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Allgemeiner Anzeiger : 16.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190403167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19040316
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19040316
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-16
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.03.1904
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Einen empfindlichen Verlust hat die Rhönfahrt erlitten, da einer der schönsten Punkte dem öffentlichen Verkehr ferner nicht mehr zu gänglich sein wird. Das Schloß Bieberstein ist für 120 000 Mk. vom deutschen Landes erziehungsheim Haubinda in Thüringen käuflich erworben worden. Es will im Rhönschloß eine Tochteranstalt errichten. Die Darmstädter Vergiftungsfälle. Der »Verein deutscher Konserven- und Präservenfabri- kanten" hat in seiner Versammlung in Frankfurt a. M. den Vcrgiftungsfall in der Alicekochschule in Darm stadt besprochen und behauptet, daß die Blechdosen in der Alicekochschule zu verschiedenen Zwecken ver wendet und unter anderem Fleischreste darin auf bewahrt wurden. Die auf diesen Fleischresten ge wachsenen Pilzkeime dürften die Ursache des Unglücks falles gewesen sein. Übrigens hat der Verein dieser Vermutung selbst die Bemerkung vorausgeschickt, „daß eine endgültige Aufklärung des Falles noch nicht vorliegt". Der Vorstand der Alicekochschule bestreitet, daß die Dosen jemals zu andern Zwecken gedient hätten. „Die bakteriologischen Untersuchungen", heißt es, „die von Geheimrat Gaffkh-Gießen und Dr. Landmann-Darmstadt geführt wurden, lassen die Entstehung eines Bazillus außer Zweifel, und Dr. Landmann, der die Ergebnisse seiner Unter suchungen am 8. März in Darmstadt öffentlich durch Wort und Bild darlegte, gab selbst nicht einmal vermutungsweise Andeutungen nach der oben er wähnten Richtung. Sobald die Untersuchung der Staatsanwaltschaft mitgeteilt wird, erfolgt von dieser Stelle aus das abschließende Urteil über den Unglücksfall. Dem irdischen Richter entzogen. Der wegen zahlreicher Eisenbahndiebstähle verhaftete Zugführer Böhning war vor einigen Tagen aus dem Gerichtsgefängnis in Herford ent wichen, doch konnte der Flüchtige bald darauf auf dem Bahnhof in Osnabrück wieder dingfest gemacht werden. Dort hat er sich nun in der Gefängniszelle erhängt. Böhning war über führt, seit Jahren die Effekten der Reisenden erbrochen und sie ihres Inhalts an Wertgegen ständen beraubt zu haben. Die verschwundene Schülerin des Seminars in Schleswig, Fräulein Noth aus Elmshorn, ist im Selkermoor, einer Bucht der Schlei, unweit der Stadt Schleswig, als Leiche gesunden worden. Fräulein Noth hatte sich während der Abgangsprüsung, nachdem eine kleine Durchstecherei entdeckt worden war, ent fernt und war seitdem verschwunden. Ein Irrsinniger in der Straßenbahn. In München wurden die Fahrgäste eines Straßenbahnwagens durch das Gebaren eines anscheinend irrsinnigen Mannes nicht wenig er schreckt. Der Wagen hielt gerade, als ein Herr Plötzlich aufstand und durch eines der großen Seitenfenster, dieses vollständig zertrümmernd, auf die Straße sprang und eilends davon lief. Die übrigen Personen verließen aus Schreck den Wagen in solcher Hast, daß einige in dem Ge dränge hinstürzten, doch wurde glücklicherweise niemand verletzt. Im Kampf mit Verbrechern. Bei Sza- bolzs in Ungarn hielten einige Zollbeamte aus der Straße einen Wagen mit vier Männern an, die sie für Schmuggler hielten. Die Männer zogen ihre Revolver und trafen den Grenz wächter Ladislaus Richter tödlich. Es ent wickelte sich darauf ein heftiger Kampf, in dem einer der Männer getötet, ein anderer schwer verletzt wurde. Als der Wagen dann unter sucht wurde, stellte es sich heraus, daß die Leute gar nicht Schmuggler, sondern eine in der Gegend seit langem gesuchte Falschmünzerbande waren, die die Nachbarschaft mit falschem Gelde überschwemmt hatte. Im Wagen fanden sich Modelle und Zeichnungen von Zehnkronenstücken und Formen für falsche Silbermünzen. Die Falschmünzer wurden nach Rad eingeliefert. Ein interessanter Prozeß soll demnächst in Paris zur Verhandlung kommen. Ein be rühmter Sänger, der noch vor Jahresfrist zu den Größen der Großen Oper gehörte, verlor Plötzlich seine Stimme und konnte nicht mehr auftreten. Der Sänger behauptet nun, daß sein Arzt die — allerdings unfreiwillige — Ursache seines Unglückes sei, da er ihm bei der Behandlung einer ganz gewöhnlichen Heiserkeit die Stimmbänder zerrissen habe. Das ist keine Platonische Anschuldigung, sondern eine sehr ernste Sache, denn der Sänger hat den Arzt auf Schadenersatz verklagt, und die Entschädi gung, die er fordert, ist nicht allzu klein — bezog er ooch als erster Tenorist der Großen Oper eine fabelhafte Gage! Der Arzt erklärt sich für unschuldig und nicht verantwortlich, da es sich bei der Krankheit des Sängers um einen Fall handle, dem die Wissenschaft machtlos gegenüberstehe. Das letzte Wort soll nun der Richter sprechen. Das Signalbuch, dessen Verschwinden von dem Kriegsschiffe „Prince George" so große Aufregung hervorgcrufen hatte, ist ge funden worden. Ein Maat des portugiesischen Kreuzers „Don Carlos" fand es in einer hölzernen Kiste schwimmend, und ein Leutnant deutschen Bildhauer bestimmter Marmorblock wurde auf einem mit sechs Pferden bespannten Karren transportiert, als ein Rad des Fuhr werks brach und der Marmorkoloß auf die Straße fiel. Sechs Stunden angestrengtester Arbeit kostete es, bis der Block, der gerade auf den Geleisen der Straßenbahn lag, auf die Seite gerückt werden konnte. Der Präriebrand in County Comanche >at näheren Nachrichten zufolge gewaltige Land trecken vernichtet. Die Stadt Lawton stand elbst in größter Gefahr, vom Feuer vernichtet zu werden. DaS vernichtete Gebiet, in dem alle Wälder, Prärien und Farmen verbrannten, hat einen Umfang von 3000 englischen Quadrat meilen. Wie viele Menschenleben der Brand Vie russische Zlotte aus der Reede von Port Arthur am 1- Zebruar vor dem Angriff der Japaner. (Nach dem ersten photographischen Bericht gezeichnet.) Jetzt endlich sind die ersten photographiichen Aufnahmen vom Kriegsschauplatz im fernen Osten in Europa emgetroffen. In unserer schnellebigen Zeit hat man jetzt schon Mühe, sich die einzelnen Ereignisse der letzten Wochen ins Gedächtnis zurück zurufen. Wir sehen auf unserm Bilde die gesamte russische Flotte auf der Reede von Port Arthur ver sammelt, das Bild ist wenige Tage vor dem Nacht angriff der Japaner auf Port Arthur, mit dem die Feindseligkeiten eröffnet wurden, aufgenommen. An jenem Tage hatten die Russen noch keine Ahnung von dem Drama, das sich in der Nacht vom 8. zum 9. Februar abspielen sollte. Port Arthur ist zu einem Kriegshafen wie geschaffen. Die Einfahrt ist eng und des halb durch Minen- und andere Sperren mit Leichtigkeit so abzuschließen, daß die im innern Hafen liegenden Schiffe gegen jeden Torpedoboots angriff gesichert sind. Gegen eine Beschießung solcher Schiffe und des Ortes selber bieten die Seebefesti gungen Schutz, welche auf den die Stadt und die Hafeneinfahrt einschließenden HSHenzügcn weit vor geschoben angelegt sind. Ebenso sind Landforts auf den Bergen angelegt, welche die Stadt nach der Nordseite hin umgeben, eine sehr starke, permanente Garnison ist in den Werken und in der Stadt unter- gcbracht, sodaß der Ort als fast uneinnehmbar be zeichnet werden kann. Die militärische Stärke allein macht jedoch nicht den Wert eines Platzes aus. Von einem Flottenstützpunkt muß man verlangen, daß er mit allen Mitteln ausgestattet sei, deren die Schiffe zu ihrer Instandhaltung, Reparatur und Ausrüstung bedürfen. Die Russen haben in dieser Beziehung enorme Anstrengungen gemacht, und wenngleich Port Arthur sich mit den meisten euro päischen Kriegshäfcn als Ausrüstungsort noch nicht entfernt messen kann, so verfügt cs doch zurzeit über achtunggebietende Mittel, unter denen ein Trocken dock für die größten Schiffe, cm Torpcdobootsdock sowie riesige Proviant- und Kohlenlager die erste Rolle spielen. Die Ereignisse in der Nacht vom 8. zum 9. Februar habcn die Bedeutung von Port Arthur als militärischen Stützpunkt in keiner Weise herabgemindert. Die russischen Schiffe habcn dort einen gesicherten Rückzugs- und Ausrüstungspunkt. Für den Versuch, ihn einzunehmen, müßten die Japaner wahrscheinlich Kräfte einsctzcn, wie sic für die übrigen Zwecke des .Krieges kaum entbehrlich erscheinen. Wenn sie mit einer bedeutend über legenen Flotte vor dem Hafen liegen, können sie zwar das Auslaufen des Gros der russischen Flotte erheblich erschweren oder zum mindesten zu einem höchst gewagten Unternehmen machen, aber die russischen Torpedoboote werden durch keine noch so scharfe Überwachung der Hafeneinfahrt am Aus laufen verhindert werden können. Deshalb wird um Port Arthur wahrscheinlich noch heiß gestritten werden müssen. des Kreuzers überbrachte es dem englischen Ge sandten in Lissabon. Man weiß natürlich nicht, ob das Buch in Händen von Spionen gewesen ist oder nicht. Admiral Lord Charles Beres ford hat angeordnet, daß der wachthabende Leutnant Burgeß und der Signalmaat Brown vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Als der verhaftete Leutnant die Wache an seinen Nach folger übergeben wollte, entdeckte er, daß die Kiste, in der sich das Buch befand, leer war. Der Simplontunnel hatte Ende voriger Woche bereits die Länge von 18 216 Meter erreicht; davon entfallen 8067 auf die italienische und 10149 auf die Briger Seite. 1565 Meter müssen noch gebohrt werden. Die Arbeit schreitet auf dem Arbeitsplatz von Jrelles regel mäßig vorwärts; dort wird ein Vorrücken der Arbeit um 5 Nieter im Durchschnitt täglich er reicht, obgleich der Felsen sich als wenig günstig erweist. Ein Marmorblock als Verkehrs- Hindernis. Aus seltener Veranlassung war s am Sonntag in Nom der Verkehr der elektrischen i Slraßeubanwagen auf dem sehr belebten und! verkehrsreichen Corso Vittorio Emanuele mehrere' Stunden lang gesperrt. Ein riesiger, für einen! forderte, weiß man noch nicht. Jedenfalls sind aber Hunderte von Anfiedlern von ihren Heim stätten vertrieben worden und haben ihr ganzes Hab und Gut verloren. Die Flammen griffen mit fabelhafter Geschwindigkeit um sich und fuhren auch über das indianische Neservatgebiet dahin, das von den Cickasaw-Jndiancrn bewohnt wird. Auch die Wälder des Regierungsgebietes in der Nähe von Lawton fielen den Flammen zum Opfer. Der Ort Lawton wurde in der allbekannten Weise gerettet, daß die Bevölkerung ihrerseits alles niederbrannte, was dem an stürmenden Flammenmeer hätte Nahrung geben können. Gericktskalle. Halle. Ein Verfahren wegen Majestätsbeleidi gung, das wegen eines Artikels über das Kaiser insel-Projekt gegen den Redakteur des sozialdemo kratischen Volksblattes in Halle eingeleitet war, ist eingestellt worden. Neuruppin. Der Bürgermeister von Gransee war seit einiger Zeit Gegenstand peinlicher Angriffe. Es traten Gerüchte auf, die von wenig ehrenhaften Handlungen des Bürgermeisters, dem Bestechlichkeit vorgeworfcn wucdc, zu erzählen wußten. Als Ver ¬ breiter dieser Gerüchte wurde der Granseer Arzt Dr( D. festgestcllt, der sich nunmehr vor dem hiesigen Gericht zu verantworten hatte. Aus den zweitägigen Prozeßverhandlungen ergab - sich, daß die Unterlagen der Verleumdungen zum größten Teil auf Klatschereien basierten. Das Urteil lautete gegen Dr. D. auf vier Monat Gefängnis, Tragung der Kosten und Publikation. Der Ge richtshof sah den Wahrheitsbeweis für vollständig verfehlt an. pariler kwnäeckromlr. „Natur und Kunst, sie scheinen sich zu flieh'n — Und haben sich, eh' man es denkt, gefunden", dieser Goeihesche Ausspruch wird durch das Preisverzeichnis bestätigt, das ein anschlägiger Masseur für Hunde in Paris begüterten Hunde besitzern zuschickt. Danach wird für Änderung der Schnauzenform 40 Frank verlangt; für 50 Frank werden in dem Antlitz einer Bulldogge die ausdrucksvollen Falten eingegraben, die diesen Hunden einen so finster zornmütigen Charakter verleihen, 20 Frank erfordert daS kunstgerechte Frisieren eines schäbigen Schweifs und, wie das Verzeichnis sich zartfühlend aus drückt, eine Änderung der Länge des Schweifs; die Entfernung überflüssiger Haare kostet die Stunde 5 Frank, die Färbung der Haare 30, die Umformung hängender Ohren in ausstehende und umgekehrt 26, die stilgerechte Ausgestaltung der Vorderfüße einer Bulldogge za Säbelbeinen gar 100 Frank. Aber man ist in Puris nicht nur bestrebt, daß die Hunde in Schönheit leben, man legt gleich Ibsens launischer Tochter Hedda Gabler auch Wert auf das Sterben in Schön heit. Die Zeiten, wo der Schinder die einge fangenen Hundevagabunden wie Verbrecher auf knüpfte, sind längst vorbei, vor 25 Jahren führte man die Tötung durch Leuchtgas ein, dem Leuchtgas folgte die Kohlensäure, jetzt tritt das Chloroform hinzu. Eine vom Polizei- Präfekten ernannte Kommission hat jüngst einen von eineni Amerikaner erfundenen Hinrichtungs apparat g> prüft, der wahrscheinlich eingeführt werden wird. Die Hunde werden in einen laugen, dichtverschlossenen Kasten gesetzt, durch Öffnungen, die mit Chloroformbehältern ver sehen find, wird Luft eingepumpt. Nach kurzer Zeit taumeln die Hunde betäubt zu Boden und die Kohlensäure, die darauf eingesührt wird, kann ihr mörderisches Werl vollenden, ohne die geringsten Schmerzen zu verursachen.. An Material fehlt es nicht. Jeden Morgen wird in Paris eine Streife nach schweifenden Hunden veranstaltet. Im Jahre werden 12- bis 15 000 gefangen, etwa 20 Prozent werden von ihren Besitzern abgeholt. Sie find in der.Fourriöre gut untergebracht; der Tierschutzverein hat mit einem Aufwand von über 20 000 Frank für Einzelkäfige und saubere Strohlager gesorgt, auch die Kost soll gut und reichlich sein. Drei Tage werden die Hunde aufbewahrt, sind sie bis dahin nicht abgeholt, so verfallen sie dem Chloroform des Henkers, über einen Privat- Hundefang erzählten vor einiger Zeit die Blätter ein hübsches BureaukratenstHckcyen. Ein Tierfreund hatte eine kleine niedliche Hündin eingesangen, die sich in seinem Garten versteckt hatte, und sie vorschriftsmäßig der Polizei über geben. Nach zwei Tagen ward ihm eine formelle Vorladung „in einer Sache, ihn be treffend". Der Tierfreund suchte mit einiger Unruhe, aber getröstet von seinem guten Ge wissen zur festgesetzten Stunde die Amtsstube auf, drückte sich dort eine halbe Stunop im Vorzimmer herum und wurde endlich vor den Polizeigewaltigen beschicken, der ihm die Fragen vorlegte, erstens, wie alt die kleine Hündin sei, zweitens, auf welchen Namen sie höre. sKöl». Ztg/) buntes Merlei. Gute Gelegenheit. „Würden Sie mir wohl fünfzehn Mark borgen?" — „Gern. Wieviel sagten Sie?" — „Fünfzig." <,Dieb-.) Einfachste Löfnng. Sie: „Du, Hermann, der Arzt hat mir dringend Luftveränderung an geraten." — Er (Meteorologe): „Das trifft sich gut; heute, spätestens morgen, wird dcr Wind umschlagen." l.Mcgamd.') „Mutter, so sprichst du?" Die alte Dame senkte beschämt die Augen. Ohne aber scheinbar den Einwurf des Sohnes zu beachten, fuhr sie fort: „Nun, wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen." Dann faßte sie sich gewaltsam und sich aufrichtend, stagte sie Leo, auf welche Weise er denn über haupt gedenke, auch dem Regiment gegenüber, die projektierte Heirat durchzusetzen? Fanny Hellwald wäre ja gleich ihm blutarm. Und Mst in dem durchaus nicht anzunehmendeu Falle, daß Onkel Mildern schließlich seine Zn- wmmung gäbe, sei doch gewiß nicht daran zu denken, daß er zu dieser Verbindung die not wendige Ehekaution stellte. . „Davon bin auch ich überzeugt," entgegnete der junge Offizier. „Ich habe deshalb auch schlossen —" , „Doch nicht deinen Abschied zu nehmen und Uend welche subalterne Zivilstellung zu er- streben?" rief die alte Dame entsetzt. „Nein, Mutter! Ich bin, wie mein Vater -» gewesen sein soll, Soldat mit Leib und Seele und vermöchte es auch Fanny zuliebe nicht, den M des Königs auszuziehen. Ich werde dem ädchen also von vornherein sagen, daß es M der ehelichen Verbindung warten müßte, bis -A Hauptmann geworden bin und ohne eine hekaulion heiraten dürfe." » Frau Editha von Grön seufzte tief, aber d wagte keine Gegenrede mehr. Kannte sie kg? ihren Jüngsten zur Genüge und wußte, er von seinem Vorsatze nicht abzu- n sei. So fragte sie nur: „Und wann ^si du mit Onkel Mildern zu sprechen?" „Sobald ich wieder nach Grodilten zurück- gekehrt bin, Mutter!" „Gott gebe seinen Segen zu dieser Unter redung," sagte sie leise. ... Fünf Minuten später saß Leo wieder aus dem prächtigen Rappen aus dem Stall des Millionärs, der ihn nach K. getragen, und sprengte nach Groditten zurück. Verhältnißmäßig kurze Zeit darauf sah er sich dann in dem Arbeitszimmer des Großonkels. Ein Riese war es, noch eine markige Gestalt, der ihm hier gegenüberstand und mit zorn- blitzenden Augen den Bekenntnissen seines Groß neffen Gehör gab. Als dieser schließlich geendet hatte, schlug die gewaltige, zur Faust geballte Hand des ehemaligen Goldgräbers dröhnend auf den großen, grünbehangenen Tisch, der mitten in dem saalartigen Gemach stand: „Also bie Lumpenbrant willst du — du, der Sohn eines v. Grön — zu deinem recht mäßigen Weibe machen? Na, mein Junge, ich lege dir bei dieser Verbindung keine Schwierigkeiten in den Weg. Verbinde dich meinetwegen auch noch enger mit dem roman tischen Pack. Aber das sage ich dir, bei meiner Ehre und der Erinnerung an die grausigen Jahre, in denen ich mir mein Vermögen er worben habe: von dem Tage an, an welchem du Fanny Hellwald heiratest, ist das Band zerrissen, das mich mit den Gröns verbindet. Laß mich ausreden!" schrie der Greis mit wahrer Donnerstimme, als sich die Lippen seines Gegenübers zu einem Einwurf öffneten. Dann setzte er grollend hinzu: „Ja, mit den Gröns, nicht allein mit dir. Dein Bruder, dem ich hier als meinem Generaldirektor eine geradezu glänzende Stellung gegeben, wird mit Schimpf und Schande aus Groditten gejagt und deiner Mutter, die ich mit meinem Gelde in das K.'er Damenstift eingekauft habe, weil ich nicht wollte, daß die gute Charlotte sie hier zu bedienen und zu warten hätte, entziehe ich den Zuschuß, welchen ich ihr bisher zu ihrer geringfügigen Pension gezahlt habe. Sie wird dann in Sorge und Entbehrung den Tod erwarten und.." „Genug, Onkel, genug," unterbrach hier der junge Offizier die Rede des Wütenden. Gleich darauf stürmte er aus dem Gemach und eilte nach jenem Seitenflügel, in dem ein für allemal seine Gemächer lagen. Ohne sich einen Moment zu besinnen, machte er sich daran, seine Sachen zu packen. Er wollte fort — noch in derselben Stunde fort von Groditten und dem rach süchtigen alten Manne, der es so meisterhaft verstand, ihn unter seinen Willen zu beugen. Freilich, Bruder Horst war gerade heute in Geschäften verreist. Leo konnte ihm somit nicht „Lebewohl" sagen und dem lieben braven Menschen das übervolle Herz ausschütten. Aber was tat das? Durfte er deswegen seine Ab reise verzögern? „Nein, nein, nein!" klang es in der Seele des jungen Offiziers. Und nur noch hastiger warf er seine Sachen zu sammen. Während all dieser Eile, mit dem Sturm in seiner Seele, hatte er es überhört, daß bereits zu verschiedenen Malen an die Tür gepocht worden war. So schrak er denn fast nervös zusammen, als diese jetzt auch ohne seine Ein ladung geöffnet wurde und eine schlanke, hoch ¬ gewachsene Frauengestalt — das milde Ge sicht mit den sanften Augen von schlicht ge scheitelten schneeweißen Haaren umrahmt — in das Gemach trat. „Hoffentlich störe ich dich nicht, Leo," sagte die Dame mit weicher, wohltuender Stimme. „Wie könnte Fräulein Main das wohl je?" entgegnete Leo. Dabei trat er rasch auf daS alte Fräulein zu, das ihm eigentlich während seines ganzen vergangenen Lebens näher ge standen hatte, als die Frau, die ihn geboren. Editha v. Grön liebte ja auch ihren Erstgeborenen stets mehr als ihn, der ihr überdies auch sehr früh genommen worden war. So jung es nur gestattet war, hatte Herr v. Mildern nämlich den Großneffen, der schon seit dem zweiten Lebensjahre vaterlos geworden, die Wünsche des Knaben berücksichtigend, in das Kadeltenhaus gesteckt. Die Ferien aber brachte der kleine Uniformierte dann immer auf Gro ditten zu. Dort besuchte ihn die Mutter freilich mit dem älteren Sohn von K. aus, wo sie da mals noch immer einen eigenen Hausstand unterhielt. Aber das rechte mütterliche Interesse hegte Frau Editha v. Grön doch nur für Horst. Charlotte Main sah das und suchte dem Kadetten zu ersetzen, was der gemütvolle, wenn auch stets lustige Knabe sonst wohl schmerzlich vermißt haben würde. Auch jetzt wieder schlang die Gute ihre Arme zärtlich um den Hals des jungen Mannes. M« i ^Fortsetzung folgt.) 1 -S—LS
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