Volltext Seite (XML)
11550 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 228, 30. September 1912. Zur Einführung des Haushaltungsunicrrichts iu de» Lehrplan der Pflichtfortbildungsschule für weibliche Angestellte hat der Zentralausschuß Berliner kaufmännischer, gewerblicher und indu strieller Vereine Stellung genommen. Der Zentralausschuß hat die Absicht des Magistrats prinzipiell mit überwältigender Mehrheit gutgeheißen und unbeschadet der Opfer, die damit den Arbeitgebern auferlegt werben, als höchst erfreulich begrüßt. Er hat jedoch beschlossen, im Interesse der kaufmännischen Ausbildung der weiblichen Angestellten einerseits, der hauswirt- schastlichen Ausbildung andrerseits zu beantragen, daß der hauswirt- schastliche Unterricht nicht, wie von den, Magistrat vorgeschlagen, während der dreijährigen Schulzeit IV- Stunden wöchentlich er teilt, sondern an den Schluß der Schulzeit, und zwar ans bas letzte Halbjahr verlegt werde. Während dieses letzten Halbjahres soll alsdann ausschließlich hauswirtschaftlichcr Unterricht erteilt werden. Damit wären die ersten 2s4 Jahre dem fachwirtschast- lichen Unterricht reserviert. Dieser Beschluß wurde von den im Zentralausschuß vertretenen 109 wirtschaftlichen Vereinen und Verbänden einstimmig gefaßt. Personalnachrichten. Jubiläum. — Am 1. Oktober kann die angesehene Musikalien handlung F. E. C. Lenckart's Sortiment sMarti» Sanders in Leipzig das Jubiläum ihres 25jährigen Bestehens gleichzeitig mit dem Jubiläum der 25jährigcn Selbständigkeit ihres Inhabers Herrn MartinSan der feiern. Die Firma ist aus kleinen Anfängen zu schöner Blüte erwachsen und genießt namentlich als Lieferantin der deutschen Chorvereine im In- und Auslände guten Nus und großes Ansehen. Diese Stellung verdankt sie in erster Linie dem unermüdlichen Fleiß und der großen Energie ihres Besitzers. Der Firma und ihrem rührigen Chef, der auch Mitbesitzer des Verlages unter der gleichen Firma ist, wünschen wir auch fernerhin ein ersprießliches Gedeihen und eine erfolgreiche Tätigkeit. -llljährigc Tätigkeit iu einem Geschäft. — Am 1. Oktober kann Herr Theodor Busse auf eine 40jährige ununterbrochene Tätig keit in der angesehenen Verlagsbuchhandlung Hermann Gcscnins Verlag in Halle a. S. zurückblicke». Aus dem Feldzüge nach Frankreich, wo er die Okkupation noch mitgcmacht hatte, ii» Jahre 1872 zurückgekchrt, trat er in den genannten Verlag ein und hat sich durch Treue und Fleiß, reges Geschäftsinteresse und unerschütter liche Anhänglichkeit an Geschäft und Familie die Wertschätzung seiner Chefs, deren Familien und der Kollegen erworben. Möge ein gütiges Geschick dem Jubilar die Freude zuteil werden lasten, in 10 Jahren in Gesundheit und Kraft das goldene Arbeitsjubi läum zu feiern! Emil Dietrich f. — Der frühere Professor an der Berliner Technischen Hochschule Geh. Reg.-Rat E. Dietrich ist am 20. September auf seiner im Ostseebadc Misdroy gelegenen Besitzung im Alter von 88 Jahren gestorben. Er verfaßte u. a. aus Grund eines Preisausschreibens des Vereins zur Beförderung des Gewerbe fleißes eine preisgekrönte Arbeit über die »Baumaterialien der Steinstraßen« und ein Werk über »Asphaltstraßen«. Sprechsaal. Mißbrauch des Sortiments. <Vgl. Nr. 224 d. Bl.» Herr Richard Ehlert entschuldigt sein Verfahren damit, daß es angeblich andere und größere Verleger ebenso machen. Ich kann sagen, baß mir in meiner 20jährigen Praxis noch kein Fall vor gekommen ist, wo ein Verleger in so unverhohlener Weise seine Firma als alleinige Bezugsquelle angibt. Sollte Herr Ehlert das Gegenteil beweisen können, so würde er sich durch Namhaftmachung der betr. Firmen den Dank des Sortiments erwerben. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ein Verleger in den Prospekten, die er direkt an Private verschickt, seine Firma als Bezugsquelle nennt, obwohl in anderen Branchen auch dies nicht üblich ist, oder ob er dem Sortimenter zumutet, selbst seine Kunden auf den direkten Be zug vom Verleger oder gar von auswärtigen Versandgeschäften hin zuweisen. Es ist dies ungesähr dasselbe, als wenn ich den Büchern, die ich verkaufe, Empfehlungen anderer hiesiger Buchhandlungen beifügen wollte. Wenn Herr Ehlert glaubt, daß die Käufer doch wieder in dieselbe Buchhandlung zurllckkehren, dann war es doch zum mindesten sehr überflüssig, baß er seine Firma in so auf fallender Weise als alleinige Bezugsquelle nannte. Aber Herr Ehlert will dort ernten, wo der Sortimenter gesät hat. Wenn Herr Ehlert auf die Mithilfe des Sortiments angewiesen ist, bann soll er diesem nicht selbst Konkurrenz machen und nicht obendrein noch das Sortiment dazu mißbrauchen, daß es für sein Konkurrenzunter nehmen auch noch Reklame macht. Halbcrstadt. Rudolf Schön Herr. „Buchhandlung Jeremias Knüpfer." Seit einigen Jahren hat sich die Unsitte eingebürgert, Sorti menter-Firmen, die auf einen P e r s o n e n - Namen lauten, plötz lich dadurch zu ändern, das; ihnen das Wort Buchhandlung voran gesetzt wird. Nehmen wir einmal an — um niemandem wehe zu rnn —, es bestehe irgendwo in einer Großstadt unseres Vaterlandes die bnchhändlerische Firma Jeremias Knüpfer, die sich durch Rüh rigkeit und Schaufenster-Dekoration die Gunst der Verlegerwelt und des Publikums erworben hat. Nun kommt es vor, daß man dieser vortrefflichen Firma ein äußerst günstiges Sonder-Angebot machen und zu diesem Zwecke einen direkten Brief schreiben möchte. Dazu ist die genaue Adresse nötig, die man aber natürlich nicht aus wendig weiß. Man schlägt deshalb das Adreßbuch auf und sucht danach. Selbstverständlich unter K, wo die Firma immer gestanden hat. Doch zu seinem Erstaunen findet man sie dort nicht. Eben sowenig ist sie in der Liste des Verleger-Vereins unter den Firmen der betreffenden Großstadt, die mit einem K beginnen, zu finde». Sollte die Firma erloschen sein? Unmöglich davon hätte inan doch sicher etwas gelesen! Da, ein Gedanke! Sollte sie vielleicht..? Richtig! Eine neue »Buchhandlung«: Buchhandlung Jeremias Knüpfer. Jetzt das Adreßbuch wieder zur Hand und unter den hundert und mehr Buchhandlungen nachgcsncht. Ja, da steht's: Buchhandlung Jeremias Knüpfer. Das ist das Fatale dieser Angelegenheit, vom Standpunkt des Verlegers aus betrachtet. Nun kann man sie aber auch noch vom Standpunkt des guten Deutschen ans ansehen. Und da ist sie einem allerdings noch viel unsympathischer. Wenn Wustmann noch lebte, er würde solche unverbundene Wortzusammenstellung sicher mit unsanften Worten als »Wortgestammel« schelten und ver höhnen. Und mit Recht. Auf gut deutsch muß es entweder heißen: Jeremias Knüpfers Buchhandlung, oder Knüpfersche Buchhandlung, oder Buchhandlung von Jeremias Knüpfer (aber nicht als Firma). Schlechter ist es schon, wenn auch immerhin noch an gängig, zu sagen: Jeremias Knüpfer. Buchhandlung. Warum übrigens nicht: Jeremias Knüpfer, Buchhändler? Das wäre das Allerhübscheste. Buchhandlung Jeremias Knüpfer dagegen ist, wie gesagt, einfach eine Sprachdummheit. Es radebrecht doch bis jetzt, Gott sei Dank, auch noch niemand: Buchhandlung katholischer Schul verein, oder Buchhandlung Waisenhaus. Wer sich nun weder durch das, was ich vom Standpunkt des Verlegers, noch durch das, was ich voni Standpunkt des guten Deut schen aus gegen die »Buchhandlung Jeremias Knüpfer« gesagt habe, von der Nichtigkeit meiner Anschauung hat überzeugen lassen, den bitte ich, sich einmal auszumalen, daß diese Unsitte immer mehr um sich greift, und daß schließlich die noch übrigen Herren Sortimenter, aus Angst, das Publikum könne sonst vergessen, daß auch sie Bücher zu verkaufen haben, in ihre Firma auch als erstes das Wort Buchhandlung setzen. Man brauchte dann zwar Sortimentsbuch handlungen in unserm Adreßbuch nur noch unter B zu suchen, weiter wüßte ich aber keinen Vorteil davon. Anton Hase Leipzig. j. Fa.: Schmidt L Spring, Jugendfreund-Verlag. Verlorengegangene O.-M.-Remittenden. Von meinen O.-M.-Remittenden hat ein an die E. Schweizer- bart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele L vr. Sproesser, Stuttgart, gerichtetes Paket sein Ziel nicht erreicht. Ich bitte die Herren Kollegen um gefällige Mitteilung, ob event. noch weitere Pakete an diese Firma in Verlust geraten sind, da eine solche Feststellung von Bedeutung für die beteiligten Firmen sein dürfte. Halle, Ende September 1912. vr. Ferdinand Münter.