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63 84 Und eben diese Register dienen als der beste De« weis für die Evidenz meiner Behauptung, als Re sultat langjähriger Beobachtungen: Daß Einhundert Bürger, welche sich nicht allein gehörig zu nähren, sondern auch bei Fleiß und Wirklichkeit einen Nothpfennig für unvor- herzufehende Zufalle und das kraftlosere Alter zu rück zu legen, und dadurch ihrer Pflicht in pünkt licher Entrichtung der Landesherrlichen Steuern und städtischen Gefälle Gnüge zu leisten im Stande sind, dem Staate weit mehr wahren Nutzen ge währen, als Dreihundert derselben, welche Wegen Ucberhäufung der Meisterzahl ihres Hand werks nicht einmal genügsame Arbeit für die eigne Hand finden können, und, trotz aller Anstrengun gen, Steuer-Ne stauten sind und blei ben müssen, an einen Nothpfenuig aber gar nicht gedenken können, und daher bei Perioden, wie die zeitherige, dem Vakcrlande eine wahre Last sind. Za noch mehr. Der durch seine klassischen Schrif ten, besonders aber durch das allgemeine als Mei sterwertanerkannte Buch über den Geldumlauf, sich verewigt gemacht habende Büsch, hat in eben die sem Werke folgende treffliche Stelle: „Es ist dem ersten Zwecke der Staatswirthfchaft entgegen, den Menschen, die dem Staate nur dann nützlich wer den, wenn sie ihr Auskommen erworben haben, die Erwerbung dieses Auskommens zu erschweren." Und sollte diese treffliche Stelle nicht auch auf die Erzgebirger im vollen Sinne des WortS anzuwen- den seyn? — Kurze Rekapitulation des Ganzen. Durch die vorstehenden Beweisgründe glaube ich denn nun hinlänglich dargethan zu haben, daß das zeitherige Elend der Erzgebirger sich hauptsäch lich ans felgenden drei Ursachen herleite: ! 2) Aus dem durch die Rauhigkeit deS Clt- mr s und die nicht genügende Fruchtbarkeit deS Bo dens entstehenden Mangel an Lebensmitteln durch eigne Erzeugung, und der auf schwankendem Grun de stehenden Zufuhr aus dem Auslände; so wie gleichfalls b) der von Jahr zu Jahr sich erhöhende, für die Armen, als die entschiedenste Mehrzahl der Be völkerung des Kreises, fast gar nicht aufzubrmgen mögliche Preis deS Brennholzes in dem sonst Ue- berfluß daran besitzenden Gebirge, um so mehr un ter die vorzüglichen Elends-Ursachen zu zählen ist; da der gewöhnliche Winter auf Fünf Mo nate gerechnet wird, sonst aber auch noch vor - und nachher wenigstens Vier Monate hindurch täglich zweimal, auf den höchsten Punkten des Gebir ges aber, z. D. in Wiesenthal, Zohanngcorgen, stadt:c., das ganze Jahr hindurch geheizt werden muß, welches um so wahrscheinlicher wird, wenn man die Lage dieser Städte, circa zooo Pa riser Fuß über der Meeresfläche, erwägt. Es ist daher der aus Unvermögen eintretende Mangel an diesem unentbehrlichen Lebensbedürfniß nicht allein den betreffenden Calamitosen sehr fühlbar, und ihre Subsistenz äußerst erschwerend, sondern es leiden auch die Manufakturen selbst sehr wesentlich darun ter, indem die Armen, wenn sie die seit 10—15 Jahren beinahe auf das Doppelte gestiegenen ge wöhnlichen Holzpreise aufzubrin^en nicht vermögend sind, ihre Werkstühle oder Klöppelsäcke periodisch stehen lassen müssen; da diese Arbeiten sich durch aus nicht mit erstarrten Fingern verrichten lassen; oder gezwungen sind, aus dem Walde Holz zu ho len, was aber nur zu leicht in Forst' Verwüst .ug ausartet. Ob endlich nicht auch noch das jetzt so häufige Ausschlagen der Hölzer, wovon ziemlich in allen Wäldern des Erzgebirges augenscheinliche Be weise vorhanden sind, wären es auch nur leere Holz- räume, wo ehedem keine waren, ebenfalls stark dazu mitwirke, und deshalb für die Zukunft äußerst schädlich werden dürfte: dieses zu erörtern, scy andern fach- und lekalkundigen Patrioten über lassen.