beliebter Versteck winkel für Verbrecher aus aller Herren Län der geworden. Der Polizei ist das längst bekannt, und keine Woche vergeht, ohne daß die durch Pariser Kriminalkommissare ver stärkte Polizei einen guten Fang - macht. Selbst die schlauesten Charaktermasken schützen nicht vor Entdeckung. Der „polnischeGraf", der „englische Geistliche", die „Marquise", die „Lady", der „arme Koch" rc. erfreuen sich der besonderen Aufmerksamkeit der zahl reichen geriebenen Kriminalbeamten. Und auch Gustav Colditz ist hier seinem Schicksal nicht entgangen. In Verona hat er einen „Freund" namens Durek kennen gelernt. Beide hatten ihre Paffe und Brieftaschen ge tauscht, wobei natürlich jeder den anderen zu Übervorteilen suchte. Durek wurde als Colditz verhaftet, konnte aber nachweisen, daß er nicht Colditz sei. Den auf Colditz lau- tenden Paß wollte er gefunden haben. Der richtige Colditz stand aber als Durek mittel los da, denn sein Freund verschwand und vergab, ihm das Geld zu senden. Colditz wurde Küchengehilfe in einem Restaurant, machte sich aber bald schon durch seine Un geschicklichkeit verdächtig. Nun harrt er in Monaco seiner Auslieferung. — Gemeinsam beerdigt wurde in Falken stein das Ehepaar Dressel. Am DienStag- nachmiltag verstarb der in den 60er Jahren stehende Ehemann, der 1866 bei Königgrätz mitgekämpft hatte und 1370/71 als Kranken pfleger im Vaterlande tätig war; am Donners tag früh folgte ihm im Tode seine Gattin nach. — Die von den Aerzien zu Plauen i. V. geforderte freie Aerztewahl ist in einer am vergangenen Freitag abgehaltenen General versammlung der gegen 40 000 Mitglieder zählenden Ortskrankenkasse Plauen angenommen worden und ebenso die Forderung der Aerzle, die nach Plauen kommenden Aerzte erst nach einer 2 jährigen Praxi« daselbst zuzulassen. Ausnahmen sollen nur in Distrikten statlsin- den, in denen kein Arzt wohnt. Dagegen hat die Ortskrankenkasse die weitere Forderung der Aerzte, den Vorstand des aus drei Aerz len und drei Ortskrankenkassen - Mitgliedern bestehenden Schiedsgerichts zu wechseln uns das Amt eine» Vorstandes auch zeitweilig einem Arzte zu übertragen, vorläufig abge» lehnt. Leipzig. Zum großen Rauchwaren- drebstshl wird noch berichtet, daß außer den Zobel- und Chinchillafelle« auch noch 20 Stück zuberertete Nerzfelle im Werte von 800 Mark gestohlen worden sind. Der Verdacht, den Diebstahl ausgeübl zu haben, lenkt sich auf zwei unbekannte Männer, die am Sonn tag früh gegen 4 Uhr mit,, einer Droschke nach Schönau gefahren sind. ^Die Betreffen den hatten fünf Pakete bei sich, in schwarzes Segeltuch verpackt, mit gelben Riemen und ebensolchen Handgriffen versehen. Die Pa kete waren m lang und 40 bis 45 om breit und hoch. Es wird vermutet, daß die Männer in den Paketen die gestohlenen Felle gehabt haben. — Verhängnisvoller Ausgang einer Balgerei! Wegen fahrlässiger Tötung erfolgte in Leipzig die Verhaftung eines schon vielfach vorbe straften 35 Jahre alten Arbeiters aus Er langen, Karl Waller mil Namen. Walter geriet Sonnabend nachmittag in der zweiten Stunde mit dem in L.-Lmdenau wohnhaften 37 Jahre alten Arbeiter Gerhardt in einer Destillation in Streitigkeiten, wobei sich beide Männer packten. Walter warf seinen Gegner zur Tür hinaus auf das Trottoir, wobei er selbst mit zu Fall kam, ohne Schaden zu er leiden. Gerhardt blieb aber leblos liegen. Offenbar hatte eine schwere Gehirnerschütterung seinen Tod herdeigeführt. — Rechtsanwalt Dr. James Breit aus Leipzig, der am 4. Dezember 1901 wegen Zweikampfes zu drei Jahren Festung verur teilt wurde, ist nach Verbüßung des größten Teils der Strafe begnadigt worden. Dem Vernehmen nach wird sich Dr. Breit als Anwalt beim Oberlandesgericht zu Dresden niederlaffen. Leipzig. Der in Leipzig-Lindenau bei dem Fleischermeister Voigt in der Lehre be findliche 17 Jahre alte Walter Hermann Stehmann hatte das Pferd seines Arbeitgebers in die Schwemme der Elster geritten Der junge Mann wurde nun durch die Strömung des angeschwollenen Flusses vom Pferde herunter und mit fortgerissen. Ehe ihm Hilse zuteil werden konnte, war er in den Fluten ver schwunden. Der Leichnam oes Verunglückten konnte bisher nicht geborgen werden. Marktpreise in Kamenz am 2. Juni 1904. höchsterßniedrigster Preis. Preis. 50 Kilo Korn Weitzen Gerste Laser Heidekorn Hirse 'b 7 S 8 12 kl. 15 65 10 - ». 6 8 6 5 7 11 kl. 05 30 90 90 90 70 Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd. Butter 1 ^uuer r Erbsen 50 Kilo § Kartoffeln 50 Kilo il. 2 15 2 1 10 2 ?k. 60 20 90 30 Dresdner Schlachtviehmarkt vom 6. Juni 1904. Zum Auftrieb kamen: 4189 Schlachtticre und zwar 804 Rinder, 775 Schafe, 2270 Schweine und 350 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 37—39, Schlachtge wicht 67—69; Kalben und Kühe: Lebend» gewicht 35—38, Schlachtgewicht 63—66; Buukn: Lebendgewicht 36—38,Schlachtgewicht 63—66; Kälber: Lebendgewicht 50—52 Schlachtgewicht 73—76; Schafe: 70—71 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 38—39Schlachtgewicht 51—52. Es sind nur die Preise für die besten Viehiorua verzeichnet