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für die Krtsbchöröe und den Gemeinöerat zu Kretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, adonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau» I Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile Iv Pfg., sowie Bestellungen auf de« All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbvtev jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,n Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bi« vormittag» 9 Uhr angenommen. Schrislleilung, Druck und Verlag von N. 8churig, Vretnig. Mittwoch den 2V. Januar 1904. Rk. 6. Oertliche» und Sächsisches. Bretnig. Am Montag früh verschied „ach kurzem, aber schwerem Todeskampse der hiesige Nachtwächter Friedrich August Nitzsche. Derselbe war ein Veteran von 1864, 1866 und 1870/71. Als Nachtwächter hat er un serer Gemeinde über 12 Jahre treu und ge- wiffenhaft gedient. Bretnig. Das Institut der Kegeljungen erleidet mit dem Verbot der Kinderarbeit eine sehr einschneidende Aenderung. Bisher wurden in den Restaurationen mit Kegelbahnen für die Tätigkeit des Kegelaussetzen» vielfach Knaben lm schulpflichtigen Alter verwendet, Dies hört nun vollständig auf, da Kinder, d. h. in diesem Falle im noch schulpflichtigen Alter, in gewerblichen Betrieben, in Gast und Schankwirtschasten abends nach 8 Uhr überhaupt nicht mehr, am Tage auch nicht länger als 3 Stunden, an Sonntagen sogar nur 2 Stunden beschäftigt werden dürfen. Großröhrsdorf. Der hies. Gen darmerie-Brigade gelang es, einen 7jährigen Knaben au» Kleinröhrsdorf zu ermitteln, welcher kürzlich im Waloe eine größere An- zahl junger Bäume angeschnitten hatte. Kamenz. Am Montag kurz nach 5 Uhr morgens versuchte sich der Soldat Amtzberg der 3 Kompagnie 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 mit seinem Dienstgewehre mittels Platzpatrone in selbstmörderischer Absicht zu erschießen. Derselbe wurde schwerverwunstet in das Garnisonlazarett überführt. Als Grund der Tat ist lediglich Furcht vor Strafe anzu- nehmen. Kamenz Bei der verordnungsgemäß nach dem Stande am 18. Dezember 1903 vorgenommenen Zählung der Pferde und Rinder find im Bezirke ter Königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz gezählt worden : 3274 Pferde, 22,129 Rinder.'und 615 Käl ber, d. s. mehr gegen das Vorjahr 9 Pferde und 365 Rinder. Kälber sind 24 Stück weniger gegen da» Vorjahr. —- Ein unerwartetes Ende sand der Bäckermeister Koppatsch in Bautzen. Er fuhr auf seinem Fahrrad mit Gebäck nach einem nahen Dorfe. Kurz vor der Fuch»schen Fahrradfabrik platzte ihm eine Krampfader am rechten Beine. Er ist noch ein Stück auf der Dresdner Chaussee weiter gefahren, dann gewiß ermattet vom Blutverlust abge stiegen und hat stch in den Chausseegraben gesetzt, wo er verblutet ist. — Der Kutscher Kopte in Bautzen, wel cher einen mit leeren Bierfässern beladenen Wagen befördern wollte, wurde in der Nähe des Gasthofs den zwei Linden tot aufge funden. Kopte hat vermutlich nach der Hemme de» Wagens greifen wollen, ist hier bei von einem herabfallenden Faß getroffen, herabgeschleudert und überfahren worden. Der Unglückliche ist verheiratet und Vater von drei noch unerzogenen Kindern. Dresden. Der gesamten hiesigen Gar nison wurde verboten, der Aufführung von Beyerleins »Zapfenstreich", da» am Sonntag zum ersten Male im Residenztheater in Szene ging, in Uniform beizuwohnen. Dresden. Am 19. September vorigen Jahre» fand in der Dresdner Heide ein Pistolenduell statt zwischen dem Assessor Dr. jur. Frhrn. v. Friesen in Leipzig und dem Kammerjunker v. Carlowitz auf Oberschöna bei Freiberg, seinem Schwager. Dem Zwei kampf, der unblutig verlief, lagen Familien- zerwürfniffe zu Grunde. Herr v. Carlowitz wurde Ende Oktober vom Kriegsgericht zu 5 Monaten Festungshaft verurteilt. Am Frei tag verurteilte Zeitungsmeldungen zufolge die 2. Strafkammer de» hiesigen Landgerichts den Frhrn. v. Friesen zu der gesetzlich zu lässigen Mindeststrafe von drei Monaten Festungshaft. Dresden. Auf den Räcknitzer Höhen uud zwar auf der Franzenshöhe ist bekannt lich oie Errichtung einer Bismarcksäule ge- plant, deren Kosten auf etwa 40000 Mark veranschlagt sind Dreioiertel der Summe find bereit» gesammelt, sodaß man nun an den Bau herantrelen will. Für die Grund- steinlegu"g ist der 21. Juni in Au«ficht ge nommen. Dresden. Der am Montag vor der 2. S'.raskammer begonnene Buchmacherprozeß gegen den Kaufmann Karl Friedrich August Brode aus Berlin und 16 Genossen wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels, wegen Vergehens gegen das Reichsstempelgesetz jund Beihilfe beziehentlich wegen Beamtenbeleidigung und Widerstande» wurde am Donnerstag abend in der achten Stunde zu Ende geführt. Da» Urteil lautete für Brode auf 10 Monate Ge fängnis und 6000 Mark Geldstrafe oder noch 1 Jahr Gefängnis, für Grützner auf 6 Mo nate Gefängnis und 1500 Mark Geldstrafe oder noch 100 Tage Gefängnis, für Mitschke 10 Monate Gefängnis und j5000 Mark Geldstrafe cder noch 340 Tage Gefängnis, für Ernst uno Ziegert je auf 5 Monate Ge fängnis und 1500 Mark Geldstrafe oder noch 100 Tage Gefängnis, für Fischer aus 3 Monate Gefängnis und 1000 Mk. Geld strafe oder noch 70 Tage Gefängnis, für Michaelis auf 3 Wochen Gefängnis und 300 Mark Geldstrafe oder noch 20 Tage Gefäng nis, für Klein auf 1 Woche Gesängnl« und 500 Mark Geldstrafe oder noch 50 Tage Gefängnis, für Frenzel und Hofmann auf j: 1 Tag Gefängnis, für Kaul auf' 1 Tag Ge fängnis und 400 Mark Geldstrafe oder noch 4 Wochen Gefängnis, für Bergmann auf 1 Tag Gefängni» und 600 Mark Geldstrafe oder noch 40 Tage Gefängnis, für Kneschk», Liebernickel und Müller je auf 1 Tag Ge fängnis und 300 Mark Geldstrafe oder noch 20 Tage Gefängnis, für Richter auf 1 Tag Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe oder noch 1 Woche Gefängni» sowie sür Schneider auf 1 Tag Gefängnis und 200 Mark Geld strafe oder noch weitere 2 Wochen Gefäng ni». Großburgk bei Dresden, 16. Januar. Großes Aussehen erregt hier da» Verschwin- den eine« an ter hiesigen Schule angestellten Lehrers, der plötzlich, nachdem er noch am 1. Januar d. I seinen Gehalt abgehoben hat, seine Stellung verlassen hat, ohne seinen zahl reichen Verpflichtungen nachgekommen zu sein. Die Schuldenlast des verdufteten Lehrer» soll eine ganz enorme sein sowohl bei Geschäfts leuten als auch bei Privaten, die er um zahl reiche, nicht unerhebliche Darlehne anging. Erst vor kurzem erregte der Abgang einer Lehrerin an der hiesigen Schule unliebsame» Aufsehen. Zittau. Im benachbarten Bertsdorf werden jetzt Bohrungen nach Braunkohlen vorgenommen. Schon in früheren Jahren wurden; derartige Bohrungen nach Braun kohlen unternommen, die auch von Erfolg waren. Zu damaliger /Zeit hatte man be reits einen Schacht von 48 Ellen Tiefe ge graben und auch Kohlen gefunden, aber we gen de» hohen Wafferstande» und de« Lauf sandes mußte das Graben eingestellt werden. Zittau. Ein Fußbad im Monat Januar hat sich der bekannte „Naturmensch" Jannasch am 6. Januar mittags zu Ehren der heiligen drei Könige geleistet. Eine eisfreie Stelle der Moldau bei der Pilotenbrücke in Lieben hatte Jannasch dazu ersehen, um sich vor allem Volke al» Winterschwimmer zu produ zieren. Um halb 12 Uhr kam er barfüßig über den hartgefrorenen Boden in lustigem Gewände herangeschritten. Eine Schaar von Zuschauer, meist Bewohner von Lieben, die von dem bevorstehenden amüsanten Schauspiel erfahren hatten, empfing ihn mit fröhlichem „Hallo!" Jannasch entledigte sich schnell seiner leichten Bürde und stieg zum Gaudium de» versammelten Publikums in das eiskalte Wasser, tummelte sich eine Weile darin her um, schlüpfte dann wieder in seinen dünnen Mantel und lief hurtig davon. Freiberg. Von dem abends 9 Uhr 35 Minuten von hier nach Nossen verkehren den Personenzuge ist kürzlich die in der Nähe von Kleinwaltersdorf bedienstete UebergangS- Wärterin Frau Ernst überfahren worden. Stürza, 14 Januar. Ein schrecklicher Unglücksfall mit tödlichem Ausgange hat sich heute hier zugetragen. Da» im 8. Lebens jahre steh nde älteste Töchterchen Olga de« Herrn MühlenbesitzerS O. Michael war von der Mutter in den Mühlenraum geschickt wor den, um den dort beschäftigten Vater herbei zuholen. Der Vater hatte jedoch zufällig aus einige Minuten die Mühle verlassen. Als er wieder zurückkehrte, bot stch seinen Augen ein gräßlicher Anblick. Da» Kind war wahr scheinlich mit seinem Schätzchen an eine auf rechtstehende, im Gang befindliche Welle des Mahlwerk» geraten, von dieser erfaßt und herumgeschleudert worden. Die Wände des Raume« waren mit Blut und Gehirnteilen bespritzt. Al» das Werk adgestellt und das Kind herabgenommen war, stellten stch die fürchterlichsten Verstümmelungen am Kopf und an den Gliedern heraus. Der Tod mußte augenblicklich eingetreten sein. Da« Mädchen war ein gute« Kind und in der Schule eine fleißige, brave Schülerin. — Der Lehrer-witwe Frau Böhtig in Weixdorf, die, wie berichtet, am Donnerstag ihren 100. Geburtstag beging, wurden zahl reiche Ehrungen durch Geschenke, Besuche und Glückwünsche zuteil. Ihre Majestät die Königin-Witwe sandte ihr einen Rubestuhl mit Kiffen, sowie Blumen und Wein zu. Die Herren Kantor Georgi-Grünberg und Ober lehrer Köhler - Lausa brachten ihr die Glück wünsche und ein Geschenk des Pestalozzi-Ver- eins. Auch von gänzlich unbekannter Seite erhielt sie Gratulationen und Geschenke. — Vor ca. 3 Jahren ging einem Haus besitzer in Oberneuschönberg bei Olbernhau ein Trauring verloren und kam nicht wieder zum Vorschein. Als jetzt die Hausziege ge schlachtet wurde, fand man bei ihrer Zerleg ung den vermißten Ring an der Lunge des Tiere«, ziemlich rn das Fleisch eingewachsen, vor. Der Ring war wohl erhalten, nur et wa« geschwärzt und verbogen. Jöhstadt, 15. Januar. Wie stark der 14. Jahrgang. Aberglaube noch im Volke steckt, und w* leicht es Leuten gemacht wird, diejenigen z« betören und zu betrügen, die „nicht alle wer den", dafür bot eine Verhanolung vor der 3. Strafkammer de« Landgerichts Chemnitz wie der einen Beweis. Wegen Betrugs hatte sich der in Jöhstadt geborene Siebmacher und Topfeinstricker R, ein schon achtzehnmal vor bestrafter Mensch, zu verantworten. Der An klage lagen drei Fälle zugrunde, in denen er sich bei an Rheumatismus bezw. an Krämpfen leidenden Frauen in Burkhardtsdorf bei Chemnitz als der „bekannte Reinsdorfer Streichmann" vorstellte und ihnen gegen ein Honorar von je einer Mark Heilung von ihren Leiden versprach. Unter allerlei Hokus pokus, verbrämt mit religiösen Reden, bestiich er den Körper unv befahl den Frauen, einen mit Kreuzeln versehenen Zetteln 11 bis 19 Tage aus den Leid.zu binden, dann sollten sie ihn in der letzten Nacht zum Fenster h> vauswersen. Und solchem blühenden Blöd sinn fielen drei Frauen zum Opfer, auf deren Geld es der Angeklagte abgesehen hatte. Ihn traf eine exemplarische Strafe. Mit Rücksicht auf sein reichhaltiges Strafregister erkannte das Gericht auf 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus und i5 jährigen Ehren- rechtsverlust. — In Oederan ist aus dem Hofraum de» Amtsgerichts der Untersuchung-gefangene Her mann Klesing, geboren 1883 zu Duisburg, entwichen. Vom Flüchtigen wird folgendes Signalement veröffentlicht: Statur: mittel, Haare: dunkelblond, Augen: blaugrau, suu- ruhiger Blick); Nase: normal, Gesicht: schmal, Kleidung: Radfahrermütze, Rock-Jackett dunkel, graue, gestreifte Hose und Segeltuchschuhe. — Der Wild- und Delikateffenhändler Reinhardt in Zwlckau ist in Konkurs ver fallen. Das ist etwa der fünfte Konkurs (!) dieses Geschäfts, denn dasselbe ging nach einander aus die Fran und Kinder und zuletzt wieder auf den Mann über. — Die „Bockbierfeste" hat die Amtshau pt- mannschaft zu Plauen sür die Sonnabende und Sonntage verboten.' Al» Bockbierfest soll jeder Ausschank von Bockbier gelten, wenn zum Anlocken oder zur Unterhaltung der Gäste irgend welche Veranstaltungen ge troffen werden. — Da» Tagesgespräch bildet in Plauen i. V, die Verhaftung eines sogen, schweren Jungen, des Einbrechers Seifert daselbst. Man glaubt, daß Seifert außer dem von ihm im Cohnschen Geschäft verübten Einbruch noch viele andere Straftaten auf dem Kerb- Holze hat; insbesondere wird angenommen, daß er auch die in jüngster Zeit in Plauen vor gekommenen Automaten-Diedstähle verübt hat. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 18. Januar 1904. Zum Auftrieb kamen: 4172 Schlachttiere und zwar 731 Rinder, 968 Schafe, 2171 Schweine und 321 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen Lebendgewicht 38—40, Schlachtge wicht 68—70; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 35—38, Schlachtgewicht 62—68; Bullen: Lebendgewicht 37—39, Schlachtgewicht 64—68; Kälber: Lebendgewicht 47—49 Schlachtgewicht 68—72; Schafe: 75—77 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 38—39Schlachtgewicht 50—52. Es sind nud die Preise sür die besten Viehforte» verzelchnet