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Geschmack mehr; die Menschen wurden schwacher, kränklicher, unwissender, plumper und ungeschickter. Saladin und die Christenmutter. In den Zeiten der Kreuzzüge hatte sich einestrei- sende Horde sarazenischer Krieger den Zelten der Ehrten genaht, und auf Plünderung ausgehend unter anderer Deute sich eines ^monatlichen Säug lings bemächtiget. Der Räuber brachte seinen Raub dem Sultan. Dieser, wie er in solchen Fällen ge wohnt war, schenkte ihm seinen Raub zum Eigen- thum. Die verzweifelnde Mutter, nachdem sie die ganze Nacht in Thränen zugebracht haue, wird von einigen Anführern im Lager, den sie ihren Schmerz klagte, aufgemuntert, im Vertrauen auf Saladins Menschenfreudlichkeit, selbst vor ihn zu gehen und ihn um Auslieferung ihres Kindes zu bitten. Der edelmüthige Sultan, durch feine Mil de so berühmt, werde gewis; einer verzweiflungs vollen Mutter eine solche Ditte nicht versagen. Sie fast sich cin Herz, dringt tu das Lager der Feinde. Ihre Thränen, ihr Wehklagen, ihr Häudermgen rühren die Sarazenen, und verständigt von ihrem Vorhaben, bringen sie das jammernde Weib zu den Füßen des Sultans. Er faß eben zu Pferde, zu einem Ausritt bereit; Bohadin, der Erzähler dieser rührenden Geschichte, und viele andere Be gleiter in seinem Gefolge. Als Saladin die Ur sache der Ankunft des fremden Weibes durch den Dolmetscher vernimmt, schon durch das überra schende Schauspiel bewegt, als er den Kampf sieht, der zwischen schmerzlicher Furcht und freudiger Hof- nung und Sala-dins Güte getheilten Mutter, als ihre Bitten, die ganze Beredsamkeit ihres so em pfindlich angegriffenen Herzens, verstanden von ihm auch ohne die fremden ihm unbekannten Tone, worin sie sich kund giebt, sein Ohr und Herz treffen, und sie im Staube sich vor ihm wälzt kann er selbst sich Nicht halten : Thränen brechen ihm aus den Augen; sofort bestehlt er, den Knaben herbei zu Unglücklicher Weise hatte der Räuber ihn schon auf dem Markte verkauft. Welche Angst, welche neue Verzweiflung für die getäuschte Mutter! Aber Sa ladin ruht nicht. „ Man soll den Käufer anfsu« chen, um jeden Preis das Kmd zurückkaufen und der trostlosen Mutter sogleich es einhändigen. " Ec selbst verläßt den Platz nicht, verläßt die Mutter nicht, bis er den Ausgang der gebotenen Nachfor schung erfährt. Endlich nach vielem Forschen wird der Knabe aufgefunden, gelöst, der Mutter ge bracht. Unter einer Fluch von Thränen empfängt sic ihn, drückt sie ihn an ihr Herz, und im Ange sichte der zu Thränen gerührten Menge der saraze nischen Krieger reicht sie ihm jetzt die Brust. So gleich bestehlt Saladin, sie mit ihrem Kleinen auf cin Pferd zu setzen und ins Lager der Christen zu- rückzusühren. Weiblicher Schmuck. Die Würde einer Frau besteht in einer edlen Denkart, in zarten Gefühlen und in einer mora, Usch guten Handlungsweise. Ern Verspiel von ach ter wclbtlcher Würde liefert die Romerm Corne lia, die Tochter Sclpro's und die Mutter der Gracchen. Ernst erhielt sie von einer vornehmen Dame aus Campamen einen Bestich, welche mit allem werblichen Gepränge erschien; ihre Person zierte dec kostbarste Schmuck, den kleine Seelen für so wünschenswert!) halten. Während der Unterhal tung fragte sie Cornelten, womit sie sich zu schmücken pflege und wonn ihre Kostbarkeiten beständen ? Cor nelia holte ihre Kinder und sagte: „dies ist Niern Schmuck und mein Reichthum !" — D e n k s p r u ch. Nicht im Buche lebe der Gelehrte, sondern im freien thätigen Leven. Da zeige er sich!