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10384 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 211, 11. September 1909. »Die Musik der armen Leute« von Seidel, von seinem Vater, Herrn Musikdirektor Volckmar aus Rheydt, unterstützt, in wirkungs voller Weise zum Vortrag; Herr Musikdirektor Lichtweib erfreute uns mit seiner prächtigen Tenorstimme mit einigen Liedern, von denen zwei Kompositionen des Herrn Musikdirektors Sahlender sind, die dieser am Klavier begleitete. Kollege Göllner spielte einige herrliche Stücke am Flügel; Fräulein Toni Baur legte chöre zu Gehör, die unter Sahlenders trefflicher Leitung prächtig zum Vortrag gelangten. Der Vorsitzende überreichte der Gesangs abteilung aus Dankbarkeit einen Kristall-Silberbecher, worauf Herr Herbst für das Geschenk in bewegten Worten dankte. Auch zwei Theaterstücke gelangten zur Ausführung. Das erste war betitelt: »Das Neichsluftschiff«, von F. Renker, und wurde von den Kollegen Hager, Barkemeyer, Kümmel, Volckmar, Herwig und Frau Klappert flott gespielt. Das zweite Stück, das 1906 bei der Kantatemesse in Leipzig aufgeführt worden war, hieß »Die Epistel des Ovid oder Der erste Schlager« von Jul. R. Haarhaus. Die Hauptrolle in diesem Stück hatte in liebenswürdiger Weise unser Ehrenmitglied Herr Otto Petters übernommen. Als reicher Verleger Sosius wußte Herr Petters durch seine Mimik und sein bezwingendes Spiel die Zuhörer in Helle Begeisterung zu setzen, und als er nach der ersten Szene zu seiner Laute griff und die Teilnehmer durch einige Gesangseinlagen (»Immer an der Wand lang« usw ) erfreute, da wollte sich der Beifallssturm kaum legen. Auch die übrigen Mitwirkenden, Fräulein Helene Muhl als Phyllis, Frau Klappert und Fräulein Döhner als Sklavinnen, Kollege Markert als Ovid, Zerres als Papyrius, Volckmar als Asinius, Barckemeyer als stolzer Brite, Kümmel als Turo, spielten vortrefflich und verhalfen dem tollen Schwank zu einem durch schlagenden Erfolg. Kollege Fritz Tiesler sprach in herzlichen, eindrucksvollen Worten die Dankes- und Schlußrede. Der nun folgende Ball, der von den Herren Petters und Hager geleitet wurde, bot allen Festteilnehmern Gelegenheit, auch in dieser Hinsicht auf ihre Rechnung zu kommen. Am Montag früh fand um 11 Uhr ein Musikfrühschoppen im Vereinslokal »Englischer Hof« statt, der sehr zahlreich besucht war. -Eine äußerst gemütliche Stimmung hatte eingesetzt, so daß sich verschiedene »alte Herren« nur ungern trennten. Nachmittags wurde ein Ausflug ins Neckartal gemacht, dem sich verschiedene befreundete Familien anschlosseu und der einen sehr netten Verlauf nahm. Abends gegen 8 Uhr hatten sich etwa 60 Personen im Cafö Hohenzollern zum Schlußtrunk zusammengefunden, wo noch manche launige Rede gehalten wurde. Das »Perkeo«-Stiftungsfest wird gewiß allen Teilnehmern in steter Erinnerung bleiben. Möge der »Perkeo« auch in den nächsten 25 Jahren kräftig weiter blühen, wachsen und gedeihen als Stätte der Freundschaft und Kollegialität, möge er das gute Verhältnis zwischen Prinzipal und Gehilfen in Heidelberg kräftigen und fördern! Allen denen aber, die sich in den Dienst der Sache gestellt hatten, vor allem unserm verehrten Ehrenvorsitzenden Herrn Karl Hörning, den Herren Heinrich Eckardt, Otto Petters, Fritz Tiesler und den anderen Mitgliedern des Festausschusses, den Mit wirkenden, den auswärtigen Vereinen, allen denen, die dazu bei getragen haben, das Fest in so glänzender Weise durchzuführen, an dieser Stelle unsern herzlichsten Dank! Am 6. September d. I. beging unser Ehrenmitglied Herr Eduard Witter hier seinen fünfundachtzigsten Geburtstag. Der »Perkeo« ließ ihm durch die Kollegen Hagerund Markert herzliche Glückwünsche mit einem prächtigen Blumenstrauß überbriugen. Möge Herr Eduard Witter uns und den Seinen noch recht lange erhalten bleiben! Karl Markert. PersonaLnachrichten. * Vv Philipp Stein -j-. — Am 4. d. M. ist in Berlin im 56. Lebensjahre der angesehene Schriftsteller vr. Philipp Stein, Chefredakteur des »Bazar«, Theaterberichterstatter des »Berliner Lokalanzeigers«, gestorben. Von seinen Schriften seien hier ge- nannt: Henrik Ibsen. Zur Bühnengeschichte seiner Dichtungen (1901). — Adalbert Matkowsky (1904). — Bismarck-Brevier (1904). — Goethe als Theaterleiter (1904). — Deutsche Schauspieler des 18. Jahrhunderts (1907). Er gab heraus: Briefe von Goethes Mutter (18 1). — Reden des Fürsten Bismarck (1895—97). — Von Schreibtisch und Werk statt (1896). — Rückerts ausgewählte Werke (6Bde. 1897). — Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe (1901). — A. B. Goltz' Schriften (1901 und 1907). — Goethebriefe: I. Der junge Goethe (1901); U. Weimarer Sturm und Drang ,1902); III. Weimar und Italien (1902); IV. Weimar und Jena (1903); V. Im neuen Jahrhundert (1903>; VI. Dichtung und Wahrheit (1904); VII. Der alte Goethe (1905); VIII. Ausklang (1905). — Hieronymus Lorm, Bekenntnisblätter (1905). Sprechsaal. Das Sortimentslager. <Vgl, Nr. 200, 208 d. Bl.> In Nr. 200 des Börsenblatts bittet ein Berufsgenosse X. V. A. im Sprechsaal um Vorschläge, wie bessere Ordnung im Lager zu halten sei, da durch Arbeitshäufung, Unkenntnis und Lässigkeit des Dieselben Leiden hat der Unterzeichnete und gewiß auch viele andere Kollegen, die mit Arbeiten überhäuft sind und die Lager ordnung dem Personal überlassen müssen, schon lange empfunden. Ich habe eine lange gehegte Idee, einen Bücherordner in Form einer Bücherstütze aus starkem Eisenblech in Metallwaren fabriken Herstellen lassen, die mit einem Schild versehen sind, auf das die weit lesbaren Namen der Wissenschaften geschrieben werden können. Die Stütze ist durch Otto Maier G. m. b. H. in Leipzig für 45 H das Stück und 13/12 zu beziehen. Jeder Be- stellung wird ein gedrucktes Verzeichnis der gebräuchlichsten Wissenschaften, zum Aufkleben auf die Ordner, gratis beigefügt. In meinem Lager habe ich zirka hundert Ordner im Ge brauch, und seitdem ist Ordnung Die einmalige Ausgabe macht sich bezahlt durch Verminderung der Ladenhüter, die bei jeder Ostermesse sich einzustellen pflegen. Die in die Augen fallende Übersicht des Lagers zwingt auch den Minderbegabten jungen Gehilfen, ein Buch au seinen richtigen Platz zu bringen. R. Kleinert, Quakenbrück. Erhöhter Ladenpreis. Im Hinrichs 1891 und im Georg 1888—92 steht ein kleines Werk über Quedlinburg mit 1 ^ angegeben. Der Verleger: Dyk, Leipzig, liefert das Werk aber mit 2 Dem Besteller ist 2 .lL für das kleine Heftchen (74 S.) zu viel; Dyk verweigert aber die Rücknahme mit der Motivierung, daß das Heft jetzt auf 2 .IL erhöht ist, daß ferner Barbezogenes grundsätzlich nicht zurück genommen wird. Auf dem gelieferten Werk steht als Verkaufs preis 1 in dem mir später zugestellten Verlagskatalog der Firma Dyk stehen 2 angegeben. Ist die Firma Dyk unter den gegebenen Umständen nicht zur Rücknahme verpflichtet? Wird eine Klage Erfolg haben? Die Sache hat prinzipielle Be deutung. Wo würde das hinführen, wenn ein derartiges Ge schäftsverfahren Nachahmer finden würde! Glückstadt. Ed. Fabricius. Erwiderung. Auf obige Mitteilung haben wir nur zu erwidern, daß es sich hier um eine Bestellung vom 19. Dezember 1908 handelt, betreffend 1 Exemplar Band 36 der Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, die vollkommen korrekt ausgeführt wurde und für uns längst erledigt war. Der alte Preis stand mit 1 auf dem Umschlag, ist aber auf allen Exemplaren annulliert. Im übrigen dürfte die Preisänderung dieser Sammlung zur Genüge bekannt sein, und verweisen wir auf unsere Anzeigen im Börsenblatt von 1907, Nr. 200 und Folge. Leipzig. Dyksche Buchhandlung.