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scheint ihn durchdrungen zu haben. Es ist dem Künstler heiliger Ernst mit allem, was er schafft, gleichviel, ob eS eine schlichte schwarz auf weiß gezeichnete Umrahmung, eine Zeile Schrift, eine Aktstudie oder ein in Farben schwelgendes Tafelbild werden soll. Seine Jdealgestalten von Frauen und Engeln sind ohne Zweifel sämtlich gewissenhaft nach Modellen gezeichnet, das Körperhafte der Erscheinungen aber ist so weit zurückgehalten und ins Ätherische, Ideale aufgelöst, daß der Beschauer zum verstärkten Eindrücke des Innenlebens gelangt. Diesen erhöhten Genuß empfindet man noch reiner in den gezeichneten Entwürfen, Studien und Skizzen als in den meist mit bewunderns wertem Fleiße ausgeführten Gemälden auf Leinwand und Glas. Vier kolorierte Kartons mit symbolischen Frauengestalten sind für den berühmten Saal des Pallenberghauses in Köln zur Aus führung in Mosaik an einem Kamin bestimmt. Zahlreiche Feder zeichnungen für den Schmuck des Gedenkbuches »Maximin- und für Stephan Georges »Der siebente Ring- erweisen eine eminent reiche Phantasie in stilvoller Ausgestaltung ornamentaler und symbolischer Formen Textumrahmungen, Titelblätter in Schrift und Zierat vereinigen diese beiden Elemente zu einem organischen Ganzen so innig, daß man im Gesamtüberblick eine Grenze nicht wahrnimmt. Wenn in solchem Titelblatt die Schrift von mühe loser Lesbarkeit ist, dann haben wir das Ideal erreicht, das leider vielen Künstlern noch so sehr fern liegt. Die Federzeichnungen »Einsamer Garten aus einer italienischen Insel- und »Vorgarten am Meer auf einer italienischen Insel-, von denen das erstere leider noch Fragment ist, ferner eine Studie nach einem Oleander zweige, sind von einer Naturtreue und Feinheit der Technik, daß sie als Vorlagen zum Pflanzenzeichnen von unschätzbarem Werte sein würden. Viele der Zeichnungen und Skizzen sind Studien zu dem Hauptstück der Ausstellung, dem großen Glasgemälde (Triptychon) für das Sanctuarium einer Dame. Es ist von Lechter selbst auf GlaS auSgesührt, zusammengesetzt und unter seiner Aufsicht gebrannt. In dunklem Raum aufgehängt, von der Rückseite her beleuchtet, wirkt es in seiner glühenden Farbenpracht außer ordentlich. Das Mittelbild zeigt, umgeben von phantastischer Architektur, einen Brunnen, aus dessen rundem Becken Wasser strahlen herabrinnen. Das Feld zur Linken nimmt eine in Purpur gekleidete sitzende Frauengestalt ein, die in träumerischer Haltung, mit geschloffenen Augen den Klängen ihrer Harfe nachzusinnen scheint, die sie soeben gerührt hat. Boden und Wände sind bedeckt von einem Teppich tiefblauer Anemonen. Das Hauptbtld zur Rechten stellt eine weibliche Jdealgestalt dar, von deren Schulter bis zu den Knien herab ein kostbar mit edlen Steinen geschmücktes Band hängt; sie lehnt sich an eine andere Jdealgestalt in blau violettem Gewände. Wundervoll wirkt das Gold in den Gewölbe rippen der Architektur, die dem Ganzen des Triptychons zum Rahmen dient. Paul Hennig. Personalnachrichten. * Gestorben» am 4. April nach längerer Krankheit der Buchhandlungs markthelfer Herr Emil Dorn, ein treuer Mitarbeiter im Hause K. F. Koehler in Leipzig, dem er länger als vier undzwanzig Jahre seine bewährten Dienste geleistet hat. * Zur Ermordung drS Buchhändlers Arthur Siegler in Leipzig. (Vgl. Nr. 10, 11, 12 d. Bl.) — Unter dem dringenden Verdacht, an der Ermordung des Buchhändlers Arthur Gtegler mitbeteiligt zu sein, ist der 27 Jahre alte Buchdrucker Oswald Walter Schmidt, Leipzig-Reudnitz, verhaftet worden. Sprechsaal. (Ohne Verantwortung der Redaltton: jedoch unterliegen all« Ltnsendungen de« Bestimmungen über die Verwaltung der Börsenblatt».; R. E. King L Co., London, 6. Red Lion Square. (Vgl. Nr. 80 d. Bl.) Von zwei deutschen Antiquariaten empfingen wir weitere Mitteilungen über R. E. King L Co. in London. 6, Rsä I-ion Lquars, (auch 101, Uanovor öailäivAS, und 80, Obanosr^ Unno) die das ungünstige Urteil über diese Firma bestätigen. Als deren neue (I) Adresse war einem dieser beiden Antiquariate übrigens 4, blagls Ltrest, Uolboro, angegeben worden. Eine der beiden deutschen Firmen schreibt uns: (Red.) Die Firma R. E. King L Co. in London, 6 keä läon Squars, bestellte vor wenigen Wochen auch von uns antiquarische Werke. Auf unser Ersuchen um Voreinsendung des Betrages von L 8.4.6 erhielten wir einen Scheck über ^ 95.— (I), den wir als versehentlich erhalten zurückschickten. Bald darauf ging ein Scheck über den richtigen Betrag ein mit der Bitte, die Bücher nun aber ohne weitere Verzögerung abzusenden. Dieser Scheck wurde in London nicht bezahlt, da die Unterschrift gefälscht war. Mißtrauisch geworden, hatten wir für diesen Fall um tele graphische Benachrichtigung gebeten, so daß sich unser Hereinsall auf ein paar Mark Kosten beschränkte. Weiter empfingen wir folgende Mitteilung: (Red.) Die Ausführungen der Firma Adolf Weigel im Sprechsaal der Nr. 80 des Börsenblatts betreffend die Firma R. E. King L Co., London, 6, Usä I-ion 8qus.ro, geben mir Veranlassung, darauf hin zuweisen, daß die von mir vertretene Firma k. L. LivK L 6o., Inwitsä, Lriotsrs, Loolrbiuäors and kubiisbors, Uoaäov 8. 0., 106—110 ll'a.boras.ds 8trost, in keiner Weise mit der obengenannten Firma iden tisch ist. Auch mich beschäftigte vor nicht langer Zeit ein ähnlicher Fall, wie ihn die Firma Weigel jetzt zu verzeichnen hat; doch war ich vorsichtig genug, vorher bet meinen Kommittenten anzufragen. Von diesen wurde mir folgende Auskunft: Die Firma R. E. King L Co., ^Vdolsssls avä Liport Soolc- ssllsrs aucl IVbolssals Ltatioasrs, 80, Lüanoorz? Uavs, London L.6., ist in keiner Beziehung identisch mit unserer Firma. Sie hat jedoch wiederholt bei uns befreundeten Firmen größere Bezüge gemacht, was naturgemäß zu unliebsamen Verwechslungen führte, da die betreffenden Firmen die Aufträge immer nur in der Annahme auSgesührt hatten, daß diese von uns erteilt worden seien. Wir haben dann schließlich die Firma noch gerichtlich zwingen lassen, die Bezeichnung »xrintsr, bookdinäsr a. publisbsr- (unter dieser Bezeichnung manipulierte sie früher) aufzugeben, um nur einigermaßen vor den fortgesetzten Schädigungen, die uns seitens der Firma zugefügt wurden, geschützt zu sein. Wir bitten Sie, Ihren werten Geschäftsfreunden mitzu teilen, daß wir unsere sämtlichen Aufträge nur durch Ihre w. Firma erteilen. Hochachtungsvoll gez. R. E. King L Co., Limited. Ich kann nur bedauern, daß Herr Weigel nicht vorher Aus kunft bei mir eingeholt hat, wie dies von anderer Seite in ähn lichen Fällen bereits geschehen ist; er wäre dann sicher vor Schaden gewahrt geblieben. Leipzig, Marienplatz 2. Hermann Zieger. Falsch begründete Rücksendungen. Die Herren Kollegen vom Sortiment werden hierdurch dringend gebeten, mit allen Mitteln dem Unfug zu steuern, daß fortgesetzt Rückeinlösungs - Anfragen mit dem Vermerk ein- gehen -Falsch gesandt-, und daß diese Begründung in den aller meisten Fällen unwahr ist. Wir lassen unS stets die Unterlagen einsenden und haben zu unserem Bedauern in mindestens 7b Prozent der Fälle konstatieren müssen, daß nicht falsch ge liefert, sondern falsch bestellt war und daß der betreffende Lehr ling oder Gehilfe — wahrscheinlich um sich seinem Chef gegen über zu decken — die Angelegenheit so darzustellen versucht hat, als ob die Schuld auf seiten des Verlegers bezw. des ausliefernden Kommissionärs läge. Dieser Unfug ist leider weit verbreitet, die Betreffenden scheinen sich garntcht darüber klar zu sein, daß doch in solchen falschen Begründungen der Versuch einer Un gesetzlichkeit liegt, der nicht scharf genug verurteilt werden kann. Nachdem in der letzten Zeit eine ganze Reihe ähnlicher Fälle vor gekommen sind, traf heute auf unser Ersuchen um Einsendung der Unterlagen eine Mitteilung des betr. Chef« ein, daß der Gehilfe tatsächlich falsch bestellt habe, daß also der Fehler auf seiner Sette liege. Die Mitteilung enthält aber kein Wort darüber, daß der Gehilfe wegen des versuchten Betrugs scharf getadelt worden ist. Die betreffenden Beweisstücke haben der Redaktion deS Börsenblattes Vorgelegen. Dresden-Blasewttz, 4. April 1908. Bleyl L Kaemmerer.