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AoUrilcds AunälLdau. Dentschlnnd. *Der Erzbischof von Prag Kardinal v. Skrbenskt traf am Freitag in Berlin ein und wurde tags darauf vom Kaiser in Audienz empfangen. *Nber die Arbeiten des Reichs tages wird belichtet, daß nach Beendigung der Weihnachtsferien zunächst Gesetzentwürfe ans dem Bundesräte nicht vorgelegt werden sollen. Der Gesetzentwurf bctr. die Friedens präsenzstärke des Heeres, der den bestehenden Zustand nm ein Jahr verlängert, unterliegt augenblicklich der Beschlußfassung. Namentlich die Novelle zum Börfengesetz steht äußerem Ver- uehmen nach in weitem Felde. Nur Druck sachen untergeordneten Ranges, wie verschiedene Nachweisungon, werden dem Reichstage dem nächst zur Kenntnisnahme übermittelt werden. * über die Frage, welche Maßregeln bei der Begebung neuer Reichsanleihen im Interesse der Bermeiduug vonStörun- gen des Anleihemarktes zu ergreifen seien, hat am Donnerstag im Reichsschatzamt eine Konferenz verhandelt, an der teilnahmen neben Vertretern des Reichsschatzamts solche der Reichsbank, des preußischen Finanzministeriums, der Seehandlung und hervorragender Bank häuser. Die Besprechung trägt einen streng ver traulichen Charakter. *Die .Heeresverwaltung beabsichtigt, einen Teil der zur Heeresausrüstung erforderlichen Maschinengewehre, die bisher aus schließlich von einer inländischen Privatfabrik geliefert worden sind, künftighin in eigener Regie Herstellen zu lassen. Es soll zu diesem Zweck, in Angliederung an eine der bestehenden Militärwerkstätten, eine entsprechende Fabrik anlage errichtet werden, über den Sitz dieses neuen Industriezweiges der Heeresverwaltung ist noch keine Bestimmung getroffen. * Die staatlichen Notstandsdarlehen für die durch dasHochwasser in Schle - sien Geschädigten sind den Kreisen und Deich verbänden überwiesen worden. Der Regierungs bezirk Oppeln hat 2 374 228 Mark erhalten, Breslau 694 800, Liegnitz 28 107 Mark. Beim schlesischen Bankverein sind bis jetzt für die Überschwemmten 1 168 500 Mk. eingegaugen. *Jn der oberbadischen Rheinebene wird neuerdings das Überhandnehmen französischer Jagdpächter beobachtet, und man bringt dies gerüchtweise mit der Vermutung eines aus gedehnten französischen Spionage- systemS in Verbindung. Die Franzosen wollen die Einheimischen durch unglaubliche Gebote übersteigern; bei Offenburg soll eine Balzjagd mit dem Preise von 12 Mk. pro Hektar ver steigert worden sein. In Elsaß-Lothringen ist den Franzosen jede Jagdberechtigung verboten. Die badische Regierung erhebt von den Aus ländern »ine doppelte Jagdscheingebühr und zwar V0 Mk., während die Einheimischen 2t Mk. zahlen. Lsterreich-Ungarn. *Lie ungarische Regierung hat sich genötigt gesehen, die vorjährige R ekr Uten must e- rung zum siebenten Male zu ver - schieben und für März anzuberaumen. Frankreich. *DieKaiserinEugenie ließ Kaiser Wilhelm ihren tiefsten Dank für die Beileids bezeugung und die Kranzspende beim Tode der Prinzessin Mathilde Bonaparte anssprechen. * Dem .Neuterschen Bureau' wird aus Paris gemeldet, eL verlaute von wohlinformierter Stelle, daß die französische Regierung eifrigst darauf bedacht sei, einen russisch- japanischen Konflikt abzu wen den. In den politischen Kreisen Frankreichs glaube man zuversichtlich, daß, wenn England die Initiative zu einer Bermittelung im Interesse des Friedens ergriffe, die französische Regierung sich auf Einladung bereitwillig solchen Be mühungen anschlisßen würde. Belgien. *Der holländische Ministerpräsident Van K ii n v e r ist zu lä-merem W'sembalt in Brüssel ejngetroffen. Dem Besuch Kuypers in der belgischen Hauptstadt wird in diplomatischen Kreisen der doppelte Zweck zugeschrieben, erstlich Unterhandlungen wegen eines Besuches der KöniginWilhelmina bei dem belgischen Hofe einzuleiten und zweitens in Vorbesprechun gen betr. die Gründung eines holländisch- bel gischen Zollvereins, einzutreten. Der König der Belgier verlieh Kuyper den Großkordou des Leopoldordens. Schweden-Norwegen. * Die norwegische Regierung hat einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, nach welchem Frauen in staatlichen Ämtern an gestellt werden können, wenn sie die Be dingungen erfüllen, die nach der Verfassung für zerfetzt; der dortige konsularische Vertreter Griechenlands hat daraufhin Genugtuung ver langt. Amerika. * Eine Konferenz des deutschen Konsuls Bopp in Oitowa mit dem kanadischen Premier minister Laurier stand dem Vernehmen nach im Zusammenhang mit dem Wunsche, den Zoll krieg zwischen Kanada und Deutsch land zu beenden. Deutschland soll bereit sein, seinen Zolltarif einer Durchsicht zu unter ziehen, falls Kanada die Zuschlagszölle auf deutsche Waren aufhebt. Afrika. *Der Sultan von Wadai hat sich unter französischen Schutz gestellt. Da Herzog Friedrich von Anhalt. Der Herzog Friedrich von Anhalt-Dessau hat wegen zeitweiliger, durch seinen Gesundheitszustand bedingter Behinderung den Erbprinzen Leopold Friedrich zu der Erledigung aller Staatsgeschäfte bevollmächtigt. Herzog Friedrich steht im 73 Lebens jahre. Er wurde am 29. April 1831 zu Dessau ge boren, studierte in Bonn und Genf und trat 1851 in das 1. Garderegiment zn Fuß ein. Den Feld zug 1884 machte er als Generalmajor im Stabe seines Schwagers, des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, mit. 1870/71 wurde er als Generalleut- nart dun Stabe des 4. Armeekorps zugeteilt. Am 22. Mai 1871 folgte er seinem Vater auf dem Throne Erbprinz Leopold Friedrich von Anhalt. von Anhalt. Seine Gemahlin ist eine geborene Prinzessin von Sachsen-Altenburg. Der Erbprinz Leopold Friedrich ist der zweite Sohu des Herzogs. Der erstgeborene Prinz starb am 2. Februar l886. Der Erbprinz Leopold Friedrich ist mit Prinzessin Marie von Baden vermählt. Er ist preußischer Oberst L la suits der Armee und des Infanterie- Regiments Nr. 93. Sein Vater, der Herzog Fried rich, erfreut sich, seit er vor einigen Jahren einen Schlaganfall erlitten hat, nicht der besten Gesundheit. Er ist gelähmt und hält sich ständig im Schlosse zu Ballenstedt auf. Männer vorgeschrieben sind, und die für die fraglichen Amler erforderlichen Eigenschaften be sitzen. Ausgeschlossen sollen die Frauen jedoch von einzelnen Ämtern, wie der Geistlichkeit, der Polizei, sowie im Konsulats- und Militärdienste bleiben. Spanien. *Der Streik der Schiffsarbeiter in Bar celona droht sich zu einem allgemeinen Ausstand der spanischen Schiffs arbeiter auszuwachsen. Die Hafenarbeiter in Cadiz und in einigen kleineren Plätzen haben bereits ihren Anschluß zugesagt. Ruhland. *Das Auswärtige Amt erhielt die tele graphische Nachricht aus Tokio, daß Baron v. Rosen am Mittwoch die Antwort Ruß lands auf die japanische Note dem japanischen Kabinett überreicht hat. Balkanstaaten. * Unter den neuernannten Adjutanten des Königs Peter befindet sich auch der S ch w i c g ers o h n des in Wien lebenden ehe maligen serbischen Ministerpräsidenten Petro witsch. Der Krieg 8 minist er weigert sich, die Wahl dieses Adjutanten zu bestätigen, und gab seine Entlasst! n g. * In der bulgarischen Hafenstadt Burgas haben drei bulgarische Offiziere die Porträts des Kronprinzen und der Kronprinzessin vo i Griechenland mit ist wieder ein wichtiges Hinterland von Tripolis und Barko endgültig für Italien verloren. Das Sultanat Wadai liegt östlich vom Tschadsee und südlich von Barko. Es ist etwa so groß wie das Königreich Preußen und zählt 5 Millionen Einwohner. * Die Veröffentlichung von Vorschriften über die Einführung von Arbeitern in Transvaal trägt nur einen vorläufigen Charakter. Sie bezweckt, öffentliche Meinungs äußerungen über die Verordnung heivorzurufen, welche noch der Genehmigung des gesetzgebenden Rates Transvaals bedarf. Obgleich die Chi nesen in dem Entwurf nicht besonders er wähnt find, geht doch aus dem Wortlaut her vor, daß mit den ungelernten nichteuropäischen Arbeitern, welche nach Maßgabe der in der Verordnung vorgesehenen Bestimmungen zu gelassen werden sollen, auch die Chinesen ge meint sind. Asien. * Rußlands Antwort auf die japa nische Note soll nach den Informationen des Petersburger Korrespondenten der ,Köln. Ztg.', wie dieser am Freitag seinem Blatte telegra phiert, das größte Entgegenkommen bezüglich Koreas ausdrücken, dagegen betreffs der M a nd s ch ure i den bisherigen russi schen Standpunkt weiterhin aufrecht er halten. * Die ans 30 Mann bestehende Wache zum Schutze der russischen Gesandtschaft landete am Mittwoch in Tschemulpo; die japanische Eisenbahndirekiion weigerte sich jedoch, sie nach Söul zu befördern. (Tsche- mulpv ist dis Hafenstadt der mehr im Innern liegenden Residenz Söul.) Die ru s s i s ch e n Seeleute haben Söul zu Fuß erreicht. — Russische Kriegsschiffe sollen die in Genua ankernden argentinischen Kreuzer, die von Japan angekauft und mit englischem Personal besetzt sind, auf ihrer Fahrt nach Japan „beobachten". Diese beiden Meldungen zeigen besser als alle Räsonnements, wie scharf zugespitzt die Dinge in Ostasten find. * Eine kaiserliche Verordnung bestimmt, daß alle in Korea ansässigen Japaner in militärpflichtigem Mier zum Dienst in Söul, Fus an und Gens am einberufen werden können. unä fern. Die vorjährige deutsche Städte-Aus- steklung in Dresden hat 204 900 Mk. Über schuß ergeben. Hiervon werden 98 900 Mk. an die beteiligten Städte als Kostenbeitrag zurück gezahlt, während der Nest der Stadt Dresden zn gemeinnützigen Zwecken verbleibt. Ein allgemeiner Heimarbeiter-Schutz- Kongrest, einberufen von der Generalkommisfion der Gewerkschaften Deutschlands, wird am 7. März 1904 in Berlin beginnen. Für den Kongreß sind zwei bis drei Tage in Aussicht genommen. Auf den Kongreß sollen alle Ver treter ohne Rücksicht auf politische und religiöse Anschauungen oder Organisationszugehörigkeit zugelassen werden, die sich durch ein Mandat legitimieren können. Mutter uud Sohn ertrunken. Ein schweres Unglück hat sich unweit von Godes berg ereignet. Eine Dame, die Gatlin eines Düsseldorfer Weinhändlers, ging mit ihren beiden Söhnen im Alter von 9 und 12 Jahren am Rheinufer spazieren. Plötzlich stürzte der jüngere Knabe, der sich zu nahe an das Wasser gewagt hatte, in den Strom. Als die Mutter ihr Kind mit den Fluten kämpfen sah, sprang sie ihm in ihrer Verzweiflung in den Rhein nach und sand mit dem Sohne den Tod in den Wellen. In Siegenburg schoß der mit einem Taschenrevolver spielende 22 jährige Söldners sohn Michael Plank den 18 jährigen Maurer Eduard Manhard oberhalb des rechten Auges in die Stirn. Bei dem Getroffenen trat alsbald der Tod ein. Der Bruder des Verurteilten. Bei der Vorstandswahl zum Gemeindebevollmächtigten- Kollegium in München erklärte der bisherige erste Vorsteher Kommerzienrat Seyboth, der Bruder des früheren Reichstagsabgeordneten Seyboth, daß er mit Rücksicht auf die jüngst erfolgte Verurteilung seines Bruders, mit dem er übrigens seit Jahren nur in losen Bezie hungen gestanden habe, auf eine Wiederwahl verzichte. Demgegenüber erklärten Liberale und Zentrum, trotz dieser Erklärung Seyboth wieder wählen zu wollen. Seyboth wurde hierauf wiedergewählt und hat die Wahl angenommen. Vo» einem entarteten Sohne wird aus Elbingen gemeldet: Der 17 jährige Sohn des Uhrmachers Haafis wurde am Donnerstag von seinem Vater wegen seines leichtsinnigen Lebens wandels gezüchtigt. Der junge Mensch ergriff hierauf ein geladenes Gewehr und erschoß seinen Vater. Der Täter wurde verhaftet. Desertion tvegeu Mißhandlung. Der bei dem Ulanen-Regiment Nr. 11 dienende Rekrut Eherner hat seine Garnison Saarburg heimlich verlassen und ist über die Grenze ge gangen. Als Grund zu diesem Schritt gibt Eherner an, er sei von der alten Mannschaft schwer mißhandelt worden. Der Vater Cherriers hat nun einen Arzt nach dem bei Blamont ge legenen Grenzorte gesandt, um seinen Sohn, der infolge der Mißhandlung dort krank danieder liegen soll, auf seinen Zustand untersuchen zu lassen. Dem Vernehmen nach wird der Fall von einen! der lothringischen Abgeordneten im- Reichstage zur Spurte gebracht weiden. SS— I K ?)erta falk 9) Roman von Theodor Almar. „Mein Kind, alles was ich dir sagen will, bezieht sich auf Julins. Ich glaube, du hast für deine Ideen und Pläne eine» Beistand gefunden." Herta richtete den gesenkte» Kopf auf und sah dem Vater erstaunt fragend ins Gesicht. Einen Beistand für ihre Pläne — etwa Werden? „Du erinnerst dich des Herrn, der dich gestern, als dich auf der Straße die Ohnmacht überfiel, in seinen Armen ausfing?" Herta nickte bejahend, ohne den gespannten Blick vom Auge des Vaters zu wenden. „Nun, das ist ein Herr vk Rosen, Gerichts assessor aus Berlin, welcher bei seinem Freunde Baurat Millner hier zu Besuch ist. Wir trafen gestern abend im Kasino zusammen. Es ist dies ein recht leutseliger Mensch, und sein offenes, gerades Wesen ist herzgewinnend. Mir ward nach der ersten Viertelstunde, als wäre ich seit Jahren mit Ihm bekannt und vertraut. Du kannst dir wohl denken, wie sich das Ge spräch alsbald auf — auf — je nun, aus Julius gelenkt hat. Assessor Rosen nennt daS, was wir Unglück nennen, einen interessanten Fall und ich war ganz erstaunt darüber, den fremden, ganz unbeteiligten Mann vom Fach über die traurige Angelegenheit beinahe ebenso urteilen zu Horen wie dich, nämlich der Mei nung zu sein, daß trotz allem und allem der Verurteilte unschuldig sei, er doch einen er bitterten Feind haben müsse, der ihn habe ver derben wollen." Frau Falk sprang auf, stemmte sich mit beiden Händen aus den Tisch und vorgebeugten Hauptes heftete sie nur fester ihre Augen auf des erzählenden VaterS Züge, als wolle sie seine Rede dadurch beschleunige». Mit an- gehaltenem Atem kam'S gepreßt über ihre Lippen: „Nun, und —" „Dieser Assessor Rosen hat auch schon gestern nachmittag gelegentlich eines Besuches beim Ge- fängnisdirektor den Gefangenen gesehen. Der Eindruck, den Julius auf ihn gemacht, ist ein solcher gewesen, daß er fest entschlossen ist, der Sache näher zu treten, nichts unversucht zu lassen, um die Fährte der Bosheit zu finden und Anhaltspunkte zu gewinnen für Wieder aufnahme des Verfahrens vor Gericht." „Vater, diesen unbekannten Freund im Un glück muß ich sehen, sprechen!" klangen die hastigen Worte beinahe freudig von den Lippen der erregten Frau. „Dieser Assessor Rosen hat meinen armen Mann gesehen, fühlt Teilnahme für ihn; er soll mir von ihm erzählen. Seit jenem fürchterlichen Tage, wo man über den Schuldlosen da? Schuldig sprach, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Nicht etwa, daß es nicht gestattet wäre, ihn zu besuchen; nein, Julius selbst will nicht, daß ich ihn in der StMinds- kleidung sehe! Dieses stolze Schamgefühl ist zu ehren, allein mir gegenüber ist es nicht an gebracht; et müßte doch wissen, daß ebenso wenig die Gefangenentracht mir den Vater meiner Kinder verändern kann, wie es der Purpur könnte ; er bleibt für mich der, der er ist: der edle Mann. Seinem Willen mich fügend, ent behre ich doch schmerzlich seinen Anblick." „Das kann ich dir nachempfinden, mein armeS Kind, allein anderseits muß ich dir auch sagen, daß du deinen Grundsätzen untreu wirst." „Wie meinst du das, Vater?" „Werde mich gleich deutlicher erklären! Ich sagte dir, daß ich deine Sehnsucht nach Julius begreife; ich sagte dir auch vorhin, daß ich den Assessor v. Rosen liebgewonnen und ihm un bedingte? Vertrauen schenke; gleichwohl kann sch dir den Vorwurf nicht ersparen, daß du in konsequent und nicht ganz gerecht handelst. Rosen, einen Mann, der dir fast ganz fremd ist, den willst du, alle Rücksichten vergessend, hier empfangen, und den, der dir doch eigentlich so nahe stehen sollte, wie ein Bruder, den weifest du zurück, der darf nicht über deine Schwelle kommen. Gilbert wurde ganz bleich und still, als ich ihm im Laufe des Gespräches endlich doch die eigentliche Veranlassung meines Besuche? bei ihm mitteilen mußte. Aber anstatt beleidigt zu sein, drückte er mir die Hand und sagte nichts weiter alS: „Wann wird Herta nur erkennen lerne«, daß ich Gut imd Blut für sie hinzugeben imstande wäre!" Frou Falt war schon vom Tische weg getreten, ms der Name Gilbert über ihre- Vater? Lippen kam; jetzt trat sie an da? Fenster und blickte einige Augenblicke in die Nacht hinein. Dann kam sie langsam zurück, legte eine Hand aas ihres BaterS Schulter und sprach ohne Erregtheit: „Alles das, was sich auf das Verhängnis meines Mannes bezieht, steht mir am nächsten, Vater. Auch habe ich nicht gesagt, daß ich den Assessor hier bei mir empfangen wolle: eS wird sich wohl eine andere Gelegenheit bieten, ihn zu sprechen. Frau Baurat und ihre Schwester waren gestern abend hier, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen, ich konnte sie nicht empfangen. So könnte ich gleich morgen hinkber- gehen, den Besuch zu erwidem; eine Begegnung mit Rosen wäre da leicht herbeizuführen im Kreise meiner Freunde. Auch sagst du, er sei mit Justizrat Görner bekannt; nun wohl, so kann ich ihn dort sprechen." »Trotzdem handelst du ungerecht." »Aber Vater!" „Ungerecht sag' ich! Ungerecht an Gilbert. Denn ganz abgesehen davon, daß er mein Freund und Jugendhekannter ist, ging er sofort darauf ein, als ich ihn ersuchte — auf deS Assessors Ratschlag allerdings — auch er möge für deine Sache wirken." Herta wurde aufmerksam und hörte nach denklich zu, wie der alte Herr ihr erzählte, waS Rosen mit den beiden alten Bediensteten der ver storbenen Baronin v. Bardow bezwecke und daß Werden versprochen hätte, dieselben von Zeit zu Zeit zu ihr in die Stadt zu schicken unter diesem oder jene« Vorwande, sie möge ihre Nach forschungen an ihnen versuchen, wie sie wolle. „Gilbert fand den Plan ganz vortrefflich" fuhr der Major fort, und als ich ihm alles andere erklärt und auSeknandergesetzt hatte, gina er mit ganzer Teilnahme für dich darauf ein."