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Allgemeiner Anzeiger : 16.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190403167
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19040316
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-16
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.03.1904
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politische kunälckau. Der russisch-japanische Krieg. * Die j ap a ni s ch e F l o tt e hat in der Nacht auf den 10. März Port Arthur von neuem beschossen. *Das Panzerschiff „Retwisan" wurde, wie von der russischen Admiralität mit geteilt wird, am Dienstag in den inneren Hafen von Port Arthur geschleppt. Be kanntlich hatte der leck gewordene „Retwisan" sür größere Schiffe den Haseneingang ver sperrt. *Die Japaner find in die Mandschurei eingerückt. Sie drohen den Russen in den Rücken zu fallen. Das Departement des Äußern erhielt ein Telegramm aus Tschifu, wonach in Föng-hwang-tschöng und Takuschan japanische Truppen angekommen seien, die sich ans diese Weise im Rücken der russischen Stellungen in der Mandschurei befänden und die Bahnlinie bedrohten. — Der Kommandant des amerüauischen Kanonenbootes „Helena", das gegenwärtig in Jingkau liegt, meldet, daß bei Föng-hwang-tschöng ein Gefecht stattgefunden habe. *Die für die Z eitun g s b e licht er st a t t e r von der japanischen Heeres leitung erlassenen Vorschriften bestimmen: Kein Korrespondent darf irgend welche Nachrichten, selbst privater Natur, abschicken, bis sie von dem damit beauftragten Offizier geprüft worden sind. Der Korrespondent muß europäische Kleidung tragen und um den linken Arm ein Band anlegen, »vorauf in japanischen Schrift zeichen in roter Farbe der Name des von ihm vertretenen Blattes angegeben ist. Jeder Be richterstatter darf einen Dolmetscher und einen Diener bei sich haben. * * » Der Herero-Aufstand. *JnD eu ts ch-S ü d w est a frika scheinen die Dinge leider nicht vom besten zu stehen. Gouverneur Oberst Leutwein soll gemeldet haben, daß er zur Bewältigung des Ausstandes noch 800 Mann und zwei bespannte Batterien nötig habe. *Jn Swakopmund ist ein Transport von 100 Pferden, 280 Maultieren und 200 Ochsen aus Argentinien eingetroffen. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat von Bremerhaven aus seine Seereise angetreten. * Der Großherzog von Oldenburg ist am Donnerstag früh in New Jork ein getroffen. * Der Verzicht de« Kaisers von Ruh la n d auf alleErbrechte an das Großherzogtum Oldenburg wird in Deutschland sympathisch be grüßt werden. In erster Reihe kommt dieser Verzicht dem oldenburgischen Staate zugute, dem nunmehr für den Fall des Erlöschens des Mannes stammes des Herzog? Peter Schwierigkeiten in der Thronfolge erspart werden. Daß das Haus Schleswig-Holstcin-Sonderburg-Glücksbnrg die russi schen Erbansprüche überkommen hat, dürfte sowohl in Oldenburg wie im übrigen Deutschland Befriedigung Hervorrufen. Von allgemein deutschem Interesse aber ist es, fortan die Möglichkeit ausgeschlossen zu sehen, daß ein ausländischer Fürst deutscher Bundes fürst werde. Soviel man weiß, war Oldenburg das einzige deutsche Land, welches mit dieser Möglichkeit »u rechnen hatte. Man erinnert sich der Empfin dungen, die in Deutschland rege wurden, als der Herzog von Ediuburg im Jahre 1893 Herzog von Kvburg-Gotha wurde. Herzog Alfred Hal damals die Würde eines britischen Großadmirals und Mit gliedes des englischen Geheimen Rates niedergelegt: trotzdem stimmte es verdrießlich, einen ausländischen Prinzen an der Spitze eines deutschen Bundesstaates zu sehen. Der Verzicht des Kaisers Nikolaus für sich und sein Haus bewahrt Oldenburg vor Ähn lichem. * Gegen die Aufhebung des § 2 des I e su it e n g es e tz e s soll im Bundesrat außer Sachsen noch Reuß j. L. gestimmt haben. Nach dem ,Reichsboten' soll eine kleine Mehrheit für die Aufhebung schon seit längerer Zeit im Bundesrat vorhanden gewesen sein. In den letzten Wochen sei es dem Reichskanzler noch gelungen, auch Baden und einige rNd- deutsche Kleinstaaten für die Aufhebung des Paragraphen zu gewinnen, so daß sich am Dienstag über 40 von den 58 Stimmen sür die Aufhebung gefunden hatten. Die drei hessi schen Stimmen sollen sich der Abstimmung ent halten haben. — Anderseits behauptet die „Köln. Volksztg.', daß die Initiative zur Opposition stets nur bis zuletzt von Baden aus gegangen sei. *Jn Reichstagskreisen steht man neuer dings der Meldung der ,Nat.-lib. Kon.' von der bevorstehenden Gewährung von Diäten an die Reichstagsmitglieder zwei felnd gegenüber. * Die Errichtung vonJnvaliden- Häusern auf Kosten derBersicherungs- anst alten schreitet nach wie vor sehr langsam fort. Der Grund hierfür liegt augenscheinlich darin, daß die durch den Aufent halt eines Pfleglings in einem Jnvalidenhause erwachsenden Kosten den Betrag der Rente ganz erheblich übersteigen. Bis jetzt find von den Versicherungsanstalten Braunschweig, Thüringen, Berlin und Hansestädte Jnvalidenhäuser errichtet worden. *Jm Herbst 1904 wird eine große Anzahl tropeudiensifähiger Dreijährig - Frei williger sür die Besatzung von Ki au tsch ou zur Einstellung gelangen. Die Aus reise erfolgt im Frühjahr 1905, die Heimreise im Frühjahr 1907. Es werden schon jetzt amt liche Aufforderungen an militürdienstpflichtige Bewerber erlassen. Bauhandwerker und andere Handwerker werden bei der Einstellung bevor zugt. Die dienstpflichtigen Mannschaften er halten in Kiautschou neben der Löhnung und Verpflegung eine Teuerungszulage von 50 Pfg. täglich, die Kapitulanten eine Ortszulage von 1,50 Mk. täglich. * Die Sekundärbahnvorlage, die der Eisenbahnminifter jüngst im preußischen Abgeordnetenhause angckündigt hat, sieht Forde rungen im Betrage von rund 80 Mill. Mk. vor und außerdem 27 Mill. Mk. für Bahnstrecken, die mit dem Neubau des Bahnhofes in Hannover Zusammenhängen. Österreich-Ungarn. * Am Donnerstag spielte sich im ungarischen Parlament eine theatralische Sitzung ab.. Die kleine Schar der Gegner Tiszas erklärte nämlich, den Kampf (die Obstruktion) einstellen zu wollen und der Führer Thaly ging zu Tisza und drückte diesem die Hand. Stürmische Eljenrufe und Ausbrüche von Freudentränen seitens der Feinde und Freunde begleiteten diese Szenen. Frankreich. *Der Pariser ,Figaro' weiß über eine neue Spionage-Angelegenheit zu berichtcu. Es handle sich um das Anerbieten von Mitteilungen aus dem Generalstab der Marine an den Militärattache einer auswärtigen Machr. Ein Zufall habe zur Entdeckung der Schuldigen geführt: Ein Brief, der einem Offizier, für den er nicht bestimmt war, zu- gestellt wurde, ließ die Spur erkennen. Der betreffende Offizier übergab den Brief seinem Vorgesetzten; die Sicherheitspolizei wurde in- sormiert und der Schuldige v e r h aft et. Es sei ein Günstling einer Persönlichkeit aus der Umgebung des Marinemiuisters Pell et an. (Des Pudels Kern ist wohl, daß der ,Figaro' dem Marineminister etwas anhängen möchte.) Italien. * Wie römische Blätter melden, sieht die Königin von Italien einem freudigen Ereignis entgegen. Balkanfl aate«. * Einen Aufruf Ricciotti Garibal dis an die Slawen auf der BalkanHalb insel veröffentlichte am Donnerstag das Bel grader Blatt ,Politika', in dem dieser die Slawen auffordert, der Unersättlichkeit der Germanen entgegenzutreten, die infolge des russisch-japanischen Krieges sür ihre Ausbreitrmgsgelüste freie Hand erhalten hätten. Der Aufruf fordert die Slaven auf, an einem Kongresse in Venedig teilzunehmen, in dem über die Art und Weise dec Abwchr der pangermanistben Gefahr beraten werden soll, und sich mi Garibaldi als Präsidenten der großen nationalen Föderation in Ver bindung zu setzen. (Wie in aller Welt nur Ricciotti plötzlich sein slawisches Herz entdeckt haben mag!) Amerika. * Die geplante Errichtung des von Kaiser Wilhelm geschenkten Standbildes Fried- richs des Großen kam am Donnerstag im amerikanischen Senat zur Sprache. Von verschiedenen Seiten wurde der Meinung Aus druck verliehen, daß die Errichtung der Statue in Washington nicht mit den Wünschen desVolkes der Ver. Staaten im Ein klang stehe. Afrika. * Unter deil Angehörigen des marokka nisch e n Bk e l a y a st a m m e s kam es kürz lich zu einem heftigen Kampfe. Es sollen marokkanische Regierungstruppen entsandt werden, um diese inneren Zwistigkeiten zu be nutzen, das Land wieder der Herrschaft des Sultans zu unterwerfen. Uus äem Aeickstage. Der Reichstag nahm am Donnerstag nach einer längeren Debatte die das herzoglich holsteinische Fürstenhaus betreffende juristische Vorlage in dritter Lesung an und fuhr dann in der Beratung des Militär-Etats fort. Zum Kapitel „Militärjustiz- Verwaltung" nahm zuerst das Wort der bayrische Miliiärbevollmächtigte Ritter v. Endres, um gegen die Ausführungen des Abg. Müller-Meiningen bei der Generaldebatte über die höhere Bildungsstufe der bayrischen Offiziere gegenüber den preußischen Verwahrung einzulegen. Es gebe keinen Armee- partikularismus. Die sonstige Debatte drehte sich um das Thema der Soldatenmißhandlungen im Anschluß an die von der Freisinnigen Volkspartei, von den Sozialdemokraten und von der Budgtt- kommission vorgrschlagenen Resolutionen. Am 11. d. gibt vor Eintritt in die Tagesord nung der bayrische Bundesratsbevollmächtigte Ge neralmajor Ritter v. Endres die Erklärung ab, daß er aus dem ihm ani Donnerstag zugegangcncn Stenogramm ersehen habe, daß der Abg. Müller- Meiningen nicht die allgemeine Bildungsstufe der bayrischen und preußischen Offiziere miteinander ver glichen, sondern nur behauptet habe, die bayrischen Offiziere hätten eine Klasse des Gymnasiums mehr absolviert als die preußischen. Dadurch falle das, was er gegen den Abg. Müller gesagt. Es bleibe aber bestehen, was er über Bildung im allgemeinen und das innige Verhältnis zwischen dem bayrischen und preußischen Offizierkorps gesagt habe. Darauf wird die zweite Lesung des Militär- etat 8 beim Kapitel „Militärjustizverwaltung" fort gesetzt. Abg. Dasbach (Zentr.) bittet den Kriegsminister, gegenüber den Soldatenmißhandlungen endlich von Worten zu Taten überzugehen. Abg. Müller- Meiningen (frs. Vp.) nimmt von der Erklärung des Generals v. Endres mit Genug tuung Akt und verweist auf das Stenogramm seiner Rede, woraus zu ersehen sei, daß er auch nicht den leisesten Versuch gemacht habe, zwei Kontingente des deutschen Heeres gegeneinander auszuspielen. Er sei keül Partikularist, werde es auch nie werden. Abg. v. Kardorff (freikons.) gibt seiner Freude über die Feststellung des bayrischen Bundes ratsbevollmächtigten Ausdruck, daß die Einheit des Heeres fest gegründet sei. Das Bestreben Stöckers, durch die christlichen Arbeitervereine die Sozial demokratie niederzukämpfcn, könne er nicht billigen, über die schärfere Tonart in den Worten des Kriegs ministers sei er erfreut. Abg. Schrader (frs. Vgg.) fordert eine Ver mehrung des Ausbildungspersonals und Schutz der sich beschwerenden Soldaten. Mit Genugtuung habe ihn die patriotische Erklärung Bebels erfüllt, er nehme sie als ehrlich und wahrhaft gemeint an. Abg. Meist (soz.) polemisiert gegen den Kriegs minister v. Einem und verlangt vor allem eine bessere Ausgestaltung des Beschwerderechts. Wenn die Resolution Auer angenommen würde, würde den Mißhandlungen vorgebeugt werden können. Abg. Barbeck (frs. Vp.) begründet die Resolution Ablaß. Abg. Stadthagen (soz.) führt Beschwerde über die Auslegung des Erlasses, wonach Soldaten keine sozialdemokratische Gesinnung bekunden dürfen. Soldaten, die unter ihrem Eide sich zur Sozialdemokratie bekennen mußten, seien auf Grund dieses Erlasses streng bestraft worden. Stadthagen sucht sodann nachzu weisen, daß der Krigs Minister die Äußerungen Giillcnbcrgers über die Weigerung der Sozialdemo ¬ kraten, iul Kriegsfälle zu marschieren, falsch zitiert habe. Redner vergleicht sodann Fälle von Verur teilungen von Untergebenen, die gegen Vorgesetzte tätlich wurden, mit dem Falle Hüssener, der eine geringe Strafe erhalten habe. Die Diskussion wird geschloffen, die Resolution der Budgetkommission wird einstimmig ange nommen, nachdem die Resolutionen Auer und Ablaß abgelehnt sind. Die Positionen des Etats bis Kapitel 13 ein schließlich werden debattelos genehmigt. Nach einem Referat des Abg. v. Elern, wo nach die Budgetkommission den patentierten Oberst leutnants, entgegen der Regierungsvorlage, nur eine I Zulage von l150 Mk. gewähren will, werden I eine Reihe von Kapiteln in der Kommissionsfassung I genehmigt. In Tit. 7 des Kap. 24 beantragt die Regierung die Einstellung von 765 neuen Unteroffizierstellen (Schreibern, Registratoren, Zeichnern, Sanitäts mannschaften rc.) Die Kommission beantragt, diese nenen Stellen zu streichen. Abg. Graf Oriola (natl.) beantragt die Wieder herstellung der Regierungsvorlage. Abg. Spahn (Zentr.) will nur 650 von diesen Stellen bewilligen, und zwar die für die Infanterie in Bettacht kommenden. Abg. Graf Oriola (natl.) begründet seinen ! Antrag, der zur Erhaltung unserer Wehrpflicht not wendig sei. Kriegsminister v. Einem: Ich kann nur bitten, nehmen sie den Antrag Oriola an; lehnen Sie ihn ab, so sage ich mir, der Sperling in der Hand ist mir lieber als die Taube auf dem Dache. Abg. Gröber (Ztr.) begründet den Antrag Spahn, den das Zentrum eingebracht habe, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzcn, daß es nichts gegen die Soldatenmißhandlungen tue. Abg. Hermes (fr. Vp.): Seine Partei stehe auf dem Standpunkt, daß die Erhöhung der Zahl der Unteroffiziere im nächsten Jahre bei der Militär- Vorlage stattsinden könne. Ohne gesetzliche Fest-! legung der zweijährigen Dienstzeit könne an eine ! Vermehrung der Unteroffiziere nicht gedacht werden ' Darauf wird die Weiterberatung vertagt. Preußischer Das Abgeordnetenhaus erledigte ani Donnerstag ! den Eisenbahnetat bis auf einen kleinen Nest. Bei ! Fortsetzung der Debatte über das Koalitionsrecht dell Beamten und Arbeiter der Eisenbahnverwaltung s traten die Redner der beiden konfervativen Fraktionen s sehr nachdrücklich sür das kräftige Vorgehen de- Ministers Budde gegen die sozialdemokrattschen-Bc« strebungen innerhalb seines Personals ein. Del Minister hob zum Schluß nochmals hervor, daß er auch in der Folge genau so verfahren werde, wie in , der Vergangenheit. Den Arbeitern sei sämtlich be kannt, was sie zu gewärtigen hätten, wenn sie sich sozialdemokratischen Bestrebungen anschlössen. Ten Schluß der Sitzung füllten zahlreiche einzelne Wünsche in bezug aus Bauten der Eisenbahnverwaltung dein' Extraordinarium derselben aus. Im Abgeordnetenhause wurde am Freitag zu nächst die zweite Lesung des Eisenbahnetats zuui Abschluß gebracht. Minister Budde erbat und er hielt vom Haufe die Ermächtigung, mit Rücksicht darauf, daß der Etat nicht rechtzeitig erledigt werde, mit der Ausführung des Etats nach den Beschlüssen des Hauses vom 1. April ab insoweit vorzugehen, wie es die betriebssichere Erledigung der Ausgaben der Eisenbahnverwaltung erheische. In der darauf begonnen Beratung des Etats des Ministeriums del Innern zog sich der Abg. v. Czarlinski (Pole) wegen ! seiner scharfen Kritik der Polenpolitik der Regierung zwei Ordnungsrufe zu. Von uncl fern. Die Stadtverwaltung von Hannover hatte anläßlich des Ablebens ihres Ehrenbürgers Grafen Waldersee zur Beisetzung desselben den Hinterbliebenen eine Ehrengrabstätte auf dein Engesohder Friedhose angeboten. Die Familie des Grafen hat jedoch dieses Anerbieten unter! Hinweis anf den Wunsch des Verstorbenen, isi Neversdorf beigesetzt zu werden, ablehneN! müssen. Ein Millionen-Konkurs. Die Nutzholz« Handlung Wilhelm Koehne in Berlin hat an> Donnerstag den Konkurs angemeldet. Dir lange geführten Verhandlungen, um einen güt« lichen Vergleich herbeizuführen, find gescheitert. Die Passiven sollen, wie der Konfektionär' er« fährt, 17 Mill. Mk. betragen. Es sind ft wenig greifbare Aktiven vorhanden, daß voB Konkursverwalter die Zahlung eines Kosten' Vorschusses von 15 000 Mk. eingesordert werden mußte. K Vie Milclernfcken Erben. 4) Roman von M. Brandrup. iFortietzung.) „Der deinen Cousin wahrscheinlich auch in Hohenburg der besten Gesellschaft des Ortes -uführt!" fuhr Frau Erna neidisch fort. Ihren Arm dann in Herrn v. Gröns legend, ließ sie sich von dem Leutnant nach dem Sofa geleiten. Nachdem sie dort geboraen, warf die Dame vorerst einen prüfenden Blick über den Kaffeetisch, in dessen schmuckes Arrangement Fanny einen mit rotem Seidenpapier umwickelten Topf mit schneeweiß blühender Melargonie ge stellt hatte. „Herr Gott, Kind, diese „ Arme-Leute-Blume" l" rief sie affektiert. „Aber sie ist doch immerhin eine Zier blume, Tantchen," entgegnete das junge Mädchen ruhig. Frau Erna zuckte die Achseln. „Wie der Spatz ein Singvogel ist!" höhnte sie dabei. Sich gleich darauf an den Leutnant wendend, fragte sie: „Ist es nicht, als wenn meine Nichte zu Armut und Dürftigkeit geboren wäre?" Leo antwortete nicht. Dagegen warf er seiner Cousine einen Blick zu, dem von neuem etwas eigen Schmerzliches beigesellt war. Tas feine Gesichtchen Fannys senkte sich. Ihre Hand zitterte, als sie gleich darauf den Kaffee in die Tassen schenkte. Aber Leo wußte solcher Verlegenheit zu begegnen. Nach geschickter Redewendung begann er ein Gespräch mit grau Hellwald über ihre augenblickliche Umgebung und nannte den Park wiederholt ein kleines Paradies. Darüber — und über den Genuß des vor züglich bereiteten Kaffees, zu dem Fanny freilich nur dünne Butterschnittchen reichte, verging dann die Zeit. Der Augenblick kam jetzt, der den jungen Offizier zwang, die Damen zu ver lassen. „Hoffentlich besuchen Sie uns nächstens wieder," sagte Frau Erna. Doch eine wirk lich freundliche Einladung lag nicht in diesen Worten. „Leider wird mir das kaum möglich werden," enigegnete Leo. „Der Dienst nimmt hier — wie ich schon Cousine Fanny gesagt habe — meine Zeit besonders stark in Anspruch. Dazu die vielen geselligen Pflichten, denen ich nach kommen muß." „Gewiß! denen Sie nachkommen müssen," entgegnete Frau Hosrat, indem sie sich ebenfalls erhob. Leo empfahl sich der Dame, Fanny aber gab ihm das Geleit bis auf den kleinen Korridor. Don standen sie sich einen Moment schweigend gegenüber. Dann aber preßte er mit heißer Leidenschaft die Hand deS Mädchens an seine Lippen. „Leb' wohl, Fanny, leb' wohl," flüsterte er nun, „und verzeih mir, wenn ich so wenig wie möglich deine Wege zu kreuzen suche. Glaube mir, Fanny, es ist besser so für uns beide." Sie antwortete ihm nur mit einem Blick tiefen Wehs. Er aber riß sich von ihr los und stürmte die Außentreppe des Hauses hinab. Ohne sich noch einmal umzusehen, durchschritt er den Park. Glücklicherweise kam er gerade an die verschlossene Pforte desselben, als die Frau des Parkgärtners, die einen Ausgang gemacht hatte, von außen öffnete. Auf diese Weise brauchte er doch nicht noch einmal umkehren und Fanny bitten, ihn hinaus zu lassen. * * * Kaum eine Viertelstunde später sah sich Leo v. Grön wieder in seinem Kasernenzimmer. Ohne an die beabsichtigte Visite zu denken, warf er sich hier auf das harte Sofa und deckte die Hände über die Augen. „Daß unser Regi ment auch gerade nach Hohenberg versetzt wer den mußte!" seufzte er. „Ich glaubte, die seelische Misere habe ihr Ende erreicht und nun beginnt sie von neuem. Aber nein, nein: kein Kämpfen und Ringen mehr, wo doch die zwingende Tatsache feststeht — daß ich — das Leben der Geliebten nicht an das meine binden - darf." Seine Hände ballten sich. Mit blendender Deutlichkeit sah er sich wieder in dem hübschen Wohnstübchen seiner Mutter, die er von Gro- ditten aus im Angelikastift zu K. . . besucht hatte. Es galt ja, ihr von seiner Absicht zu sprechen, sich um Fanny zu bewerben, welche damals übrigens bereits mit ihrer Tante nach Hohenburg übergefiedelt war. Aufgeregt, am ganzen Leibe zitternd — hatte die greise Snftsdame den Mitteilungen ihres Jüngsten gelauscht. Dann aber ergriff sie die Rechte des Sohnes und flehte ihn an, die Idee aufzugebcn, Fanny zu seiner Gatlin zu machen. Würde doch Onkel Mildern nft und nimmer seine Einwilligung zu solches« Bunde geben. Und ohne Leo vorerst eine Erwiderung zu gestatten, setzte Frau von Grön mit fliegendes! Atem hinzu: Sie wisse am besten, wie außer sich schon der alte Herr gewesen, als er durch einen Zufall erfahren, Leo verkehre in G . . - auch im Hofrat Hellwaldschen Hause. Gäbe es doch nirgend auf der Welt eine Person, die der greise Sonderling nachhaltiger haßte, als den Hosrat und Schriftsteller. In gleicher Weise empfände Mildern aber auch für die Gattis desselben, die er übrigens nie anders nannte als „die Theaterprinzesfin" — und Fansy- Uber das „Warum" dieser Tatsachen meinte Frau von Grön sich nicht weiter auslassen zS dürfen, da Leo ja zur Genüge die unselige Ge« schichte ihrer Halbschwester Hanna kenne. Der Leutnant hatte mit respektvoller Hand« bewegung den Redeschwall seiner Mutter unter« brochen. „Ja, ja," sagte er. „Aber trotz alle« dem kann ich doch nicht anders, als meinem Herzen folgen. Nur dieses eine Mal laß mi« dir ungehorsam sein, Mutter," bat er m fas kindlichem Tone, „und dem Großonkel des heißesten Wunsch meines Lebens vortragen. Und eindringlich fügte er hinzu: „Vergißt d denn, daß es die Tochter deiner einziges Schwester ist, die ich dir zuzuführen gedenke Die Stiftsdame fuhr auf: „Einer Schwester, die sich weggeworfen," kam es fast, suche über die Lippen der sonst so sanften, guAAS Frau, „einer Schwester, die den Namen M> der zum Gespött ganz Ostpreußens gemacht yar«
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