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, vatrr >md Kohn. Am Donnerstag wurde in Heidelberg die Leiche Paul Czernys, des Sohnes des berühmten Chirurgen, durch Feuer bestaitct. Äm nächsten Morgen erschien Geheimrat Vinzenz iizerny wieder in seiner Klinik, uw, wie gewöhnlich, seinen Operationskurs abzuhalten. Dabei spielte sich nach der .Franks. Ztgü eine ergreifende Szene ab, zu deren Er^ärung vorauszuschicken ist, daß van! Czerny, ein begabter, vielversprechender junger Gelehrter, in Straßburg an Nehhantablösnng er- staiikt und aus Furcht, zu erblinden, freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Als nun der schwerge- vwste Vater, seinen zahlreichen Hörern, unter denen eine Beileidsliste gekreist hatte, gegenübertrat, lvrach er ungefähr folgende Worte - „Ich danke dhnen, meine Herren, für den Beweis der Teil nahme, den^ich von Ihnen erhalten habe. Cm furchtbarer Schlag hat in ich getroffen, den ich nur lchwer überwinden werde. Aber das muß ich sagen: knie mutige Tat Wacks doch l Ich werde versuchen, aus dem traurigen Begebnis zu lernen. Gelingt ks mir, dann will ich es Ihnen mitteilen. Nun aber gilt es, sich nicht dem Schmerz hinzugeben, ländern zu arbeiten. Gehen wir ans Werkl Hier hext, meine Herren, ein armer Mensch, der . .." usw. vn tiefer Bewegung folgten die Hörer den Worten des verehrten Lehrers. Udler Scherz. Göttinger Studenten machen auf der Kleinbahn Göttingen—Rittmars- pulsen zuweilen den „Scherz", wahrend der ächrt vom Zuge ab- und wieder aufzuspringen. Deter „Scherz" hatte für den Studenten Ermann entsetzliche Folgen. In der Nähe der Haltestelle Diemarden kam er zu Falle und Niet vor die Räder des Zuges, sodaß ihm "eide Beine gebrochen wurden. Der Schwer- Nlehle wurde in die Klinik geschafft. Ungarische Bauerntumulte. In Ing Imitat Szerem) brachen wegen Austeilung der Gemeindeäcker Tumulte aus, wobei ein ^wßqrundbesitzer überfallen und halb tot ge- plügelt wurde. Am 19. Mai wiederholten sich d>e lumultuarischen Auftritte. Die empörten dauern gingen gegen das Gerichtsgebäude vor, ab«schütteten es mit einem Hagel von Steinen "ad griffen die anrückende Gendarmerie an, die ""e Salve abgab, wobei zwei Personen getötet "ad drei leicht verletzt wurden. Ter Schauspieler als Duellant. In Niger Woche fand bei Paris ein Duell Mchen dem bekannten Schauspieler Severin Ms und dem Leutnant Mangin statt. Den Aich dazu gab ein Wortwechsel im Theater. Dr Offizier ließ sich zu dem Ausspruch -Mntlemen disputieren überhaupt nicht mit Mödianten" Hinreißen. Der Schauspieler, N geübter Fechter, entgegnete sofort: „Dann ^rden Sie mit einem fechten." Da der O'fi- keine andre Genugtuung bieten wollte, Nd das Duell statt. Es dauerte jedoch nicht ^»e, da Mangin gleich zu Anfang eine tiefe ^Me in den Unterarm erhielt, die ihn kampf- "Wig machte. „Sie werden nun wohl zü nden, daß Schauspieler ebenso gut fechten, w Offiziere", sagte Mars nach dem Kampfe. Miviß, ich gebe zu, daß ich im Irrtum war!" Äderte Mangin und beide Gegner schieden Nsöhnt mit einem Händedruck. Selbstmord. Der französische Unteroffizier ^ichinon, der die Frau eines seiner Vorgesetzten Mhit hatte, erschoß sich in Brussel in dem ANnblick, als zwei Polizisten in seine Ahnung eindringen wollten. Er wurde auch "°ch wegen Unterschlagung steckbrieflich verfolgt. Ein vierjähriger Brudermörder. Aus Mas (Frankreich) wird ein grauenvoller Fall Meldet. Ein Feldarbeiter und dessen Frau Mn ihre zwei Kinder im Alter von vier Aren und drei Monaten zu Hause gelassen. M.fie mittags heimkehrten, spielte der vier- Knabe vergnüglim im HRe, das kleine Mh lag mit zertrümmertem Schädel in seiner Mge. Der ältere hatte zum Zeitvertreib, oder er vielleicht das kleine Wesen nicht leiden ,Aie, den Kopf des Brüderchens so lange mit Nw Holzschuh geschlagen, bis das Baby M still war. Die schwer geprüften Eltern Wx sich noch vor Gericht zu verantworten Tas Ende des Desperado. Nach einem Liierten Kampfe wurde, wie aus Chicago i> Achtet wird, in vergangener Woche ein be- i Augier Desperado und Biehräuber, Jack s ... Hanny von Hagel hatte diese Zeilen mit Ander Stimme gelesen, kaum aber war das Ue Wort über ihre Lippeir gekommen, als Mulein Braun sie bei der Schulter faßte und "iewlos rief: ^»Der alte Sonderling ist ohne Testament Narben N Herr Gott, Kindchen — das nngt Sie ja mit einem Schlage aus aller "Mgkeitl Nein, noch mehr, noch tausendmal swA.».?ö macht Sie reich, sehr reich, denn es a Millionen, die Herr v. Mildern hinterläßt." liiii. > Tat, Millionen," erwiderte Fanny, na Freudenschein zuckte in ihrem Ange At ! ?Aselbe erlosch jedoch merkwürdig schnell, h-/ Aiden Händen an den Kopf fahrend, -- Aa sie nun: „Und dabei zu wissen, daß ^ unterbrach sich — durste sie denn in Adas »iw WA hinzusetzen, „daß ich mit Dieben !>>., ""dern gemeinen Verbrechern auf einer ^.gesessen Habel" dea « Tränen waren der unglücklichen Erbin ""Erlings aus Groditten in die Augen djA»3ch verstehe dich," flüsterte Ada, , der geliebten Stiefmutter an die gehend. Gänzlich ahnungslos, aus AAAA?" Ährte sie sich befand, fuhr die istsort: „Und du hast recht, es "ich, AAk'Aenken ru müssen: Warum durste Wie»APA" diesen Glücksfall erleben? iaistes „A'.A würde er auch fernerhin Herr Utte dem ÄA Bradoczin geblieben fein und Ran, A Ad fitz der Familie Hagel den früheren " Nedergegeben." Sully, von der berittenen Polizei in der Nähe von Blockbirds Island, getötet Die Hütte, in der er sich verborgen hielt, wurde von Polizisten umstellt. Als man ihn aufgefordert hatte, sich zu ergeben, ritt er plötzlich auf seinem Pferde zur Tür hinaus. In jeder Hand hielt er einen Revolver; er schoß sich einen Weg durch die Kette der Polizisten und entfloh. Er wurde verfolgt und der Kampf tobte längere Zeit. Gegen Mittag gelang es, Sullys Pferd zu töten. Darauf suchte er sich hinter dem toten Tier zu verbergen und kämpfte weiter. Endlich brach er, von sechs Kugeln durchbohrt, tot zu sammen. Ohren abjestoobt haben sollre, so wäre bet bloß aus ' riehen jesehehen. — Dors.: WaS harte denn d^Hose für Mängel? — Ängekl.: Sie bestand über haupt nur aus Mängel. Ick. koofte ihr vor eemge Zeit bei Meyern for. schwere sieben Mark sufzig. Sie machte soweit eenen janz anständijen Eindruck, weshalb ick beschloß, zu meiner drei Dage später stattfindenden Verlobung meine Jebrüder Beenekens zum ersten Male mit die neuen Unaussprechlichen zu bekleeden. Bis Mittach war ick int Jeschäft. Uin drei Uhr bejab ick mir in die Wohnung meiner Zukünftigen und nm 4 Uhr sollte een AuSfluch mit Tanzkränzchen und Feier nach Treptow stattfinden. Als ick anlangte, waren bereits eene Anzahl Bekannte von meine Braut da. Ick bejrüßte ihr zuerst, wie sichs jehörte, indem ick eene jraziöse Verbeujung machte. Im selben Oogen- blick jab et eenen Ruck, enncn Knacks — un denn daS Tal des Lea. Seit 1845, als eine neue Kirchs etwa eins Meile nördlich in Chingford Green erbaut worden war, ward die aste Kirche fast völlig veilassen, und nur selten fand Gottes dienst in dem allmählich verwahrlosenden Gotteshause statt. Man ließ den Efeu üppig und ungezügelt überall hin wuchern, über die Dächer sowohl als über die Mauern. Man empfand einen gewissen Stolz über das alte Gebäude. Die Größe der Eseublätter, die Üppigkeit ihres Wachstums wurde eben als eine besondere Schönheit betrachtet, zu der man sich nur Glück wünschen könnte. Die alte Kirche wurde fortwährend photographiert. Eine Minder zahl einsichtiger Leute sagten vorher, daß in einigen Jahren der Efeu Herr des Gebäudes Oie nack äem ruslllck-japLmIckLn Kriegs lckauplat? ksmmrnäierten äeutlcken Offiziere Oberstleutnant Lauen st ein und Major Frh. v. Tettan treten die Fahrt über den Baikalsee an. Gericktskatte. Duisburg. Die hiesige Strafkammer verurteilte den Polizeisergeantcn Zeppenfeld aus Bruckhausen, der eimn Arbeiter irrtümlicherweise mit dem blanken Säbel geschlagen batte, wegen unbefugten Gebrauchs seiner Waffe zu 75 Mk. Geldstrafe. Metz. Das Schwurgericht verurteilte den Krämer Mailfert aus Wusiwciler, der auf der Land straße den Petroleumkutscher Müller aus Saar- gemünd ermordet und beraubt hatte, zu lebensläng lichem Zuchthaus. Prestburg. Die hiesige königliche Tafel ver urteilte unter Aufhebung des Freispruchs durch das Neufraer Gericht den Reichstags-Abgeordneten Veszclowsky (slowakischer Nationalist) wegen Auf reizung gegen die ungarische Nation zu einem Jahr Gefängnis, 1000 Kronen Geldstrafe und zur Tragung der Gerichtskosten in Höhe von >500 Kronen! Der Verurteilte und sein Verteidiger haben die Nichtig keitsbeschwerde erhoben. A berliner kwrnor vor Gericht. Fiedlers Berlobungshose. „Doch in billigen Ladenhosen wohnt das Grauen und des Himmels Wolken schauen — bald hinein." — Mit dieser Variation eines bekannten Dichterwortes begleitet Herr Fiedler seinen Eintritt in den Schöffen gerichtssaal. Vorsitzender: Führen Sie keine über flüssigen Redensarten, sondern antworten Sie nur auf meine Fragen. Sie sind in den Laden des Zeugen Meher eingedrungen, haben diesem wieder holt eine Hose um dcn Kopf geschlagen und sich da durch des Hausfriedensbruchs und der Mißhandlung schuldig gemacht. Nicht wahr?" — Angekl.: Nee! — Vors.: Na, wie haben Sie es denn sonst gemacht? Angekl: Ick bin als Kunde rinjekommen, habe je- ,fragt, ob Myer mir die bei ihm jekoosre Hose Um tauschen wollte und dabei, um die Mängel von die Hose richtig zu zeigen, det Kleedungsstück hin und her jeschwen't. Wenn ick ihn dabei seine werte» trudelten zwee abjerisscne Hosenknöppe durch de Stube während die Anwesenden in een homerischer Jelächter ausbrachen. Die Schwester von meine Braut erbot sich mitleidig, die becden Kn öppe wieder anzunähen, wat aber nich verhinderte, del ick verschiedene bissije Witze über mir erjehen lassen mußte. Wir fuhren nu per Elektrische nach Treptow, wo in een kleenet Weißbierlokal die Feier vor sich jehen sollte. Beim Eintritt in bet Hintere Zimmer verliert eene Dame ihren Pompadur. Jalant springe ick zu und bücke mir — da passiert wat Furchtbarst. Et jibt eenen lauten Rietsch! Und während ick janz entsetzt mit de Hand nach meinen unteren Rücken fasse, wo ick eene plötzliche merkwürdije Kühle verspürte, schrie und kreischte hinter mir allens laut uff. Die Damens kicherten un kiekten durch die Finger, von der männlichen Seite regnete et faule Redensarten uff mir nieder und meine Braut drehte mir den Rücken: die Hose war in eene Ausdehnung von 15 Zentimeter querüber jeplatzt un klaffte weit auseenander. Mit Mühe un Not konnte die Fest wirtin in die Küche mit mehrere Kilometer Zwirn mir wieder notdürftig salonfähig machen^. Die Stimmung aber war futsch, meine Braut behandelte mir uffallend kühl und die andern verulkten mir unuffhörlich, so det ick froh war, als wir den Heimwej aniraten. Unterweis fing et an zu rejnen un ick merkte, wie die Unjlücksyosen mit jede Minute mehr infuhren un kürzer wurden. Jlücklicherweise war et dunkel, so det ick der dritten Blamasche entjung. Andern Morjen suchte ick Meyern uff nn hatte mit ihm die inkriminierte Unterredung. — Herr Meyer behauptet, der Angeklagte sei wie ein Wüterich in den Laden gestürzt und habe ihn gleich attackiert, indem er ihm unter Schimpfereien fortwährend die Hose um den Kopf schlug. Meyer flüchtete schließlich auf die Straße — Herr Fiedler wird mit 30 Mk. Geldstrafe belegt. Eine Mche durch Eseu zerstört. In ChuiPord in Esser bückte die alte Aller- heiligestlstche vom Abhang Anes Hügels über sein werde; aber die Eseustämme galten für heilig, und je dichter die Pflanzen das Dach bedeckten, desto „hübscher" fand man die Kirche. Im Februar d., bei kaltem und windigem Wetter, erfolgte der Zusammenbruch; das ganze Dach des Mittel- und Südschiffes stürzte völlig ein und zerbrach und vernichtete dabei die Mauern, die nun wohl bald nachfolgen werden. Der gegenwärtige Anblick der alten Kirche ist höchst kläglich. Die riesigen Aste des grausam umklammernden Efeus hängen um die Kirche in gewaltigen schlangenähnlichen Windungen und schlingen sich nach verschiedenen Richtungen durcheinander. Der weithin ausgebreitete Escu- stamm an einem Strebepfeiler der Nordseite des Mittelschiffes mißt 85 Zentimeter von einer Seite zur andern. Auf der Südseite ist die sehr bemerkenswerte Vorhalle aus Backsteinen, etwa um 1500 erbaut, nach allen Richtungen hin geborsten, und das ist kein Wunder. Ein einziger Efeustamm an ihrer Ostseite hat einen Umfang von 70 Zentimeter, und ein andrer mißt 60 Zentimeter, während sich an der West seite ein ganzer Wald alter Büsche von unge heurer Üppigkeit in das Gebäude hinein geschoben hat. Kuntes Allerlei. Was noch fehlt. „Haben Sie Ihre letzte, lange Krankheit wieder ganz überstanden?" — „Ganz — noch nicht!" — „Was fehlt Ihnen denn noch?" — „Die Rechnung des Arztes!" Bl.y Fortschritt. „Wie weit ist das Fräulein mit ihrem Gesangsstudinm?" — „O jetzt fangen sie in dcn Nebenstraßen schon an aus- zuzieheu." lT-u». >w.-> """ Es war Frühling, und der ganze Zauber desselben lag über der ostpreußischen Herrschaft Groditten. Vor allem aber machte sich der langersehnte Lenz in den weit ausgedehnten, künstlerisch gehaltenen Anlagen vor dem Herren hause bemerkbar. Dort standen die Bäume, welche die stolze Auffahrt begrenzten, im köst lichsten Maiengrün, und herrliche Rasenflächen woben sich um das bunte Blumenparterre, dazu sangen die Vögel ihre süßen Lieder. Uber die kiesbeftreuten Wege, die die Auf fahrt kreuzten, schritt eine hohe, schwarz ge kleidete Frauengestalt mit schneeweißem Haar. Hin und wieder blieb sie stehen, beschattete die großen, seelenvollen Augen und blickte über das schmiedeeiserne Gitter die Chaussee entlang, die an dem schloßartigen Herrenhause mit seinen Türmchen, Erkern und Veranden vorbeisührte. „Der Zug muß sich unbedingt verspätet haben," flüsterte die alte Dame; „wenn meine Jungen aber nicht bald kommen, verdirbt dem Koch das ganze Frühstück. Und doch weiß ich, wieviel dem braven Menschen daran liegt, daß ihm das erste Mahl gelingt, das sein ver götterter „Herr Leutnant" hier einnimmt, seit Horst — nach der Auseinandersetzung mit Leo und Fanny — Herr auf Groditten geworden ist. Aber da find die Erwarteten ja," unterbrach sich die Greisin jetzt und eilte freudig zu dem weit offeueg Portal der Anlagen. Wirklich rollte soeben ein elegantes Gefährt die Chaussee entlang und bog gleich darauf in die Auffahrt der Rampe. „Fräulein Main" — „Lieber Leo!" klang I es nun von zwei Paar Lippen. Dann hielt der Landauer und Leo v. Grön sprang heraus. Während ihm, sein älterer Bruder folgte, faßte er die Hände der alten Dame und drückte sie mit Sohneszärtlichkeit an die Lippen. „Wie wohl Sie aussehen, Fräulein Main!" rief oer stattliche Offizier darauf. „Aber Horst sagte mir ja auch bereits unterwegs, daß Ihnen der vorjährige Aufenthalt an der Nordsee ganz vorzüglich bekommen sei. Mein Gott, wie er holungsbedürftig hatte Sie damals die Pflege Onkel Milderns gemacht und die unserer armen Mutter, die während der Beisetzung des Ver blichenen erkrankte und ihm schon nach vierzehn Tagen in das Jenseits folgte. Beide Patienten waren nicht leicht zu behandeln und bedurften außerdem anstrengender Nachtwachen." „Aufreibender," verbesserte Horst. Nach einem langen dankbaren Blick in die edlen Züge der Greisin aber setzte der Herrschastsbesitzer mit dem milden, vom blonden Vollbart umrahmten Ge sicht hinzu: „Und doch scheinen mir all die aufopfernden Dienste, welche Charlotte dem unbändigen Sonderling und später auch unserer Mutter geleistet, ein Kinderspiel, wenn ich daran denke, mit welcher Konsequenz sie es verstand, einen unsichtbaren Pantoffel über dem alten Onkel zu schwingen, zugunsten der natürlichen Erben des Mildernschen Reichtums. — Wie oft war ich Zeuge, wenn dir alte Herr die Ge richtsdeputation zur Aufnahme seines' letzten Willens nach Groditten holen lassen wollte und die Edle, Gerechte stets von neuem Gründe anzugeben wußte, um die. Ausführung dieser Absicht des Sonderlings hstMszüschreden. O, und das tat sie, trotzdem ihr ganz genau be kannt war, daß Onkel Mildern nicht bloß für das Phantasiegebilde seiner amerikanischen Stif tung sparte, sondern auch fest gewillt war, sie selbst reich zu machen und . . ." Wiederholt hatte das alte Fräulein in zwischen versucht, die Lobrede Horsts zu unter brechen. Was Charlotten aber bis jetzt nicht gelungen, ward ihr nun endlich möglich, wo fie, liebevoll die Schulter des Dankbaren klopfend, sagte: ' „Ich bitte dich, laß das, Horst. In meiner Handlungsweise birgt sich auch ein gewisser Egoismus, wie wenig eS auch den Anschein danach hat." Und ohne die beiden jungen Männer zu Worte kommen zu lassen, setzte fie ernst hinzu: „Ich wollte mir gewisse Rechte auf euch erwerben, den Platz befestigen, den ich im Herzen „meiner Jungen" einnahm, und mir noch einen andern dazu sichern, den in Fannys schöner Seele. Dazu kommt noch, daß ich ganz genau wußte, mir Reibt das Heim hier; auch wenn ich dem Mildeütschen (Äbe entsagte, würde ich nach wie vor hier sorgenlos meine Tage verbringen." „Das sollen Sie, bei Gott, das sollen Sie!" riefen die Brüder. Dann aber legte Leo den Arm Charlottes in den seinen und führte sie in das Haus. - Im Vestibül angekommen, meinte' der junge Offizier jedoch : „Vorerst gestatten Sie mir aber wohl, Verehrteste, meine Zimmer aufzu suchen, um mich vom Reisestaub zu reinigen und meinen äußeren Menschen zu restaurieren. Ich brauche nicht viel Zeit dazu, Fräulein Main." E -u (Fortsetzung folgt.)