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politische Kunäsekau. Der russisch-japanische Krieg. *Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz sind nur dürftig. Die japanische zweite Armee, die den Sieg bei Kintschou mit ungeheuren Opfern erkauft hat, ist inzwischen der Festung Port Arthur wieder ein gutes Stück näher gerückt. Die Russen haben mehrere Stellungen ohne Kampf geräumt, u. a. auch die Hafenstädte Talienwan und Dalny. *RussischeJnfanterie griff zwischen dem Ialn und Fö n g w a n gts ch en g die Truppen des Generals Kuroki an, wurde aber zurückgeschlagen. * Nördlich vom Iain ist der Krieg einstweilen fast vollständig zum Stillstand gekommen, denn die kleinen Vorposten gefechte, die fast täglich zwischen Abteilungen der ersten japanischen Armee und den Truppen Kuropatkins stattfinden, find von keiner ent scheidenden Bedeutung für den Verlauf des Feldzuges. Wie dem ,Reuterschen Bureau' aus Mukden gemeldet wird, behelligen die Russen die Nachhut der Japaner, was das Einstellen des Vorrückens seitens der letzteren erkläre. *Zur Lage in Korea berichtet der amerikanische Konsul in Dalny, der mis Fusan auf dem Uberlandwege in Söul eingetroffen ist, daß das Innere Koreas durchaus ruhig und friedlich sei; nirgends seien Zeichen vom Auftreten der Toughaks oder andrer Räuber zu sehen. Der Bau der Bahn von Fusan nach Söul nehme guten Fortgang und werde zum Jahresschluß beendet sein. Den Japanern ist es allerdings noch nicht gelungen, die Kosaken aus Korea zu vertreiben. So haben neuerdings nach einer ,Reuter'- Meldung aus Söul zwei russische Abteilungen einige Meilen von Pakschong die Telegraphen leitungen zerschnitten. * Die furchtbare Wirkung des japa nischen Pulvers, dessen Bereitung Ge heimnis sei, heben, wie ,Wolffs Bureau' aus Washington meldet, amtlich dort eiugetroffene telegraphische Berichte hervor. Die Explosion der mit diesem Pulver gefüllten Geschosse setzte die amerikanischen Attaches in Staunen. Die schwersten, panzerdurchschlagenden Geschosse, ob wohl sie nur eine kleine Ladung des Pulvers enthalten, zerplatzen in zahllose spitze Stücke, die mit solcher Gewalt in die Luft geschleudert werden, daß sie alles, was ihnen Widerstand leistet, zertrümmern. * Die letztejapanische Anleihe ist dreimal überzeichnet worden. » * » Deutschland. *Der Kaiser nahm am Dienstag aus dem Tempelhofer Felde bei Berlin die Parade über das Gardekorps ab. * Der nunmehrige Großherzog von Mecklen- burg-Strelitz Adolf Friedrich ist Montag vormittag von Potsdam in Neustrelitz einge- troffen. Die Leiche des Großherzogs ist ein balsamiert worden und wird vorläufig im Schlöffe aufbewahrt, wo abends Familienandacht stattsand. Später wird die Leiche in der Schloßkirche aufgebahrt werden. — über die Ursache des Todes des Großherzogs Friedrich Wilhelm wird noch bekannt, daß zu dem Blasenleiden des Großherzogs eine Lungenent zündung mit heftigem Fieber hinzugetreten war. * Als Gesamtschiffsbestand unsrer Kriegsmarine werden zurzeit in den Listen geführt: 21 Linienschiffe, 8 Küstenpanzerschiffe, 12 Panzerkanonenboote, 10 große, 29 kleine Kreuzer, 7 Kanonenboote, 15 Schul-, 9 Spezial und 9 Hafenschiffe. Von diesen Schiffen bilden 8 Linienschiffe als 1. Geschwader, 4 Küsten panzerschiffe als 2. Geschwader, 2 große, 6 kleine Kreuzer als Aufklärungsschiffe die aktive Schlachtflotte unter Admiral v. Köster. * In Okowakuatjiwi griff eine Herero- Lande die Heliographenstation an, wurde aber zurückgeschlagenund ließ vier Tote liegen. (Okowakuatjiwi liegt am Fuße der Konjati- Berge, etwa auf dem halben Wege zwischen Karibik und Ouijo, 110 Kilometer südwestlich von Waterberg.) *Von den in Swakopmund gelandeten 350 Pferden find leider 310 durchgegangen. Die Tiere haben „in ihrer Freude, endlich den Schiffstransport überstanden zu haben" und bei dem Mangel an absolut sicheren Ställen für so viele plötzlich anwesende Tiere, die Freiheit der Einsperrung vorzogen. Sie find einfach durch gebrannt. Ob sie alle wieder eingefangen wer den können, steht dahin. Die Sache bleibt unter allen Umständen bedauerlich. Frankreich. *Jn der Deputiertenkammer brachte der Sozialist Dejeante einen Antrag ein, dahin gehend, daß das Gesetz von 1873, durch welches Frankreich dem heiligen Herzen Jesu geweiht wurde, abgeschafft werde. Balkanstaaten. *Tie Entlassung der seit der Be wegung in Mazedonien im Bezirk Adrianopel mobilen Landwehr-Bataillone (im zweiten Korpsbercich 20 und im dritten Koips- bereich 76, zusammen 96) wurde schon wieder holt im Ministerrate erwogen und es war auch eine allmähliche Entlassung beschlossen. Die Durchführung hat sich jedoch bisher verzögert, was türkischerseits damit begründet wird, daß die nötigen Beträge zur Auszahlung der Soldrück ständ e vorläufig f e h l t e n. Der eigentliche und Hauptgrund scheint jedoch ein politischer zu sein: man ist, trotzdem inzwischen das Banden-Unwesen beinahe vollkommen auf gehört hat, die Reformaktion fortschreitet und Vas neue GrossberLogspaar von Mcklenburg-StreUtL. Großherzog Adolf Friedrich. Der neue Landesherr von Mccklenburg-Slrelitz Großherzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Streich wurde am 22. Juli 1848 geboren. Er steht als preußischer General der Kavallerie L la suite des zweiten Pommerschen Ulauen-Regiments. Seine Gemahlin Elisabeth ist eine geborene Prinzessin von Anhalt. Der Ehe entstammen zwei Töchter und Großherzogin Elisabeth. zwei Söhne. Die älteste Tochter Marie ist mit dem päpstlichen Grafen Jametel und die zweite Jutta mit dem Erbprinzen Danilo von Montenegro ver mählt. Von den beiden Söhnen ist der ältere, Herzog Adolf Friedrich, am 17. Juni 1882, der jüngere, Herzog Karl Borwin, am 10. Oktober 1888 geboren. Justizminister Vallö nahm die Dringlichkeit des Antrages an, der das Haus mit 308 gegen 231 Stimmen zustimmte. Der Antrag wurde darauf der Kommission für den Entwurf über die Trennung der Kirche vom Staate überwiesen. England. *Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England mit ein jähriger Dienstzeit hat die königliche Kom mission über Miliz- und Freiwilligen-Organi- sation als Ergebnis ihrer Beratungen empfohlen. Der Bericht err^t in England großes Aufsehen, ob er aber praktische Folgen haben wird, steht noch sehr dahin. Belgien. *Als endgültiges tÄgebnis der belgischen Wahlen am Sonntag teilt ,Wolffs Bureau' aus Brüssel mit, daß die Mehrheit der Katholiken in der Kammer 20 Stimmen, statt der bisherigen Mehrheit von 26 Stimmen beträgt. Im Senate betrug die alte katholische Mehrheit 16 Stimmen, die neue beläuft sich auf 11 Stimmen. Ruhland. * Wie die Zeitschrift ,Asien', das Organ der Deutsch Asiatischen Gesellschaft, mitteilt, nimmt der zum Kriegsschauplatz in Ostafien komman dierte Major Runkel ein ziemlich umfangreiches Handschreiben des Kaisers an den Oberkommandierenden Kuropatkin mit. In Berliner hohen militärischen Kreisen wird das außerordentlich lebhafte Interesse sehr be merkt, das der Kaiser an den militärischen Vorgängen im fernen Osten nimmt. Der Monarch läßt sich zweimal täglich über den Krieg berichten, was unter Vorlegung von Skizzen, die vom Gencralsiab cingesordert werden, geschieht. auch durch das Übereinkommen mit Bulgarien gewisse Bürgschaften für die Aufrechterhaltung der Ruhe geschaffen wurden, türkischerseits noch nicht völlig beruhigt und scheint entschlossen zu sein, die bisherige militärische Bereitschaft noch weiter aufrecht zu erhalten. *Nach amtlichen Angaben find bisher 6000 Flüchtlinge nach Mazedonienzurück gekehrt, darunter 1000 in das Wilajet Adrianopel. Die bulgarische Regierung ist mit dem Gange der Rückkehr, die, wenn auch lang sam, doch stetig fortschreitet, im ganzen zu frieden, da die türkischen Behörden bei Über nahme von Flüchtlingen guten Willen zeigen. * Fürst Nikita von Montenegro veröffentlicht im Mas Crnagorca' in Cettinje einen Artikel, worin er anknüpfend an die Zu sammenkunft zwischen dem König Peter und dem Fürsten Ferdinand die Annäherung zwischen Serbien und Bulgarien aufs herzlichste begrüßt und die endliche Bildung eines slawischen Balkanbundes unter dem Schutze Ruß lands für notwendig erklärt. Asten. * In Tibet haben die Engländer etwas Luft bekommen; die Tibetaner haben einfältiger weise ihre Truppen, die den eingedrungenen Feinden die Verbindung mit Indien abschneiden sollten, zurückgezogen. Von äen Hereros. Daß die Hereros in der Kriegskunst nicht unerfahren find, haben vielfach die Mitteilungen von Kriegsteilnehmern erkennen lassen. Einen neuen Beweis dafür liefert das Militär- Wochenblatt' in einem Bericht über das Geiecht bei Otjihinamaparero am 25. Februar. Die Werft bei Otjihinamaparero, zu deutsch: M« gehört der Platz?", liegt an einer WasserM Auf den felsigen Höhenrändern am Oftuier d» Omaruru-Betteshatten dieHereros ihre StellE Sie hatten in den Felsen schußstchere G>M und kleine Schießlöcher eingerichtet, das SE seid war freigemacht, die gangbaren SteM des Talrandes waren durch Astverhaue ge sperrt, die ganze Stellung also in vortrefflM und überlegter Weise vorbereitet. SeM nach seiner Ankunft ließ Major v. Estorfs diese Stellung des Feindes unter Feuer nehmen- Nach längerem Kampfe entstand über Mittag unter der Wirkung der immer drückender werdenden Hitze eine lange GefechtsPE- Major v. Estorfs bereitete nm diese Zeit BcM vor, nach denen die Entscheidung am Nbem durch einen Sturm gegen die WasseiM herbeigeführt werden sollte. Die an Zahl M« überlegenen Hereros hatten währenddessen ihrs" rechten Flügel immer mehr verstärkt und dre Front bis auf etwa vier Kilometer verlängw- Schließlich gingen sie selbst zum umfassenden Angriff gegen den schwachen linken deutB" Flügel vor. Die Lage gestaltete sich den äußerst bedrohlich. Major v. Estorfs »'M davon unterrichtet und hatte der GefaKr ent sprechend gehandelt. Um 1,30 nachmittags M Befehl an Hauptmann Franke, dis genommene Stellung mit zwei Zügen zu halten, die beiden andern aus dem Feuer zu ziehen und m» ihnen zur Werft zu eilen. Hauptmann Franst führte diesen schwierigen Auftrag so schnell und glücklich als möglich aus. Oberleutnant Hanne mann erhielt den Beseh! über die beiden M rückeilenden Züge. Er ging im Galopp umi der Werft und auf Anordnung des Majors v. Estorfs gleich nördlich davon vorbei weiter auf den äußersten linken Flügel vor. Haupt mann Franke selbst begleitete diesen Teil seiner Kompanie. Er kam gerade recht, um den rechten Flügel des Feindes in dem AugenW zu umfassen, in dem er den linken Flügel der Kompanie Schönau aufznrollen im Begriff wai- Dcr überraschte Gegner hielt dem Angriff der Halbkompanie Hannemann nicht stand, sondern eilte in seine alte Stellung zurück. D« schwere Gefahr war glücklich abgewendet. Der Abend nahte heran. An der Wasserstelle, M die Felsenwand eine Lücke zeigte, war der schwache Punkt des Feindes. Gegen ihn M Sturmangriff vorzugehen, befahl Major v. Eston um 5,30 nachmittags. Er bestimmte hierzu dir Kompanie Franke mit ihrer Artillerie, die Ä' teilung Buttlar und das Maschinengeschütz; da^ Feldgeschütz unter Oberleutnant Sixt v. Armin sollte mit den letzten fünf Schrapnells d>c Felsen an der Einbruchstelle beschießen. Willis schickten sich die durch Hitze und Durst M Tode ermatteten Leute zu dieser letzten schweren Arbeit an. Es zeigte sich, daß der AM durch den zehnstündigen Kampf erschüttert wart er schoß gegen die untergehende Sonne; M Schüsse gingen zu hoch. Um 6 Uhr hatte Hauptmann Franke die Felsen an der Waffel' stelle erstürmt. Die herabsinkende Nacht machst aber eine weitere Verfolgung unmöglich. Die Zahl der am Gefecht beteiligten Hereros ließ sich schwer schätzen. Es mochten 800 bis 1000 Mann gewesen sein. Sie waren großenteils mit Gewehren 88, daneben "« Gewehren 71 und Henry - Martini - Gewehre" bewaffnet. Ihr Feuer war ruhig und znm Teil wohlgezielt. Sie hielten sparsam «« der Munition Haus und feuerten nur lcbhaw wenn sich dankbare Ziele boten. Sie selbst zeigten nur Kopfziele, und wo sie mit rauch' starkem Pulver schossen, wechselten sie nach jedem Schuß blitzschnell die Feuerstellung. Die Wahl und Einrichtung ihrer Stellung, M' besondere der Vorstoß auf ihrem rechten Flügel, bewiesen, daß man es mit einem auch takM gewandten und achtenswerten Gegner zu W" hatte. Es war kein Kleines, in langem, Heists Ringen über diesen an Zahl so weit über' legenen Gegner zu siegen. Der Umsicht Tatkraft des Führers, Majors v. Estorfs, aller Offiziere, insbesondere des erprobst« Chefs der 2. Feldkompanie, Hauptmanns Franst- und der gleichwertigen Ausdauer der wackere» Reiter ist es zu danken, daß am Abend der Siegesruf ertönen konnte: „Uns gehört derPlastl Ji Vie Mläernleben 6rben. 27) Roman von M- Brandrup. (Fortsetzung.) Aber als Leo hernach mit der vollen Innigkeit seines starken männlichen Emp findens Fanny an sich zog und fragte: „Aber nicht wahr, jetzt — nun uns nicht mehr elende Armut trennt, willst du mir gehören für Zeit und Ewigkeit?" riß fie sich mit einem Schrei, den er me zu vergessen vermochte, aus fernen Armm und rief mit dem ergreifenden Blick eines zu Tode getroffenen Rehs: „Es ist unmöglich, Leo, ganz unmöglich!" „So trägst du mir mit Weibestrotz nach, daß ich dir damals — vor Jahren — nicht meine Stellung opferte, Mutter und Bruder zugrunde richtete, um glücklich an deiner Seite zu sein?" „Leo, solche Beurteilung verdiene ich nicht I" rief fie vorwurfsvoll. „Das also ist es nicht, was dich so ab lehnend macht?! ----- Dann habe ich also — deine Liebe verloren. — Sprich," stieß er nun mit voller Leidenschaft hervor: „Ist es so? Bin ich dir gleichgültig geworden?" „Nein I Bei allem, was mir heilig ist, nein! Und trotzdem —" Er ließ fie nicht ausreden. Mit einem Jubellaut zog er fie von neuem an sich. „Es gibt kein Trotzdem, wenn du mich nur noch liebst, mein Weib — mein Glück!" Sie vermochte es nicht zu hindern, daß seine Lippen die ihren mit Küssen bedeckten... Gerade in diesem Moment aber ward die Tür geöffnet und Ada flog in das Gemach. „Mama, um Gotteswillen!" rief das reizende junge Wesen jedoch voll Entsetzen, als seine Blicke auf die Gruppe der beiden Liebenden fielen. Fanny glaubte in die Erde finken zu müssen. Schamhaft erglühend löste fie die die schlanke Gestalt von der Brust des Leutnants. Dieser schaute indessen lächelnd zu Ada hinüber: „Sie kommen gerade in der rechten Minute, liebes Fräulein, um als Erste ein neuverlobtes Paar zn beglückwünschen!" „Ein neuverlobtes Paar? — Willst du meinem Vater einen Nachfolger geben, Mama?" rief das junge Mädchen, an die Stiefmutter ge wendet. Fanny bedeckte das Gesicht mit den Händen. An ihrer Stelle aber antwortete Leo. „Aber einen, dem auch Sie bald Ihr volles Vertrauen schenken werden. Tun Sie es schon jetzt," setzte er dann bittend hinzu, mit heißer Zärtlichkeit auf die erschütterte Geliebte neben fich blickend. „Und vor allem finden Sie sich vorurteilsfrei in die Tatsache, daß Ihre Mutter fich zu einer zweiten Heirat entschließt, denn sonst versetzen Sie die Seele derselben in Kon flikte, die ihr, statt ihr bräutliche Befriedigung zu bringen, nur die innere Rühe rauben. Das wäre nicht recht von Ihnen nach allem, was meine Braut während ihrer Ehe und der daraus folgenden Witwenschaft durchgemacht hat." Ada v. Hagel senkte das blonde Köpfchen. Aus dem süßen Gesicht aber sprach es deutlich, wie fie mit fich rang. Nur eine Minute jedoch, dann hob fie die Stirn wieder und entgegnete, wenn auch mit vibrierender Stimme: „In der Tat, das wäre nicht recht!" Sich die feucht gewordenen Augen wischend, reichte fie gleich darauf ihrem künftigen Stief vater die Hand. „Seien Sie mir als Ver lobter Mamas gegrüßt," sagte fie dabei, „und seien Sie versichert, daß ich mich bemühen werde, den zweiten Vater in Ihnen zu ehren und zu lieben, wenn ich im Moment auch noch gar nicht weiß, wer Sie eigentlich find und welchen Namen Sie tragen obgleich mir ist," fuhr der kleine rote Mund fort, „als ob ich Sie irgendwo im Leben schon einmal, wenn auch nur ganz flüchtig gesehen hätte." „Da hast du recht, Kind," sagte Fanny jetzt, indem fie sich mit Gewalt zur Ruhe zwang. Vielleicht dachte sie auch: „Weshalb kann ich mich nicht wenigstens für Stunden den Wün schen des teuren Mannes anpassen? Für Stunden! denn morgen muß ja doch alles wieder zusammenbrechen, was Leo heute auf zubauen meint. Muß!" hätte sie in über menschlichem Weh rufen mögen. Aber fie wollte sich beherrschen, für diesen einen Nachmittag vergessen, daß Geschehnisse hinter ihr lagen, die es ihrer Ansicht nach ganz unmöglich machten, daß sie die Braut, die Gemahlin eines Offiziers sein konnte. „Da hast du recht, Kind," wieder holte fie, „und zwar war das an dem Tage, an welchem wir in Hohenburg zur Feier meiner Verlobung mit deinem Vater eine kleine Aus fahrt machten. Schon damals hörtest du übrigens den Namen meines nunmehrigen Ver lobten," beendete fie mit gesenkten Augen ihre Rede. „O!" rief Ada nun aber in sichtlich ange nehmer Überraschung, „also Leo von Grön, de» die Groditter heute früh erwarteten, und dc» ich nur nicht erkannte, weil der Herr Zivil an gelegt hat! In Uniform hätten Sie mich NM in die Irre führen können," sagte fie darauf N dem Leutnant, „denn auch Ihr Bild sah ich im Herrenhaus draußen." . „Wo mein Bruder jetzt als Gebieter schaltet' setzte Leo hinzu, indem er mit eigenem Lächln in die unschuldigen Kinderaugen des junge« Mädchens blickte. über das reizende Gesichtchen desselben M glühendes Rot. In grenzenloser Verlegers entzog Ada jetzt auch dem Offizier die Ha« und war im Nu aus dem Gemach. „So ist es recht," sagte Leo, als sich Tür hinter der Kleinen geschlossen, indem er an Fanny wandte. „Wie soll ich dich verstehen?" . „Das fragst du, Geliebte? - Nun. °a» Benehmen deines Liliputchens zeigt mir demuw- daß es ebenso verschossen in Horst ist, wie selbst in das anmutige junge Ding. Eine u nähme die . . ." „ „ Er kam nicht weiter. Von neuem öffne fich nämlich die Tür. Diesmal, aber war e» Frau Erna, die aufgeputzt wie eine Puppe das Gemach rauschte. „Was sehe ich? Herr von Grön? rief ü - fich leicht verneigend, während fich der unv kennbare Ausdruck deS Unmuts über ihre ö«S l^Jch wußte nicht, daß du Besuch hatO wandte sie sich dann an die Nichte, „und durchaus nicht stören."